Was ist neu

Der Pate von Rhienenstadt

Mitglied
Beitritt
10.09.2002
Beiträge
64
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Der Pate von Rhienenstadt

1
"Mein Liebes
Es ist soweit. Meine Koffer sind gepackt. Ich hätte Dich gerne noch angerufen, aber so ist es nun besser, ich möchte deine Mutter nicht noch mehr belasten. Es tut mir leid, dass alles so gekommen ist. Ich weiss, dass es Dir weh tut und Du es nicht verstehen kannst. Doch wir taten uns nur noch gegenseitig weh. Ich hoffe, dass die Beziehung zwischen Dir und mir dadurch nicht zu Schaden kommt, denn ich liebe Dich noch immer. So wie ein Vater eine Tochter nur lieben kann und ich wünsche mir nur das Beste für Dich. Morgen werde ich früh aufstehen und die Reise antreten. Ein neuer Ort und eine neue Aufgabe erwarten mich. Ich wünschte, ich könnte Dich mitnehmen. Doch ich muss mir erst dies neue Leben aufbauen, dann kannst du selbst entscheiden, wo du leben möchtest. Bis dahin halte deinen Kopf hoch, gerade gegen den Wind. Lass dich nicht unterkriegen. arbeite hart, um zu erreichen, was du anstrebst. Und zu guter letzt, pass auf deine Mutter auf, sie ist eine gute Frau.

Alles Liebe dein Vater"

Walter Braun legte den Stift beiseite und liess sich in die Stuhllehne zurückfallen. Seine Hand war müde und verkrampft. Der stickige Geruch im engen Motelzimmer benebelte seinen Geist. Weiter hinten, neben dem harten Bett, standen drei Koffer, die bald aus allen Nähten zu platzen drohten, so voll waren sie.
Er nahm die Brille ab und rieb sich die Augen, danach stand er auf und ging zum offenen Fenster hin, griff sich in die Taschen, holte ein Päckchen Zigaretten hervor und steckte sich eine an. Es herrschte eine kühle Nacht draussen, der dunkle Himmel war sternenlos, nur der Mond schien müde vor sich hin. Eine junge Frau ging Arm in Arm mit ihrem Freund unter seinem Fenster durch. Sie bemerkten Walter Braun nicht. Doch er sah ihnen nach und versuchte zu hören, was sie sprachen, doch es blieb bei einem gescheiterten Versuch und so war seine Fantasie alles, was ihm blieb. Er stellte sich vor, wie sie von ihrem gemeinsam verbrachten Abend schwärmten. Vom Fest bei ihren unzähligen Freunden. Er hörte die Frau über die vielen Erinnerungen lachen, die sie von ihrem abenteuerlichen Abend mit nach Hause trugen.
Als das Pärchen um die Ecke verschwunden war, schnippte Walter Braun die Zigarette gelangweilt in die Nacht hinaus, schloss das Fenster und löschte bis auf die Nachttischlampe alle Lichter. Nachdem er es sich unter der dünnen Decke zurecht gemacht hatte, kontrollierte er prüfend den Wecker, löschte die Lampe und schloss seine Augen.
Er hatte nicht das Gefühl schon eingeschlafen zu sein, als der Wecker auch schon klingelte und ihn, mit dem unguten Gefühl von einer höheren Macht um den Schlaf gebracht worden zu sein, veranlasste die Augen zu öffnen. Tatsächlich, es war 6 Uhr morgens.
Walter Braun stand unzufrieden auf und begab sich murrend in die viel zu kleine Dusche. Das kalte Wasser liess ihn nicht zurückschrecken und er stellte sich mit verbissenem Gesichtsausdruck wütend darunter, während er in Gedanken den Motelbesitzer verfluchte.
Als er pünktlich um 6.45 Uhr unten vor dem Motel an der Strasse mit den drei Koffern neben sich im Regen stand, war von dem bestellten Taxi noch keine Spur und um sieben Uhr fuhr Walter Brauns Zug. Nervös strich sich Walter immer wieder über sein Bärtchen und zog sich den durchnässten Hut tief ins Gesicht. Er war ein grosser, dünner Mann, dessen Blick, der eines sehr gescheiten und strengen Mannes war. Trotz seines dünnen Körpers wirkte er keineswegs schwach, sogar schon eher bedrohlich. Er selbst hätte sich in diesem Moment als verbitterten Mitdreissiger beschrieben, der jeden Moment zu einem Mord fähig gewesen wäre. Doch das nun endlich heran rasende Taxi schien eine solche Tat zu verhindern. Mit einem lauten Quietschen hielt es direkt vor ihm und spritzte Walter Braun das im Bordstein angesammelte Regenwasser über die dunkelblauen Hosen.
Der Taxifahrer sah ihn gestresst durch die Fensterscheiben des Wagens an und winkte ihm dann genervt zu, sich zu beeilen. Wütend starrte Walter Braun auf seine Koffer und blieb wie angewurzelt stehen, doch der Fahrer machte keinen Wank. Als der grimmige Taxifahrer plötzlich den Motor startete und dieser anfing zu brummen, wusste Walter Braun, dass er wieder einmal verloren hatte und der wäre, der nachgibt. Er öffnete die Tür zu den Rücksitzen und lud seine drei schweren Koffer ein und setzte sich dann auch nach hinten. Mit dem letzten bisschen Wut, dass er noch auf zu bringen im Stande war, schlug er die Wagentür zu.
"Bahnhof, stimmts?", meinte der Fahrer in undeutlich nuschelndem Ton.
Walter Braun nickte erniedrigt und der Wagen fuhr los. Er fühlte sich müde und irgendwie hilflos. Vor ein paar Tagen noch, hätte niemand so mit ihm umspringen können. Er war sonst kein Mann, der sich bückte und kuschte. Er war ein stolzer Verfechter seiner Prinzipien gewesen. Doch als er nun so im Taxi sass, mochte er nichts verfechten, er wollte nur endlich auf den Zug.
Es ist nicht einfach mit drei grossen, bis zum Rand gefüllten Koffern auf einen abfahrenden Zug zu rennen, schon gar nicht wenn man mental in einer tiefen Depression steckt. So verwundert es nicht, dass Walter Braun totkaputt war, als er endlich seinen reservierten Sitzplatz im vordersten Wagen des Zuges von vier lauten, frechen Jugendlichen besetzt vorfand.
Rhienenstadt hiess der kleine Ort, zu dem er fahren wollte. Ein Ort, von dem er als Gelehrter bis vor kurzem noch nie etwas gehört hatte. Ein kleiner Ort versteckt in einer verwinkelten Ecke des Landes. So musste Walter Braun innerhalb einer Stunde vier mal den Zug wechseln. Nach drei Stunden fahrt und insgesamt zwei einhalb Stunden des "an Bahnhöfen stehens", stieg er in den letzte Zug seiner Reise und setzte sich auf den ersten freien Sitzplatz. Müde blickte er aus dem Fenster mit einem Gefühl, aus Angst und Freude auf die neue Heimat.
Dann, gerade als er seine Augen schliessen wollte, um ein Nickerchen zu machen, betrat Sie den Wagen. Eine junge Frau, die so wunderschön war, dass Walter Braun, all seine Gedanken und Gefühle vergass, sein ganzer Körper sich zusammenzog und er wie hypnotisiert nur noch zu ihr sehen konnte. Sie war etwa 1.80 gross und trug schulterlange dunkelblonde Haare. Der Blick in ihr Gesicht war wie eine Reise durch ein geheimnisvolles Land in der Monddämmerung, ihre Augen die Nordlichter am Himmel.
Walter Braun war kein Mann, der leicht zu beeindrucken war. In seiner langen Laufbahn als Lehrer, hatten viele als hübsch bezeichnete Schülerinnen schon versucht ihn zu becircen, doch nie fiel es ihm schwer der Versuchungen stand zu halten. Doch diese junge Frau schaffte es ihn vollkommen zu verzaubern, ohne dass sie etwas dafür tun musste. Sie war nicht einfach schön im herkömmlichen Sinn, in dem man andere Frauen einteilt, wie Po, Beine, Figur. Sie war einfach in ihrem gesamten Bild magischer Ausstrahlung, dass kein Mensch je auf die Idee käme, sie nur nach einem Körperteil zu beurteilen.
Sie stand also im Korridor des Wagens und liess ihren Blick über die leeren Plätze gleiten bis zu dem, wo Walter Braun sass und mit grossen Augen die Frau musterte. Mit einem süssen Lächeln näherte sie sich ihm und fragte, ob sie sich zu ihm setzen dürfte. Walter Braun nickte und langsam löste sich die Anspannung in seinem Körper, sein Blick verlor diese durchdringende Besessenheit und wich einer ruhigen, stillen Verehrung eines Gentlemans.
Die beiden sassen sich eine Weile still gegenüber, dann stiess die Lok einen schrillen Pfiff aus und der Zug setzte sich in Bewegung.
Die Frau hatte eine Seemannstasche dabei und begann darin zu wühlen. Nach einigen Sekunden zog sie die Tasche wieder zu, ohne etwas herausgenommen zu haben und begann Walter Braun genauer zu mustern.
"Wissen sie, ich fahre nicht gerne alleine.", meinte sie plötzlich.
Walter Braun lächelte ihr nur stumm zu.
"Darf ich fragen, wohin sie fahren?", fuhr die junge Frau mit charmanter Stimme fort.
Walter Braun zog seine Augenbrauen hoch und antwortete: "Rhienenstadt. Ich fahre nach Rhienenstadt."
"Ja?", ihr Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln, "ich auch. Ich komme von dort."
Nun hatte sie Walter Brauns Interesse geweckt.
"Tatsächlich. Wie ist es da so?", wollte er wissen.
"Oh, es ist ein kleiner Ort. Aber die Leute sind lieb und sehr nett. Ich bin in Rhienenstadt aufgewachsen. Es ist ein schöner Ort für Kinder."
Ihr Gesichtsausdruck wurde wieder ernster und sie blickte aus dem Fenster.
"Weshalb fahren sie nach Rhienenstadt?", ihre Stimme klang weniger fröhlich als noch vorhin.
"Ich habe einen Posten als Lehrer angenommen. Ich werde dort unterrichten."
Nun begann die junge Frau wieder zu kichern. Überrascht fragte Walter Braun, warum sie lache.
"Es ist nur, sie passen nicht zu den anderen Lehrer in Rhienenstadt.", antwortete sie entschuldigend und blickte einem alten VWKäfer nach, den sie gerade überholten.
Walter Braun fasste in seine Jackentasche und holte seine Brille hervor, die er sich dann auf die Nase setzte und auch begann aus dem Fenster zu sehen, während er fragte: "Warum, wie sind denn die anderen Lehrer?"
Wieder musste die junge Frau kichern.
"Wissen sie, Rhienenstadt wird ihnen als Stadtmensch vielleicht etwas merkwürdig anmuten."
Nachdenklich blickten nun beide durch das Fenster des fahrenden Zuges nach draussen. Beide dachten über ihre jeweils eigenen Reisen nach. Über die bisher durchfahrenen Stationen und über die Strecke die sie noch vor sich hatten, das was sie zurückliessen und das, was ihnen noch begegnen würde.
Bahnhof Rhienenstadt stiegen sie beide aus. Verwirrt blieb Walter Braun auf dem Bahnhof stehen. Offenes Land. Kein bewohnter Ort in Sicht.
"Wir müssen den Bus nehmen.", rief ihm die junge Frau nach, die ihn mit ihrer Seemannstasche über der Schulter bereits überholt hatte.
Ein kleiner rostiger Bus mit insgesamt acht Plätzen wartete dann einige Meter weiter. Ausser Walter Braun und der jungen wunderschönen Frau, gab es keine weiteren Leute aus dem Zug.
"Tleten Sieee Eiinn", lallte ihnen der Busfahrer laut entgegen. Er trug lange, fettig braune Haare über seinem bleichen, rauhen Gesicht. Walter Braun zögerte in den Bus zu steigen, als er den Fahrer erblickte.
"Keine Angst, er ist nicht betrunken.", meinte die junge Frau leise zu Walter, "ein Sprachfehler, er ist seit Jahren Busfahrer hier.“
Mit sichtbarem Misstrauen folgte ihr Walter Braun in den Bus. Die Türen gingen zu und Moritz der Busfahrer trat aufs Gas. Eine leichte Staubwolke bildete sich und der Bus fuhr los Richtung Rhienenstadt -Stadt.


1.5 Herr Kant
Wir befinden uns in der dritten Primarklasse im Jahre 2188. Alle Kinder lagen am Computer angeschlossen in ihren Schulkästen mit dem Blick auf den Bildschirm oberhalb von ihnen.
Frau Bligg, die Lehrerin, sass vorne am Hauptcomputer und überwachte Aufmerksamkeit und die Hirnfrequenzen der Schüler. Langsam und deutlich begann sie durch das mikrofon zu sprechen.
„Liebe Kinder heute ist in unserer Projektwoche über Berufswahl, Tobeys Vater zu Besuch und wird uns nun etwas über seinen Beruf erzählen.“
Tobeys Vater, Herr Kant, setzte sich auf den Stuhl, auf den die Kamera gerichtet war. Er war ein Mann im mittleren Alter, relativ klein und schmächtig. Das schmale Kinn wurde von einem Spitzbärtchen gekürt und seine Augen versteckten sich hinter dicken Brillengläsern, dies und sein schmächtig, zitternder Körperbau wiesen darauf hin, dass man bei seiner Genplanung schwerwiegende Fehler begangen hatte oder seine Eltern ganz einfach zu arm gewesen waren und ihn auf natürliche eise zur Welt gebracht hatten. Herr Kant sass auf einem Stuhl und konnte sein Unbehagen kaum überspielen. Seine Augen wussten nicht, ob sie nun in die Kamera oder auf den Boden sehen sollten.
„Erzählen sie den Kindern, wo und als was sie arbeiten.“, motivierte ihn Frau Bligg und sie konnte auf dem Computer ablesen, dass die ganze Sache seinem Sohn Tobey sehr unangenehm war, sein Herz raste und seine Hirnströme zeigten, dass er sich schämte.
„Nun ja,“
Herr Kant begann sich am Nacken aufgeregt zu kratzen.
„Ich arbeite in enem der Eisschlafcentren, als Eisschlafsecurity-Beauftragter. Das will heissen, ich überwache die im Eisschlaf träumenden Menschen, die sich in diesem Center befinden. Wir behausen insgesamt 2000 Eisschläfer/innen. Zum grossen Teil sind es ältere Menschen, die ihr Leben lang gespart haben, um sich einen längeren Eisschlaf leisten zu können. Also ich kontrolliere, dass es ihnen gut geht. Ich kontrolliere, dass ihre Träume planmässig gesendet werden, dass sie richtig genährt werden und ihre Lebensfunktionen stimmen.“
„Oh wir haben eine Frage.“, unterbrach ihn Frau Bligg auf den Computer starrend und las vom Bildschirm ab:
„Sie kommt von Oliver, er möchte wissen, was sie tun, wenn sie einen Fehler entdecken.“
Herr Kants Blick wurde wieder unruhiger, die Frage war ihm sichtlich unangenehm.
„Nun“, begann er, „ich tue dann eigentlich gar nichts, sondern rufe die Ärzte an, die den Fehler dan nachkontrollieren und beheben. Einmal hatte jemand, anstatt dem bezahlten, in Auftrag gegebenen Traum, einen eigenen Alptraum gehabt. Das habe ich gesehen und es dem Diensthabenden Arzt mitgeteilt, der kam vorbei und schloss, die Person richtig an das System an, so dass sie ihren in Auftrag gegebenen Traum, erleben konnte.“
Eine weitere Frage tauchte auf dem Schirm vor Frau Bligg auf, sie kam von Theodora:
„Dann tun sie eigentlich gar nichts?“
Frau Bligg wagte es nicht, die Frage zu stellen, sie wusste, dasss sowieso alle die Antwort schon im vorne herein kannten.
„Vielen Dank, Herr Kant, das war sehr interessant.“, sagte sie dann mit einem verlegenen Lächeln.
Als er Anstalten machte auf zu stehen, sic haber nicht getraute, nickte sie ihm freundlich zu. So erhob er sich und ging kurz zu Tobeys Kammer und klopfte ihm sanft auf die aus der Kammer kommenden Beine und meinte leise: „Ich gehe jetzt, wir sehen uns zu Hause.“
Frau Bligg sah über den Computer wie sehr sich Tobey schämte und sah wehmütig der tragischen Figur Herrn Kants nach.

2
Mit geradem, streng gestrafften Rücken in die Höhe und den Füssen am Boden sass Maria Klor nachdenklich auf ihre Oberschenkel blickend auf dem feinbezogenen Bett. Sie war mittelkräftig gebaut. Ihre Haare lang, flach nach hinten gekämmt und die zarte Brille im Gesicht. Ihr Blick blieb trotz der Nachdenklichkeit kühl und distanziert.
"Wir müssen ihn nicht zu uns holen.", sagte die Stimme ihres Mannes Karlo, der an der Tür stand und besorgt zu ihr hinüber sah. Er war etwa in ihrem Alter, um die 35 und gross und mit eitel eingezogenem Bauch. Er hatte kurze Haare. Sein Gesicht war hart geformt. Eine grosse Nase, runde Augen, breiter Mund und viele Furchen im Gesicht.
"Wir sind zu nichts verpflichtet.", meinte er weiter.
Müde hob sie ihren Kopf und sah ihn an.
"Das ist es nicht.", meinte sie mit leiser Stimme, "Ich versprach Mama, mich um ihn zu kümmern, wenn sie sterben würde. Sie meinte, er könne nicht alleine leben. Sie sagte auch, er sei nicht mehr der Selbe. Das macht mir Angst. Ich fürchte mich davor ihn wieder zu sehen."
Er ging zu ihr heran und setzte sich neben sie.
"Wir können ihn holen, eine Weile hier wohnen lassen und wenn wir sehen, dass es nicht klappt, suchen wir einen Heimplatz."
Sie lächelte ihn an und meinte dann mit einer Stimme, die nun heller klang: "Keine Angst, ich bin nur nervös. Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen."
"Du sahst ihn bei der Beerdigung.", erwiderte er.
"Das waren nur flüchtige Blicke, ich wagte es nicht einmal ihn anzusprechen. Ich"
Sie unterbrach, als ihr Sohn Max plötzlich an der Tür stand.
"Gehen wir jetzt.", fragte er in unbeschwertem Ton.
Wieder sah der Mann zu ihr und sie meinte daraufhin:
"Ja, wir gehen."
Sie standen auf und gingen mit dem Jungen die Treppen hinunter zum Wagen und fuhren los.
Es regnete und dem Jungen schien es, als würde seine Mutter jede einzelne dieser Regentropfen beobachten. Auch der Mann, sah immer wieder von der Strasse weg zu seiner Frau hinüber, doch keiner sprach etwas. Man hörte nur den Atem, die Strasse, den Motor und die Regentropfen gegen den Wagen prasseln.
Max war dreizehn und es regnete schon seit Beginn der letzten Woche der Sommerferien. Max war kaum nervös heute seinen Grossvater das erste Mal kennen zu lernen, obwohl der Gedanke, dass bald ein Fremder im Zimmer neben ihm wohnen würde, schon komisch war. Besonders da dies Zimmer eigentlich ihm versprochen wurde. Sobald es fertig umgebaut sei, dürfe er es haben. Doch nun war Grossmutter gestorben und sein Grossvater, den er nicht kannte, würde es bekommen. Max konnte sich einer gewissen unsympathie nicht erwehren. Zumindest würde er hoffentlich bald das Zimmer seines grösseren Bruders Philipp bekommen, mit 19 Jahren würde dieser doch wohl kaum noch lange bei ihnen wohnen, dachte Max nach. Philipp begleitete sie ja nicht einmal, wenn sie ihren kranken Grossvater abholen gingen. Stattdessen hatte er ganz andere Dinge im Kopf.
"Männerzeugs.", pflegte Philipp zu sagen, "Mein Mädchen wartet.". Es war ja eher so, dass Philipp selbst seit Jahren auf das Mädchen wartete und nicht umgekehrt. Max hatte auch ein Mädchen. Angelika ging mit ihm in die gleiche Klasse. Sie war eine widerspenstige kleine Göre, wie Max einmal Frau Pfister, die Hauswirtschaftslehrerin sagen hörte. Er mochte Angelika, weil sie keck war und sagte, was sie wollte, wann sie es wollte und wie sie es wollte.
Max bemerkte, wie der Wagen langsamer wurde und beendete seine Gedankenspielereien. Vor ihnen sass ein alter Mann auf einer Parkbank. Der Mann war ein wenig, nicht besonders dick und war schlecht rasiert. Seine Haare waren durcheinander und in seiner Hand hielt er einen kleinen Koffer. Hinter ihm stand eine etwa fünfzig jährige noch viel dickere Frau mit zwei verbeulten Reisetaschen in der Hand. Sie war die Frau, die nun auf das alte Haus von Marias Eltern aufpassen würde. Der alte Mann hob seinen Blick von der Strasse und musterte den Wagen, der vor ihm gehalten hatte. Die dicke Frau näherte sich mit den beiden Koffern.
"Möchtest du drin bleiben?", fragte nun Maxs Vater seine Mutter.
"Nein, ich geh schon.", antwortete Maria und verliess zögernd den Wagen.
In aufrechtem Gang ging sie auf ihren Vater zu, der sie nun scheu ansah.
"Maria?", fragte er leise.
Sie nickte ohne zu antworten. Er erhob sich schwerfällig und sie umarmte ihn auf eine Weise, als hätte sie Angst ihn zu zerbrechen.
"Komm.", meinte sie kühl und führte ihn zum Wagen.
Karlo öffnete die Tür, begrüsste Marias Vater Frederick und setzte sich nach hinten zu seinem Sohn.
"Alles klar?", fragte Karlo, als er sich neben ihn gesetzt hatte.
"Ja natürlich.", meinte Max und beobachtete seinen Grossvater, wie er in den Wagen stieg, ohne seinen Enkel zu bemerken.
Maria setzte sich nun nach vorne ans Steuer und fuhr los.
"Frederick, das ist übrigens unser Sohn Max.", begann Karlo in stolzem Ton.
"Freut mich.", meinte Max s Grossvater und hielt ihm seine Hand zum Gruss nach hinten, Max schüttelte sie, ohne etwas zu sagen. Irgendwie hatte er sich ihr Zusammentreffen dramatischer vorgestellt. Sein Grossvater lächelte die ganze Fahrt über und nuschelte hin und wieder etwas mit froher Stimme vor sich hin, während er mit begeistertem Blick die Fahrt über aus dem Wagen sah.
Seine Eltern hatten Max erzählt, dass Frederick vor dem Ausbruch seiner Krankheit ein erfolgreicher Maler und angesehener Künstler war, obwohl bei ihnen zu Hause nicht ein Bild seines Grossvaters hing, meinten sie, Max könne stolz sein, so einen Grossvater zu haben.

