Was ist neu

Der weiße Hirsch

Mitglied
Beitritt
29.06.2005
Beiträge
66
Zuletzt bearbeitet:

Der weiße Hirsch

Das hohe Piepsen des Weckers riss Annika brutal aus dem Schlaf. Durch die vertrocknete Make-up Schicht von letzter Nacht blinzelte sie in die ersten Sonnenstrahlen des Tages. Stöhnend drehte sie sich zur Seite und drückte wütend auf den Knopf. Der Wecker verstummte. Lustlos drehte sie sich auf die Seite und wollte weiter schlafen.
Doch da kam ihre kleine Schwester ins Zimmer und rief: „Schule, Schule, Schule!“
Toll, ihre kleine nervige Schwester freute sich auf die Schule und machte einen großen Auffuhr deswegen. Sie kam in die erste Klasse und hatte schon Wochen vorher Federmäppchen mit Stiften gefüllt und Bücher und Hefte in ihre neue Schultasche gestopft Annika selbst hätte noch am liebsten Ferien.
Paula, so hieß ihre Schwester, musste sich ducken, als Annika ihr Kopfkissen nach ihr warf. Es klatschte gegen die Wand und fiel zu Boden.
„Halt die Klappe!“
„Aufstehen!“, rief Paula munter und zog ihr die Decke weg.
„He!“ Annika zog die Decke wieder zurück, wickelte sich darin ein und drehte sich trotzig wieder auf die Seite.
„Du kommst noch zu spät!“
Sie zog an der Decke.
„Ist mir doch egal!“ Annika zog die Decke über den Kopf.
Ihre Schwester bekam einen Fußtritt ab. „Lass mich in Ruhe, du nerviges Biest!“
Paula wich einen weiteren Fußtritt aus und schüttelte den Kopf.
„Also, so geht das nicht!“
Ihre Schwester schnappte sich ihren Wecker, verstellte die Weckzeit und das Gerät fing wieder an zu piepsen.
„Mach das Ding aus!“, schrie Annika durch die Decke. Das Piepsen verriet ihr, dass ihre Schwester sich nicht beirren lies. Wütend schlug sie die Decke zurück. „Na warte!“
Einige Zeit rauften sie miteinander, bis ihre Mutter im Türrahmen stand. Sie sah müde aus, dicke Ringe zeigten sich unter ihren Augen. Ihre Haare waren ungekämmt und ihre Schminke vom vorherigen Tag hatte sie auch noch nicht abgewaschen.
„Paula geht frühstücken, Annika, du wäschst dich, ziehst dich an und machst dieses bescheuerte Ding aus!“
Annika fand ihre Mutter klasse. Sie versuchte nie, wie andere Mütter zu schlichten, sondern wieder Ordnung in den Alltag zu bringen.
Annika drückte ein zweites Mal den Knopf und ging dann ins Bad. Sie wusch sich das Make-up von letzter Nacht ab, kämmte sich ihre roten Haare und legte wieder Schminke auf. Kajal, Wimperntusche, Rouge und Lippenstift, dann war sie fertig. Sie ging in ihr Zimmer, um sich anzuziehen. Ihr Lieblingstop eine Jeans, darüber ein knallroter Rock. Annika zog immer Röcke an, auch im Winter, wenn es draußen kalt war. Es war ihr Markenzeichen. Deswegen wurde sie von ihren Freundinnen oft Rocki genannt.

Sie ging nach unten zum Frühstück, wo der Rest der Familie schon fast aufgegessen hatte. Ihr Vater las die Zeitung, ihre Mutter schmierte Pausenbrote und Paula kaute an einem Marmeladentoast.
Ihr Vater sah auf, als sie in die Küche kam.
„Kannst du dir nicht einmal was Anständiges anziehen?“, brummte er. Das sagte er fast jeden Morgen. Annika rollte mit den Augen.
„Lass sie, sie kann das selbst entscheiden“, sagte ihre Mutter. Ein triumphierendes Lächeln huschte über Annikas Gesicht, ihrem Vater entging das nicht.
„Schatz, schau dir das Kind doch einmal an! Die sieht ja aus wie…“
„Ich habe schon Mädels gesehen in ihrem Alter, die sahen schlimmer aus“, unterbrach sie ihn.
„Ich finde das cool“, meinte Paule und schluckte ihren letzten Bissen herunter.
Ihr Vater grunzte nur und murmelte etwas von der „Jugend heutzutage“ und versteckte sich wieder hinter der Tageszeitung.

Ein weißer Hirsch schimmerte an seiner Seite.

„Papi?“ Annika stockte der Atem.
„Hmmm?“
Der Hirsch war verschwunden. Annika schauerte. Vielleicht war alles nur Einbildung…
„WAS?“
„Nichts.“ Annika atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Das hast du dir nur eingebildet, sagte sie zu sich selbst, du bist nur noch nicht ganz wach…
Sie ging zu Kaffeemaschine und schenkte sich einen Kaffee ein. Wegen ihrer zittrigen Hände vergoss sie das heiße Getränk über ihre Hände.
„Autsch!“
Sie lies die Tasse fallen. Sie zerbrach nicht, worüber sie sich wunderte.
Ihr Vater hatte sich wieder der Zeitung zugewendet und hatte sie auch nicht weiter gefragt. Paula lies ihre Glücksmaus Kitty in ihre Schultasche gleiten und hatte von all dem nichts mitbekommen. Ihre Mutter trank Tee und hatte sich über einen Werbeprospekt gebeugt. Erleichtert atmete Annika auf.
Als sie sich nach der Tasse bückte, war er wieder da. Der weiße Hirsch stand genau vor ihr, aufrichtig und stolz. Sie hätte fast aufgeschrieen. Sie richtete sich auf und wich zurück. Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Das, was sie sah, war jenseits aller Vorstellungskraft. Es gabt KEINE weißen Hirsche, schon gar nicht hier in ihrer Küche.
„Mama!“, schrie sie. In dem Moment verschwand der Hirsch.
„Ja Schätzchen?“ Ihre Mutter hatte noch nicht einmal aufgesehen.
„Da war was weißes.“
„Was denn?“
Annika überlegte kurz.
„Ein Hirsch“, sagte sie schließlich mit fester stimme.
„Kann schon sein, kann schon sein“, kicherte ihre Mutter. Wollte sie Annika reinlegen, verspotten? Annika biss sich auf die Unterlippe.
„Nein, wirklich!“
Keiner reagierte. Nur Paula lächelte sie an. War es spöttisch oder verschmitzt? Annika konnte es nicht so genau sagen.
Das war seltsam. Annika erinnerte sich an viele Situationen in ihren Leben, wo sie glaubte nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben. Einmal hatte sich Annika, als sie sieben war, das Knie aufgeschlagen und ihre Mutter hatte eine Salbe draufgeschmiert, die die Wunde in nur einem Tag geheilt hat. Als sie neun gewesen war, glaubte sie in dem Zimmer ihrer Stimmen zu hören, obwohl sie doch keine Freundinnen zu sich eingeladen hatte. Als sie Paulas Zimmer betrat, sah sie gerade noch, wie ihr Plüschelefant wieder auf ihr Bett kletterte. Beim „Mensch-ärgere-dich_nicht“ hatte ihr Vater immer die Zahl gewürfelt, die er brauchte um zu gewinnen. Und warum der Rasen bei ihnen noch prächtig grün war obwohl es schon die ganze zeit fürchterlich heiß war und das Gras der Nachbarn schon längst braun war, konnte sie sich auch nicht erklären. Sie hatten noch nicht ein mal den Rasensprenger eingeschaltet.
Annika schenkte sich neuen Kaffee ein und nahm einen großen Schluck. Es ging ihr schon bald viel besser. Als sie ausgetrunken hatte stellte sie die leere Tasse in die Spülmaschine und schnappte sich ihre Schultasche.
„So Mama, ich muss jetzt los.“
„He, nimm Paula mit! Nicht, dass sie noch auf die Straße rennt.“
Annika fiel es besonders schwer, nicht die Augen zu verdrehen.
Paula trank noch einen letzten Schluck Kakao und gab ihrer Mutter einen Abschiedskuss. Sie versuchte es auch bei ihrem Vater, aber dessen Gesicht war stur hinter der Zeitung verborgen. Sie zuckte mit den Schultern und ging mit Paula zur Tür, wo der weiße Hirsch stand. Vor Schreck schrie Annika auf.
„Mama, sieh mal, da ist er wieder!“
Ihre Mutter sah sie an, verzog aber vorsorglich keine Miene. Paula schien erfreut.
„Hexe, Hexe“, rief Paula und lachte. „Hexe, Hexe!“
„Hör auf!“
Annika hatte auf einmal richtig Angst. Sie hatte das Gefühl, ihr Herz würde in ihrer Brust zerspringen. Jetzt legte ihr Vater sogar seine Zeitung bei Seite und sang mit: „Hexe, Hexe! Hexe, Hexe!“ Ihre Mutter sprang begeistert mit ein: „Hexe, Hexe!“
Die Tassen wirbelten aus ihren Schränken, rotierten rasend schnell um sie herum und begannen im Takt zu klirren und zu klimpern. Annika stand da wie erstarrt, die Augen weit geöffnet vor Angst und Entsetzen.
„Du bist auch eine Hexe! Ich habe es doch gewusst!“, rief Paula über das Geklimper und Geklirre hinweg, „Mama und Papa haben die ganze Zeit gedacht, du wärst nur ein Mensch. Aber das bist du nicht. Nur Hexen können den weißen Hirsch sehen. Du wirst jetzt zaubern lernen, so wie ich! Endlich müssen wir nichts mehr vor dir verheimlichen!“
„Nein!“, schrie Annika, ohne zu wissen warum. Sie wollte nur noch raus. Weg von diesen Verrückten. Sie rüttelte an der Haustür, sie war verschlossen. Annika trat einmal fest dagegen, ihre Eltern und ihre Schwester hatten wieder angefangen zu singen.
Der Hirsch stand neben ihr und stupste sie besänftigend an. Annika stieß ihn mit der Macht ihrer Verzweiflung weg. Der Hirsch stieg und traf sie mit den harten Hufen. Blut lief ihr den Unterarm herunter und tropfte auf den Küchenboden. Der Hirsch sah sie zornig an und verschwand. Dann wurde alles schwarz um sie und sie fiel ins Leere…

Der Wecker piepste wieder irgendwo in ihrem Zimmer. Annika konnte nicht aufstehen. Ihre Glieder waren so schwer… Paula kam in ihr Zimmer, suchte den Wecker, fand ihn und schaltete ihn aus. Annika stöhnte. Es war alles nur ein Traum, dachte sie und lächelte.
Ihre Mutter kam ins Zimmer. Sie trug einen Kessel und einen ausgefransten Besen.
„Guten morgen. Na, wie geht es dir?“
„Ganz gut.“
„Toll, dann können wir auch gleich anfangen.“
Annika erschrak. Sie schloss kurz die Augen und sah dann auf ihren Arm. Am Unterarm klebte Blut. Der Hirsch stand neben ihr. Kleine wesen flatterten im Raum, winzige Elfen und Feen. Es war doch kein Traum…
„Aufstehen, Hexe…“

 

Hallo Melaa!

Erst mal die Korinthen:

Auffuhr
Aufruhr

gestopft Annika
gestopft. Annika

Paula geht frühstücken,
Paula, geh frühstücken,

Sie wusch sich das Make-up von letzter Nacht ab
1. Das wissen wir schon
2. Ist das in der Familie üblich?

Ihr Lieblingstop eine Jeans
Ihr Lieblingstop, eine Jeans

Annika zog immer Röcke an, auch im Winter, wenn es draußen kalt war.
Mit der Jeans drunter spielt das wohl kaum eine Rolle

Paula

Der Anfang ist ziemlich langatmig, für einen Roman wäre das ok, aber bei einer Kurzgeschichte - da fragt man sich, was das alles soll und wo die Fantasy bleibt.

Wegen ihrer zittrigen Hände vergoss sie das heiße Getränk über ihre Hände.
Warum regt sie sich denn so auf, wenn sie glaubt, sie habe sich geirrt?

Paula lies
ließ

aufgeschrieen
aufgeschrien

jenseits aller Vorstellungskraft
Dann hat sie einen erstaunlichen Mangel an Fantasie

Hm, naja. Weder das Thema noch die Umsetzung begeistern mich sonderlich.
Immerhin gewinnt die Geschichte gegen Ende etwas an Fahrt. :hmm:

Nett fand ich immerhin, dass hinter der stockkonservativen Fassade des Vaters ein skuriler Magier wartet.

Grüße,
Garca

 

Hey Melaa!

Ich fand deine Geschichte recht gut. Dein Stil liest sich angenehm und ziemlich lebendig. :)

Am Ende dachte ich schon: Nein! Bitte keine "ich-hab-alles-nur-geträumt" Geschichte...war ja dann Gott sei Dank doch nicht so. :D

Insgesamt ein nettes kleines Geschichtchen! :)

Mfg
Odin

 

Hi,
danke für eure Antworten. Oh, oh...da hab' ich wohl ein paar Rechtschreibfehler übersehen. :bonk: Die habe ich aber verbessert, die Paule ist jetzt eine Paula und die Jeans ist wieder in ihrem Schrank verschwunden. ;)
Meine nächste Geschichte werde ich ein bisschen besser schreiben :thumbsup: !
Vielen Dank noch mal!
Eure Melaa :read: :rotfl: :read:

 

Hallo Malea, herzlich willkommen auf kg.de

Ich fand die Geschichte gar nicht mal schlecht. Den weniger realen Teil hast du gut eingeleitet. Allerdings kommt mir die Stimmung ebenso zu kurz wie die Auflösung der Situation. Die Stimmung am Anfang hast du gut eingefangen, dieses widerliche morgendliche Aufstehen. Später schwächelt das dann, weil du dem Text nicht genug Zeit lässt, sich zu entwickeln.
Die Auflösung finde ich schwach. "Wir sind alle Hexen, und du jetzt auch", und das alles in der wörtlichen Rede der kleinen Schwester. Ist dem Mädchen an seiner Familie nie was aufgefallen? War nie irgendwas seltsam? Oder geht sie blind und taub durchs Leben? Welche Bedeutung hat das Detail, dass sie immer Röcke trägt, für den Verlauf der Geschichte?
Du solltest den Text nicht abschreiben, sondern ihn noch mal überarbeiten. Guck, was wichtig ist für die Geschichte und was nicht. Die wichtigen Teile baust du aus, die unwichtigen kannst du streichen. Und bleib dran, nur durch Lesen und Schreiben kannst du dich verbessern.
gruß
vita
:bounce:

 

Hy Melaa and Welcome at kg.de

Im Groben kann ich mich vita anschließen. Der Anfang hat eine gut verdeutlichte Atmosphäre (die zusätzlichen Infos stören mMn gar nicht, verdeutlichen sie doch das Alltagsleben deiner Annika) :)

Der Mittelteil verliert dann leider.
Dadurch, dass die Situation (alle singen 'Hexe, Hexe') mit mal so abgedreht wird, spürt man sofort, dass es auf einen Traum hinausläuft. Dafür, dass es dann am Ende doch kein Traum ist, halte ich die Realität schlicht für zu verquer dargestellt.
Irgendwie, wie Illu schon treffend sagte:

Eine Doppelpointe, die doppelt nicht sitzt

Die Idee mit dem weißen Hirsch hat mir gut gefallen. Irgendwie passt es, dass er so gar nicht in diese Küche passt und trotzdem natürlich rüberkommt.
(keine Angst, das muss man nicht nachvollziehen können ;-] hehehe)

Eine recht nette Story für Zwischendurch, die mit ein etwas Überarbeitung bestimmt noch gewinnen könnte. :D

Gruß, Reddayk :smokin:

 

Hi Der Illusionist,
das mit dem Zimmer war eigentlich so gedacht:Als Annika ohnmächtig wurde ist sie in ihrem Zimmer wieder aufgewacht. Ich konnte mir schlecht vorstellen, dass ihre Eltern sie einfach in der Küche liegen lassen, sondern erst einmal in ihr Bett bringen.
Meine 2. geschichte war auch ein flop... :crying: Ich glaube morgen oder übermorgen ist die 3. fertig und die wird dann besser. :thumbsup: Ich bleibe auf jeden Fall dran!

Lieben Gruß,
Melaa :read: :rotfl: :read:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Melaa,

den Kritiken meiner geschätzten Vorgänger habe ich eigentlich nichts Wesentliches hinzuzufügen; auch ich fand die Geschichte ganz schön misslungen - entschuldige bitte die harten Worte.
Rein von der Logik her funktioniert sie einfach nicht: Alle in ihrer Familie sind Zauberer, und sie hat das noch nie bemerkt? Allein dieser Aspekt macht die Geschichte völlig unglaubwürdig.
Positiv: Für dein Alter schreibst du schon ganz gut.

Meine 2. geschichte war auch ein flop... Ich glaube morgen oder übermorgen ist die 3. fertig und die wird dann besser. Ich bleibe auf jeden Fall dran!
Nimm dir doch etwas mehr Zeit! Niemand zwingt dich, deine Geschichte innerhalb eines Tages fertigzustellen. Wenn du etwas mehr Zeit in die Umsetzung deiner Ideen investierst, wirst du mit Sicherheit bessere Sachen abliefern.

Liebe Grüße
131aine

 

hi Blaine,
ich habe heute auch schon bemerkt, dass das nicht ganz hinkommen kann mit Dienstag :Pfeif: . Ich habe mir jetzt die Fehler aufgeschrieben, die ich hier ständig mache und achte darauf, dass sie in den nächsten Geschichten nicht mehr vorkommen.

Lieben Gruß,
Melaa :read: :rotfl: :read:

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom