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Der Weitermacher

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10.09.2016
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Der Weitermacher

Emil versuchte einen Gedanken zu fassen, doch er entglitt ihm wieder und wieder. Er seufzte, starrte noch ein wenig ins Leere, während seine Hände bereits nach der Schachtel und den Streichhölzern tasteten. Das Zischen breitete sich in der Wohnküche aus, Emil steckte sich die De Olifant zwischen die Lippen und paffte. Kurz dachte er an den anstehenden Besuch bei Wigands Bekanntem. Ein beklemmendes Gefühl legte sich auf die Brust oder war es der Rauch? Er atmete aus. Dass er nicht gesund lebte, wusste er, doch was Ärzte bisweilen rieten und forderten, das wollte er gar nicht so genau wissen.

Es war noch nicht ganz elf, eine gute Zeit, um sich ins Café Carver aufzumachen, in dem sich jetzt noch ein guter Platz finden ließe. Emil packte ein Essay-Bändchen von Remo Bodei ein und durchsuchte ein paar Schubladen, bis er sich für eine Packung Perdomo entschied, die rauchte er nicht, die hatte Peter mal gekauft, aber weg mussten sie. Seit dem Krampf vor zwei Wochen – von dem er Astrid natürlich nichts erzählt hatte – kribbelte das rechte Bein und da kostete es einige Mühe, nicht zu humpeln, wenn andere es sehen konnten. Nicht, dass es ihm schlecht zu Gesicht gestanden hätte, im Gegenteil, Versehrtheiten waren allgemein ein Zeichen von Charakter und gelebtem Leben. Emil konnte selbst nicht sagen, weshalb er hier einen Unterschied machte. Vielleicht weil er den Arzt nicht sehen wollte, nicht wollte, dass sich Astrid oder die Söhne sorgten oder irgendwer, und wenn er es selbst wäre, auf die Idee kam, ihm schonend beibringen zu müssen, dass er gerade schlappmachte.

In der Straße sah man um diese Zeit alte Frauen mit kleinen Hunden. Emil hüstelte, röchelte, spuckte einen grauen Klumpen aus und sah nicht genauer hin. Er roch sich selbst nicht mehr, und da er das Old Spice nicht roch, schloss er daraus, dass er es vergessen haben musste. Das war an sich kein Problem – zumindest für ihn nicht – doch in letzter Zeit hatten einige Gäste sich über seinen Geruch beschwert. Zwar wusste Emil, dass er in Sachen Loyalität beim Carver ein dickes Konto hatte, das sich an seiner Stammkundenschaft, vor allem aber an der Gesellschaft Wigands, des Inhabers, bemaß, doch wollte er nicht, dass man ihn dort irgendwann anders ansah. Jemand wie Peter mochte gerne als Hobo durchgehen, der dann im Gesprächsverlauf damit überraschte, dass er nicht nur stank, sondern auch Literaturprofessor war. Das verlieh ihm sogar Tiefe in den Augen mancher. Emil aber konnte schon lange nicht mehr mit solchen Trümpfen aufwarten. Sein letzter Erfolg lag um Jahre zurück und niemand, wirklich niemand suchte aktuell nach einem Agenten für die Literatur alter, weißer Männer. Emil fasste sich in die Hose, um ein klebriges Gefühl loszuwerden. Er furzte und räusperte sich. Das Bein kribbelte wieder und die Finger in den Manteltaschen tasteten nach den Perdomo.

Als er es schließlich zum Carver geschafft hatte, war es halb zwölf. Er übertrat die Schwelle, drückte sich durch den Ledervorhang und atmete Kaffee- und Honignoten, Gebäck und Frühstückseier, Zeitungspapier und Pfeifentabak. Die Neue, die sicherlich bereits wusste, wer er war, nahm ihm Mantel und Hut ab. Emil presste die Ellbogen an den Leib, um die Achselhöhlen zu verschließen, als würde das etwas nützen. Er versuchte die Lippen hochzuziehen, aus treuen Augen zu schauen und etwas Geistreiches zu sagen, doch alles was herauskam, war: „Jap.“ Zumindest das Lächeln bekam er hin und ein dreifaches zurück aus ihrem Gesicht. Zum Glück würde er nicht bestellen müssen. Es war schwer genug, sich eine Zeitung aus dem Ständer zu greifen und sich auf einen der freien Plätze am Fenster komplimentieren zu lassen. Erst als man ihm Kaffee und Rührei brachte und sich das Streichholz unter der Perdomo entzündete, konnte er durchatmen.

Es war gegen eins, als er fertig gefrühstückt und etwa drei Seiten eines Essays mit dem Titel ‚Holz und Stein‘ gelesen hatte. Da fiel es ihm ein. Dass Donnerstag war und Wigand ihn wegen Jagdangelegenheiten heute nur bis halb drei empfangen würde. Hastig ließ er sich Rechnung und Amarettini kommen, bis er es aus dem Carver geschafft hatte, verging eine weitere halbe Stunde.

Die Gegend, in der Wigand sein Lager hatte, war eine mit schmutzigem Pflaster, einigen Dönern und deutschen Kneipen sowie einer erstaunlichen Dichte an Spielotheken und Textilpflegegeschäften. An der Einfahrt gab es kein Klingelschild, nur einen roten Knopf. Emil rauchte. Er verspürte den Drang zu kacken, wusste aber, dass es bei Wigand kein Klo gab. Notfalls würde er es kaschieren können, so lange man es nicht durch die Hose roch. Er drückte den Knopf und wartete.
Nach einer Weile öffnete sich das Einfahrtstor. Wigand kam vergnügt auf ihn zuspaziert. Er hatte die Ärmel hochgekrempelt, das dunkelgraue Haar nach hinten gekämmt und sah mit der schwarzen Hornbrille bald wirklich wie ein zweiter Scorcese aus. Emil nahm den Duft von Quitten wahr.
„Na, mein Junge“, sagte Wigand.
„Na, du Jagdhund“, erwiderte Emil.
„Was ist das?“ Wigand deutete auf den Zigarillostummel in Emils Hand.
„Perdomo.“
„Ich dachte, du bist De Olifant.“
„Dachte ich auch“, sagte Emil.
Wigand lächelte freundlich. „Was brauchst du?“

Das Lager befand sich im Souterrain eines kleinen Innenhofes. Als sie die Treppenstufen hinabstiegen, konnte Emil nicht mehr an sich halten. Mit jeder Stufe breitete sich ein warmes, weiches Gefühl in seiner Hose aus. Zwei Mal war das schon passiert und beide Male hatte Emil sich geschämt, es aber auch auf den allgemeinen Zustand seines Körpers schieben, sich verzeihen und es ignorieren können.
Sie betraten einen Raum, dessen Gerüche ohnehin alles andere überdeckten. Holzfässer lagerten hier, neben Pata-Negra-Schinken, Körben randvoll mit Quitten gefüllt und Regalen voll verkorkter Flaschen goldbraunen Inhaltes. Zwei Kühltruhen surrten.
„Die gehen alle Sonntag raus“, sagte Wigand und zeigte auf eine Reihe von vielleicht zehn Schinken.
„Ich brauch was für meinen Sohn“, sagte Emil. „Hat Geburtstag.“
„Wieviel?“
Emil war auf diesen Moment vorbereitet. Um vor Wigand nicht wie ein armer Schlucker dazustehen, hatte er sich alles in Hunderteuroscheinen ausgeben lassen und es in die Manteltasche gesteckt, als wäre es Taschengeld. Er zog das kleine Bündel heraus und zählte drei Scheine ab.
„Dreihundert?“, fragte Wigand.
„Muss nichts Großes sein“, sagte Emil.
„Eine oder zwei?“
„Was hast du denn?“
„Einen Iren oder …“, Wigand legte die Hand auf ein kleineres Fass mit roter Aufschrift. „Island. Kostet dich fünf. Sagen wir vier und du gibst mir später einen aus. Oder zwei.“ Er lachte schallend.
„Machen wir“, sagte Emil leiser als gewollt und räusperte sich. Er überlegte, was es brachte, Wigand im eigenen Geschäft einen auszugeben.
„Sag mal, was riecht hier eigentlich so übel?“, fragte Wigand.
„Bin vorhin in was reingetreten.“
„Emil, mein Emil. Du lässt dich ganz schön geh’n in letzter Zeit.“ Wigand lächelte. „Macht aber nichts. Geht jedem mal so.“
Emil nickte verständig.
„Warst du jetzt mal beim Doc?“
„Morgen“, sagte Emil.
„Mach das. Der Fritz ist anders. Da brauchst du nichts befürchten.“
„Ich dank’ dir, mein Freund.“
„Ja, ja.“ Wigand trat einen Schritt zurück. „Ich muss los. Soll ich dir ein Taxi rufen?“
„Wo fährst du denn lang?“, fragte Emil.
„Nicht in deine Richtung.“

Als er es roch, beschwerte der Taxifahrer sich und wollte ihn rauswerfen.
„Gibt ein Trinkgeld“, sagte Emil, und das wirkte wie so oft Wunder.
Der Mann fuhr ihn noch bis zum Gibberish. Emil hatte nicht vor zu trödeln. Außerdem war Frank von seinen Kunden Schlimmeres gewohnt als den Geruch von Scheiße.
An einen Poller gelehnt steckte Emil sich eine weitere Perdomo an. Er musste nach Hause, sich waschen, zwei Takte mit Astrid reden, vor allem ein Nickerchen machen, bevor Peter ihn um halb acht abholte.

Die Türglocke schellte und Frank, die Lolo-Pipe im Maul, breitete die Arme aus.
„Emil!“
„Frankchen.“
„Du willst was abholen.“
„Richtig geraten.“
Frank schüttelte den Kopf. „Die Hurensöhne.“
„Wer?“
„Vorhin. So ein paar junge. Fragen nach meinen Preisen, tippen alles in ihre Handys und dann sayonara.“
„Die Hurensöhne. Aber Frankchen. Du weißt ja, ich mach’ so was nich’ …“
„Deswegen mag ich dich auch. Und jetzt such’ ich dein Buch.“
Emil spürte wie es seine Innenschenkel warm hinabsickerte, wieder begann das rechte Bein zu kribbeln. Frank verschwand im Zimmer hinterm blauen Vorhang. Nur noch ein paar Minuten musste er sich zusammenreißen. Als Frank endlich auftauchte, entschuldigte Emil sich, bezahlte kurz angebunden und verließ das Gibberish mit einer makelosen Erstausgabe von Faulkners As I Lay Dying.

*​

Für Astrid konnte das kein Problem sein. Sie hatte lange Zeit ihren dementen Vater gepflegt. Außerdem fielen ihr Dinge leichter als ihm. Emil ging sich duschen, bekam eine frische Unterhose, ein frisches Unterhemd. Jetzt saß er da, rauchend. Eine Guantanamera. Nie wieder würde er eine Perdomo in den Mund nehmen. Er stützte sich aufs rechte Bein, spürte nichts. Vielleicht bildete er es sich nur ein, doch das Bein kam ihm dunkler vor als sonst. Wie eine zuckerschwere Frucht. Kurz davor vom Ast zu blättern.
„Deine Hose“, sagte Astrid und legte sie ihm auf den Tisch.
Emil paffte in ihre Richtung.
„Ich leg’ mich hin.“
„Gut, ich fahr’ auf den Friedhof.“
„Kochst du?“, fragte er.
„Ich hab was im Topf. Kannst dir was nehmen. Aber Peter kriegt nix.“
„Wieso?“, fragte Emil und drückte die Zigarillo in den Aschenbecher.
„Ich bin nicht seine Mutter.“
„Gut“, sagte Emil. „Gut.“ Vielleicht sagte er es noch ein drittes Mal.

Als es an der Tür klingelte, war es dunkel. Emil saß noch immer in Unterwäsche auf seinem Stuhl. Schnell erhob er sich, um Peter zu öffnen.
„Peterchen!“
„Ich dachte du machst nie auf.“
Sie umarmten sich.
„Alles gut?“, fragte Peter und trat einen Schritt zurück, um ihn zu begutachten.
„Bin eingeschlafen.“
„So so“, sagte Peter. „Zieh dich an, wir geh’n los.“

Eine halbe Stunde später hatte Emil Hose, Socken und Hemd angezogen und zwei Gläser auf den Tisch gestellt.
„Was Neues von Wigand“, sagte er. „Island. Eigentlich für den Kleinen gedacht.“
„Für Robert?“, fragte Peter
„Nee, der kriegt doch von mir nichts in den Arsch geblasen, weißt du doch.“
„Macht ja auch sein Freund schon.“ Peter lachte heiser.
„Halt ’s Maul.“
„Is’ doch nur Späßchen. Für Sebastian also“, sagte Peter.
Emil goss ihnen je einen großzügigen Schluck ins Glas. Peter ein bisschen mehr.
„Salute!“
„Cheers.“

Im blauen Kormoran erwartete man sie bereits. Wigand und Jagdkollege Biller saßen am Tresen. Man gesellte sich dazu, bestellte Lagavulin, Gewürzgurken und Belle-Iloise-Sardinen mit Brot. Emil mochte die neue Barfrau nicht, ihre direkte, zugewandte Art schüchterte ihn ein. Die Jäger erzählten vom Abschussbock und Wigand klopfte Biller in regelmäßigen Abständen auf die Schulter. Kurz fragte Emil sich, ob er nicht Chancen hätte, noch mit dem Jagen anzufangen. Auch Peter spendete Anerkennung, versuchte schließlich ein Gespräch über die Jagdkultur im Mittelalter zu etablieren, scheiterte aber an den diversen Ausführungen Wigands über das Abschwarten und Zerlegen. Wenn es um das Jagdthema ging, waren sie alle dankbare Zuhörer. Da machte es nichts aus, dass Wigand sie belehrte und aufklärte wie ein älterer Bruder, der wusste, wie man mit Feuer spielt. Alles drehte sich um die Jagd. Die Barfrau hielt ihnen ungefragt und ohne das Gespräch zu stören einen geöffneten Humidor hin. Wigand bediente sich, ohne seine Zuhörer aus den Augen zu verlieren, Peter und Biller lehnten ab. Da die Barfrau den Humidor vor allem Wigand und Biller präsentierte, musste Emil sich vorbeugen, um danach greifen zu können. Wigand besaß eine Zigarrenschere und weil Emil nicht wusste, wie man damit umging, reichte er Wigand die Zigarre, um es sich zeigen zu lassen. Sie entzündeten lange Streichhölzer und Emil überlegte, ob das eine gute Gelegenheit wäre, den Kauf der Erstausgabe von As I Lay Dying anzubringen. Doch Wigand kam ihm zuvor.
„Was sagt Blondie, als er mit Tuco in der Kutsche sitzt? Well, after a meal, there's nothing like a good cigar.“
Emil hob die Zigarre, obwohl er das Zitat nicht kannte.
„Auf Deutsch“, sagte Wigand. „Mach ein paar kräftige Züge, dann kannst du gut kacken.“
Wigand und Biller brachen in schallendes Gelächter aus. Noch während sie lachten und die Barfrau sich vergnügt und unwissend nach ihnen umdrehte, knallte Emil einen Fünfzigeuroschein auf den Tresen und bemühte sich vom Hocker zu kommen. Peter wollte ihn aufhalten, doch Emil schüttelte ihn ab und humpelte zum Ausgang.

Als er im Bett lag und Astrids ruhige Atmung neben sich vernahm, wollte er sich bei ihr für was auch immer entschuldigen, ihr aussprechen, wie dankbar er ihr war und wie sehr er sich selbst hasste – er wollte, dass sie ihm all seine Unzulänglichkeiten nachsah, ihn in den Arm nahm und streichelte. Kurz überlegte er, sie aufzuwecken. Stattdessen drehte er sich zur Seite. Es graute ihm davor, Wigands Arzt zu besuchen, seine Söhne zu treffen oder sich Peters und Wigands Beschwichtigungen anzuhören, während er gleichsam weiter in ihrem Ansehen sank. Etwas roch nach Urin und Emil versicherte sich, dass er es nicht selbst war. Die Jalousin warfen Sprenkel weißen Laternenlichts ins Zimmer. Ein Stapel Bücher auf der Fensterbank erinnerte ihn an Kubricks schwarzen Monolithen. Emil merkte, wie alle Kraft mit einem Mal aus seinem Körper wich und jeder Schmerz verblasste. Er tat einen langen Atemzug.

*​

Astrid war bereits aus dem Haus, als er erwachte. Sie verbrachte neuerdings viel Zeit auf dem Friedhof, bei ihrem Muttchen oder ihrer alten Schulfreundin Grete. Außerdem besorgte sie die Einkäufe, traf die Söhne oder eine Freundin auf Kaffee und Kuchen. Emil erschrak, als er merkte, dass sein Bein wie eingeschlafen war. Wie ein Fremdkörper hing es an seinem Rumpf. Mit einiger Anstrengung hievte er sich und das Bein aus dem Bett, versuchte aufzutreten, stolperte und schlug sich den Kopf am Nachttisch auf. Es war ein feiner Riss. Das Blut lief ihm ins Auge und tropfte auf den Teppichboden, dessen Fasern es augenblicklich aufsaugten. Eine Weile verharrte er im Knien, den Oberkörper auf die Arme gestützt und keuchte. Schließlich wuchtete er sich auf den Rücken. Mit beiden Händen massierte er das taube, dunkle Bein. Als das nichts half, kroch er aus dem Zimmer und zur Diele, wo er eine Krücke vermutete. Anderthalb Stunden verbrachte er damit, sich auf die Beine zu helfen, die Wunde zu waschen, mit einem Pflaster zuzukleben und sich auf einem der Stühle in der Wohnküche niederzulassen. Er sehnte sich nach Astrids Beistand. Das Telefon klingelte mit Mozarts Zauberflöte. Sicherlich Peter oder Wigand. Emil ließ es klingeln. Mittlerweile fühlte er sich in der Lage, die Schubladen nach etwas Rauchbarem zu durchsuchen, scheinbar hatte Astrid vergessen, die De Olifant nachzukaufen. So musste er sich schließlich mit der angebrochenen Schachtel Guantanamera begnügen. Endlich war die La Marzocco heiß. Emil zog sich einen Espresso, goss heißes Wasser dazu. Sähe Wigand ihn jetzt, er hielte ihn für einsichtig, für willens, der Härte des Lebens und der Ungerechtigkeit des Sterbens zu trotzen. Emil versenkte einen Zuckerwürfel in seinem Americano und nahm einen Schluck.

Die angebrochene Flasche des Vierhundert-Euro-Isländers in einem Stoffbeutel verließ Emil das Haus. Er hatte nicht auf die Uhr gesehen, doch auf der gegenüberliegenden Straßenseite ließen sich in diesem Augenblick zwei kleine, nicht minder an den Leinen ihrer Besitzerinnen zerrenden Hunde gegenseitig an ihrem Hinterteil schnüffeln. Das einfahrende Taxi versperrte die Sicht auf die Szene. Emil beschnupperte die Luft, um etwaige Unannehmlichkeiten mit dem Taxifahrer von vornherein zu vermeiden. Der Mann stieg aus und half ihm in den Wagen, legte ihm die Krücke auf den Schoß. Emil bedankte sich.
„Rosenstraße 15.“
Sie fuhren los.

