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Der Obdachlose

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25.05.2005
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Der Obdachlose

Der Obdachlose

Es war bereits das zweite Mal in dieser Nacht das er aufwachte, kalter Schweiß lief ihm übers Gesicht. Er hatte sie wieder einmal gehört. Diese schreienden Stimme die ihm jedes Mal das Blut in den Adern gefrieren ließ. Und dieses Lachen… dieses schreckliche kreischende Lachen. Dann ein Schrei, ein in der Ferne widerhallender Knall, zwei Glockenschläge, orange Flammen. Dann Stille. Ein Schwall von Übelkeit überkam ihn und er erbrach sich über die Bettkante. Jetzt fühlte er sich besser, doch er wusste dass er in dieser Nacht kein Auge mehr zutun konnte.

***

Der nächste Tag war ein Tag wie jeder andere. Er kam pünktlich wie jeden Morgen zu seiner Arbeit, machte wie gewohnt Mittag und setzte sich, wie er es täglich tat auf die braune Holzbank im Park. Doch irgendetwas an diesem Tag war anders. Er wusste nicht was es war, doch ein flaues Gefühl in seinem Magen machte ihn nachdenklich. Er blickte sich um. Am See sah er die Kinder die Enten fütterten, ein Stück weiter ging eine Frau mit ihrem Hund spazieren, und noch ein Stückchen weiter sah er den Obdachlosen an der Kirchenmauer sitzen, der an seiner Flasche Bier nuckelte. Alles schien normal zu sein. Das flaue Gefühl in seinem Magen ließ allerdings nicht nach, doch er versuchte es möglichst unbeachtet zu lassen.
Er griff erneut zu seiner Zeitung und begann zu lesen. Nach einer Weile warf er einen blick auf seine Digital Uhr. Sie zeigte 13:55 an. Wie immer packte er auch an jenem Tag seine Sachen zusammen und wollte gerade aufstehen, doch es ging nicht. Eine kräftige Hand presste ihn von hinten feste auf die Holzbank. Verwundert wandte er seinen Kopf um zu sehen wer ihn da festhielt. Es war der Obdachlose Mann der vorher an der Kirche gesessen hatte. „Hast du mal ne Mark für mich?!“ sagte der alte. Er, der immer noch mit fest in den Schultern verkrallten Händen auf der Bank saß blickten dem Obdachlosen verwundert ins Gesicht: „Dafür müssen sie mich doch nicht hier festhalten!“ sagte er. Doch der Obdachlose lachte nur und zeigte dabei sein schäbiges, fast zahnloses Gebiss. Es wurde ihm zuviel. Er sollte also Geld spenden damit er hier los kam? „Auf keinen Fall“ dachte er sich. Er versuchte aufzustehen doch der Obdachlose schien gewaltige Kräfte zu besitzen die nicht zu überwältigen waren. „Ist ja schon gut ich gebe ihnen etwas aber lassen sie mich bitte auf der stelle los!“ Der Obdachlose lockerte seinen Griff, dann grinste er ihn wieder zahnlos an. Er öffnete seine Aktentasche, zog seine Geldbörse heraus und gab dem Obdachlosen eine 2 DM Münze in die Hand. Gerade in diesem Moment schlug die Kirchturmuhr zweimal. Er blickte sich nach dem Obdachlosen um doch dieser war verschwunden. Achselzuckend machte er sich zurück auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz.
Doch was war das?
Er blickte hinauf auf die oberen Etagen des Bürogebäudes indem er arbeitete. Flammen schlugen aus dem Gebäude. Mit weit aufgerissenen Augen stürzte er zu einem der umstehenden Polizisten die den Platz um das Gebäude weiträumig abgesperrt hatten. „Was ist hier los?“ fragte er den Polizisten. „Bombenanschlag so wie es aussieht.“ Der Ohnmacht nahe taumelte er zurück. Dann stockte er. Plötzlich erinnerte er sich an seinen immer wiederkehrenden Traum. Alles passte aus irgendeinem Grund zusammen. Der Obdachlose, die hell flackernden orange-roten Flammen, der Glockenschlag. Schnell stellte er seine Aktentasche ab und rannte zum Polizisten. Er erzählte ihm was er im Park erlebt hatte. Der Polizist runzelte die Stirn. Dann wandte er sich um und sagte: „Da haben sie ja noch einmal Glück gehabt, aber sind sie sich sicher das sie der Obdachlose von der Kirche sie festgehalten hat?“ Staunend blickte er den Polizisten an. Was sollte das heißen „wirklich“? „Natürlich war es der Obdachlose von der Kirche. Warum fragen sie?!“
Der Polizist hielt einen Moment inne. Dann sagte er mit trockener Stimme: „Der Obdachlose der sich immer in der Kirche im Park aufhielt, wurde vor 2 Jahren erschossen… .“
Er riss die Augen auf und drehte sich erschrocken um. „Der Schuss und das Lachen…“ sagte er zu sich selbst.
Ihn fror es beim Gedanken an all das Erlebte. Doch der alte Mann hatte ihm das Leben gerettet und dafür war er ihm dankbar.


Ist meine erste Kurzgeschichte! Bin für eure Kritik offen :) ! Vielen Dank schonmal im vorraus...

 

Nun ja, ganz so arg wie lukas das hier darstellt ist es nicht. Er hat zwar recht damit, dass diese "Rettung-durch-einen-Geist-Lagerfeuergeschichten" nur in passender Umgebung Spannung erzeugen (und es dabei dann auch noch auf den Erzähler selbst ankommt), doch darf man dabei nicht vergessen, dass diese Sparte ebenso zum Genre dazugehört.
Die Geschichte hast du also im Prinzip gut erzählt, Bademeister, doch solltest du dir vielleicht wirklich einen anderen Rahmen aussuchen als das Mystery-Schema.
Ansonsten heißt es ja nicht umsonst "learning by doing"... Du hast mit Sicherheit noch einiges an Potential das du ausschöpfen kannst!

Gruß, Zensur83

 

Hallo!
Zunächst formal:

Am See sah er die Kinder die Enten fütterten,
öhm, Tippfehler, fehlt das "wie"

Digital Uhr
mit Bindestrich oder zusammen

Obdachlose Mann
"obdachlose" klein

der alte
"Alte" groß

Er, der immer noch mit fest in den Schultern verkrallten Händen auf der Bank saß
Hört sich fast so an, als wären SEINE Hände in SEINE Schultern verkrallt, vielleicht kann man das anders formulieren. Ausm Kontext isses natürlich klar, trotzdem isses mir aufgefallen.

auf der stelle los!
die Stelle, groß

Er öffnete seine Aktentasche
"Er" nimmt Bezug auf den vorhergehenden Satz und wäre damit der Obdachlose, was sicher nicht richtig ist.

einem der umstehenden Polizisten die den Platz um das Gebäude
Relativsätze mit Komma abtrennen, namentlich vor ", die den Platz..."

sie sich sicher das sie der Obdachlose
sicher, dass

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Nun ich selbst habe nichts gegen diese Art der urbanen Legenden einzuwenden, nicht generell. Wie die Geschichte jedoch abläuft steht bereits nach der Hälfte des Textes fest und das find ich etwas langweilig.
Du versuchst mittels des vorgeschobenen Traumes noch mehr ominöses Mysterium in die Geschichte zu bringen, ich finde allerdings nicht, dass dir das gelingt, denn den Traum hätte man genau so gut weglassen können. Das liegt daran, dass er eigentlich nur noch im Nachhinein dazu geschoben wird, als der Mann reflektiert. Hätte es allerdings noch ein Traumelement, dass der Mann vor dessen Eintritt in der Realität interpretiert und dementsprechend handelt, dann wäre es nicht wegzudenken.
Auch baut der Leser keinerlei Bindung zu Prot oder Geist auf und bleibt damit sehr distanziert vom Geschehen, so dass es ihn fast nicht berühren KANN.

Insgesamt eine kurze, schnelle Geschichte ohne Tiefgang oder Kurzweil. Schade, hätte man besser umsetzen können.

Sam

 

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