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Der Tag an dem ich den neuen Papst im Fernsehen sah

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14.07.2003
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Der Tag an dem ich den neuen Papst im Fernsehen sah

Ich war müde. Ziemlich müde. Mehr oder weniger gar nicht mehr wach möchte man sagen. Meine Augen fielen zu wie eine stählerne Klappe, doch da war noch etwas, das mich wach hielt.

Raubbau am Körper nennt man sowas, fiel mir in diesem Moment ein. Raubbau am Körper. Man baut ab, wo man eigentlich gar nicht abbauen dürfte, ohne Baugenehmigung, quasi. Am Schluß ist dann nichts mehr da, außer eine vertrocknete Hülle mit einem fahlen Geist. Und das alles nur, damit man den neuen Papst sehen kann.

Ich konnte seit Tagen nicht mehr schlafen. Seit der alte Herr den Hirtenstab abgegeben hatte, war ich innerlich so aufgewühlt, man könnte mich mit einem Wüstensturm vergleichen. Innerlich zumindest. Sonst nicht. Eher nicht. Das ist zumindest meine persönliche Einschätzung von mir selbst. Die Leute schrecken zurück wenn man Kardinalsgewänder im Supermarkt trägt. Natürlich nur zertifizierte Kopien, genehmigt von der katholischen Kirche. Aber doch ein ganz ansehnlicher Nachbau, könnte man sagen.

Als zum ersten Mal der schwarze Rauch aufstieg weinte ich zunächst. Ich war bitter enttäuscht. Doch dann fiel mir ein, dass es eigentlich ein gutes Zeichen sein müsste, wenn sich die Herren Kardinäle ihre Wahl gut überlegen. Dann weinte ich wieder. Dieses Mal aus Glück. Wieder dieses aufgewühlt sein. Unerträglich. NTV, Nachrichtensendungen, rund um die Uhr. Diesen Rauchfang könnte ich schon im Schlaf nachzeichnen, ohne Probleme.

Dann Tag 2, heute ist der Tag der Entscheidung, das weiß ich. Das bedeutet, eigentlich weiß ich es nicht, ich hoffe es zumindest, da ich einen weiteren Tag ohne Schlaf nicht mehr durchhalten kann. Und so sitze ich nun hier, bitter gespannt, vor meinem Fernseher im 3. Wiener Gemeindebezirk, nur, um erste Blicke auf den neuen Papst erhaschen zu können. Einmal noch den Fernseher kontrollieren, keine aktuellen Ereignisse. Langsam sinke ich wieder auf meinen Polster zurück, der sich mittlerweile schon triefend nass von meinem Schweiß wie ein Handtuch nach einem Freibadbesuch anfühlt. Wohlig warm mit schönen Errinnerungen verknüpft und doch angenehm feucht..........

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"Habemus papam!" Ich hörte diese Worte und blickte auf die mir zujubelnde Masse herab. Unbeschreiblich meine Freude, unbeschreiblich mein Glück. Was sollte ich sagen? Hatte ich doch gar keine Rede vorbereitet... Ich ging zwei Schritte auf die Gläubigen zu und spendete ihnen den ersten Segen. Irgendwie gelang es mir, den lateinischen Spruch ohne Probleme aufzusagen. Wahnsinn. Ich, der neue Papst.

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"...Josef Ratzinger, der erste deutsche Papst seit über 500 Jahren, spendete vorgestern seinen ersten Segen den gläubigen Menschen am Domplatz. Nun weiter zum NTV-Newsblock." hörte ich es aus dem Fernseher dröhnen, nachdem ich meine Augen wieder öffnete.

 

Um ganz erhlich zu sein, Jingles, man merkt deiner Geschichte an, dass sie ein Schnellschuss ist. Es ist nur eine Nacherzählung der Ereignisse. Weder geht daraus hervor, warum dein Protagonist so versessen auf die Papstwahl ist, noch, ob du damit nur ein satirisches Bild auf eine Gesellschaft weren willst, die den Papst wie ein Popidol behandelt.

Wozu erzählst du uns diese Geschichte? Nur um der tagespolitischen klerikalen Aktualität wegen? Das ist mir entschieden zu wenig.

Lieben Gruß, sim

 

Auch ich hab die Geschichte vorhin mal gelesen und ihr nichts abgewinnen können. Aber ich dachte, vielleicht komm ich noch auf den Sinn, wenn ich sie sacken lasse. Leider nicht.
Sprachlich auch kein Glanzlicht. Wenn man schon nichts sagen will, dann wenigstens in schönen Worten. Das macht es fast wieder lesens wert.

Ich finde, noch nicht mal der Titel wird ziehen. Ich hab nur so draufgeklickt, nicht weil das der best war, der da stand...

Sorry,
Frauke

 

Bin zwar nicht auf dem laufenden, was die Wahl angeht, aber als Geschichte ist es noch ein bissel dünn... Ein Streiflicht eher, satirisch isses auch nicht so... was solls nun werden???
Habemus Papam, oder habemus Geschichte?
... ne richtige?
Lord

 
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Tja, was soll ich sagen? Mit dieser Geschichte habe ich praktisch ein spontanes "Schreib-Bedürfnis" von mir gestillt. Dass der Text keinen ausgearbeiteten Eindruck erweckt, ist mir deswegen klar, ich hatte eben gehofft, dass meine Geschichte trotz alledem beim Leser die richtigen Stimmungen weckt.

An arc en ciel, sim & Lord Arion: Erstens will ich mich dafür bedanken, dass ihr euch mit meiner Geschichte auseinandergesetzt habt.

Im speziellen an arc en ciel: Ich habe die Geschichte bewusst nicht in blumigen Worten geschrieben, weil ich mich innerhalb dieser Geschichte in einem einfachen Rahmen halten wollte. Ich habe schon des öfteren Geschichten in blumiger Ausdrucksweise geschrieben, war mir aber danach nie sicher ob dies die Essenz eines Textes, nämlich die Idee und die Emotionsvermittlung, wirklich verstärken kann bzw. tatsächlich verstärkt hat. Deshalb habe ich diesen Text in gesprochenen Worten geschrieben. Diese Geschichte sollte im Tagebuchstil rüberkommen. In einem Tagebuch schreibt man normalerweise emotionsbezogen mit emotionsbesetzten Worten, die dem Alltag standhalten, darum auch die entsprechende Ausdrucksweise. Nur zur kurzen Erklärung.

 

@Jingles:
Blumige Worte würde ich auch nicht wirklich erwarten. Trotzdem kann man ein sog. Tagebuch einfach so schreiben, wie Herbert von nebenan es tun würde, oder so, wie er es evtl. tun könnte - falls Du verstehst?

Wenn ich als Leser wenigstens der Sprache (gern auch der einfachen) etwas mehr abgewinnen kann, freut das.

Ich weiß, dass einfache Sprache höllisch schwer wird, wenn man das versucht, aber das sollte es schon wert sein.

Sonst gehört sowas vielleicht wirklich in ein Tagenbuch?

 

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