Der Puma
Für gewöhnlich wird eine Geschichte vertuscht, um die Wahrheit nicht ans Licht kommen zu lassen. Ein weiterer möglicher Grund ist aber, dass man gar keine endgültige Wahrheit bieten kann. Das die Geschehnisse vielleicht zu merkwürdig sind, um sie aufzuklären. Oder das man vielleicht sogar Angst davor hat, der Wirklichkeit näher zu kommen. Eines dieser rätselhaften Ereignisse war das Ableben des 53-jährigen Einsiedlers John Miller. Der Vorfall ereignete sich im Sommer 2003, und wurde in den Zeitungen in Dreizeilern als Unfall beschrieben, der das Interesse der Bevölkerung nicht im Geringsten erregte. Die Presse hatte allerdings auch keine Kenntnisse über die von der Polizei verschwiegenen Details, welche zum Furchterregenden Aspekt der Geschichte erst beitragen. Und selbst ich kann trotz aller Recherchearbeiten kein endgültiges Urteil darüber fällen, was in John Millers mitten im Wald liegender Behausung tatsächlich geschehen ist. Aber mir sind nunmehr alle Tatsachen bekannt, die von der Polizei schnell zu den Akten gelegt wurden, und den Journalisten wohlweislich verschwiegen wurden. Die wichtigste und zugleich unheimlichste Quelle stellte hierbei Millers Tagebuch dar, welches zum einen beweist, dass er nicht durch einen Unfall umgekommen ist, und mir anderseits viel über sein Leben verriet. Er war ein sonderbarer aber auch bemerkenswerter Mensch, und sein Leben allein wäre schon einen Bericht wert.
John Miller war ein Mann, der die Natur liebte. Schon in jungen Jahren hatte er lange Wanderungen und Übernachtungen in der Wildnis der Rocky Mountains genossen, und sich mit fortschreitendem Alter zu einem wortkargen Einzelgänger entwickelt, der die Stille und Einsamkeit in den Wäldern dem Stadtleben deutlich vorzog.
Geboren und aufgewachsen in Whitehorse, empfand er selbst die dort lebenden 25.0000 Einwohner als laute und abschreckende Gesellschaft. Während seiner Schulzeit war er ein durchschnittlicher und unauffälliger Schüler, der während des Unterrichts oft verträumt aus dem Fenster blickte, um die Berge und Wälder zu beobachten. Außer einigen losen Bekanntschaften pflegte er keinen Kontakt zu seinen Mitschülern, und von Frauen schien er eher abgeschreckt als angezogen zu werden. Er galt schnell als Sonderling und Außenseiter, der allerdings aufgrund seiner Hochgewachsenen und muskulösen Figur nie verprügelt oder gehänselt wurde. Seine Mitschüler hatten deshalb schon früh jegliches Interesse an ihm verloren, so dass er mit 18 Jahren die Highschool als absolut Unbekannter verließ. Natürlich berührte ihn dies kaum.
Kurz darauf trat er bei der „White Pass & Yukon Route“ seine Stelle als Bahnarbeiter an, der er ganze 30 Jahre treu bleiben sollte. Aufgrund seiner Kraft und Zähigkeit war er geradezu prädestiniert für diesen Job. Schon vom ersten Arbeitstag an stürzte er sich in die Arbeit, war zuverlässig und konzentriert, und während der gesamten 30 Jahre nicht einen einzigen Tag krank.
Doch John tat dies stets in der Hoffnung, eines Tages aus dieser Monotonie auszubrechen, und sich in die Wildnis zurückzuziehen. Nur dieser Gedanke trieb ihn an, und er ordnete ihm alles unter. Er rauchte und trank nicht, und pflegte auch äußerst selten Lokale aufzusuchen, wodurch er auch bei seinen Arbeitskollegen bald etwas argwöhnisch beäugt wurde.
Anders als seine früheren Mitschüler freundeten sich die Bahnarbeiter aber bald mit seinem schweigsamen Charakter an, und begrüßten vor allem, ihm ständig und ununterbrochen ihre Frauen- und Saufgeschichten erzählen zu können. John schien dies nie zuviel zu werden, er konnte ihnen den ganzen Tag zuhören. Tatsächlich aber rannen die Worte seiner Kollegen wie heißes Wasser durch seine Gehörgänge, ohne irgendetwas zu bewirken. John träumte währenddessen von einem abgeschiedenen Leben in den kanadischen Wäldern. Und dies war alles, wofür er je gearbeitet hatte.
Mit seinem mittelmäßigen Einkommen ging er immer äußerst sparsam um, und es bereitete ihm auch keine Schwierigkeiten, den Großteil davon auf der Bank anzulegen. Er musste keine Miete zahlen, da er, wie viele seiner Kollegen in den Unterkünften der Bahnarbeiter wohnte. Die Wochenenden, an denen alle nach Hause zu ihren Familien fuhren, pflegte er in den Wäldern zu verbringen, aus denen er meist erst sonntagabends wieder zurückkehrte. Und immer am ersten des Monats legte er die Hälfte seines Gehalts auf der Bank an, um der Zivilisation eines Tages den Rücken kehren zu können.
Am 31. Januar 1999 hatte er schließlich genug Geld gespart, um nie wieder arbeiten zu müssen, und sich darüber hinaus eine alte Blockhütte mitten in den Wäldern im Yukon Territory leisten zu können. Die wenigen Leute, die John kannten – und ihn zu kennen, hieß, mit ihm gelegentlich einige Worte zu wechseln – hatten diesen Tag kommen sehen. Und so verwunderte es kaum jemanden, als John seinen Job kündigte, und sich in sein neu erworbenes Haus zurückzog.
Die Hütte lag etwa 60 Meilen nordöstlich von Whitehorse, und hatte jahrelang Holzfällern als Unterkunft gedient. Da sich der Holzabbau allerdings weiter östlich verlegt hatte, wurde sie schon seit fast acht Jahren nicht mehr benutzt, und John musste einen Großteil seiner Ersparnisse dafür verwenden, um sie wieder einigermaßen bewohnbar zu machen. Er verwendete viel Zeit und Mühe, und wurde von allen Leuten, die von seinem Vorhaben erfuhren, für völlig verrückt erachtet. Doch John, der sein ganzes Leben ein Eigenbrötler gewesen war, ignorierte auch dieses Mal alle auftretenden Schwierigkeiten. Und Schwierigkeiten gab es eine Menge. Da das Blockhaus auf einem kleinen Plateau erbaut worden war, und in jeder Himmelsrichtung vom Wald umschlossen wurde, gestalteten sich die Renovierungsarbeiten alles andere als einfach. Die letzte befestigte Straße befand sich knapp sieben Meilen von der Hütte entfernt, so dass er gezwungen war, seinen Pickup am Waldrand abzustellen, und die Baumaterialien zu Fuß durch dass Gelände zu schleppen. Jeder andere hätte dieses Vorhaben bereits nach wenigen Tagen aufgegeben, doch John war nicht nur zäh, sondern auch sturköpfig. Mit eisernem Willen hatte er nach einem halben Jahr das Blockhaus ohne fremde Hilfe renoviert, und damit allem Gerede zum Trotz wieder einmal erreicht was er wollte. Diesmal allerdings war es mehr als das. Es war die Erfüllung seines Lebenstraums. Er konnte von nun an den Rest seines Lebens in der Natur verbringen, abseits jeglicher Zivilisation, die ihm schon seit seiner Kindheit nicht behagt hatte.
Seine Wohnstätte wirkte - wenngleich auch bewohnbar - wie aus einer anderen Zeit. Elektrizität, fließendes Wasser, Heizung und andere Dinge fehlten komplett, trotzdem war alles, was zum Leben benötigt wurde, vorhanden. Das Trinkwasser konnte man sich von einer nahe gelegenen Quelle holen, und ein großer Ofen konnte das gesamte Gebäude beheizen. Es gab nur zwei Stockwerke, welche auch nicht in einzelne Räume aufgeteilt waren. Das hieß, dass John lediglich zwei große Räume bewohnte, wodurch das Beheizen erleichtert wurde.
Dennoch benötigte selbst ein Naturliebhaber wie John Dinge, die man sich unmöglich im Wald beschaffen konnte. Das von Beginn an größte Problem war die Beschaffung von Nahrung. John war ein Naturbeobachter, und kein Jäger. Er besaß eine Schrotflinte, um sich wilder Tiere zu erwehren, doch der Gedanke, Hirsche oder andere Tiere zu Nahrungszwecken zu jagen, bereitete ihm Unbehagen. (Ironischerweise war diese Eigenart der einzige Grund, weshalb seine Leiche gefunden wurde. Andernfalls hätte man wohl nie etwas über seinen sonderbaren Tod erfahren.)
