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Der Liebling des Kindergartens

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21.06.2003
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Der Liebling des Kindergartens

Sie ist der Liebling des Kindergartens.
Wenn die Sonne scheint und die Gruppen sich alle draußen auf dem Spielplatz treffen, ist sie es, die zuallererst begrüßt wird. Sowohl die Kinder als auch die Erzieherinnen freuen sich, sie zu sehen.
Wie sie da steht, mitten auf dem Platz, breitbeinig, die Arme in den Hüften, ein breites Grinsen im Gesicht, als würde die ganze Welt ihr gehören, das ist ein Bild für die Götter.
Jeden, der an ihr vorbeigeht, mustert sie gründlich. Wenn derjenige ihrer Prüfung standhält, schenkt sie ihm ihr wunderschönes Lachen, wenn nicht ... nun ja, das ist noch nie vorgekommen. Hier liebt sie jeder, und folgerichtig liebt sie jeden.
Jetzt setzt sie sich in Bewegung, stapft schwankend wie ein Seemann über den Platz.
Sie weiß ganz genau, wo sie hinwill: Die Schaukel ist das Objekt ihrer Begierde. Jeden, der es wagt, ihr auf ihrem entschlossenen Gang durch den Sandkasten im Weg zu sein, straft sie mit einem bitterbösen Blick. Und wenn das nichts hilft, stößt sie beleidigte Laute aus, und schiebt diese unverschämte Person zu guter Letzt einfach zur Seite.
Aber die Kinder kennen sie sowieso, sie machen meist von selber Platz. Als würde es irgendwer wagen, sich ihr in den Weg zu stellen!
Endlich ist sie bei der Schaukel angelangt. Jetzt braucht sie nur noch jemanden, der ihr Anschwung gibt. Und natürlich findet sich auch schnell eine nette junge Erzieherin, die ganz begeistert ist von ihrem Lachen. Sie läßt die Schaukel immer wieder hin- und herschwingen. Und das Mädchen genießt es, sie lacht und gluckst, sie freut sich ihres Lebens.
Zuhause ist sie das einzige behinderte Kind zwischen drei gesunden Geschwistern. Auf der Straße ist sie "der Downie", "die Mongoloide" oder einfach "das arme Kind mit Trisomie 21".
Sie weiß nicht, dass es für ihre Behinderung soviele Namen gibt. Sie weiß nicht, dass der Integrationskindergarten vielleicht der einzige Ort ist, an dem sie mit anderen Kindern ganz normal frei spielen kann.
Denn hier ist sie keine Behinderung. Hier ist sie einfach sie selbst.
Sie ist der Liebling des Kindergartens.

 

Moin Barrash!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Hmm... deine Geschichte hat was, find ich. Stilistisch gesehen ist die Story gelungen, inhaltlich ist sie allerdings meiner Ansicht nach gutes Mittelmaß, weil eigentlich recht klar ist, dass die Protagonisten behindert ist (kann aber auch an der Rubrik hier liegen *gg*). Ansonsten zeigst du in deinem Werk, dass ein Zusammenleben mit "anderartigen" Kindern (seien es Behinderte oder Ausländer - ich transformiere das mal eben) möglich ist.

Greetinx
Alisha

 

Hallo Barrash!

Mir hat Deine Geschichte gut gefallen, sie zeigt das Mäöxchen, wie es ist,mit dem ganzen Selbstbewusstsein und der Lebensfreude, die es eben hat. Haben kann, wenn man es nciht behindert.
Integrative Einrichtungen sind eine Möglichkeit, vor allem auch für nichtbehinderte Kinder und deren Eltern, die diese Chance nutzen, genauso wie für beeinträchtiget Kinder und ihre Familien.
Ein guter Text, wei ich finde.
Eine Stelle erschien mir leicht holprig... :

"Auf der Straße ist sie "der Downie", "die Mongoloide" oder einfach "das arme Kind mit Trisomie 21"." - ercheint mir recht gezwungen auf die Art.

schöne Grüße
Anne

 

Hi Barrash,

ich habe Deinen Text sehr gern gelesen und am Ende wurden meine Augen ganz heiß. Deine letzten beiden Sätze haben mich sehr berührt.

Du machst auf ganz schlichte Art deutlich, wie wohltuend es für alle, Behinderte und Nichtbehinderte, wäre, wenn wir jeden Menschen einfach so nehmen könnten, wie er ist und ihn nicht ununterbrochen in Schubladen stecken würden...

Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob Dein Text wirklich eine Kurzgeschichte ist. Eher ist sie wohl eine Momentaufnahme, oder? Ich weiß nicht so recht.

Ach, übrigens: Herzlich willkommen hier auf KG.DE. Ich bin sicher, von Dir werden wir noch schöne Geschichten zu lesen kriegen!!!

Liebe Grüße
Barbara

 

Hej Hej!
Du weißt ja wer ich bin, oder?
Ich sag nur:
"Oh mein Gott, ehue ehue ehue" *g*
Naja also zur Story.
Gefällt mir echt gut, mein Buch ist bei Dir in guten Händen ;)
Also mach weiter so.

 

Hey du, wußte noch gar nicht, dass du Mitglied bist, find ich echt cool :D . Danke für das Lob, du weißt ja wohl, wer gemeint ist, nicht war?
Was dein Buch angeht, ich bin zur Hälfte fertig. Ist wirklich gut bis jetzt.
Schreib doch mal hier was. Ideen hast du doch bestimmt genug, oder?
Na bis dann, alles Gute.
Barrash

 

Hallo Barrash!
Deine Geschichte hat mir gut gefallen. Wenn sie nicht unter dieser Rubrik stehen würde, hätte ich bis zum Schluß nicht bemerkt, das das Mädchen behindert ist.
Mir gefällt Dein Schreibstil.

LG Joker

 

Ein wundervoller Einblick wie es auch sein kann :)

Ich finde allerdings dieser Absatz:

Auf der Straße ist sie "der Downie", "die Mongoloide" oder einfach "das arme Kind mit Trisomie 21".
Sie weiß nicht, dass es für ihre Behinderung soviele Namen gibt.

bricht den Lesefluß etwas.
Ich glaube es ist nicht wichtig welche Behinderung sie hat und auch nicht wichtig anzumerken das man ihr auf der Strasse (also weder Zuhause noch in dem speziellen Kindergarten) nicht so nett oder offen begnet oder eben mit Mitleid denn das weis glaube ich der Leser sowieso.

Was diese Geschichte so besonders macht ist diese eigentlich positive Einstellung zu Behinderten die du gut rübergebracht hast (deswegen ist es ja so ein bruch mit dem Absatz)..

Ach es ist spät und ich kann nicht mehr formulieren was ich eigentlich ausdrücken will :D

Gute N8

jaddi :)

 

Hallo Alisha, Maus, Joker, Al-dente und Jadzia!
Ich bin heute nach langer Zeit mal wieder auf dieser Geschichte gelandet und merke, dass ich euch noch gar nicht geantwortet habe. Asche auf mein Haupt!
Also erst einmal: Vielen Dank für eure Kritiken und natürlich für das Lob :D .

Was die Kritik mit dem vorher schon merken, das die Protagonistin behindert ist, angeht: Ich hatte nie vor, das zu verbergen, mir war klar, das sie behindert ist und ich dachte, anderen wäre das auch sofort klar. Der Überraschungseffekt war jedenfalls nicht meine Intention, wenn er auch überraschenderweise wohl funktioniert.

Meine Intention war vielmehr, ein positives Bild vom Behindertsein aufzuzeigen, was mir ja offensichtlich auch halbwegs gelungen ist, das ist schön.

Ich bin allerdings auch soweit Realist, das ich weiss, das dieses positive Bild nicht der Wirklichkeit entspricht, jedenfalls nicht ausserhalb des geschützten Raumes eines I-Kindergartens, einer Werkstatt oder einer betreuten Wohngruppe.
Daher war mir der Abschnitt mit: "Auf der Strasse ist sie..." auch ganz besonders wichtig, um von der rosaroten Wolke in die Realität zurückzukommen.
Natürlich ist das ein Bruch, aber der ist beabsichtigt.
Er wird allerdings durch die Anführungszeichen schlimmer, als ich ihn beabsichtigt habe, ich weiss nur nicht, ob ich sie einfach weglassen darf.
Vielleicht sollte ich auch stattdessen Abostrophe einsetzen, das mindert den Effekt möglicherweise ein wenig.

Ansonsten bin ich froh, das euch meine Geschichte (oder meine Betrachtung ;) ) gefallen hat.

Viele Grüße,
Barrash

 

Hallo Barrash,

deine Geschichte gefällt mir stilistisch schon ganz gut - nur inhaltlich passt das Verhalten von dem gechilderten Kita-Mädchen so überhaupt nicht zu den DS-Kindern, die ich kenne... Es ist bestimmt so, dass es einige Kinder gibt, die nicht sprechen und einfach nur Sonnenschein sind, aber es gibt eben (inzwischen, nach Frühförderung etc.) auch ganz viele, die sprechen können und deutlich fitter sind, als dies dem immer noch vorhandenen und häufig auch von Medizinern vermittelten Bild von DS entspricht.
Tja und deswegen fände ich es total schön, wenn die alten Bilder mit den neuen viel mehr gemischt würden. Ist aber halt die subjektive Meinung einer Betroffenen.

Viele Grüße

francesca

 

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