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Der Ritter und seine Prinzessin
Die Nacht senkte sich über menschengefüllte Straßen. Es war warm. Unerträglich warm, und die kommende Dämmerung verschaffte vorerst nur unzureichende Linderung. Sie nahm es nur am Rande wahr. Die dunklen Augen glitten durch die Menschenmenge hindurch, ganz wie sie selbst.
Die Lichter der Straßenlaternen gingen an. Die Lichter der Autos. Die Lichter in den Fenstern. Die Lichter der Stadt. Fame. Licht. Glanz. Glitter.
Sie ignorierte es.
Wie von selbst setzte sie einen Fuß vor den anderen. Zeit verging.
Es war dunkel, als sie wieder stehen blieb. Erst jetzt nahm sie ihre Umgebung wieder bewusst wahr. Sie stand in einer Gasse mit baufälligen Fachwerkhäusern. Mehrere alte Autos parkten am Straßenrand. Weit entfernt, wie das hintergründige Rauschen des Meeres am Strand, vernahm sie vereinzeltes, wütendes Hupen, den Geräuschpegel von vielen Menschen auf einer Stelle, die sich unterhielten, und aus der Ferne wie das Summen eines Bienenstockes klangen. Aufröhren von frisierten Motoren. Das Dröhnen von Lastwagen, die über den Highway fuhren. Hier war keine Masse mehr, kein Gedränge. In einiger Entfernung schlenderte ein Pärchen Arm in Arm die Straße entlang. Eine alte Frau in abgerissener, zerlumpter Kleidung durchsuchte die Mülltonnen. Eine Laterne, nur drei Meter weiter, flackerte protestierend auf und erlosch.
Eine Laterne, nur drei Meter weiter, flackerte protestierend auf und erlosch. Es kümmerte sie nicht. Sie zog die Beine auf die Motorhaube und wickelte sich enger in die Decke. Das Blech unter ihr verbreitete noch zusätzlich eine angenehme Wärme. Auf das Zuschlagen der Autotür folgten leise, knirschende Schritte auf dem Kies, die neben ihr verharrten. Sie drehte den Kopf ein Stück und sah in grüne Koboldaugen, die unentwegt über einen privaten Witz zu lachen schienen. Sie hatte noch nie erlebt, das seine Augen nicht strahlten. Die weichen Lippen, die zu den Augen gehörten, verzogen sich zu einem entschuldigenden Lächeln.
„Tut mir leid. Ich hab es ausgemacht.“ Er meinte sein Handy. Warum schien es eigentlich ein Grundgesetz zu sein, das Handys immer dann klingelten, wenn man es sich am Wenigsten wünschte?
Sie nickte leicht. - Schon okay -, sollte das heißen.
Er zögerte ein paar Sekunden, dann setzte er sich zu ihr, rutschte dann hinter sie und legte vorsichtig seine Arme um ihren Oberkörper. Ganz vorsichtig, als hätte er Angst, sie durch die Geste zu verscheuchen. Sie war gar nicht so weit her geholt.
Sie schloss die Augen und lehnte sich langsam zurück.
Sie schloss die Augen und atmete tief durch. Bedächtig zählte sie in Gedanken bis zehn. Sie zwang sich, die Augen wieder zu öffnen, und direkt richteten sie sich auf einen Hauseingang auf der anderen Straßenseite. Aus vereinzelten Fenstern drang Licht. Der Blick wanderte höher, in das Stockwerk unter dem Dach. Dort war es dunkel. Vielleicht war er ja gar nicht da. Sie wusste nicht, ob sie ihn antreffen wollte, oder lieber doch nicht. Aber wenn sie ihn nicht wiedersehen wollte, warum war sie dann hier? Warum hatte sie überhaupt den Weg über den Ozean auf sich genommen? Weil sie eine dumme Pute war, weshalb sonst? Und sentimental dazu.
Es verging sicher eine halbe Stunde, bis sie sich bewegte. Mehrere Passanten waren an ihr vorbei gehastet, ohne ihr einen zweiten Blick zu schenken.
Bewegung. Hast. Eile. Stillstand.
Behutsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, und ehe sie sich versah stand sie vor der Haustür. Sie stand offen, wohl um etwas Luft in den muffigen Hausflur zu lassen.
Auseinander gefallene Zeitungen lagen verstreut auf dem ersten Treppenabsatz. Das Geländer sah wenig vertrauenerweckend aus. Aber es war solides Metall. Was sollte daran schon kaputt gehen? Und so stieg sie vorsichtig schleichend die Stufen hoch.
Und so stieg sie vorsichtig schleichend die Stufen hoch. Hinter ihr war noch immer das Keifen der beiden Drachen zu hören, die sich an irgendetwas gegenseitig die Schuld gaben. Sie spürte noch einmal kurz den Blick des grauen Drachen im Nacken, dann war sie auf dem nächsten Absatz, um die Ecke herum. Auf der letzten Etage gab es keine Wohnungen, dafür aber drei Metallsprossen die zu einer schweren Tür führten. Und jene direkt hinaus auf das Flachdach. – Er ist dort, wo er immer ist, wenn es ihm zu viel wird. Auf dem Dach. –
Wenn ihm was zu viel wurde? Sie bekam mit einiger Mühe die Tür auf und quetschte sich hindurch. Ein eisiger Wind schlug ihr entgegen und ließ sie frösteln. Dass sie das überhaupt auf sich nahm. Aber das war immer noch besser, als den beiden keifenden Drachen unten zuzuhören. Es klang, als sei es ein regelmäßiges Ritual, das sie vollführten, wie es alte Leute nun mal taten.
Sie bemühte sich, die Tür möglichst leise wieder zu schließen und sah sich dann suchend um. Dann entdeckte sie ihn. Er saß am Rand des Daches, hatte die Füße locker herab baumeln und war mit dem Rücken zu ihr. Ob er sie gehört hatte, wusste sie nicht, aber zumindest reagierte er in keiner Weise.
Zögernd trat sie näher heran, und als sie nur noch ein Schritt von der Dachkante trennte, räusperte sie sich leise.
Der junge Mann schrak zusammen und fuhr halb zu ihr herum. Im ersten Moment war sein Blick ein befriedigender Anblick totaler Verblüffung. Dann zauberte sich ein kleines Lächeln auf die Lippen des Blonden. Doch wirkte es nicht so strahlend wie sie es gewohnt war.
„Was machst du hier?“
Sie wies mit dem Daumen über die Schulter nach hinten. „Ich traf Peggy. Sie erzählte mir, du hättest sie versetzt.“ Sie schmunzelte kurz. ‚Erzählte’ war gut. Der pinke Drache, der sich für eine Lady hielt, hatte sich mindestens eine halbe Stunde darüber ausgelassen, wie er sie in ihrem Alter allein mit den Einkaufstüten durch die Stadt jagen konnte. Aber es würde ja alles nichts helfen, und irgendjemand musste ja dafür sorgen, das etwas zu Essen im Kühlschrank war, und so weiter und so fort. Allein schon, um den Redefluss zu stoppen, hatte sie schließlich angeboten, die Dame dorthin zu fahren, wo sie es gerne hätte. Und prompt kam die hinterhältige Aussage, das es Zeit für sie wurde, Ethans Vater kennen zu lernen. Wo sie doch angeblich schon so gut wie verheiratet seien. Etwas von der Odyssee musste sich wohl auf ihren Zügen wiederspiegeln, denn er grinste wieder leicht, während der Kobold aus diesen wiesengrünen Augen sie förmlich ansprang. Und dann verschwand es wieder.
„Ich... musste etwas allein sein. Und nachdenken.“
Sie nickte und ging neben ihm in die Hocke. Sachte legte sie eine Hand auf seine Schulter. Er atmete tief durch. Sie rutschte noch etwas näher heran.
„Du hast alles getan, was in deiner Macht lag, Ethan. Es ist nicht deine Schuld.“ Auch wenn sie oft die Kratzbürste heraus hängen ließ, so war sie im Grunde ihres Herzens alles andere als ein emotionales Trampeltier. Obwohl sie es manchmal wirklich gerne wäre. Das hätte vieles einfacher gemacht. Sie strich ihm sanft mit den Fingern durchs Haar.
Er sagte nichts, lehnte sich nur leicht an sie.
Eine halbe Ewigkeit saßen sie so dort, bis sie immer deutlicher anfing, zu zittern, ob der Kälte. Es war schließlich Dezember.
Das schien ihn endlich zu „wecken“. „Himmel, Jess, du bist ja schon ganz kalt. Lass uns rein gehen. Ich will nicht, das du dir den Tod holst.“
Ehe sie widersprechen konnte, hatte er sie schon zwei Etagen tiefer in seine Wohnung bugsiert.
Sie blieb vor der Tür stehen, die zu seiner Wohnung führte. Es sah aus, wie damals. Ein Jahr, fünf Monate und fünfzehn Tage. Sie stand wie erstarrt und lauschte. Nichts. Stille. Von weiter unten brandete ein Lachen herauf, schrill, weiblich und hysterisch. Sie verdrehte die Augen. Danke. Ob er vielleicht oben war? Ihr Blick wanderte durch den dunklen Hausflur zur Treppe, die sie auf das Dach führen würde. Wieder vergingen endlose Sekunden, bis sie sich einen Ruck gab, und ihren Weg fortsetzte.
Quietschend öffnete sich die schwere Metalltür, als sie sich dagegen stemmte und sie schlüpfte hinaus auf das Dach. Ein warmer Wind schlug ihr entgegen. Sie bemühte sich, die Tür möglichst leise wieder zu schließen und sah sich dann suchend um. Dieses Mal saß niemand am Rand des Daches und starrte Löcher in die Luft.
Vorsichtig suchte sie sich ihren Weg zu der Stelle, an der er gesessen hatte. Sie setzte sich, schob die Beine über den Rand und lehnte sich dann zurück, sich mit den Händen nach hinten aufstützend. Ihr Blick wanderte in den Himmel.
Ich hole dir die Sterne vom Himmel, Prinzessin.
In einer Stadt waren Sterne nur schwer zu sehen. Zu viel Licht. Zu viel Glanz. Zu viel Fame. Zu viel Bewegung.
Sterne schienen still zu stehen. Sie waren hinaus gefahren, raus aus der Stadt. Und tatsächlich hatte er ihr die Sterne vom Himmel geholt. Eine Sternschnuppennacht, in der sich ein Schauspiel geboten hatte, wie es ihr Leben lang kein Zweites geben würde. Und allein durch dieses Geschenk hatte er sich für immer in ihr Herz gegraben, denn wie konnte sie denn nicht an diesen Augenblick denken, als Stern um Stern vom Himmel fiel und verglühte, wenn sie dereinst noch einmal eine sehen sollte?
Sie waren weit von der Stadt entfernt. Die Sterne leuchteten klar und hell, selbst das Unwetter, das über der Stadt getobt hatte, schien hier schlichterweise nicht existent.
Sie waren ein Stück durch einen Wald gefahren, hatten schließlich auf einem Hügel gehalten, von dem aus sie einen schönen Ausblick über ein Meer aus Maisfelder hatten. Er hatte ihr eine Decke aus dem Kofferraum des schwarzen Chevys geholt und sie saßen auf der flachen Motorhaube. Er räusperte sich, und begann die Geschichte zu erzählen, von der Prinzessin und ihrem Ritter.
„Nun, um das Wohlwollen der Lady wiederzuerlangen, hat sich der Ritter das Unmögliche möglich gemacht.“ Er richtete kurz seinen Blick in den Himmel, sah sie dann wieder an. „Der Ritter hat dafür natürlich eine lange und beschwerliche Reise auf sich nehmen müssen, musste sich durch dunkle Höhlen, Sümpfe und Wüsten kämpfen.“
Sie schmunzelte. Er begann jetzt tatsächlich eine Geschichte zu erzählen. Sie machte große, leuchtende Kinderaugen und hing gebannt an seinen Lippen. Aber das war nur zum Teil gespielt. Er hatte eine schöne Erzählstimme. Ruhig, und ohne Spott oder Hohn, ganz, als sei das, was er erzählte tatsächlich passiert.
„Schon als er glaubte, er hätte alles verloren, und die Beine ihm so schwer wurden, brach er auf der Ebene der Verzweiflung zusammen und betete zu allen Göttern, die er kannte, betete um ein Zeichen, ob denn alles vergebens gewesen sein sollte.“ Immer wieder wanderte sein Blick in den Himmel, jedes Mal nur kurz, bevor er sie wieder ansah, direkt, und seine Geschichte erzählte. „Die Beine von sich gestreckt, und auf den Händen abgestützt. Da umhüllte ihn ein Lichtstrahl, so hell, dass er die Augen schließen musste. Eine sanfte Stimme sprach zu ihm: ‚Tapferer Ritter, was suchst du hier, in der Unendlichkeit?’ Der Ritter, der nicht sehen konnte, mit wem er da sprach, antwortete mit trockener Kehle: ‚Ich bin auf der Suche nach dem Unmöglichen. Ich möchte für meine Prinzessin die Sterne vom Himmel holen..’“ Er machte eine Pause und sah sie lächelnd an. Ein richtiges, warmes Lächeln, kein Schmunzeln oder Grinsen, wie es sonst so oft war.
Dieses Lächeln bohrte sich tief in ihr Herz, während sie sich mit wachsender Verzweiflung fragte, warum er das tat. Warum sah er sie so an? Warum lächelte er so?
„Dann erklang wieder die helle Stimme: ‚Ist denn die Prinzessin es wert, dass ich meine Kinder für sie auf die Erde schicke?’ Denn was der Ritter nicht wusste, er sprach gerade mit der Sternenmaid, die Herrscherin über den Nachthimmel.
Und der Ritter nickte nur. ‚Ja, sie muss es sein, denn sonst ist der ganze Weg bis hierher umsonst gewesen.’
Die Sternenmaid überlegte eine Weile, bis sie einwilligte. ‚Ich werde dich die Sterne vom Himmel holen lassen, aber dafür wirst du mir etwas schenken müssen. Ich, die Hüterin der Ewigkeit, verlange zwei Jahre deines Lebens, Ritter! Wirst du sie mir geben?’“
Er schwieg, um die Spannung zu erhöhen, und ungeduldig forderten ihre dunklen Augen ihn auf, weiter zu erzählen, obwohl die Antwort schon klar war. Natürlich würde er einwilligen. Es war schließlich ein Märchen, und in denen zahlte der Held alles, um seine Angebetete glücklich zu machen. Und weiterhin lag dieses Lächeln auf ihr, sein Lächeln, das sie so nervös machte.
„Der Ritter kramte etwas in seiner Hosentasche herum, denn er war ein Mann, der keine Sekunde Zeit vergeudete, und die Minuten, die Stunden, die Tage, die Zeit sammelte. Er schüttete den Sand der Zeit aus seiner Tasche und häufte ihn vor den Füßen der Sternenmaid an, die die Sandkörnchen genauestens zählte. Es waren genau zwei Jahre, minus einen Tag. Beeindruckt, dass der Ritter so gut mit der Zeit umging, nahm sie ihm nur zwei Tage, damit er denn die Prinzessin noch eine lange Weile weiter beschützen konnte.“ Er grinste leicht. „Und dann zeigte ihm die Sternenmaid, wie er der Prinzessin die Sterne vom Himmel holte. Man musste nämlich nur“, und er tat genau das, was er beschrieb, „die Hand in den Himmel strecken, mit einem schönen Gedanken, die Augen zukneifen, damit der Gedanke nicht entweicht.“ Mit geschlossenen Augen grinste er weiter. „Natürlich muss die Prinzessin dann auch mithelfen, denn alleine geht es nicht.“
Sie lachte auf, und zögerte einen Moment, bevor sie die Augen schloss und es ihm gleich tat. Etwas blöd kam sie sich dabei schon vor, aber wer sollte sie hier schon sehen? Ein schöner Gedanke? Ein warmes Kribbeln machte sich in ihrem Bauch bemerkbar, als sie an die letzte Nacht zurück dachte. Wie konnte ein einzelner Kuss nur so schön sein? Es war wie Hexerei. Die Magie des Augenblicks nannte man es wohl. Kurz linste sie zu ihm herüber, um festzustellen, das er die Augen noch immer geschlossen hatte.
