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Der Krieg fordert seine Opfer

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28.01.2006
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Der Krieg fordert seine Opfer

Seit jeher war sie erfüllt von der Angst, dass es wieder passiert.

Frieda W. war nun achtundsiebzig Jahre alt, ihre gesamte Jugend ein einziger Albtraum, den sie zwar aus ihrem alltäglichen Leben verdrängen, doch noch nie wirklich hatte verarbeiten können. Schließlich kann man so etwas nicht einfach verarbeiten, also war sie nicht die Einzige, die sich nach über sechzig Jahren noch immer mit Fragen nach dem Warum quälte. Warum war das alles passiert und warum hatte ausgerechnet sie zu Kriegszeiten aufwachsen müssen? Viele ihrer Bekannten und Familienangehörige waren gefallen in diesem Krieg. Sie hatte Verwundete gesehen, Menschen, die Arme und Beine verloren und die toten ausgebluteten Körper, die überall auf den Straßen gelegen hatten. Die Regierung hatte über Rundfunk verkünden lassen, dass der Krieg seine Opfer fordere, das Durchhalten gefragt sei, wolle man den Sieg erringen. Sie hatte damals schon nicht begreifen können, wie es zu dem Krieg gekommen war, für was der Mensch überhaupt Krieg führen müsse. Warum können wir nicht alle einfach in Frieden leben?

Obwohl Frieda W. die vergangenen Monate immer häufiger unter Anfällen der alzheimerschen Krankheit zu leiden hatte, lebte sie noch immer alleine in ihrer Wohnung. Innenstadt, dritter Stock. Ihr Ehemann, der einzige Mensch mit dem sie je über all ihren Kummer, all ihre Ängste sprechen konnte, war vor sieben Jahren verstorben. Es war ein stürmischer Herbsttag gewesen, an dem sie ihn zu Grabe getragen hatten. Ihr Sohn hatte damals vorgeschlagen, sie solle in ein Pflegeheim zu ziehen, jemand müsse sich um sie kümmern und er habe leider nicht genügend Platz in dem kleinen Reihenhaus, welches er mit seiner Frau und den beiden Kindern bewohne, würde sie aber regelmäßig besuchen. Immer und immer wieder hatte Frieda W. seitdem betont, dass sie um keinen Preis ins Heim wolle, sie fühle sich fähig genug, ihr Leben alleine zu bewältigen, sie wolle niemandem unnötig zur Last fallen und ohnehin wolle sie nicht wie in einem Gefängnis hausen, sondern stattdessen tun und lassen, wonach ihr gerade sei.

Vorgestern hatte sie das entsetzliche Knallen wieder gehört, das sich durch ihre gesamte Jugend gezogen hatte. War es nur für einen kurzen Moment und, der Lautstärke nach, auch fern gewesen, hatte sie sich sofort an die vielen Stunden zurückerinnert gefühlt, die sie damals, gemeinsam mit der gesamten Familie, im Keller um ihr Leben gezittert hatte. Sie hatte an die Großmutter gedacht, die, gebrechlich wie sie war, ihr stets Mut und Kraft spendete, in dem sie ruhig und gelassen auf einem alten Schaukelstuhl in der Ecke gesessen und gestrickt hatte, als ginge sie das Geschehen, die Sirenen, die Explosionen da draußen nichts an. Auch Friedas sechzehntem Geburtstag hatten sie im Kellerversteck feiern (sofern man zu diesen Zeiten überhaupt von „feiern“ hatte sprechen können) müssen, während die Stadt einem der heftigsten Bombardements des gesamten Krieges ausgesetzt war. Der Boden um sie herum hatte gezittert, Sirenen gejault und es aus allen Richtungen geknallt. Die Großmutter hatte ihr ein Paar Wollsocken geschenkt. Noch immer lag es in ihrem Kleiderschrank, besaß sie doch, so ausgewaschen und abgetragen es auch war, von wenigen Schwarzweißfotografien abgesehen, keine weiteren Erinnerungsstücke an ihre Großmutter.

