Was ist neu

Der Sonnenstrahl

Mitglied
Beitritt
27.10.2005
Beiträge
15

Der Sonnenstrahl

Zwischen zwei grauen Wohnblockriesen schien die Sonne hindurch und traf mich warm - nur kurz, denn schon fraß der nächste grässlich graue Betonvegetierkomplex ihr Licht wieder auf und kotzte seinen schwarzen Schatten über mich, sodass mir ganz kalt wurde im Herzen. Es war also Tag, und den Himmel gab es noch. Sie, die Sonne, kam demnach immer noch zu diesem schrecklichen Ort, auch wenn sie weit weg blieb, wie in sicherer Entfernung und immer in Bewegung. Wie lange würde sie wohl unseren Anblick noch ertragen? Die S-Bahn fuhr weiter und zog mich und die Anderen durch den schmalen Lichtstreifen wie Waren über den Strichcodescanner. Ich hoffte auf eine weitere Lücke in der dreckigen Mauer, in der dicht gedrängt stinkende Kreaturen hausten, die nur fraßen und nicht fragten warum, die ihre Löcher verbarrikadierten, wenn sie denn falsch gelegen waren, damit die Sonne nicht zu ihnen vordringen konnte und sie wärmen, sie ablenken von ihren Nichtigkeiten und ihrem Hass, ihnen echtes Licht schenken konnte. Sie mochten es kalt, dunkel und steril, nein, sie liebten es wie Nazis. Sie liebten nicht die Sonne, so wie ich. Immer neue Leichenhäuser schossen vorbei, dicht an dicht, dass kein Baum hätte hineingepasst in diese tiefen Schluchten, die alles verschlangen und töteten, was schön war. Einige der Toten glotzten aus ihren engen Scharten wie Plastikpflanzen, die man an blanke Fensterscheiben auf kalten Marmor stellte, um sich daran zu erfreuen, weil man sie für ein gelungenes Zitat der Natur hielt. Es saßen vereinzelte Zombies um mich herum, mit finsteren Mienen und leeren Blicken, die Kontakte wie einen Stromschlag mieden. Schöne Blumen waren selten in dieser kargen Seelenlandschaft, aber sie strahlten oft schon von weit her. Wie ich sie liebte, diese Blumen, ihre warmen Blicke, die wunderschöne Liebe darin! Sie liebten auch die Sonne, dass sah ich sofort, denn sie waren wie die Sonne, hell und warm, und sie schienen bis hinein in mein Herz, wo ich ihr Licht nicht sterben ließ, es gar nicht gekonnt hätte. Zu sehr brauchte ich es.

 

Mahlzeit,

Auch dein zweiter Text überzeugt mich nicht. Wie auch in deinem Anderen steckt hier Potential drin das du nicht ansazuweise ausschöpfst. Du möchtest den Leuten nahebringen das der Mensch in einer Großstadt verkümmert. Das scheint aber erst im Ende ganz kurz durch.
Schon durch den ersten Satz muss man sich hindurchkämpfen. Ich hatte schon befürchtet er hört gar nicht mehr auf.

Dann folgt ein stilistisch und inhaltlich sehr seltsamer Satz:

Sie, die Sonne, kam demnach immer noch zu diesem schrecklichen Ort, auch wenn sie weit weg blieb, wie in sicherer Entfernung und immer in Bewegung.

Vorschlag:

Die Sonne, kam immer noch zu diesem schrecklichen Ort, auch wenn sie weit weg blieb, in sicherer Entfernung und immer in Bewegung.

Ich habe mal: 'Sie', 'demnach', und 'wie', herausgenommen, dann liest es sich schon besser. :)

(das 'demnach' da drinnen ist mir eh nicht schlüssig - wonach denn?)

Zu Gute halten muss ich Dir das deine Sprache doch teilwiese sehr plastisch herüberkommt - mach was draus in Kombination mit der Idee das die Menschen in der unfreundlichen Stadt verwelken :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi, Jadzia!

Danke erstmal, dass du dich mit meinem Text auseinander gesetzt hast!

Zu deiner Kritik an meinem Satzformat muss ich sagen, dass ich eben lange Sätze liebe und mein eigenes Maß dafür habe, wann ich sie für angebracht halte.

Das nächste Problem ist, dass ich niemals darüber schreiben würde, "...wie Menschen in der unfreundlichen Stadt verwelken...". Das müsstest du selbst machen, das wäre das gleiche Thema sicherlich, aber eine andere Geschichte. Ich will etwas anderes zeigen, nämlich dass ich schier verrecke vor inneren Qualen bei dem Anblick dieser widerlichen Kreaturen, ohne Liebe im Herzen, dass ich kotzen will, wenn ich in ihre toten Augen schaue und ich weinen will wegen ihrer Lieblosigkeit, und dass ich manchmal am liebsten ihre kaputte, kleine Heuchlerwelt niederbrennen würde aus Wut und Verzweiflung. Verstehst du, was ich damit sagen will? Ich kann das eben nur so ausdrücken; es ist einfach mein Stil. Ich bin mir wohl bewusst, dass ihn nicht jeder mag und gar nicht mögen kann und muss. Aber ich mag ihn, er ist ja irgendwo ich.
Dennoch freue ich mich sehr über jeden, dem er gefällt!

:)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom