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Der Puppenspieler

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12.10.2008
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Der Puppenspieler

Der Puppenspieler
Wo die Phantasie aufhört, fängt das Grauen an!
von Karl-Hubert Hase​

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"Tri Tra Trallala, morgen bin ich wieder da!"
Der tosende Beifall vieler kleiner Kinderhände zeigten Theo Winkler, oder Helmut der Puppenspieler, wie er heute hieß, daß seine Vorstellung wieder einmal ein voller Erfolg war. Noch zwei Vorhänge und drei Verbeugungen, dann war die Vorstellung hier im Park für heute zu Ende.
Eine gute Idee von ihm, nach München zu fahren. Erst wollte er nicht, aber dann - was sollte er auch machen? Seit 3 Jahren arbeitslos. Im Osten keine Zukunft. Was nützten die neuen Glasfaserleitungen und das modernste Telefonnetz der Bundesrepublik, wenn es keine Arbeit gab. Also war er kurzentschlossen nach München gefahren, um einen neuen Anfang zu wagen.

Es war schon eine komische Sache, damals vor 3 Monaten. Er kam vom Arbeitsamt, wo man ihm wieder einmal gesagt hatte, daß ein Zimmermann zwar ein ehrbarer Beruf sei. Aber, wenn man zweiundfünfzig ist, dann ist der Zug abgefahren. Man hatte ihm ziemlich deutlich gesagt, daß er irgendwie nutzlos ist. Es solle sich darauf einstellen, daß er die Jahre bis zum Rentenbeginn damit verbringen wird, seine Stütze abzuholen.
Deprimiert war er damals aus dem Arbeitsamt gekommen und sein Weg führte ihn in seine Stammkneipe. Dort wollte er, was soll der Geiz, sich einige Bierchen trinken, um das Ganze erst einmal zu verkraften. Er erinnerte sich noch genau, als wäre es erst gestern gewesen...

"Hallo Theo, bist du wieder einmal auf dem Amt gewesen?"
"Hallo Fritz! Sieht man mir das so an? Jaja, immer dieselbe Leier. Ich muß ja regelmäßig dort erscheinen. Und jedesmal sitzt du einen halben Tag rum, um dir dann sagen zu lassen, daß du sowieso umsonst kommst."
Er setzte sich auf den Barhocker. Der Wirt schenkte ihm ein Pils ein. Sie kannten sich nun schon zwanzig Jahre. Seit Fritz gegenüber in den vierten Stock gezogen war. Damals noch mit Frau, die leider vor zwei Jahren an Brustkrebs gestorben war. Danach wurde es für Fritz noch schlimmer. Alleine auf der Welt und ohne Arbeit. So war es nicht weiter verwunderlich, daß die Stammkneipe sein zweites Zuhause wurde. Nicht das er viel trank, nein - aber er lebte hier am Tag schon mehr Stunden, als zuhause, wo ihm die Decke auf den Kopf fiel.
"Hier, trink erst einmal einen Schluck. Dann sieht es gleich besser aus. Ich bringe dir auch gleich noch ein Schnitzel. Du mußt ja Hunger haben."
"Dank dir, Fritz." Theo nahm einen großen Schluck. Das Bier zischte nur so die Kehle herunter. Drei Bierchen und ein Schnitzel weiter, da sah die Welt noch besser aus. Theo hatte sich wieder berappelt.
"Trotzdem Fritz, es ist schon ein Mist. Was soll nun aus mir werden. Beruflich ist mit einem Neuanfang in meinem Alter nichts mehr drin."
Sie unterhielten sich nicht gerade laut. Aber doch so laut, daß man sie am Nebentisch verstehen konnte. Etwas später gesellte sich ein Mann so Mitte etwa vierzig zufällig an die Bar.

"Ich habe mitbekommen, was sie sagten. Nicht, daß ich lauschen wollte..."
"Macht ja nichts. Ich habe keine Geheimnisse."
Theo schaute ihn an und lud ihn auf ein Bier ein. Sie kamen ins Gespräch und Theo erfuhr, daß der Mann Puppenspieler war. Leider konnte er den Beruf nicht mehr ausüben, da ihn eine heftige Arthrose plagte.
"Das ist gar nicht schlecht," meinte Helmut, wie sich der Mann vorgestellt hatte. "Man reist umher, und wenn das Gebiet nichts mehr hergibt, fährt man weiter. Und der Wohnwagen ist gemütlich und sauber.
"Du tust ja gerade so, als wenn ich das auch könnte."
"Das kannst du auch. Denn die Puppen spielen sich wie von selber."
"Das kannst du deiner Mutter erzählen! Und wo ist der Haken? Ich habe nicht viel Geld und kann dir sicher nicht deinen Lebensabend finanzieren."
Er nahm einen großen Schluck aus dem Bier und winkte Fritz, eine neue Runde zu bringen.

"Paß auf", wir gehen gleich einmal zu mir in den Wohnwagen. Da zeige ich dir alles. Und dann mache ich dir einen Vorschlag. Aber hier ist nicht der richtige Ort und der richtige Zeitpunkt."

So passierte es, daß Theo eine viertel Stunde später die Zeche bezahlte und sich von Fritz und den anderen Gästen verabschiedete. Helmut und er verließen die Kneipe. Sie gingen drei Querstraßen weiter und nach einigen Minuten kamen sie an einen Platz, wo ein großes Wohnmobil stand.
"Wir sind da." Helmut schloß den Wagen auf und sie traten ein.

