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Der Vertreter

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23.07.2001
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Der Vertreter

Mit lautem Zischen öffneten sich die hydraulischen Türen des Linienbusses und Johannes Krull trat ins Freie.
Er stellte den schweren, unhandlichen Koffer neben sich in den Staub und blickte sich um.
Wieder ein Zischen, die Türen glitten zu und das Dröhnen verlor sich in der Ferne, ließ ihn in der dörflichen Stille zurück.
Eine einzige schmale Straße, deren schwarze, schadhafte Decke an zahlreichen Stellen tiefe Narben zeigte, führte durch den Ort, begleitet von einem Schotterstreifen der als Gehweg diente. In den Löchern stand noch Wasser vom letzten Regen.
Rechts und links der Straße duckten sich in regelmäßigen Abständen kleine, alte Häuser mit tief heruntergezogenen Dächern und Vorgärten, die überwiegend mit Gemüsebeeten angelegt waren und nur hin und wieder von einzelnen Blütentupfern aufgelockert wurden.
Die einzigen größeren Gebäude des Ortes gehörten zu drei oder vier Bauernhöfen, die dem Aussehen nach weit jenseits einer vernünftigen Rentabilität dahinvegetierten.
Hier nun wollte Johannes Krull sein neues Leben beginnen.
Wegen Körperverletzung und einiger Gaunereien hatte er eine Haftstrafe absitzen müssen und war nun vor einigen Tagen entlassen worden.
In Ermangelung einer vernünftigen Beschäftigung hatte er sich für die Karriere eines Handelsvertreters erwärmt, die bei entsprechendem Einsatz ungeahnten Gewinn versprach - so jedenfalls der Gebietsinspektor, der jetzt sein direkter Vorgesetzter war.
Man hatte ihm geraten, seine ersten Erfahrungen möglichst in einem abgelegenen Dorf zu sammeln, weil der allgemeinen Erfahrung nach die Menschen auf dem Lande seinen Produkten gegenüber besonders aufgeschlossen seien, und die nächste Einkaufsmöglichkeit in der Regel weit entfernt liege.
Man hatte ihn dann mit einem Koffer voll Proben der wirksamsten Reinigungsmittel ausgestattet und darauf hingewiesen, daß neben guten Produkten auch ein gutes Auftreten und seriöse Kleidung unerläßlich seien.
So hatte sich Krull also von seinen alten Klamotten getrennt und war in einen Second-Hand-Laden gegangen um sich neu einzukleiden.
Nun stand er also auf der staubigen Straße in dem kleinen Dorf mit seinem dunklen Anzug, den Regenmantel über dem Arm und dem dunkelgrünen Hut mit der kleinen Feder am Band, den Koffer neben sich.
Er nahm sich vor, alle Häuser des Dorfes nacheinander zu besuchen.
Krull öffnete die erste Pforte, stieg zwei Stufen zum Eingang hinauf und klopfte energisch.
Nach einer Weile waren im Haus schlurfende Schritte zu vernehmen und gleich darauf wurde die Tür unter lautem Knarren einen Spalt aufgezogen.
Im Innern war es dunkel und die Gestalt, die ihn wortlos mit verkniffenen Augen musterte, war kaum zu erkennen.
„Guten Morgen gute Frau. Ich möchte ihnen gerne unser einmaliges........“
Ein Knarren und die Tür war wieder zu.
‚Nicht unterkriegen lassen. Das kommt schon noch.‘
Im nächsten Haus öffnete eine junge Frau, die den Eindruck machte, als komme sie aus einer anderen Zeit. Sie hörte sich wenigstens seinen Einleitungssatz an, den er sich vorher zurechtgelegt hatte, sagte dann mit leiser, zurückhaltender Stimme : „Nein danke.“ und schloß die Tür ebenfalls.
So ging es weiter.
Die paar Mal, wo er seinen Satz vollständig aufsagen konnte, erklärte man trotzdem deutlich, daß man an Haustürgeschäften kein Interesse habe.
Manche Türen wurden gar nicht erst geöffnet.
Einmal war man allerdings seiner Bitte nachgekommen und hatte seinen Besuch quittiert. ...weil es sein Vorgesetzter so wolle, hatte er gesagt.
Ohne es zu ahnen hatten die Leute damit eine Sendung Kernseife bestellt.
Aber er war nicht ein einziges Mal dazu gekommen, seinen Koffer zu öffnen um die Produkte vorzustellen.
Die nächste Tür hatte sogar eine Klingel, und als der Gong zu hören war, wurde auch schon geöffnet. Vor ihm stand ein Mann in schmutziger Arbeitskleidung, der ihn aus gutmütigen Augen freundlich ansah.
Kaum hatte Johannes Krull dem Mann sein Verslein aufgesagt, entgegnete dieser mit ruhiger, schleppender Stimme: „Tut mir leid, guter Mann, aber von diesen Dingen verstehe ich nichts. In zwei Stunden ist meine Frau wieder da. Kommen sie doch dann wieder.“
Krull machte ein enttäuschtes Gesicht, was wohl den Mann irgendwie zu berühren schien.
„Gehen sie doch rüber zur Breitmann.“ Er deutete mit wohlwollendem Augenzwinkern auf ein größeres Haus auf der anderen Straßenseite. „Ich könnte mir vorstellen, daß die ihnen was abnimmt.“ Und mit verschwörerischem Ton fügte er hinzu. “Die ist nämlich etwas sonderbar, wissen sie? Ich glaube, die kommt nicht oft in die Stadt zum Einkaufen.“
Wenige Minuten später stand Krull vor dem etwas verwahrlosten Gebäude, dessen Vorgarten, wenn man denn dieses heruntergetrampelte Niemandsland zwischen Fahrbahn und Haus so nennen wollte, von einem mannshohen Drahtzaun umgeben war.
Einen Moment blieb er unentschlossen stehen.
Vom Tor führte ein kurzer Plattenweg zum Eingang des Hauses.
Am Zaun war weder eine Klingel noch irgend etwas, womit er sich hätte bemerkbar machen können.
„Hallo.... Ist da jemand?“ rief er laut. Ohne jedoch lange auf eine Antwort zu warten, griff er nach der Torverriegelung und drückte die Pforte quietschend auf.
Alles, was dann geschah, schien im Bruchteil einer Sekunde abzulaufen.
Es kündigte sich erst durch ein Brummen an, das gleich zu einem Grollen wurde und sofort in ein ohrenbetäubendes Brüllen überging.
Krull warf sich zurück, riß das Tor mit und im selben Moment, als das Metall in den Rahmen klappte, schlugen jenseits des Zaunes, nur Zentimeter vor Krulls Gesicht, mächtige Kiefer aufeinander, begleitet von wütendem Bellen. Zähnefletschen, Geifer spritzte und wie von Sinnen warf sich ein riesiger Rottweiler immer wieder gegen den Zaun.
Krull stand auf der Straße, zitterte und war sich bewußt, daß sein Leben an einem seidenen Faden gehangen hatte.
Das war zuviel. Er war kein Selbstmörder.
Er hob den Koffer auf, der in den Staub gefallen war und wendete sich zum Gehen.
„Was wollen sie?“ hörte er hinter sich eine dunkle aber zweifellos weibliche Stimme.
Das Bellen hatte aufgehört und neben dem Hund stand jetzt eine große, kräftige Frau, die seinen Vorstellungen von einer Bäuerin alle Ehre machte. Über einem dunklen Arbeitskleid mit aufgekrempelten Ärmeln trug sie eine helle, blutverschmierte Schürze. Ihre Füße steckten in schweren Lederstiefeln und die grauen Haare schien sie zu einem Knoten gebunden zu haben, den sie unter eine sonderbar aussehende Mütze gesteckt hatte, die dem Barett eines Soldaten sehr ähnelte.
Mit einer Hand hielt sie das Halsband des Hundes. Mit der anderen kraulte sie dem Tier beruhigend das Fell.
„Ich wollte Ihnen einige meiner Angebote zeigen, aber ich glaube, ich habe wohl doch nicht das Richtige für Sie.“ Krull war nicht wohl und er wollte sich gerade abwenden, als die Frau nachfragte: „Was ist das, was Sie da haben? Der Hund tut nichts, warten Sie.“
Die Breitmann verschwand hinter dem Haus und kam gleich darauf mit einem großen, blutigen Stück Fleisch wieder, das sie für den Hund in eine Ecke warf. Während das Tier mit seiner Mahlzeit beschäftigt war, öffnete sie die Pforte. Krull behielt den Hund ängstlich im Auge und betrat das Grundstück. Er folgte ihr weiter zum Haus. Als die Tür hinter ihm geschlossen wurde, beruhigte sich sein Pulsschlag merklich.
Krull sah sich um.
Durch ein kleines Fenster drang nur wenig Licht in den Raum und das Halbdunkel erzeugte eine merkwürdig gedrückte Atmosphäre.
Sie standen nun in einer Küche, die sie in ein anderes Jahrhundert zu versetzen schien.
An der einen Wand stand ein mächtiger, gußeisener Herd mit aufwendig gearbeiteten Messingeinfassungen, der wohl so manchen Sammler alter Stücke begeistert hätte und in dem sogar das leise Knistern eines Feuers zu vernehmen war.
Auf einer Ecke des Herdes stand eine alte Porzellankanne, und es duftete leicht nach Kaffee.
Die gegenüberliegende Wand wurde fast vollständig von einem riesigen Küchenschrank eingenommen, dessen Front mit herrlichen Holzarbeiten verziert war.
Krull hatte von alten Möbeln keine Ahnung aber was er hier sah, mußte enorm wertvoll sein. Sein größtes Interesse galt einer schweren Truhe, die in einer Ecke der Küche stand. Sein Blick saugte sich förmlich an dem wunderschönen Stück mit dem schweren, gewölbten Deckel und den aufwendigen Intarsien und Schnitzereien fest.
„Setzen sie sich hin.“ befahl seine Gastgeberin und deutete auf einen der Stühle, die um den großen Tisch in der Mitte des Raumes standen.
„Zu mir kommt selten Besuch. Ich traue den Menschen nicht. Räuber, Verbrecher und Gesindel. Aber Sie machen einen ordentlichen Eindruck. Sie sind gut gekleidet. Wer gut gekleidet ist überfällt keine arme Frau wie mich.“ Krull lächelte etwas verlegen und versuchte, soviel Liebenswürdigkeit hineinzulegen wie er konnte.
Die Frau mustert Krull kritisch. Sie war einen halben Kopf kleiner als er, aber dennoch mehr als stattlich, denn Krull maß fast einen Meter und neunzig.
Ihr Alter war schwer zu schätzen,. Sie gehörte wohl zu jenen Landfrauen, die durch lebenslange, schwere Arbeit bereits früh den Glanz der Jugend verloren. Sicher mußte sie jenseits der sechzig sein, wirkt aber trotzdem kräftig.
Krull setzte sich an den Tisch und die Breitmann ihm gegenüber.
„Sie haben einen schönen Hut.“ sagte sie unvermittelt und schob dabei ihre Mütze ein Stück zurück. „...mit einer so schönen Feder daran. Ich mag Hüte. Menschen, die Hüte tragen, kann ich vertrauen.“ Dann sah sie an sich herab und wischte mit den Händen über die blutige Schürze. „Ich bin gerade beim Schlachten. Ich muß alles selber machen. Aber das kann ich noch gut.“
Krull merkt jetzt, daß der herrische Ton, der ihn anfangs etwas eingeschüchtert hatte, nicht etwa ein Zeichen ihrer Selbstsicherheit war, sondern eher das genaue Gegenteil. Sein Gegenüber wirkte eher einfältig und naiv.
„Ich bin hier, um ihnen unsere neueste Serie an Reinigungs- und Pflegemitteln vorzustellen.“ Er eröffnet seinen Vortrag: „Gerade Menschen wie sie, die täglich schwere Arbeit zu verrichten haben, benötigen eine kräftige Seife, die aber dennoch schonend auf die Haut wirkt. “Krull nahm seinen Musterkoffer auf den Schoß und öffnete ihn. „Ich mach‘ alles allein.“ erklärte die Breitmann erneut mit träger Stimme. „Da hilft mir keiner. Aber das schaffe ich noch gut.“ Sie sah Krull dabei nicht einmal an. „Ich bin gerade beim Schlachten. Ich hab ein paar Schweine im Stall, da muß ich dann immer mal eines schlachten, wenn die Kühltruhe leer ist.“
In Krull keimte mehr als Hoffnung auf. Sein Gegenüber war allem Anschein nach etwas zurückgeblieben und wenn er es richtig anstellte, könnte er seine Seifen vergessen und würde statt dessen vielleicht sogar ein bedeutend einträglicheres Geschäft machen.
„Sie sind eine fleißige Frau. Das habe ich sofort bemerkt.“ schmeichelte er und schloß dabei den Koffer wieder. „Wer soviel Arbeit hat wie sie, sollte es sich doch etwas leichter machen.“ „Leichter machen? Wie meinen sie das?“ Jetzt musterte sie ihn interessiert. „Wie kann ich mir die Arbeit leichter machen?“ Krull sah nur noch die wertvollen Möbel. „Ich will Sie da gerne beraten.“ ging er freundlich auf seine Gastgeberin ein. „Es ist zwar nicht meine eigentliche Aufgabe, denn Sie wissen ja, ich handle mit erstklassigen Reinigungsmitteln, aber wenn ich sehe, wie alleinstehende Frauen sich abplagen müssen, dann bin ich gerne bereit, aus reiner Menschlichkeit meine Unterstützung anzubieten.“ Die Breitmann blickte ihn neugierig mit wachen Augen an. Und sie schien noch etwas auszustrahlen. Er glaubte, so etwas wie naive Dankbarkeit zu erkennen. „Ich sehe, daß sie völlig veraltet eingerichtet sind. Glücklicherweise habe ich aber die Möglichkeit, an hervorragende Möbel heranzukommen, die an Zweckmäßigkeit die Ihren weit übertreffen und dennoch sehr preisgünstig sind.“ Jetzt wirkte sie wieder betrübt. „Ich habe wenig Geld. Solche Sachen kann ich mir nicht leisten.“ „Kein Problem,“ versuchte Krull sie zu beruhigen. „Ich würde in Ihrem speziellen Fall die alten Möbel in Zahlung nehmen und für den Rest könnten Sie ja vielleicht ein Schwein schlachten.“ Die Frau lehnte sich zurück und sah Krull nachdenklich an. Er befürchtete schon ,daß sie ihn durchschaut hätte, doch dann nickte sie langsam und sagte. „Sie sind ein feiner Mensch. Sie meinen es wirklich gut.“ Und nach einer Weile, „Und Sie haben einen wundervollen Hut mit einer so schönen Feder.“ Krull sah sie irritiert an. Dann erhob sie sich und ging zum Herd. „Ich hab‘ noch Kaffee. Wollen sie auch einen?“ „Ja gerne.“ gab Krull begeistert zur Antwort. „Ich bin überzeugt, daß sie einen ganz hervorragenden Kaffe machen.“ „Ich weiß nicht, aber wenn ich mal Besuch habe, und das sind ja immer nur Fremde, die vom Dorf kommen eigentlich nicht. „Ihre Stimme klang jetzt fast ein wenig traurig. „ Also, den Leuten schmeckt der Kaffee meistens gut.“ Sie hantierte am Herd herum und stellte dann zwei Becher mit dampfendem Kaffee auf den Tisch.
„...Meine alten Möbel und ein Schwein.“ wiederholte sie grüblerisch. „Ich schlachte immer selbst. Das kann ich noch gut. Das mach‘ ich immer ganz alleine. Ich schlachte auch gerne.“ sagte sie vor sich her und griff nach ihrem Becher. Auch Krull trank einen Schluck. Doch als er seinen Becher abstellte, sah die Breitmann ihn enttäuscht an: „Ihnen schmeckt mein Kaffee doch nicht.“ „Doch, doch.“ Beeilte er sich, zu versichern. „Der Kaffee ist ausgezeichnet.“ Und um sie zu überzeugen, nahm er noch einen großen Schluck. Er hatte wirklich schon besseren Kaffee getrunken aber das ließ er sich nicht anmerken.
„Ich müßte natürlich sehen, wie viele alte Möbel wir ersetzen können. Möglicherweise könnte man dann sogar auf das Schwein verzichten.“ Er ließ seinen Blick durch die Küche wandern und deutete auf die Truhe, die ihn besonders begeistert hatte. „Ich könnt‘ bei mir zu Hause auch so eine Truhe gebrauchen. Ich habe eine Menge Sachen, die ich noch unterbringen müßte.“ „So‘n Ding hab` ich noch.“ Erklärte die Breitmann träge. Krull merkte auf. „Im Stall, da hab ich das Schrot für die Schweine drin.“ Er glaubte, nicht richtig zu hören. Welch‘ Schätze hatte diese Alte hier herumliegen. Krull durfte sich seine wachsende Gier auf keinen Fall anmerken lassen. „Darf ich mir die Kiste einmal ansehen?“ fragte er so beiläufig wie es ihm nur möglich war. Am liebsten hätte er die Alte geschüttelt und sie zur Eile angetrieben. „Wenn sie woll`n kann ich sie ihnen zeigen. Sie steht im Stall.“
Die Breitmann erhob sich schwerfällig und schlurfte zu der Tür, die in einen angrenzenden Raum führte. Krull erhob sich ebenfalls, mußte sich jedoch gleich darauf wieder setzen. Ihm war leicht schwindelig, wie er es oft hatte, wenn er nicht rechtzeitig etwas zu essen bekam. Er nahm sich vor, hier nicht mehr allzu lange zu bleiben, damit er im Dorfkrug noch eine Kleinigkeit zu sich nehmen konnte. Um den Kreislauf wieder in Schwung zu bringen, griff er noch einmal zu seinem Kaffee und folgte ihr. Gemeinsam durchquerten sie eine riesige Diele, in der früher wohl einmal Erntewagen gestanden haben mochten. Dann betraten sie den angrenzenden Stall. Hier lag allerlei Gerümpel herum. Ausgediente Ackergeräte, Schaufeln, Rechen und vieles mehr. Auch ein altes Spinnrad stand da, halb von einem leeren Getreidesack verdeckt. Krull nahm sich vor, später hier noch genauer nachzusehen. Vielleicht am Nachmittag, wenn er gegessen hatte, denn sein Kreislauf hatte sich noch nicht wieder stabilisiert. Sie gingen um die leeren Boxen herum, in denen früher das Vieh gestanden hatte und kamen in den hinteren Bereich. Als sie dann um eine Wand herumtraten, die den übrigen Stall von dem Teil trennte, in dem die Schweine gehalten wurden, krampfte sich Krulls Magen zusammen und sein angeschlagener Kreislauf erhielt einen zusätzlichen Stoß.
Was für einen Bauern wohl ganz normal ist, kann für einen Städter durchaus ein Schock sein. Krull hielt sich an der Wand fest und starrte mit aufgerissenen Augen und bleichem Gesicht auf die gegenüberliegende Seite.
Dort stand eine Holzleiter an die Wand gelehnt. An deren oberste Stufen waren die Hinterbeine eines Schweines gebunden, das ausgeweidet mit dem Kopf nach unten hing. Daneben standen ein Kübel voller Innereien und ein Eimer mit Blut.
Die Breitmann musterte Krull mit merkwürdigen, abschätzenden Blicken. Dann sah sie auf das Schwein und sagte mit dem Anflug eines Lächelns: „Ich schlachte gern.“
Krull standen Schweißperlen auf der Stirn. Mit zitternden Händen versuchte er, seinen Kragen zu lockern. Ganz langsam begann sich die Welt vor Johannes Krulls Augen zu drehen und mit leisem Stöhnen sank er ins Stroh.

******

Wie von Sinnen rannte der große Rottweiler gegen den Zaun. Als die Frau um das Haus herum kam, stand jenseits des Maschendrahtes ein zitternder, ängstlich dreinblickender Polizist. „Was woll`n sie?“ rief die Breitmann zu ihm herüber.
Der Mann hatte sichtbar Mühe, den Schrecken zu unterdrücken und klare Worte zu formulieren. „Ich befrage hier die Nachbarschaft nach einem Vertreter, der vor einigen Tagen hier durchgekommen sein muß und vermißt wird.“
„Einen Moment.“ gab die Breitmann zurück, verschwand hinter dem Haus und kam nach wenigen Augenblicken mit einem langen, fleischigen Knochen wieder, den sie dem Hund hinwarf.
Während das Tier beschäftigt war, öffnete sie die Pforte. „Kommen sie rein. Normalerweise bekomme ich keinen Besuch, aber ein Polizist mit einer Uniform und einer so schönen Mütze.....“ Sie musterte ihren Gast und schob den grünen Hut mit der bunten Feder in den Nacken. „Wurde vor einiger Zeit nicht auch ein Soldat vermißt, der für eine Sammlung unterwegs war?“

 

Tolle Geschichte!!!
Bei der man am ende seine Fantasy spielen lassen kann. :)

 

Gute Geschichte. Ich wollte bis zum Ende nicht wahrhaben, was los ist. Ich hab es zwar geahnt, war aber trotzdem gespannt, was denn da nun los ist. Das spricht für die Geschichte, und zwar sehr stark. Auch die Charakterisierung und Umsetzung der Frau fand ich verdammt gut.
Gruß MB

 

:) Ziemlich fiese Geschichte! Okay, das Ende kam nicht überraschend, aber dafür ist das gute Stück flüssig erzählt und angenehm zu lesen.
Da kann man eigentlich nicht meckern - Unterhaltung pur, und manchmal braucht man das eben...

 

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