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Der Schmetterlings-Effekt/Die Kugel

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22.02.2007
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Der Schmetterlings-Effekt/Die Kugel

Der Schmetterlings-Effekt/Die Kugel

Es ist eine Welt voll Terror, in der die Menschen mit Flugzeugen in Hochhäuser rasen, um der restlichen Welt eine Botschaft zu überbringen. Es ist eine Welt voll Horror, in der Menschen andere Menschen in Kellern gefangen halten und quälen bis zum Tode. Es ist eine Welt voll Liebe, in der sich Menschen näher kommen und zärtlich zu einander sind. Es ist eine Welt voll Schmerz, in der die Krankenhäuser überfüllt sind und in der die Hölle keinen Platz mehr hat. Es ist eine Welt, in der Geld mehr wert ist als ein Menschenleben.
Schlägt ein Schmetterling auf der einen Seite der Welt mit den Flügeln, so entsteht auf der anderen Seite ein Sturm.

„Wo ist mein Geld, du Hurensohn?“, fragte der verdammt kleine Don mit auf Billy gerichteter Waffe. „Ich will mein Geld, du verschissenes Arschloch, sofort!“
„Ich hab dein Geld nicht“, antwortete Billy mit zitternder, brüchiger Stimme. „Ich glaube Eddie ist damit abgehauen. Aber es könnte auch …der Chef gewesen sein.“
„Der Chef?“, fragte der Don ungläubig. „Der Chef rennt doch nicht mit meinem Geld davon!“
Billy fand, dass sich der Chef im Moment wie ein kleines Kind benahm, das unbedingt ein Eis haben wollte, aber keins bekam.
Der Don begann zu schreien: „Ich will mein Geld! Ich will mein Geld! Ich will mein Geld!“
„Ich hab es aber nicht!“, schrie Billy zurück. Wahnsinn! Das er sich so etwas traute, wobei er doch an einen Stuhl gefesselt war und der Don ihm gedroht hatte, seinen Schwanz abzuschneiden und ihn ihm in den Mund zu stecken, bis er daran ersticken würde. Aber der Don brauchte Billy, weil Billy wusste, wo das Geld des Dons war. Oder auch nicht. Gangstersachen, waren komplizierte Sachen. Warum war Billy überhaupt in dieses scheiß Geschäft mit eingestiegen?
Weil er einen Freund hatte, der einen Freund hatte, dessen Freund Kontakt zu einem Freund hatte, der die Gangsterbranche gut kannte. Aber wenn dieser sie wirklich so gut kannte, warum hatte er dann Billy rein gelassen, wenn er doch wusste, wie viel Schmerz damit verbunden war. Aber Billy hatte in seiner Zeit bei der Gang schon viel Geld gemacht und konnte damit seine Rechnungen bezahlen und ein üppiges Leben führen. Er hatte keine Freundin und war nicht verheiratet. Er hatte all das Geld für sich.
Genau in diesem Moment löste sich ein Schuss aus dem Revolver des Dons, den er auf Billy gerichtet hatte. Aber die Kugel verfehlte seinen Kopf. Hinter sich konnte er ein Fenster zerbrechen hören. Die Patrone hatte es getroffen und sauste unter dem blauen, wolkenlosen Himmel Richtung Norden. Der Don hatte die Waffe nicht angewinkelt gehalten, sondern waagerecht, sodass das Geschoss eine gerade Flugbahn einschlug. An verschiedenen Häusern der hiesigen Straße, an einer Frau mit Kinderwagen und einem alten Mann mit Gehilfe vorbei. Eine Katze schreckte hoch, als sie den Luftzug an ihrem rechten Ohr wahrnahm.
Nach einer Meile krachte die Kugel durch das Schaufenster eines großen Einkaufzentrums und zerfetzte ein Plüschtier. Federn blieben liegen. Sie durchschlug die drei Millimeter dicke Holzwand und durchquerte das Einkaufszentrum. Sie traf keinen Menschen oder Gegenstand, sondern zerfetzte noch eine Fensterscheibe auf der Nordseite des Gebäudes. Sie flog und flog und flog.
Nach drei Meilen über dem nächsten Highway, kam die nächste Stadt. Zuerst nur einzelne Häuser, zwischen denen sie dahin sauste, dann wurden die Straßen enger und die Gebäude dichter. Der Winde wehte leise leicht dahin. Die Kugel brauste mit halsbrecherischer Geschwindigkeit durch die Stadt und verfehlte dabei alle Leute, die sich zu diesem Zeitpunkt auf der Straße befanden.
Die Kugel flog durch einen Wald, verfehlte jeden Baum. Und kam auf eine Kirmes. Das Riesenrad blinkte und leuchtete in allen möglichen Farben. Das Karussell drehte sich mit konstanter Geschwindigkeit und die Kugel traf.
Dort stand ein kleines Mädchen, höchstens elf Jahre alt, und hielt einen braunen, knopfäugigen Teddybären in den Armen. Ihr Vater stand am Schießstand und zielte auf eine Rose für seine neben ihm stehende Ehefrau. Die Kugel traf genau die Schläfe des kleinen Mädchens und trat auf der anderen Seite mit Gehirnmasse und Blut wieder aus. Die Patrone flog weiter, traf eine Metallstange eines Schießstands, prallte ab und zerfetzte als Querschläger einem kleinen Jungen in Baseballkluft die gesamte Schädeldecke. Dort blieb sie stecken. Eine Blutlache bildete sich unter seinem Kopf, als er auf den Beton knallte und sich auch noch die rechte Gesichtshälfte aufschürfte. Das Mädchen blieb noch ein, zwei Sekunden stehen und fiel ebenfalls tot um. Die beiden roten Pfützen aus Blut verbanden sich und wurden zu einer großen. Die Kugel blieb stecken.
Die Kugel des Dons.
Feuert man auf der einen Seite der Welt eine Kugel ab, kann es auf der anderen Seite zwei Tote geben.
Ende