"Es ist schön hier.", meinte Frederick mit zufriedener Stimme als er in der Tür zu seinem neuen zu Hause stand. Langsam machte er einen Schritt über die Schwelle und trat in den Raum. Max stand draussen und sah ihm zu.
"Wie ein Kind.", dachte er für sich.
Max Mutter folgte Frederick ins Haus, hinter ihr stand Karlo mit der rechten Hand beschützend auf ihrer Schulter. Die Drei waren wie eine Kette aus losen Gliedern.
Frederick ging langsam durch die ganze untere Etage. In die Küche, das Esszimmer, zum Wohnzimmer und zog den Geruch der Räume tief ein. Es schmeckte hier anders. Es schmeckte nicht nach ihm. Nicht nach Louise seiner Frau. Es schmeckte wie ein fremder Ort.
Warum war er überhaupt hier?, fragte er sich, während er die fremden Fotos musterte und erkannte, dass er diese Leute darauf eigentlich gar nicht kannte.
"Max"; begann Maria mit unsicherer Stimme, "Dein Enkel, könnte dir dein Zimmer zeigen, Papa."
Max fühlte sich verraten, als er den Vorschlag seiner Mutter hörte. Er folgte der Stimme ins Haus und sah böse zu seiner Mutter, die ihn entschuldigend anlächelte.
"Zeig deinem Grossvater sein Zimmer, Max.", meinte sie in bemüht sanften Ton.
Vorsichtig näherte sich Max seinem Grossvater, der stumm in die andere Richtung des Raumes blickte.
"Grossvater.", sagte er, doch Frederick reagierte nicht.
"Frederick.", versuchte es nun Karlo.
Max Grossvater drehte sich zu ihm und sah dann zu Max.
"Ja, sicher.", antwortete er und Max ging langsam zu den Treppen rüber und hoch, immer darauf achtend, dass Frederick ihm folgte. Besorgt sahen ihnen Max s Eltern nach.
Unsicher erklomm Frederick die Stufen nach oben. Dann führte ihn sein Enkel zwei Türen weiter und öffnete die Dritte.
"Das ist dein Zimmer.", erklärte Max ausdruckslos.
Frederick trat an dem Jungen vorbei. Es war ein helles, grosses Zimmer. Das Bett auf der linken Seite sah weich aus. Die Wände waren leer, nur der Boden war von einem blau-grünen Teppich bedeckt. Neben dem Fenster, stand ein grossflächiger Schreibtisch und ein Stuhl. Am Boden daneben stand eine Mappe mit leeren, dicken Malblättern und ein Koffer mit Farben, Pinseln und Lappen.
"Wir haben bisher nur das Nötigste eingeräumt.", begann Maria, die nun hinter ihm stand, "Ich dachte wir würden dein Zimmer zusammen einrichten, wenn du da bist."
Fredericks Blick verharrte bei den Blättern und Farben.
"Ich habe schon lange nicht mehr gezeichnet.", sagte er heiser.
Max begann sich langsam vom Zimmer zu entfernen. Bei der Treppe stand sein Vater.
"Alles ok?", fragte er seinen Sohn erneut.
"Was hat er?", wollte Max wissen.
"Er ist alt und müde. Sein Geist und Körper mögen nicht mehr so wie früher.", erzählte Karlo ohne lange nach zu denken. Die Augen seines Sohnes erschraken ihn ein wenig. Sie schimmerten misstrauisch und kalt. Karlo hoffte, dass das alles kein Fehler war.


2.5 Herr Kant
Die unendlich langscheinenden, glitzernden Hallen wirkten an diesem Nachmittag noch ruhiger und einsamer als je zuvor, als Herr Kant seinen Arbeitsplatz betrat, obwohl das Stockwerk ihn mitgezählt 111 Menschen in sich trug. Die 110 Eisschlafröhren waren mit einem Glas beschichtet, dass ihre Träume und alle anderen Daten ihrer Versorgung aufzeigten. Herr Kant stieg auf den tellerartigen Transporter und schwebte von Röhre zu Röhre um die Daten zu kontrollieren.
„Nichts Anfassen“ war die oberste Regel seiner Arbeit. Manchmal dachte er, diese Regel sollte für sein ganzes Leben gelten.
Bei der Eisschlafröhre 98 blieb er mit dem Tranporter stehen und sah schwermütig den Abbildern des Traumes zu, der dort projiziert wurde. In der Eisschlafröhre 98 lebte eine Frau, die wie er im mittleren Alter war. Doch in den Träumen, die sie künstlich lebte, war sie ein junges, wunderschönes Mädchen. Ein samtig weiches, sanft gerundetes Gesicht auf einem athletisch zärtlichen Körper. Sanft strich Herr Kant gegei die erste Regel verstossend über die Röhre und das Abbild ihres Traumes. Wie viele Stunden er schon so vor dieser Röhre verbracht hatte und wie viele er hier noch verbringen würde? Tag für Tag war er an einem Ort gefangen, andem er zusehen musste, wie Menschen ihre kühnsten Träume lebten, während er nicht einmal nachts im Bett der tristen, sterilen Realität entkam, die ihm so zuwider und unverständlihc wr.
Hier war er gegenübergestellt all seinen Sehnsüchten, die er nie ergreifen wird können und von denen er nicht einmal wagte zu träumen.


