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Der Lauf der Zeit

Beitritt
23.06.2021
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Anmerkungen zum Text

Ich habe diesen älteren Text noch einmal überarbeitet. Er spielt immer noch im Appartement, aber ich habe den Bezug zum Experiment klarer gemacht und die Handlung gestrafft.

Gefällt es Euch jetzt besser?

Der Lauf der Zeit

»Simultandolmetscher. Wer zum Henker tötet einen Simultandolmetscher?« Dieter C. Schellhaas hatte sich hingekniet und eine der Visitenkarten aufgehoben, die neben dem Bücherregal auf dem Boden lagen. Die Stimme des Hauptkommissars klang wie immer ein bisschen nach Joe Cocker, er schien das Wort regelrecht zu kauen. »Si-mul-tan-dol-met-scher?« Schwerfällig richtete er sich auf und betrachtete kopfschüttelnd das Chaos zwischen Sofaecke und Regal.

»Wenn wir unseren Job anständig machen, dann wissen wir es am Ende.« Die nüchterne Antwort kam aus Richtung des Schreibtischs, an dem der zweite Kommissar, Eddie Knöchel, methodisch und mit geübten Handgriffen die Schubladen durchsuchte. Das angedeutete Lächeln in seinem perfekt gepflegten Bart, konnten die anderen nicht sehen. Sie sahen nur seinen breiten Rücken, in dem gut sitzenden Sakko. Den Mantel hatte er akkurat über die Stuhllehne gehängt. Die KTU war schon wieder gegangen, so dass sie ihre weißen Einweg-Overalls nicht mehr brauchten.

Die dritte Polizistin im Raum war die jüngste. Sarah DeVries saß am Esstisch und tippte konzentriert eine Liste der gesammelten Beweise in ihr kleines Notebook. Nummerierte Plastiktüten lagen vor ihr auf dem Tisch. Die langen Haare hatte sie zu ihrem üblichen Pferdeschwanz zusammen gebunden, um sich besser konzentrieren zu können. Das leise Klappern der Tastatur war für einen Moment das einzige Geräusch in dem kleinen Appartement. Die Leiche war schon abtransportiert, aber der metallisch-süße Geruch nach Blut hing noch im Raum, wie eine stille Erinnerung an die Abgründe menschlicher Aggression.

Knöchel drehte kurz seinen Kopf und schaute über die Schulter. »Genau genommen wissen wir nicht, ob jemand den Dolmetscher getötet hat«, sagte er mit Betonung auf Dolmetscher. »Er könnte auch als Ehemann, Sohn oder Nachbar zum Opfer geworden sein. Kein Motiv ausschließen.« Die üblichen Neckereien im Team. Gerade diese erste Phase der Ermittlungen war zu fünfundneunzig Prozent Routine und zu fünf Prozent Glück und Intuition. Das wussten sie alle. Tatort untersuchen, Zeugen vernehmen, Lebensumfeld verstehen. »Wir sind ein gutes Team«, dachte Knöchel.

Schellhaas betrachtete die Markierungen der Spurensicherung und das verschmierte Blut. »Wenn Müller recht hatte, dann stand hier ein schwerer Werkzeugkoffer oder so 'was. Ist erst nach der Tat entfernt worden.« Das war wichtig. Vorsichtig kniete er sich hin und kniff die Augen zusammen. «Wissen wir, woran er gearbeitet hat?«

Die letzte Frage galt Knöchel, der gerade den Kalender des Opfers geöffnet hatte. Einen jener altmodischen Zeitplaner in A5-Format. Ein Ringbuch, gefüllt mit Terminen, Telefonnummern und Notizen. Zwischen den Seiten klebten Post-Its und in Ringhüllen waren Zeitungsartikel und anderes verstaut. Knöchel wünschte sich für einen Moment, alle Opfer wären so gründlich und vor allem altmodisch. Kein Handy, oder Laptop, deren Passwörter ihnen den Zutritt versperrte. Einer der Vorteile der 'guten alten Zeit‘. Er stutzte kurz, blätterte zwei Seiten zurück. »Er ist erst gestern Nachmittag aus der Schweiz zurück gekommen.« Er blätterte eine weitere Seite um. »Offensichtlich hatte er einen Auftrag am CERN.«

Schellhaas, der sich inzwischen das Sideboard vorgenommen hatte, atmete aus. Es klang wie eine undefinierbare Mischung aus Seufzen und einem trockenen Rasseln. Seiner Lunge ging es nicht gut. Die Schussverletzung war nie richtig ausgeheilt, seitdem war er noch grummeliger als früher. »Die Schweizer Behörden und dann auch noch das CERN mit seiner internationalen Verwaltung. Da kommt viel Bürokratie auf uns zu, falls wir Zeugen befragen müssen.« Schellhaas war berüchtigt für seine tiefe Abscheu gegen jede Form von Bürokratie. »Was macht gerade ein Dolmetscher am CERN, ich dachte, da geht es um Kernforschung?« Fragend schaute er zu Knöchel, der immer noch konzentriert den Kalender durchforstete.

DeVries hatte beim Wort CERN den Kopf gehoben. Ihre Augen funkelten. »Geht es um Quantenphysik?« fragte sie.

Knöchel nickte zustimmend: »Er war als Dolmetscher auf einem Symposium engagiert.« Er kniff die Augen zusammen und las vor: Quantenschleifengravitation und nicht-lineare Zeit«. Er zog einen Kongress-Flyer aus dem Kalender und hielt ihn hoch. »Hm, irgend was über den Zusammenhang von Quantenphysik und Zeit.« Er seufzte theatralisch. »Und das soll ein einfacher Hauptkommissar aus Darmstadt verstehen.« Das Schmunzeln war wieder da, während er eine weitere Seite aus dem Kalender umblätterte. Er wusste, was jetzt kommen würde.

»Wir sind doch selbst in einer richtigen Physik-Stadt«, sagte DeVries, die Stimme voller Begeisterung. »Wenn der FAIR fertig ist, haben wir hier einen der besten Teilchenbeschleuniger der Welt.« Sie konnte das Wissen aus den Physik-Sendungen und Podcasts nicht für sich behalten, mit denen sie einen guten Teil ihrer Freizeit füllte. »Und Professor Markus van Baer von der TU Darmstadt hat doch gerade erst neue Entdeckungen im Bezug auf Quantenschleifengravitation veröffentlicht. Stand letzte Woche im Echo.«

»Interessant«, warf Knöchel ein. Er zeigte auf den Flyer. »Eben dieser van Baer scheint einer der Leiter der fraglichen Arbeitsgruppe zu sein. Dazu kommen ein Carlos Rovelli aus Italien und eine Frau Professor Lu Bao Lin aus China, lauter hochkarätige Forscher. Und unser Dolmetscher scheint schon länger mit von der Partie zu sein.« Er deutete auf mehrere Schnellhefter, die ordentlich aufgereiht auf einem Regal über dem Schreibtisch standen.

«Er hat auch viel gelesen.« Schellhaas streifte mit den Fingern über die Buchrücken, während er die Titel entzifferte: »Rovelli: ‚Die Wirklichkeit, die nicht so ist, wie sie scheint‘ und ‚Die Ordnung der Zeit‘. Van Baer: ‚Quantengravitation & Zeit‘.« Er stutzte kurz, denn er hatte mehrere Bücher mit vermutlich chinesischen Schriftzeichen gefunden. »Hat unser Opfer auch chinesisch übersetzt?«.