Aufgrund dieser Jagdaversion war er also gezwungen, gelegentlich die nächste Ortschaft aufzusuchen. Da er aber selbst auf diese Besuche verzichten wollte, hatte er schon während seiner Renovierungsarbeiten Vorbereitungen getroffen, um so selten wie möglich in eine Stadt zurückzukehren. Der Zufall kam ihm dabei zu Hilfe, und er hieß Charles Harris. Dieser war 52, fett und glatzköpfig, charakterlich allerdings ein unglaublich netter und verständnisvoller Mensch. John begegnete ihm zum ersten Mal im Februar 99, als er gerade begonnen hatte, die Blockhütte zu renovieren. Er hatte vorgehabt, in Harris´ Drugstore Nägel und Leim zu kaufen, und danach so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. Doch es war anders gekommen. Charles hatte den stillen, leicht ergrauten Mann im Flanellhemd sofort in seiner angenehmen und unaufdringlichen Art in ein Gespräch verwickelt, und John war so bereitwillig darauf eingegangen, dass er es sich noch Stunden später selbst nicht erklären konnte. Er, der sonst lieber allein im Wald herumstreifte, anstatt sich unter Menschen zu begeben, hatte sich mit Charles lange und ausführlich unterhalten, als würde auf einmal ein Damm in ihm brechen. So merkwürdig er dies fand, so angenehm wirkte es auch auf seine Stimmung, und schon am nächsten Tag fuhr er wieder in den Drugstore, obwohl er gar nichts benötigte. Und so war etwas Merkwürdiges geschehen. John, der sich zeit seines Lebens von allen isoliert hatte, fand in Charles innerhalb weniger Tage einen echten Vertrauten.
Wenige Tage bevor er seine Hütte bezog, kümmerte sich John noch um seine Essensbeschaffung. Er gab Charles das restliche Geld und seinen Pickup als Gegenleistung dafür, das er wöchentlich zum Waldrand fahren und ihm etwas zu essen bringen würde. Und an jedem Montag an dem Charles am Waldrand ankam, den Pickup voller Konservendosen, wartete John mit einem großen Wanderrucksack auf ihn, redete kurz mit ihm, verpackte alles und verschwand wieder. Charles, der ein ziemlicher Couchpotatoe war, konnte nie verstehen, wie ein Mann seinen Rucksack bis obenhin mit Dosen füllen konnte, um ihn dann sieben Meilen in den Wald hineinzuschleppen, in eine Hütte, in der es weder Fernsehen noch Kühlschränke gab. Aber trotzdem zog er stets seinen Hut vor einem Mann, der es fertig brachte, eine Woche völlig allein in der Wildnis zu hausen, bis er sich am Montag ein paar Minuten mit jemandem unterhielt, um danach wieder zu verschwinden. Ja, Charles hatte Respekt vor John, und ihre allwöchentlichen Treffen waren zu einer Art Ritual für ihn geworden. Bis zum 16. Juni 2003, als das Ritual zum ersten Mal seit fast vier Jahren ausblieb.
Was an diesem Tag geschah, ist schwer zu rekonstruieren, da Harris mittlerweile unter Katatonie leidet, was eine persönliche Befragung unmöglich macht. Die einzige unumstößliche Tatsache ist, dass Charles sich auf den Weg zur Hütte machte, in der er Johns völlig zerfleischte Leiche fand. Im seinem medizinischem Befund ist vermerkt, dass er bei diesem Anblick einen schweren neurogenen Schock erlitt, der letztendlich der Auslöser für seine immer noch bestehende Katatonie war. Diese Diagnose halte ich prinzipiell für richtig, aber ich glaube nicht, dass der Schockzustand durch den Anblick der Leiche ausgelöst wurde. Dafür war Charles Reaktion einfach zu heftig. Er muss noch sehr viel schlimmere Dinge erlebt haben, wofür auch einige andere Punkte, die ich herausgefunden habe, sprechen. Mir fiel etwas Merkwürdiges in punkto der verstrichenen Zeit auf. Charles war nicht sportlich, aber einen Fußmarsch von 14 Meilen Länge dürfte auch er problemlos in knappen drei Stunden geschafft haben. Für die Autofahrt konnte man durchschnittlich eine Stunde berechnen. Da er in der Hütte aufgrund seines grausigen Fundes nicht viel Zeit verbracht haben dürfte, summiert sich die Zeit insgesamt auf ungefähr vier Stunden. Tatsache ist aber, dass er über 12 Stunden verschwunden war. Ein Gehilfe aus dem Drugstore konnte bestätigen, dass er, wie jeden Montag, um 9 Uhr weggefahren war. Der Notruf von seinem Geschäft ging bei der Polizei allerdings erst um 21:30 Uhr ein. Als man ihn dort fand, musste er sofort psychologisch betreut werden, da er unter schweren Wahnvorstellungen litt. Die