Von außen war es ein modernes Wohnmobil. Innen jedoch hatte Theo das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen. Schwere Vorhänge und eine altmodische Einrichtung ließen ihn eher an einen Zigeunerwagen, oder besser noch, an eine alte Schloßeinrichtung erinnern. Es kam ihm vor, als wenn der Wagen von außen 6 Meter, aber innen 20 Meter groß wäre. Sicher alles nur Einbildung, dachte er bei sich.
Helmut war in den vorderen Bereich gegangen und deutete Theo an, ihm zu folgen. Dort angekommen, setzten sie sich an den Tisch. An der Wand hingen all die Spielpuppen, die täuschend echt aussahen. Selbst die Augen, so meinte er, sahen lebendig aus.
"Jetzt sag einmal, wie du das gemeint hast. Und vor allem: wo ist der Haken an der Sache?" Theo schaute Helmut direkt an. "Weißt du, viele Tiefschläge kann ich nämlich in meinem Leben nicht mehr verkraften."

"Es ist so: wie du ja weißt, leide ich an Arthrose. Auch macht mir das Rheuma stark zu schaffen. Ich war die Tage beim Arzt und der meinte, daß ich aufhören muß, herum zu ziehen. Ich brauche ein warmes Plätzchen. Und als ich dich in der Kneipe erzählen hörte, da kam mir ein Gedanke."

Er zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch genießerisch gegen die Decke.
"Ich habe mir folgendes gedacht, du übernimmst meinen Wagen und die Puppen. Ich bekomme ein Drittel der Einnahmen und dafür überläßt du mir deine Wohnung. Wir tauschen einfach. Nicht nur die Wohnung, sondern auch unsere Identität. Ich bin du und du bist ich!"
"Aber, wie soll das gehen?"
"Ganz einfach! Du gibst mir deinen Schlüssel und deine Papiere. Ich gebe dir meine und ab sofort hast du eine Lebensaufgabe und ich kann mich auskurieren."
"Das kommt jetzt ein bißchen plötzlich. Ich habe doch keine Ahnung von der Puppenspielerei. Wie soll das gehen?"
"Komm einmal her."
Er nahm eine Handpuppe.
"Hier, das ist Theo der Zauberer. Komm, stecke deine Hand hinein und laß dich treiben. Spiele, wie dir die Gedanken kommen."

Theo nahm die Puppe. Sie kam ihm irgendwie richtig menschlich vor. Er steckte seine Hand in die Öffnung. Er hatte das Gefühl, mit der Puppe zu verschmelzen. Nicht einfach nur mit der Puppe verschmelzen... es kam ihm vor, mit der Puppe eins zu sein. Helmut hatte sich eine andere Puppe genommen und es entwickelte sich, ohne daß Theo etwas dazu betrug, ein wunderbares Puppenspiel.

"So, jetzt müssen wir aufhören. Die Puppen sind erschöpft."
Theo schaute Helmut an, so nach dem Motto: Was'n das für'n Spaß?"
"Klar, und jetzt müssen sie in die Heia!"
Theo flachste, jedoch Helmut sah ihn ernst an.
"Ja, sie sind müde. Es gibt nämlich eine Sache und die mußt du auf jeden Fall beachten.
Erstens: Du darfst jeden Tag oder Abend nur maximal 3 Stunden spielen und die Puppen müssen auf jeden Fall bis 22.oo h wieder hier im Raum sein. Auch darf dieses Fenster", er deutete auf eine kleine Klappe in Deckenhöhe, "nie geschlossen werden. Das sind die einzigen Bedingungen. Aber die MUSST du immer erfüllen. Bist du dazu bereit, soll der Tausch gelten!"
Er sah Theo durchdringend an.
"Laß es mich bis morgen überlegen. Es kommt alles ziemlich schnell!"
"Gut, morgen findest du mich noch hier. Aber übermorgen ziehe ich weiter. Entweder morgen oder nie!"

In der kommenden Nacht war an Schlaf nicht zu denken.
Theo wälzte sich von rechts nach links. Immer wieder schossen ihm die Gedanken durch den Kopf. Immer wieder durchdachte er das Angebot. Es war verlockend. Aber was dann?
Die alten Freunde verlassen?
Die Wohnung, die er zwanzig Jahre lieben gelernt hatte?
Es dauerte lange, bis er in einen leichten Schlaf fiel, der aber nur kurze Zeit dauerte.

Am nächsten Morgen war er wie gerädert. Auch die heiße Dusche brachte nicht den gewünschten Erfolg. Er verließ das Haus und machte einen ausgiebigen Spaziergang. Vielleicht half ihm dieser ja, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Immer mehr kam er zu der Überzeugung, daß er ja nichts zu verlieren hatte. Arbeitslos bis zum fünfundsechzigsten war auch keine Perspektive. Und da er ja mittlerweile alleine war, hielt ihn, wenn er es recht bedachte, hier auch nichts mehr am Ort.

War es Zufall oder Schicksal?