 

Hey Torsten,

Schlägt ein Schmetterling auf der einen Seite der Welt mit den Flügeln, so entsteht auf der anderen Seite ein Sturm.
Du bist Deutschland! Sorry, aber der Gedanke hat seit der Werbekampagne für mich alles an Faszination eingebüßt. Vielleicht ändert das ja nun deine Geschichte.

„Der Chef?“, fragte der Don unglaubwürdig.
Unglaubwürdig heißt: er klingt so, als spräche er die Unwahrheit. Du meinst aber, dass er so klingt, als könne er es nicht glauben, also „ungläubig“.

die Gangsterbrange gut kannte.
Branche

Die Kugel traf genau die Schläfe des kleinen Mädchens und trat auf der anderen Seite mit Gehirnmasse und Blut wieder aus.
Hast du dich schon mal mit Handfeuerwaffen beschäftigt? Und mit Patronen? Mit effektiver Reichweite und diesem Zeug? Also diese Kugel hier muss ja noch magischere Eigenschaften haben, als jene, die JFK umgebracht hat.

Hm, ich dachte ehrlich gesagt nicht, dass es SO primitiv werden würde. Ich dachte du machst jetzt so eine Kausalkette als Beweis für den Buttefly-Effect. Also die Kugel bringt ein Fenster zum Zerspringen, der Glaser kriegt einen Auftrag, fährt hin, überfährt dabei eine Katze, die Katzenbesitzerin weint ein Taschentuch voll, wirft es achtlos auf die Straße und dann stolpert der Don drüber, oder was weiß ich. Also so was, aber du löst es ja extrem primitiv mit nur einem Schritt auf –und dann ist er hanebüchen.
Der Witz bei solchen Kausalketten ist es ja, dass sie „tatsächlich“ stattfinden könnten.

Ehm, stilistisch ist dieses ganze „Quentin Tarantino“-Mafia-Getue am Anfang nicht so der Bringer. Das hat man schon so oft gehabt und es ist einfach abgenutzt, würde dem da nicht so viel Raum einräumen. Vor allem weil dieser reingerutsche Klischeetyp, der jetzt in Schwierigkeiten ist und nur auf leichtes Geld einfach war – also das ist einfach eine Pappfigur, ohne Tiefe oder Unterhaltungswert.
Was der ganze erste Abschnitt soll mit diesen komischen Sätzen über den Zustand der Welt, weiß ich auch nicht so recht.
Hat mir nicht gefallen, aber ich könnte dir auch nicht genau sagen, was du ändern könntest, um die Geschichte zu verbessern. Der Plot ist –für meinen Geschmack – kaum zu retten, ohne größere Umarbeiten und dann müsste man ohnehin von einer neuen Geschichte sprechen.

Gruß
Quinn

 

Hallo Torsten!

Die Sache an sich erinnert mich zunächst an ein Musikclip der Gruppe Korn. Da gab's auch eine ewig fliegende Kugel.
Dann musste ich an einen alten Sketch mit - ich glaube - Peter Frankenfeld denken. Diese Sache mit der Ballistik. Wenn der Gangsterboss die Waffe in der Waagerechten abgefeuert hat, fliegt die Kugel bestenfalls 100 Meter weit.
a) die Kugel wird durch den Luftwiderstand immer langsamer
b) dieser geile Trick mit der Erdanziehung (Newton und der Apfel)
Und was hat der ganze Kram mit der Chaostheorie zu tun (Flügelschlag eines Schmetterlings usw.)? Nichts.
Sorry, aber die Geschichte konnte mich rein gar nicht überzeugen. :)

Beste Grüße

Nothlia

 

Sorry, aber wegen der Erdanziehungskraft: Ich hab deshalb diese Geschichte in die Rubrik seltsames gestellt

 

Hallo Torsten2,

ich kenn mich mit Physik und Erdanziehungskraft auch nicht wirklich aus, glaube aber meinen Vorgängern und: Wenn die ewig fliegende Kugel das einzig Seltsame an der Geschichte ist, reicht mir das persönlich nicht aus, um sie für diese Rubrik zu qualifizieren. Das ist ein bisschen, als würdest du in einem Absatz ein Gespenst auftauchen lassen, das kurz "Buh" sagt und die Geschichte dann nach Horror stellen.
Meine Vorredner haben eigentlich schon alles gesagt. Mich hat die Geschichte von der verirrten Kugel an "Babel" erinnert, ein sehr guter Film, den du dir mal ansehen solltest. Dort wird eine amerikanische Touristin von einer Kugel getroffen, die zwei marokkanische Jungen aus Versehen abgefeuert haben. Anders als bei dir geht die Geschichte genau in diesem Moment wirklich los und wird auch spannend, weil das Unglück mehrere Handlungsstränge, die eigentlich unabhängig voneinander sind, miteinander verbindet.
Ich sage nun nicht, dass es unbedingt eine Verbindung geben müsste zwischen der Kugel deines Mafiosos und dem Schicksal der Kinder, aber ich muss einfach an den Film denken, weil er meiner Meinung nach den Schmetterlingseffekt besser rüber bringt als deine Geschichte, auch wenn es nicht seine primäre Absicht ist: Da löst eine Kugel in der marokkanischen Wüste nicht nur die Tragödie eines Touristenpärchens aus, sondern letztlich auch die eines mexikanischen Kindermädchens, das tausende von Kilometern entfernt in den USA sitzt.
Hier lerne ich weder Billy noch die Kinder kennen, alles, was mir die Geschichte sagt, ist: Da schießt einer an seinem Opfer vorbei und trifft zwei Unschuldige. Ja, toll. Die physikalische Logik ist mir persönlich da eigentlich schnuppe, mir ist die Story einfach zu dünn. Der Satz zum Flügelschlag des Schmetterlings am Anfang und zu den Auswirkungen der Kugel am Ende sind mir zu holzhammermäßig: dass das deine Aussagen sind, muss die Geschichte schon von sich aus leisten können. Dass es Kinder sind, die da sterben, riecht für mein Empfinden zu stark nach Effekthascherei und Druck auf die Tränendrüse: ist ja tragischer so.
Sorry, aber das war nix für mich - was passieren wird, ist so verdammt vorhersehbar und überflüssig. Dabei ist die Grundidee ja durchaus nicht schlecht, nur ein wirklicher Schmetterlingseffekt ist das noch nicht und die Figuren bleiben mir einfach zu fern. Vielleicht versuchst du ja, da noch mal was draus zu machen.
Liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Ich weiß nicht, aber ich bekomme es einfach nicht hin, in Kurzgeschichten Personen gut rüberzubringen, man lernt in meinen Kurzgeschichten die Personen einfach zu wenig kennen, ich weiß. Da ist auch schon das Problem: beschreibe ich die Person, erzähle aus ihrer Vergangenheit und wie sie denken, heißt es wieder, ich würde die Story in die Länge ziehen, was soll ich denn machen, immer wieder versuchen die goldene Mitte zu treffen?

 

Was mir noch aufgefallen ist:

Wenn der eine Kerl gefesselt auf einem Stuhl saß und der Don, als er schießt, die Waffe waagerecht hält, muss der Don entweder verdammt schlecht zielen können oder verdammt klein sein :D


Hat mich übrigens auch an das KoRn-Video erinnert das Ganze.

 

:D Ich höre kein Heavy Metall also kann auch nichts mit euren Korn-Video-Vergleichen anfangen und der Don IST VERDAMMT KLEIN!!:D

 

Habe auch hier nun einige Kleinigkeiten verbessert, die mir Quinn rezitiert hat, allerdings kann ich die Geschichte schlecht verbessern, wegen der physikalischen Falschheit, ich müsste sie vollkommen neu schreiben.
Naja, beim nächsten mal vielleicht.
:thumbsup:
Bis dann,
Torsten

 

Ich weiß nicht, aber ich bekomme es einfach nicht hin, in Kurzgeschichten Personen gut rüberzubringen, man lernt in meinen Kurzgeschichten die Personen einfach zu wenig kennen, ich weiß. Da ist auch schon das Problem: beschreibe ich die Person, erzähle aus ihrer Vergangenheit und wie sie denken, heißt es wieder, ich würde die Story in die Länge ziehen, was soll ich denn machen, immer wieder versuchen die goldene Mitte zu treffen?
Die Kunst liegt darin, Charakterbeschreibung und Handlung in einer Geschichte so eng wie nur irgendmöglich zu verbinden, so, dass sie am besten gar nicht mehr auseinander zu halten sind. Sicher, dazu brauchts Menschenkenntnis und Beobachtungsgabe im wirklichen Leben. Aber wer sagt das ...

-- floritiv.

 

Sicher, das ist mir schon klar, und ich versuche es auch und ich glaube ich kann behaupten, dass ich einigermaßen gute Menschenkenntnisse habe, aber am schreiben selbst harperts dann doch...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Torsten2,

Du hast es selbst erkannt; am Schreiben happerts dann doch noch etwas. Liegt vielleicht auch daran, daß Du noch jung bist (??? nehm ich mal stark an!): Selbst die ganz Großen haben mal megaklein angefangen... ;) Von daher; bleib am Ball, feile an Deinem Stil, schreib, schreib, schreib, nur so kann man besser werden!

(nachdem ich mit 9 oder 10 meine erste Geschichte getippt habe und meiner Mutter vorlas, hat die so laut lachen müssen, daß ihr die Tränen kamen... Inzwischen lacht sich wenigstens nicht mehr, ist ja auch mal was! --- jetzt kommen ihr nur noch die Tränen... :D Spaß! :D)

Auch mir hat die Geschichte nicht besonders gut gefallen, wobei ich sagen muß, daß ich die Idee gar nicht mal so schlecht finde, physikalische Wahrheiten hin oder her (die Story steht ja auch in SELTSAM!). Aber es ist noch viel zu klischeehaft und oberflächlich erzählt, da kommt einfach kein Tiefgang rein. Und die Anfangswahrheiten kannst Du Dir eigentlich auch sparen, denn mit dem eigentlichen Butterfly-Effekt hat Deine Geschichte ja gar nichts zutun.

Fazit: Üben! Das wird dann schon! :)

Gruß
stephy

 

Hallo Torsten,

mal abgesehen davon, dass dem Schmetterlingseffekt im populären Umgang meist zu viel zugetraut wird, stimmt die Analogie Schmetterlingseffekt/Kugel nicht:

Die Kugel fliegt und verursacht verschiedene Schäden, gehorcht der Mechanik. Beim Schmetterlingseffekt geht es um nichtlineare dynamische Effekte.

An sich finde ich aber gut, wenn man versucht solche Analogien zu kreieren. Eine gute Geschichte in dem Stil, den du verwendest ist in SF von Lems Erbe ‚Shorty kratzt die Kurve’. Vielleicht kannst du dir da etwas abschauen …


L G

Woltochinon

 

Also, was soll ich sagen? Ich dachte, der Schmetterlings-Effekt besagt, dass wenn irgendwo etwas kleines passiert, irgendwo anders etwas größeres passiert als Resultat des kleineren...

 

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