Emil drückte das Klingelschild ein drittes Mal durch. Endlich knackte es in der Gegensprechanlage.
„Papa hier“, sagte Emil.
Es surrte und die Tür entriegelte sich.
Emil drückte ein viertes Mal.
„Ja?“
„Kannst du bitte runterkommen?“
„Wieso?“
„Kannst du bitte runterkommen?“, sagte Emil etwas lauter.
Kurz darauf kam Sebastian das Treppenhaus heruntergepoltert. Als er die Krücke und das Pflaster auf Emils Stirn sah, erschrak er, was Emil gefiel. Emil erklärte beiläufig, dass das nichts sei, dass er sich den Fuß verrenkt und den Kopf an einem zu niedrig angebrachten Regal gestoßen habe. Sofort bot Sebastian seine Hilfe beim Anpassen des Regals an, aber Emil winkte ab.
„Hier. Alles Gute, mein Großer.“ Er reichte ihm den Stoffbeutel.
Sebastian nahm die Flasche heraus und schaute ihn fragend an.
„Isländer“, sagte Emil feierlich.
„Du weißt, das ich nichts trinke.“
„Mann, das ist ein Vierhundert-Euro-Whisky. Da kannst du doch mal einen trinken mit deinen Freunden.“
„Mann, Papa“, sagte Sebastian.
Emil versuchte die Situation, den Gesichtsausdruck Sebastians und seine eigenen Gefühle zu deuten.
„Ist der schon offen?“, fragte Sebastian endlich.
„Sei mal nich’ wie dein Bruder. Wir trinken jetzt einen.“
„Vergiss es“, sagte Sebastian.
„Du willst also mit deinem Vater keinen Vierhundert-Euro-Whisky trinken?“
„Weißt du, Emil. Verpiss dich einfach.“
Der selbstschließende Automatismus der Tür erlaubte es Emil für die nächsten zwanzig Sekunden seine Hand danach auszustrecken, sie aufzuhalten. Wie gebannt starrte er Sebastian nach, die Flasche in der linken Hand, die Krücke in der rechten, und da war die Tür auch schon zugefallen.
Er drehte sich um, der Taxifahrer wartete. Als Emil ihm winkte, kam er an und half ihm beim Einsteigen. Sebastian würde sich wieder beruhigen. Das tat er immer. Warum nur waren die jungen Leute heutzutage so furchtbar steif?
„Hohenstaufen 35.“
„Sie können aber zahlen, oder?“, fragte der Taxifahrer.
Emil wedelte mit einem Fünfzigeuroschein.
Sie fuhren.

Nach einem kurzen Abstecher bei einem Discounter erreichten sie einen luxuriösen Neubau, der Emil in seiner ganzen Erscheinung an ein iPhone denken ließ. Astrid hatte ihn hierum gebeten. Die Whiskyflasche ließ er im Auto und packte stattdessen Salz und Quinoa-Brot in den Beutel. Der Taxifahrer erkundigte sich, ob er noch mehr als die fünzig Euro dabeihabe, falls er wieder warten und es danach weitergehen solle.
„Guter Mann“, sagte Emil. „Sie bekommen ein Trinkgeld.“
Der Taxifahrer half ihm aus dem Wagen und geleitete ihn sogar zur Tür.
Emil sah sich selbst in der Spiegelung einer runden Kamera über dem Klingelschild. Die Klingel selbst ließ sich nicht durchdrücken, eine Berührung genügte scheinbar.
„Papa?“, fragte Robert.
„Wahrscheinlich“, antwortete Emil.
„Im vierten Stock.“
„Warte. Warte. Ist der Lukas da?“
„Nee, der ist gerade laufen.“
„Gut, dann komm ich hoch. Gibt ’s einen Fahrstuhl?“
„Klar. Schick’ ich runter.“
„Gut.“

Robert reagierte, wie Sebastian bereits vor ihm reagiert hatte: erschrocken. Emil erklärte, er sei eben nicht aus Zucker. Als Robert ihm dann ernsthaft empfahl mit dem Rauchen und Trinken aufzuhören, konnte er nur den Kopf schütteln.
„Du hast keine Ahnung, Junge“, sagte er. „Aber macht nichts.“
Er reichte ihm den Beutel hin.
Behutsam entnahm Robert Salz und Brot.
„Danke, Papa.“ Seine Augen wurden glasig.
Er wollte Emil umarmen, doch der wehrte ab.
„Siehst doch, dass ich mit Krücke gehe.“
„Natürlich“, sagte Robert.
„So, jetzt muss ich wieder. Taxi wartet.“
„Willst du dir die Wohnung nicht anschauen? Du kannst auch was mit uns essen. Der Lukas …“
„Nee, nee, lass mal. Nimms mir nicht übel, aber nee.“
„Ja“, erwiderte Robert nur.
„Also, mein Junge. Wir sehen uns dann mal wieder.“
„Ja“, sagte Robert. „Soll ich dich nach unten bringen.“
„Fahrstuhl krieg’ ich noch selbst hin“, sagte Emil. „Also. Glückwunsch zur Wohnung.“
„Danke, Papa.“

„Alles okay?“, fragte der Taxifahrer.
„Wieso?“, antwortete Emil.
„Ihr Gesicht. Sie sehen nicht gut aus, um ehrlich zu sein.“ Er drehte den Rückspiegel so, dass Emil sich darin sehen konnte. „Soll ich Sie zu einem Arzt fahren?“
Emils Augenlid und Mundwinkel hingen, als hätte man ein Lot daran befestigt.
„Scheiße“, sagte Emil.
„Also ein Arzt?“
„Da geht ’s jetzt sowieso hin. Manteuffelstraße 7.“

„Soll ich noch mal warten?“
„Sie können mir aussteigen helfen“, sagte Emil.
Der Mann half ihm hinaus. „Sieht nicht nach einem Arzt aus.“
„Das ist meine Sache“, sagte Emil. Er zog zwei Fünfziger aus der Manteltasche und hielt sie ihm hin.
„Und das Trinkgeld?“
„Ist mit drin.“
Der Mann grapschte nach den Fünfzigern. Er nannte Emil einen Geizhals, stieg in seinen Wagen und schlug die Tür zu. Emil steckte sich eine Guantanamera zwischen die Lippen. Paffend besah er sich das Wohnhaus. So hatte Wigand es beschrieben.
„Der Fritz ist anders“, wiederholte er Wigands Worte leise. Und dann: „Ach, scheiß drauf.“

Das erste Mal in seinem Leben bestellte Emil sich eine Milch mit Honig.
„Mit Zimt?“, fragte die Junge.
„Nein, mit Honig“, sagte Emil.
„Und das Ei und der Kaffee?“
„Das auch“, sagte Emil.
Es war gegen halb drei, als Wigand das Café betrat. Als er Emil sah, runzelte er die Stirn, schüttelte den Kopf und setzte sich vorne an den Tresen.
„Komm rüber, du Penner!“, rief Emil.
Einige Gäste schauten sich um.
Wigand kam an seinen Tisch, baute sich vor ihm auf.
„Was is’ eigentlich los mit dir?“, fragte er.
„Ihr habt mich ausgelacht.“
„Ich hab’ keine Ahnung, wovon du sprichst. Aber dein Gesicht hängt runter, Mann. Du brauchst einen Arzt.“
„Scheiß auf dich und deinen Arzt. Du willst eh nur mein Geld. Bist doch gar nicht interessiert an Freundschaft.“
„Emil. Erzähl mir nichts über Freundschaft.“
„Ach, scheiß auf dich und Biller und scheiß auf diesen Fritz.“
„Wie du willst.“ Wigand trat vor ihn, packte ihn am Mantel und zog ihn hoch. Er sah die Krücke, drückte sie Emil in die Hand und schob ihn, wobei er ihm den Daumen in eine schmerzhafte Stelle am Rücken bohrte, aus dem Laden.
„So, Freundchen. Das Carver ist für dich geschlossen. Und im Kormoran brauchst du dich auch nicht mehr blicken lassen.“
„Mir egal“, zischte Emil. „Ich brauch’ dich nicht.“
„Gut. Dann sind wir ja fertig. Und jetzt geh’ sterben.“ Wigand wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn, drehte sich um und verschwand hinterm Vorhang.
Emil rieb sich die schmerzende Rückenpartie und machte sich auf den Weg. Es hatte etwas Gutes, mit Wigand gebrochen zu haben. Er würde ein besseres Café finden, eine bessere Kneipe und bessere Freunde. Als erstes würde er sich am Zigarrreneck eine Schachtel De Olifant kaufen. Die helle Nachmittagssonne blendete ihn. So lange er atmen und mit einer Krücke gehen konnte, würde er seine Angelegenheiten auf seine Weise erledigen. Niemand würde ihm vorschreiben, welche Marke er zu rauchen, welchen Sohn er zu lieben und welche Freunde er zu achten hatte. Noch häufiger sah man Emil hier und dort. Mit einer Krücke oder zwei. Rauchend oder trinkend. Stinkend. Im Café Z saß er zuletzt meist zur Mittagszeit und las in einem Buch, das aussah wie aus einem Museum entwendet. Eine Erstausgabe, erzählte ein Kellner irgendjemandem, den es eigentlich gar nicht interessierte. Manchmal sah es aus, als studierte Emil eine Anleitung. Als belese er sich in Vorbereitung auf etwas sehr Wichtiges. Das aber schien, weshalb auch immer, noch in weiter Ferne zu liegen.

 

Hallo @Carlo Zwei !

uff, ich weiß jetzt gar nicht, wie ich beginnen soll. Denn tatsächlich fällt es mir superschwer, deinen Text einzuschätzen. Das mag vielleicht daran liegen, dass ich nicht so richtig weiß, wohin er eigentlich will. Eher witzig, eher humor, eher Tragikkomödie, eher eine Beschreibung des inneren Verfalls eines Menschen, der über seinen Verfall frustriert ist und sich Jagd und Zigarren und Whiskey hingibt. Der sich selbst egal geworden ist. Ich glaube, der Antrieb deiner Story liegt in Emils Versuch, seinen körperlichen und psychischen Verfall - oder sind es typische Alterserscheinungen? - zu verbergen, etwas zu spielen, was er nicht ist. Das kann dramatisch, witzig, satirisch oder bitter geschrieben werden. Emil, der Prota - er will nicht lächerlich wirken, dabei ist er das doch. Aber lächerlich kann er nur wirken, wenn Selbst- und Fremdbild so weit auseinander liegen, dass es absurd wird. Will er den großen Macker markieren? Den echten Kerl? Oder hat er vergessen sich zu kalibrieren: Er wird alt, vom Mittelpunkt ist er an den Rand des Café Carvers gerückt, nicht Tabak sondern Blutdrucktabletten sollten jetzt wichtig werden. Die - okay, ich benutze das Wort - Gesellschaft urteilt ja hart über die Aufgaben, die mit bestimmten Altern einhergehen. Vielleicht nach dem Bildungsabschluss die stärkste Norm, mit der über Menschen gewertet wird. Emil ist einfach zu alt für Café Carver und Marzocco, seine Lunge verbraucht. Seine Aufgaben wären jetzt andere: Vielleicht ein Rückblick auf das Vergangene. Das Erreichen einer gewissen Grundzufriedenheit über das, was er geschafft hat. Ich glaube, dass das ein Spannungs- und Dramabogen sein könnte, an dem dein Text besser Halt findet. Was mir ein bisschen gefehlt hat, war eine gewisse Wuchsrichtung. Man sieht viele Motive angedeutet, Alter, Lächerlichkeit, die Dissonanz zwischen Selbst- und Fremdbild, Vergeblichkeit. Aber der Text plätschert ein bisschen und wächst mehr in die Breite als in die Höhe. Kurzum: Emil bewältigt nichts. Und Emil wird auch von nichts überwältigt.

Recht unbefriedigend finde ich das Ende. Emil scheint einen Schlaganfall zu erleiden, motzt herum, wird wütend, wird des Carvers verwiesen. Er wird peinlich und er ist den anderen peinlich und sich selber ist er vollkommen egal, er ignoriert das Symptom. Hm, irgendwie wirkt das alles auf mich zu gewollt. Sorry für das harte Wort. Das ist dieses Zeigen-Wollen. Aber du schreibst eine Geschichte über Frust, über eigene Sorge, über etwas, das man sein will, aber nicht kann, über die Wut aus der Vergeblichkeit über das, was man ja erreichen wollte.

Vielleicht macht es Sinn, den einzelnen Szenen einfach etwas Raum zu geben. Vielleicht Astrid streichen, die Kinder nur am Rande vorkommen lassen, das Café und Wigand wirken lassen, ihnen auch Textraum geben. Vielleicht auch mal schreiben, ohne sich auf bestimmte Symbole zu konzentrieren. Die Kacke, die ihm herunterläuft, ich weiß gar nicht, ob das so passt. Andererseits wäre es in einem wilderen, humorvollen Text vielleicht passender. Ich weiß es nicht. Wie gesagt, auf mich wirkt dein Text noch frisch, ein Text, aus dem vieles entstehen kann. Ein bisschen auf ADHS, ganz viele Eindrücke und hier - und da! - und da vorne! - da ist doch noch ein kleines Nebengleismotiv (wie das des trinkenden Literaturprofessors). Ein paar Anmerkungen:

Emil drückte den Rücken durch, um nicht wie ein Buckliger dazusitzen. Er hatte die Arme auf dem Tisch aufgelegt, als würde ihm gleich jemand einen Teller vorsetzen. Die La Marzocco brummte leise und Emil versuchte, einen Gedanken zu fassen, doch er entglitt ihm wieder und wieder.
Vielleicht kannst du die Sätze ein bisschen straffen.

Emil drückte den Rücken durch. Eine La Marzocco brummt leise, ein tiefer Bass, der sich beim erfahrenem Inhalieren (Paffen, Einatmen?) verstärkt. Früher konzentrierte er sich auf das Geräusch des Verbrennens, das Knistern vom Tabak, der schwache Wind der Rauchfäden. Marzocco. Man erschrak vor dem Z, ich möchte eine Marzocco, das war eine Ansage, aber Emil grübelte: Sprach er noch aus dem Selbstvertrauen eines Menschen, der wusste und tat oder aus der Unsicherheit, aus diesem nagenden Gefühl, es allen noch zu zeigen?

Den Anfang könntest du in das Café verlegen. Vielleicht "kompaktiert" das den Text. So ein bisschen nostalgic touch, ein bisschen altmodisch vielleicht, oder auch das, was man in der Restaurantfachszene als shabby chic bezeichnet, eine Einrichtung, die ihre besten Jahre hinter sich hat (es gibt in Berlin, in Charlottenburg, einige sehr günstige Hotels, in denen seit den 70er Jahren nur die Preise, nicht das Interieur angepasst wurde, was einst luxuriös, ist jetzt übergünstig, aber das Blattgold an den Türgriffen ist übelst abgenutzt).

Es war noch nicht ganz um elf, eine gute Zeit, um sich ins Café Carver aufzumachen, indem sich jetzt noch ein guter Platz finden ließe. Emil packte den Laptop sowie ein Essay-Bändchen von Remo Bodei ein und durchsuchte ein paar Schubladen, bis er sich für eine Packung Perdomo entschied, die rauchte er nicht, die hatte Peter mal gekauft, aber weg mussten sie.
Vielleicht einfach: Kurz vor elf. Du könntest auch über die guten Plätze schreiben. Dein Text möchte ein Setting beschreiben, er gestattet Details über das Café Carver. Das Essay-Bändchen wirkt auf mich zu konzentriert, zu detailliert. "weg mussten sie", das würde ich streichen, klingt unschön.
Emil konnte selbst nicht sagen, weshalb er hier einen Unterschied machte. Vielleicht weil er den Arzt nicht sehen wollte, nicht wollte, dass sich jemand ernsthaft sorgte – besonders nicht Astrid oder die Söhne –, vor allem aber, weil er nicht wollte, dass irgendwer, und wenn er es selbst wäre, auf die Idee käme, ihm schonend beibringen zu müssen, dass er gerade schlappmachte.
Ist ja keine unwichtige Stelle. Er will sich anders geben, als er ist. Emil wird alt, Emil hat körperliche Probleme, die Sinnesorgane sind abgeschliffen und dann ist da dieser Druck auf der Brust, dieses Weg-Denken seiner Probleme. Vielleicht kannst du ja das Schlappmachen dichter ausmalen. Wie stellt er sich das vor, das Schlappmachen, wie sieht das aus, wenn der Wigand seufzt, die Hand reicht? Vielleicht kannst du auch ein paar Abschwächungspartikel streichen, "besonders", "gerade". Lieber zwei kurze Sätze als einen langen, Nebensätze reduzieren. Das fasst den Text, strafft ihn und macht ihn kompakter.
Die Gegend, in der Wigand sein Lager hatte, war eine mit schmutzigem Pflaster, einigen Dönern und deutschen Kneipen sowie einer erstaunlichen Dichte an Spielotheken und Textilpflegegeschäften.
Aber Emil scheint nicht der einzige zu sein, der sozial abgestiegen ist. Auch Wigand gehört dazu, Wigand, der Mann mit einem Lager an allerlei teuren Lebensmitteln. Vielleicht zwei, drei Sätze zu deinen Charakteren ... auf mich wirkten die Figuren noch ein bisschen zufällig, ein bisschen bunt in den Raum gestreut. Wigand, Peter, seine Kumpels einerseits, vor denen er sich schön präsentieren muss. Dann Astrid, seine Frau, die bemerkenswert neutral auf mich wirkte, die einfach da ist, wie sie da zu sein hat. Die Kinder schließlich, die auch aktiv sprechen, denen der eigene Vater peinlich ist. Einfach so seinem Sohn einen 400-Euro-Whiskey schenken ... naja, wer macht das denn. Jemand, der irgendwie das Gleichgewicht verloren hat, der nicht mehr weiß, wie man sich richtig verhält.

So, ich belasse es jetzt mal dabei, damit ich wenigstens etwas dazu geschrieben habe =) Ich hoffe, ich war nicht zu hart!

Lg aus Leipzig,
kiroly

 

Nicht weil es ihm schlecht zu Gesicht gestanden hätte, im Gegenteil, Versehrtheiten waren allgemein ein Zeichen von Charakter und gelebtem Leben.
...
… doch auf der gegenüberliegenden Straßenseite ließen sich in diesem Augenblick zwei kleine, nicht minder an den Leinen ihrer Besitzerinnen zerrenden Hunde gegenseitig an ihrem Hinterteil schnüffeln.