Auf einmal stand er auf dem Platz und er sah am Ende das Wohnmobil stehen. Er ging über den Platz und klopfte an. Als er keine Antwort erhielt, versuchte er die Türe zu öffnen. Sie war abgeschlossen.
"Hallo Theo!"
Hinten ihm stand Helmut, die Hände voller Einkauftaschen mit Lebensmitteln. "Hast du es dir überlegt?"
Theo hatte sich erschrocken und zuckte zusammen. Er drehte sich um und sah Helmut an.
"Komm erst einmal herein!" Er machte die Türe auf.
"War die nicht abgeschlossen?"
"Da mußt du dich getäuscht haben, Theo."
Helmut ging vor ihm ins Wohnmobil und verstaute die Lebensmittel in den Vorratsschrank.
"Komm setzen wir uns doch."
Es wurde ein sehr langer Tag, bis Helmut Theo in alle Geheimnisse der Puppenspielkunst und in diverse andere Dinge eingeweiht hatte. Es endete damit, daß sie die Papiere und die Schlüssel tauschten. Gegen zwanzig Uhr war alles besprochen.

"So, mein Lieber! Jetzt bist du Helmut der Puppenspieler und ich bin Theo, der arbeitslose Handwerker. Wir haben jetzt beide die Identitäten getauscht und wollen das neue Leben genießen."
Als der neue Theo aufstand, um das Wohnmobil zu verlassen, war die Stunde des Abschieds gekommen. Sie umarmten sich beide und wünschten sich Glück für das neue Leben. Danach war der neue Helmut alleine mit seinem neuen Leben.

Ja, so war das damals, dachte er bei sich. Er verabschiedete sich von den Kindern und den rund 20 Erwachsenen, die ihm immer noch Beifall klatschten. Aber es war mittlerweile zwanzig Uhr und die Puppen durfte er nicht überstrapazieren. Er hatte das Gefühl, daß sie am Ende des Tages tatsächlich recht müde wurden.

Da er vor hatte, in München wenigstens zwei Wochen zu gastieren, hatte er heute Morgen im Schweiße seines Angesichts das kleine Zelt aufgebaut. So mußte er die Bühne nicht jeden Abend abbauen. Er nahm die Puppen und hängte sie im Puppenraum an ihren angestammten Platz.
"So, meine Lieben! Dann schöpft mal Kraft für morgen. Wir haben morgen zwei Vorstellungen."
Er verließ den Raum nicht, ohne vorher noch einmal alles kontrolliert zu haben. Insbesondere das kleine Fenster, das ja immer auf bleiben sollte. Danach ging er gegenüber in den kleinen Pub, um sich einige Bierchen zu zischen. Das Weizenbier schmeckte ihm nicht besonders. Aber es gab hier eben kein "richtiges Bier".
Als er den Pub betrat, war es brechendvoll. Viele Gesichter kannte er aus der Vorstellung. Die Leute nutzen die Gelegenheit nach der Abendvorstellung, noch etwas zu entspannen. Man sprach auch über seine Vorstellung und wie geheimnisvoll sie sei. Er konnte bei dieser „Mund zu Mund“ Reklame morgen auf ein noch besseres Geschäft einstellen.
Er hatte auch nicht gedacht, daß man mit Puppenspielerei so viel Geld verdienen kann. Gerade heute im Zeitalter von Computer und Internet war dies ein Beruf, der zum Aussterben verurteilt war. Er sah, daß in der hinteren Ecke ein kleiner Tisch frei wurde und er beeilte sich, dort Platz zu nehmen.
"Ein Bier und die Abendzeitung bitte."
Er setzte sich so, daß er die Türe im Blickwinkel hatte. Eine alte Gewohnheit von ihm. Er nahm, als der Wirt ihm das Gewünschte brachte, erst einmal einen kräftigen Schluck.
Danach fiel sein Blick in die Abendzeitung. Er blieb auf der fetten Schlagzeile hängen: "Junge Frau bestialisch zerfleischt"
Gestern Nacht, zwischen Mitternacht und 1 Uhr wurde Marion K. auf dem Heimweg von mehreren unbekannten Bestien getötet und zerfleischt. Die Mordserie zieht sich schon seit 3 Monaten quer durch Deutschland, etc, etc, etc...
Komisch, dachte er bei sich. Immer in der Nähe von mir. In Frankfurt war es das Gleiche. Aber da ich es nicht bin, kann ich ja auch beruhigt sein. Er las noch einige Sportseiten durch und nach dem dritten Bier verlies er die Kneipe.

Im Wohnmobil angekommen, schaute er noch einmal im Puppenraum nach dem Rechten. Alles bestens, dachte er bei sich. Er wollte noch die Tageseinnahmen zählen und dann auch zu Bett gehen. Es war fast Mitternacht. Er konnte eigentlich recht zufrieden sein. Nicht nur, daß er im letzten Monat fast 5.000 Euro verdient hatte, er hatte auch wieder zu sich selbst gefunden. Endlich war die drückende Leere in seiner Seele verschwunden. Theo gähnte. Er merkte erst jetzt, wie müde er war. Der Kopf wurde ihm schwer und nickte über den Tageseinnahmen ein.

Einige Straßen weiter machte sich Heike Schmitz auf den Heimweg. Tagsüber arbeitete sie in der Bank am Stachus. Aber der Job befriedigte sie nicht. Sie brauchte den größeren Kick. So war sie auf den Einfall gekommen, hier in der Bar abends zu "arbeiten". Sie war kein Freudenmädchen, eher ein Hobby-Callgirl, das einen neuen Reiz suchte.

Heute war aber nur Müll unterwegs. Was wollten diese Bauernlümmel eigentlich? Dachten die, sie könnten für 100 Euro ohne Gummi? Nein - sie suchte sich die Männer aus, die sie mochte. Und schon manches Mal hatte sie das Geld zurückgewiesen. Es ging ihr in erster Linie nur um den Kick.

Doch heute mußte sie früh nach Hause. Morgen mußte sie eine Stunde eher in der Bank sein, da eine Revision ins Haus stand. Sie hatte so etwas schon einmal mitgemacht. Wie die aufgescheuchten Hühner liefen dann alle Abteilungsleiter herum. Irgendeine falsche Buchung fand man immer - und dann war die Hölle los!
Also, nichts wie heim und ausgeschlafen. Es blitzte auf und nach wenigen Sekunden machte ein lautes Donnergrollen auf das nahende Sommergewitter aufmerksam.
Sie erschrak.
‚Mist‘, dachte sie bei sich, ‚wieder keinen Schirm dabei‘. Es waren zwar nur gut zehn Minuten bis zu ihrem Appartement, aber das konnte reichen. Sie schlug den Mantelkragen höher und legte einen Schritt zu.
Als sie in die Seitenstraße einbog, die zum Park führte, durch den sie noch gehen mußte, hatte sie das Gefühl ein Geräusch gehört zu haben. Sie schaute sich um. Aber da war nichts. Ich muß mich verhört haben, dachte sie so bei sich. Da packte sie eine Bö. Der Vorbote des nahenden Gewitters hatte sie erreicht. Dort war schon der Parkeingang und sie eilte, um noch vor dem Regen nach Hause zu kommen.
Da war wieder das Geräusch, als wenn eine Herde Zwerge hinter ihr her wäre.

Sie drehte sich um.
"Hallo! Ist dort jemand? Ich bin bewaffnet! Gehen Sie weg!" Leichte Panik war ihrer Stimme zu entnehmen.

Keine Antwort. Sie eilte weiter. Wieder das Rascheln. Gehetzt drehte sie sich um.
"Hallo? Ich habe eine Waffe! Kommen Sie heraus!"
Wieder nichts. Sie eilte weiter. Schon war sie in der Mitte des Parks angelangt und dachte: noch 5 Minuten und du bist zu Hause. Da spürte sie einen schwefeligen Hauch hinter sich. Wie erstarrt blieb sie stehen und drehte sich um. Es war, als wollte sie zu Stein erstarren, als sie sah, was es eigentlich nicht geben durfte:

Rund ein Dutzend kleiner geschnitzter Puppen stand vor ihr. Glühende Augen und dampfender Atem ließen sie erschauern. Es kam ihr vor, als wenn sich die Hölle aufgetan hätte. Gräßliche Fratzen starrten sie an und drängten sie in Richtung der Büsche.
Kein Wort - kein Schrei kam über ihre Lippen, als die Meute sich auf sie warf und ihr das Leben raubte. Sie zerfleischten die Frau regelrecht. Nur so war es möglich, möglichst die gesamte Lebenskraft in kurzer Zeit aufzunehmen. Die Tat dauerte nicht länger als 3 Minuten. Als sie ihr grausames Werk beendet hatten, verschwanden sie genauso still und leise, wie sie aufgetaucht waren.

Theo wachte auf.
Er wußte erst gar nicht, wo er war. Da sah er, daß er noch am Tisch saß und eingenickt war. Ein Geräusch hatte ihn aufwachen lassen. Ein Geräusch, das aus dem Puppenraum kam.
Er schaute auf die Uhr.
10 Minuten vor eins.
"Toll, da habe ich doch fast die Geisterstunde verschlafen," murmelte er vor sich hin und ging leise in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Vorsichtig schlug er den Vorhang einen Spalt zurück. Er glaubte, seinen Augen nicht mehr trauen zu können. Da kamen doch die Puppen quicklebendig, wie aus einem Disney-Film, durch das kleine Fenster in den Wagen zurück. Aber, wie sahen sie aus?
Er erkannte seine liebevollen und reizenden Puppen nicht mehr wieder. Ausgeburten der Hölle gleich, hatten sie die gräßlichsten Fratzen. Augen, die dämonisch glühten und blutbefleckte Kostüme.

Er war starr vor Entsetzten.
Da schlug die Uhr ein Mal.
Die Geisterstunde war vorüber.

Mit den Puppen ging schlagartig ein Wandel vor sich. Sie sausten alle auf ihren Platz, die Gesichter verwandelten sich wieder in die liebevollen Masken, die er kannte und die seine kleinen und großen Zuschauer so liebten. Die Kostüme sahen aus wie eh und je und er mußte sich zwicken, um zu glauben, daß er nicht träumte. Da schoß ihm der Artikel, den er vorhin im Pub gelesen hatte, durch den Kopf.

"Nein!" Er stöhnte auf.

Das durfte nicht war sein. Das konnte doch nicht sein!
Seine Puppen - Mörder!
Wie konnten Puppen morden?

Alles drehte sich in seinem Kopf. Er ging an den Kühlschrank und setzte die Flasche mit dem Korn an den Hals und tat einen großen Schluck. So etwas gibt es doch nicht! Meine Puppen - Mörder. Ob ich hier durchdrehe? Er wußte es nicht.
Er saß wie apathisch am Tisch und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Da fiel ihm Helmut ein. Nein, das konnte doch nicht sein. Hatte Helmut gewußt, was es mit den Puppen auf sich hat. Hat Helmut bewußt ihm den Fluch aufgehalst, um selber frei zu sein. Um selber wieder schlafen zu können...
Er konnte in dieser Nacht kein Auge zu machen und die Gedanken gingen ihm durch den Kopf.
Sollte er zur Polizei gehen.
Nein, dann würde er als Mörder verurteilt.
Und abkaufen würde ihm die Geschichte sowieso keiner.

"Oh Gott! Warum!"
Er schrie verzweifelt die Worte gen Himmel.
Es war ein verzweifelter Hilferuf - ein Stoßgebet - ein Flehen...

Als der Morgen graute, war ein Plan in ihm gereift. Er würde heute noch das kleine Fenster zunageln und die Puppen nicht mehr herauslassen. Dann würde wenigstens das Morden aufhören und er konnte sein Gewissen halbwegs beruhigen.
Er ging gegen 9 Uhr in den Baumarkt und holte sich die notwendigen Utensilien, die er braucht, um das Fenster zu verriegeln. Nachdem er die Arbeit getan hatte, sagte er die Vorstellungen für heute ab und baute auch das Zelt ab. Ob er es je wieder brauchen würde? Er wußte es nicht.

Die ersten Zuschauer hatten sich schon eingefunden und mußten enttäuscht wieder gehen. Ebenso sagte er die Abendvorstellung ab. Viele Besucher machten ihrem Ärger Luft. Hatten sie sich doch sehr auf die heutige Abendvorstellung gefreut. Viele waren von weit her angereist und mußten erst mit sanfter Gewalt zur Umkehr gezwungen werden.

Die Stunde bis Mitternacht wollte nur langsam vergehen und Theo wurde recht unruhig. Was würde passieren? Wie würden die Puppen reagieren? Noch 10 Minuten, dann war es soweit.

Die Uhr schlug Mitternacht!
Jetzt war die Stunde der Wahrheit gekommen.
Jetzt gab es kein Zurück mehr!

Schweißperlen standen auf seiner Stirn. "So, mein Junge. Da mußt du jetzt durch. Gebe mir Gott die Kraft, das zu überleben und die Menschheit davon zu befreien." Mit diesen Worten auf der Zunge näherte er sich vorsichtig den Vorhang. In der rechten Hand hatte er ein Schnappmesser, das er in der Schublade gefunden hatte. In der linken Hand hatte er eine Bibel. Mit der Messerspitze schob er den Vorhang vorsichtig etwas beiseite.
Da sah er schon die Umwandlung. Aus den lustigen und geheimnisvollen Puppen wurden wieder Ausgeburten der Hölle. Zischend und in einer Sprache plappernd, die er nicht verstand, erwachten die Wesen zum Leben.
Sie sprangen auf den Tisch. Ihre Augen glühten dämonisch. Die ersten versuchten durch das kleine Fenster nach draußen zu entschwinden. Sie schauten verdutzt. Das hatten sie noch nie erlebt, daß der Ausgang verschlossen war. Nachdem es mittlerweile fast alle versucht hatten, wurden sie zornig.

Theo hatte mittlerweile richtig Angst. Der Mut wollte ihn verlassen, solch eine Bedrohung lag in der Luft. Aber es gab keinen Weg zurück. Er schlug den Vorhang auf und stellte sich vor die Puppen.

"Ihr Ausgeburten der Hölle! Wie konntet ihr nur morden?"
Die Puppen erschraken und wandten sich ihm zu.
"Du Wicht! Du kleiner Erdenwicht! Du hast ja gar keine Ahnung!"
Mit diesen Worten stellte der Anführer der Dämonen sich vor ihn hin.
"Zurück in die Hölle mit euch!"

Theo hatte das Messer gezückt und hielt dem Dämon die Bibel hin. Der lachte nur und wischte mit einem Handstreich Theo die Bibel aus der Hand.
"Hast du gedacht, uns damit aufhalten zu können? Hast du gedacht, wir würden dir unfähige Kreatur umsonst behilflich sein. Oder meinst du, daß du selber gespielt hast? Wir haben damit die Seelen der Menschen eingefangen und du hast soeben den Vertrag gebrochen!"
Sie kamen auf Theo zu...
—-

"Hallo! Ist da jemand?"
Helmut klopfte an die Türe des Wohnmobils. Niemand öffnete. Er drehte den Knauf. Wie von Geisterhand öffnete sich die Türe. Er trat ein und ging in den Puppenraum. Ein dämonisches Feuer war in seinen Augen, als er eintrat. Er schaute sich die Puppen der Reihe nach an.

"Hallo Theo! Nett dich wiederzusehen!"
Zärtlich strich er der neuen Puppe über das Gesicht...

„Ja, ihr Lieben, euer Herr und Meister ist wieder da!“

 

entschuldige, aber das war nix. Lahm geschrieben und absehbar.
Niveau: "Gespenster Geschichten"-Comics´
Deine Wortwahl läßt teilweise auch zu wünschen übrig.

P.S. was soll der Schluß bedeuten?

 

Hallo, Herr Hase!

Bevor ich auf Deine Geschichte zu sprechen komme, will ich vorher noch kurz Felix-Florians erschöpfenden Kommentar behandeln. Uno Momento!

***​

Hey FF!

Tolle Rückmeldung, echt! Der Autor sieht seine Geschichte jetzt bestimmt in einem anderen Licht. Danke für die Mühe, die Du Dir mit dem Kommentar gegeben hast. Trotzdem noch ein paar Verbesserungsvorschläge; geh sie mal durch, sonst sieht es am Ende noch so aus, als hättest Du ohne groß nachzudenken einfach was hier reingeschludert. Das wollen wir doch nicht!

entschuldige, aber das war nix.
Entschuldige - groß schreiben.

Niveau: "Gespenster Geschichten"-Comics´
Der Accent hinter Comics muss weg. Was ist das: Der Frankosächsische Plural-Accent?

Deine Wortwahl läßt teilweise auch zu wünschen übrig.
lässt

P.S. was soll der Schluß bedeuten?
was - groß schreiben.
Schluss

Bis denne,
Fisch

***​

So, nu aber zum Puppenspieler.

Joar, ich hab's gerne gelesen und hab mich auch nett unterhalten gefühlt. So richtig in sich hineinzerren konnte mich die Geschichte allerdings nicht, dafür hatte sie textlich noch zu viele Ecken und Kanten; und die Motivation des Theo war auch etwas fragwürdig. Dass er sein altes Leben so mir nichts, dir nichts aufgibt und diesen Rollentausch hinlegt - das war schwer nachzuvollziehen. Trotz Arbeitslosigkeit. Veilleicht wäre es nachvollziehbarer gewesen, wäre das Ganze nur als ein kurzes Abenteuer für Theo, als eine stellvertretende Puppenspieler-Tätigkeit angelegt. Dass er allerdings seine Identität für immer hinter sich lässt ... Naa, das fand ich nicht nachvollziehbar. Und sowas ist leider Gift für jede Geschichte.

Also meine Version wäre: Theo macht's nur aushilfsweise. Als Abenteuer, um allem mal zu entfliehen. Dann wäre der Schluss auch organischer, wenn der Helmuth wieder auftaucht und seine neue Puppe begutachtet.

Puppengrusel mag nichts Neues sein, aber ich steh drauf! Ich finde, es gibt kaum etwas so Schauderhaftes wie Marionetten, die nachts vor sich hinstieren ... und sich irgendwann bewegen. Mag ich. Und die passenden Bilder haben die meisten Leser auch schon vor Augen. Praktisch. :)

Sooo, nu aber Textkram, da gab's noch einiges ...

Der tosende Beifall vieler kleiner Kinderhände zeigten Theo Winkler, oder Helmut der Puppenspieler, wie er heute hieß, daß seine Vorstellung wieder einmal ein voller Erfolg war
zeigte
Helmuth dem
gewesen war

Was nützten die neuen Glasfaserleitungen und das modernste Telefonnetz der Bundesrepublik, wenn es keine Arbeit gab.
gab?
Außerdem dachte ich da, der Theo wär Elektriker oder sowas. :)

Es war schon eine komische Sache, damals vor 3 Monaten. Er kam vom Arbeitsamt, wo man ihm wieder einmal gesagt hatte, daß ein Zimmermann zwar ein ehrbarer Beruf sei. Aber, wenn man zweiundfünfzig ist, dann ist der Zug abgefahren. Man hatte ihm ziemlich deutlich gesagt, daß er irgendwie nutzlos ist. Es solle sich darauf einstellen, daß er die Jahre bis zum Rentenbeginn damit verbringen wird, seine Stütze abzuholen.
Der ganze (Ab)Satz läuft nicht rund. Eigentlich müsstest Du ins Plusquamperfekt, weil's ja eine Rückblende ist. Dann pendelt die indirekte Rede hin und her, das macht's auch nicht gerade ästhetisch.
Und das hier ist ganz unschön: "... ziemlich deutlich gesagt, daß er irgendwie nutzlos ..." Deutlich ist deutlich. Dann schwächst Du es ab mit ziemlich, und danach noch mit irgendwie. Da bleibt am Ende nicht mehr viel übrig von der Deutlichkeit. Das geht in den Bereich der Füllwörter, die's nicht braucht. Solche wirst Du in der Geschichte noch öfter finden. Hau sie weg! :)

Deprimiert war er damals aus dem Arbeitsamt gekommen und sein Weg führte ihn in seine Stammkneipe.
gekommen, und
Wenn nach dem und ein Hauptsatz folgt, kommt ein Komma dahin. Das fehlt auch noch an anderen Stellen.

Nicht das er viel trank, nein
Nicht, dass

Etwas später gesellte sich ein Mann so Mitte etwa vierzig zufällig an die Bar.
"So Mitte etwa" ist kein besonders flüssiges Schriftdeutsch.
Und "zufällig" steht der Kerl ja auch nicht da - eher in voller Absicht. "Scheinbar zufällig" würde hier passen.

"Das ist gar nicht schlecht," meinte Helmut, wie sich der Mann vorgestellt hatte. "Man reist umher, und wenn das Gebiet nichts mehr hergibt, fährt man weiter. Und der Wohnwagen ist gemütlich und sauber.
Das ist gar nicht schlecht", meinte Helmut ...
Und noch ein Anführungszeichen hinter "sauber".

Sie kam ihm irgendwie richtig menschlich vor.
Stichwort: Füllwörter.

Nicht einfach nur mit der Puppe verschmelzen... es kam ihm vor, mit der Puppe eins zu sein.
Öh ja, zwischen "verschmelzen" und "eins sein" ist jetzt nicht sooo ein Riesenunterschied, oder?

"So, jetzt müssen wir aufhören. Die Puppen sind erschöpft."
Theo schaute Helmut an, so nach dem Motto: Was'n das für'n Spaß?"
"Klar, und jetzt müssen sie in die Heia!"
Theo flachste, jedoch Helmut sah ihn ernst an.
"Ja, sie sind müde. Es gibt nämlich eine Sache und die mußt du auf jeden Fall beachten ...
Den Absatz mochte ich. Puppenhorror voraus. :)

Da er vor hatte, in München wenigstens ...
vorhatte

Komisch, dachte er bei sich. Immer in der Nähe von mir. In Frankfurt war es das Gleiche. Aber da ich es nicht bin, kann ich ja auch beruhigt sein. Er las noch einige Sportseiten durch und nach dem dritten Bier verlies er die Kneipe.
Immer in meiner Nähe.
verließ

Aber hier: "Aber da ich es nicht bin, kann ich ja auch beruhigt sein." - Hä? Also, ich hätte eher Angst, selbst zerfleischt zu werden. Das liest sich so wie: "Bombenanschlag in Köln!" - "Uh, ein Glück, dass ich die Bombe nicht gelegt hab. Ich fahr mal zum Dom, kann ja nix passieren." :shy:

Da war wieder das Geräusch, als wenn eine Herde Zwerge hinter ihr her wäre.
Na ja, wenig gruselig, das mit den Zwergen. Schreib doch lieber was von "Getrappel" oder so. Da verbindet man schon eher was unheimliches mit, als mit kleinen, süßen Knuffelzwergen.

"Hallo! Ist dort jemand? Ich bin bewaffnet! Gehen Sie weg!" Leichte Panik war ihrer Stimme zu entnehmen.
Keine Antwort. Sie eilte weiter. Wieder das Rascheln. Gehetzt drehte sie sich um.
"Hallo? Ich habe eine Waffe! Kommen Sie heraus!"
HA! Womit wieder bewiesen wäre: Frauen wissen wirklich nicht, was sie wollen. :D

Er ging gegen 9 Uhr in den Baumarkt und holte sich die notwendigen Utensilien, die er braucht, um das Fenster zu verriegeln. Nachdem er die Arbeit getan hatte, sagte er die Vorstellungen für heute ab und baute auch das Zelt ab.
brauchte
Zweimal "ab" ist unschön.
"Für heute" würde ich ändern in "für den/diesen Tag".

"Du Wicht! Du kleiner Erdenwicht! Du hast ja gar keine Ahnung!"
Mit diesen Worten stellte der Anführer der Dämonen sich vor ihn hin.
"Zurück in die Hölle mit euch!"
...
"Hast du gedacht, uns damit aufhalten zu können? Hast du gedacht, wir würden dir unfähige Kreatur umsonst behilflich sein. Oder meinst du, daß du selber gespielt hast? Wir haben damit die Seelen der Menschen eingefangen und du hast soeben den Vertrag gebrochen!"
Sie kamen auf Theo zu...
Jaaa, das ist so ... ich weiß nicht. :) Warte andere Kritiken ab. Ich fand's so unbekümmert und dreist und dachte "Das schreibt er nicht wirklich, oder?", dass ich begeistert war. Ich hab mich echt gefreut als ich es las.
Tatsächlich ist es ... Jui, das ist echt hart am "Das geht ja gaaar nicht". Der Dialog ist übelstes Klischee. Ähm ja, keine Ahnung. Ich fand's mutig und spaßig. Aber ich glaube, das wolltest Du gar nicht, oder? :)

Das Ende fand ich wieder gut. Neue Puppe, beklemmend, Schluss.

Wie gesagt: Nachvollziehbarere Motivation Theos, den Dämonendialog am Ende vielleicht nicht ganz so abgedroschen ... Das waren so die Schwachpunkte, die mich gestört haben. Aber ansonsten hat's mich nett unterhalten.

Bis denne,
Fisch

 

Diese liebe Kritik habe ich mir sehr sorgfältig durch den Kopf gehen lassen. Ich hoffe, ihr mögt einem Greehorn verzeihen, wenn solch ungeschliffenen Sachen einstellt.
Aber, ich gelobe aus meinen Fehlern zu lernen. Ich werde diese Story überarbeiten. Und da ich jetzt ja Rentner bin, habe ich auch die Zeit dazu, daran zu feilen, um euch mit dem nächsten Beitrag nicht mehr so zu schocken :)

Liebe Grüße
Karl-Hubert

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Hase,
erstmal ein paar Mängel: Du hast sehr oft die Anführungszeichen vergessen oder verkehrt gesetzt und "brechendvoll". Außerdem "dass" als einleitende Nebensatz-Konjunktion mit "ss"
Inhaltlich ging die Geschichte, war aber kein echter Schocker.
:dozey:

 

Schönen guten Tag Herr Hase,

Es kam ihm vor, als wenn der Wagen von außen 6 Meter, aber innen 20 Meter groß wäre.
Quadratmeter?

Am nächsten Morgen war er wie gerädert. Auch die heiße Dusche brachte nicht den gewünschten Erfolg. Er verließ das Haus und machte einen ausgiebigen Spaziergang. Vielleicht half ihm dieser ja, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Immer mehr kam er zu der Überzeugung, daß er ja nichts zu verlieren hatte. Arbeitslos bis zum fünfundsechzigsten war auch keine Perspektive. Und da er ja mittlerweile alleine war, hielt ihn, wenn er es recht bedachte, hier auch nichts mehr am Ort.
Moah, das wird doch hier eine ganz locker Gremlins-Nummer, das pfeifen die Spatzen doch wirklich von den Dächern. Ganz konventionell gestrickt bis hierhin, man bereitet sich schon auf eine lustige, kleine Geschichte vor. Und da brauch ich nicht alle Naselang mit dem Hartz-IV-Elend hier konfrontiert werden. Bisschen mehr Eskapismus bitte!

Danach ging er gegenüber in den kleinen Pub, um sich einige Bierchen zu zischen. Das Weizenbier schmeckte ihm nicht besonders. Aber es gab hier eben kein "richtiges Bier".
Bitte? Scheint mir schon sehr unglaubwürdig, selbst in München werden die mehr als einen Hahn haben.

Gerade heute im Zeitalter von Computer und Internet war dies ein Beruf, der zum Aussterben verurteilt war.
Hm? Ich versteh die Logik dahinter nicht. Wenn dann irgendwie: Heute im Zeitalter von Heimkinoanlagen und Computerspielen.

Gestern Nacht, zwischen Mitternacht und 1 Uhr wurde Marion K. auf dem Heimweg von mehreren unbekannten Bestien getötet und zerfleischt. Die Mordserie zieht sich schon seit 3 Monaten quer durch Deutschland, etc, etc, etc...
Komisch, dachte er bei sich. Immer in der Nähe von mir. In Frankfurt war es das Gleiche. Aber da ich es nicht bin, kann ich ja auch beruhigt sein. Er las noch einige Sportseiten durch und nach dem dritten Bier verlies er die Kneipe.
Lol. ;) Es ist echt schon schwer durchschaubar alles, also das läuft so was von nach Schema F. Aber grad das macht dann irgendwie Spaß. Ehm, Form noch: Wieso steht „mehrere unbekannte Bestie?“ Woher soll die Zeitung wissen, dass das mehrere sind? Kommt mir komisch vor.

So war sie auf den Einfall gekommen, hier in der Bar abends zu "arbeiten". Sie war kein Freudenmädchen, eher ein Hobby-Callgirl, das einen neuen Reiz suchte.
Jawoll! Weibliches Personal in Horror-Geschichten: Erstmal schön promisk. ;)
Wenn ich so was machen würde, gäb’s wieder monatelang Diskussionen. ;)

Als der Morgen graute, war ein Plan in ihm gereift. Er würde heute noch das kleine Fenster zunageln und die Puppen nicht mehr herauslassen. Dann würde wenigstens das Morden aufhören und er konnte sein Gewissen halbwegs beruhigen.
Tut mir leid, aber ich muss echt lachen. ;)
Jau: da sind teuflisch mordende Puppen und der Typ, der mir das eingebrockt hat, hat achtzig Mal gesagt: Nicht das Ding zunageln. Ach, wenn ich das jetzt trotzdem noch, dann wird der Mordtrieb sich schon auf keinen Fall gegen mich richten, sondern einfach in Luft auflösen. Genauuuuuuuuu.

Also inhaltlich war die Geschichte von vorne bis hinten nach Schema F. Wirklich, also keinen Fußbreit weicht die da von einer sattsam bekannten Linie ab, die Figuren, die einzelnen Szene, der Spannungsbogen, die Pointe, die Pointe nach der Pointe, dass er da auch noch zur Puppe wird – Schema F, Wahnsinn.
Das ist ein bisschen dieser alte Lehrsatz: Wenn man Genre-Geschichten schreiben will, sollte man die Regeln des Genres kennen, sie auch befolgen (und, um Gottes willen) auch mal brechen oder variieren. Dadurch, dass du dich hier sklavisch an das Schema hältst, ehm .. kriegt das wirklich ein wenig Komik. Also so hohl wie der da durch die Handlung tappt und sich selbst aus dem Genpool befördert mit der Idee: „ach, tagsüber sind das also nur Puppen, da lass ich sie mal lieber in Ruhe, ich konfrontiere sie nachts, wenn sie sich in Dämonen verwandelt haben“ – das ist schon dreist und hat dann schon fast was von einer Parodie.
Ja, erzählerisch wirkt es manchmal schon unbeholfen etwas, man muss sagen, der Text hat zumindest keine Angst vor Klischees und deshalb durchaus einen gewissen Handlungswert.
Erzählerisch irgendwie wertvoll, spannend oder so, ist das Ganze nicht. Bewegt sich schon eher im Bereich der unfreiwilligen Komik oder des Trashs.

Gruß
Quinn

 

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