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Der Tag an dem die Engel kamen

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03.12.2002
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Der Tag an dem die Engel kamen

„Du mieses Schwein!“
Die Kopfschmerzen nahmen ihm fast die Sicht. Es hätte alles so schön werden können. Ihr Leben hatte er durchgeplant. Diese Wohnung hätte nur der Anfang sein sollen. Wie oft hatte er sich ihre gemeinsame Zukunft vorgestellt. Doch nun war alles fort.
„Schwein!“, rief sie wieder, als sei sie ihr eigenes Echo.
Claudia blickte sich um und griff nach dem Erstbesten, was sie finden konnte. Eine Tasse flog quer durch den Raum, über den neuen Wohnzimmertisch hinweg, auf Georg zu, der sich geschickt duckte. Das teure Porzellan zerschellte laut klirrend hinter ihm an der Wand und fiel in Scherben zu Boden.
„Spinnst du?“
„Spinnst du?“, äffte sie ihn nach und suchte bereits nach einem weiteren Wurfgeschoss, das sie ihm entgegenschleudern konnte.
„Gott. Was soll ich denn tun? Es ist passiert und ich wünschte, es wäre nicht dazu gekommen. Ich konnte einfach nicht anders.“
Claudia blickte ihn entgeistert an. Zwei Jahre waren sie nun schon ein Paar und gerade erst zusammengezogen und in diesen zwei Jahren war das, was er da eben von sich gegeben hatte, mit Abstand das Blödeste, was er je gesagt hatte. Das war ihm sogar selbst klar und Georg wusste, dass er umgehend mit einer entsprechenden Reaktion rechnen konnte.
„Du wolltest es nicht? Du wünschtest, es wäre anders gekommen? Sag mir an welchem Punkt du nicht mehr anders konntest? Als du ihr die Zunge in den Hals gesteckt hast oder als dein Schwanz wahrscheinlich absolut zufällig in sie hineingerutscht ist?“
Claudia steigerte sich in eine Hysterie, die er ihr noch nicht einmal verübeln konnte. Er hatte Mist gebaut und das war nun die Konsequenz, mit der er fertig werden musste. Er wusste nicht, wie er es ihr erklären sollte, denn er konnte es sich selbst nicht klarmachen, was an jenem Abend über ihn gekommen war. Es war nicht so, dass sein Sexleben mit Claudia langweilig war, oder dass er sie nicht anziehend fand. Eher war das Gegenteil der Fall, aber als Isabelle, ihre beste Freundin, ihn wie eine läufige Hündin bedrängt und dabei alle Reize ins Spiel gebracht war es um ihn geschehen gewesen. Wie konnte er sich bei seiner Freundin entschuldigen? Ein `Ich bin doch nur ein Mann` wäre wahrscheinlich ebenso schlimm, wie der klägliche Versuch einer Entschuldigung, den er eben verbrochen hatte.
Georg machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber die Worte verfingen sich in seinem trockenen Hals. Er hustete und räusperte sich, aber nichts kam über seine Lippen.
„Ja. Das dachte ich mir. Und dann auch noch mit Isabelle. Wie konntest du nur? Wie konnte sie nur?“ Jetzt brachen bei Claudia alle Dämme. Die Tränen flossen nur so aus ihr heraus und ihr ganzer Körper begann zu beben. Georg musste gegen den Drang ankämpfen, einfach zu ihr hinüber zu gehen und sie in den Arm zu nehmen. Nähe war sicherlich das Letzte, was sie von ihm wollte und wenn er ihr zu nahe käme, dann wäre alles, was er bekommen würde, eine saftige Ohrfeige. Und auch, wenn er sie verdient hatte, bereitete es ihm keinerlei Schwierigkeiten, darauf zu verzichten.
Zwei Jahre hatte er durch eine schnelle Nummer, die nicht einmal gut gewesen war, in den Sand gesetzt. Verlorene Zeit, die er nie mehr zurückbekommen würde. Er hatte nicht nur ihre Beziehung zerstört, sondern auch die Freundschaft zwischen Claudia und Isabelle, wobei er sich jedoch gleichzeitig fragte, ob dies nicht das einzig Gute an dieser Geschichte darstellte. Immerhin konnte man eine Freundin, die so etwas machte, nicht als solche bezeichnen.

In dem kleinen Haus, das sie vor zwei Wochen bezogen hatten, war es totenstill. Claudia saß in einem blauen Sessel in der hinteren Ecke des Wohnzimmers und verbarg ihr Gesicht hinter den Händen. Georg hingegen konnte sich nicht wie seine Freundin einfach hinsetzen und die Zeit verstreichen lassen. Er wanderte wie ein gefangenes Tier durch die Wohnung und fragte sich immer wieder, wie um alles in der Welt er das hatte tun können. Liebte er Claudia denn nicht mehr? War das der Grund, warum ihn ein feuchter Kuss und ein Paar nackte Brüste aus der Fassung gebracht hatten? Er schüttelte den Kopf. Das konnte es nicht sein. Das durfte es nicht sein! Die Pubertät lag schon lange hinter ihm und ein paar Brüste durften einfach kein Grund sein, sein gesamtes Leben aufs Spiel zu setzen. Aber was war es dann? Er fand einfach keine Antwort, die ihn zufrieden stellte. Jede Möglichkeit, die ihm durch den Kopf ging, klang wie die billige Entschuldigung eines Kindes, das seine Hausaufgaben vergessen hatte.
An diesem Abend wirkten die Lampen in ihrem neuen Zuhause wie die grellen Leuchten einer Werkstatt. Sie hatte sie ausgesucht, weil ihr Licht natürlich wirkte und die Atmosphäre des Raumes erwärmen sollte. So hatte es wenigstens der Verkäufer gesagt. Aber nach seiner Beichte war nichts mehr von dieser Natürlichkeit geblieben. Alles um ihn herum wirkte feindlich und irgendwie nicht richtig, als gehöre es einfach nicht dahin. Hätte er es ihr vielleicht nicht erzählen sollen? Hätte er nicht mit den Schuldgefühlen leben können? Wieder lief Georg von einem Raum zum anderen. Er durchquerte die Küche mit ihrer roten Anrichte, das Schlafzimmer mit dem Bett aus schlecht geschweißten Metallstreben, welches sie kostengünstig erstanden hatten und lief wieder zurück durch den Flur in das Wohnzimmer, in dem Claudia noch immer tonlos in ihrer Ecke saß und sich weiter wie ein scheues Tier vor ihm hinter ihren Händen versteckte. Er würde alles dafür geben, die Zeit einfach zurückzudrehen. Das schlechte Gewissen hatte ihn schon übermannt, als er noch hechelnd und ausgelaugt über Isabelle gelegen hatte. Das war dann wohl auch die Antwort auf die Frage, ob er nicht mit der Lüge hätte leben können. Die Beichte war die einzige Möglichkeit für ihn gewesen. Es gab keine Alternative und nun war es sowieso schon geschehen. Die Aufgabe bestand jetzt in der Schadensbegrenzung. Georg hoffte, dass es ihm irgendwie gelingen würde, die Beziehung zu retten. Er wollte Claudia nicht verlieren, denn sie war das Beste, was ihm im Leben je passiert war. Und so etwas ließ man nicht einfach kampflos gehen. Seine Pläne waren zu gut, um sie aufzugeben. Schon oft hatte sie sich gegen seine Ideen gewehrt, doch jedes Mal hatte schließlich das Ergebnis sie eines besseren belehrt.
Er machte ein weiteres Mal auf dem Absatz kehrt und durchschritt die Wohnung. Eine Lösung musste her. Aber Georg hatte nicht die geringste Ahnung, wie diese aussehen sollte.