»Ja«, antwortete DeVries nach einem Blick in ihr Notebook. Glücklicherweise hatte einer der Verlage auch die englischen Titel auf den Buchrücken gedruckt. »Lu Bao Lin: ‚The DAO of time‘«, entzifferte der Kommissar und »‚A quantum physical approach to non-linear time‘«. Er schüttelte den Kopf. »Nicht-Lineare Zeit«, übersetzte er halblaut. »So ein Quatsch. Die Zeit läuft einfach unerbittlich ab, wie ein Pfeil, ohne sich um uns Menschen zu kümmern. Ich sehe das jeden Morgen, wenn ich in den Spiegel schaue.«

Wieder musste Knöchel schmunzeln. Der Alte stellte sich ganz oft dümmer, als er war. Dann richtete er sich plötzlich auf. Auf zwei Kalenderseiten hintereinander waren alle Termine heftig durchgestrichen worden. An einer Stelle hatte die Spitze des Kugelschreibers sogar das Papier zerrissen. Hier war eine Menge Wut im Spiel gewesen. Sein kriminalistischer Instinkt meldete sich. Mögliches Motiv? Kurz danach hatte er eine Spur: »Unser Opfer hat seinen Job im Streit hingeworfen und ist zwei Tage früher abgereist.«

»Warum?«, fragte DeVries und blickte zu ihm hinüber. »Hat das mit dem Mord zu tun?«

»Das wird aus den Aufzeichnungen nicht klar.« Knöchel blätterte vor und zurück. »Es scheinen heftige Diskussionen über mögliche Gefahren des Experiments ausgebrochen zu sein«, murmelte er. Die Notizen waren handschriftlich, der Schreiber offensichtlich ziemlich wütend gewesen; alles schwer zu entziffern. Zwischen den Kalenderseiten fand er mehrere Zeitungsartikel, ausgerissen und mit Anmerkungen versehen. Neue Züricher Zeitung: ‚Europas Teilchenphysiker streiten um gefährliche Experimente‘, Süddeutsche Zeitung: ‚Aufstand am CERN‘, Tribune de Genève: ‚Guerre entre les CERNISTES‘ … er überflog die Artikel und fasste zusammen, was er verstanden hatte: »Soweit ich das hier zuordnen kann, gab es am CERN heftigen Widerstand gegen das Experiment der Arbeitsgruppe van Baer. In manchen Zeitungen ist von ‚Aufstand‘ die Rede, es gab Petitionen, Warnungen von anderen Physikern, auch renommierten.«

»Worum ging es bei dabei?« Schellhaas schaute ihm fragend über die Schulter.

Knöchel blätterte schnell durch die Artikel, seine sonst so gelassene Routine war verschwunden. »Genau kann ich Dir das auch nicht nicht sagen«, antwortete er und wandte sich noch einmal dem Unterlagen zu. »Das hier scheint detaillierter zu sein, aber es ist auf französisch. Ich verstehe nur die Hälfte.« Er zeigte auf den Artikel. »Aber hierfür reicht mein Französisch: Das zentrale Experiment scheint für heute geplant gewesen zu sein. Es müsste seit etwa zwei Stunden laufen und eigentlich hätte unser Opfer jetzt dort sein sollen, statt in der Pathologie zu liegen.«

Schellhaas hatte einen weiteren Ordner geöffnet und hob jetzt ein Foto hoch. »Schaut mal hier« Das Bild zeigte einen geöffneten Koffer aus Edelstahl mit einem sorgfältig eingepassten Bauteil aus schichtweise angeordneten Metallplatten, auf Hochglanz poliert und präzise aufgereiht in einem Rahmen mit elektrischen Anschlüssen. In einer Ecke war das Logo des CERN zu sehen. Er verglich das Bild mit den Spuren im Blut und nickte. »Das könnte es sein«, sagte er. »Wenn dieser Koffer hier war, dann hat das was mit dem Mord zu tun.« Er wirkte beunruhigt. »Wollte er das Experiment verhindern?«

Auch DeVries war jetzt zum Schreibtisch gegangen und blätterte durch die Schnellhefter, die über dem Schreibtisch gestanden hatten. Seitenweise Formeln, Ausdrucke großer Datenmengen und Konstruktionszeichnungen von riesigen Sensoren und noch größeren Beschleunigern wechselten sich ab. Viele mit handschriftlichen Ergänzungen in Englisch und Chinesisch. Sonst war sie immer fasziniert von physikalischen Themen, aber in diesem Moment wirkte sie unsicher, fast ängstlich. Sie deutete auf zwei der Diagramme. »Es scheint, als ob sie versuchen, künstlich eine andere Art von Zeit zu erzeugen. Das ist dann wohl die ‚nicht-lineare‘ Zeit .« Verwirrt las sie weiter, überblätterte einige Seiten, die sich ihr nicht erschlossen. »Die Anmerkungen unseres Opfers sind sehr kritisch«, sagte sie nach einer Weile. Er zitiert amerikanische Teilchenphysiker, die das alles für ausgesprochen gefährlich halten. Die nicht-lineare Zeit könne sich als unkontrollierbar erweisen, schreiben sie.« Sie blätterte um und las weiter. »Die Details sind mir auch nicht ganz klar. Das übersteigt mein bisschen Fachwissen, aber diese Physiker scheinen geradezu panisch.« Ihre Stimme hatte nichts melodisches oder spöttisches mehr. Sie klang brüchig und tonlos, zutiefst verunsichert.

Auch Schellhaas fühlte eine plötzliche Beklemmung, ohne zu wissen, warum. »Was ist nicht-lineare Zeit und was zum Teufel machen die mit ihren Experimenten, verdammt noch mal?« fragte er, ohne einen seiner Kollegen anzusehen. Seine Augen waren geschlossen. Seine Lunge schien noch weniger Sauerstoff zu liefern, als sonst. Er wirkte blass und sein Atem klang rasselnd. Knöchel schaute ihn erschrocken an. Diese Art zu fluchen passte nicht zu seinem alten Freund. Das hier war so ganz anders, als ihre üblichen Fälle. Die Begegnung mit dem Unverständlichen zehrte an ihren Nerven.

»Am Ende machen die noch die Zeit kaputt, mit ihren Teilchenbeschleunigern.« Was eigentlich als Witz gedacht gewesen war, um Schellhaas aufzumuntern, endete mit einem heiseren Keuchen, Ihm wurde selbst die Luft knapp und er musste sich mit beiden Händen am Schreibtisch festhalten, die Knöchel weiß vor Anspannung. Für einen unfassbar zähen, schrecklichen Moment hatte er das furchtbare Gefühl neben sich zu stehen. Wirklich neben sich zu stehen … in einem ganz wörtlichen, Übelkeit erregenden, Sinn, den er nicht in Worte fassen konnte. So als wäre etwas unerklärlich Schreckliches passiert. Als hätte sich die Welt plötzlich verschoben, ruckartig, ohne eine bestimmte Richtung, auf eine ungreifbare, irreale Art und Weise. In der Zeit verschoben? Desorientiert versuchte sein Gehirn zu sortieren, was hier gerade mit ihnen passierte. Sein Gefühl für Zeit und Jetzt schien völlig aus dem Takt gekommen. Dann hörte er Schellhaas reden.

»Simultandolmetscher. Wer zum Henker tötet einen Simultandolmetscher?« Dieter C. Schellhaas hatte sich hingekniet und eine der Visitenkarten aufgehoben, die neben dem Bücherregal auf dem Boden lagen. Die Stimme des Hauptkommissars klang wie immer ein bisschen nach Joe Cocker und er schien das Wort regelrecht zu kauen.

Eddie Knöchel hielt sich immer noch am Schreibtisch fest und ein archaisches Entsetzen stieg in ihm auf. Die Realität um ihn herum erschien ihm schrecklich und vollständig fremd während ein Teil seines Verstandes ihm gleichzeitig zuflüsterte: »Das kennst Du doch. Das hast Du schon einmal erlebt. Das ist ...« Wieder spürte er dieses ekelerregende Gefühl von plötzlicher, richtungsloser, irrealer Verschiebung. Ihm wurde schlecht.

»Simultandolmetscher. Wer zum Henker tötet einen Simultandolmetscher?«

Wie eine alte Schallplatte mit Kratzer.

Sarah DeVries hatte bei der letzten Verschiebung den Halt verloren. Sie lag seitlich auf dem abgetretenen Teppich und versuchte krampfhaft, sich aufzurichten. Ihr Gesicht war aschfahl, die Augen aufgerissen, als sie versuchte, die schreckliche Erkenntnis zu formulieren: »Zeitschleife«, keuchte sie. »Das Experiment hat eine Zeitschleife ausgelöst.«

Noch einmal diese ungreifbare Verschiebung, ...

»Simultandolmetscher. Wer zum Henker tötet einen Simultandolmetscher?«

Die nächste Verschiebung kam schneller. Die übernächste direkt danach. Knöchel spürte wie Entsetzen über ihm zusammenschlug. Dann schloss sich die Schleife.

 

Moin @C. Gerald Gerdsen,

du erzählst die Geschichte von dem ersten Kommissar Dieter C. Schellhaas, dem zweiten Kommissar Eddie Knöchel und der Polizistin Sarah DeVries, die einen Mord an einem Simultandolmetscher aufklären müssen. Es stellt sich heraus, dass das Opfer für eine akademische Tagung übersetzte und nach und nach stellt sich heraus, dass es um sehr brisantes physikalisches Wissen gegangen sein muss, das er übersetzt hat und so Zugang bekommen hat. Der Grundgedanke ist hier, dass die Wissenschaftler bzw. Physiker einen Weg gefunden haben, die sonst lineare Zeit zu beeinflussen und so wird am Ende eine Zeitschleife erzeugt, die dafür sorgt, dass deine drei Figuren immer wieder den gleichen Moment erleben.

Ich muss ehrlich sagen, dass ich nicht so gerne Krimis lese und sie auch nicht so gerne schaue (klar gibt es da Ausnahmen, aber wenn ich da ein Buch gelesen habe, brauche ich erst einmal ein bisschen Zeit). Nichtsdestotrotz bin ich in deine Geschichte gut reingekommen und habe ihr eine Chance gegeben. Das habe ich nicht bereut, ich war nämlich irgendwann richtig fasziniert von der Idee. Kennst du die Kurzgeschichte von Ted Chiang? Basierend auf einer seiner Geschichten ist der Film "Arrival" produziert worden, wo es auch um die Idee einer nicht-linearen Zeit geht. Das, was ich mir noch gewünscht hätte, wäre etwas mehr Informationen, ob so etwas überhaupt möglich wäre. Die Idee finde ich großartig, ich habe mich am Ende nur gefragt, ob ich das für mich auch als glaubwürdig empfinden konnte. Ist natürlich eine schwierige Frage, aber die kam bei mir auf.

Ansonsten habe ich mich gewundert, dass sich die drei so stark von der Physik beeinflussen lassen. Ich nehme an, dass das extrem komplexe und schwierige Ideen sind (was auch gut in der Geschichte rauskommt), daher ging mir das dann doch etwas schnell, was die Wirkung und das Verstehen dieser Idee angeht. Gehe da weiter unten stärker ins Detail, was meinen Leseeindruck anging.

Abschließend noch kurz etwas zu deinem zentralen Konflikt und dem Handlungsbogen: Für mich war das gegeben, es kann ja kaum einen größeren Konflikt geben, als einen Mord, oder? Und für mich dreht sich hier auch der zentrale Konflikt drum: Können sie herausfinden, was da passiert ist? Mich würde ja interessieren, wie genau du das mit dem zentralen Konflikt gemeint hast, vielleicht kann ich da noch etwas Neues über Konflikte lernen.

Ich gehe im Detail auf meinen Eindruck ein:

Die Stimme des Hauptkommissars klang wie immer ein bisschen nach Joe Cocker und er schien das Wort regelrecht zu kauen. „Si-mul-tan-dol-met-scher?“
Ich habe das mehrfach gelesen und ich bin da hin- und hergerissen. Auf der einen Seite habe ich einen ganz bestimmten Sound im Kopf und auch ein Bild, aber irgendetwas stört mich daran. Ich glaube, es liegt an dem Wort kauen, aber ich bin mir nicht sicher. Wollte dir diesen Eindruck trotzdem dalassen.

Das leise Lächeln, das dabei um seine Lippen spielte, konnten die anderen nicht sehen.
Das leise Lächeln finde ich etwas klischeehaft, das habe ich schon oft gelesen und über den Ausdruck bin ich etwas gestolpert, bzw. es hat in mir einen kleinen Widerwillen ausgelöst.

Das leise Klappern der Tastatur war für einen Moment das einzige Geräusch in dem kleinen Appartement, das noch vor kurzem Schauplatz eines Kampfes gewesen war. Eines Kampfes mit tödlichem Ausgang. Die Leiche war schon abtransportiert, aber der metallisch-süße Geruch nach Blut hing noch im Raum. Eine stille Erinnerung an die Abgründe menschlicher Aggression.
Hm, ich finde, dass das irgendwie schnell eskaliert: Gerade habe ich noch diesen Sound im Ohr der Tastatur und bin sehr angetan, das gefällt mir; aber dann kommen die Worte wie "Schauplatz eines Kampes", "Kampfes mit tödlichem Ausgang" und "Leiche". Mir ist das etwas zu viel. Was, wenn du da mehr auf mich als Leser vertraust?

Die üblichen Neckereien im Team. Gerade diese erste Phase der Ermittlungen war zu fünfundneunzig Prozent Routine und zu fünf Prozent Glück und Intuition. Das wussten sie alle. Tatort untersuchen, Zeugen vernehmen, Lebensumfeld verstehen – Teamarbeit eben. Die kleinen, halb abgelenkten Gespräche waren genau das richtige, um eine gute Balance zwischen Konzentration und Intuition zu halten.
Ich habe das rauskopiert, weil ich glaube, dass du das gar nicht so brauchst. Es liest sich für mich so ein bisschen, wie eine Erklärung an mich als Leser oder eine Legitimierung, warum sie dieses Gespräch führen. Für mich hätte es das gar nicht gebraucht.

Knöchel wünschte sich für einen Moment, alle Opfer wären so gründlich und vor allem altmodisch. Kein Handy, oder Laptop, deren Passwörter ihnen den Zutritt versperrte. Einer der Vorteile der ‚guten alten Zeit‘.
Hier bin ich Knöchel nahe und das gelingt dir wirklich gut, ich konnte gut nachfühlen, wo die drei Figuren stehen, wie sie empfinden. Das hat mir gefallen.

„Was macht gerade ein Dolmetscher am CERN, ich dachte, da geht um Kernforschung?“
Das hat mich fasziniert, ich wollte wissen, was passiert. Dein Text hat Zug, Spannung und ich habe sehr aufmerksam gelesen. Das Teil hätte ich auch gerne weitergelesen, wenn es der Anfang eines Buchs wäre.

DeVries hatte beim Wort CERN den Kopf gehoben. Ihre Augen funkelten. „Geht es um Quantenphysik?“ fragte sie.
Ich kann verstehen, dass sie Ahnung von Quantenphysik hat und wenn ich das richtig verstehe, dann hat sie die Funktion, die anderen beiden darauf hinzuweisen, was da eigentlich Schlimmes vorgeht. Ich glaube, ich hätte mir gewünscht, wenn sie sogar noch mehr Ahnung gehabt hätte und ich als Leser noch ein besseres Verständnis davon bekommen hätte. Denn am Ende hatte ich die große Frage, wäre so etwas wirklich möglich, kann das in echt passieren oder ist das nur eine Theorie?

„Interessant“ kam es von Knöchel.
Hier fehlt ein kleines Komma; das ist mir bei ein paar Stellen aufgefallen, dass bei der wörtlichen Rede manchmal noch ein Komma hinzugefügt werden könnte.

„Rovelli: »Die Wirklichkeit, die nicht so ist, wie sie scheint: Eine Reise in die Welt der Quantengravitation« und »Die Ordnung der Zeit«. Van Baer: ‚Quantengravitation & Zeit‘.“ Er stutzte kurz, denn er hatte mehrere Bücher mit vermutlich chinesischen Schriftzeichen gefunden. „Hat unser Opfer auch chinesisch übersetzt?“.
Ich habe nach Markus van Baer gegoogelt, aber ihn habe ich nicht gefunden; stattdessen habe ich folgende Person gefunden: Karl Ernst von Bauer. Laut Wikipedia war er ein Mediziner, Naturforscher und Embryologe. Schade, der Markus Van Baer scheint nicht zu existieren.

„Ja“ antwortete DeVries nach einem Blick in ihr Notebook.
Hier auch das Komma.

An einer Stelle hatte die Spitze des Kugelschreibers sogar das Paper zerrissen.
Kleinigkeit: Papier.

„Es scheinen heftige Diskussionen über mögliche Gefahren des Experiments ausgebrochen zu sein“ murmelte er.
Das gefährliche Experiment der Physiker; ich musste da an das Buch "Die Physiker" von Dürrenmatt denken, das wir vor vielen Jahren in der Schule gelesen haben. Da geht es ja auch um die Frage, inwiefern Wissenschaftler für ihre Erkenntnisse verantwortlich sind.

„Soweit ich das hier zuordnen kann, gab es am CERN heftigen Widerstand gegen das Experiment der Arbeitsgruppe van Baer. In manchen Zeitungen ist von ‚Aufstand‘ die Rede, es gab Petitionen, Warnungen von anderen Physikern, auch renommierten.“
Deine Dialoge mochte ich, für mich haben die funktioniert und ich hatte nicht das Gefühl, dass sie direkt an mich als Leser gerichtet seien.

Seitenweise Formeln, Zeichnsungen, Ausdrucke großer Datenmengen und Konstruktionszeichnungen von riesigen Sensoren
Kleinigkeit: Zeichnungen; finde die Wiederholung dann etwas unglücklich mit "Konstruktionszeichnungen" oder meintest du hier noch etwas anderes?

Sonst war sie immer fasziniert von physikalischen Themen, aber in diesem Moment wirkte sie plötzlich unsicher, fast ängstlich.
„Es scheint, als ob sie versuchen, künstlich eine andere Art von Zeit zu erzeugen. Das ist dann wohl die ‚nicht-lineare‘ Zeit aus dem Kongressflyer.“
Was ist nicht-lineare Zeit und was zum Teufel machen die mit ihren Experimenten, verdammt noch mal?“ fragte er
Ich habe diese drei Stellen rauskopiert, weil ich mich frage, ob das so glaubwürdig ist. Ich meine, wenn ich in so einer Situation wäre, dann würde ich doch erstmal sagen: Nein, das ist totaler Unsinn. Wie soll bitte die Zeit verändert werden? Und es müsste schon sehr viel Überzeugungsarbeit erfolgen, bis ich das wirklich glauben könnte. Das fehlt mir hier ein bisschen in deinem Text; es geht für mich zu schnell, da fehlt für mich etwas der Vorbau, sodass ich das vollständig kaufen könnte.

Du gehst hier in diesen beiden Stellen zwar darauf ein, aber mir war das nicht ausführlich genug, bzw. es ist für mich so etwas an der Oberfläche geblieben:

„So ein Quatsch. Die Zeit läuft einfach unerbittlich ab, wie ein Pfeil, ohne sich um uns Menschen zu kümmern. Ich sehe das jeden Morgen, wenn ich in den Spiegel schaue.“
„Die Details sind mir auch nicht ganz klar. Das übersteigt mein bisschen Fachwissen, aber diese Physiker scheinen geradezu panisch.“ Ihre Stimme hatte nichts melodisches oder spöttisches mehr. Sie klang brüchig und tonlos, zutiefst verunsichert.
Er äußert ja auch erst noch seine Zweifel und dann kommen die panischen Physiker, die er dann wohl als Autorität akzeptiert und dann folgt dieses beschrieben Unbehagen. Aber sie sagt ja auch, dass ihr eigentlich das Fachwissen fehlt und sie sieht sich selbst nicht als Autoritätsperson auf dem Gebiet. Meine Gedanken dazu, habe ich ja weiter oben schon ausgeführt, ich hätte da mehr Widerstand erwartet.

So als wäre etwas unerklärlich Schreckliches passiert. Als hätte sich die Welt plötzlich verschoben, ruckartig, ohne eine bestimmte Richtung, auf eine ungreifbare, irreale Art und Weise. In der Zeit verschoben? Desorientiert versuchte sein Gehirn zu sortieren, was hier gerade mit ihnen passierte.
Wieder bin ich ganz nah dran, kann mitfühlen und mir hat das gefallen. Es hat mir geholfen mich mit deinen Figuren stärker zu identifizieren.

Eddie Knöchel hielt sich immer noch am Schreibtisch fest und ein tiefes, archaisches Entsetzen stieg in ihm auf. Die Realität um ihn herum erschien im schrecklich und vollständig fremd während ein Teil seines Verstandes ihm gleichzeitig zuflüsterte: „Das kennst Du doch. Das hast Du schon einmal erlebt. Das ist ...“
Wie eine alte Schallplatte mit Kratzer. Die Nadel springt wieder auf Anfang. Mehr als das:
Alles springt wieder auf Anfang.
Mochte die Idee! Ich habe das Ende gerne gelesen und ich hätte auch gerne noch weiter gelesen; gerade die physikalischen Hintergründe interessieren mich hier. Ich habe das mal gegoogelt und dabei bin ich auf den Begriff "Schleifenquantengravitation" gestoßen. Ist damit das gleiche gemeint?
Ansonsten hat mich die Geschichte daran erinnert, dass ich mal gelesen habe, dass Zeitreisen theoretisch möglich wären, wenn wir schneller als die Lichtgeschwindigkeit reisen könnten (ich glaube, es war in einem Buch von Stephen Hawking, bin mir aber gerade nicht mehr ganz sicher), aber da das nie geschehen wird, ist es in der Praxis nicht umsetzbar.

Insgesamt eine vielversprechende Geschichte, gut geschrieben und mich hat sie unterhalten. Danke dafür!

Beste Grüße
MRG

 
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Hallo @C. Gerald Gerdsen ,

aller guten Dinge sind drei - ich sehe grad, dass dies der dritte Text von dir ist, den ich kommentiere. :) Davon gefiel mir das Potenzial des ersten am besten übrigens, schade, dass du da nix draus gemacht hast.

Generell zu diesem Text nur ein paar Eindrücke. Ich hab wirklich riesen Respekt davor, Physik mit einem Plot zu verknüpfen, daran bin ich schon mal gescheitert (schon beim Schreiben und irgendwann mache ich das fertig). Von daher lehne ich mich mal ganz gewaltig aus dem Fenster hier ...
Thriller und Krimis, anspruchsvollere und platteste Unterhaltung gleichermaßen, schaue ich sehr oft. Daher kam mir der Großteil des Textes hier ein bissl wie Schema F vor: Ermittler stehen am Tatort und erklären sich und dem Leser erstmal, worum es so geht - dann aber fängt im Krimi die richtige Ermittlungsarbeit an, bei der man mitdenken und -rätseln kann, und das fehlt hier. Und vielleicht daher gefällt mir dein Aufbau nicht ganz so gut: Ich brauche recht lange, um in die Situation zu kommen, weil viel Nebensächliches beschrieben wird - bis zu einem Punkt, an dem es mich wirklich genervt hat. Das Intro ist ein Beispiel:

„Simultandolmetscher. Wer zum Henker tötet einen Simultandolmetscher?“ Dieter C. Schellhaas hatte sich hingekniet und eine der Visitenkarten aufgehoben, die neben dem Bücherregal auf dem Boden lagen. Die Stimme des Hauptkommissars klang wie immer ein bisschen nach Joe Cocker und er schien das Wort regelrecht zu kauen. „Si-mul-tan-dol-met-scher?“ Schwerfällig richtete er sich auf und betrachtete kopfschüttelnd das Chaos zwischen Sofaecke und Regal.
Das erste Mal ist es ja etwas, das einen durchaus reinzieht. Aber ich möchte diese Frage ehrlich gesagt nicht über 5 Zeilen gezogen lesen. Bis ich damit durch bin, ist mein Interesse erloschen und der Prota / Erzähler geht mir auf den Senkel. Es liest sich zudem wie comic relief, aber es gab noch gar keine Spannungs-Szene, von der es einen relief brauchte.

Das leise Lächeln, das dabei um seine Lippen spielte
Klischeefalle, würde ich kicken.
Tatort-Overalls
Ich weiß, Hazmat-Suits sind bissl was anderes, aber die haben bestimmt einen Namen.
Die nüchterne Antwort kam von dem Schreibtisch in der Ecke, an dem der zweite Kommissar, Eddie Knöchel, gerade methodisch und mit geübten Handgriffen die Schubladen durchsuchte.
Warum die Antwort als handelndes Subjekt? Außerdem ein lustig zweideutiges Bild, als ob sich der Schreibtisch einmischen würde.
metallisch-süße Geruch nach Blut
Ich denke nicht, dass geronnenes Blut noch süß riecht.
Es gibt keine näheren Verwandten, denen er zum Opfer gefallen sein könnte.“
Man fällt z.B. einem Verkehrsunfall oder Verbrechen zum Opfer, aber keinem Verwandten (falsche Kollokation). ;)
Seiner Lunge ging es immer noch nicht wirklich gut.
Das zeigst du schon mit dem Satz davor, und 'nicht wirklich' ist unschön.
„Es scheint, als ob eine internationale Arbeitsgruppe daran arbeitet
Und was tut sie tatsächlich? (scheint ungleich anscheinend / offenbar).
Das leichte Schmunzeln
s.o.
„Interessant“ kam es von Knöchel.
s.o.
Bei dem Namen bin ich übrigens ständig gestolpert, weil es eben ein Körperteil ist. Alle anderen Namen finde ich wirklich klasse.

„Ja“ antwortete DeVries nach einem Blick in ihr Notebook. Glücklicherweise hatte einer der Verlage auch die englischen Titel auf den Buchrücken gedruckt. „Lu Bao Lin: »The DAO of time«“ entzifferte der Kommissar den Titel „und »A quantum physical approach to non-linear time«“. Er schüttelte den Kopf. „Nicht-Lineare Zeit“ übersetzte er halblaut. „So ein Quatsch. Die Zeit läuft einfach unerbittlich ab, wie ein Pfeil, ohne sich um uns Menschen zu kümmern. Ich sehe das jeden Morgen, wenn ich in den Spiegel schaue.“
Ich weiß, du willst die Themen unterbringen und dass sich Ermittler am Tatort unterhalten, ist ja TV-Krimistandard und nicht an sich verkehrt. Ich fand es allerdings ziemlich ermüdend, dass die sich nie mal unterbrechen, sondern immer im Wechsel solche ganzen (dazu noch je gleichlange) Rede/Redebegleitblöcke bekommen.
Ich bin zwar kein Freund von exzessiven Dialogen, aber hier wäre weniger Referieren und lebendigerer Austausch schöner.
Der Alte stellte sich ganz oft dümmer, als er war. Dabei war er ein wirklich kluger Kopf.
Das sagt beides dasselbe, da würde ich einen von kicken.
„Worum ging es bei dabei?“ Schellhaas schaute ihm fragend über die Schulter.
Ziemlich offensichtlicher prompt, der nur verschleiern soll, dass der andere einen Monolog für den Leser hält.
„Simultandolmetscher. Wer zum Henker tötet einen Simultandolmetscher?“ Die nächste Verschiebung. Dann schlug das Entsetzen über ihnen zusammen.
Ich bin vielleicht wegen meiner Physiknote damals völlig ungeeignet, hier zu kritisieren, aber hab auch schon Lee Smolin und Julian Barbour zu Astrophysik und Zeittheorien gelesen, und bin ziemlich sicher, dass - wenn man das mit den Quantentheorien und Zeitkonzepten anwenden will, auf gar keinem Fall so funktioniert wie in Groundhog Day. Mich würde auch interessieren, was deine Idee dabei war, das mit CERN zu verbinden. Das ist zwar ein Linear Collider, aber da geht es meiner sehr bescheidenen Ansicht nach nicht um Prozesse, die mit Zeit (ihrer Existenz oder auch Nichtexistenz) zusammenhängen - sondern mit Reibung, die im Vakuum und bei extrem niedrigen Temperaturen nahezu aufgehoben wird. Würde mich wirklich interessieren, wie du das verbunden hast.

Die Geschichte hört da auf, wo ich erwartete, dass sie beginnt. Weil diese Wiederholung ein so bekanntes Motiv ist, frage ich mich dann, wieso der ganze Block darüber so ausführlich behandelt wurde - oder hab ich was übersehen? (Das mag gut sein.)

Also: Sehr spannendes Setting, bissl nervige Protas (die menscheln mir zu viel, bis zu dem Punkt, an dem mir alle dusselig vorkommen), und ein sehr vielversprechender Plot, der für mich unbefriedigend gelöst wird. Zumindest für meinen Lesegeschmack wünsche ich mir, dass die Erklärungen knapper und mehr in Andeutungen als in Infodumps gelöst würden, dass das Tempo höher ist / der Stil härter und nicht so wortreich, und dann nach dem Intro noch ein spannender, etwas verwickelter Plot folgt. Und ein verrückteres Ende - Quantenphysik sollte genug Motive für ein sense of wonder bieten.

Es würde sich ganz bestimmt lohnen, das ganze noch mal neu aufzuziehen, der Kern (no pun intended!) ist eine wirklich schöne Grundlage und die Idee sehr ungewöhnlich.

Soweit erst mal meine 5 Cent, herzliche Grüße,
Katla

 

Hallo @MRG ,

danke für Dein ausführliches Feedback. Die Fehler werde ich korrigieren, sobald ich wieder am PC bin. Das geht am Smartphone nicht so gut.

Der Grundgedanke ist hier, dass die Wissenschaftler bzw. Physiker einen Weg gefunden haben, die sonst lineare Zeit zu beeinflussen und so wird am Ende eine Zeitschleife erzeugt, die dafür sorgt, dass deine drei Figuren immer wieder den gleichen Moment erleben.
Genau das ist der Kern. ??
Nichtsdestotrotz bin ich in deine Geschichte gut reingekommen und habe ihr eine Chance gegeben. Das habe ich nicht bereut, ich war nämlich irgendwann richtig fasziniert von der Idee. Kennst du die Kurzgeschichte von Ted Chiang? Basierend auf einer seiner Geschichten ist der Film "Arrival" produziert worden, wo es auch um die Idee einer nicht-linearen Zeit geht.
Ich habe von der Geschichte gehört. Steht auf meiner 'toread-Liste'.

Das, was ich mir noch gewünscht hätte, wäre etwas mehr Informationen, ob so etwas überhaupt möglich wäre. Die Idee finde ich großartig, ich habe mich am Ende nur gefragt, ob ich das für mich auch als glaubwürdig empfinden konnte. Ist natürlich eine schwierige Frage, aber die kam bei mir auf
Soweit ich weiß, ist das selbst mit den Ideen der Quanten-Schleifen-Gravitation nicht möglich. Literarische Freiheit.

Mich würde ja interessieren, wie genau du das mit dem zentralen Konflikt gemeint hast, vielleicht kann ich da noch etwas Neues über Konflikte lernen.
Der Mordfall wird ja nicht geklärt und die eigentliche Handlung findet ja am CERN statt und wird nur indirekt berichtet.

@Katla hat ja schon darauf hingewiesen dass der eigentliche Spaß am Krimi die Aufklärung des Falls ist. Außerdem haben die Protagonisten keine Probleme zu lösen, treffen keine Entscheidungen bzw. entwickeln sich nicht weiter.

Das leise Lächeln finde ich etwas klischeehaft, das habe ich schon oft gelesen und über den Ausdruck bin ich etwas gestolpert, bzw. es hat in mir einen kleinen Widerwillen ausgelöst.
Verstehe ich.

Hier bin ich Knöchel nahe und das gelingt dir wirklich gut, ich konnte gut nachfühlen, wo die drei Figuren stehen,
Danke.

Denn am Ende hatte ich die große Frage, wäre so etwas wirklich möglich, kann das in echt passieren oder ist das nur eine Theorie?
Nur Theorie. Im Moment gibt es zwar Andeutungen von "nicht-linearen Zeiten", aber kein Elementarteilchen für die Zeit.

Ich kann verstehen, dass sie Ahnung von Quantenphysik hat und wenn ich das richtig verstehe, dann hat sie die Funktion, die anderen beiden darauf hinzuweisen, was da eigentlich Schlimmes vorgeht. Ich glaube, ich hätte mir gewünscht, wenn sie sogar noch mehr Ahnung gehabt hätte und ich als Leser noch ein besseres Verständnis davon bekommen hätte. Denn am Ende hatte ich die große Frage, wäre so etwas wirklich möglich, kann das in echt passieren oder ist das nur eine Theorie?
S.o.

Ich habe nach Markus van Baer gegoogelt, aber ihn habe ich nicht gefunden
Nein, nur Rovelli gibt es wirklich (lesenswert).

Das gefährliche Experiment der Physiker; ich musste da an das Buch "Die Physiker" von Dürrenmatt denken, das wir vor vielen Jahren in der Schule gelesen haben. Da geht es ja auch um die Frage, inwiefern Wissenschaftler für ihre Erkenntnisse verantwortlich sind.
Ja, die Parallele sehe ich auch.

Ich meine, wenn ich in so einer Situation wäre, dann würde ich doch erstmal sagen: Nein, das ist totaler Unsinn. Wie soll bitte die Zeit verändert werden? Und es müsste schon sehr viel Überzeugungsarbeit erfolgen, bis ich das wirklich glauben könnte
Ich hatte den Gedanken, dass das Experiment schon vor der eigentlichen Zeitschleife irgendwelche Strahlung oder ähnliches gebildet wurde und deshalb die Übelkeit auftritt. Also weniger eine Frage von Glaube, als Vergiftung o.ä.

Scheint aber nicht klar geworden zu sein.

Aber sie sagt ja auch, dass ihr eigentlich das Fachwissen fehlt und sie sieht sich selbst nicht als Autoritätsperson auf dem Gebiet. Meine Gedanken dazu, habe ich ja weiter oben schon ausgeführt, ich hätte da mehr Widerstand erwartet.
S.o.

Insgesamt eine vielversprechende Geschichte, gut geschrieben und mich hat sie unterhalten. Danke dafür! Beste Grüße
MRG
Vielen Dank für Deine Rückmeldung.
___

Hallo @Katla,

aller guten Dinge sind drei - ich sehe grad, dass dies der dritte Text von dir ist, den ich kommentiere. :) Davon gefiel mir das Potenzial des ersten am besten übrigens, schade, dass du da nix draus gemacht hast
Ich nehme an, Du meinst "Der letzte seiner Art". Da fehlt mir noch eine zündende Idee, wie ich die Geschichte ausbauen könnte. Ist aber nicht vergessen. Kommt bestimmt noch.

Und vielleicht daher gefällt mir dein Aufbau nicht ganz so gut: Ich brauche recht lange, um in die Situation zu kommen, weil viel Nebensächliches beschrieben wird - bis zu einem Punkt, an dem es mich wirklich genervt
Verstehe.

Ich weiß, Hazmat-Suits sind bissl was anderes, aber die haben bestimmt einen Namen.
Gute Idee. Ich google mal.

Warum die Antwort als handelndes Subjekt? Außerdem ein lustig zweideutiges Bild, als ob sich der Schreibtisch einmischen würde.
Oops.

Bei dem Namen bin ich übrigens ständig gestolpert, weil es eben ein Körperteil ist. Alle anderen Namen finde ich wirklich klasse.
Er ist nach meinem besten Freund benannt, der kurz vor dem mündlichen Abi starb.

hier wäre weniger Referieren
OK.

bin ziemlich sicher, dass - wenn man das mit den Quantentheorien und Zeitkonzepten anwenden will, auf gar keinem Fall so funktioniert wie in Groundhog Day. Mich würde auch interessieren, was deine Idee dabei war, das mit CERN zu verbinden. Das ist zwar ein Linear Collider, aber da geht es meiner sehr bescheidenen Ansicht nach nicht um Prozesse, die mit Zeit (ihrer Existenz oder auch Nichtexistenz) zusammenhängen - sondern mit Reibung, die im Vakuum und bei extrem niedrigen Temperaturen nahezu aufgehoben wird. Würde mich wirklich interessieren, wie du das verbunden hast.
Du hast Recht. Die Temperaturen und das Vakuum sind zwar nur Tools, um die Elementarteilchen zu erforschen, aber das, was ich geschrieben habe, würde so sicherlich nicht funktionieren.

Es gibt keine bekannten Teilchen für die Zeit. Nur für die 5 Grundkräfte und den Raum.

Also: Sehr spannendes Setting, bissl nervige Protas (die menscheln mir zu viel, bis zu dem Punkt, an dem mir alle dusselig vorkommen), und ein sehr vielversprechender Plot, der für mich unbefriedigend gelöst wird. Zumindest für meinen Lesegeschmack wünsche ich mir, dass die Erklärungen knapper und mehr in Andeutungen als in Infodumps gelöst würden, dass das Tempo höher ist / der Stil härter und nicht so wortreich, und dann nach dem Intro noch ein spannender, etwas verwickelter Plot folgt. Und ein verrückteres Ende - Quantenphysik sollte genug Motive für ein sense of wonder bieten.
Stimme Dir zu. Das müsste ich noch einmal ganz anders angehen.

Es würde sich ganz bestimmt lohnen, das ganze noch mal neu aufzuziehen, der Kern (no pun intended!) ist eine wirklich schöne Grundlage und die Idee sehr ungewöhnlich. Soweit erst mal meine 5 Cent, herzliche Grüße,
Katla

Vielen Dank für Dein ausführliches Feedback. Ich nehme das für eine spätere Version mit.

Liebe Grüße, Gerald

PS: Die Fehler korrigiere ich, wenn ich wieder am PC bin.

 

Hallo C.Gerald Gerdsen!
Ich glaube schon, dass die Geschichte 'ne kleine Mogelpackung ist. Du fängst an wie die gute Sonntagabend-Tatort-Unterhaltung, führst ziemlich konservativ die Ermittler ein, Leiche, Tatort und so weiter. Da ist dann so ziemlich alles drin, was man für einen Polizeikrimi braucht.
Die ersten Abschnitte machen denn auch den Eindruck, als wolltest du möglichst viele Informationen (die für die eigentliche Story vollkommen irrelevant sind) unterbringen. Dazu sind die Details ziemlich ungeordnet, da fehlt die ordnende Hand, sprich die stringente Überarbeitung.
So, nachdem du den Leser quasi auf die Fährte des Krimis gezogen hast, kommst du mit CERN um die Ecke, mit Quantenmechanik und "Nicht-Lineare-Zeit". Ich meine, ich sehe keine Verbindung zwischen beiden Themen, warum präsentierst du uns eine Leiche, deren Mord du zudem nicht aufklärst (aber auch keinerlei Erklärung dafür bietest, dass er nicht aufgeklärt wurde).
Der wirklich interessante Teil ist dann der letzte Abschnitt (ich fand erst diesen Anfangssatz "Wer, zum Teufel, tötet einen Simultandolmetscher?" [gehören zwei Kommas rein, übrigens] zu Beginn ziemlich bescheuert, aber zum Ende hin fand ich ihn recht genial, weil er so außergewöhnlich ist und damit im Kopf bleibt).
Insofern hat Katla natürlich recht, wenn sie sagt: Die eigentliche Geschichte beginnt mit dem Schlusssatz.

Rein stilistisch müsste das Teil natürlich auch noch überarbeitet werden, sind ein Haufen Unreinheiten drin, die den Lesefluss stören (nicht zuletzt der unglückliche "Knöchel", über dessen Namen ich auch ständig gestolpert bin).

Wenn ich mir dann die letzten Abschnitte ansehe und mich frage, ob hier noch was zu verbessern sein könnte, schreie ich sofort: JAAA!

Eddie Knöchel hielt sich immer noch am Schreibtisch fest und ein tiefes, archaisches Entsetzen stieg in ihm auf. Die Realität um ihn herum erschien im schrecklich und vollständig fremd während ein Teil seines Verstandes ihm gleichzeitig zuflüsterte: „Das kennst Du doch. Das hast Du schon einmal erlebt. Das ist ...“ Wieder spürte er dieses Ekel erregende Gefühl von plötzlicher, richtungsloser, irrealer Verschiebung. Ihm wurde schlecht.
Du beschreibst hier im Prinzip nur einen winzigen Augenblick des Verstehens. Ich als Leser muss mich aber durch diese vielen Sätze quälen, um zu erfahren, was du mir sagen willst. Ich meine, da gibt es kürzere Wege! Und nicht nur weil du mit Klischees um dich wirfst:

tiefes, archaisches Entsetzen

Die Realität um ihn herum erschien im schrecklich und vollständig fremd

Teil seines Verstandes

dieses Ekel erregende Gefühl

Ein kurzer, prägnanter Satz hätte mir wesentlich besser gefallen, einer, der Bilder im Kopf aufploppen lässt, der Emotionen wachruft und etwas anstößt in mir. Keine Umwege, dies hier ist eine Kurzgeschichte.
Wie könnte das aussehen? Vielleicht irgendeine Metapher dafür, dass sich die Welt verschiebt, die Phasen sich überlagern, die Konturen zerfließen? Ich weiß nicht, aber nicht dieser erklärende Absatz.

Symptomatisch auch folgende Sätze:

Wie eine alte Schallplatte mit Kratzer. Die Nadel springt wieder auf Anfang. Mehr als das:
Alles springt wieder auf Anfang.

"Ein Kratzer in der Schallplatte." Damit wäre alles gesagt, verstehst du? Ich denke, das ist wirklich eine handwerkliche und vor allem eine Fleiß- und Schweißfrage. Sich hinsetzen und losschreiben gilt für die erste Phase des Schreibens. Der wichtigere Teil ist dann das Überarbeiten!
Aber das weißt du ja sicher.

Dann schlug das Entsetzen über ihnen zusammen.

Den Satz verstehe ich nicht. Eigentlich glaube ich, dass du nur schnell raus wolltest aus der Story.

MRG hat schön geschrieben, dass du dem Leser mehr vertrauen solltest. Kann ich mich nur anschließen, Andeutungen sind oft besser als ausgebreitete Szenarien.

Und Katla sprach davon die Dialoge lebendiger zu machen.
Ja, die Gespräche sind manchmal nicht besonders lebensnah. Einfach mal laut vorlesen und drauf hören, wie das klingt.

Wie gesagt, das eigentliche Thema war sehr interessant, die Schlussszene, mit dem ständig wiederholten Satz, alptraumhaft.
Trotzdem würde es dem Teil guttun, von Grund auf überarbeitet zu werden.

Schöne Grüße von meiner Seite!

 
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Ja, ich sehe es ein. Mea culpa.

Der Text funktioniert so nicht. Vielleicht sollte ich das Team um den lungenkranken Kommissar einen Krimi erleben lassen und die Geschichte mit der Zeitschleife anders aufgreifen.

Das ist es wohl, was Brandon Sanderson, Shawn Coyn und andere meinen, wenn sie sagen, dass es am Ende für den Leser die Einlösung des Versprechens aus dem Beginn geben sollte ("Ending Payoff"). Ich muss die Geschichte noch einmal gründlich anders konstruieren. Damals habe ich einfach los geschrieben.

Trotzdem fange ich jetzt mal an, zunächst die Rechtschreibfehler zu korrigieren.

Auch an Dich, @Hanniball, vielen Dank für's Feedback.

Gruß,
Gerald

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Gerald ich hake nur noch mal kurz nach: :gelb:

Es gibt keine bekannten Teilchen für die Zeit. Nur für die 5 Grundkräfte und den Raum.
... kann es sein, dass deine Physiknote so schlecht war wie meine? :naughty:
Es gibt 4 Grundkräfte.
Und (traditionell gesehen) die 4 Dimensionen: 3 x Raum + 1 x Zeit. Wenn mich nicht alles täuscht, ist bislang nicht gelungen, das Verhältnis von Raum und Zeit mathematisch zusammen darzustellen.

Die Zeit wird auch nicht bei den Teilchen gesucht, sie ist Dimension, in der Teilchen sich ggfs. bewegen. Eine Dimension oder mehrere bzw. unendlich viele oder es gibt auch die Theorie, dass sie gar nicht existiert - Smolin hat sich im Laufe seiner Karriere dabei selbst korrigiert, unüblich für einen Rationalisten wie ihn aber mehr aus metaphysisch-psychologischen Gründen. Für alles weitere müsste ich auch googlen.

Jetzt wird mir auch klarer, warum du den Teilchenbeschleuniger genommen hast - aber der dürfte mit dem Problem der Raumzeit nichts zu tun haben.
Ich denke, es gibt auch zu 'enge' Geschichten, in denen alles mit allem zusammenhängt und das wirkt schnell erstickend und tot. Allerdings plädiere ich auch dafür, bei Geschichten um naturwissenschaftliche Theorien / Phänomene nicht rein über fuzzy logic zu gehen, sondern das wirklich in einen sinnvollen Zusammenhang bringen.

Das Problem ist auch: selbst wenn du einen Plot nimmst, der mit der Funktion des Colliders tatsächlich sinnvoll zusammenhängt, bleibt noch das Problem, warum das Phänomen auch außerhalb der Anlage stattfindet: also die Menschen betrifft. Denn innerhalb wurden ja spezielle Bedinungen geschaffen (Vakuum, Kälte fast bei Absolut Null ...). Dann lieber einen paranormalen Moment reinbringen: irgendwas - ein fiktionales Teilchen - macht sich selbstständig wie ein 'Poltergeist' und hat auch einen Effekt außerhalb des Colliders, was dann so gegen Naturgesetze verstößt. Aber dann immerhin hat es eine spekulative Logik innerhalb der Geschichte, wogegen nichts spricht - so wie: Gojira ist eine durch Radioaktivität entstandene Dinosauriermutation. Lieber eine bissl trashige, aber selbstbewusste Prämisse als etwas Halbgares.
Dass die Geschichte paranormal ist, würde ich dann aber besser relativ früh klarstellen.
So mit diesem Krimiplot/-setting erwarte ich aber, dass alles so läuft. wie es realistischerweise laufen könnte.

Vielleicht sollte ich das Team um den lungenkranken Kommissar einen Krimi erleben lassen und die Geschichte mit der Zeitschleife anders aufgreifen.
Je nachdem, wie viel du recherchieren willst und wie viel Zeit du reinstecken magst, wäre es sicher kombinierbar.
Es würde einem reinen Krimi letztlich auch guttun, wenn du dann die aktuelle Ermittlungsarbeit recherchieren würdest. Ich denke z.B. die dürften da nicht mit den gleichen Mitteln rangehen, wie damals Sherlock Holmes und nur Vermutungen hin und her wenden. CERN ist doch als Forschungseinrichtung mit ungeheuerem Wert und Gefahrenstellen überall mit Sicherheitsschleusen / ID-Checks und Überwachungskameras ausgerüstet ... Das wären wohl die ersten Dinge, die Ermittler sich ansehen würden (denke ich mal).

@MRG Ja, Arrival ist ein toller Film, mit der Empfehlung gehe ich voll mit (ich hätte auf die süßlichen Familienszenen verzichten können : D), die Übertragung könnte aber schwierig werden, weil das reale linguistische Erkenntnisse umsetzt (die nicht-willentliche Veränderung von Denkstrukturen durch das Erlernen von Fremdsprachen). Anders funktionierte der Dreh nicht.
Einen etwas paranormaleren Ansatz hat Coherence (USA, 2013), der aber mit realen Theorien um Mehrdimensionalität und Multiversen spielt: Ein Meteor zerreißt das Raumzeit-Gefüge und schafft 'Realitätsblasen'. Ein extrem spannendes, sehr schön gefilmtes Werk, dem man das geringe Budget nicht ansieht. Das wäre eine so selbstbewußt spekulative Erklärung mit ansonstem durchaus Science Fiction-Aspekt, zu dem ich dir oben riet, Gerald.

Lieber @Hanniball - Hallo! Wie schön, dass du auch wieder aktiv wirst, ich freue mich riesig, von dir zu lesen! (Vielleicht auch bald dich zu lesen? Wenn du noch schreibst ...)

Herzlichst, Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @C. Gerald Gerdsen

obwohl eigentlich alles gesagt ist, kann ich mich als pysikbegeisterte Person nicht zurückhalten, einen kleinen Kommentar dazulassen.

Genau wie MRG bin ich überhaupt kein Fan von Krimis, aber deine Geschichte habe ich gerne gelesen, eben weil deutlich mehr dahinter steckt als das klassische Whodunit.

Ich würde bei der Erklärung von irgendwelchen SF-Objekten (Zeitschleifen, Raumschiffen, ...) nicht so sehr ins Detail gehen, weil es sich schnell so anhören kann, als hätte der/die Schreibende selbst keine Ahnung vom Geschriebenen. (Lieber auf einem schwierigeren Niveau recherchieren und auf einem einfacheren Schreiben als umgekehrt.)

Mir persönlich hätte die Kette "CERN-Experiment-Zeitschleife" völlig ausgereicht.

Das eigentlich Interessante an der SF-Literatur ist aus meiner Sicht - und da gibt es jetzt sicher einige, die widersprechen würden - auch nicht, wie die SF-Objekte im Detail funktionieren, sondern wie sie Menschen und Gesellschaft beeinflussen.

Hier konkret: Wie reagiert ein - von mir aus auch gerne etwas klischeehafter - lungenkranker Kommissar aus Darmstadt auf das Auftreten einer Zeitschleife?

Bitte keinesfalls entmutigen lassen, ich würde eine überarbeitete Fassung der Geschichte auf jeden Fall lesen wollen!

Viele Grüße
Tarkus

 

Hallo @Katla,

nein, meine Physik-Noten waren gut.

Es gibt tatsächlich 5 Grundkräfte, zumindest im Verständnis des 19. Jahrhunderts und es gibt inzwischen Hinweise auf eine weitere fünfte Kraft, selbst wenn man Elektromagnetismus als eine Kraft versteht.

Und wenn die String-Theorie Recht hat, gibt es mehr als 11 Dimension von denen alle außer drei sehr klein aufgerollt sind (ungefähr in der Größenordnung der Plank-Länge).

Und für den Raum gibt es mit dem Higgs-Boson sogar ein vermittelndes Teilchen.

Was den Zusammenhang zwischen Raum und Zeit angeht, sind viele der Zusammenhänge inzwischen ganz gut mathematisch auflösbar. Bei der Messung der Gravitationswellen wurde die Raumzeit so präzise berechnet und dann gemessen, dass das enetgiereichste Phänomen (die Verschmelzung zweier schwarzen Löcher) auf der Distanz Andromeda zu uns nur eine Längenänderung von der Dicke eines menschlichen Haares bewirkt hat.

So Klugscheißer-Modus aus. Meine Geschichte ist physikalisch ziemlicher Nonsens, da hast Du Recht. Ich sollte das Ganze noch einmal völlig anders aufziehen.

Liebe Grüße, Gerald

 

@Tarkus,

vielen Dank für Dein Feedback.

Das stimmt, ich könnte den technischen und physikalischen Teil deutlich reduzieren, zumal er eh nicht realistisch ist und auch noch "off-screen" stattfindet. Und mich dafür auf die Charaktere konzentrieren.

Freut mich, dass Dir die Idee gefallen hat.

Herzliche Grüße, Gerald

 

Hallo @C. Gerald Gerdsen
hab ich gerne gelesen, deine Geschichte. Fand gerade das Ende ganz cool! Muss aber dazu sagen, dass ich von Physik und der Thematik in deinem Text gar keine Ahnung habe. Heißt, dass ich nichts dazu sagen kann, ob das in irgendeiner Art und Weise sinnig ist, was da passiert. Ist aber für mich auch egal, denn in der Geschichte funktioniert es. Außerdem hebt es deinen Text durch die interessante Thematik von anderen Krimi-ähnlichen Texten ab. Das hat mir gefallen.
Allerdings hatte ich im Mittelteil ein wenig das Gefühl, dass sich das Ganze zu sehr zieht. Habe da ein paar Stellen markiert. Auch die Art, wie die beteiligten Polizisten plötzlich begreifen, dass da etwas nicht stimmt, ging mir zu schnell bzw. war der Anlass für mich nicht nachvollziehbar. Habe da auch was markiert. Alles in allem hat mich deine Geschichte aber gut unterhalten und die Idee ist cool. Danke dir dafür!

Viele Grüße
Habentus

Die Stimme des Hauptkommissars klang wie immer ein bisschen nach Joe Cocker
Verstehe, was du damit sagen willst. Aber irgendwie klang der Vergleich für mich schief. Das wäre zumindest jetzt nicht das Erste, was ich sagen würde, wollte ich jemandem erklären, wie eine Stimme klingt. Bin ich gestolpert.
aber der metallisch-süße Geruch nach Blut hing noch im Raum, wie eine stille Erinnerung an die Abgründe menschlicher Aggression
Ich kenne mich nicht mit großen Mengen Blut aus. Aber ist das so, dass der Geruch wirklich so lange erhalten bleibt? Kann sein, aber weiß ich nicht. Würde das vielleicht anders formulieren und eher schreiben, dass Spuren zu erkennen waren oder so.
da geht um Kernforschung?
da geht es um ...
„Wenn der FAIR fertig ist, haben wir einen der besten und komplexesten Teilchenbeschleuniger der Welt direkt an unserer Stadtgrenze.“
Nun, ich bin nicht drin im Thema. Aber vielleicht könntest du an dieser Stelle noch ein wenig erklären? Für die ganz Ahnungslosen wie mich? Muss aber vermutlich nicht
"Er hat auch viel gelesen." Schellhaas streifte mit den Fingern entlang der Buchrücken im Regal, während er die Titel las
Da hat mich die Dopplung von gelesen und las gestört.
Die Zeit läuft einfach unerbittlich ab, wie ein Pfeil
Den Vergleich fand ich schief. Ein Pfeil fliegt ja und läuft nicht ab.
Dann richtete er sich plötzlich auf. Auf zwei

er überflog die Artikel und fasste zusammen, was er verstanden hatte: „Soweit ich das hier zuordnen kann, gab es am CERN heftigen Widerstand gegen das Experiment der Arbeitsgruppe van Baer. In manchen Zeitungen ist von ‚Aufstand‘ die Rede, es gab Petitionen, Warnungen von anderen Physikern, auch renommierten.“
Diese Stelle hat mich dann wieder gepackt. Fand die Vorstellung spannend!
Knoch blätterte schnell durch die Artikel, seine sonst so gelassene Routine war verschwunden.
Das meinte ich weiter oben. Wieso ist jetzt so plötzlich seine Routine verschwunden. Bei einem, (vermutlich altgedientem) Polizisten? Da fehlt mir etwas, damit ich das nachvollziehen könnte. Das Notizbuch alleine riecht mir da nicht aus.
Verwirrt las sie weiter
Dito :)
Die Begegnung mit dem Unverständlichen zehrte an ihren Nerven.
Auch hier. Klar, sie verstehe nicht alles. Und vermutlich haben sie eine Ahnung, dass da irgendwas nicht richtig läuft. Aber es zehrte an ihren Nerven? Das ist ja schon eine starke Gemütsregung. Da fehlt mir etwas, dass das nachvollziehbar macht.
die Knoch weiß vor Anspannung
Knochen
Für einen unfassbar zähen, schrecklichen Moment hatte er das furchtbare Gefühl neben sich zu stehen
Der Satz klingt für mich unrund.
erschien im schrecklich
ihm
Ekel erregende Gefühl
Ekelerregende

Erkenntnis zu formulieren: „Zeitschleife“, keuchte sie. „Die haben eine Zeitschleife ausgelöst.“
Diese Erkenntnis bräuchte es in meinen Augen gar nicht ausformuliert. Finde, dass das dem Ganzen dann sogar ein wenig die Stimmung nimmt.

 

@Habentus ,

vielen Dank für's Feedback und es freut mich, wenn Dir die Geschichte gefallen hat.

Die Fehler habe ich direkt verbessert.

Zu den anderen Anmerkungen sage ich hier direkt 'was. Ich weiß noch nicht, in welche Richtung ich die Geschichte weiter entwickeln soll. Ich habe ja einige Anmerkungen bekommen und es scheint, als ob die Geschichte für einen Teil der Leser:innen nicht richtig funktioniert. Eigentlich müsste man sie vermutlich noch einmal ganz anders angehen.

Wahrscheinlich lasse ich sie erstmal liegen und greife sie irgendwann einmal wieder auf.

hab ich gerne gelesen, deine Geschichte. Fand gerade das Ende ganz cool! Muss aber dazu sagen, dass ich von Physik und der Thematik in deinem Text gar keine Ahnung habe. Heißt, dass ich nichts dazu sagen kann, ob das in irgendeiner Art und Weise sinnig ist, was da passiert. Ist aber für mich auch egal, denn in der Geschichte funktioniert es. Außerdem hebt es deinen Text durch die interessante Thematik von anderen Krimi-ähnlichen Texten ab. Das hat mir gefallen.
Danke. Das freut mich.

Allerdings hatte ich im Mittelteil ein wenig das Gefühl, dass sich das Ganze zu sehr zieht. Habe da ein paar Stellen markiert. Auch die Art, wie die beteiligten Polizisten plötzlich begreifen, dass da etwas nicht stimmt, ging mir zu schnell bzw. war der Anlass für mich nicht nachvollziehbar. Habe da auch was markiert. Alles in allem hat mich deine Geschichte aber gut unterhalten und die Idee ist cool. Danke dir dafür!
Ja, hier bin ich hin und her gerissen. Meine ersten Testleser hatten nicht verstanden, was ich hier eigentlich erzählen will. Deshalb der etwas ausführlichere längere Teil. Aber so richtig gelungen ist es immer noch nicht.

Ich kenne mich nicht mit großen Mengen Blut aus. Aber ist das so, dass der Geruch wirklich so lange erhalten bleibt? Kann sein, aber weiß ich nicht. Würde das vielleicht anders formulieren und eher schreiben, dass Spuren zu erkennen waren oder so.
Blut riecht tatsächlich relativ lang. Zumindest meiner Erfahrung nach.

da geht es um ...
„Wenn der FAIR fertig ist, haben wir einen der besten und komplexesten Teilchenbeschleuniger der Welt direkt an unserer Stadtgrenze.“
Nun, ich bin nicht drin im Thema. Aber vielleicht könntest du an dieser Stelle noch ein wenig erklären? Für die ganz Ahnungslosen wie mich? Muss aber vermutlich nicht
In einem Stadtteil von Darmstadt ist der Hauptsitz der "GSI" (Gesellschaft für Schwer-Ionen-Forschung). Und da wird gerade ein neuer Teilchenbeschleuniger gebaut: der F.A.I.R. (facility for antiproton and ion research). Ein Darmstadt-Insider.

Diese Stelle hat mich dann wieder gepackt. Fand die Vorstellung spannend!
Danke.

Das meinte ich weiter oben. Wieso ist jetzt so plötzlich seine Routine verschwunden. Bei einem, (vermutlich altgedientem) Polizisten? Da fehlt mir etwas, damit ich das nachvollziehen könnte. Das Notizbuch alleine riecht mir da nicht aus.
Auch hier. Klar, sie verstehe nicht alles. Und vermutlich haben sie eine Ahnung, dass da irgendwas nicht richtig läuft. Aber es zehrte an ihren Nerven? Das ist ja schon eine starke Gemütsregung. Da fehlt mir etwas, dass das nachvollziehbar macht.
Es soll sozusagen eine Art "Strahlenvergiftung" entstehen, bevor die Zeitschleife einsetzt. Es scheint mir aber nicht gelungen zu sein, das zu vermitteln.

Diese Erkenntnis bräuchte es in meinen Augen gar nicht ausformuliert. Finde, dass das dem Ganzen dann sogar ein wenig die Stimmung nimmt.
OK, ich hatte bei ein paar Testlesern die Rückmeldung, dass sie es nicht verstanden haben.
Hm ... ein wenig mehr vorbereiten, anders schreiben, mehr Handlung, weniger Erklärung, mehr Konflikt.

Auf jeden Fall vielen Dank für Deine Rückmeldung.

Viele Grüße,
Gerald

 

Hallo miteinander Ihr Wortkrieger,

ich habe diesen älteren Text noch einmal überarbeitet. Er spielt immer noch im Appartement, aber ich habe den Bezug zum Experiment klarer gemacht und die Handlung gestrafft.

Gefällt es Euch jetzt besser?

Liebe Grüße
Gerlad

 

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