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Der tödliche Zufall trotz Mordplan

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16.04.2008
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Der tödliche Zufall trotz Mordplan

Der tödliche Zufall trotz Mordplan

Sssss, Ssss, am Ohr vorbei und heute Abend lasse ich mir keine Stechmücke entgehen. Ich bin Schlauer als gestern, schlauer als die Evolution. Ich verwandle mich auch für kleinste Tiere in ein Mordwerkzeug. Sssss, an der Nase vorbei. Aber ich hab dich im Auge. Ich sehe dich auf der gelben Farbe an der Decke sitzen und deine Frau an der Holzverkleidung, gut getarnt, nicht weit daneben. Sie schillert grün, Insekt. Ich rufe meine Frau, sie schnalzt mit der Zunge. Angesteckt haben wir uns an der schmerzvollen Nacht zuvor. Überall Beulen. Aber wir sehen euch. Und heute sollt ihr zwei gerade stehen für eure Art. Patz! Frau gegen Frau. Mensch gegen Insekt. Das Blut gewinnt. Nun sind wir beide dran. Deine Flinkheit gegen meine Kraft und Überlegenheit. Zugeschlagen! Knapp verpasst ! Hinterher mit den Augen. Ssss, SSSS, ssss, wie eine fliegende Schlange die brummt. Lästiger Augenzeuge, der vermalledeite Insektenmann.
Er flüchtet durch den Korridor in den Hort der Verbrechen, das Beutehaus der verdammten kurzsichtigen Blutesser. Unser Schlafzimmer. Sssss. Auch mir geht die Puste nicht aus. Ich schalte das Licht an und schaue auf den verschmiertenRaum, der sich in seinen Blutstrophäen zu übertrumpfen versucht. Die Wände sind an den tragischen Orten der Geschichte gekenn- zeichnet. Ich höre dich nicht mehr und ich sehe dich nicht, aber ich suche dich weiter und weiter weil ich weiss das du da bist. Weil du nicht anders kannst. Wie ich. Ich stängele mich zwischen Bettgestell und dem Wandvorsprung an den Tapeten entlang. Als ich hindurch bin, beobachte ich die Wände. Ich will sehen wenn Sie sich bewegen. Ich beobachte die Holzlatten an der Decke, denn auch Sie will ich sehen, wenn Sie sich bewegen. Ich drehe mich um. Ich höre und ich sehe nichts. Ich sehe nichts. Plötzlich sehe ich ihn. Den Erfolg. Es ist ein platter Erfolg. Verschmiert und unästhetisch. Es ist ein Sieg der mich bewegt. Ich habe es zufällig getan. Mit meiner Hose. Ich war an dem Mauervporsprung entlag geschliffen.
Ich war es zwar, aber ich hätte es auch mit kalten Augen unter den Lidern getan.
Ich bin zufrieden Evolution. Zufrieden.

 

Hallo Sauerstoff,

irgendwie stehe ich deiner Geschichte recht zwiespältig gegenüber. Auf der einen Seite fasziniert mich die Art, wie du dir Jagd auf die Stechmücke schilderst und interessant beschreibst, auf der anderen Seite kann ich dir inhaltlich nicht immer folgen. ich zeige an einigen Beispielen was ich meine.

Frau gegen Frau. Mensch gegen Insekt. Das Blut gewinnt. Nun sind wir beide dran.

Hier würde ich das Personalpronomen hervorheben, damit die Aussage besser verständlich wird.

Ssss, SSSS, ssss, wie eine fliegende Schlange die brummt.
Das Bild wirkt in meinen Augen sehr unpassend, der Schlangenvergleich und auch das "brummen" beim Summen würde ich ja noch mitgehen.

Ich schalte das Licht an und schaue auf den verschmiertenRaum, der sich in seinen Blutstrophäen zu übertrumpfen versucht.

Dass der Raum sich hier zu übertrumpfen versucht, klingt wirklich sehr hölzern und unelegant.