„Ahhh!“ Ein spitzer Schrei gellte durch die Wohnung.
„Claudia? Claudia, was ist los?“ Georgs Herz raste. Er hatte Angst in diesem Schrei gehört. Angst, die so kalt war, dass sie einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Er rannte ins Wohnzimmer. Sein Verstand setzte für die wenigen Schritte, die er aus dem Schlafzimmer hinaus und durch den Flur brauchte, aus.
Als er seine Freundin sah, wie sie vor dem großen Fenster stand und in die dunkle Nacht hinausblickte, da dachte er schon, sie habe sich nur einen schlechten Scherz mit ihm erlaubt. Eine Art Rache für sein Verhalten, für sein Vergehen, aber diese Ahnung verschwand im Nichts, als er sie zittern sah wie ein kleines Kind.
„Claudia?“, fragte er vorsichtig; selbst verängstigt vor dem, was ihm die Antwort eröffnen würde.
„Ich – Ich dachte es wäre ein Vogel“, stotterte sie und drehte sich um. Ihre Augen flackerten und glänzten im Gegenlicht der Deckenlampe.
„Was für ein Vogel?“ Georg näherte sich ihr vorsichtig. Er glaubte, dass eine schnelle Bewegung wieder einen hysterischen Anfall in ihr hervorrufen würde. Seine Freundin war schwach, ihre Seele verletzt; durch ihn. Dieser Gedanke tat ihm weh.
„Es ist kein Vogel.“ Sie deutete hinaus. „Es sitzt im Baum.“ Mit diesen Worten entfernte sie sich vom Fenster und drückte sich an den Türrahmen, so als erwarte sie ein Erdbeben.
Georg ging an ihr vorbei und achtete darauf sie nicht zu berühren. Ihr blondes Haar färbte sich an den Wurzeln dunkel. Sie schwitzte.
Er hockte sich auf das schwarze Sofa, das direkt vor dem Fenster stand und legte eine Hand auf die Scheibe, um das Licht der Lampe abzuschirmen. Vorsichtig beugte er sich nach vorne und spähte unter seinen Fingern hindurch. Zuerst sah er nichts. Die Äste mit ihren braunen Blättern bewegten sich im Wind. Manche von ihnen, jene die nahe an das Haus heranreichten und es berührten, schabten über die Wände und verursachten ein kratzendes Geräusch.
Er wollte die Hand schon wieder wegnehmen und Claudia fragen, was genau und wo genau sie etwas gesehen hatte, aber die Frage erübrigte sich, als er eine große, menschenähnliche Gestalt sah, die wie ein Vogel auf einem der höheren Äste saß. Er schreckte auf und hielt den Atem an. Das war gewiss kein Vogel, aber was war es dann? Ein Mensch hätte niemals an diese Stelle klettern können, denn der Ast, auf dem das Wesen oder was auch immer es war, ruhte, bog sich nicht einen einzigen Zentimeter unter ihm durch. Es sah aus, als würde sich der Ast sogar im Wind bewegen. Dann drehte das Wesen sein Kopf in Georgs Richtung. Zwei grüne, strahlende Augen sahen ihn an. Ruckartig zog er sich vom Fenster zurück und trotz des blendenden Lichts auf dem spiegelnden Glas im Inneren, konnte er die beiden grünen Punkte weiterhin erkennen. Sie waren auf ihn gerichtet.
„Gott! Verdammt!“, brachte er mühsam hervor und rutschte vom Sofa herunter. Er sah Claudia an, die immer noch im Türrahmen stand und den Blick nun gen Boden gerichtet hatte, so als wolle sie nichts anderes mehr sehen.
„Ganz ruhig.“ Er holte tief Luft und dachte nach. Was hatte er gedacht? Wie hatte er in dem Augenblick diesen Schatten auf dem Baum, und mehr war es ja eigentlich nicht gewesen, genannt? Wesen? Wie konnte sich sein Verstand nur so verabschieden?
Georg schüttelte den Kopf. Schließlich war dies kein schlechter Fernsehfilm und auch keine böse Gutenachtgeschichte. Wahrscheinlich war es wirklich nur ein Kerl, der auf den Baum geklettert war und hoffte einen Blick auf ein junges Paar zu erhaschen. Georg musste bei diesem Gedanken unwillkürlich grinsen. Armer Kerl, dachte er. So wie der Abend zwischen ihm und Claudia verlaufen war, musste er, wenn überhaupt, noch Wochen auf dem Baum verbringen, um auch nur einen flüchtigen Kuss sehen zu können.
„Aber was war mit dem Ast?“ Diese Frage drängte sich in sein Denken. Er hatte sich nicht durchgebogen.
Georg sah wieder seine Freundin an und versuchte sich währenddessen die Situation selbst zu erklären. Und die einzige Erklärung, die es dafür gab, war ein falscher Blick oder eine falsche Herleitung. Es war nichts weiter als ein Irrgang seiner Gedanken, denn es gab grundsätzlich für alles eine Erklärung. Auch für die grünen, durchscheinenden Augen würde es eine geben. Das wusste er mit Sicherheit, denn er war ein viel zu vernunftbegabter Mensch, als dass er sich etwas Unerklärlichem hingeben würde.
Er blickte noch einmal hinaus.
Der Mann saß immer noch im Baum, aber die grünen Augen waren verschwunden.
„Das ist ein kranker Voyeur“, sagte Georg und suchte mit einem scheuen Blick eine Freundin hinter ihm; erleichtert, dass er sich den bösen Fantasien seines Unterbewusstseins nicht länger hingab und alles mit Abstand betrachten konnte.
„Ein Voyeur?“, krächzte sie heiser. „Aber es ist angeflogen gekommen.“
„Du bist einfach nur aufgeregt. Das kann dir keiner verübeln. Dann spielt einem das Hirn schon einmal einen Streich. Ich ruf sofort die Polizei. Die holt den Typen da runter. Es sei denn, du willst, dass ich ihn mir selber vorknöpfe?“
Eine Hoffnung keimte in ihm auf. Er würde der starke Mann sein, der die Frau vor der Bedrohung rettet. Das wäre ein erster Schritt in die Rettung seiner Beziehung. Und dann, wenn sie sich verziehen hatten, würde er ihr all seine Ideen für die Zukunft zu Füßen legen. Ihr sagen, wie sehr er sich wünscht, all diese tollen Dinge mit ihr zu realisieren. Kinder wollte er haben. Eine Tochter und einen Sohn. Das war sein Traum.
Doch das verneinende Schütteln ihres Kopfes zerbrach sein naives Denken wie billiges Glas.

Claudia hatte sich ins Schlafzimmer zurückgezogen und die Türe hinter sich geschlossen, als Georg vom Flur aus die Polizei anrief. Der Hörer fühlte sich schwer und kalt in seiner Hand an. Er wünschte sich, dass er diesen Abend bereits hinter sich hätte. Dann wären die ersten Wogen geglättet und er könnte Claudia fragen, ob ihre Beziehung noch eine Zukunft hatte. Aus dem Hörer drang das erste Freizeichen.
Georg hatte Angst, wie er sie noch nie im Leben hatte. Es war eine andere Form von Angst, denn wenn er Claudia diese Frage stellen würde, dann würde sich eventuell auch sein ganzes Leben verändern. Auf der anderen Seite hatte er es verdient. Er hatte falsch gehandelt und eine falsche Handlung muss bestraft werden. Das hatte sein Vater immer gesagt und er hatte Recht. Nur dadurch lernte man und nur dadurch war es möglich, sich als Mensch zu ändern und zu bessern. Jedoch war der Preis, den er dieses Mal für eine Wandlung seines Charakters zahlen musste, sehr hoch und er hoffte, dass es auch noch einen anderen Weg geben würde.
Es klingelte wieder, aber noch immer hob niemand ab.
Georg sah den Flur hinab auf die geschlossene Schlafzimmertür. Wie gerne wollte er sich in diesem Augenblick einfach zu ihr legen. Sie in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles wieder gut werden würde. Er konnte es aber nicht. Ihm oblag diese Entscheidung nicht, sondern einzig und allein ihr.
Es klickte in der Leitung.
„Polizei“, meldete sich eine kurz angebundene Stimme.
„Ja. Guten Tag. Mein Name ist Georg Mahlstein. Vor meinem Haus sitzt ein Spanner im Baum und der will einfach nicht verschwinden.“
Am anderen Ende der Leitung war ein Grunzen zu hören, dann setzte die Stimme wieder ein. Diesmal klang sie noch genervter.
„Guter Mann. Haben Sie in den letzten Stunden mal ihren Fernseher oder Ihr Radio eingeschaltet?“, hieß die unerwartete Frage, die ihm der Polizist stellte.
Georg stutzte. „Nein, wieso?“
„Dann tun Sie das mal. Und dann sehen Sie schon, dass vielleicht die Seelsorge oder die Kirche ein besserer Ansprechpartner für sie ist. Wir haben hier absolut genug zu tun.“ Der Polizist legte auf und Georg tat es ihm nach. Das Gespräch ergab für ihn keinen Sinn und er konnte sich auch nicht vorstellen, was das aktuelle Fernsehprogramm mit dem Spanner vor seiner Wohnung zu tun hatte.

Das Gerät gab ein elektrisches Stöhnen von sich, dann erhellte sich der Bildschirm langsam und der Ton quoll rauschend aus den alten Boxen, welche den Fernseher rechts und links flankierten. Während Georg darauf wartete, dass das Bild vollends zu sehen war, warf er nochmals einen Blick nach draußen. Der Mann saß immer noch auf dem Ast des Baumes und es schien, als würde er von dem Wind hin- und hergeschaukelt. Wenn man wusste, wo man hinschauen musste, sah man ihn auch durch die sich spiegelnde Glasscheibe.
„Sekten und Fanatiker in aller Welt melden sich zu Wort und verkünden den Weltuntergang“, begann ein Sprecher im Fernseher trocken und langsam zu verkünden, „die Kirche selbst jedoch hält sich zurück und bestätigt nicht, dass es sich bei den fliegenden Wesen um Engel handelt. Allerdings verwirft sie diese Annahme auch nicht.“
Georg sah ungläubig auf den Fernseher. Ein Nachrichtensprecher blickte ernst in die Kamera und hinter ihm wurde ein kleines Bild gezeigt, das einen geflügelten, nackten Menschen zeigte, der auf einer Laterne hockte.
„Das kann doch nicht sein“, hauchte Georg und starrte das Foto an. Am unteren Bildrand liefen wie immer die Kurznachrichten in Textform über den Fernseher. Dort stand, dass immer mehr Sichtungen gemeldet wurden und das ein großes Aufkommen der Wesen vor allem vor Regierungsgebäuden zu erkennen war.
„Wir bekommen gerade neue Bilder aus Sydney. Unsere Kollegen in Australien haben uns dieses Bildmaterial zur Verfügung gestellt, weil es dort zu dieser Zeit Tag ist und der Himmel eingesehen werden kann.“ Unmittelbar nach Bekanntgabe dieser Nachricht, wechselte das Bild und man sah die Oper in Sydney. Über ihr, im wolkenlosen Himmel, war ein ganzer Schwarm von diesen Männern, wenn es denn Männer waren, mit Flügeln zu sehen. Sie zogen wie riesige Vögel über die Stadt hinweg und verdunkelten den Himmel.
„Großer Gott.“ Das war alles, was Georg hervorbrachte, als die gezeigten Bilder, wie ein stürmisches Meer seine rationale Welt überspülten.

Claudia war von hinten an ihn herangetreten. Auch sie guckte ungläubig auf den Fernseher.
„Mach die Rollos runter“, flüsterte sie.
„Was?“
„Mach sie runter!“
Georg verstand. Er ging zum Fenster hinüber und ließ die Rollos herab. Als ihr Rattern den Ton des Fernsehers überlagerte, reagierte das Wesen im Baum. Das zweite Mal an diesem Abend wendete es seinen Kopf und sah Georg an. Da waren sie wieder. Die großen, grünen Augen, die so hell wie Sterne leuchteten. Dann verschwanden sie, als das Rollo ungebremst auf den unteren Fensterrand knallte.

„Was sind das für Dinger?“
„Keine Ahnung. Im Fernsehen sprachen sie von Engeln.“
Claudia erwiderte daraufhin nichts. Georg wusste, dass sie weder an Engel noch an Gott glaubte, womit diese Erklärung an ihr abprallte, wie seine hilflose Entschuldigung, als er versucht hatte, ihr seinen Fehltritt zu erklären.
Draußen ließ der Wind die Äste des Baumes wieder an der Hauswand vorbeikratzen. Es klang, als wolle sich eine riesige Katze Eintritt in ihre Wohnung verschaffen. Georg erschauerte. Ob dieser Engel oder was auch immer es sein mochte, noch im Baum saß oder ob er sich wieder auf und davon gemacht hatte. Vielleicht war er nun ja sogar noch näher? Vielleicht stand er vor ihrer Tür?
Georgs Überlegungen durchliefen ihn kühl. Seine Haare stellten sich auf und die Kopfschmerzen begannen sich wieder auszubreiten. Er hoffte, dass Claudia sich nicht ähnliche Fragen stellte, denn er glaubte nicht daran, dass sie in ihrem ohnehin aufgekratzten Zustand, ruhig bleiben könnte.
„Das hier sollten Sie sich ansehen“. Der Moderator hatte anscheinend alle Höflichkeitsformen seines Berufes vergessen.
„Das Bild schaltete ein weiteres Mal um und zeigte eine Georg völlig unbekannte Stadt aus der Vogelperspektive. Im Hintergrund war das Geräusch eines Hubschraubers zu hören.
Auf den Dächern, auf den Wipfeln von Bäumen und auf Telefonmasten saßen die geflügelten Wesen. Sie waren überall und für einen kurzen Moment fühlte sich Georg an den Film `Die Vögel´ erinnert.
„Sie scheinen auf etwas zu warten“, kam die Stimme des Moderators aus dem Off. „Den Eindruck machen sie jedenfalls auf mich.“

Claudia und Georg saßen gemeinsam auf dem großen Sofa und blickten wie zwei Schlafende ins Leere. Inmitten der neu eingerichteten Wohnung wirkten sie verloren, denn ihre Körpersprache glich dem eines alten Pärchens, das alleine und in Armut lebte. Sie schienen der Wirklichkeit entrückt, so als gäbe es an diesem Abend keinen Platz in dieser von ihnen selbst geschaffenen Welt.
„Er sitzt noch da draußen, oder?“ Claudia flüsterte, aber dennoch klang ihre Stimme wie ein Donnerschlag in seinen Ohren. Sie hatte nicht ´Es´ gesagt, sondern ´Er´. Glaubte sie etwa an die Theorie, dass die Engel gekommen waren?
„Ja. Ich glaube schon.“ Georg war froh darüber, dass er ihr diese Antwort geben konnte, denn dadurch blieben seine Befürchtungen unausgesprochen. In seinen Händen hielt er immer noch das Telefon, das er seit dem Telefonat mit dem Polizisten nicht weggelegt hatte. Ihm war dies gar nicht bewusst gewesen, aber nun blickte er auf das kleine Gerät und fragte sich, ob es wohl irgendjemanden geben könnte, den er anrufen und der ihm eine Antwort auf all die Fragen geben konnte, die in seinem Kopf existierten.
Die Nachrichtensendung zeigte weithin Bilder der Geflügelten. Aus der ganzen Welt gab es nun Bildmaterial. Engel in Rom, Moskau, Helsinki und sogar aus einem Dorf in Afrika. Diese Wesen waren überall.
„Es tut mir leid.“ Was konnte Georg in dieser Situation anderes tun? An was sollte er sonst denken, wenn nicht an seine Freundin, deren Gesicht die Farbe einer Toten angenommen hatte? An die Engel? Daran wollte er nicht denken.
Eigentlich, so dachte er, wollte er überhaupt nicht mehr denken und wunderte sich dabei über die Ruhe, die nicht nur ihn, sondern auch Claudia in Besitz genommen hatte. Alles um ihn herum war irgendwie friedlich geworden. Es gab keine hupenden Autos, keinen Fluglärm und auch keine bellenden Hunde. Es herrschte eine Stimmung wie an Heiligabend. Alles war still und friedlich, bis auf die Welt in seinem Kopf.

Das Telefon klingelte. Georg schreckte auf und sah in seinen Schoß, wo der kleine Apparat blau blinkte und leicht vibrierte. Er ging dran.
„Hallo?“
„Hier ist Isabelle“, meldete sich eine Frau.
Georg hielt den Atem an. Was wollte sie? Hatte sie noch nicht genug kaputt gemacht? Wollte sie dem am Boden liegenden noch einen Tritt versetzen?
„Gibst du mir mal bitte Claudia“, forderte sie ihn auf, ohne dass er ihr zuvor auch nur Hallo gesagt hatte. Das Telefon lag nun schwer in seiner Hand. Warum wollte sie jetzt Claudia sprechen?
„Warum?“, fragte er.
„Gib sie mir einfach.“ Georg resignierte. Hatte er eine Wahl? War es nicht so, dass Claudia nachfragen würde, wer denn am Telefon gewesen sei, wenn er einfach auflegte. Und was sollte er dann tun? Er hätte wieder lügen müssen und das bedeutete, dass sich nichts geändert hätte. Er wollte sie nicht mehr anlügen. Nie mehr. Georg reichte ihr das Telefon.
„Es ist Isabelle“, sagte er trocken und schaute wieder zum Fernseher, um nicht in ihre anklagenden Augen blicken zu müssen.
Das Telefonat, welches die beiden führten, blieb für die meiste Zeit von ihm ungehört, da sie flüsterten, was Georg die Gelegenheit gab, seine ganze Aufmerksamkeit den neuen Nachrichten zu widmen.
„Es tut sich etwas“, setzte der Moderator an. „Wir haben Bilder aus einem Gefängnis in Berlin. Wir schalten jetzt live dorthin.“

Die Kamera des Teams, das nach Ansage des Nachrichtenmannes vor Ort war, war von außen direkt auf das Gefängnis gerichtet. Durch die großen Tore, die weit offen standen, konnte man die Wesen erkennen, wie sie in das Gebäude eindrangen. Sie öffneten Fenster und Türen, als seien diese nicht verschlossen. All ihre Bewegungen waren elegant und sahen aus, wie ein einstudierter Tanz. Das grelle Licht der Wachscheinwerfer wurde auf sie gerichtet. Ihre Augen strahlten noch heller und man konnte nun auch ihre Körper erkennen. Die nackten, androgynen Leiber schimmerten wie polierter Lack.
„Sind es wirklich Engel?“, fragte Georg sich selbst, als er diese Bilder sah.
Plötzlich stellte sich ein Mann vor die Kamera. Er lachte hysterisch und riss dabei seine Augen wie ein Verrückter auf.
„Sie holen die Sünder“, schrie er. „Seht doch nur. Das Gefängnis ist voll von ihnen. Die Welt muss sich ändern. Sie muss besser werden. Zuviel Trug. Zuviel Gewalt. Zuviel von allem Schlechten. Und nun holen sie die Sünder. Glaubt mir. Ich weiß es“, lachte er und warf seinen Kopf zurück, um in den Himmel zu blicken.
Kurz darauf senkte sich ein Schatten über ihm herab und große Schwingen, wie die eines Vogels, schwebten langsam von oben ins Bild. Georgs Herz wollte seiner Brust entfliehen, als er diese Bilder sah.
Das gesamte Wesen kam nun hinter dem Mann zum Vorschein. Die Kamera wackelte. Wahrscheinlich kämpfte der Mann, der sie hielt und alles für das Fernsehen festhielt, mit der Angst, aber er hielt drauf.
Die Augen des Geflügelten blendeten Georg, er sah dennoch weiterhin gebannt auf den Bildschirm. Das Ding oder der Engel, umschlang den Mann von hinten mit seinen Armen und plötzlich fiel alle Hysterie von diesem ab. Er wurde ganz ruhig und ein seliges Lächeln umspielte seine Lippen. Die Flügel breiteten sich noch weiter aus. Sie begannen zu schlagen. Und dann verschwanden beide aus dem Sichtbereich der Kamera, die versuchte ihnen zu folgen. Aber sie flogen so schnell hinauf, dass sie schon sehr bald nicht mehr zu sehen waren. Im Hintergrund konnte man dieses Schauspiel nun überall verfolgen. Die Engel trugen Menschen aus dem Gefängnis und flogen mit ihnen in den nächtlichen Himmel, um hinter den Wolken zu verschwinden. Es waren nicht nur Gefangene, die mitgenommen wurden, sondern auch ein paar Wärter.
„Sie holen die Sünder“, stammelte Georg vor sich hin wie unter Hypnose.
Das Bild wechselte ein weiteres Mal. Georg rechnete damit, dass der Moderator nun seine Fassung verlieren würde, aber er saß einfach nur da und man hörte nichts, außer seinem ruhigen Atem.

„Sie ist nicht mehr am Telefon.“
„Was?“ Georg riss sich vom Fernseher los, der auf ihn den Eindruck machte, als täte er das, was er schon immer getan hatte; ihm eine fantastische Welt zeigen, die es in Wirklichkeit gar nicht gab. Der Fernseher war nicht viel mehr, als ein Fenster, das ihn dorthin blicken ließ, wo seine eigenen Augen niemals etwas hätten sehen können. Aber der Fernseher war auch eine Lüge. Und das wusste er. Die Wirklichkeit, die gestern in dieser Form noch nicht existierte, hatte ihn eingeholt.
„Sie haben sie mitgenommen.“
Georg wartete.
„Die Engel. Während wir telefoniert haben. Sie sagte auf einmal, einer von ihnen wäre in ihrer Wohnung und dann war sie fort.
Georg. Sie werden auch mich holen.“ Es sah aus, als würde Claudia in Tränen ausbrechen wollen, aber ihr eigener Körper versagte es ihr. Die Ruhe würde an diesem Abend von niemanden weichen. Georg fühlte es.
„Warum sollten sie das tun?“ Er stellte diese Frage mit einer Selbstverständlichkeit, die ihn nicht einmal selbst mehr überraschte. Nicht, weil er sich nicht denken konnte, warum sie auch Claudia holen sollte, sondern weil er akzeptiert hatte, dass die Wesen Engel waren. Es war alles so klar und deutlich zu erkennen, dass er sich fragen musste, warum er jemals an dieser Tatsache gezweifelt hatte.
Claudia gab ihm keine Antwort. Sie ging an ihm vorbei, blickte auf den heruntergezogenen Rollo, als würde sie dahinter etwas sehen können und ging in Schlafzimmer, in dem sie jedoch nie ankam.

„Georg!“, rief sie. Diesmal lag keine Angst in ihrer Stimme. „Er ist hier.“
Langsam stand Georg auf. Seine Beine zitterten, denn er wusste, dass er nicht Claudia mitnehmen würde, sondern ihn. Er hatte betrogen und gelogen; hatte seine Liebe verraten. Sagte der Mann nicht, dass nun alle Sünder geholt würden? Also fügte sich Georg, denn es war recht, was mit ihm geschehen würde. Er akzeptierte sein Schicksal, ohne es zu hinterfragen.
Der Flur war nur schwach beleuchtet, denn es brannten lediglich zwei der vier Lampen, die seitlich an den Wänden angebracht waren.
Der Engel stand vor der Schlafzimmertüre und blickte ihn an. Sein Gesicht hatte einen traurigen Ausdruck, als würde er um Verzeihung bitten. Dann schlang er seine Arme um Claudia und hob sie hoch.
Georg atmete hörbar laut aus. Seine Gedanken rasten und das Bild, das er sich vor wenigen Sekunden von seiner Zukunft gemacht hatte, stürzte wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Er verstand nicht. Wieso nahm der Engel ihn nicht mit?
Claudia sah ihn an. Wie eine Puppe lag sie in den Armen des Engels. Einen Raum weiter zeigte der Fernseher zu diesem Zeitpunkt nur noch einen leeren Platz.
„Sie haben Isabelle auch schon geholt. Ich wusste es. Es tut mir leid. Ich weiß nun, dass es nicht richtig war.“
„W...Was?“, stotterte Georg.
„Ich habe Isabelle gesagt, dass sie dich verführen soll.“
Georg brachte kein Wort mehr hervor. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
„Es ist nicht so, dass ich dich nicht lieben würde. Ganz im Gegenteil!“
Sie war ganz ruhig, als der Engel ihr jetzt einen Arm auf die Schulter legte.
Georg spürte wie ihn die Kraft verließ.
„Es ist nur – weil – das alles hier ist irgendwie falsch. Das ist alles deins.“
„Ich verstehe nicht“, sagte Georg.
„Diese Wohnung. Die Pläne. Alles kommt von dir. Ich wollte auch was entscheiden.“
Doch Georg schüttelte nur den Kopf. Unverständnis machte sich in ihm breit.
„Ich hätte dir verziehen. Und ich hätte unser Leben planen können. So wie ich es für uns für richtig halte. Ich wollte dich nicht verletzen. Deine Träume waren dir immer so wichtig, aber ich wollte nicht so leben. Ich möchte keine Kinder haben. Aber ich weiß, dass du gehen würdest, wenn wir keine bekämen. Ich liebe dich doch. Ich wollte dich nicht verlieren.“
Jetzt verstand er.
„Du hast sie mit mir schlafen lassen, weil du ein Druckmittel brauchtest?“
Claudia zuckte mit den Schultern. Die Hand des Engels lag leicht wie eine Feder darauf und machte jede Bewegung mit.
Der Engel ging mit Claudia durch die Tür nach draußen, stieg mit ihr die Treppen hinab und flog schließlich davon. Georg blieb allein zurück. Er ging ins Schlafzimmer und sah dort aus dem Fenster.
Sie hätte ihm verziehen. Ihre Worte hallten nach, aber er selbst hätte sich nie verziehen. Daran hatte sie nicht gedacht. Er hatte gesündigt.
Überall waren die Geflügelten zu erkennen, wie sie Menschen mit sich nahmen. Lange stand er so da, starrte nur hinaus und beobachtete, wie es allmählich immer weniger von ihnen wurden, bis der Himmel schließlich fast wieder leer war. Claudia und er hatten nur den Wunsch gehabt sich nicht zu verlieren. Und nun war genau dies geschehen.
„Alle Sünder müssen gehen“, sprach er wie abwesend, öffnete das Fenster, gab einen von ihnen die Hand und ließ sich mit hinauf zu den Wolken nehmen.

 

Hi morti,

deine Geschichte hat mir gut gefallen. Sie ist spannend und gut geschrieben. Lediglich am Ende war ich kurzzeitig enttäuscht ob der Auflösung, was sich aber drei Sätze später schon wieder relativierte. Also kein echtes Manko. Man vermutet als Leser relativ früh (zumindest früher als Georg), dass bei Claudia auch nciht alles astrein ist, aber die Auflösung ist dann doch eine andere, als man erwartet, daher bleibt der Überraschungsmoment, wenn auch in etwas anderer Form.

Ich habe praktisch nichts zu meckern, nur noch ein paar Kleinigkeiten gefunden:

„Was ist ein Vogel?“ Georg näherte sich ihr vorsichtig.
"Was für ein Vogel?"


Inmitten der großen und teuer eingerichteten Wohnung wirkten sie verloren,
Hm? Denn relativ am Anfang sagst du:
Er durchquerte die Küche mit ihrer roten Anrichte, das Schlafzimmer mit dem Bett aus schlecht geschweißten Metallstreben, welches sie kostengünstig erstanden hatten
Das passt nicht zusammen. ;)


Es gab keine hupenden Autos, kein Fluglärm und auch keine bellenden Hunde.
keinen Fluglärm


„Gibst du mir mal bitte Claudia“, forderte sie ihn auf, ohne das er ihr zuvor auch nur Hallo gesagt hatte.
ohne dass


Das Telefon lag mit einemmal schwer in seiner Hand.
Hier bin ich mir nicht ganz sicher. Ich hätte eher "mit einem Mal" geschrieben, aber der Duden gibt das Beispiel so nicht wörtlich her, sondern nur ähnliche Wendungen. Schreib doch einfach "auf einmal", dann stimmt es sicher. :D


Das gesamte Wesen kam nun hinter dem Mann zum vorschein. Die Kamera wackelte.
zum Vorschein


„Georg!“, rief sie. Diesmal lag keine Angst in ihrer Stimme.
„Er ist hier.“

Der Zeilenumbruch ist überflüssig, weil hier der Sprecher nicht wechselt. Dann geht es nach dem Einschub einfach weiter.


Viele Grüße
Kerstin

 

Hallo Kerstin :)
schön, dass dir die KG gefallen hat. Ich muss gestehen, dass ich am Ende der Geschichte selbst ziemlich unzufrieden war mit der Auflösung. Die erste Idee bezog sich auf den Hintergrund, dass Claudia nur sein Geld wollte, deshalb fand man in einigen Textstellen auch noch den Hinweis, dass die Wohung groß und teuer war (die sollten jetzt alle draußen sein). Das war mir aber zu billig. Die Lösung, die nun am Ende der Geschichte auftaucht war die einzige, die mir noch einfiel. Sie musste halt dem Text entsprechen und überraschen, aber ohne so zu klingen, als hätte es das alles schon einmal gegeben. Ich hoffe, dass ist mir einigermaßen gelungen, auch wenn ich selbst noch immer nicht ganz zufrieden damit bin.

Danke für die Korrekturen. Ich hab alles umgehend verbessert :)

Lieben Gruß...
morti

 

Hallo morti,

eine wirklich schöne Geschichte, die ich sehr gerne gelesen habe. katzano hat gut vorgearbeitet, aber ich habe sowieso nicht auf Kleinkram geachtet beim Lesen. :) Schön finde ich, wie die Engel kommen und in der restlichen Welt zwar für Aufregung sorgen, dennoch aber die Beziehung von Claudia und Georg im Mittelpunkt steht. Da passt alles harmonisch zusammen und das Ende hat mich traurig gemacht (nicht, weil es mir nicht gefällt, sondern weil es traurig ist). Vielleicht könntest du Claudia noch ein paar mehr Aspekte in den Mund legen, wie sie sich das Leben vorgestellt hat, ansonsten fällt mir nichts ein, was ich noch anmerken könnte. Liest sich einfach schön flüssig und rund. Zwar ohne die charakteristische lange morti-Kamerafahrt am Anfang ;), aber der schnelle Einstieg tut der Geschichte gut.
Gerne gelesen ...
Liebe und unkonstruktive Grüße,
ciao
Malinche

 

Hallo Malinche,
da sagst du was. Die Kamerafahrt. Eigentlich hab ich mir irgendwann mal gedacht diese Einstiege als ne Art Markenzeichen zu nehmen. So von wegen: Vorhang auf zur morti-Geschichte. Aber in letzter Zeit vernachlässige ich diesen Aspekt und baue die Stimmung lieber während des Textes auf, was nicht heißen soll, dass es diese Einstiege in Zukunft nicht mehr geben wird (Ganz im Gegenteil *g* man warte nur auf meine nächste kg ;) ).

Freut mich, dass du die KG gerne gelesen hast, vor allem weil ich mir gar nicht so sicher war, ob sie in dieser Form funktioniert.
DANKE FÜRS LESEN UND KOMMENTIEREN!

Lieben Gruß...
Michael

 

Hi morti,

Details gibt es nur für den Anfang. Sonst müsste ich dir mit mehr Zeit noch mal ein Worddokument erstellen.
Mir hat die Geschichte auch gefallen. De typische Kamerafahrt gibt es zwar nicht am Anfang, aber in der Mitte, als die Engel auftauchen und sich erst langsam als solche herausstellen.
Man kann darüber streiten, ob es Sünde ist, für Mitspracherecht in der gemeinsamen Lebensplanung zu kämpfen. Und Georg hat sicherlich die drastische Methode benötigt, um zu kapieren, worum es seiner Freundin ging. Andererseits wird ihre Methode dadurch natürlich nicht feiner, auch wenn sie sich nicht anders zu helfen wusste.
Auch hat sie ja im Grunde nicht gekämpft, sondern hinterrücks aufgegeben.
Steckt schon einiges drin.
Das leider auch an Flusigkeiten.