Dann spürte sie, wie er hinter sie rutschte. Seine Stimme flüsterte dicht an ihrem Ohr: „Hast du den schönen Gedanken, Prinzessin?“
Sie nickte leicht. Seine warme Hand legte sich über ihre Augen. Instinktiv lehnte sie sich sachte gegen ihn bei der Berührung.
„Und glaubst du, die Sternenmaid hat ihr Wort gehalten?“
Sie lächelte sachte. „Ich weiß es nicht. Du bist doch der Ritter, mein Ritter.“ Langsam ließ sie ihren Arm wieder sinken.
Wieder spürte sie seinen warmen Atem an ihrem Ohr, als er flüsterte: „Dann wollen wir doch mal sehen, ob der Ritter alles richtig gemacht hat, nicht wahr?“ Er zog die Hand von ihren Augen zurück und schlang die Arme schützend um sie. Ganz der Ritter.
Sie öffnete die Augen und sah gespannt wie ein kleines Kind vor dem Christbaum in den Nachthimmel. Zuerst schien alles wie zuvor, doch dann sah sie auf einmal eine Sternschnuppe. Dann noch eine zweite. Und eine dritte. Und nach wenigen Minuten bot sich ihr ein Feuerwerk aus sterbenden Sternen.
Wie erschlagen beobachtete sie das Schauspiel, das sich ihr bot, und über eine Stunde fiel nicht ein einziges Wort zwischen ihnen, während sie die Vorstellung genossen.
Sie schloss die Augen und seufzte leise. Nein, in der Stadt waren die Sterne nicht zu sehen. Obwohl es so warm war, hatte sie auf einmal eine Gänsehaut und fröstelte.
Der Zauber des Augenblicks. Er war ihr nah gewesen. So nah. Zu nah. Es war doch lediglich eine Frage der Zeit gewesen, bis sie die Flucht ergriffen hätte. Und die Chance dazu hat sich auch bald darauf geboten. Vor einem Jahr, fünf Monaten und fünfzehn Tagen.
Sie war so glücklich gewesen. Ekelhaft glücklich. Spätestens die Tatsache, das sie gar nicht mehr weiter ziehen wollte, hatte ihr gezeigt, dass sie ganz schnell von hier fort wollte. Wie konnte es passieren, das man sich so schnell an einen anderen Menschen gewöhnte?
Sie schüttelte den Kopf. Und jetzt hatte sie es doch hierhin zurück gezogen. Zu ihm. Ob er wütend auf sie war?
Hast du mich vermisst, Ritter? Hast du manchmal an mich gedacht? Ich habe immer an dich gedacht. Jeden Tag. Ich habe von dir geträumt. Mindestens einmal die Woche.
Die Prinzessin, die mitsamt ihrem Schloss das Feld geräumt und sich in den nächsten Flieger zurück nach Deutschland gesetzt hatte, war wiedergekommen. Freu dich gefälligst. Sei wenigstens da. Meinetwegen streite dich auch mit mir. Du weißt, ich liebe es, zu streiten. Aber mit dir kann ich es nicht. Du nimmst mir mit einem einzigen Blick den Wind aus den Segeln. Das ist unfair, und das weißt du. Aber egal. Komm hier hoch, auf das Dach, und streite mit mir. Vielleicht geht es mir dann besser. Vielleicht kann ich dich dann vergessen.
Du musst dich nur daran erinnern, wie ich mich verabschiedet habe. Ich habe es doch nicht einmal für nötig gehalten, dir selbst bescheid zu geben. Dir dabei in die Augen zu sehen. Es war nur eine SMS.
„Ich bin zurück in Deutschland. Bye.“
Die schwere Metalltür fiel zu. Sie zuckte zusammen und sah unsicher und zögerlich zurück. Ihr Blick fiel in ein sonnengebräuntes Gesicht, mit kurzem, hellen Haar, aus dem grüne Koboldaugen funkelten.