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Der Stern

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27.09.2005
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Der Stern

Der Stern​

Regentropfen trommeln gegen mein Fenster. Ich blicke hinaus in die trübe Nacht. Draußen in der Ferne sehe ich den See, der sanft im Licht des Mondes schimmert. Ich schaue hinauf in den Himmel. Wolken ziehen vorüber und der Mond ist der einzige, der es schafft, ab und an die Wolkendecke zu durchbrechen. Der Regen wird stärker und es kommt ein leichter Wind auf. Die Bäume, die am Rand des Sees stehen, wiegen sich in ihm. Wo bist du? Mein Blick sucht tastend den Himmel ab, aber die Wolken lassen dir keine Chance.

In klaren Nächten kann ich dich sehen. Du bist der schönste und hellste von allen. Ich habe schon nächtelang am Fenster gesessen und dich beobachtet. Ich habe gesehen, wie du abends das erste Mal vorsichtig deinen Kopf aus der Himmelsdecke steckst, wie du nach und nach an Selbstbewusstsein gewinnst, bis du mitten in der Nacht in vollem Glanz erstrahlst, und wie du gegen morgen müde wirst und dich schlafen legst. In diesen Nächten fühle ich mich geborgen. Du bist in meiner Nähe. Wenn ich dich sehe weiß ich, dass du für mich da bist. Ich fühle mich sicher, denn du passt auf mich auf. Wenn ich zu dir hinauf schaue, habe ich das Gefühl, dass du mich anlächelst. Wenn du sprechen könntest, würdest du mir sicher sagen, dass ich keine Angst zu haben brauche, da du immer für mich da bist. Das Rascheln in den Bäumen hat mich schon manche Nacht denken lassen, dass du wirklich mit mir sprichst. Aber auch wenn es nur der Wind in den Bäumen ist, weiß ich, dass du mich hörst, wenn ich nach dir rufe, und dass du mir Antwort gibst.

Wenn ich die Augen schließe, sehe ich dich in deinem Bett liegen. Mit letzter Kraft flüsterst du mir zu, dass du auf mich aufpasst und mich nicht alleine lässt. Wenn ich traurig bin, soll ich in den Himmel schauen und mir den hellsten Stern aussuchen. Das seiest du. Du lächeltest mich an und dann bist du friedlich eingeschlafen, ohne dass dein Lächeln aus deinem Gesicht gewichen ist. Das Ganze ist nun schon über ein Jahr her. An deine Worte kann ich mich noch genau erinnern. Deine Stimme, sanft und dennoch stark und beschützend, ist immer noch in meinem Kopf gefangen und ich werde sie auch nie wieder freigeben. Immer wenn ich in den Himmel schaue, zu dir aufblicke, hallen deine Worte in meinem Kopf. Sie geben mir Stärke und Kraft, um das Leben zu meistern. Ich brauche dich immer noch. Auch wenn du nicht mehr hier bist, weiß ich, dass es dich noch gibt, hoch oben am Himmel.

Anfangs habe ich jeden Tag zu dir hinaufgeschaut, mal lächelnd, mal mit Tränen in den Augen. Heute sind meine nächtlichen Beobachtungen seltener geworden. Aber immer, wenn es mir schlecht geht oder ich eine wichtige Entscheidung treffen muss, frage ich dich um Rat. Auch wenn du mir keine Antwort geben kannst, hast du mir immer geholfen, das Richtige zu tun. Ob es an der Ruhe und Friedlichkeit der Nacht liegt, an der langen Zeit, die ich über das Problem in deiner Gegenwart nachdenke oder an dem Gefühl, dass du mich auffängst, wenn ich doch einen Fehler mache, wird wohl für immer dein Geheimnis bleiben. Hauptsache ist, dass du dein Versprechen gehalten hast und für mich da bist. Das war immer so. Nur heute Nacht ist es anders. Heute Nacht lässt du mich alleine, gerade jetzt, wo ich dich so sehr brauche. Warum lässt du es zu, dass sich die dunklen Wolken vor dich drängen und wir uns nicht sehen können? Warum brichst du dein Versprechen? Ich kann es nicht verstehen. Tränen treten in meine Augen. Ich habe heute Nacht das Gefühl, dich nach deinem Tod ein zweites Mal zu verlieren und diesmal tut es noch mehr weh. Keiner ist da, der mir verspricht, mich nicht alleine zu lassen. Niemand ist weit und breit zu sehen, außer der Mond, der mich auszulachen scheint. Ich werde wütend auf dich und bin ängstlich zugleich. Wie um alles in der Welt soll ich den morgigen Tag meistern, ohne deine Hilfe?

Während ich anfange zu verzweifeln, klopft es an meiner Tür. Er öffnet sie langsam und fragt, ob alles in Ordnung sei. „Ja.“, antworte ich und sehe, dass er lächelt. „Wenn was ist, weißt du, wo du mich finden kannst. Kopf hoch! Du schaffst das schon.“ Mit diesen Worten verlässt er mein Zimmer. Ein Gefühl der Ruhe kehrt in mir ein und plötzlich wird mir klar, dass ich gar nicht alleine bin. Die Angst vor dem morgigen Tag weicht und ich weiß, dass ich es schaffen werde, auch ohne deine Hilfe. Ich blicke noch einmal aus dem Fenster. Der Wind hat die Wolken und den Regen fortgetragen und du leuchtest in voller Pracht am Himmel. Lächelnd blicke ich dich an und plötzlich weiß ich, dass du gar nicht so mächtig bist, wie ich immer dachte. Sogar die Wolken hatten dich besiegt. Du bist einfach nur mein Vater, der von da oben auf seine kleine Tochter aufpassen will und es doch nicht immer schafft. Heute habe ich gelernt, dass es auch ohne dich geht, auch wenn ich ab und zu gerne auf deine Hilfe zurückkomme.

 

hallo katimausi82 zum zweiten ;)

ich sehe gewissen verbindungen in deinen texten. es kommt mir so vor, als verarbeitest du ein persönliches thema, aber das bleibt mal außen vor.
du malst ein paar sehr schöne bilder und die teife sehnsucht deiner (?) Prot ist spürbar. das ist dir ganz gut gelungen. dennoch gibt es raum für verbesserungen. und zwar wär auch hier die mehrmalige benutzung der umbruchtaste anzuraten. desweiteren stehen zwei fragen im raum. wer ist er? der vater? der bruder? ein neuer freund, mann?
und warum braucht sie (er) ihn jetzt gerade so sehr? was ist es, dass sie jetzt so hilfsbedürftig macht?
wenn es um persönliche texte (und ich glaub immer noch, das es so ist) geht, ist es immer schwer sich um eine gewisse distanz zu bemühen. es kann schnell passieren, dass man vergisst den text so zu gestalten, dass es den leser berührt und das er der geschichte folgen kann.
eigentlich ein schöner text, der jedoch noch einige kinderkrankheiten in sich trägt.

einen lieben gruß...
morti

 

Hat mir nicht gefallen. Eine Art Gebet zu einem "Du", das am Ende der Vater sein soll, ein unbestimmter "Er", der zur Türe hereinguckt.

Der Text baut dadurch, daß er vieles ausblendet, was das Lesen erleichtern könnte, eine Distanz auf, die (wie morti bereits sagte) vom Außenstehenden nicht durchbrochen werden kann.

Zwischenzeitlich mußt ich an eine Tarot-Karte denken, denn dort gibt es eine Karte, die "Der Stern" heißt. Mitten im Text hätte es einfach alles sein können.

Schon will ich anmeckern, es sei keine Geschichte enthalten, doch eine kleine Erkenntnis stellt sich beim Protagonisten im Verlaufe dieser gedanklichen Ansprache ein: Das Gegenüber ist nicht so mächtig, ist nicht so wichtig, es geht auch ohne, wenn es denn sein muß. Ja, aber was? Und weshalb die Trennung? Tod, könnte man vermuten.

Das Gegenüber erst am Ende "Vater" zu nennen, ist m.E. auch deshalb so enttäuschend, weil es ein wenig wie eine Pointe wirkt, die den Text nicht trägt. Da habe ich persönlich eine gewisse Allergie entwickelt.

Noch zwei Kleinigkeiten:

  • dass ich keine Angst haben brauch - "zu haben brauche"
  • ohne das dein Lächeln aus deinem Gesicht - "dass"

 

Hallo!
Hallo Morti auch zum zweiten :D
Wie auch schon bei der anderen geschichte erwähnt, haben die Texte keinen Zusammenhang und ich verarbeite damit auch kein persönliches Thema :)
Zeilenumbrüche sind eingefügt!!! Ich hoffe, es fällt jetzt leichter zu lesen...
Nun zu deinen und zu den Kritikpunkten von cbrucher:
Dass man nicht erfährt, wer ER ist, der zur Türe hereinkommt, ist beabsichtigt, da es meiner Ansicht nach für die Geschichte nicht von Bedeutung ist. Wichtig ist nur, dass SIE erkennt, dass sie nicht alleine ist und beim Verarbeiten von dem Verlust ihres Vaters Hilfe hat und es schaffen wird.
Eigentlich ist es auch beabsichtigt, dass man kaum etwas über die Protagonisten erfährt, da es hier um das Gefühl geht, dass das lyrische Ich hat (aber eure Anmerkungen wären eine Grundlage für eine neue Geschichte, hab da schon ein paar Ideen).
Mir fällt es in diesem Moment etwas schwer, eure Kritik in meine Geschichte einzubauen, da diese Geschichte im Rahmen eines Literaturkursrs entstanden ist, wo mir genau das Gegenteil gesagt wurde, eben, dass es gut ist, dass man nicht erfährt, wer ER ist, da es für die Geschichte unbedeutend ist und es auch gut ist, dass man erst am Ende erfährt, dass es um den Vater geht, der gestorben ist, da sonst die Beschreibung des Gefühls, dass vorher beschrieben wird, nicht mehr die gewünschte Wirkung hätte.
hmmm, da werd ich jetzt noch mal nachdenken müssen....
Trotzdem DANKE für eure Kritik.
Lg, Kati

 

Hallo Katimaus,

ich habe gerade deine Stellungnahme zu den Kritiken von Morti und cbrucher gelesen. Mich würde interessieren, ob du die Geschichten in dem Literaturkurs zu einem bestimmten Thema geschrieben hast.

Alle vier Geschichten, die du am selben Tag geschrieben hast, sind sich sehr ähnlich. Sie drücken Gefühle über Gefühle aus. Über Gefühle zu schreiben in einer KG ist schon angebracht, aber nur darüber, erdrückt mE die Handlung, wenn man überhaupt von Handlung in der Story reden kann.

Für meinen Geschmack enthält die Geschichte zu viele Gedanken und zu wenig Handlung.

Viele Grüße
bambu

 

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