Die Kopfschmerzen, die sich in seinem Kopf breit machten, nahmen ihm fast die Sicht
wo sonst? ;)
Claudia blickte sich um und griff nach dem erstbestem, was sie finden konnte.
dem Erstbesten
und suchte bereits nach einem weiteren Wurfgeschoss, dass sie ihm entgegenschleudern konnte
Wurfgeschoss, das (da es sich durch "welches" ersetzen ließe)
in diesen zwei Jahren war das, was er da eben von sich gegeben hatte, mit Abstand das blödeste, was er je gesagt hatte
das Blödeste
Es war nicht so, dass sein Sexleben mit Claudia langweilig war oder das er sie nicht anziehend fand.
lnagweilig war, oder dass er sie
aber als Isabelle, ihre beste Freundin, ihn wie eine läufige Hündin bedrängt hatte und dabei alle Reize ins Spiel brachte
Tempus: um ein doppeltes "hatte" zu vermeiden schlage ich vor: wie eine läufige Hündin bedrängt und dabei alle Reize ins Spiel gebracht hatte, die ...
Die Tränen flossen nur so aus ihr heraus und ihr ganzer Körper begann zu beben.
"aus ihr heraus" ist im Grunde überflüssig.
Georg musste gegen den Drang ankämpfen einfach zu ihr herüber zu gehen
hinüber (und nach ankämpfen kannst du ein Komma setzen)
Und auch wenn er sie verdient hatte
auch, wenn
wobei er sich jedoch gleichzeitig fragte, ob dies nicht das einzig gute an dieser Geschichte darstellte.
wenn diesen Satz überhaupt, dann "das einzig Gute". Da du aber ihnehin in Georgs Perspektive bist, wirkt die ganze Passage etwas ungelenk. Vorschlag: Er hatte nicht nur ihre Beziehung zerstört, sondern auch die Freundschaft zwischen Claudia und Isabelle. Allerdings fragte er sich, ob ...
Das kleine Haus, das sie vor zwei Wochen bezogen hatten, war totenstill.
Was soll das Haus auch zu dem Ganzen sagen? Genauer wäre: In dem kleinen Haus, das sie ..., war es totenstill
und verbarg ihr Gesicht hinter ihren Händen.
ihr Gesicht hinter den Händen (es ist ja klar, dass es nicht die Hände von jemand anderem sind)
Die Pubertät lag schon lange hinter ihm und ein paar Brüste durften einfach nicht der Grund gewesen sein, dass er sein ganzes Leben aufs Spiel setzte
Tempus: aufs Spiel gesetzt hatte - um die vielen "hatte" und auch noch ein "dass" zu umgehen, kannst du hier den Infinitiv nutzen, dann wird es auch allgemeingültiger: ein paar Brüste durften einfach kein Grund sein, sein ganzes Leben aufs Spiel zu setzen.
Er fand einfach keine Antwort, die ihn selbst zufrieden stellte.
"selbst" ist überflüssig, da es in der Satzaussage schon steckt.
Schon oft hatte sie sich gegen seine Ideen gewährt
gewehrt (was wäre das sonst für ein alter Spontispruch, wer sich nicht währt, lebt verkährt ;))
Sein Verstand setzte für die wenigen Schritte, die es aus dem Schlafzimmer hinaus und durch den Flur brauchte, aus.
die er für ...

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim,
treuer Leser, geliebter Leser, gehasster Leser ;)
treu: erklärt sich von selbst. geliebt: Für die verwendete Zeit in meine Geschichte, für das "treu" und für die Geduld mit meiner Unfähigkeit eine fehlerfreie Geschichte zu posten. gehasst: weil dir nichts entgeht und ich mich jedes Mal fühle wie ein Schulkind ;)

Ich hab deine Anmerkungen alle umgesetzt und werde mich in einer ruhigen Minute mal selbst mit dem Rest des Textes auseinandersetzen. Es wird ja wohl mal möglich sein in Eigenregie alle Fehler zu finden und zu entfernen. Verdammt! (musste an dieser Stelle mal gesagt werden! :) )

Und nun zum Guten: Dir hat die kg gefallen! Das find ich gut :)

Was bleibt: Ich glaub, ich besorge mir mal nen guten Lektor, dass sowas einfach nicht mehr vorkommt...

Nen ganz lieben Gruß...
morti

 

Hi morti,

endlich komm ich mal wieder dazu, eine deiner Geschichten zu kommentieren :) Und die hier hat mir auch gleich ziemlich gut gefallen. Ist aber schon alles gesagt worden, was ich hätte sagen können ;)
Leider hab ich noch einige Anmerkungen:

Claudia blickte sich um und griff nach dem Erstbestem
Erstbesten
doch jedes Mal hatte schließlich das Ergebnis sie eines besseren belehrt.
hatte sie schließlich; Besseren
„Claudia? Claudia, Was ist los?“ Georgs Herz raste.
was
„Ganz ruhig“. Er holte tief Luft und dachte nach.
ruhig."
„Aber was war mit dem Ast?“. Diese Frage drängte sich in sein Denken
Punkt nach " weg
„Ein Voyeur?“, krächzte sei heiser. „Aber es ist angeflogen gekommen.“
sie
Ihr sagen, wie sehr er sich wünscht all diese tollen Dinge mit ihr zu realisieren.
wünschtKOMMA
Auf der anderen Seite, hatte er es verdient.
Komma weg
Das hatte sein Vater immer gesagt und er hatte recht.
Recht
Jedoch war der Preis, den er dieses Mal für eine Wandlung seines Charakters zahlten musste
zahlen
Es klingelte wieder, aber immer hob noch niemand ab.
noch immer hob
„Guter Mann. Haben Sie in den letzten Stunden mal ihren Fernseher oder ihr Radio eingeschaltet?“, hieß die unerwartete Frage, die ihm der Polizist stellte.
Georg stutzte. „Nein, Wieso?“
„Dann tun Sie das mal. Und dann sehen Sie schon, dass vielleicht die Seelsorge oder die Kirche ein besserer Ansprechpartner für sie ist
Höflichkeitsanrede Sie/Ihre/Ihren immer groß; Nein, wieso
Wenn man wusste wo man hinschauen musste, sah man ihn auch durch die sich spiegelnde Glasscheibe.
wussteKOMMA
Georg wusste, dass sie weder an Engel, noch an Gott glaubte
Komma nach Engel weg
„Das hier sollten sie sich ansehen“. Der Moderator hatte anscheinend alle Höflichkeitsformen seines Berufes vergessen.
Sie; ."
„Es tut mir Leid.“ Was konnte Georg in dieser Situation anderes tun?
leid
die nicht nur ihn, sondern auch Claudia in Besitzt genommen hatte.
Besitz
Es herrschte eine Stimmung, wie an Heiligabend.
Komma weg
Wieso nahm der Engel ihn nicht mit.
. = ?
„Sie haben Isabelle auch schon geholt. Ich wusste es. Es tut mir Leid.
leid

Bruder Tserk

 

Hi Tserk,
schön das du die Zeit für ne kg von mir gefunden hast! Und schön das sie dir gefallen hat. Aber um es mal kurz und knackig zu sagen:
Fehler wurden berichtigt; Lob zur Kenntnis genommen :)
DANK DIR FÜRS LESEN UND KOMMENTIEREN! ;)

Einen ganz lieben Gruß...
morti

 

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