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Der Philosoph

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03.01.2005
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Der Philosoph

Auf dem Tisch liegt ein weißer Pullover. Ich drehe ihn um. Er ist Blut verschmiert. Hinter mir steht ein Polizist. Er spricht nicht. Die Vorhänge sind zu. Eine kleine Tischlampe erhellt den Raum. Von draußen dringen keine Geräusche hinein.
‚Das ist nicht mein Pullover.’-‚Ich weiß.’
Ich berühre den Pullover und halte ihn hoch. ‚Nichtmal meine Größe, sehn sie mal.’ Der Polizist nickt: ‚Er gehörte dem Opfer.’
Das Blut ist noch frisch. Die Verletzung kann höchstens zehn oder zwanzig Minuten alt sein. Da der Pullover ansonsten unversehrt ist, kann das Opfer nicht an einer Verletzung des Torso gestorben sein. Vielleicht hat es auch einen Kampf gegeben, wobei er dem Angreifer eine Schnittverletzung zufügte, möglicherweise an der rechten Hand und im Handgemenge wurde er fest umklammert, so dass sich das Blut auf dem Pullover ausbreiten konnte. Das Blut auf dem weißem Pullover jedenfalls wies bei genauerem hinsehen eine Spur von mehreren Händen auf.
Wenn die Prügelei aber erst vor kurzer Zeit stattgefunden hat, warum hat dann das Opfer seinen Pullover ausgezogen? Dem Täter ist es vielleicht gelungen das Messer an sich zu reißen und dann dem Opfer die Kehle durchzuschneiden. So gesehen könnte das Blut auch zum Opfer gehören, das nämlich von der Halsschlagader hinunter getropft war. Die Handabdrücke stammen von dem kläglichen Versuch des Täters, die Leiche zu verstecken. Er muss den Mord angekündigt haben, denn sonst wäre die Polizei nicht sofort vor Ort gewesen. Das Verbrechen könnte auch in diesem Gebäude stattgefunden haben. Wenn der Pullover einem einfachen Büroangestellten gehörte, und dieser dem cholerischen Beamten erneut Überstunden strich, hätte es zu einem Handgemenge kommen können. Der weiße Pullover hing über einem Stuhl und wurde bei der Sache verschmutzt.
‚Ich weiß jetzt, was es mit dem Pullover auf sich hat.’ -
‚Gut, was ist mit Ihnen?’

 
Zuletzt bearbeitet:

Aaalso, wenn das ein Kurzkrimi sein soll, gehört er nach "Spannung".
Wenn da was seltsam dran sein soll, habe ich es nicht gesehen.
Sprachlich teilweise brauchbar, aber der größte Teil des Textes ist eine für den Leser nicht leicht nachvollziehbare Erklärungsorgie. Das ist nicht seltsam, das ist klobig. Und damit auch nicht spannend. Das Ende verstehe ich nicht. Der Anfang macht also neugierig, danach werde ich aber enttäuscht, zucke die Schultern und gehe wieder arbeiten ;)

Ach ja, gibt es einen besonderen Grund dafür, dass Du nicht die üblichen Anführungszeichen verwendest?

 

Nein, spannend ist er wirklich nicht, der vermeintliche Kurzkrimi.
Da ist ein Mann und eine beschmutzter (Sünde!) weißer (Unschuld!) Pullover und jemand der seine ganze Aufmerksamkeit nutzt um zu sagen, wie der Pullover verschmutzt wurde. Dabei ist das vollkommen nebensächlich. Der Polizist weist ihn daraufhin, dass es hier um ihn geht.
Viele Menschen verwenden ihre ganze Zeit darauf, weltbewegende Fragen zu beantworten, Was ist Zeit?, Woher kommt die Welt?, Wie funktioniert das? und vergessen dabei sich selbst zu finden.
Metaphern sind out, was?

 

Hehe. Nein, Metaphern sind nicht out. Wenn ein ganzer Text eine solche ist, bin ich einfach nicht die Zielgruppe.
Und die richtige Rubrik wäre dann bitteschön "Philosophisches". Ich verschiebe wenn Du willst, sag einfach Bescheid.

 

hm trotzdem funktioniert der text nicht. ich finde die erklärungen den mannes nicht exzessiv genug und der schluss ist auch nicht klar. wieso gehts um ihn? ich meine, deine intention kommt nicht rüber. das wäre nicht weiter schlimm, wenn du sie nicht so klar formuliert hättest

 

Doch, es funktioniert.
Pass auf: Du liest von einem Typ, der mit dem blutigen Pullover konfrontiert wird. Du weißt nix über den Typ, außer dass er sich ein bißchen schuldig fühlt wegen dem Pullover. Du liest weiter und hörst dir seine relativ nüchternen Erklärungen an (das mit dem exzessiv versteh ich nicht, das lenkt die Aufmerksamkeit noch mehr weg, glaubich) und schließlich stellst du mit dem Prot erleichtert fest: Aha, ist ja ganz einfach. Und da kommt der letzte Satz: WAS IST MIT IHNEN
spätestens hier müsste wohl jedem auffallen, hoppla, da war doch noch...

Einerseits denkt der Prot ewig über was andres nach, anstatt über sich (was viel wesentlicher ist)
Andererseits wird der Leser ganz bewusst vom Prot abgelenkt um zum Schluß von mir (harhar) knallhart drauf gestoßen zu werden.
Ich geb zu, du könntest bei jedem Satz immer gefragt haben "was ist mit ihm, was ist mit ihm, ...", aber dann wärst du eben nicht der, der den Text mal lesen sollte.

Oder meinst du, man müsste den letzten Satz überraschender gestalten? Hast du einen Vorschlag?

 

pass du auf: ich habs gelesen, du brauchst mir nicht schreiben wie das ist wenn ich was lese. für mich funktioniert es eben nicht. das sagt ja genau nichts aus, ausser dass der text für mich nicht funktioniert. bitte und danke.

 

Ich denke vielmehr, dass die oben schon angesprochene fehlende "Seltsamkeit" das Problem ist.

Jetzt, wo ich die Erklärungen und deine eigene Interpretation gelesen habe ist mir alles klar, doch da die Story halt klar und logisch strukturiert ist und am Anfang nichts da ist, was den Denkanstoß bringt, überliest man die Metapher von Schuld und Unschuld leicht (jedenfalls ging es mir zu Anfang so).

 

Hm, also ich habe diese Geschichte sofort ansatzweise verstanden und finde auch die Präsentation durchaus akzeptabel. Objektiv betrachtet sehe ich jedoch keinen Grund, warum die ganz einfache kriminalistische Interpretation nicht gelten soll; du stellst ihr ja nichts Logisches in den Weg (mal abgesehen davon, dass sie nicht "funktioniert"). Aber vielleicht muss es auch nicht. Viele Geschichten beziehen ihren Reiz aus mehreren Verständnisebenen. Die Aussage der Geschichte ist: Angst, Verdrängen der möglichen eigenen Schuld werfen in weitläufige, pseudokompetente Fragen, die einen selbst möglichst wenig einbeziehen.

Ich hätte die Geschichte mehr ausgebaut.

Du hast noch zahlreiche Fehler in deinem kleinen Text...

Er ist blutverschmiert.

Er spricht nicht.
Einen Augenblick später spricht er ja doch; also redundant und daher Rotstiftopfer.

Von draußen dringen keine Geräusche herein.
Der erzählerische Fokus ist im Raum. Hinein schriebe man, wenn der Fokus nicht(!) identisch wäre mit dem Ziel von Bewegungsverben wie hier "dringen".

Ich berühre den Pullover und halte ihn hoch.
Wie, bitte, kann man etwas hochheben, indem man es nur "berührt"? Besser: ergreife o.ä.

‚Nichtmal meine Größe, sehen Sie mal.’

Die Verletzung ist höchstens zehn oder zwanzig Minuten alt.
"höchstens" lässt nicht mehrere Alternativen zu, das ist doch widersinnig! Du solltest dich entscheiden zwischen zehn oder zwanzig Minuten. Außerdem impliziert dieses Wort bereits Vermutung und Nicht-sicher-sein, du kannst das "kann sein" also getrost und ohne dir was abzubrechen auf "ist" hinunterstutzen.

Vielleicht hat es auch einen Kampf gegeben, wobei er dem Angreifer eine Schnittverletzung zufügte, möglicherweise an der rechten Hand. Im Handgemenge wurde er so fest umklammert, dass sich das Blut auf dem Pullover ausbreiten konnte.
Bingo, so hört es sich (für mich) gleich viel besser an, für dich nicht auch? ;)

Das Blut auf dem weißem Pullover jedenfalls wies bei genauerem hinsehen eine Spur von mehreren Händen auf.
Würde ich verändern zu: Bei genauerem Hinsehen jedenfalls, wies das Blut auf dem weißen Pullover die Spuren mehrerer Hände auf.

Dem Täter ist es vielleicht gelungen, das Messer...
(Komma)

Wenn der Pullover einem einfachen Büroangestellten gehörte, und dieser dem cholerischen Beamten erneut Überstunden strich, hätte es zu einem Handgemenge kommen können.
Dies verstehe ich inhaltlich nicht. Wieso sollte ein einfacher Büroangestellter einem Beamten, der ja einen höheren Rang hat als er, Überstunden streichen? :confused:

‚Gut, und was ist mit Ihnen?’
... um den schroffen Themenwechsel besser darzustellen.


Soweit meine Korrekturvorschläge. Aber jetzt frage auch ich mich, wie der Prot bei so einer schwerwiegenden Tat so stumpf bleiben kann. Überdenk die Sache noch einmal, denn rund ist sie wirklich nicht.

Die philosophische Ratte schrieb:
Also, ich habe den Text so gelesen, dass der Protagonist am Ende als der Täter des Verbrechens entlarvt wird. Geht's nur mir so?
Entlarven nicht, aber zumindest dringender Tatverdacht, so jedenfalls verstehe ich das.


Liebe Grüße,
:) FLoH.

 

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