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Der Pfandsammler

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04.05.2005
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Der Pfandsammler

Der Pfandsammler

Letzte Woche ging ich gedankenverloren durch Neheim und rauchte kroatische Zigaretten, als mir ein hagerer, abgerissener Mann von etwa 25 Jahren entgegenkam. „Hallo Jörg!“ sagte ich, gab ihm die Hand und fragte ihn, wie das Geschäft so lief. Eine ungewöhnliche Frage, denn Jörg bezieht Sozi und Otto Normal denkt daher, dass Pinkeln das einzige Geschäft von derartigen sozialen Randgruppen ist. Weit gefehlt, denn er gehört der Wachstumsbranche der Pfandsammler an. In Zeiten von Hartz IV, das bekanntlich an allem Schuld ist, ist diese Berufssparte schwer im Kommen. „Was soll ich sagen, außer wie immer? Karl Marx und der Schwerenöter da vorne machen mir mein Revier streitig.“ Karl Marx, der wegen seines grauen Vollbarts so genannt wird und sein seniler Lustgreis-Kumpel Hansi sind Jörgs härteste Gegner im Kampf um die Pfandflaschen. Während er schwermütig von einer Schlägerei mit den beiden erzählte, zeigte er mir die Blutergüsse auf seinem Oberkörper. Es war am Ende des Monats immer das Gleiche, wenn die Punks unter der Autobahnbrücke kein Taschengeld mehr hatten und den Pfandleuten kaum mehr was geben wollten. Wie überall im Land hatte sich der Konkurrenzdruck verschärft. „Was willste jetzt machen, Jörg?“ Sein Gesichtsausdruck wirkte unentschlossen: „Keine Ahnung. Mit den meisten Typen kann man ja nicht vernünftig reden. Vor allem jetzt, wo sich immer mehr Leute in unserem Gewerbe tummeln, die so was wie Ehre und Anstand einen feuchten Fuzzi interessiert!“ Er wirkte aufgebracht. Wo er Recht hat, hat er Recht. Er zog ein Klappmesser aus der Tasche. Ich wurde nervös und fragte: „Was willste denn damit?“ Jörg fing an zu grinsen. „Du weißt ja, heutzutage muss man konkurrenzfähig bleiben.“

 

Folgenden Kommentar hatte nummer 4 über seiner Geschichte:

Habe ich letztens wieder ausgegraben:

Hallo nummer 4,

und herzlich willkommen bei uns.
Kommentare dieser Art bitte immer in einem Extra Posting unter der Geschichte.

Zu deiner Geschichte: So alt, dass du sie erst wieder ausgraben musstest, kann sie nicht sein.
Ich persönlich fand sie nicht besonders gelungen, weil es mir schien, als machtest du dich über Jörg lustig. Dabei ziehst du zwar nicht über ihn her und machst schon eher Hartz 4 dafür verantwortlich für den Anstieg der Pfandsammler, aber so richtig ans Herz gewachsen scheinen dir deine Protagonisten nicht zu sein.
So pendelt deine Geschichte zwischen Satire und Verulkung hin und her und so ganz schlau werde ich nicht daraus, was du eigentlich willst.

Lieben Gruß, sim

 

Diesen Eindruck kann man ganz leicht bekommen, der Stil wirkt anscheinend nicht gerade förderlich für die Intention. Auf der einen Seite sollte nämlich Jörg als sympatische, aber leicht skurrile Figur beschrieben werden und gleichzeitig auf die mögliche Ursache der Pfandsammlerei hingewiesen werden. Weil aber auch Hartz IV als Ursache ironisch in den Zweifel gezogen wurde, kann man die Absicht kaum noch herauslesen.

Diese Momentaufnahme des Lebens ist mir in ähnlicher Form oft genug wiederfahren, daher fehlte mir vielleicht einfach die Idee, das ganze etwas "runder" zu formulieren.

Vielen Dank für die konstruktive und sehr flinke Kritik wünscht,
nummer 4

 

Hallo nummer 4,

auch mir hat deine Geschichte nicht so zugesagt. Sie bleibt für mein Gefühl zu sehr an der Oberfläche, wirkt mehr wie eine Anekdote, fast wie ein Witz. Wenn du wirklich Kritik an den Ursachen des Pfandsammelns üben willst, musst du glaube ich viel mehr in die Tiefe gehen. Was hat Jörg vorher gemacht? Woher kennen sich die beiden? Und so weiter.

Eine ungewöhnliche Frage, denn Jörg bezieht Sozi und Otto Normal denkt daher, dass Pinkeln das einzige Geschäft von derartigen sozialen Randgruppen ist.
Durch Begriffe wie "Sozi", "Otto Normal" und so weiter hatte ich das GEfühl, dass du weder Jörg, noch seine Lage, noch Hartz IV besonders ernst nimmst. Ich entnehme deinem Kommentar, dass das nicht so gedacht war. Sympathisch kam Jörg bei mir nicht an, auch der Erzähler nicht. Und ich würde die Zeitenwechsel lassen - bleib doch einfach komplett in der Vergangenheit.

Liebe Grüße
Juschi

 

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