Der silberne Spiegel
Eine Kurz-Geschichte aus 2 Teilen.
Der silberne Spiegel
Er starrte an die Decke als er durch ein Klopfen an der Tür aus seinen Träumereien gerissen wurde. Plötzlich stand seine beste Freundin im Zimmer. Sie sah ihn mit dem Blick an, der ihn immer ganz nervös machte. Er wusste, warum sie es tat. Sie wollte herausfinden, was nicht mit ihm stimmte und vor langer Zeit hat sich dieser Blick als die wirkungsvollste Methode herauskristallisiert. Er hält dem Blick normalerweise nicht lange stand. Doch diesmal sträubte er sich. Er hatte Angst seine Gefühle zu erklären, auch wenn sie seine beste Freundin war. Er hatte überhaupt Angst sich dem ganzen zu stellen. Die Spannung zerriss förmlich den Raum, als sie ihn noch eindringlicher anblickte. Diesmal jedoch wollte er nicht aufgeben. Nicht jetzt. Nicht heute oder sonst irgendwann. Doch er konnte sich nicht erwehren und zerbrach innerlich. Ein letztes auflodern seines Widerstandes war zu spüren. Doch es half alles nichts. Unter ihrem Blick brach sein Schild zusammen. Er hatte keine Chance, selbst wenn er gewollt hätte. Nun sprudelte alles aus ihm heraus. Jedes Detail eines vergangenen Abends, als er seine neue Liebe traf. Es lief wirklich gut an diesem Abend. Aus einem Treffen mit dem Ziel einer Freundschaft wurde ein Date. Nicht ganz unbegründet, muss man dazu sagen. Er hatte sich enorm ins Zeug gelegt, um Eindruck zu machen und seinem Date den Kopf zu verdrehen. Er gab sich von seiner besten Seite und offenbarte ihr sein Innerstes. Nicht zu viel, dass es hätte gefährlich sein können, aber auch nicht so wenig, dass sie damit gar nichts anfangen könnte. Später haben sie wohl Händchen gehalten und sich am Schluss sogar geküsst. Plötzlich wurde seine Stimme dunkler und trauriger. Er schien in ein tiefes Loch zu fallen, aus dem er sich nicht allein erretten konnte. Zum Glück war seine beste Freundin da, die ihm half wieder auf die Beine zu kommen und aus dem Loch zu klettern. Er hatte einen großen Fehler begangen, wollte nun alles tun, es wieder gut zu machen, aber die Chance bot sich nur kurz. Sie telefonierten miteinander. Nur kurz und auch nur über diesen Fehler und ein erneutes Treffen. Zum Glück sagte sie, dass sie auch wollen würde. Nun steht etwas an, vor dem er sich noch mehr fürchtete, als vor irgendwas sonst. Er musste sich stellen. Ihr, ihren Gefühlen und natürlich sich selbst. Bisher hatte er sich immer verkrochen, aber diesmal… Nein diesmal nicht. Er würde es der Welt zeigen. Ein für alle mal. Er fasste neuen Mut. Diesmal wollte er nicht davon rennen, diesmal wollte er es besser machen, als jemals zuvor. Er hatte sie gefunden. Sie, die für ihn eine völlig neue Welt öffnete. Eine Welt ins Glück und ins Schwarz zugleich. Doch das war ihm egal. Alles was er wollte, war sie. Er hoffte jedoch auch, dass sie es ähnlich sah und hatte Angst enttäuscht zu werden. Große Angst. Angst, die ihm keiner nehmen konnte und immer schlimmer wurde. Sie pochte tief in seinem Kopf. Er konnte sich nicht wehren. Selbst überspielen ging nicht. Er wusste einfach nicht ein und nicht aus. Seine beste Freundin stand da und redete ihm gut zu, aber alles das nützte nichts. Er musste damit allein fertig werden und er war sich sicher, dass er es irgendwann schaffte. Spätestens in ein paar Tagen wäre sowieso alles vorbei. Dann würden sie sich wieder sehen. Er wusste aber nicht, wie sie sich sehen würden. Nur als Freunde oder doch mehr? Es musste Schluss sein mit den Zweifeln. Es reichte ihm und er brach alle weiteren Gedanken ab und konzentrierte sich nun voll und ganz auf die anderen Dinge, bis es soweit war. Seine beste Freundin unterstützte ihn vollkommen dabei und darüber war er froh. Er verließ das Haus mit seiner besten Freundin und ward nicht wieder gesehen…
Scherben
Seine Augen streiften über die grauen Fassaden eines belebten Platzes. Einst wirkten sie so farbenprächtig und schön. Doch nun sind sie nur noch graue Betonbehausungen. Behausungen voller fühlender und glücklicher Menschen. Menschen, die jetzt nur noch Schatten ihrer selbst sind. Er stand da, wo er früher schon immer stand, als er traurig war. Seine Gedanken schweiften fernab und die Schatten, die an ihm vorbeigingen, bemerkten ihn nicht. Auch er nahm sie nur sehr weit entfernt wahr. Sein Herz klopfte. Nichts konnte den Schmerz heilen, den er fühlte, außer der Zeit. Er wandte seinen Blick abwärts. Graue Betonplatten lachten ihn aus. Verhöhnten ihn. Zumindest glaubte er das. Eine kleine Welt war zusammengebrochen und niemand war da, um mit ihm die Scherben wieder zusammen zu setzen. Es war ihm auch irgendwie egal. Ihm war eh nicht mehr zu helfen. Er wollte sich auch nicht helfen lassen. Damit musste er allein fertig werden. Nur wie? Das war hier die entscheidende Frage. Er ging ein Stück und übersah dabei beinahe ein Pärchen zweier verliebter. Seine Stimmung rutschte abermals tief ab. Warum konnte es eigentlich nicht mal gut laufen? Warum musste es mit ihm immer so enden? Er kannte die Antwort nicht. Vermutlich kannte sie keiner. Vermutlich verdammte er die Welt für etwas, wofür sie überhaupt nichts konnte. Wahrscheinlich sogar. War es ein Fehler, den er beging? Er glaubte schon. Ein großer Fehler, den er hätte vermeiden können, hätte er nachgedacht. Es ist aber auch schwierig sich zu konzentrieren, wenn tausende Gedanken wie eine Flutwelle auf einen einstürzen. Aber das liegt nun hinter ihm. Er hatte den Fehler gemacht und nun ließ er sich nicht mehr korrigieren. Vielleicht ist es auch gut so. Vielleicht auch nicht. Es hätte durchaus mehr sein können. Aber dem war nicht so. Aber was war eigentlich passiert? Es ging alles so wahnsinnig schnell. Sie trafen sich. Er und sein früheres Date. Doch diesmal war alles anders. Kalt. Möglicherweise auch nur im Nachhinein, aber es wirkte kalt. Schon die ersten Worte, die ihren Mund verließen, bereiteten ihm große Schmerzen. Auch als sie den Bahnhof verließen, wurde sein Gefühl nicht besser. Er hat es innerlich schon gewusst. Er wusste es die ganze Zeit, seit er den Fehler begangen hat. Aber er brauchte die definitive Absage. Die bekam er auch. In diesem Moment brach alles ein. Außerdem hätte sie nicht viel Zeit und noch jede Menge zu tun. Nun war er aber auch kein Unmensch und meinte, dass sie gehen könnte. Richtig, er war töricht und dumm. Anders konnte man es auch ausdrücken. Er hätte so viele Fragen gehabt, aber hat keine einzige gestellt. Ein weiterer Fehler. Er hat sie ziehen lassen. Aber was hätte er sonst tun sollen? Hätte er sie festhalten oder gar küssen sollen? Das wäre nicht er gewesen. Er war verständnisvoll und das war sein großer Fehler. Möglicherweise hätte er es weiterversuchen sollen. Aber vielleicht hätte er auch nur seine Zeit verschwendet. Er hatte keine Idee, was er nun tun sollte. Er stand immer noch an dem belebten Platz und hoffte, dass er aus dem tiefen Loch allein herauskam. Bisher war aber keine helfende Hand in Sicht. Würde jemals eine kommen? Bestimmt, aber wann? Wer würde ihn erretten aus dem Dunkel seiner Seele? Kann es denn überhaupt jemand? Fragen, zu denen er bisher keine Antwort kannte. Aber was die Zukunft bringt wissen die wenigsten und er erst recht nicht. Die Geschichte scheint großes vorzuhaben, aber was wird er am Ende sein? Gewinner oder Verlierer? Er ging wieder ein paar Schritte, atmete noch einmal einen Zug des schnelleren Todes ein und verließ den Platz. Wohin er ging, wusste er nicht. Was er dort tat, wusste er auch nicht. Eigentlich war es auch egal. Keiner konnte ihm nachfühlen. Oder etwa doch? Er hat den glauben daran eigentlich vor langer Zeit schon verloren. Er dachte noch einmal nach und stürzte danach in die Tiefe…