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Der Mann fürs Leben
Es gibt verschiedene Möglichkeiten den „Mann fürs Leben“ zu finden. Mit 37 Jahren, zwei pubertierenden Kindern, einer gescheiterten Ehe und mehreren Beziehungsbrü-chen war es nun wieder soweit. Mit ungebeugtem Optimismus machte ich mich daran, dieses Mal Mr. Right aus einer Masse gesichtsloser potentieller Kandidaten heraus zu suchen. Die Tageszeitung mit ihren Bekanntschaftsanzeigen sollte mich meinem Ziel näher bringen. Es war harte Arbeit. Ich studierte geduldig die langen Reihen der frau-suchenden Männer, und es war nur selten einer dabei, der mich interessierte.
Ich hatte mir angewöhnt, die Annoncen auszuschneiden, ordentlich mit dem Datum zu versehen, und erst einmal für mindestens zwei Wochen abzulegen. Dann pickte ich wahllos eine Annonce heraus, und wenn sie mir immer noch gefiel, antwortete ich mit einem ausführlichen Brief. Mein Vorgehen hatte den Vorteil, das sich der erste „An-sturm“ der Bewerberinnen schon gelegt hatte, und die Männer befürchten mussten, un-beweibt zu bleiben . Die Antworten ließen meist nicht lange auf sich warten. Ich freute mich jedes Mal, wenn ich einen solchen Antwortbrief in den Händen hielt. Immerhin konnte es ja dieses Mal klappen. Allerdings wurde ich fast immer enttäuscht.
Der erste Mann war ein Marathonläufer, der mir sein Alter aber nicht verraten wollte. Es war angenehm mit ihm zu plaudern, er war auch durchaus sympathisch. Der „Fun-kenflug“ beschränkte sich aber nur auf eine Richtung, ich verspürte nicht den Wunsch das Treffen zu wiederholen.
Der nächste Mann stieg aus seinem Auto aus, reichte mir die Hand und sagte strahlend: „Wir haben die gleichen Autos, das passt ja gut. Und wieviel PS hat ihr Auto?“ Am liebsten wäre ich gleich wieder eingestiegen und davon gefahren, aber ich trank noch tapfer den Tee aus, den er mir bestellt hatte. Immerhin erfuhr ich wie die Logistik bei der Bahn funktioniert, und hakte es als Bildungstreffen ab.
Der nächste Mann interessierte mich schon etwas mehr. Er hatte gute Manieren, sprach ein tadelloses Hochdeutsch, und konnte von einem bewegten Leben berichten. Wir lach-ten viel zusammen, auch wenn ich kaum zu Wort kam. Jedenfalls verabredeten wir uns noch einmal, und telefonierten gelegentlich miteinander. Beim zweiten Treffen gingen wir zusammen spazieren, es fühlte sich wirklich sehr angenehm an, neben ihm zu gehen. Ich war nahe dran, mich zu verlieben. Aber irgendwie verdampfte dieses Gefühl im Rauch, den er mit seinen Zigaretten in die Luft blies. Ich mag Raucher nicht, kann mir nicht vorstellen so einen Menschen, der wie ein Aschenbecher riecht, zu küssen. Also wieder nichts.
Dann, kurz vor Weihnachten rief mich ein Mann an, der mich unbedingt noch vor dem Fest kennen lernen wollte. Er hätte sich gleich, und auf den ersten (Foto)Blick unsterb-lich in mich verliebt. Auch dieser Mann war interessant, ein Geschäftsmann im großen Auto. Er holte mich bei größtem Glatteis, man kann sagen unter Lebensgefahr ab, um mich zum Essen einzuladen. Wieder erfuhr ich viel über die straffe Führung eines Bau-unternehmens, wie das Verhältnis zu seiner Frau ist, und das er sich vorerst nicht schei-den lässt. Wenn wir zusammen kommen könnten, dann würde Geld wirklich keine Rolle mehr spielen, und ich könnte morgen schon in seine neue Wohnung einziehen. Er hätte es gewusst, mit mir, das wäre einmalig.
Ich hatte bisher kaum den Mund aufgemacht, viel mehr als meine Essensbestellung hat-te ich noch nicht gesagt. Also konnte ich mit seiner Liebe, oder was er dafür hielt, kaum gemeint sein. Außerdem kann ich Männer nicht leiden, die glauben alles sei käuflich.
Auch diesen Mann mochte ich nicht wiedersehen.
Das ganz große Glück kam aber dann doch noch. Auf leisen Sohlen und ziemlich uner-wartet.
Davon erzähle ich in einer anderen Geschichte....