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Der Tanzabend

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23.10.2008
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Der Tanzabend

17. Oktober 2008

Es ist Freitag und ich nahm mir vor, mit meinem Freund Nathan P. und unserer neuen Errungenschaft, die wir in der vergangenen Woche bei eBay ersteigerten, einem Radiokohlenstoffspektrometer, also einem Gerät zur Altersbestimmung organischer Materialien, ein wenig um die Häuser zu ziehen und den Apparat bei dieser Gelegenheit gleich auszutesten. Da wir als Naturwissenschaftler fast ausschließlich weiße Kittel und Schutzbrillen tragen, beschließen wir, unsere Kleidung auch für diese Unternehmung nicht abzulegen, zumal wir unser Outfit für durchaus alltagstauglich halten. Wir hieven den Apparat in eine Schubkarre und ziehen damit los.
Uns steht der Sinn nach ein wenig Tanz und Musik, also beschließen wir, den populärsten Tanztempel im Umkreis von fünfzig Kilometern, die Diskothek "Upper East Side", aufzusuchen. Vor dem Eingang nimmt uns der breit gebaute, zwei Meter große, schwarze Türsteher ein wenig unter die Lupe:
"Leute, mit den Kitteln und den Brillen könnt ihr hier nicht rein. Das müsst ihr ausziehen. Aber cooler Apparat."
So betreten wir nur mit Unterhose und Socken bekleidet die Diskothek, die Schubkarre mit dem Radiokohlenstoffspektrometer vor uns herschiebend. Drinnen angekommen, beschließen wir, uns an die Bar zu setzen und bestellen uns jeweils ein Bier bei einem jungen, braungebrannten Barkeeper mit hochgegelten Haaren, der uns zwei Flaschen Hasseröder austeilt. Ich mache Nathan darauf aufmerksam, dass wir den Radiokohlenstoffspektrometer ja nicht umsonst mitgeschleppt haben, und schlage vor, seine Funktionstüchtigkeit an dem Bier auszutesten. Wir schließen den Apparat an eine Steckdose an, die wir nach langem Suchen auf dem Männer-WC finden, wobei das Kabel nicht sehr lang ist und damit angespannt wird, was leider zur Folge hat, dass im Laufe des Abends viele Besucher der Diskothek über das Kabel stolpern. Nach erfolgreichem Anschluss des Geräts tröpfelt Nathan ein wenig vom Bier auf den Datenträger und drückt einige Knöpfe, woraufhin ein lautes Rumoren entsteht, was zunächst die Blicke vieler Personen auf uns lenkt. Unsere Augen fixieren ein Feld auf dem Apparat, in dem plötzlich viele rote Zahlen zu sehen sind, die herumtanzen und rotieren. Wir wissen, dass ein Radiokohlenstoffspektrometer nicht die genaueste Möglichkeit ist, das Alter eines Stoffes zu bestimmen, aber eine Monatsbestimmung sollte durchaus möglich sein. Nachdem die Zahlen aufgehört haben, sich zu drehen, sehen wir uns verdutzt an, um uns gleich darauf über die Zahl zu entsetzen, die der Display anzeigt. Der Barkeeper gab uns scheinbar längst abgelaufenes Bier, woraufhin ich anfange, den braungebrannten Jüngling, der auf der anderen Seite des Tresens steht, anzuschreien:
"Bist du denn verrückt, uns 120 Jahre altes Bier zu geben?! Glaubst wohl wir sind total dämlich, oder was!?", woraufhin er rot anläuft und verschwindet, um von einer jungen Frau mit rotem Haar abgelöst zu werden.
Scheinbar erregen wir in diesem Etablissement sehr viel Aufmerksamkeit, denn plötzlich gesellen sich zwei äußerst hübsche Mädchen zu uns, von denen das eine klein, dunkelhaarig, aber sehr blass, das andere hingegen großgewachsen, blond, solariumgebräunt und mit einer dicken Schminkschicht im Gesicht bekleistert ist. Wir vertiefen uns in einen kleinen Smalltalk. Um die oberflächlichen Fragen hinter mich zu bringen, frage ich das Mädchen, das ich mir ausgesucht habe, wie alt sie denn sei. Sie antwortet darauf schüchtern: "Naja, ich bin jetzt 17." Sie erscheint mir durchaus jünger; ich traue dem Braten nicht und frage sie: "Dürfte ich das vielleicht überprüfen? Ich habe hier ein Gerät bei mir, mit dem ich das Alter von nahezu allem und jedem überprüfen kann." Sie erklärt sich bereit, woraufhin ich sie frage, ob sie mir für diesen Zweck einen Oberschenkelknochen von sich leihen könnte, woraufhin sie antwortet: "Nein, tut mir leid, mein Oberschenkel ist mir lieb und heilig, aber vielleicht würde auch ein Finger reichen?" Ich schaue Nathan fragend an, er nickt, woraufhin ich ein Messer rausziehe, ihre linke Hand auf den Tresentisch drücke und ihren Zeigefinger abhacke. Die weibliche Barbedienung eilt sofort herbei, um die entstehende Blutlache wegzuwischen. Ich reiche Nathan den Finger, damit er ihn auf die Trägerfläche legen kann. Der Automat beginnt wieder zu rumoren und spuckt nach ca. zwanzig Sekunden eine Zahl aus: 119.
Ich schaue das Mädchen unglaubwürdig an und frage: "Du bist 119 Jahre alt?"
Plötzlich senkt sie ihr Gesicht, beginnt zu lachen, allerdings nicht auf eine weiche, unschuldige Art, wie es jungen Mädchen eigen ist, sondern auf eine sehr viel markantere Weise, hysterisch, sich selbst verschluckend. Plötzlich fässt sie sich an den Hals und beginnt eine Gummischicht abzuziehen, die, wie sich herausstellt, Teil einer Maske ist. Sie reißt sich ihr Gesicht und ihr lockiges Haar vom Kopf, ihr wunderschönes braunes Haar, das noch für einen Augenblick ihr Gesicht verdeckt, da sie die Maske noch vor sich hält, um kurz darauf ihr wahres Ich zu zeigen, das einen alten Mann mit einer dunklen Scheitelfrisur und einem Oberlippenbart zeigt. Und dieser Mann sagt: "Ganz recht, ich bin kein junges Mädchen, ich bin Adolf Hitler!" Ich schlucke, als ob ich eine Gräte im Hals hätte, und entschuldige mich, um auf die Toilette zu gehen. Auf dem Weg dahin heben plötzlich meine Beine ab, ich schaue hinter mich, ich bin über das Kabel gestolpert, der Boden der Dorfdiskothek rast auf meinen Kopf zu, und alles wird schwarz.

 
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Hallo rasumichin!

Es ist Freitag und ich nahm mir vor

Tempusfehler, du schreibst weiter im Präsens, also auch hier "nehme".

die wir in der vergangenen Woche bei eBay ersteigerten

"ersteigert haben". (Sie haben sie ja noch)

Überhaupt ist der erste Satz zu lang. Viel zu umständlich, da klickt man weg und liest nicht weiter, wenn man nicht ein wenig Geduld hat. :)

Tanz und Musik, also beschließen wir, den

"beschließen" hast du vorhin schonmal.

angekommen, beschließen wir, uns an

Du magst das. Außerdem sind die Kommas falsch.

ein wenig vom Bier

Ohne "vom".

die der Display

"das".

Der Barkeeper gab uns scheinbar

"hat uns gegeben".

Bier zu geben?! Glaubst

In solchen Prosatexten immer nur ein Satzzeichen.

das ich mir ausgesucht habe, wie alt sie denn sei.

"wie alt es (das Mädel) denn sei".

Plötzlich fässt sie sich

"fasst".

Sie reißt sich ihr Gesicht und ihr lockiges Haar vom Kopf, ihr wunderschönes braunes Haar, das noch für einen Augenblick ihr Gesicht verdeckt, da sie die Maske noch vor sich hält, um kurz darauf ihr wahres Ich zu zeigen, das einen alten Mann mit einer dunklen Scheitelfrisur und einem Oberlippenbart zeigt.

Da muss man ja ein Entfesselungskünstler sein, um diesen Satz zu entwirren. Das geht auch kürzer und einfacher. Lieber zwei Sätze machen.

Insgesamt hast du mit diesem Text genau meinen Humor getroffen, schön absurd und kurzweilig. Ich habs sehr gerne gelesen. :)

Schöne Grüße,

yours

 

Guten Tag, rasumichin, und willkommen hier!

Deine Idee ist witzig und gefällt mir gut. Die Umsetzung ist noch nicht ganz ausgegoren, Sprachschludereien sind drin, der plot ist fein ausgedacht, aber bei näherem Hinsehen nicht trittsicher.

Für den ersten Absatz, an dem bereits yours truly den Tempusfehler bemängelt hat, hätte ich auch einen Vorschlag, und zwar den, die Hälfte rauszukürzen und den Anfang im Plusquamperfekt ... so:

"Es ist Freitag und ich hatte mir vorgenommen, mit meinem Freund Nathan P. und unserer neuen Errungenschaft, einem bei ebay ersteigerten Radiokohlenstoffspektrometer, ein wenig um die Häuser zu ziehen und den Apparat bei dieser Gelegenheit gleich auszutesten."

Wer sofort wissen will, wozu so ein Gerät gut ist, kann ja nachschlagen, ansonsten: Warum den Leser nicht warten lassen? Die Geschichte ist ja nicht lang.
(Die Bezeichnung "Radiokohlenstoffspektrometer" ist übrigens kühn-verwaschen, wie auch die Idee, eins bei ebay zu kaufen, war das Absicht oder Schlamperei? Egal. Das fress ich einfach im Rahmen der ... öhm ... künstlerischen Freiheit. Vielleicht meine ich ja auch was anderes als Du.)
Das Kursive (ebay etc) könntest Du auch weglassen, es ist nicht wichtig, woher das Ding kommt, oder doch? Jedenfalls ist der Originalabschnitt ein wenig überfrachtet. Und danach wäre ein Absatz gut, nach dem Du dann im Präsens weiterschreibst.

Um das zweimalige "beschließen" wegzukriegen, könntest Du die entsprechende Stelle so umformulieren:

Uns steht der Sinn nach ein wenig Tanz und Musik, also suchen wir den populärsten Tanztempel im Umkreis von fünfzig Kilometern auf, die Diskothek "Upper East Side".

In diesem Fall kann man ja fast von einer Heimsuchung reden.

der breit gebaute, zwei Meter große kein Komma schwarze Türsteher
Drinnen angekommen, beschließen wir, uns an die Bar zu setzen und bestellen uns jeweils ein Bier bei einem jungen, braungebrannten Barkeeper mit hochgegelten Haaren, der uns zwei Flaschen Hasseröder austeilt.
Da wird schon wieder was beschlossen, was sowieso klar ist. Kommt man rein, geht man an die Bar, das muß man nicht extra beschließen.

"Drinnen setzen wir uns an die Bar und bestellen ein Bier bei einem jungen, braungebrannten Barkeeper mit hochgegelten Haaren, ..."

Ich mache Nathan darauf aufmerksam, dass wir den Radiokohlenstoffspektrometer ja nicht umsonst mitgeschleppt haben, und schlage vor, seine Funktionstüchtigkeit an dem Bier auszutesten.
Sie wollten doch von anfang an das Ding ausprobieren, das Kursive ist überflüssig. "Ich schlage vor, die Funtionstüchtigkeit des Radiokohlenstoffspektrometers ... " wäre eine Alternative.

Wir schließen den Apparat an eine Steckdose an, die wir nach langem Suchen auf dem Männer-WC finden, wobei das Kabel nicht sehr lang ist und damit angespannt wird, was leider zur Folge hat, dass im Laufe des Abends viele Besucher der Diskothek über das Kabel stolpern.
Das ist auch stilistisch grenzwertig, bißchen umständlich und holprig, außerdem in mehrererlei Hinsicht unglaubwürdig, denn a) gibt es in Diskotheken viele, viele Steckdosen, b) würde umgehend jemand herbeirennen, wenn da jemand Unbefugtes was reinsteckt, c) müßte das Kabel wesentlich länger sein als bei Geräten üblich, um von der Bar bis zum Männerklo zu reichen, egal, wie klein die Disko ist und d) wäre nach dem ersten Stolpern das Kabel aus der Steckdose gerissen, da Diskobesucher nicht sanft über Kabel stolpern, sondern mit Überzeugung.
Glaubhaft wäre z.B., daß der Barmann sich überreden läßt, das Ding hinter der Bar einzustecken. Dadurch wäre zwar der gag mit dem Stolperkabel weg, aber hey, wer großen Unsinn überzeugend verkaufen will, muß im Kleinkram drumrum konsequent glaubwürdig sein.
Nach erfolgreichem Anschluss des Geräts tröpfelt Nathan ein wenig vom Bier auf den Datenträger und drückt einige Knöpfe, woraufhin ein lautes Rumoren entsteht
Herrliche Vorstellung, das Ding so zu benutzen. Paar Tropfen irgendwas reinschütten, zack sieht man klar. Grober, grober Unfug, aber ich mag's. Nur keinem seriösen Wissenschaftler zeigen.
woraufhin ein lautes Rumoren entsteht, was zunächst die Blicke vieler Personen auf uns lenkt.
Den Teil nach dem Komma würde ich streichen.
Nachdem die Zahlen aufgehört haben, sich zu drehen, sehen wir uns verdutzt an, um uns gleich darauf über die Zahl zu entsetzen, die der Display anzeigt. Der Barkeeper gab uns scheinbar längst abgelaufenes Bier, woraufhin ich anfange, den braungebrannten Jüngling, der auf der anderen Seite des Tresens steht, anzuschreien:
"Bist du denn verrückt, uns 120 Jahre altes Bier zu geben?! Glaubst wohl wir sind total dämlich, oder was!?"
Überfrachtet. Schon wieder „woraufhin“, viel Redundanz, Frage-Ausrufezeichenkombi, Vorschlag:

Nachdem die Zahlen aufgehört haben sich zu drehen, sehen wir uns verdutzt an, gleich darauf schreie ich den braungebrannten Jüngling auf der anderen Seite des Tresens an:
„Bist du denn verrückt, uns hundertzwanzig Jahre altes Bier zu geben? Glaubst wohl, wir sind total dämlich oder was!"

Sie erklärt sich bereit, woraufhin ich sie frage, ob sie mir für diesen Zweck einen Oberschenkelknochen von sich leihen könnte, woraufhin sie antwortet: "Nein, tut mir leid, mein Oberschenkel ist mir lieb und heilig, aber vielleicht würde auch ein Finger reichen?" Ich schaue Nathan fragend an, er nickt, woraufhin ich ein Messer rausziehe, ihre linke Hand auf den Tresentisch drücke und ihren Zeigefinger abhacke.
woraufhin ist eins Deiner Lieblingswörter, scheint es.
um kurz darauf ihr wahres Ich zu zeigen, das einen alten Mann mit einer dunklen Scheitelfrisur und einem Oberlippenbart zeigt.
ungeschickt formuliert: Sie zeigt ihr Ich, und das zeigt den alten Mann. Zuviele unbestimmte Artikel, ausreichend wäre:

...das einen alten Mann mit dunkler Scheitelfrisur und Oberlippenbart ...

ich bin über das Kabel gestolpert
Tja, da ist das Kabel wieder.

Ich muß sagen, daß ich es ein wenig doof finde, daß es ausgerechnet Hitler sein muß, nicht weil Hitler nicht korrekt genug wäre, das zählt bei grobem Unfug ja nicht, aber es gibt so viele Persönlichkeiten, die hier witziger gewesen wären, mehr Stoff für die Phantasie geboten hätten als der abgedroschene Adolf. Hitler-lebt-Geschichten gibt es doch schon arg viele.

Komisch und logisch brüchig fand ich auch, daß das Gerät ja schon das Bier auf 120 Jahre schätzt und sie ihm trotzdem bei dem Mädel wieder glauben. Vier Jahre altes Bier, das hätte noch gepaßt und wäre genauso erschütternd.

Extrapunkt für die Schubkarre.

Freundliche Grüße,
Makita.

 

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