3
Philipp starrte während des Gehens auf den Blumenstrauss in seiner Hand. Ob sie ihr wohl gefallen werden -die Blumen?. Rot, violett und gelb, die wichtigsten Farben hatte er, sagte er sich zufrieden, auch wenn er nicht wusste, wie die Blumen selbst hiessen. Die Gärtnerin aus Rhienenstadt, Fabienne Marier, pflegte nicht die Blumen nach den gewöhnlichen Titeln zu bezeichnen. Bei ihr hatten die Blumen Namen wie, Galaktika oder Sisiumara. Es waren Namen, die sie sich selbst nicht behalten konnte, weshalb die Blumen, auch wenn sie der selben Art angehörten, nie den selben Namen trugen. Sie war eine wahre Künstlerin darin Namen zu erfinden.
Da überrascht es auch nicht, dass viele der Einwohner aus Rhienenstadt sie um Rat fragten, wenn sie Namen für ihre Neugeborenen suchten. So gab es einige Kinder hier, die Namen wie Phlarasal oder Kinimius hiessen. Philipp war glücklich, dass seine Eltern nie diesen ganz besonderen Service von Fabienne in Anspruch genommen hatten.
Philipp bemerkte, wie seine Hand immer mehr zu zittern begann, um so näher er dem Busbahnhof kam. Heute würde er nach einem Jahr endlich seine grosse Liebe wiedersehen. Sie hiess Jenny Graber und war in Philipps Alter. Bis vor einem Jahre gingen sie zusammen zur Schule und Philipp war seit seiner Kindheit in Jenny verliebt gewesen. Er war schon in sie verliebt, als ihn Mädchen eigentlich noch gar nicht interessiert hatten, aber Jenny wirkte auf ihn schon immer auf eine magische Art und Weise. So schrieb er ihr vor einem Jahr, als sie weggezogen war ein Gedicht über seine Gefühle. Es ging so:
"Du bist ein Zaubertrick
Irgendwie magisch und unerklärlich
Kein doppelter Boden und kein fauler Trick
Aus dem Nichts bist du aufgetaucht und auch wieder dorthin verschwunden
Ich, immer noch auf der Suche nach dem Spruch, der Formel um dich wieder zurück zu zaubern
Ich weiss nicht, ob es am fehlenden Zylinder oder Zauberstab liegt, auf jeden Fall klappt es nicht
Du hast meinen Glauben und meine Lust an Wunder geweckt- unstillbar
Keine dummen Sprüche, kein blödes Geschwätz
Ich bin verzaubert von dir für immer
Schwebend, in drei Stücke geteilt, vielleicht ein wenig naiv
Aber ehrlich!"
Jenny wusste, dass er in sie verliebt war. Auch wenn es Philipp bis dahin nie ausgesprochen hatte, so sah man es ihm eigentlich immer an. Und Philipp wusste seinerseits immer, dass sie es nicht war. Sie waren Schulkollegen und sie versuchte ihm zu zeigen, dass sie ihn als Jugendfreund schätzte, doch mehr konnte sie ihm nicht geben. Kurz vor ihrem Wegzug in die Stadt verbrachten sie nach einer Party eine Nacht zusammen. Während Philipp hoffte, sie kämen nun zusammen, war es für Jenny ein Ausrutscher und das Ende ihrer Freundschaft, dann zog sie mit ihrer Familie weg.
Hin und wieder schrieb ihr Philipp, und hin und wieder antwortete sie ihm, meist in knappen Sätzen. Dann vor einem Monat bekam er einen überraschenden Brief von ihr. Sie müsse mit ihm sprechen und sie käme zurück nach Rhienenstadt für eine Weile -zu ihm. Sie habe gemerkt, dass er ihr doch wichtiger sei, als sie all die Jahre gedacht habe.
Trotz der für ihn wundervollen Nachricht, klang der Brief irgendwie traurig, wenn er ihn für sich laut vor sich hin las.
Philipp blieb vor dem Schaufenster von Ella Briems Kleidergeschäft stehen und begutachtete sein Spiegelbild. Er war ein 1.90 grosser, junger Mann. Im Gegensatz zu seinem kleineren Bruder, der eher etwas faul war, war Philipp sportlich und durchtrainiert. Sein Gesicht war kantig und sein Mund dünn.
Er strich sich über seinen Kurzhaarschnitt und lächelte sich zufrieden zu. Hinter dem Schaufenster, waren zwei wunderschöne Frauenkleider ausgestellt. Sie waren weder konservativ altmodisch, noch billig aufreizend, sie waren schön und elegant. Selbst ohne Model, das sie tragen sollte, sah selbst Philipp, dass die Kleider vom Schnitt, wie auch den Farben und Muster her etwas ganz besonderes waren. Während er so dastand, stellte er sich vor, wie Jenny darin aussehen würde.
Ein bedrohliches Fauchen und Gebelle riss Philipp aus seinen Gedanken und er sah zum gegenüberliegenden Haus von Familie Grindelwald hinüber. Karl der Postbote hielt mit aller Kraft seinen kläffenden Schäferhund Freddie zurück, der wie wild in Richtung Betty zog, das war die halblahme Katze der Grindelwalds, ein selten dämliches Ding von Tier. Nur mit Mühe schaffte es Karl der Postbote, das Packet vor die Tür zu legen und Freddie vom Anwesen weg zu zerren. Als er endlich die Strasse erreicht hatte, grüsste er Philipp freundlich.
"Verabredung, Kleiner?", fragte er.
"Ja, Herr Reder."; antwortete Philipp dem Postboten, der nun mit Freddie weiterzog. Seit vor 5 Jahren der Hund der Martins Karl direkt zwischen die Beine gebissen hatte, besass er nun schon Freddie. Freddie war ein Schäferhund und ein Monster von Tier. Niemand wagte es, zu nahe an Freddie vorbei zu gehen, den Karl immer ganz eng bei sich hielt, da dieser nach allem schnappte, das in seine Reichweite kam und nicht Postbote war.
Nach einem weiter vergewissernden Blick ins Schaufenster ging Philipp weiter. Als er am Bushalteplatz ankam, stand Moritz mit seinem Bus schon an gewohnter Stelle. Ein Mann mitte dreissig kreuzte Philipps Weg und dann sah er sie. Sie trug ihre Haare schulterlang und neben ihr Stand ihre alte Seemannstasche und rauchte eine Zigarette. Mit schnellen Schritten ging er auf sie zu. Als sie zu ihm sah, rief er ihr zu: "Jenny!"
Sie griff nach ihrer Tasche und kam ihm langsam entgegen, dann blieben sie einander gegenüber stehen und sahen sich stumm an. Ihr Gesicht war wunderschön. Mal formte sich ihr Mund zu einem Lächeln, dann wurde er wieder ernster, während Philipp sie breit angrinste. Doch keiner sagte etwas.
"Philipp.", meinte sie leise nach einer Weile, mit einem dünnen Lächeln auf den Lippen. Philipp fand, dass dieses "Philipp" sich zu neutral anhörte, er fand keine Begeisterung.
"Alles ok?", fragte misstrauisch.
Eine Strähne fiel ihr ins Gesicht und bedeckte ihr linkes Auge.
"Ja."
Nun wurde ihr Lächeln breiter und sie umarmte ihn innig. Sie verharrten so eine ganze Weile Arm in Arm, bevor sie sich langsam lösten und begannen nebeneinander los zu laufen.
Sie gingen stumm voran. Hin und wieder sahen sie sich an und lächelten. Vor "Gulinum" dem einzigen Restaurant in Rhiedenstadt, dessen Name übrigens aus der Feder von Fabienne der Blumenfrau stammte, blieb Jenny stehen.
"Ich habe Hunger, du auch?"
"Ja.", meinte Philipp euphorisch, nahm sie bei der Hand und zog sie ins kleine Restaurant hinein.
Am Tresen sassen Herr Meier der Musiklehrer und Pater Blossom vor zwei vollen Bierkrügen. Sie waren so von Jennys Anblick gebannt, dass sie kein Wort hervorbrachten und den Beiden zur Begrüssung nur mit weit geöffneten Augen zu nicken konnten.
Mit fröhlichen Minen setzten sich die beiden an einen Tisch vor einem der Fenster. Mit freudiger Erwartung sah Jenny zur Küchentür hinüber und wartete auf die Brüder Kiehl, denen das Restaurant gehörte. Für Jenny waren sie wie Väter gewesen, da ihre Mutter hier als Serviererin gearbeitet hatte.
"Jenny!!", hörte sie die beiden Männerstimmen rufen, Schritte kamen aus der Küche näher und da standen sie Roberto und Binimo. Roberto war der Linke der Beiden -er war fürs Abschmecken und die Gästebetreuung zuständig. Ein dicker Kerl, mit einem Schnurrbart, der einzig die Augen von seinem Gesicht sichtbar liess. Seine Haare waren länger als die Jennys. Und der Rechte der Beiden war Binimo, der eigentlich den ganzen Rest der Zubereitung zu erledigen hatte. Er war dürr und wie immer kreidebleich. Wenn man ihn nicht besser kennt, bekäme man Angst um ihn. Sein hageres Gesicht und seine dunklen Augen, liessen ihn krank erscheinen. Doch sein dickes Lachen war schon immer die eigentliche Skala, die bewies, dass es ihm gut ging. Roberto und Binimo hatten beide jeweils nur einen Arm, zumindest nur einen ganzen. Den Zweiten mussten sie sich teilen, da sie siamesische Zwillinge und somit an einem Arm zusammengewachsen waren.
"Schätzchen!!", riefen sie und kamen zum Tisch gerannt.
Jenny stand mit vor Freude gerötetem Gesicht auf und liess sich von den Beiden abknutschen.
"Was darf es sein, meine Liebe?"; meinte Roberto in seiner tiefen, charmanten Stimme.
"Nimm bloss nicht den Lachs, er versalzt ihn heute noch mehr denn früher.", unterbrach ihn Binimo mit seiner gewohnt lispligen Aussprache.
Damit hatte er ein Sperrfeuer von Dialogen zwischen sich und Roberto entfacht, das für Aussenstehende kaum noch überschaubar war.
Erst nachdem sich Jenny für ein Gericht entschieden hatte, beruhigten sich die Beiden wieder. Als Philipp und sie wieder alleine am Tisch waren, bückte sich Philipp zu ihr nach vorne. Seine Augen strahlten sie so an, dass ihr Gesicht davon erhellt wurde.
"Was machst du hier?", fragte er.
Jenny sah ihn verwirrt an.
"Was ich dir geschrieben habe.", antwortete sie.
"Wie hast du das gemeint?"; wollte Philipp wissen.
Eine Pause entstand. Während sie Philipp weiter musterte, sah sie durchs Fenster nach draussen. Nachdenklich blickte sie über die Strassen ihrer Heimat.
"Ich will mit dir zusammensein.", meinte sie leise mit dem Blick nach draussen gerichtet, "du bist in mich verliebt? Du wolltest, seit ich mich erinnern kann, mit mir zusammensein. Ich hab dich immer abgewiesen. Das letzte Jahr über, war das erste, wo du nicht da warst. Das erste Jahr, während dem ich dich vermisst habe. Jetzt bin ich wieder da. Wegen dir."
Ich Blick war noch immer nach draussen gerichtet. Philipp stockte der Atem. Er konnte nicht antworten, er konnte ihr nur ins Gesicht starren und warten, dass sich die Illusionen in Luft auflösten.

3.5 Herr Kant
Das Schlafcenter in dem Herr Kant arbeitet, war ein riesiges futuristisches Gebäude. Die zwanzig unteren Stockwerke wurden von Büros und Infoeinrichtungen genutzt. Die nächsten 20 Stockwerke, waren mit Trainings, Vorbreitungs und Testräumen und Geräten gefüllt. Die nächsten zwei Stockwerke wurden von Sicherheitsbeamten verwendet, die vor allem im Falle von Eindringlingen gebraucht wurden. Nun folgten die vierzig streng bewachten und abgesperrten Stockwerke, in denen die schlafenden Gäste einquartiert waren. Die letzten zehn Stockwerke wurde von den Medizinern, Forschern und Überwachern besetzt gehalten.
Herr Kant kam täglich mit der Schwebebahn von zu Hause her auf das Gelände geflogen. Dort wurde sein Ausweis von einem Wachmann kontrolliert, -Besucher musste vorangemeldet sein- und wurde dann durch die internen Kapseln zum Gebäude befördert. Während dem Betreten des Gebäudes wurde man von mehreren Kameras genau gefilzt, ansonsten wurde man aber nicht aufgehalten. Mit dem Fahrstuhl konnte er dann bis ins zwanzigste Stockwerk hochfahren, wo er aussteigen musste. Er musste in einenen separaten Raum, wo seine Netzhaut, Fingerabdrücke gescannt und eine Blut und Urinprobe entnommen wurde. Die ganze Prozedur daurte in der Regel nicht länger als zwei Minuten. Daraufhin konnte Herr Kant einen gesicherten Raum weiter, wo er seine Arbeitskleidung, eine silberne Unform, aus speziellen Materialien, anziehen musste. Er wurde von Gasen gereinigt und desinfiziert, daraufhin konnte er in den letzten Fahrstuhl steigen. Er gab den strenggeheimen Code des Stockwerks an, wo er arbeitete und wurde daraufhin hochgefahren. Wichtig war, dass jeder Mitarbeiter nur Zugang zu einer einzigen Etage des Schlafteiles hatte. Herr Kant arbeitete auf der Etage 58. Hatte er diesen Bereich des Gebäudes einmal erreicht, war er frei in seinen Bewegungen.

4
Max Klos verdiente sein Taschengeld die Ferien über bei Herrn Protus, dem Bäcker von Rhienenstadt. Herr Protus, der mit Vornamen Bricket hiess, war ein ruhiger Mensch. Er war selten allzu glücklich, noch hatte man ihn je niedergeschlagen gesehen. Er war, man würde sagen, ein ausgeglichener, ruhiger Mensch, vielleicht ein wenig melancholisch veranlagt. Jedenfalls schmeckte das Brot, welches aus seinem Ofen stammte, sensationell. Luftig, saftig, knusprig, kernig, mild, würzig, eine Reise der Sinne. An diesem späteren Morgen, war Max glücklich einen Grund zu haben, von zu Hause weg zu gehen. Das neue Familienmitglied, sein Grossvater, nervte ihn gewaltig. Als Max die Bäckerei betrat, stand Herr Protus hinten im Backraum und knetete Teig.
„Ich bin da, Herr Protus.“, meinte er verhalten.
Ohne von seinem Teig auf zu sehen nickte der Bäckermeister und knetete weiter. Im ganzen Raum duftete es nach frischem Brot und der Duft kitzelte einem solange in der Nase, bis man endlich ein Stück von dem frischen Brot gegessen hatte.
Max Aufgaben im Geschäft von Herrn Protus bestanden die meiste Zeit über darin zu putzen und Hausbestellungen aus zu liefern.
Nach einigen letzten, kräftigen Knetbewegungen, legte Herr Protus den Teig beiseite und ging zum Backofen, öffnete diesen und holte sorgsam die Brote aus dem Ofen und packte sie behütet in wolltücher und legte sie dann in eine grosse Tasche. Schliesslich nachdem alle Brote eingepackt waren, legte er einen Zettel dazu und übergab die Tasche an Max. Herr Protus war ein stilles Wasser und redete sehr selten. Max hatte sich inzwischen daran gewöhnt, ergriff die Tasche und verliess die Bäckerei. Da es schon bald Mittag war, versuchte sich Max umso mehr zu beeilen. Er nahm den Zettel aus der Tasche und überflog die Adressen. Die übliche Route, stellte er fest, bis zu.. Herr Pinzetti. Normalerweise kam Herr Pinzetti pünktlich um zehn in die Bäckerei, um sein Brot entgegen zu nehmen. Herr Pinzetti war ein komischer alter Mann. Er war so um die siebzig mit kahlem Haar und einem kleinen eckigen Kopf. Er trug immer einen italienischen Anzug und Hut. Jeden Tag wenn Herr Pinzetti in die Bäckerei kam, konnte Max ein Schauspiel beobachten, dass ihm ein Rätsel aufgab. Noch nie hatte er gesehen, dass der alte Mann selbst die Tür zur Bäckerei geöffnet hätte, immer war jemand gerade in der Nähe und hielt sie ihm auf. Wenn Pinzetti dann in die Bäckerei trat machten alle Anwesenden vor ihm einen leichten Knicks, wie vor einem König. Pinzetti pflegte darauf seinen Kopf etwas zu senken und seinen Hut zum Gruss an zu tippen. Nach dieser Geste kam Herr Protus und übergab ihm mit den besten Wünschen das Brot. Noch nie hatte Max gesehen, dass der alte Mann das Brot bezahlt hätte. Als Max einmal seine Eltern nach Herrn Pinzetti fragte, lächelten sie nur stumm, gingen aber nicht weiter darauf ein.
In nur zwanzig Minuten hatte Max alle 17 Adressen abgeklappert, die sich neben der von Herrn Pinzetti auf dem Zettel befanden und nun kam der mysteriöse alte Mann als letzter noch an die Reihe.
Er wohnte in einem kleinen, älteren Haus. Es lag nicht weit von der Kirche und dem Postamt und war von einem sehr gepflegten ruhigen Garten umgeben. Früher, konnte sich Max erinnern, stand hier in der Nähe ein kleines Schuhgeschäft. Doch jetzt war keines mehr da, oder Max hatte es nur geträumt. In seiner Erinnerung war es ganz klein und auch etwas schäbig, aber auf charmante Art und Weise schäbig. Max sah sich noch eine ganze Weile zwischen den verschiedenen Häusern um, doch das Geschäft, an das er sich zu erinnern glaubte, war verschwunden. Enttäuscht ging er nun zum Eingang von Herrn Pinzettis Haus. Er klingelte und wartete dann darauf, dass ihm jemand die Tür öffnet. Nach etwa einer halben Minute klingelte Max ein zweites und kurz darauf ein drittes Mal, da niemand die Tür öffnete und auch sonst keine Reaktion auf sein Klingeln hin folgte, legte Max das bestellte Brot in einem weichen, in zwischen warmen Tuch vor die Tür. Gerade als er gehen wollte, hörte er leise, wie jemand von innen her rief. Max verstand den Wortlaut nicht, doch war überzeugt, dass die Rufe an ihn gerichtet waren. So nahm er den Brotleib wieder an sich, öffnete die Tür und trat ein.
„Hallo?“, rief er, als er in den Flur trat.
„Hier hinten.“, folgte zur Antwort und Max folgte der leicht krächzenden Stimme.
Er kam in ein geräumiges, altmodisch eingerichtetes Zimmer. In Glasvitrinen standen alte Bilder, Krüge, Gläser, Bücher und Schallplatten aufgestellt. Alles war eher dunkel eingerichtet. In einem grossen alt anmutenden Schaukelsessel versunken sass Herr Pinzetti und blickte zum Plattenspieler hoch, aus dem leise Opernmusik zu hören war.
„Herr Pinzetti, ich bringe ihnen die bestellte Brotlieferung.“
Der alte Mann setzte sich etwas auf und zeigte nach hinten zum nächsten Raum.
„Bring es bitte in die Küche, Junge.“
Während Max nach hinten ging, kramte Pinzetti seine Brieftasche aus seiner Hose.
„Komm zu mir.“, meinte er zu Max, als dieser wieder aus der Küche kam.
Max ging zu ihm. Pinzetti wirkte ganz anders, als sein Grossvater, befand der Junge.
„Näher.“, meinte der alte Mann, als Max vor ihm stand. Dieser bückte sich zu ihm hinunter. Pinzetti hob seine linke Hand, tätschelte Maxs Wange, griff dann nach seiner Hand, zog sich hoch, öffnete sie und liess ein paar Münzen in Maxs geöffnete Hand fallen.
„Vielen Dank.“, meinte Max zurückhaltend und stellte sich wieder gerade vor den Alten.
„Ich geh dann wieder.“
Der Alte nickte zustimmend und sah wieder zu seinem Plattenspieler hoch, während er wieder in seinen Stuhl sank. Leicht amüsiert verliess Max seine Wohnung.
Zu Hause war seine Mutter daran mit seinem Grossvater sein Zimmer her zu richten. Max versuchte ihnen wenig Beachtung zu schenken, als er um 15 Uhr nach Hause kam und warf sich aufs Sofa vor den Fernseher. Während er von Kanal zu Kanal zappte, hörte er im Hintergrund, wie die beiden miteinander sprachen. Schliesslich drehte er den Fernseher lauter, bis er kaum noch ein anderes Geräusch hören konnte. Erst um fünf Uhr kam Maria in Begleitung Fredericks runter und begrüsste ihren Sohn. Frederick setzte sich auf den Sessel neben Max und starrte in die flimmernde Kiste, während sich Maria in die Küche begab um das Abendessen vor zu bereiten. Sie wirkte müde und war blass. Irgendwie schien sie erleichtert, als sie ihren Vater im Wohnzimmer zurücklassen konnte.
„Willst du was sehen?“, fragte Max seinen Grossvater. Frederick schien ihn gar nicht wahr zu nehmen und sah fasziniert in den Fernsehbildschirm. Max liess einen Musikkanal laufen, auf dem verschiedene Musikclips gesendet wurden. Um 17.30 Uhr kam auch sein Vater nach Hause. Er begrüsste die beiden Männer und ging dann in die Küche, wo er die Tür hinter sich und Maria zu schloss.
„Hallo.“, er küsste sie auf die Wange, „wie geht es dir?“
Mit einem zurückhaltenden Lächeln blickte sie von den Karotten auf, die sie gerade schnitt.
„Etwas müde.“, ihre Stimme wurde von tiefen Seufzern begleitet.
„Und deinem Vater?“, fügte Karlo hinzu.
Maria legte das Messer beiseite und trat näher an Karlo heran. Sie sah in seinen Augen, wie besorgt er um sie war. Zum einen rührte und freute es sie, soviel Zuneigung zu spüren, doch zum anderen machte es ihr auch Angst.
„Gut. Es geht uns allen gut.“, antwortete sie mit deutlicher, selbstbewusster Stimme, strich Karlo mit der Hand über die Wange und fuhr mit ihrer Arbeit fort.
Karlo blieb einen Moment so stehen und beobachtete sie bei ihrem Tun und verliess dann die Küche wieder und gesellte sich zu seinem Schwiegervater und Sohn.
„Na ihr, wird Zeit für eine kleine Männerrunde.“, meinte er überschwenglich.
Frederick sah nur kurz zu ihm und konzentrierte sich dann wieder sofort auf den Fernseher.
„Ich glaube, er mag Musikvideos.“, sagte Max in aufmunterndem Ton zu seinem Vater.
Kurz nach sechs Uhr rief Maria zum Essen. Max griff nach der Fernbedienung und der Fernsehschirm erlosch, wie aus dem Koma erwacht, blickte Frederick plötzlich verstört um sich. Karlo trat an ihn heran und legte seine rechte Hand auf seine Schulter.
„Wir können essen, Frederick.“
Mit einem verwirrten Lächeln nickte Frederick und folgte Max und Karlo an den Esstisch.
„Wo ist Philipp?“, wollte Max wissen.
„Er kommt heute erst spät nach Hause. Wir sollen nicht auf ihn warten.“, antworete Maria.
„Dieser...“, Karlo hielt sich zurück, „Er hätte heute hier zu sein, um seinen Grossvater zu begrüssen.“
Karlo war überrascht über Maria, die sich nicht weiter dazu äusserte. Sie war sonst die, welche mit strenger, manchmal in Karlos Augen zu strenger Hand über die Kinder wachte.
„Nun ja, er wird noch Gelegeheit genug haben.“, versuchte er ironisch die Situation zu retten.
Frederick rührte sein Essen nicht an, sonder starrte zur Deckenlampe hoch, wo eine Fliege ihre Runden drehte, während er auf seinem Stuhl hin und her rutschte.
„Ist etwas nicht in Ordnung, Frederick?“
Frederick versuchte seinen Blick von der Fliege los zu reissen und antwortete dann: „Es ist nur, ich.., ich sass sonst immer am Tischende.“
Nun sass er auf der rechten Seite neben Max. Maria sass am einen Tischende, Karlo auf der linken Seite gegenüber Frederick und das andere Tischende war frei.
Als niemand anderes auf Fredericks Aussage reagierte, meinte Karlo: „Bitte, setz dich doch ans freie Tischende. Wir haben hier keine festen Platzordnungen.“ Frederick stand langsam auf und wechselte den Platz. Maria beobachtete ihren Mann und ihren Vater stumm, ohne etwas zu sagen. Max blickte nur auf sein Essen und kaute stumm vor sich hin.
„Was hast du heute noch vor?“, wollte Karlo von Frederick wissen.
Nach einem kurzen Moment des Überlegens, schob Frederick das Essen von sich, stand auf und meinte: „Malen, ich werde malen.“
Er verliess den Raum und ging die Treppen nach oben zu seinem Zimmer. Überrascht sah Karlo zu Maria, die noch immer mit vollem Teller und leerem Blick da sass. Max musste leise Kichern, so dass er sich verschluckte und laut lachend begann zu husten. Auch Karlo konnte sich nicht länger zurück halten und begann laut ins Gelächter seines Sohnes mit ein zu stimmen. Maria sass stumm da und beobachtete mit ausdrucklosem Gesicht, die beiden amüsierten Männer.

