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Der Scheck

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29.11.2009
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Der Scheck

Der Scheck

Gianni war Kellner in einem Grandhotel in Rimini. Er hatte dort im Sommer eine hübsche Millionärstochter aus Deutschland kennen gelernt und mit ihr geflirtet. Sie hatte sich sofort in ihn verliebt, denn er war ein ausnehmend gut aussehender Mann mit seinen schwarzen Locken, seinen breiten Schultern und schmalen Hüften und seinem männlich herben Gesicht. Es hatte nicht sehr lange gedauert, bis er mehrmals mit ihr zusammen die Nacht in ihrer Suite verbracht hatte. Am Ende ihres Urlaubs hatte sie sich dann zwanglos auf Nimmerwiedersehen von ihm verabschiedet und war nach Hause gefahren.
Gianni aber hatte während einer ihrer gemeinsamen Nächte, als sie schon geschlafen hatte, ihr Scheckbuch mit ihrer Kontonummer aus ihrer Handtasche genommen, einen der Schecks gestohlen und außerdem einen Geschäftsbrief entwendet, auf welchem ihre Unterschrift zu lesen war. Als sie dann abgereist war, hatte er eine hohe Summe zu seinen Gunsten eingetragen und einen seiner Freunde, der schon des Öfteren erfolgreich Unterschriften gefälscht hatte, ihre Unterschrift täuschend echt nachmachen lassen. Dann war er nach Deutschland gereist und stand nun am Schalter der entsprechenden Bank, um den Scheck einzulösen.
„Ich habe der Dame ein Boot verkauft!“, fügte er in gutem Deutsch hinzu, als er dem Schalterbeamten den Scheck gab.
„Schon gut!“, sagte dieser. „Aber bei einer so hohen Summe muss ich erst meinen Vorgesetzten fragen!“
„Tun Sie das!“, sagte Gianni, und sein Gegenüber verschwand im Hinterzimmer. –
Nachdem Gianni fünfzehn Minuten gewartet hatte, stürzten plötzlich zwei Männer im Trenchcoat und mit Hut in die Bank hinein, hielten Gianni die Pistole vor, und einer der beiden sagte: „Mitkommen! Kriminalpolizei!“
Sie fuhren zusammen zum Kommissariat, wo der zuständige Kommissar schon wartete. –
„Aber wie haben Sie das mit dem Scheck herausgefunden?“, fragte Gianni. „Mein Freund ist der beste Unterschriftenfälscher von ganz Italien!“
„Das war es auch nicht!“, sagte der Kommissar lächelnd. „Aber die Frau, deren Scheck Sie einlösen wollten, hat sich im August wutentbrannt von ihrem Mann getrennt, nachdem der ihr während einer Gesellschaft eine Riesenszene wegen einer Liebschaft mit einem italienischen Kellner gemacht hatte. Sie hat nach der Trennung wieder ihren Mädchennamen angenommen und unterschreibt seitdem auch immer damit. Der Scheck, den Sie einlösen wollten, datiert jedoch vom September und ist mit ihrem Ehenamen unterschrieben!“ ...

 

Hallo Hanno,

herzlich willkommen im Forum!

Leider fällt meine Kritik zu deiner Geschichte nicht positiv aus, hoffentlich kannst du trotzdem etwas mit ihr anfangen.
Dein Text beruht vielleicht auf einer echten Begebenheit, solche Dinge, wie die geschilderten, passieren durchaus im ‚richtigen Leben’.
Bei deiner Geschichte stört mich allerdings, dass sie kein ‚Leben’ hat, sondern eher ein recht nüchterner Bericht ist: Erst passiert das, dann dies usw.
Eine Kurzgeschichte ist zwar (oft) von Reduktion geprägt, aber auch ein Text der von der Überraschung, dem Gag am Ende leben will, schadet ein wenig Atmosphäre nicht (zumal die Pointe nicht besonders raffiniert ist). Es wird nicht vermittelt was die Menschen empfinden, Beispiel:


„Nachdem Gianni fünfzehn Minuten gewartet hatte“

Es geht um so viel für ihn – sitzt er da einfach gelassen da? Steigt seine Nervosität nicht mit jeder Minute Wartezeit? Wird er mißtrauig von den Angestellten beobachtet?


Diese Aneinanderreihung von „hatte“ ist unschön:

„Er hatte“

„Sie hatte“

„Es hatte“

„Am Ende ihres Urlaubs hatte“


Vielleicht kannst du da nachbessern.

Tschüß,

Woltochinon

 

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