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- 18.12.2004
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Der Schreiber
Der Raum ist fast dunkel und leise Musik ist zu hören. Dort sitzt er und schreibt. Schriftsteller möchte er nicht genannt werden, nein, er selbst nennt sich lieber Schreiber – Geschichtenschreiber.
Er konzentriert sich völlig auf seine Arbeit, zeitweise blickt er von der Tastatur auf und dann sieht man im schwachen Schein des Monitors sein Gesicht, den starren Blick und das Zucken seiner Mundwinkel. Die tiefen, dunklen Ränder unter den Augen lassen erahnen, wie lange er schon in dieser Dunkelheit sitzt und schreibt. Seine Hände, die langsam über die Tasten huschen, zittern und treffen oft den falschen Buchstaben. Auf dem Bildschirm entsteht Wort für Wort. Doch stets stoppt dieser Fluss und Wörter oder nur einzelne Buchstaben verschwinden wieder, Fehler werden beseitigt, Korrekturen vorgenommen. Viele Zeilen hat er schon geschrieben, doch plötzlich verschwindet alles. Verunsichert lässt er den Bildausschnitt hoch und runter, von links nach rechts wandern, doch er bleibt leer, nirgendwo ist ein Wort oder auch nur ein einzelner Buchstabe zu finden.
Sein Kopf sinkt auf die Tastatur und es erscheint ein seltsames Wirrwarr von Buchstaben auf dem Bildschirm. Tränen laufen an seinen Wangen entlang und tropfen auf die Tasten. Plötzlich blitzt es merkwürdig, sein Körper zuckt, er stöhnt und der Monitor erlischt.
Es wird seltsam finster und wo vorher der schwache Schein des Monitors etwas Licht in den Raum fallen lies, schaut man nun nur noch in die Dunkelheit. Nur die leise Musik leiert unbeirrt weiter.