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Der kleine Teich

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14.03.2005
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Der kleine Teich

Schweißgebadet sah er aus dem Fenster. Den kleinen, aber tiefen Teich umringte dichter Nebel. Todd lauschte dem tosenden Geräusch des Windes, der mit gewaltiger Kraft an der Eiche vor jenem Teich rüttelte.

"Menschen, die ein fremdes Herz einfach wegschmeißen, verdienen es nicht, ihr eigenes zu behalten", dachte sich Todd Roaring.
Todd war ein großer, gut gebauter Mann. Abgesehen von seinem relativ verlumpten Kleidungsstil, vermochte man ihn einen wahrlich attraktiven Mann zu nennen.
Stundenlang saß er regungslos in seinem Arbeitszimmer und wandte seinen Blick nicht von seinem Teich ab.
Zusammen mit seiner Frau Abby legte er diesen Teich vor Jahren, kurz nach ihrem Einzug, in der hintersten Ecke ihres Gartens an.
Er war der kleine Fleck, welcher dem gesamten, ansich recht großen Garten erst das nötige Leben einhauchte. Munter schwammen kleine, sehr zierliche Fische in dem Gewässer umher. Das bunte treiben lockte viel Bewegung in das riesige Anwesen der Roarings. Frösche, Schmetterlinge und viele andere Insekten betrachteten es scheinbar in vollster Zufriedenheit als ihr Zuhause.

Todd war pensionierter Drehbuchautor. Hinter ihm lag zwar keine große Karriere, aber dennoch schaffte er es immer, für sich und seine Frau gut zu sorgen. Das Haus, in dem sie lebten, war viel zu groß für die kleine Familie. Es lag inmitten eines ruhigen, sehr idyllischen Waldes und hatte 2 riesige, geräumige Etagen. Oben, von wo aus er noch immer seinen Teich beobachtete, befanden sich das Schlaf- sowie das mächtige Arbeitszimmer. Befand sich Todd in jenem Zimmer, so war das Betreten für Abby tabu. Denn hier vermochte sich Todd zurückzuziehen, wenn er seine Ruhe brauchte. Die dunklen Jalousinen schützten Todd im Sommer vor den brennenden Sonnenstrahlen und selbst im Herbst war er vor dem tosenden Wind, der oftmals durch den Wald rauschte, geschützt.

Todd regte sich nicht. Wie kleine Diamanten inmitten des Regens liefen Tränen seine Wangen hinunter. Es war fast dunkel. Lediglich ein sanfter Kerzenschein begleitete dieses traurige, aber doch so faszinierende Spiel seiner Gefühle.
Todd senkte seinen Kopf auf den nunmehr feuchten Schreibtisch. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf und zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass er selbst es war, der seinem Leben eine schwerwiegende Wende bescherte.
Todd und Abby waren stets ein glückliches Paar. Für Todd war Abby die Liebe seines Lebens und auch Abby ließ es sich nicht nehmen, so oft es ging zu erwähnen, dass Todd ihr das Wichtigste überhaupt sei.
Sie führten eine Beziehung, die harmonischer nicht hätte sein können.

Eines Abends - Abby verabschiedete sich zu einem Kegelabend mit ihrer besten Freundin - drohte Todd's gesamtes Leben auf den Kopf gestellt zu werden.
Es war mittlerweile 24 Uhr und Todd beschloss, seine Frau zu dieser nächtlichen Stunde von ihrem Kegelabend zu holen. Wissend, dass sie bis dahin noch niemals so spät nach Hause kam.

Tod zog sich seinen schwarzen Mantel - sein einziges Kleidungsstück, das zumindest einen Hauch Eleganz besaß - über und kämpfte sich durch den immer stärker werdenden November-Regen auf direktem Wege zu seinem Auto. Einen alten, schwarz-metallic-farbenden Cadillac. Ein Sammlerstück, dass er vor Jahren von seinem Vater erbte. Er fuhr durch die schmale Straße entland des Waldrands und erreichte circa eine halbe Stunde später die Stadt.

Vor ihm lag das kleine Hotel, in dem sich Abby's bevorzugte Kegelbahn befand. Hastig parkte er sein Auto am Straßenrand und betrat mit großen Schritten den Eingang des Hotels. Ein kleiner, roter Zettel an der sich direkt neben dem Eingang befindlichen Pinnwand verriet ihm schon, ohne das er auch nur ein Wort sagen musste, dass die Kegelpartie bereits seit über einer Stunde vorbei War.

"21. Hobby-Kegelwettbewerb
13.05.1985
18 - 23 Uhr"

Ein kaltes Gefühl machte sich in ihm breit. So, als würde die gesamte Kälte dieser Herbsttage versuchen, in Todd einzudringen. Wehrlos ließ er sie gewähren.
Todd bekam Angst. Es war nichts geschehen, doch zum ersten Mal in seinem Leben hatte er panische Furcht davor, etwas zu verlieren. Nein, nicht etwas - er fürchtete sich, sein Leben zu verlieren. All das, was er sich über Jahre errichtete und über alles zu lieben lernte.
Todd rannte zurück in sein Auto und fuhr mit quietschenden Reifen davon in Richtung seines riesigen Hauses.
Dort angekommen erblickte er einen kleinen, schmalen aber sicherlich sündhaft teuren Sportwagen. Gedämmtes Licht brannte vorne über Fahrer- und Beifahrersitz. Instinktiv hielt Todd an - er ließ sein Auto in sicherer Entfernung in einer kleinen Waldlichtung stehen und stieg vorsichtig aus. Seine Knie zitterten, ohne das Todd genau wusste, was ihn erwarten würde. Leise schlich er sich immer näher an diesen mittlerweile als roten Aston Martin identifizierten Wagen. Nun vernahm er plötzlich leise Geräusche. Es war ein leises Kichern. So, als würde man 50m neben einem Spielplatz stehen, dachte sich Todd. Vorsichtig ging er näher heran.

Nun konnte er deutlich die Konturen zweier Gestalten erkennen. Angetrieben von panischer Angst und dem aufkommenden Gefühl starken Entsetzens ging er weiter und weiter. Er erkannte einen Mann, relativ klein, mit kurzen Haaren und sehr elegantem Anzug. Neben ihm eine Frau... Seine Frau.

Todd versteckte sich hinter einem nahestehenden Baum und wartete ab, was passiert.
Plötzlich legte der Mann seine Hand um Abby und was folgte, war ein langer, inniger Kuss.
Erneut durchlebte Todd dieses Gefühl unerbitterlicher Kälte, welches ihm ähnlich schon im Hotel begegnete. Doch dieses Mal war es deutlich stärker. Todd schien innerlich zusammenzufallen und alles, was übrig blieb, war eine leere Hülle, die mit gläsernen Augen ins Nichts starrte. Wie von alleine hinkte Todd auf geradem Wege in Richtung des Autos. Er hatte es noch nicht ganz erreicht, da gingen mit einem lauten Knall beide Türen auf.

"OH NEIN!", schrie Abby wie von Sinnen.

Todd sagte kein Wort. Wie erstarrt stand er da und realisierte nur noch, wie der Fahrer des roten Sportwagens ohne jeglichen Kommentar davon fuhr. Jedenfalls nahm Todd keinen Kommentar wahr.

"Lass es mich erklären...", stammelte Abby weiter. Doch Todd hörte nicht mehr hin. Längst war er auf dem Weg zur hölzernen Eingangstür seines nun ziemlich verloren wirkenden Hauses. Der Wind pfiff und schien jedes Fenster herausreissen zu wollen. Es war ein tosender Lärm, der Abby wiederum auf ihrem Weg ins Haus begleitete. Ein kalter Blitz schien immerfort zwischen Todd und Abby einzuschlagen, so als wolle etwas verhindern, dass sie es schaffte, auf ihn zuzugehen.
Todd sprach kein Wort mit Abby, welche weinend in das gemeinsame Schlafzimmer rannte. Auch Todd begann, bitterlich zu weinen. Seine Tränen liessen die Regentropfen, die Draussen scheinbar versuchten, den Boden zu zerstören, zu kleinen, sanften Kügelchen schrumpfen. Die Zeit stand still. Doch ein Blick auf die Uhr verriet Todd, dass inzwischen bereits 3 Stunden vergingen, seitdem Abby weinend ins Bett rannte.

Todd verschlug es in sein Arbeitszimmer. In jenes Zimmer, in dem er Ruhe hatte.

Schweißgebadet sah er aus dem Fenster. Den kleinen, aber tiefen Teich umringte dichter Nebel. Todd lauschte dem tosenden Geräusch des Windes, der mit gewaltiger Kraft an der Eiche vor jenem Teich rüttelte.

"Menschen, die ein fremdes Herz einfach wegschmeißen, verdienen es nicht, ihr eigenes zu behalten", dachte er sich.

Hastig rannte er hinunter in die Küche. Er nahm das große Messer, welches sie immer benutzten, um besonders große und dicke Lebensmittel zu zerkleinern.

"Ich werde sie umbringen", rief er entschlossen. Todd rannte hinauf ins Schlafzimmer. Da lag sie nun, "diese Betrügerin", dachte er sich. Todd holte aus und stach unwillkürlich zu. Einmal, zweimal, dreimal. Er setzte kurz aus - Tränen beeinträchtigten seine Sicht. Mit blutigen Händen wischte er sich durch seine versteinerte Mine und begann, weitere dreimal auf seine noch immer ruhig daliegende Frau einzustechen. Sie war tot und Todd beschlich zum ersten Mal das Gefühl, es wieder gut gemacht zu haben.

"Sie wird keinen mehr betrügen... Sie wird mich nicht mehr betrügen...", murmelte er ununterbrochen, bevor er sie weinend aus dem Bett hievte.

Todd Roaring wollte sie von seinem kleinen Teich verschlucken lassen. Der Teich, der wie er stets sagte, dem gesamten Garten erst das Leben einhauchte. Dem Ort, der das Zentrum des lieblichen Treibens der vielen, bunten Tiere war.

 

So, ich bin dann wohl der Neue hier. Erstmal ein "Hallo" an alle Member hier.

Die Geschichte oben ist meine erste Kurzgeschichte überhaupt. Bis dato hab ich lediglich Gedichte/Prosa geschrieben. Ich wär sehr dankbar, wenn sich jemand die Zeit nehmen würde und die Geschichte kommentiert..

 

Haje, perfekter Start: Der Titel lautet "Der kleine Teich". Das kommt davon, wenn man parallel ICQ-Gespräche führt. :roll:

 

Hallo yage

Willkommen auf Kg.de

Ich hab dir erst mal den Titel korrigiert ;)

 

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