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Der Lebensretter
Der Lebensretter
Ruhig sitze ich auf meiner Stange und wetze meinen Schnabel an einem Stück Holz. Meine Gedanken kreisen um das eintönige Leben, welches ich führe. Immer das Gleiche: Futtern, eine Stunde Freiflug im eingezäunten Garten und dann bis alle wieder zu Hause sind nichts mehr. In letzter Zeit darf ich abends bei ihnen im Wohnzimmer sitzen, doch dies auch erst seit enigen Tagen. Sowieso hat sich in letzter Zeit unsere ganze Welt geändert. Ich höre nachts immer öfters ein Gekreische und am Morgen sitzt ein Pfund Fett bei uns am Tisch.
"Addy, schau mal, was wir für einen wunderbaren neuen Hausbewohner haben... Ist sie nicht süss, die kleine Sandy?!" Endlich ist klar, was los ist. Wir haben ein Baby!
Es klingelt und meine Gedanken verfliegen. Due Besitzerin nimmt mich aus dem Käfig und setzt mich ganz sanft auf ihre Schulter. An der Tür blickt mir eine junge Frau entgegen, Sie lächelt mich an, nimmt die Hand von meiner Besitzerin und sagt mit einer zarten Stimme: "Guten Tag. Mein Name ist Veronika. Vielen Dank, dass Sie Ihr Vertrauen in mich setzen. Ich bin mir sicher, ich werde gut auf die Kleine aufpassen. Und im Notfall wäre der geflügelte Helfer sonst noch da." Ich merke, wie die Schulter unter mir ganz leicht zusammen zuckt und mein Frauchen unruhig wird. Sie mag diese Art von Witzen nicht, doch schon wenige Minuten später sind Veronika, Sandy und ich alleine im Haus.
Vero möchte sich gerne Spaghetti kochen, jedoch bereitet der Gasherd ihr Schwierigkeiten. Was sie mir unmissverständlich klar macht, denn plötzlcih ruft sie: "Heilige Mutter Gottes, wie bringt man dieses Ding denn zum Brennen?!" Ich versuche zu kichern, doch dann fällt mir ein, dass Papageien ja gar nicht lachen können. Sie können auch nicht weinen und dann überlege ich mir, ob wir überhaupt Gefühle zeigen können.
Endlich hat sie es geschafft . Der Herd brennt und das Wasser kocht. Die kleine Sandy ist mittlerweilen in ihrem Bettchen. Meine Wenigkeit darf sich zu Veronika auf das Sofa gesellen.
Plötzlich wird mir ganz seltsam. Ich habe das Gefühl, dass meine Flügel ganz taub werden. Ich fange an zu krächzen, fliege mit grosser Mühe in die Küche um ein riesiges Theater zu veranstalten. Veronika fängt langsam an sich aufzuregen. Sie kommt ziemlich genervt auf mich zu, als sie es auch zu riechen scheint. Sie fuchtelt wie wild mit den Händen und sucht nach dem Gasschalter. Phu, gefunden. Der Rest des Abends verläuft für unsere Verhältnisse ganz ruhig. Als Sandys Eltern vom Ausgang zurückkehren, rennt Vero gleich auf sie zu und sagt weinend: "Ich bin ja so froh, dass Ihr endlich hier seid." Und schon beginnt ihre Geschichte.
Am nächsten Morgen hängt auf einmal ein Zeitungsartikel über mich and der Wand:
Fürio! Papagei rettete Hausbewohner
Munice(USA) Indem er ein riesen Theater veranstaltete, hat ein stimmbegabter Papagei im US-Bundesstaat Indiana eine junge Frau und ein Kleinkind gerettet. Sie war vor dem Fernseher eingenickt und riechte das verflossene Gas nicht. Der Papagei machte einen solchen Radau, dass die Frau nachsehen ging und den Gashan rechtzeitig zudrehen konnte.