Ich will sehen wenn Sie sich bewegen. Ich beobachte die Holzlatten an der Decke, denn auch Sie will ich sehen, wenn Sie sich bewegen.

Kann es sein, dass der Protagonist hier wahnsinnig wird?

Ich war es zwar, aber ich hätte es auch mit kalten Augen unter den Lidern getan
Diesen Satz bekomme ich nicht interpretiert auch wenn er dazu einläd.

Insgesamt betrachtet arbeitest du hier zuviel mit Ellipsen, die zwar gut die Hektik der Stimmung naturalisieren, doch für mich ist es hier ein wenig zuviel des Guten. Eine Tippfehler enthält dein Text noch, die du vielleicht noch überarbeiten magst.

Fazit: Pssssst

Gruß
Woitek

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Hallo Stoffl,

den kenne ich gut, den Blutrausch, das evolutionäre "survival of the fittest" angesichts einer durchwachten Nacht, des ewigen Gesurres an meinen Ohren, den Beulen auf meiner Haut. Mit Deiner Geschichte weckst Du bei mir Urinstinkte. Der Rhythmus des Textes spiegelt gut die hektische, halb irre Jagd auf die kleinen Blutsauger, die Vampire des Schlafzimmers. Und so wenig ich Lautmalereien in literarischen Texten mag - wie sollte diese Geschichte anders beginnen als mit dem enervierenden sssss, ssss, mit dem jene Miniatur-Folterknechte die Aufnahme ihrer Arbeit ankündigen?

So sehr es mich stört, dies einzugestehen: meine Schlafzimmerdecke sieht ähnlich verschmiert aus wie die von dir beschriebene Wand. Von solchen Details des Settings hätte ich mir ein wenig mehr gewünscht, denn die ganze Jagd spielt bei dir doch an einem wenig vorstellbaren Ort. Ich ahne, dass dies angesichts der Story kaum anders machbar ist: der Blick des Protagonisten ist völlig auf den kleinen Blutsauger konzentriert, alles andere verschwindet dahinter. Dies ist folgerichtig. Wenn ich jedoch im Nachhinein versuche, diese Geschichte vor meinem geistigen Auge nachzuvollziehen, fehlen die sinnlichen Eindrücke. Die Geschichte ist zum sofortigen Vergessen verdammt.

Nicht gefallen hat mir das Ende. Der Zufall als Pointe gilt als "no go". Eine Lösung, an der der Protagonist keinen aktiven Anteil hat, frustriert in der Regel. Ganz abgesehen davon, dass die von Dir vorgeschlagene Lösung eher unglaubwürdig ist. Keine Mücke bleibt friedlich sitzen, wenn sich ihr langsam ein Hosenbein nähert. Zumal, wenn sie zuvor lange gejagt wurde, ihre Reflexe also auf Hochtouren laufen. Gerade nach dem intensiven Mordrausch, in den Du mich mit der Story versetzt hast, bin ich enttäuscht über den Ausgang. Da will ich den direkten Kampf sehen, wissen, wer von der Evolution besser auf das Überleben vorbereitet wurde: Mücke oder Mensch. Sei es, dass dem Vieh die finale Flucht gelingt, sei es, dass das Blut wie in einem Slasher-Movie spritzt. Sich diesem Showdown zu entziehen, ist unfair - und gegen jegliche dramaturgische Gesetzlichkeit.

Herzliche Grüße,
Ennka

 

Hallo Sauerstoff, da muss ich Ennka recht geben, der Zufall ist ein schlechter Dramaturg, zumindest, wenn parallel nichts geschieht, abgesehen von dieser altestamentarischen Auge um Auge, Blut um Blut Befriedigungseinstellung, mit Fitnesseinlage. Aber dennoch "platter Erfolg"... das ist so herrlich vieldeutig (es trifft sogar auf die Geschichte zu).
Gruß Naso

 

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