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Der Traum

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28.09.2005
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Der Traum

Ich schlug die Augen auf. Plötzlich war ich hellwach. Ich hatte diesen ungewöhnlichen Duft noch in der Nase und fragte mich, seit wann ich in meinen Träumen eigentlich Gerüche wahrnahm. Dieses Mädchen mitten in einer Gruppe von Menschen, das mir den Rücken zudreht, auf dem die langen dunklen Haare glänzen, das auf einmal das hellrote Halstuch, das es in der Hand hält, fallen lässt... Das alles war mir nicht neu. Seit einiger Zeit träumte ich regelmäßig von diesem Mädchen. Aber das wurde mir langsam ziemlich unheimlich. Vor allem brach der Traum immer dann ab, wenn das Mädchen kurz davor war mir ihr Gesicht zu zudrehen. Doch jetzt auch noch dieser Duft. Es war Rosenduft, das wusste ich ganz genau. Ein nicht alltäglicher und etwas künstlicher Rosenduft.
Diese ganze Träumerei war mir ziemlich suspekt. Wer träumt schon Nacht für Nacht denselben Traum, riecht dabei auch noch den Duft von Rosen und wacht dann auf, weil er so abrupt abbricht. So etwas passiert doch nur in irgendwelchen Kitsch-Romanen und Liebesgeschichten, aber nicht im wahren Leben. Womöglich soll der Traum irgendeine Art Botschaft oder Vorsehung sein und ich treffe dieses Mädchen mit dem rötlichen Halstuch wirklich. So ein Unsinn. An so etwas glauben wenn überhaupt nur Mädchen. Aber nicht ich, der beliebteste Junge der Klasse. Vor allen Dingen würde das nicht hier passieren, nicht in Krakau.
Ich sah mich im Zimmer um, sah im Halbdunkeln die Silhouette meines besten Freundes, der in einem der beiden viel zu kleinen Betten schlief. Selbst das schief angebrachte Regal an der Wand konnte ich im Lichtschein, der durch die klapprige Tür fiel, erkennen. Wir hatten uns ein ziemlich schäbiges Hotel für unsere Studienfahrt ausgesucht. Und das nicht einmal mit Absicht. Bei der Bezeichnung 1-Sterne-Hotel hatte die ganze Klasse Besseres erwartet als abblätternde Farbe an der Wand und Schimmel in der Dusche. Doch meine Gedanken schweiften wieder ab und ich musste an meinen Traum denken. Je mehr ich darüber nachdachte, umso weniger schlimm kam mir plötzlich alles vor. Der Rosenduft ließ es mich vergessen. Und mit diesem Duft in der Nase schlief ich schließlich wieder ein.
Am nächsten Morgen stand eine Stadtführung auf dem Programm. Ich war etwas müde und hatte auch keine besonders gute Laune. Das Wetter an diesem Tag war nicht das beste, doch immer wieder blitzten Sonnenstrahlen hinter den grauen Wolken hervor. Mein bester Freund machte wie immer seine Späße, und ich musste einfach mitlachen. So war die Führung auch nicht langweilig. Unsere Fremdenführerin war sowieso sehr nett und Krakau ist eine schöne Stadt, in der es viel zu sehen gibt. Jedoch bekam ich nicht viel von dem mit, was uns erzählt wurde. Immer öfter dachte ich an meinen Traum und je mehr ich darüber nachdachte desto mehr wünschte ich mir, dass er doch in Erfüllung gehen würde. Es kam mir plötzlich alles nicht mehr so verwirrend und unmöglich vor. Woran das lag, konnte ich mir selbst nicht genau erklären. vielleicht an den wunderschönen alten Gebäuden, oder auch an dem Wetter, das jetzt immer besser wurde. Die Sonne strahlte vom hellen Himmel und die grauen Wolken waren fast verschwunden. Ich war so in meine Gedanken vertieft gewesen, dass ich nicht gemerkt hatte, wie wir die Marienkirche am Rynek, dem Marktplatz in Krakau, betreten hatten. Hier war die Luft kühl und frisch. Ich schaute mich um. Die Kirche war wirklich schön, und sehr hoch. Die bunten Fenster leuchteten im Sonnenschein, sodass das Rot und das Grün besonders hervorstachen.
Und dann roch ich plötzlich diesen Duft. Den wunderbaren, lieblichen Duft von Rosen. Ich drehte mich in die Richtung, aus der er mir mit einem leichten Windhauch zu wehte. Dort sah ich es stehen. Das Mädchen aus meinem Traum. Ich erkannte es sofort. Ich sah die langen Haare auf dem mir zugewandten Rücken schimmern, sah das rote Halstuch in ihrer Hand. Sie war von Menschen umgeben, jedoch nahm ich nur sie wahr. Auf einmal schwebte das Halstuch langsam gleitend zu Boden. Ich war vollkommen perplex. Mein Herz fing an schneller zu schlagen. Eine angenehme Wärme stieg in mir hoch. Sie hob das Tuch auf und wandte sich zu mir um, als hätte sie gemerkt, dass ich sie anstarrte. Dann sah ich ihr Gesicht. Es war wunderschön. Unsere Blicke trafen sich. Ich war auf einmal unendlich glücklich. Ich vergaß die Welt um mich herum. Das Ganze kam mir vor wie in einer dieser Liebesgeschichten, nur viel schöner. Es gab sie also doch, die Liebe auf den ersten Blick.

 

Hallo milkyway,

und herzlich willkommen hier.

Es gab sie also doch, die Liebe auf den ersten Blick.
Wenn dein Prot Mut genug hat, das fremde Mädchen anzusprechen, wenn sie die Klippen überwinden, die so eine Liebe zwischen Krakau und irgend einem Ort in Deutschland, nehme ich an, behindern, dann ja. Du brichst diese Liebesgeschichte also dort ab, wo sie wirklich interessant wird. Der Traum ist eine schöne und romantische Einleitung. Aber jemanden sehen reicht leider nicht. Das finde ich persönlich ein bisschen enttäuschend. Da dürfte deine Geschichte gern länger sein.
Stilistisches:
das auf einmal das hellrote Halstuch, was es in der Hand hält, fallen lässt...
- was klingt in diesem Zusammenhang immer sehr umgangssprachlich
lässt ... (immer ein Leerzeichen zwischen Wort und Auslassungspunkten)
Selbst das schiefangebrachte Regal
schief angebrachte
umso weniger schlimm kam mir plötzlich das alles vor. Der Rosenduft ließ mich alles vergessen.
Du neigst zu Tempo nehmenden Wörtern wie diesem "das". Dadurch wirkt, was du schreibst, oft laberig
Ich war etwas müde und hatte auch nicht besonders gute Laune.
keine besonders gute Laune (nicht sagt man zwar häufig, ist aber falsch, man verwendet es für Tätigkeiten, Laune wird wie Besitz gehandhabt, ähnlich wie Lust)
war so in meine Gedanken vertieft gewesen, das ich nicht gemerkt hatte,
gewesen, dass
Die Kirche war wirklich schön, und so hoch.
wenn du "so" in Geschichten verwendest, dann sollte ein Vergleich folgen

Lieben Gruß, sim

 

Lieber sim,

erstmal vielen Dank, dass du meine Geschichte gelesen und auch kritisiert hast.

Vielleicht eine kleine Erklärung, warum diese Geschichte überhaupt entstanden ist: Vor kurzem waren wir auf Studienfahrt in Krakau. Jeder aus der Klasse sollte einen Bericht entweder in Form eines Gedichtes, eines Essays, eines Fahrtberichtes oder eines fiktionalen Textes, der in Polen spielt, schreiben. Ich habe mich für das letzte entschieden und eine Kurzgeschichte geschrieben.
Dabei musste ich darauf achten, dass ich alle Kriterien einer Kurzgeschichte, die wir im Unterricht bereits gelernt hatten, einhalte.
Dies ist der Grund, warum meine Geschichte so abrupt abbricht. Das Ende ist offen. Jeder kann sich seine eigenen Gedanken machen, wie es mit dem Protagonisten und seiner großen Liebe weitergeht.

Aber vielleicht sollte ich auch einfach eine Fortsetzung schreiben... ;)

Beim nächsten Mal werde ich dann auch mehr auf meinen Schreibstil achten.

Liebe Grüße
milkyway

 

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