Der letzte Abend ...
Ich stand vor dem Süßigkeitenregal und sah, wie seine Schwester neben ihm auf die Knie fiel, sie weinte und sagte wieder und wieder seinen Namen. Tränen liefen ihr über das Gesicht, aber sie machte sich nicht die Mühe, sie abzuwischen. Nachdem auch der letzte Polizeiwagen weg war, stand ich noch immer am gelben Absperrband und blickte auf die Kreideumrisse meines Freundes.
Dabei hatte er doch nichts getan, noch nie in seinem ganzen Leben, er wurde nur abgeknallt weil er zur falschen Zeit am falschen Ort war. Was sollte ich jetzt machen? Es kümmert sich ja niemand um seinen Mörder.
Es war schon spät und ich musste am nächsten Tag in die Schule. Mir war klar das ich heute viele Gedanken mit ins Bette nehme.
Am nächsten Tag zog ich mein T-Shirt hoch und versteckte eine Pistole darunter, die ich gefunden hatte. Ich hasse das Gefühl von Metall auf meiner Haut, unvorstellbar wie viel Leute durch diese Waffe draufgegangen sind, aber manchmal geht es eben nicht anders, er wird dafür bezahlen was er ihm angetan hat. Es ist mir egal ob ich in den Knast komme. Irgendwann bin ich schließlich auch an der Reihe und muss gehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, töten oder getötet werden, sagt man in unserem Viertel.
Warum kümmert sich die Polizei nicht um den Mörder, es ist eine Art Teufelskreis, sie töten Leute aus unserem Viertel und wir rächen unsere gefallenen „Soldaten“, das gleiche machen sie auch.
Wie schon gesagt es ist nur eine Frage der Zeit ...
Doch die Gesellschaft will von unserem Krieg nichts wahr haben, für sie ist es nur ein weiterer Toter an der Straßenecke, eine Zahl der Statistik.