Der Philosoph
Auf dem Tisch liegt ein weißer Pullover. Ich drehe ihn um. Er ist Blut verschmiert. Hinter mir steht ein Polizist. Er spricht nicht. Die Vorhänge sind zu. Eine kleine Tischlampe erhellt den Raum. Von draußen dringen keine Geräusche hinein.
‚Das ist nicht mein Pullover.’-‚Ich weiß.’
Ich berühre den Pullover und halte ihn hoch. ‚Nichtmal meine Größe, sehn sie mal.’ Der Polizist nickt: ‚Er gehörte dem Opfer.’
Das Blut ist noch frisch. Die Verletzung kann höchstens zehn oder zwanzig Minuten alt sein. Da der Pullover ansonsten unversehrt ist, kann das Opfer nicht an einer Verletzung des Torso gestorben sein. Vielleicht hat es auch einen Kampf gegeben, wobei er dem Angreifer eine Schnittverletzung zufügte, möglicherweise an der rechten Hand und im Handgemenge wurde er fest umklammert, so dass sich das Blut auf dem Pullover ausbreiten konnte. Das Blut auf dem weißem Pullover jedenfalls wies bei genauerem hinsehen eine Spur von mehreren Händen auf.
Wenn die Prügelei aber erst vor kurzer Zeit stattgefunden hat, warum hat dann das Opfer seinen Pullover ausgezogen? Dem Täter ist es vielleicht gelungen das Messer an sich zu reißen und dann dem Opfer die Kehle durchzuschneiden. So gesehen könnte das Blut auch zum Opfer gehören, das nämlich von der Halsschlagader hinunter getropft war. Die Handabdrücke stammen von dem kläglichen Versuch des Täters, die Leiche zu verstecken. Er muss den Mord angekündigt haben, denn sonst wäre die Polizei nicht sofort vor Ort gewesen. Das Verbrechen könnte auch in diesem Gebäude stattgefunden haben. Wenn der Pullover einem einfachen Büroangestellten gehörte, und dieser dem cholerischen Beamten erneut Überstunden strich, hätte es zu einem Handgemenge kommen können. Der weiße Pullover hing über einem Stuhl und wurde bei der Sache verschmutzt.
‚Ich weiß jetzt, was es mit dem Pullover auf sich hat.’ -
‚Gut, was ist mit Ihnen?’