Es war bereits elf Uhr. Max war schon seit einer Stunde im Bett. Karlo putzte sich im Bad gerade eben die Zähne und Maria näherte sich vorsichtig und leise Fredericks Zimmer, in dem noch immer Licht brannte. Sie wollte gerade ansetzen, an der Tür zu klopfen, als sie inne hielt. Sie hörte ihn leise vor sich hin nuscheln, ohne dass sie etwas davon verstehen konnte. Sie setzte ein weiteres Mal dazu an, an die Tür zu klopfen, doch irgendetwas hielt sie davon ab.
„Gute Nacht.“, flüsterte sie und ging ins Schlafzimmer.
„Schläft er?“, wollte Karlo wissen.
„Ja.“, antwortete Maria lächelnd und grub sich in ihr Bett ein.
Auch Max war noch wach und dachte an das Zimmer, das ihm dieser verrückte Alte vor der Nase weg geschnappt hatte. Warum konnte er nicht einen Grossvater wie Herr Pinzetti haben, der alleine in einem eigenen Haus wohnte und ihm nicht das Zimmer streitig machte. Mit dem Blick gegen die Decke gerichtet verfluchte er innerlich seinen Grossvater und fragte sich, weshalb seine Mutter so... so.. irgendwie ängstlich ihrem eigenen Vater gegenüber wirkte.

Es war bereits nach Mitternacht, als ganz langsam die Eingangstür des Hauses Klor aufging und Philipp sich hineinschlich. In seinem Gesicht fand sich ein breites Grinsen. Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich dann schwelgend seufzend mit dem Rücken gegen sie.
„Gute Nacht.“, flüsterte er leise.
Gerade als er die Treppe zu seinem Zimmer hochgehen wollte, sah er Licht aus dem Esszimmer und ging dem Schein nach. Am Tisch sass seine Mutter über einer Tasse schwarzem Kaffe.
„Hallo.“, begrüsste er sie leise.
Sie nickte ihm zu und nahm einen Schluck ihres Kaffes.
„Ich weiss nicht, ob du in der Nacht Kaffe trinken solltest.“, sagte er mit leicht besorgtem Ton.
„Ich mag heute nicht schlafen.“, antwortete ihm seine Mutter. Sie hatte ihren Pyjama mit den blauen Elefanten darauf an, den ihr Philipp aus Spass zum letzten Weihnachtsfest geschenkt hatte.
„Du musst einen schönen Tag gehabt haben, nach deinem Gesichtsausdruck zu urteilen.“
Beschämt Lächelnd setzte sich Philipp zu ihr.
„Was ist los?“, fragte ihr Sohn.
„Ich bin nur etwas nervös wegen dem Einzug deines Grossvaters.“
Überrascht schlug sich Philipp die Hand gegen die Stirn.
„Grossvater! Das habe ich ganz vergessen. Tut mir leid, Mama.“
„Schon ok.“, meinte sie leise, „Erzähl mir von deinem Tag.“
„Von meinem Tag?“
„ja, bitte.“
„Ok. Also hör dir das an,“
Philipps Stimme pulsierte förmlich vor Aufregung, als er begann von dem neuen Abschnitt in seinem Leben zu berichten, der heute seinen Anfang nahm. Sein Leben würde nun perfekt, wusste er und nun durfte er es endlich jemandem erzählen. So sassen sie da, Philipp der endlich sein ganzes Glück in jeder Einzelheit in die Welt entlassen durfte und seine Mutter Maria, die glücklich war, sich darin für eine Nacht lang verlieren zu dürfen.

4.5 Herr Kant
Herr Kant war ein Einzelkind. Er hatte nie Geschwister gehabt, aber immer vermisst. Seine Eltern kamen aus einfachen Verhältnissen. Sie hielten nichts von den modernen Methoden, wie man Kinder schon vor der Geburt beeinflussen konnte. Es waren sehr liebevolle Eltern, starben jedoch schon sehr früh, mit achtzig Jahren.
Ihre toten Körper wurden ihrem Wunsch gemäss verbrannt. Oft wenn Herr Kant durch die Leichengänge der Stadt zog, wo die toten Körper im blauen dunst schwebten, wunderschön aussahen, dass er gerne hier auf seine Eltern treffen würde. Sie waren so früh gestorben, er hatte sie seinem Sohn Tobey und seiner Tochter Kiara nie vorstellen können. Wären ihre Körper in den Leichengängen aufbewahrt,hätte er sie zumindest seinen Kindern zeigen können. Tobey war 11 Jahre alt, Kiara bereits 12. Sie waren beides perfekte Kinder. Herr Kants Frau Emsa hatte auf die völlige vorgeburtliche Programmierung bestanden. Nur die besten und teuersten Gene. Herr Kant hatte Emsa bei seinem dreissigsten Geburtstag kennegelernt. Sei war eine schon damals strenge und kühle Frau. Herr Kant war an diesem Tag in einer Bar und trank etwas. Wie jedes Jahr hatte er alleine gefeiert. Aus irgendeinem Grund hatte er an jenem dreissigsten Geburtstag entschieden, nicht alleine feiern zu wollen und lud eine Frau, die zufällig neben ihm sass, ein mit ihm etwas zu trinken. Das war Emsa. Sie trafen sich einige Zeit später noch nebenbei, bis sie ihm mitteilte, dass sie nur noch mit ihm verkehren würde, wenn er sie heirate. Herr Kant tat es.
Einen Monat nach der Heirat war Emsa schwanger. Sie arbeitete als Anwältin und war sehr karrierebewusst, wesewegen sie die Kinder nicht selbst austragen wollte. Die beiden Föten wurden deshalb von einer künstlichen Gebärkammer ausgetragen. Herr Kant stand dem allem mehr als Beobachter, als als Ehemann und Vater gegenüber. Manchmal wünschte er sich, er hätte sich damals dagegen gewehrt. Wie die Kinder heranwachsten, erzog sie Emsa in tiefster Missachtung gegen Herr Kant. Von dem Tag ihrer Geburt an, war Herr Kant kein Mitglied mehr der Familie. Er war ein Anhängsel. Ein unangenehmes Anhängsel.

5
„Dort hinten bei den Rosen hast du eine Stelle vergessen.“, meinte Herr Pinzetti heiser. Es war Freitag und Max war wieder bei Herrn Pinzetti, um die Brotlieferung zu bringen. Schliesslich stand er nun aber mit dem Staubsauger bewaffnet in der Wohnung des alten Mannes und fuhr durch die Räume. Herr Pinzetti schien es zu geniessen den Jungen herum zu kommandieren und Anweisungen zu verteilen. Da er sich selbst momentan schonen musste, nutzte er die Anwesenheit Max aus, um verschiedenste Arbeiten erledigen zu lassen. So musste ihn Max am Donnerstag in den kleinen Park von Rhienenstadt bringen, wo sich Pinzetti auf eine der Parkbänke setzte und begann die Tauben mit altem Brot zu füttern. Selbst die Ausrede, er müsse noch arbeiten, nützte Max wenig, denn wenn er Herrn Protus anrief, um ihm von Herr Pinzettis Wünschen zu berichten, meinte dieser nur, dass Max dem alten Mann ruhig helfen sollte. Am Mittwochmorgen hiess dies, dass Max die Toilette und das Bad von Herrn Pinzetti schruppen oder dienstags seine Kleider in die Wäscherei bringen musste.
Nun schaltete Max den Staubsauger aus und brachte ihn zurück in den engen Putzschrenk. Herr Pinzetti lächelte zufrieden und winkte den Jungen zu sich. Max hasste es, sich von dem Alten auf die Wange tätscheln zu lassen, doch trotzdem folgte er dem Ruf des Alten, ging zu ihm, liess es über sich ergehen und nahm das Trinkgeld entgegen. Der alte Herr Pinzetti redete nicht viel, vielleicht kam das auch daher, dass seine Stimme sehr schwach wirkte. Ein Sauerstoffgerät stand hinten an die Tür zum Garten hinaus gelehnt und trotzdem lagen im Papierkorb zig Päckchen Zigaretten und eine noble Zigarrenkiste stand dekorativ auf dem Wohnzimmertisch.
In der ganzen Wohnung gab es kein einziges Foto von ihm, es schien beinahe so, als hätte der alte Mann keine Vergangenheit. Max schien es, wenn er die Wohnung betrat, als würde er 50 Jahre in die Vergangenheit reisen.
Freitag war der letzte Arbeitstag von Max, da am Montag das neue Schuljahr begann. So verliess er Pinzettis Wohnung mit dem angenehmen Wissen, nicht mehr zurück kehren zu müssen.
Auch zu Hause ging alles recht merkwürdige Wege. Philipp war kaum noch zu Hause an zu treffen, viel eher sah man ihn hin und wieder irgendwo auf der Strasse, wie er mit Jenny herum turtelte und Max s Grossvater Frederick kam nur noch zu den Mahlzeiten aus dem Zimmer, den ganzen restlichen Tag sass er dort und malte. Max Mutter schien dieser Umstand gelegen zu kommen und sie wirkte etwas weniger gehemmt.
Max ging ziemlich gelöst an diesem Mittag zurück in die Bäckerei von Herr Protus. Er freute sich auf den Nachmittag, da heute endlich alle aus ihren Ferien zurück kehrten. David, Milosch, Rudi, Klebert und natürlich Angelika.
Also ging er in die Bäckerei liess sich von Herrn Protus seinen Lohn auszahlen und rannte danach nach Hause zum Mittagessen, um am Nachmittag frisch gestärkt zu Davids Familie rüber zu gehen.

„Du musst mir heute Nachmittag noch helfen, den Dachboden aus zu räumen.“
„Ich kann nicht.“, antwortete Max mit vollem Mund seiner Mutter, als sie am Esstisch sassen, „David ist von den Ferien zurück, ich gehe zu ihm rüber.“
„Zuerst hilfst du deiner Mutter.“, meinte Max Vater in bestimmten Ton.
Gerade als Max widersprechen wollte, kam Frederick an den Tisch hinunter. Er wischte sich die Hände an einem verfleckten Tuch ab, legte es weg und setzte sich.
„Tut mir leid, ich wollte noch das Bild beenden.“, sagte er leise.
„Schon gut, das macht nichts.“, antwortete Karlo.
„Soll doch Grossvater helfen!“, meinte Max in störrischem Ton, er verstummte sofort, als er sah, wie seine Mutter plötzlich zusammen zuckte. Frederick selbst schien sich nicht angesprochen zu fühlen und reagierte nicht.
„Hör zu, ich werde das nicht dulden.“, begann Karlo mit wütender Stimme, „du wirst deiner Mutter helfen und danach kannst du den Rest des Tages so verbringen, wie du willst.“
„Was ist mit Philipp.“ Max hatte nicht vor seine Pläne des heutigen Tages zu opfern. Die ganzen bisherigen Ferien über, wäre es ihm egal gewesen, doch gerade an diesem Tag, an dem seine Freunde zurück kamen, sollte er zu Hause fest sitzen.
„Siehst du deinen Bruder irgendwo?“, Max Vater wirkte gereizt und genervt, „Mutter hat gesagt, dass du ihr helfen wirst. Damit hat sich die Sache erledigt.“
Stumm stocherte Max im Essen vor sich herum, bevor er aufstand und den Tisch verliess. Gerade wollte ihm Karlo folgen, als er die Hand Marias an seinem Arm spürte, er drehte sich zu ihr und sah, wie sie den Kopf schüttelte. Er setzte sich wieder hin und begann lächelnd zu essen.
Max ging wütend nach oben und betrat das finstere Dachgeschoss. Im Gegensatz zu allen anderen Räumen im Haus war es hier oben frisch und kühl. Wütend setzte sich der Junge gegen einen Balken gelehnt auf den Holzboden. Er war eigentlich nie da oben, als Kleinkind fürchtete er sich vor den Geistern und Monstern, die nach Philipps Erzählungen hier hausten. Er begann in einer Kiste, die in Griffnähe stand herum zu wühlen. Alte Fotos befanden sich darin und etwas Spielzeug, an das er sich noch erinnern konnte, lag darin vegraben. In einer Ecke stachen ihm ein paar alte Turnschuhe in den Blick, er ging zu ihnen rüber und hob sie hoch. Er glaubte sich zu erinnern, sie in dem kleinen Schuhgeschäft mit seiner Mutter gekauft zu haben, an das er sich in der Nähe von Pinzettis Haus erinnert hatte. Er stand auf und begann auch die anderen Kisten zu durchwühlen. So fand er neben Kinderfotos von sich und seinem Bruder auch welche von seinen Eltern. Sie sahen völlig lächerlich aus, fand Max. Schliesslich stiess er auf ein blau eigebundens Buch, auf dessen Deckel eine Etikette mit der Überschrift „Mein Tagebuch“ aufgeklebt war. Der Einband war verstaubt und ausgefranst. Max nahm es auf und setzte sich wieder hin. An den Balken gelehnt begann er die ersten Seiten durch zu blättern.
„Ich heisse Maria Baumer und bin 12 Jahre alt.“, war der erste Satz des Buches. Als sich die Tür von aussen öffnete, schlug er den Deckel schnell zu und steckte das Buch unter sein Tshirt. Seine Mutter kam in den dunklen Raum getreten und blieb vor Max stehen.
„Weißt du was?“, begann sie, „Verschieben wir die Sache. Ich werde mir zuerst noch einmal alles genau ansehen und mich dann entscheiden, was weg muss und was wir behalten.“
Max nickte still mit der Hoffnung, dass Maria nicht bemerkte, dass er etwas versteckt hielt, doch die Dunkelheit gab ihm Schutz.
Sie nickte, wie zu sich selbst und verliess den Dachboden wieder. Max blickte noch einige Zeit auf den Deckel des Buches, verliess schliesslich ebenfalls den Raum und ging in sein Zimmer, wo er das Buch unter der Matratze seines Bettes versteckte.

Den Rest des Nachmittages verbrachte er bei seinem Kumpel David. David war ein Einzelkind und verbrachte mit seinen Eltern seine Ferien in seinem Wunschland Miami.
„Die Leute dort sind so cool.“, schwärmte David auf dem Bett stehend, mit der Sonnenbrille im Gesicht, „die Häuser sind so cool. Und die Autos sind dermassen cool.“, die Sonnenbrille lag auf seiner Nasenspitze, so dass seine Augen über den Brillenrand hinweg Max anglitzern konnten, „die haben dort die grössten Kinos und grössten Geschäfte und die Frauen dort haben die grössten...“. Irgendwann hörte Max einfach nicht mehr hin und dachte darüber nach, wann Angelika wohl wieder ankäme.
„Schau dir das an.“, meinte David plötzlich, sprang vom Bett und zog eine prall gefüllte Tasche unter dem Bett hervor. Aus der Tasche zog er einen riesigen Stapel Superheldencomics.
„Wow!“ war das Einzige, das Max bei dem Anblick der Heftcover herausbrachte. Die Comics waren auf schönstem Hochglanzpapier gedruckt und alles war in englisch geschrieben. Die Comics waren viel neuer, als diese die man in Rhienenstadt beim Zeitschriftenhändler kaufen konnte.
„Pass ja auf, dass du keines kaputt machst oder bekleckerst.“, meinte David in mahnendem Ton. So verbrachten sie die nächste Zeit damit den Inhalt der Comics zu übersetzen und sich über die neuesten Abenteuer und Ereignisse im Leben der fiktiven Superhelden zu unterhalten. Um sechs Uhr machte sich dann Max zufrieden auf den Heimweg und schwang sich auf sein Fahrrad. Auf dem Weg nach Hause kam er bei den Häusern von weiteren Freunden vorbei. Er sah während des Vorbeifahrens, wie sie gerade von den Ferien zurückkehrten oder wie sie daran waren, das Gepäck in die Wohnung zu tragen, plötzlich riss Max das Lenkrad seines Fahrrads um und fiel vorn über zu Boden. Mühsam und mit zusammengekniffenen Augen stand er langsam wieder auf und sah, wie das Auto von Angelikas Familie in die Strasse einbog und winkte ihnen nach.

Es war kurz nach sieben, als er sich nach dem Abendessen wieder auf sein Fahrrad setzte und zum alten Brunnen aufbrach. Er hatte von zu Hause aus Angelika angerufen und sie hatten sich beim alten Brunnen verabredet. Er war als erster von den beiden an ihrem Treffpunkt und während er da wartete, inspizierte er sein Fahrrad. Das vordere Rad war etwas vom Sturz verbogen, bemerkte er, doch er befand, dass es noch immer fahrtüchtig sei. Im Hintergrund plätscherte der alte Brunnen.
„Vorsicht kein Trinkwasser!“ stand in grossen Lettern, auf einer Tafel davor. Wie oft sie früher von diesem Brunnen getrunken hatten? Heute wusste er, warum er so oft Durchfall gehabt hatte.
Endlich hörte er, wie Angelika angeradelt kam. Sie hatte kurze rote Haare und auf der tiefen Stirn eine dicke Narbe, die von einem Reitunfall herrührte.
Elegant sprang sie von ihrem Drahtesel und setzte sich zu Max.
„Na.“, meinte sie mit kecker Stimme.
„Wie waren deine Ferien?“, wollte Max wissen.
„Ok, wir waren auf einem Hausboot. Die ersten Tage war es mir übel, aber dann wurde es ganz lustig.“
Eigentlich interessierten Max ihre Ferien gar nicht.
„Vorsicht kein Trinkwasser.“, las sie laut vor, „Pha“, rief das Mädchen, sprang das Mäuerchen hoch und tauchte ihren Kopf mit offenen Mund ins Wasser, zog ihn wieder raus und setzte sich genüsslich grinsend auf den Brunnenrand.
„Und du?“, meinte sie zu Max nach einem tiefen Schluckgeräusch, „hast du viel Geld verdient? Du hast bestimmt nur immer die belegten Brote gegessen. Ich finde du bist ganz schön fett geworden.“
„Ich bin nicht fett!“, rief Max beleidigt.
„Ach nein, beweis es!“, rief Angelika zurück, sprang vom Brunnen und rannte die Büsche richtung Wald hoch. Max rannte ihr hinter her.
Sie beendeten ihren Lauf auf der Krone eines grossen Baumes, auf der sich Angelika vor ihrem Verfolger versteckte. Dort in der Höhe blieben sie eine ganze Weile sitzen.
„Wir kommen ins Fernsehen.“, begann Angelika nach einer Weile.
„Wer?“, wollte ihr Gegenüber wissen.
„Na ich und Mama und Papa.“
„Und warum?“
„Die haben uns in so eine Überraschungssendung eingeladen. Weiss auch nicht wieso.“
„Das ist doch stark.“
„Weiss nicht. Kann ganz schön peinlich werden.“
Max begann laut zu kichern. Plötzlich knallte ihm eine Kastanie auf den Kopf.
„Vielleicht nehm ich dich ja mit ins Fernsehen.“, meinte dann Angelika nachdenklich, während sich Max über seinen Hinterkopf strich.
„Aber ich glaube nicht. Ich schäme mich ja sonst schon genug.“
Nun fing sie an zu kichern. Max stimmte mit ein und grinste breit vor sich hin. Er lachte gern in ihrer Gesellschaft, auch wenn er dabei oft über sich selbst lachen musste. Das war nicht weiter schlimm.

Während Philipp in der Küche das Geschirr abwusch, begab sich Jenny ins Badezimmer. Hinter sich schloss sie die Tür zu und begab sich vor das Waschbäcken und blickte in den Spiegel.
„Ob man es mir ansieht?“, fragte sie sich.
Schliesslich nahm sie hinter dem Spiegel drei Tablettenfschläschchen hervor und nahm zwei der einen Sorte, drei von der anderen und nochmal zwei von der Dritten. Sie versteckte die drei Fläschchen wieder, schluckte die Tabletten und spülte sie mit einem Glas Wasser hinunter. Ein Übler Brechreiz stieg in ihr hoch und zwang sie sich hin zu setzen. Tränen liefen ihr über die Wangen.
Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht, strich sich die Haare nach hinten, stand auf, blickte nochmal kurz in den Spiegel und verliess wieder das Badezimmer.
Plötzlich als sie aus der Tür kam, packte sie jemand von hinten, hob sie hoch und drehte sie im Kreis. Dann liess sie Philipp wieder sachte zu Boden, küsste sie und meinte lächelnd: „Puh!“

 

"Mein Liebes
Es ist soweit.
"Mein Liebes,
es ist soweit.
Es tut mir leid, dass
Leid groß
Ich weiss, dass es Dir weh tut
weiß
Walter Braun legte den Stift beiseite und liess sich in die Stuhllehne zurückfallen
ließ
doch der Fahrer machte keinen Wank.
keinen was?
Vor ein paar Tagen noch, hätte niemand so mit ihm umspringen können
Komma weg
schon gar nicht wenn man mental
nichtKOMMA
dass Walter Braun totkaputt war
totkaputt? so ein Wort gibts?
dass Walter Braun, all seine Gedanken und Gefühle vergass
Komma weg
In seiner langen Laufbahn als Lehrer, hatten viele als hübsch bezeichnete Schülerinnen schon versucht ihn zu becircen
Komma weg; Komma nach versuchte; besser(mMn): In seiner langen Laufbahn als Lehrer hatten schon viele hübsche Schülerinnen versucht, ihn zu becircen
doch nie fiel es ihm schwer der Versuchungen stand zu halten
schwerKOMMA; standzuhalten
Doch diese junge Frau schaffte es ihn vollkommen zu verzaubern
esKOMMA
"Wissen sie, ich fahre nicht gerne alleine.", meinte sie plötzlich.
Sie groß; Punkt nach alleine weg
"Ja?", ihr Mund verzog sich zu einem breiten Lächeln, "ich auch.
"Ja?" Ihr...Lächeln. "Ich auch.
Langsam und deutlich begann sie durch das mikrofon zu sprechen.
Mikrofon groß
"Liebe Kinder heute
KinderKOMMA
in unserer Projektwoche über Berufswahl, Tobeys Vater
Komma weg
und ihn auf natürliche eise zur Welt gebracht
auf natürliche Weise
Herr Kant begann sich am Nacken aufgeregt zu kratzen.
Herr Kant begann aufgeregt, sich am Nacken zu kratzen.
"Ich arbeite in enem der Eisschlafcentren
einem
Wir behausen insgesamt 2000 Eisschläfer/innen
beherbergen (?)
"Oh wir haben eine Frage.", unterbrach ihn Frau Bligg
OhKOMMA; Punkt weg
die den Fehler dan nachkontrollieren und beheben
dann
und es dem Diensthabenden Arzt mitgeteilt
dienstahbenden klein
und schloss, die Person richtig an das System an
Komma weg
"Dann tun sie eigentlich gar nichts?"
Frau Bligg wagte es nicht, die Frage zu stellen, sie wusste, dasss sowieso alle die Antwort schon im vorne herein kannten.
"Dann tun Sie eigentlich gar nichts?"
Frau Bligg wagte es nicht, die Frage zu stellen, sie wusste, dass sowieso alle die Antwort schon im Voraus kannten.
Als er Anstalten machte auf zu stehen, sic haber nicht getraute
sich
Ich fürchte mich davor ihn wieder zu sehen."
davorKOMMA
"Gehen wir jetzt.", fragte er in unbeschwertem Ton.
? statt .
Auch der Mann, sah immer wieder von der Strasse weg
Komma weg
Max war kaum nervös heute seinen Grossvater
nervösKOMMA
Besonders da dies Zimmer eigentlich
BesondersKOMMA
Max konnte sich einer gewissen unsympathie nicht erwehren
Antipathie statt Unsympathie
Hinter ihm stand eine etwa fünfzig jährige noch

fünfzigjährige
fragte nun Maxs Vater seine Mutter.
Max' Vater
Bei der Eisschlafröhre 98 blieb er mit dem Tranporter stehen
Transporter
Sanft strich Herr Kant gegei die erste Regel verstossend
gegen
Tag war er an einem Ort gefangen, andem er zusehen musste
an dem
die ihm so zuwider und unverständlihc wr.
unverständlich war
So gab es einige Kinder hier, die Namen wie Phlarasal oder Kinimius hiessen
hatten statt hießen
Das Schlafcenter in dem Herr Kant arbeitet
SchlafcenterKOMMA; arbeitete
waren mit Trainings, Vorbreitungs und Testräumen
Trainings-, Vorbereitungs- und Testräumen
Die ganze Prozedur daurte in der Regel
dauerte
war Max glücklich einen Grund zu haben
glücklichKOMMA
Ohne von seinem Teig auf zu sehen
aufzusehen
bestanden die meiste Zeit über darin zu putzen
darinKOMMA
und Hausbestellungen aus zu liefern.
auszuliefern
und packte sie behütet in wolltücher
Wolltücher groß
Schliesslich nachdem alle Brote eingepackt waren
SchließlichKOMMA
Jeden Tag wenn Herr Pinzetti
wennKOMMA
und seinen Hut zum Gruss an zu tippen
anzutippen
legte Max das bestellte Brot in einem weichen, in zwischen warmen Tuch
inzwischen
So nahm er den Brotleib
Brotlaib
"Herr Pinzetti, ich bringe ihnen die bestellte Brotlieferung."
Ihnen groß
Zu Hause war seine Mutter daran mit seinem Grossvater sein Zimmer her zu richten
daranKOMMA; herzurichten
Frederick schien ihn gar nicht wahr zu nehmen
wahrzunehmen
"Nun ja, er wird noch Gelegeheit genug haben
Gelegenheit
versuchte er ironisch die Situation zu retten
wo ist da die Ironie?
Frederick versuchte seinen Blick von der Fliege los zu reissen
loszureißen
Tut mir leid, Mama."
Leid groß
Hallo Jismail,
deine Geschichte lässt mich etwas zwiegespaltet zurück. Es wirkt irgendwie, als ob sie zwei Personen geschrieben hätten. Manchmal ist der Schreibstil sehr gut, dann gibt es wieder Stellen, wo er nicht so gut ist.
Genauso mit dem Inhalt: Was soll die Geschichte? Wo ist ihr Sinn? Was haben die Personen in den einzelnen Abschnitten miteinander zu tun?
Sind noch viele Fehler drin.
:heilig:

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom