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Der Weg zum Millionär

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09.04.2005
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Der Weg zum Millionär

Die Hausklingel schrillte frühmorgens im Flur. Es dauerte eine Weile, bis der Hausherr die Tür öffnete. Vor ihm stand ein Mann in einem abgetragenen gestreiften Anzug. Er grüßte freundlich und begann sofort mit seinem Anliegen.

„Herr Felber, ich bin Vertreter, selbstverständlich ist ihrem geschulten Auge dies nicht entgangen. Aber raten Sie mal, was ich vertrete“.
Der füllige Hausbesitzer musterte seinen seltsamen Frühgast und antwortete mit ruhiger Stimme:
„Mein Herr Sie vertreten die Langweile“.
„Wie bitte?“, entfuhr es dem Besucher spontan.
„Ich sagte, dass Sie die Langweile vertreten“.
„Na, na ... wie kommen Sie denn darauf, Herr Felber?“
„Ihre Miene“.
„Meine Miene, … Sie meinen … O nein, nein – im Gegenteil, ich vertrete ihr Glück, Herr Felber“, antwortete der leicht zerstreute Vertreter mit einem künstlichen Lächeln und zauberte hinter dem Rücken ein Buch hervor.
Auf dem dicken Pappdeckel des Wälzers war in goldener Schrift zu lesen, „Der Weg zum Millionär“.
„Mit diesem Buch, Herr Felber bringe ich Ihnen …“.
Doch sein Ansprechpartner fiel ihm gleich wieder ins Wort.
„Habe ich Sie nicht in der Siedlung schon mal gesehen?“
„Kann schon sein“, meinte der Vertreter achselzuckend „ich wohne nämlich in der Plattenwohnung drüben am Stadtrand“.
„Große Wohnung?“, forschte Felber weiter.
„Nein, nein ... ziemlich klein, eine Zweizimmerwohnung“, war die karge Antwort.
„Aber Herr Felber, ich will nicht von mir sprechen, sondern von ihrem neuen bevorstehenden Weg zum Millionär“.

Dann rühmte er die Publikation und begann darüber eine regelrechte Laudatio zu halten.
„Sind Sie zu Fuß oder mit dem Wagen hier?“, stoppte ihn erneut Felber.
„Eh ... mit dem Wagen“, lautete die kurze Antwort.
„Aha!“, … also den alten Käfer, der vor der Tür parkt“, schlussfolgerte Felber.
„Na ja, - alt ist er schon, aber wissen Sie, nach der Wende waren wir drüben ziemlich schlecht gestellt“.
Sofort versuchte der Verkäufer wieder das Gespräch auf das Buch zu lenken, das er wie ein Zeremonienbuch würdevoll vor sich hielt.
„Dieses Schriftgut beinhaltet über tausend Seiten illustriert mit Fotos, Zeichnungen und sogar Berichte von Menschen wie Ihnen Herr Felber, - die es dank dieser Lektüre geschafft haben.“

Der Vertreter schlug nun das Buch auf, blätterte es kurz durch, verwies flüchtig auf verschiedene Kapitel, die mit farbigen Diagrammen geschmückt waren, als Felber ihm erneut in die Rede fiel.
„Sind Sie verheiratet?“
„Wie bitte? … nein, bin geschieden ... meine Frau hat mich wegen … so einem aufgetakelten Wessi mitsamt Kindern sitzen lassen“, sagte der Handelsvertreter und seine Stimme klang plötzlich ehrlich und zugleich belastend.
„Na gut“, sagte Felber entschlossen „ ich kaufe Ihnen ein Exemplar ab. Was soll es kosten?“
„Zwanzig Mark“.
„Gut“, antwortete Felber, “ich werde es verschenken!“
„Das ist sehr großzügig Herr Felber, darf ich Sie fragen, wer der Glückliche sein wird?“
„Sicher“, antwortete Felber, „ Sie !“
„Wie bitte?“, fragte der Vertreter verdutzt.
Felber wiederholte nun, dass er gedenkt, ihm das Buch zu schenken.
„Mir, … aber … aber warum?“
„Ganz einfach“, erwiderte Felber, „Sie sind ein armes Schwein, haben eine miserable Bleibe, ein altes Auto, ein zerrütteltes Familienverhältnis, Sie brauchen das Buch nötiger als ich“, schlussfolgerte Felber.
Der Verkäufer war in einer ziemlichen peinlichen Lage geraten und wusste nichts entgegenzusetzen.

Felber aber legte nun beruhigend die Hand auf die Schulter des leicht verwirrten Mannes und meinte:
„Sehen Sie mein Lieber, das Buch hat Ihnen schon zwanzig Mark beschert, und Sie haben es nicht mal gelesen, ich sage Ihnen, Sie sind auf dem besten Wege Millionär zu werden“.

 

Hallo Lettre.

„Große Wohnung?“, forschte Felber weiter.
„Nein, nein ... ziemlich klein, eine Zweizimmerwohnung“, war die karge Antwort.
Ab hier wusste ich, wohin die Geschichte führen wird. Ich weiss nicht mehr ob es ein Film, eine Sage oder sonst irgendetwas war, doch mir scheint, als hätte ich die Geschichte schon einmal gelesen, bzw. gesehen. Dort war die Auflösung bereits an der Stelle, was auch der Grund ist, warum mir die Geschichte nach dem oben aufgeführten Abschnitt zu lang vorkommt, vielleicht sogar etwas umständlich konstruiert.
Dreimal wurde angedeutet, dass es dem Vertreter nicht so gut geht. Einmal, weil es eine solche Miene macht, das zweite Mal, weil er bloss eine kleine Wohnung besitzt und zuletzt weil ihn seine Frau verlassen hat. Meiner Meinung nach zu viel des Guten. Einmal reicht vollkommen.
Vielleicht bin ich nicht die Richtige, diese Geschichte neutral zu beurteilen. Ich überlasse die konstruktive Kritik den anderen Lesern. :)

Liebe Grüsse.
Schwarze Seele.

 

Hallo Angua,

Danke für die paar Tips. Ich möchte allerdings hinzufügen, dass ich die Idee der Geschichte noch nicht in irgendeiner Form gesehen oder gelesen habe.

Salut

Lettre

 

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