Aussagen, welche er denn Polizeibeamten und später seinen Psychologen machen konnte, bevor er verstummte, lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Er hatte schon beim Betreten des Waldes das ungute Gefühl, von etwas beobachtet zu werden, was sich umso mehr verstärkte, je weiter er sich in das Dickicht bewegte. Zweimal glaubte er, hinter sich etwas aus dem Gebüsch springen zu hören, doch er konnte nie etwas entdecken. Als er die Hütte endlich erreicht hatte, war ihm sofort klar, dass etwas nicht stimmte. Die Eingangstür war weit geöffnet, und Dosen, Felle und ähnliches waren vor der Hütte verstreut. Im Gebäude selbst herrschte ein Chaos, es schien so gut wie alles durch die Räume geworfen und zerstört worden zu sein. Johns Leiche fand er im oberen Stockwerk, versteckt in einer dunklen Ecke, und so übel zugerichtet, dass er sofort wieder verschwinden wollte. Die Ärzte vermuten, dass der Schockzustand der Auslöser für seine von da an schweren Wahnvorstellungen war. Ich frage mich allerdings, wer dafür garantiert, dass es sich wirklich um Paranoia handelte? Laut Harris Aussagen hörte er in dem Moment, in dem er die Leiche fand, wie im unteren Stockwerk die Tür zugeknallt wurde. Von diesem Zeitpunkt an sei etwas im Haus gewesen, dass im jeglichen Fluchtweg versperrt hätte. Er gab an, das der Geruch eines wilden Tieres in der Luft gelegen hatte, aber er bekam nie zu Gesicht, was im dort offensichtlich nach dem Leben trachtete. Er hatte sich laut eigener Aussagen mit einer Kombination aus Beten, Schreien und Schlagen vor diesem Etwas gewehrt, bis es nach einer unendlich langen Zeit von ihm abließ, und er halb wahnsinnig aus der Hütte taumelte. An den Rückweg vermochte er sich nicht mehr zu erinnern, gab aber an, von Stimmen und seltsamen Lichtern verwirrt worden zu sein.
Dieses letzte Detail ist umso merkwürdiger, da einer der Polizeibeamten, welchen den Tatort als erste aufsuchten, von genau denselben Dingen berichtete, und sogar eine Kugel abfeuerte. Dies geschah angeblich aus Notwehr. Er gab an, beim Rückweg von der Hütte einen Puma entdeckt zu haben, der aus dem Wald direkt auf ihn zulief. Als er auf das Tier geschossen hatte, sei es plötzlich verschwunden.
Die Polizei kam bei ihren Ermittlungen zu dem vorläufigen Ergebnis, das John von einem wilden Tier angefallen worden war. Doch es ist kein Zufall, dass die Akte seitdem immer noch unter „Ungelöste Fälle“ geführt wird. Warum kann ein Mann, der sein gesamtes Leben in und mit der Natur verbracht hat, mitten in seiner Hütte von einem Tier zerfleischt werden? Vor allem angesichts der Tatsache, das selbst Pumas oder Bären scheu sind, und neben John seine geladene Schrotflinte gefunden worden war? Sein Tagebuch bringt ebenfalls kein Licht ins Dunkel. Es sagt ziemlich genau aus, wann er verstorben ist, aber nicht wie. Aber man gelangt beim Lesen zu einer anderen Erkenntnis. Und die ist so fürchterlich, dass sie auch der Polizei nicht entgangen ist, und letztendlich den Grund für deren Lügen und Vertuschen darstellt: Es ist nicht ausgestanden. In dem Waldstück im Yukon Territory geht etwas so unsagbar Böses vor, das man nur eines mit wirklicher Sicherheit sagen kann: John Miller war nicht das letzte Opfer. Und da ich zu keinem weiteren Resümee komme, bleibt mir nur noch, die letzten Eintragungen seines Tagebuchs in ihrer reinen, unbearbeiteten Form abzudrucken. Sämtliche merkwürdigen Ereignisse, die er je notiert hat, lassen sich im Zeitraum vom 9. bis 13. Juni 2003 finden, den letzten fünf Tagen vor seinem Tod. Möge sich jeder Leser selbst sein Urteil über diese unheimlichen Aufzeichnungen bilden.
9. Juni 2003
Charles war heute morgen ein wenig spät dran. Und fetter wird er auch jedes Mal. Er sollte ein wenig mehr Sport treiben, ich glaube, das würde ihm gut tun. Hab nicht viel gemacht heut. Essen raufgeschleppt, und ein wenig im unteren Tal spazieren. Die Sonne hat heute höllisch heruntergebrannt. Habe die Fußspuren eines Pumas hinter dem Haus entdeckt. Der muss wohl hier gewesen sein, als ich unten bei Charles war. Verdammt scheue Viecher. Ich bin jetzt fast vier Jahre hier und habe noch nie einen gesehen. Wär mir echt lieber, wenn ich anstatt der Grizzlys mal so ne schöne Katze sehen könnte.
10. Juni 2003
Letzte Nacht war merkwürdig. Bin zweimal aufgewacht. Einmal war ein Tier unter meinem Fenster. Ich habs im Wald verschwinden sehen. Dachte, dass es n Hirsch war, aber es muss der Puma gewesen sein. Ich hab seine Fußspuren überall vorm und hinterm Haus gefunden. Ich weiß nicht, was er will, und er muss wahnsinnigen Schiss vor mir haben, sonst hätt ich ihn schon gesehen. Trotzdem muss ihn hier irgendwas mächtig interessieren. Am Nachmittag ist mir was furchtbares passiert. Ich hab mich verlaufen. Zum ersten Mal in meinem ganzen Leben wusste ich nicht mehr wo ich bin. Ich bin gegen 11 Uhr nach Norden gegangen. Wollte hinauf zu den hohen Tannen, wegen der Aussicht. Als ich wieder zurückging, hab ich komplett die Orientierung verloren. Der Kompass hat auch verrückt gespielt. Hat sich wie wahnsinnig in alle Richtungen gedreht. Es war schon Abend, als ich endlich daheim war. Bin völlig fertig.
Muss jetzt sofort schreiben. Irgendwas ist komisch. Wie ich heute heimgekommen bin, bin ich sofort eingeschlafen. Bin gerade aufgewacht, weil ich nen echt schlimmen Traum hatte. Dachte erst, ich hätte die ganze Nacht gepennt. Es ist hell wie am Tag. Aber auf meiner Uhr ists 23 Uhr. Das Licht kommt irgendwie aus dem Wald. Es ist ganz blau. Noch was ist komisch. Der Puma war hier. Ich hab ihn nicht gesehen, auch nix gefunden. Aber hier stinkts, als wär das Vieh mitten in meinem Haus gewesen. Irgendwas stimmt hier nicht. Ich hab meine Waffe geladen, und versuch jetzt wieder zu schlafen.
11. Juni 2003
Muss gestern Nacht ziemlich bescheuert gewesen sein. Das blaue Licht hab ich auf alle Fälle geträumt. Aber der Puma war wirklich hier. Hier riechts immer noch, als würd er vorm Ofen liegen. Und ich hab Kratzspuren an der Tür gefunden. Ich werde ihn heute suchen gehen. Ich will ihn nicht abknallen, aber ich muss ihn weiter in den Wald jagen. Das Vieh ist zu aufdringlich.
12. Juni 2003
Das ist kein Puma. Das ist überhaupt kein Tier. Das ist ein Biest. Es hat mich ausgetrickst. Ich bin gestern Vormittag in den Wald gegangen. Ich wollt ihn suchen. Hab ungefähr fünf Minuten gebraucht, bis ich seine Fährte hatte. Bin ihr drei Meilen gefolgt, aber dann hörte sie plötzlich auf. Wie wenn er sich in Luft aufgelöst hätte. Ich habe nach Kratzspuren an den Bäumen gesucht, aber nichts gefunden. Ich wollte schon umkehren, dann hab ich die Spuren auf einmal an ner völlig anderen Stelle wieder gefunden. Bin ihnen wieder gefolgt, diesmal warens fast fünf Meilen. Aber dann hörten sie wieder einfach auf. Das ging den ganzen Tag so. Ich glaube, dass ich fast acht Fährten gefolgt bin, bis ich merkte dass es schon dämmerte. Der Kompass hat sich wieder genauso verrückt gedreht, und ich hab nicht mehr heim gefunden. Ich musste im Wald schlafen. Aber schlafen konnte ich sowieso nicht. Ich hab die ganze Nacht irgendjemand flüstern hören. Es hat mich wahnsinnig gemacht. Es hat erst aufgehört, als die Sonne wieder aufgegangen ist. Ich hab nur zufällig wieder heimgefunden. Sonst wär ich immer noch im Wald. Aber das Biest war hier. Es hat die Tür aufgebrochen und alle Dosen aufgerissen. Jetzt ist Donnerstag, und ich hab nichts mehr zum essen. Aber noch was ist komisch. Ich kann nicht mehr zur Quelle gehen. Es ist nur eine Meile, aber ich verlaufe mich. Sobald ich das Haus nicht mehr sehen kann, verliere ich die Orientierung. Das Biest will, das ich verdurste.
13. Juni 2003
Licht Stimmen Ich wlo wollte k ich könnte Charles warnen Er wird ihn holen Er wird alle holen Mich heute nacht Verdammter Puma