Die grässlichen Bilder von damals vor Augen, das Herz pochend angesichts der erneuten Knallgeräusche, war sie zum Fernsehgerät gelaufen, um mit zittrigen Fingern dessen Anschalter zu betätigen. 'Sie müssen doch davon berichten. Dass ich es mir eingebildet habe, ist unmöglich. Das Knallen war da.' Beinahe verzweifelt hatte sie durch die verschiedenen Kanäle geschaltet, doch keine Nachrichtensendung gefunden, die sie in ihrer schrecklichen Ahnung bestätigt hätte.

Im weiteren Verlauf dieses vorgestrigen Tages hatte sie das Knallen noch zwei weitere Male wahrgenommen, am gestrigen gar sieben- oder achtmal. Es war ihr lauter und näher erschienen und sie wieder und wieder zum Fernsehgerät gerannt. Nichts. Keine Programmunterbrechnungen oder Sondernachrichtensendungen, nicht einmal auf den sensationslüsternsten Privatsendern war der Kriegsfall ausgerufen worden.
Auch die Tageszeitung, deren Abonnentin sie schon seit Jahrzehnten und die ihr, zumindest in solch elementaren Geschehnissen, stets seriös erschienen war, hatte, weder gestern noch vorgestern, von einem Krieg berichtet. Dennoch fühlte sie sich ob des Knallens draußen ängstlich und verunsichert, vielleicht sei der Krieg noch nicht im vollen Gange, stünde aber unmittelbar bevor und ward deshalb noch verschwiegen.

Frieda W. wünschte sich an jenem Tag nichts mehr, als mit wem über ihre Ängste sprechen zu können, doch die beiden Anlaufstellen, die einzigen, denen sie so etwas anvertraut hätte, waren verreist: Ihr Sohn war mit seiner Frau und den Kindern in den Skiurlaub gefahren und auch das junge Ehepaar aus dem zweiten Stock, welches öfters Einkäufe für sie erledigte und ihr ab und an Besuch leistete hatten sich eine Woche zuvor von ihr verabschiedet, sie würden ein paar Tage bei ihrer Familie verbringen wollen. Sie zögerte, ob sie sich an die Polizei oder eine sonstige Behörde wenden solle, doch diese hätten schon vor sechzig Jahren nicht auf Seite der Bevölkerung gestanden und ein Anruf bedeute Hochverrat, sodass sie ihren Gedanken schnell wieder verwarf.

Wieder hörte sie das Knallen, wieder war es lauter geworden und näher gekommen. Ängstlich hangelte sie sich zum Fenster und blickte hinaus. Es war Abend, der kleine Zeiger Frieda W.s Standuhr näherte sich der Sieben und die Dämmerung hatte sich schon über der Stadt niedergelassen.

Sie sah die jungen Männer, die unten im Licht der Laternen auf der Straße standen und Raketen zündeten, Granaten warfen oder Pistolen abfeuerten. Die Waffen waren auf den ersten Blick zwar moderner geworden, klangen aber noch genauso furchterregend wie in den Stunden, die sie mit ihrer Familie vor über sechzig Jahren im Keller ausgeharrt hatte. Die Männer unten auf der Straße trugen dicke, dunkelgraue oder schwarze Mäntel. Die Hoffnung, das alles nur Einbildung war, schwand in Frieda W., es sei unausweichlich, der Krieg und all das Leid, das dieser mit sich bringt, würden sie nun ein zweites Mal in ihrem Leben heimsuchen.

Am Rand der Bürgersteige lagen noch Reste des Schnees, der die letzten Wochen gefallen und von den Menschen auf die Seite geschoben worden war und jetzt in seinem zarten Weiß hinauf zu Frieda W.s Fenster schimmerte. (In Wahrheit war der Schnee lange nicht mehr zartweiß, der Automobilverkehr und dessen Abgase hatten ihn dunkel verfärbt, doch Frieda W. wünschte ihn sich weiß, denn weiß sei ein Symbol für den Frieden.)

Die folgenden Stunden bangte sie in ihrem Sessel vor dem Fernseher, doch waren dort nur tanzende und singende Menschen zu sehen, heile Welt. Die Stunden vergingen, das Knallen auf der Straße wurde zwar intensiver, doch nichts war mit dem vergleichbar, dass Frieda W. um Mitternacht erleben sollte. Der Lärm war ohrenbetäubend, Raketen jaulten auf, Granaten explodierten an jeder Ecke. Sie ging ans Fenster und traute ihren Augen nicht, als sie Kinder sah, die mit starren Augen gen Himmel blickten. Ein Junge schleuderte etwas, das wie eine Stange Dynamit auszusehen schien, mitten in die Menschenmenge. Krieg. Frieda W. zögerte nun keine Sekunde mehr, den gesamten Abend hatte sie bereits diesen Gedanken gefasst, alles in ihrem Kopf durchgespielt. Sie bewegte sich in Richtung des Fensters, öffnete es und kletterte behutsam auf den Sims. Dort blieb sie einige Sekunden wie angewurzelt stehen; Sekunden, in denen sie ihr vergangenes Leben, insbesondere die zerbombte Kindheit, noch einmal Revue passieren hat lassen. Dann nahm sie all ihren Mut zusammen und sprang. Sie sei zu alt, um einen erneuten Krieg durchzustehen, sie könne es einfach kein weiteres Mal ertragen. Ihren letzten Gedanken richtete sie an ihren Sohn, sie hatte gehofft, ihm von ganzem Herzen gewünscht, dass er und seine Familie stärker seien, dass auch die Enkelkinder alles gut überstehen werden. Auf dem harten Asphalt prallte sie auf, beinahe vor den Füßen des Hausmeisters, dessen Frau, zwei Gläser Champagner in der Hand, gerade mit diesem anzustoßen gedachte. Sie war sofort tot. Die Raketen knallten weiter munter durch den Nachthimmel.

Der Hausmeister stürmte zu seiner Wohnung, suchte nach der Nummer, die Frieda W.s Sohn ihm vor einigen Wochen einmal für eventuelle Notfälle hinterlassen hatte, fand sie schließlich und wählte die Ziffern. Es tat sich nichts, das Telefonnetz war zusammengebrochen. Er versuchte es wieder und wieder, bis sich endlich eine Stimme meldete, die ziemlich angetrunken klang und ihm ein „Fröhliches neues Jahr“ entgegenlallte und noch bevor er auch nur einen einzigen Ton hätte sagen können, fortsetzte:

„Das Feuerwerk ist einfach gigantisch, man muss es einfach sehen. Einzig die Kleine hatte geweint, der ganze Lärm hat ihr wohl Angst bereitet. Meine Frau hat sie aber eben ins Bett gebracht und ihr gesagt, dass dieses Knallen doch etwas Wunderschönes sei. So ist es doch, nicht wahr?“

Derweil sammelte sich eine Gruppe von Menschen um den toten Körper der alten Dame. In den Taschen ihrer Weste fanden sie alte Schwarzweissfotos und ein paar Socken.

 

Zwei kleine Anmerkungen meinerseits:

1. Es tut mir leid, dass ich diese Geschichte nicht zum Jahreswechsel geschrieben habe, mit dem Veröffentlichen zum 31.12.2006 wollte ich allerdings nicht. ;)

2. Es ist wieder eine Geschichte, die ich gerne auch in Satire gepackt hätte, sicher kann man auch hier wieder streiten, ob es eine Satire ist oder einfach nur Gesellschaftskritik. Ich konnte mich wieder nicht entscheiden und habe mich dieses Mal einfach für "Gesellschaft" entschieden.

 
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Hallo Sebastian,

ich musste erst einmal zu Ende lesen, um zu sehen, worauf du eigentlich hinauswolltest, wenn du die traurigen Stationen und Kriegserlebnisse deiner Protagonistin so sehr im Schnelldurchlauf abhakst, dass du einem jedes Mitgefühl für sie nimmst. Aber es passte zum Ende dann schon.
Die Sätze sind manchmal sehr umständlich, darauf gehe ich in dem Worddokument, das ich dir verlinke noch ein.
Manchmal erweckst du dadurch den Eindruck, du nimmst deine Protagonistin nicht ernst, sondern machst dich über sie lustig. Dabei ist ihr Schicksal auch in deiner Übertreibung doch noch höchst tragisch.


Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sim,
vielen lieben Dank für deine sehr konstruktive Kritik, mit der ich, wie das letzte Mal auch, sicher viel anfangen kann.

Das mit dem Schnelldurchlauf und den traurigen Kriegserlebnissen, wenn das wirklich so wirkte, dass das Mitgefühl für die Prot verlorenging, muss ich daran tatsächlich noch etwas feilen, denn das sollte auf keinen Fall so rüberkommen. Ebenso wie ich den Eindruck erwecken wollte, dass die Protagonistin nicht ernst zu nehmen sei.

Dein Word-Dokument werde ich mir später zu Gemüte führen, denn leider muss ich nun erst einmal los, aber auf den ersten Blick wirkt auch dies sehr ausführlich und ich bin schlicht beeindruckt, dass du dir wieder so viel Zeit für meinen Text genommen hast. Danke!

Liebe Grüße,

Sebastian

EDIT: Die groben (Rechtschreib- und Grammatik)Fehler habe ich nun, denke ich, beseitigt.

 

Hallo Sebastian,
Die Idee deiner Geschichte, an Sylvester eine alte Frau in den Selbstmord zu schicken, weil sie glaubt, es gibt wieder Krieg, finde ich gut. Die Ausführung weniger. Sim hat es schon angesprochen, es ist einerseits der Schnelldurchlauf, der ein Mitgefühl verhindert. Aber nicht nur die Handlung verhindert ein Mitgefühl. Die Protagonistin ist bis auf den Jahrgang, den Witwenstatus und der Krankheit zu farblos. Die alten Socken im Schrank reißen als Detail auch nichts heraus. Um auf den Kern zu kommen:
Die alte Frau hat als Kind/Jugendliche ein Trauma erlebt. Man weiß dass Traumata verdrängt werden und sogenannte flashbaks erneut traumatisierend wirken. Aber dann müsssten alle, die den Bombenhagel er(über)lebt haben, an Sylvester lin den Tod springen, wie deine Protagonistin.
Was zeichnet ihren Charakter aus, dass sie es getan hat?
Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,
vielen Dank für das Lesen meiner Geschichte und deinen Kommentar.

Die Ausführung weniger. Sim hat es schon angesprochen, es ist einerseits der Schnelldurchlauf, der ein Mitgefühl verhindert.
In diesem Punkt gebe ich dir (und sim natürlich) absolut Recht, daher habe ich die Geschichte jetzt etwas ausgearbeitet, ich hoffe, dass man jetzt besser mit der Protagonistin mitfühlen kann?

Zu deinem anderen Kritikpunkt, hmm, es ist schwer zu erklären, aber ich widerspreche dir da, zumindest in einem entscheidenden Punkt.

Die Protagonistin ist bis auf den Jahrgang, den Witwenstatus und der Krankheit zu farblos.
Vielleicht ist es auch eine schlechte Angewohnheit oder schlicht mein Stil, dass ich Personen ungerne Namen gebe (in diesem Fall habe ich mich wenigstens bei der Hauptperson dazu durchgerungen), ihr Aussehen oder ihren Alltag näher beschreibe und persönliche Details/Hintergründe außen vorlasse, aber da steckt auch eine gewisse Absicht dahinter: Ich möchte nicht, dass meine Protagonistin als "Einzelfall" abgestempelt wird, die aufgrund ihrer persönlichen Erlebnisse oder ihres schwachen Gemütes aus dem Fenster springt. Stattdessen möchte ich, dass sie ein Symbol für diese Generation steht und genau dass untermalen, was du in Frage gestellt hast:

Aber dann müsssten alle, die den Bombenhagel er(über)lebt haben, an Sylvester lin den Tod springen, wie deine Protagonistin.

Sicher, auf den ersten Blick mag das wie eine Übertreibung wirken, doch wenn das der Fall wäre, hätte ich sie in die Satire geordnet (oben hatte ich ja geschrieben, das ich mir unschlüssig war, ob Satire oder nicht). Doch wenn man sich das Ganze näher betrachtet, erkennt man vielleicht, dass das Ganze durchaus realistisch und gar nicht so übertrieben ist, wie es auf den ersten Blick wirkt:

Freunde von mir haben beispielsweise in der Silvesternacht einen "Kriegsfilm" gedreht, weil sie fanden, die Kulisse könnte besser gar nicht sein. Der komplette Ton des Bombenhagels aus dem Film stammt vom Silvesterfeuerwerk, sie mussten keinen einzigen Soundeffekt separat einfügen.

Oder denk doch mal an die ganzen Tiere, die verrückt spielen, wenn es draußen kracht und pfeifft.

Und und und... ich könnte jetzt noch weitere Beispiele aufführen, die diese Situation reallistisch erscheinen lassen, aber das würde zu weit führen.

Was zeichnet ihren Charakter aus, dass sie es getan hat?
Mir geht es in diesem Falle nicht darum, wer genau die Person war, die gesprungen ist. Viel mehr geht es mir darum, dass sie von der Gesellschaft, die im Partyrausch den "Krieg simuliert", sie in den Tod getrieben hat.

Ich hoffe, das meine Erklärung einigermaßen verständlich war (es ist wirklich bißchen schwer, das zu beschreiben, sorry) und bedanke mich dennoch für deinen Einwand mit dem "farblosen Charakter".

Viele lieben Grüße,
Sebastian

 

Hallo sebastian

Mir geht es in diesem Falle nicht darum, wer genau die Person war, die gesprungen ist. Viel mehr geht es mir darum, dass sie von der Gesellschaft, die im Partyrausch den "Krieg simuliert", sie in den Tod getrieben hat.

Sorry, diese Intention kommt bei mir erst recht nicht an. Deine Empfindung Sylvester sei eine Kriegssimulation im Partyrausch kann ich nicht nachvollziehen.

Der komplette Ton des Bombenhagels aus dem Film stammt vom Silvesterfeuerwerk, sie mussten keinen einzigen Soundeffekt separat einfügen.

Oder denk doch mal an die ganzen Tiere, die verrückt spielen, wenn es draußen kracht und pfeifft.

Und und und... ich könnte jetzt noch weitere Beispiele aufführen, die diese Situation reallistisch erscheinen lassen, aber das würde zu weit führen

Alle diese Assoziationen setzt du beim Leser als bekannt vorraus. Sie stehen aber nicht da (mit Ausnahme der Geräuschkulisse, die die Prot assoziert.
Meine Mutter ist übrigens so alt, wie deine Protagonistin. Auch sie hat Sylvester unangenehme Erinnerungen, die sie mir auch schon erzählt hat.
Sie hat aber auch gesagt: Ich habe die Bomben überlebt, da kann mir so ein Feuwerwerk keine Angst mehr machen.

Lieben Gruß, Goldene Dame

 

Ich gebe ja zu, dass diese Empfindung mit der "Kriegssimulation" ein ziemlicher Extremfall ist und vielleicht muss man auch notorischer Nörgler (so wie ich ;)) sein, der in allem nur das Schlechteste sieht, um sie nachzufühlen. Aber ich finde, dass die Geräuschkulisse alleine ausreicht, um Silvester mit Krieg zu assoziieren.

Und klar trifft es nicht auf alle alten Menschen zu, vielleicht habe ich mich oben wirklich etwas falsch ausgedrückt, wie ich meinte, dass ich die ganze Generation symbolisieren möchte, aber meine Prot. leidet unter Alzheimer (Vielleicht sollte ich das noch ein wenig betonen/ausführen? Wobei daran auch wieder die Ernsthaftigkeit der Prot leiden würde....) und ist deswegen nicht mehr in der Lage, sich an das Silvesterfest zu erinnern, sondern denkt nur an den Bombenhagel von damals zurück.

Ich freue ich mich aber sehr darüber, dass sich wer solche weitführenden und konstruktiven Gedanken zu meiner Geschichte macht und nehme diese wirklich ernst bzw. mir zu Herzen. Dankeschön.

Liebe Grüße,
Sebastian

 

Hallo Sebastian,

mich hat deine Geschichte sehr nachdenklich gestimmt. Du hast dir ein wichtiges, aber auch sehr schwieriges Thema ausgesucht und dies angemessen beschrieben. Die Protagonistin ist glaubhaft dargestellt, im Gegensatz zu den anderen vermisse ich, was diese Geschichte angeht, keine detaillierte Darstellung der Frieda.
Des weiteren denke ich, dass die Geschichte in "Gesellschaft" sehr gut aufgehoben ist. Die Tragik, die dein Text insgesamt vermittelt, würde wohl nicht zu "Satire" passen.

Gruß,

olimax

 

Hey Seko,

ich muss sagen: Super! Das ist auf jeden Fall deine beste Geschichte. Zumindest meiner Meinung nach. Find diese wirklich genial. Schade, dass ich sie erst jetzt gelesen habe.

Das ganze hat mich sehr nachdenklich gemacht...

Hoffe du verzeihst mir meine "nur" so kurze Kritik, aber ich bin jetzt sau müde und will ins Bett.

Nochmal Daumen hoch!

neukerchemer

 

Hallo... ohne Worte;) (Du weißt, was ich meine...)

"zu ziehen..." Du schreibst am Anfang über den Vorschlag des Sohnes, es heißt "sie sollte in eine Pflegeheim ziehen", nicht "zu ziehen". Das sind aber Lapalien... Ich weiß jetzt schon besser worauf Du hinaus willst.

Ich finde nicht, das die alte Dame zu farblos ist (vgl. Goldene Dame). Ich kann ihren Schmerz verstehen und ich finde auch nicht, dass Du Dich über sie lustig machst. es mag ein ironischer Ton sein, aber er verletzt sie nicht.
Diese Ironie ist gerade das Traurige an dem Empfinden dieser alten Dame.

Vgl s.o. Ich "acker" jetzt Deine KG durch und nehme es mir raus zu Kritisieren. Mal schauen, was Du so über meine KGs schreibst.

Herzlichst wie immer Dein JH.Rilke

 

Hi Sebastian,

also ich finde die Geschichte nicht schlecht, auch wenn ich sie spontan anders gedeutet habe als sie wohl gedacht war :D

Das mit Sylvester war mir eigentlich recht schnell klar, allerdings sah ich es weniger als Problematik des "Krieg simulierens".
Ich deutete es als Kritik das die alte Dame allein gelassen wurde/die Alte Dame keine Hilfe annehmen wollte.
Als Verdeutlichung dazu:

- Der Sohn fährt in den Urlaub aber er bittet keinen darum nach der alten Dame zu sehen. Nur beim Hausmeister hinterlässt er seine Nummer. Da auch im Text von einer beginnenden Demenz der Dame die Rede ist, ist das wohl kaum ausreichend.

- Die alte Dame hat niemanden an den sie sich wenden kann. Hat der Sohn ihr die Nummer nicht hinterlassen? Wenn sie glaubt das Krieg ist wäre das mehr als ein Grund den Sohn anzurufen, allein schon um zu hören, ob alles in Ordnung ist.

- Das sie eindeutig Hilfe braucht ist schon daran zu erkennen, das sie fernsieht, bzw. in die Zeitung schaut und trotzdem nicht den Zusammenhang erkennt.

Naja das sind so die Gedanken die ich mir dazu gemacht habe, als Krieg sehe ich Sylvester übrignes nicht, Feuerwerk gab es schon lange vor Raketen und Luftangriffen :)

Ach ja eine Kleinigkeit fehlte mir noch, wenn jemand Selbstmord begeht hinterlässt er normalerweise einen Abschiedsbrief, den Grund warum sie gesprungen ist, könnte man enthüllen indem der Sohn zurückkehrt und den Brief findet, aber dass ist Geschmacksache :D

Alles in allem Respeckt :thumbsup:

Ciao

 

Hallo Dr. K.,
vielen Dank für Lesen und Kommentieren.

Ist ja nicht schlimm, wenn du die Geschichte ein wenig anders deutest ... sicher hast du auch mit deiner Ansicht Recht, wenn sie auch nicht meine Hauptintension war ;)

Viele liebe Grüße,
Sebastian

 

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