Sind wir nicht alle „behindert“ mit nur einem rechten Arm – ohne dass es den Linkshändern besser ginge und vor allem wird das Leben mit der legendären Hühnerleiter verglichen als kurz und beschissen … und das erste Mal scheint meine Suche nach dem Gleichklang von Name und Bedeutung hier buchstäblich „in die Hose“ zu gehn,

lieber oder doch bitter, bitter böser Carlo,

wenn der Name aus dem lateinischen „aemulus“ als Eifriger/Fleißiger enttarnt wird und – irgendwie – passt. Werd sicherlich nochmals hineinschauen, aber nach dem ersten Lesen gilt’s, Flusen genug aufzulesen, wie hier direkt am Anfang:

Er hatte die Arme auf dem Tisch aufgelegt, als würde ihm gleich jemand einen Teller vorsetzen.
was natürlich einen anderen Fall erfordert, „auf den Tisch“ gelegt

Die La Marzocco brummte leise und Emil versuchte[...] einen Gedanken zu fassen, d…
Komma weg, es zerschlüge sonst das komplexe Prädikat „zu fassen versuchen“

Ja, hier hastu einen Schwächeanfalle

Es war noch nicht ganz um elf, eine gute Zeit, um sich ins Café Carver aufzumachen, indem sich jetzt noch ein guter Platz finden ließe.
Kommstu selbst drauf ...

Und hier ein Versuch Kleistschen Ausmaßes, das aber im konjunktiefen Ende scheitert

Zwar wusste Emil, dass er in Sachen Loyalität beim Carver ein dickes Konto hatte, das sich an seiner Stammkundenschaft, vor allem aber an der Gesellschaft Wigands, des Inhabers, bemaß, doch wollte er nicht, dass man ihn dort irgendwann anders ansähe.
„ansehe“, es geht sogar „doch wollte er nicht, dass man ihn dort irgendwann anders ansieht" der Indikativ

Schwingt hier nicht so’n bissken Verbotenes mit

Er übertrat die Schwelle, drückte sich durch den Ledervorhang und …

Das Lager befand sich im Souterrain eines kleinen Innenhofes.
Nix falsch – aber „sich befinden“ ist hierorts inzwischen zu einer Bedrohung des Voll-Verbes „sein“ auf. Ich denk mal in Emils Kreisen „ist“ das Lager schlicht im Souterrain

Eine halbe Stunde später[…] hatte Emil Hose, Socken und Hemd angezogen …
Komma weg!

Die Jäger erzählten vom Abschußbock und Wigand klopfte Biller …
Da unterläufstu eine der sinnvollsten Korrekturen der Rechtschreibreform, lange Silben ß, kurze doppel-s, Fuß und Fluss ...

Emil merkteKOMMA wie alle Kraft mit einem Mal aus seinem Körper wich und jeder Schmerz verblasste.

Ander[t]halb Stunden verbrachte er damit, sich auf die Beine zu helfen, die …

„Soll ich noch[...]mal warten?“
ohne Komm

Warum, zum Teufel, wählstu hier Konj. II?

Als er im Bett lag und Astrids ruhige Atmung neben sich vernahm, wollte er sich bei ihr für was auch immer entschuldigen, ihr aussprechen, wie dankbar er ihr war und wie sehr er sich selbst hasste – er wollte, dass sie ihm all seine Unzulänglichkeiten nachsähe, ihn in den Arm nähme und streichelte.
wenn der Indikativ
er wollte, dass sie ihm all seine Unzulänglichkeiten nachsah, ihn in den Arm nahm und streichelte.
es tut

Das „dass“ ist das Zauberwort, wenn es neben einem Ausruf Wunsch und Verwünschung nebst Bedauern und Drohung beinhalten kann. Und mal ehrlich: So wäre doch auch die Schriftform, dass Emil seine eigene Geschichte „verstände“.

„Und das Ei und der Kaffe.“
leise Lautmalerei ...

Bis bald

Friedel

 

Servus Carlo,

ich hab das Teil sehr gerne gelesen. In der Sprache des Textes liegt seine Stärke. (Das sage ich nicht, um andere Teile abzuwerten.) Ich bin etwas schwer in den Text reingekommen, weil mich die Marke der Kaffeemaschine rausgehauen hat. Das kennt man nicht, behaupte ich, ich würde kenntlich machen, dass das ein Kaffeevollautomat ist, damit ersparst du Lesern das googlen. Aber dann hat mich die Sprache durch den Text gezogen. Sie kommt wirkich sehr organisch daher und hat Zug. Daneben kommen mir die Figuren, gerade die Interaktionen untereinander und die beschriebene Welt äußerst lebendig vor. Da hatte ich beim Lesen das positive Erlebnis, Kontrolle abzugeben und der Welt vertrauen zu können, als Beobachter mich fallen lassen zu können. Das fand ich sehr schön. Dein Prot ist auch interessant, ein Zausel, ein Professor. Hier und da war mir das Furzen und Kacken so ein wenig im Sinne von Pippikakawitz drüber, aber letztendlich hält sich das im Rahmen und hat ja auch eine Komponente im Text bzgl. des körperlichen Verfalls deines Prots. Wo ich noch feinjustieren würde, ist der Pathos, mit offensichtlichem Schlaganfall noch beide Söhne besuchen zu wollen. Ich finde das ein gutes Motiv des Textes, das Weitermachen, und als er mit taubem Bein losgeht, habe ich dem Text noch geglaubt, aber spätestens bei den runterhängenden Gesichtszügen dachte ich mir, irgendwie glaube ich die Reaktion des Prots hier nicht ganz und witterte ein wenig die Intention des Autors dahinter. Also im Sinne von, dass ein Taxifahrer da ins Krankenhaus einfach fährt ohne Widerrede oder dass dein Prot sich auch mal im Gegenteiligen verhalten darf, dass er mal auf der Rückbank des Taxis weinen darf, aber dann doch nach seinem Programm weitermacht. So hatte dein Prot fast etwas Rambohaftes, so weiterzumaschieren, was ich ihm einfach nicht abnehme. Jeder bekommt an irgendeinem Punkt Angst oder sucht sich hilfe, und gerade jemand wie dein Prot, finde ich, der so auf Autonomie bedacht ist und vieles verdrängt, weil er sich von Ärzten nicht bevormunden und beschränken lassen möchte, sieht an einem Punkt wie dem offensichtlichen Schlaganfall seine Autonomie ja massiv gefährdet und -wenn er Angst vor Ärzten hat - würde da im großen Zwiespalt stehen und eine mehr oder minder emotionale Reaktion verspüren - so weit mein Menschengefühl in der Situation. Aber ich kann auch falsch liegen. Irgendwie gefällt mir die durchgezogene Starrköpfigkeit und Härte des Prots auch.

Also, ich fand deinen Prot interessant und mochte es, ihm zu folgen, die Sprache ist hervorragend, aber ich würde noch feinjustieren an besagter Stelle. Ich finde, es geht schon um was, um den Kampf um die eigene Autonomie, um den Umgang mit Krankheit, mit körperlichem Verfall, und wie dein Prot sich durch Starrköpfigkeit seine Selbstständigkeit bewahren möchte, auf einem, vergleicht man es mit Mainstreammeinungen, unkonventionellen, old school-Weg. Ich fand es auch gut, dass er am Ende nicht gestorben ist, ich hatte die Befürchtung, dass der Text in die Richtung tendiert, aber dass es dann für deinen Prot einfach weitergeht, dass praktisch die Prämisse deines Textes sagt: So funktioniert Umgang mit Krankheit auch, fand ich sehr gut.

Peace out much love
zigga

 

Hey @AWM ,

danke, dass du mich erlöst hast <3 Es ist wirklich toll, hier selbst in der Sommerflaute aufschlagen zu können und dann kommen doch die ein oder anderen aus ihren Höhlen hervor :)
Danke für deinen sehr ausführlichen und vor allem hilfreichen Kommentar!

Dass wir ihm also einfach durch verschiedene Episoden folgen, die nicht kausal zusammenhängen und zwischen denen nichts Zwingendes ist. Ich muss zugeben, dass mich das irgendwann ermüdet hat.

Wenn du das so schreibst, zweifle ich echt daran, ob man das bringen kann, obwohl ich mit der Story ja schon behaupte, man könne es. Ich denke, es ist wie mit einer anderen Erzählung, die ich vor langer Zeit mal gepostet habe und die so ähnlich funktioniert: es polarisiert. Und mein Anliegen ist es, dass mit der Sprache so aufzubereiten, dass man eben bereit ist, diesen Episoden und diesem Schlaglicht auf das Leben von Emil zu folgen. Dass ist halt viel verlangt, aber eben auch ein Anspruch. Trotzdem vertraue ich schon sehr auf dein Urteil. Deswegen lässt mich das natürlich schon an meiner Perspektive zweifeln. Du gibst ja auch Vorschläge, um aus der Ecke rauszukommen. Ich glaube, dass Problem ist nur, dass ich da mit dem Text freiwillig stehe.

Man hat also weder eine wirkliche Geschichte noch eine Charakterentwicklung, die das kompensiert

Da will ich widersprechen und zweifle wie auch bei deiner Anmerkung vorher zugleich an meiner Perspektive auf den Text. Klar, es ist linear und das Ende ist mehr als offen und es sagt: es gibt NICHTS, was hier eine Wende herbeiführen kann. Also würde ich sagen: ja, eine Wendung, Katharsis etc. bleibt aus. Aber Emils Zustand oder Verfall beschreibt ja schon eine Entwicklung. Oder bin ich da völlig auf dem falschen Dampfer?

Weitermachen und dann auch die Folgen davon an irgendeinem zentralen Konflikt verdeutlicht hättest

Das ist an sich eine charmante Idee. Bevor ich jetzt mit meinen Antworten übers Ausprobieren zu sehr in Verzug komme, möchte ich wenigstens mal Ideen dazu entwerfen, auch um zu prüfen, ob ich mir das überhaupt für diesen Text vorstellen kann:

1. ich finde, was ihn am meisten am Weitermachen hindert ist sein gesundheitlicher Zustand. Aber dieser Konflikt wird ja zumindest in Teilen ausgetragen.

2. Ihm könnte das Geld ausgehen bzw. knapp werden. Er muss seinen leeren Geldbeutel vor den anderen kaschieren und droht in der Gunst der Anderen zu sinken (wahrscheinlich eher ein Nebenkonflikt)

So zwei Überlegungen

Er hatte die Arme auf dem Tisch aufgelegt, als würde ihm gleich jemand einen Teller vorsetzen
auf dem Tisch aufgelegt" gefällt mir nicht so. Er hatte die Hände auf dem Tisch, als würde ihm gleich
Die La Marzocco
Ich wusste nicht, dass das eine Kaffeemaschine ist und musste es googeln. Da du eh einen auktorialen Erzähler hast, würde ich das dazu schreiben

Ich habe diese ersten Zeilen gelöscht

Das entzündliche Geräusch breitete sich in der Wohnküche aus,
entzündliches Geräusch finde ich unschön und klingt für mich auch falsch. Das hört sich an, als hätte das Geräusch das Potenzial entzündlich zu sein.

Habe ich in Zischen geändert

Ein beklemmendes Gefühl legte sich ihm auf die Brust
würde "ihm" streichen

Habe ich gestrichen

Sicher konnte es nicht schaden, mal einen Experten zu Rate zu ziehen. Dass er nicht gesund lebte, wusste er, doch was Ärzte bisweilen rieten und forderten, das wollte er gar nicht so genau wissen.
Würde hier den ersten Satz streichen. Das beißt sich bisschen mit dem wie ablehnend er dem Arztbesuch sonst gegenübersteht

Guter Gedanke! Habe ich geändert

Es war noch nicht ganz um elf
"um" streichen

Gestrichen

wenn andere es sehen konnten. Das galt es zu vermeiden. Nicht weil es ihm schlecht zu Gesicht gestanden hätte
"Das galt es zu vermeiden" würde ich streichen. Und dann: Nicht, dass es ihm

Gestrichen

Emil fasste sich in die Hose, um ein klebriges Gefühl loszuwerden.
Habe ich nicht verstanden

Vielleicht muss ich Unterhose draus machen

mit einigen Unterbrechungen
würde ich streichen

gestrichen

Er verspürte den Drang zu kacken, wusste aber, dass es bei Wigand kein Klo gab.
Das "kacken" passt hier nicht zur sonstigen Sprache des Erzählers, finde ich

aber das kontrastiert schön :D und es ist ein personaler Erzähler teilweise. Auch das mit „Lolo-Pipe im Maul“ ist Emils Sprache, die manchmal so verrucht derb klingen möchte wie ein Bukowski

Ja, es gibt auch wenig "konkreten" Konflikt in der Geschichte. Also wirklich Stellen, wo man spürt, wie sich Emils Weitermachen auch situativ negativ auswirkt.

Da fand ich deinen Vorschlag weiter unten gut. Muss ich nochmal drüber nachdenken. Mir fallen da tatsächlich schon viele Stellen im Text ein; vom Taxifahrer, über den Besuch im Antiquitätenladen hin zum Kneipenbesuch mit Peter oder bei den Söhnen. Da sehe ich sogar insgesamt viel Konflikt. Ich würde eher mitgehen zu sagen, dass ich hier und da noch (einiges) mehr aus einzelnen Situationen rausholen könnte.

Emil spürte wie etwas Warmes seine Innenschenkel hinabsickerte,
Er weiß ja hier, was das ist. Der Erzähler auch und die Leser auch. Wieso dann hier das Synonym "etwas Warmes", wenn davor eher derb von kacken etc gesprochen wird?

Mir gings darum, wie sich das eben anfühlt. Habe das jetzt aber abgeändert, sodass es hoffentlich weniger verklausuliert wirkt

Braucht es die Figur Astrid überhaupt? Wenn ja, für was? Ich finde eher, dass sie sein stures Weitermachen verwässert, weil sie es ihm ermöglicht.

Sehr gute Frage. Ich denke, man könnte sie streichen. Dann wird aber wirklich eine andere Story draus. Ein anderer Schwerpunkt. Vielleicht ja wirklich besser. Es stimmt, dass sie sein Weitermachen verwässert. Aber sie leistet, finde ich auch einiges. Sie hält diese Story mit den Söhnen zusammen, sie ist so ein Gegenpol zu Emil und lässt ihrerseits auch etwas Versöhnliches bei ihm anklingen.

Danke für die vielen sehr guten Anregungen. Hab mich riesig gefreut, dass du kommentiert hast.

Viele Grüße
Carlo

 

Hallo @kiroly ,

danke für deinen Kommentar und deine Einschätzung und dass du mich im Sommerloch auffängst :-)
Hab mich wie immer sehr über deine Gedanken gefreut und versuche bestmöglichst davon viel mitzunehmen.

uff, ich weiß jetzt gar nicht, wie ich beginnen soll. Denn tatsächlich fällt es mir superschwer, deinen Text einzuschätzen.

Ja, kann ich verstehen. Ist auch irgendwie ein anti-Text

Das kann dramatisch, witzig, satirisch oder bitter geschrieben werden. Emil, der Prota - er will nicht lächerlich wirken, dabei ist er das doch.

Ich finde, dass es dazwischen liegt, aber dass das mehr eine Frage der Rezeption ist. Dahingehend ist der Text sehr offen, würde ich wohlmeinend sagen.

Gesellschaft urteilt ja hart über die Aufgaben, die mit bestimmten Altern einhergehen

Das ist wahr. Die normative Seite von Altersdiskriminierung. Da bekommt der Begriff Würde‘ schnell große Bedeutung.

Das Erreichen einer gewissen Grundzufriedenheit über das, was er geschafft hat. Ich glaube, dass das ein Spannungs- und Dramabogen sein könnte, an dem dein Text besser Halt findet.

Eine gute Anregung. Dahin könnte man den Text auf jeden Fall noch ausbauen, und ja, wirkt auch wie eine stabile Idee. Ist halt schon auch nochmal ein Thema für sich: was habe ich im Alter erreicht, was ist die Bilanz?; vor allem die Unzufriedenheit. Steckt ja in Ansätzen drin. Allerdings stelle ich mir Emil eher als jemanden vor, der zu so einer bestimmten Clique gehören will, aber immer wieder auch Grenzen und Ablehnung fühlt und erfährt.

Was mir ein bisschen gefehlt hat, war eine gewisse Wuchsrichtung. Man sieht viele Motive angedeutet, Alter, Lächerlichkeit, die Dissonanz zwischen Selbst- und Fremdbild, Vergeblichkeit. Aber der Text plätschert ein bisschen und wächst mehr in die Breite als in die Höhe.

so ähnlich hat das auch AWM beschrieben. Ich finde es krass, dass ich das selbst so anders wahrnehme :heul:
vielleicht so eine Art blinder Fleck, vielleicht aber auch ein Text für Farbenblinde.

Recht unbefriedigend finde ich das Ende.

Keine Wendung, vielleicht einfach nicht wirklich ein Ende, zumindest kein Abschluss

Hm, irgendwie wirkt das alles auf mich zu gewollt.

Das ist dieses Zeigen-Wollen.

du bist einfach zu clever, das ist das Problem heheheh.

Ich glaube, das ist einfach auch ein anderer Prosa-Tonfall. Was Besseres fällt mir dazu jetzt auch auf die Schnelle nicht ein :D

Vielleicht macht es Sinn, den einzelnen Szenen einfach etwas Raum zu geben. Vielleicht Astrid streichen, die Kinder nur am Rande vorkommen lassen, das Café und Wigand wirken lassen, ihnen auch Textraum geben.

Habe ein bisschen Angst darum, was dann vom Text übrig bleibt :p Aber ich probiers aus! Nicht selten führen solche Straffungen ja nochmal ganz anders zum besseren Text ..

Vielleicht kannst du die Sätze ein bisschen straffen.

Getan

Emil drückte den Rücken durch. Eine La Marzocco brummt leise, ein tiefer Bass, der sich beim erfahrenem Inhalieren (Paffen, Einatmen?) verstärkt. Früher konzentrierte er sich auf das Geräusch des Verbrennens, das Knistern vom Tabak, der schwache Wind der Rauchfäden. Marzocco. Man erschrak vor dem Z, ich möchte eine Marzocco, das war eine Ansage, aber Emil grübelte: Sprach er noch aus dem Selbstvertrauen eines Menschen, der wusste und tat oder aus der Unsicherheit, aus diesem nagenden Gefühl, es allen noch zu zeigen?

So ein richtiger Kiroly :D herrlich. Danke dir!

Den Anfang könntest du in das Café verlegen. Vielleicht "kompaktiert" das den Text.

Meinst du, dass der Anfang einfach verzichtbar ist? Könnte man versuchen. Habe bislang die Zeilen am Anfang gekürzt. Vielleicht hilft das ja schon was(?)

Vielleicht einfach: Kurz vor elf.

Hab die Stelle geändert. Allerdings „noch nicht ganz um elf“ weil das noch mehr transportiert, finde ich (etwas zum Preis der Handlichkeit des Satzes)

Du könntest auch über die guten Plätze schreiben. Dein Text möchte ein Setting beschreiben, er gestattet Details über das Café Carver. Das Essay-Bändchen wirkt auf mich zu konzentriert, zu detailliert. "weg mussten sie", das würde ich streichen, klingt unschön.

Das mit dem Essayband lasse ich noch mal wirken. Kann das Argument verstehen. Frage mich aber ähnlich wie bei den anderen ganz konkreten Details, ob das nicht auch wichtige, ganz konkrete Hinweise aufs Milieu sind. Remo Bodei ist vor ein paar Jahren zusammen mit Bruno Latour in der Hinwendung zu den „Dingen“ sehr gehyped worden. Insofern ist das ein Wissen, dass auch zu dieser Figur gehört. Das mit den guten Plätzen als Beschreibung kann ich mir vorstellen und proboere das mal aus.

Vielleicht kannst du auch ein paar Abschwächungspartikel streichen, "besonders", "gerade". Lieber zwei kurze Sätze als einen langen, Nebensätze reduzieren. Das fasst den Text, strafft ihn und macht ihn kompakter.

Getan

Vielleicht kannst du ja das Schlappmachen dichter ausmalen. Wie stellt er sich das vor, das Schlappmachen, wie sieht das aus, wenn der Wigand seufzt, die Hand reicht?

Würde jetzt intuitiv sagen: vielleicht besser streichen und umschreiben. Weil das Schlappmachen ist ja genau das, was der Text beschreibt. Nur dass er eben die ‚Erlösung‘ nicht gewährt.

Danke für deine Einschätzung und deine guten Anmerkungen. Die stehen bei mir, wie du weißt, hoch im Kurs.

Beste Grüße
Carlo

 

Lieber @Friedrichard ,

danke für diesen sehr erfreulichen Besuch :) schön, dass auch du nicht ins Sommerloch gefallen bist. Vielen Dank auch schon mal vorab fürs Flusenlesen. Durchschnittliche Flusenzahl/Ernte, schätze ich. Ist sicher schon mal weniger Fluse gewesen :Pfeif: das meiste (oder alles?) habe ich übernommen/verbessert. Großartig!

wenn der Name aus dem lateinischen „aemulus“ als Eifriger/Fleißiger enttarnt wird und – irgendwie – passt

Danke, das darf nicht fehlen. Die kleine Etymologie/Einordnung (mindestens) des Namens der Hauptfigur. Und ja, jetzt wo du es sagst :Pfeif:

Er hatte die Arme auf dem Tisch aufgelegt, als würde ihm gleich jemand einen Teller vorsetzen.
was natürlich einen anderen Fall erfordert, „auf den Tisch“ gelegt

Stelle ist raus

Die La Marzocco brummte leise und Emil versuchte[...] einen Gedanken zu fassen, d…
Komma weg, es zerschlüge sonst das komplexe Prädikat „zu fassen versuchen

Oh, das stimmt natürlich. Zehn mal drübergelesen und den Fehler nicht gesehen

hier hastu einen Schwächeanfalle
Es war noch nicht ganz um elf, eine gute Zeit, um sich ins Café Carver aufzumachen, indem sich jetzt noch ein guter Platz finden ließe.
Kommstu selbst drauf ...

Ja, leider :heul:

Und hier ein Versuch Kleistschen Ausmaßes, das aber im konjunktiefen Ende scheitert
Zwar wusste Emil, dass er in Sachen Loyalität beim Carver ein dickes Konto hatte, das sich an seiner Stammkundenschaft, vor allem aber an der Gesellschaft Wigands, des Inhabers, bemaß, doch wollte er nicht, dass man ihn dort irgendwann anders ansähe.
„ansehe“, es geht sogar „doch wollte er nicht, dass man ihn dort irgendwann anders ansieht" der Indikativ

Dass ich den Indikativ so sportlich und bevorzugt einsetzen kann an solchen Stellen, war mir bis hierin, um ehrlich zu sein, noch nicht bewusst. Danke fürs Bewusstmachen :-)

warum, zum Teufel, wählstu hier Konj. II?
Als er im Bett lag und Astrids ruhige Atmung neben sich vernahm, wollte er sich bei ihr für was auch immer entschuldigen, ihr aussprechen, wie dankbar er ihr war und wie sehr er sich selbst hasste – er wollte, dass sie ihm all seine Unzulänglichkeiten nachsähe, ihn in den Arm nähme und streichelte.
wenn der Indikativ
er wollte, dass sie ihm all seine Unzulänglichkeiten nachsah, ihn in den Arm nahm und streichelte.
es tut

Same same ^^ da habe ich tatsächlich den legalen Rahmen unterschätzt. Es hat sich bislang immer wie Schummeln angefühlt, an solchen Stellen mit dem Indikativ zu kommen.

Das „dass“ ist das Zauberwort, wenn es neben einem Ausruf Wunsch und Verwünschung nebst Bedauern und Drohung beinhalten kann. Und mal ehrlich: So wäre doch auch die Schriftform, dass Emil seine eigene Geschichte „verstände“.

Okay, akzeptiert :)

Vielen Dank, Friedl, und reichliche und gute Grüße!
Carlo

 

Hey @zigga ,

danke für deine Zeit und deinen Kommentar. Hat mich sehr gefreut, das zu lesen :-)

ich hab das Teil sehr gerne gelesen. In der Sprache des Textes liegt seine Stärke.

Freut mich, dass das so bei dir ankommt.

Ich bin etwas schwer in den Text reingekommen, weil mich die Marke der Kaffeemaschine rausgehauen hat.

Hab den Anfang etwas gestrafft, wodurch die Kaffeemaschine raus ist.

Aber dann hat mich die Sprache durch den Text gezogen. Sie kommt wirkich sehr organisch daher und hat Zug.

:herz:

Daneben kommen mir die Figuren, gerade die Interaktionen untereinander und die beschriebene Welt äußerst lebendig vor. Da hatte ich beim Lesen das positive Erlebnis, Kontrolle abzugeben und der Welt vertrauen zu können

Kann dazu gar nicht so viel schreiben. Es freut mich einfach sehr, weil ich mir eben wünsche, dass man auch so eine Geschichte, der ja einige dramatische Elemente schlicht fehlen, über die Sprache schmackhaft bekommt

Hier und da war mir das Furzen und Kacken so ein wenig im Sinne von Pippikakawitz drüber, aber letztendlich hält sich das im Rahmen und hat ja auch eine Komponente im Text bzgl. des körperlichen Verfalls deines Prots.

Ja, verstehe ich schon. Was ich mir vorstellen könnte, wäre das sprachlich etwas abzuschwächen. Es nüchterner zu machen. Ich glaube halt, irgendwo ist dieses ausgewählt Derbe aber auch Emil.

Wo ich noch feinjustieren würde, ist der Pathos, mit offensichtlichem Schlaganfall noch beide Söhne besuchen zu wollen. Ich finde das ein gutes Motiv des Textes, das Weitermachen, und als er mit taubem Bein losgeht, habe ich dem Text noch geglaubt, aber spätestens bei den runterhängenden Gesichtszügen dachte ich mir, irgendwie glaube ich die Reaktion des Prots hier nicht ganz und witterte ein wenig die Intention des Autors dahinter.

Ja, vielleicht ist das auch, was Kiroly meinte. Bestimmt könnte ich da noch ein bisschen was drehen oder abschwächen, damit es das Sture und Unaufhaltsame nicht verliert, aber eben nachvollziehbar bleibt(?)

dass dein Prot sich auch mal im Gegenteiligen verhalten darf, dass er mal auf der Rückbank des Taxis weinen darf, aber dann doch nach seinem Programm weitermacht

Ist dahingehend auf jeden Fall schon ein schöner Lösungsvorschlag und Ansatz. Danke dafür.

Peace out much love

Dir dasselbe!

Beste Grüße
Carlo

 

Hi @Carlo Zwei,

Der Text ist gut geschrieben. Bei den meisten Namen von Zigaretten/Kaffeemaschinen/Delikatessen verstehe ich nur Bahnhof, aber ich erkenne trotzdem, um was es grob geht. Das ist schon irgendwie eine Leistung finde ich, dass ich als reiner Connoisseur des ja!-Sortiments immer wusste, worum es gerade so geht. Ich bin auch trotz der Länge des Texts problemlos durchgekommen. Ich wollte wissen, was mit Emil noch so passiert. Ich denke nicht, dass es an dem Spannungsbogen der Geschichte selbst liegt, sondern eher an den Dialogen, die ich sehr gut finde. Man merkt schon, dass der Text nicht auf einen Konflikt ausgerichtet ist, der die Spannung nach oben schießen lässt. Man sieht Emil dabei zu wie er gesellschaftlich und physisch langsam zerfällt und trotzdem weitermacht, so wie auch der Text irgendwie immer weitermacht seine Geschichte zu erzählen. Wie gesagt, ich bin trotzdem gut durchgekommen, was dann wohl hauptsächlich an der Sprache liegen sollte.
Ich hatte ein bisschen das Problem, dass der Text für mich am Anfang irgendwie politisch erschien. Also dieses alter, weißer Mann kackt sich in die Hose Ding ist mir eher negativ aufgefallen. Im Laufe des Texts brichst du aber mit diesem Narrativ etwas, finde ich. Wenn er seinen Sohn vor Peter verteidigt und ihn auch besucht. Am Ende hatte ich tatsächlich etwas Mitleid für Emil, weil so viele Leute ihn fallen lassen und es auch niemanden interessiert, dass er langsam vor sich hinstirbt. Insofern gelingt dir für mich das schwierige Thema gut.


Einige Details:

Es war gegen eins, als er fertig gefrühstückt, den altersschwachen Laptop hochgefahren und etwa drei Seiten eines Essays mit dem Titel ‚Holz und Stein‘ gelesen hatte. Da fiel es ihm ein.
Was genau macht der denn mit dem Laptop? Er liest das Essay-Bändchen, aber du sagst nichts dazu, was genau er mit dem Laptop macht. Ist kein großes Ding, aber das ging mir beim Lesen durch den Kopf.

„Ich hab was im Topf. Kannst dir was nehmen. Aber Peter kriegt nix.“
„Wieso?“, fragte Emil und drückte die Zigarillo in den Aschenbecher.
„Ich bin nicht seine Mutter.“
Ich musste nach oben scrollen, um herausfinden, wer nochmal Peter war. Es werden ja auch einige Namen eingeführt. Nur von der Stelle aus gesehen, dachte ich hier für einen Augenblick, dass Peter sein Sohn aus erster Ehe wäre.

Zwei Mal war das schon passiert und beide Male hatte Emil sich geschämt, es aber auch auf den allgemeinen Zustand seines Körpers schieben, sich verzeihen und es ignorieren können.
Der Satz ist völlig richtig, aber beim „schieben“ dachte ich zuerst, dass es ein Fehler ist, weil das können so weit nach hinten geschoben ist. Daher hat er mich etwas aus dem Text geworfen. Kann aber auch sein, dass das vor allem daran liegt, dass ich als Kommentarschreiber gezielt nach so etwas suche. :)

„Die Hurensöhn. Aber Frankchen.
Das fehlt ein e

„Halt ’s Maul.“
Ein Leerzeichen zu viel. Finde aber gut, dass du ihn hier seinen Sohn verteidigen lässt. So wird er insgesamt eine komplexere Figur.


Gerne gelesen.

Grüße
Klamm

 

Hey @Carlo Zwei,

eigentlich wollte ich es mir einfach machen und deine Flash Fiction kommentieren, aber wenn ich nicht komplett blind bin, dann gibbet die nicht mehr ... Na, vielleicht besser so.

Emil fasste sich in die Hose, um ein klebriges Gefühl loszuwerden. Er furzte und räusperte sich.

Vor ein paar Tagen habe ich beim Kommentare-überfliegen gesehen, dass jemand den ersten Satz rausgezogen hat, und, meine ich, nicht so richtig etwas damit anzufangen wusste ... Deshalb ziehe ich ihn jetzt noch mal raus, um zu sagen, dass ich ihn super finde.

Allerdings habe ich so meine Probleme mit dem zweiten Satz ... Hm ... Vielleicht auch gerade in Kombination mit dem ersten Satz. Bis hier hin habe ich nämlich das Gefühl, das Emil vom Autor ernst genommen wird, dass er den nicht vorführen möchte. Jetzt zubbelt er aber an seinen Eiern rum (deute ich mal so) und furzt direkt danach noch, hehe, so einer ist das also, denke ich mir da. Ich weiß auch, dass das Menschen halt so tun, wenn sie sich unbeobachtet fühlen, an den Eiern rumzubbeln und furzen, aaaber in Kombination hat es hier halt so ein bisschen einen Beigeschmack, einen Vorführcharakter, als sollte mir das sagen: Emil ist ein Loser.
Könnte aber auch verstehen, wenn du es drin lassen magst, cause it's true.

Er verspürte den Drang zu kacken, wusste aber, dass es bei Wigand kein Klo gab.

Auch hier bin ich wieder zwiegespalten ... vielleicht auch nur prüde, prüdisiert von der deutschen Literaturlandschaft, in der Fürze und Kacke und Eierschweiß nicht zu existieren scheinen :schiel: ... Aber da denke ich halt auch wieder: Hehe, er muss kacken.

Die Kackesache geht ja noch weiter und ist dann fast schon ein wichtiger Bestandteil des Textes, drauf verzichten würde ich also nicht direkt, aber ... Ja, nur mein Leseeindruck.

„Ja, ja.“ Wigand trat einen Schritt zurück. „Ich muss los. Soll ich dir ein Taxi rufen?“
„Wo fährst du denn lang?“, fragte Emil.
„Nicht in deine Richtung.“

Find ich super. Ganz offensichtlich und subtil gleichzeitig.

Aber ich frage mich wieder und wieder: Was ist der Emil denn jetzt? Ein bemitleidenswerter Kerl oder eine Witzfigur?

„Gut“, sagte Emil. „Gut.“ Vielleicht sagte er es noch ein drittes Mal.

Toll.

...

Ich habe dir ja gestern auf deinen Kommentar geantwortet und was von Rhytmus und Flow und Inhalt erzählt, und hier kam mir das wieder in den Sinn. Ich mochte den Rhythmus und den Flow hier nämlich super gerne, jetzt bedauere ich noch weniger, dass ich deine Flash Fiction nicht gefunden habe, in dem Ton hier hätte ich nämlich locker hundert Seiten vorm Mittagessen durchgeackert, ohne Durchschnaufen zu müssen.

Ja, und das, obwohl ich so meine Problemchen mit dem Inhalt hatte. Was heißt Problemchen ... Mir war's zu männerlastig, irgendwie, und damit meine ich nicht mal, dass ich ein Problem damit habe, wenn alle Protagonisten Männer sind, aber wenn diese Männer dann auch nur Männerdinge tun und reden und denken, also das, was man für Männerdinge hält, dann langweilt mich das ein bisschen. Aber irgendwann hatte ich dann den Eindruck, dass es genau darum geht, und bevor es mich zu sehr langweilen konnte (langweilen ist da echt nicht das richtige Wort, eher ... ermüden, aber auch das klingt negativer, als es soll), kam diese Stelle hier:

Als er im Bett lag und Astrids ruhige Atmung neben sich vernahm, wollte er sich bei ihr für was auch immer entschuldigen, ihr aussprechen, wie dankbar er ihr war und wie sehr er sich selbst hasste – er wollte, dass sie ihm all seine Unzulänglichkeiten nachsah, ihn in den Arm nahm und streichelte. Kurz überlegte er, sie aufzuwecken. Stattdessen drehte er sich zur Seite. Es graute ihm davor, Wigands Arzt zu besuchen, seine Söhne zu treffen oder sich Peters und Wigands Beschwichtigungen anzuhören, während er gleichsam weiter in ihrem Ansehen sank. Etwas roch nach Urin und Emil versicherte sich, dass er es nicht selbst war.

Da ist er kurz davor, den Mann abzustreifen. Aber klar, stattdessen drehte er sich zur Seite. Ist nämlich gar nicht einfach, über den Männerschatten zu springen, könnte nämlich Konsequenzen haben: Verlust von Ansehen zum Beispiel und das wäre ja ... nicht auszudenken. Also weitermachen. Was rauchen vielleicht.

Statt Mann könnte man auch einfach von Fassade sprechen, ich will nämlich gar keine Männlichkeitsdiskussion anzetteln, ist vielleicht auch nur zufällig eine Sache, die ich sehr viel häufiger bei Männern beobachten konnte :schiel:

Ja und dann geht es weiter in diese Richtung:

Warum nur waren die jungen Leute heutzutage so furchtbar steif?

Verweichlichte Gutmenschenjugend! Und gibt's eigentlich noch echte Heten oder sind die mitterweile alle schwul? Egal, weitermachen, auch, wenn der Körper streikt, auch wenn die Steinzeitdenke 2022 nicht mehr funktioniert, weitermachen, vielleicht was rauchen ...

Das aber schien, weshalb auch immer, noch in weiter Ferne zu liegen.

Und am Ende sehe ich so etwas wie eine Wende, eine Entwicklung. Aber noch sehr undeutlich, und ich denke, das ist auch gut so, aus erzählerischer Sicht, wäre nicht glaubhaft, wenn der Weitermacher sich von einer auf die andere Sekunde auf links krempeln lässt. Aber der Anfang ist gemacht. Zu spät, vermutlich, aber hey, so richtig zu spät ist es ja eigentlich nie.

Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen, Carlo. Vielleicht habe ich zu viel reininterpretiert, vielleicht Offensichtliches überlesen, aber gerade das mochte ich daran, dass es mir diesen Raum bietet, obwohl sie gleichzeitig (auch im Vergleich zu deinen bisherigen Geschichten, finde ich) sehr stringent, sehr gradlinig erzählt ist. Sehr rund.

Auch das anfangs befürchtete Vorführen Emils ist dann zum Glück nicht eingetroffen. Obwohl seine Situation ja fast absurd erscheint, wie eine Groteske, also dass er weitermacht, obwohl es so ja offensichtlich nicht funktioniert, empfand ich das beim längeren Drübernachdenken nicht als überzeichnet. Dafür habe ich im echten Leben schon zu viele Emils erleben können.

Tolle Geschichte, danke dafür!

Bas

 

„Emil, mein Emil. Du lässt dich ganz schön geh’n in letzter Zeit.“ Wigand lächelte. „Macht aber nichts. Geht jedem mal so.“

Hallo,

der ganze Text ist eine Abwärtsspirale mit relativ geringer Fallhöhe. Ich kriege den Mann nicht als das zu fassen, was er einmal gewesen sein muss. Vielleicht war er auch schon immer ein Hinterherläufer, aber auch das erfahre ich nicht. Das müsste man eventuell so beiläufig in den Dialogen unterbringen, dass er mal ein anderes Ansehen, also echtes Ansehen, oder eben nie ganz ernst genommen wurde. Um den Abglanz intensiv wahrzunehmen, muss ich auch mal vor dem glänzenden Denkmal gestanden haben.

Die Jäger erzählten vom Abschussbock und Wigand klopfte Biller in regelmäßigen Abständen auf die Schulter.
Solche Typen jagen wahrscheinlich nicht auf normale Böcke. Die reisen nach Ungarn und erlegen dort scheunentorgroßes Rotwild. Oder direkt nach Namibia. Die würden auch eher über neues Gerät sprechen, ihre Swarovski-Optik oder ihre Wärmebild von Keiler oder ihren nagelneuen Blaser Geradezugrepetierer.

Auch was er raucht. Wenn er da seine Jagdfreunde irgendwie beeindrucken möchte, raucht er eher so etwas wie Belgische Jagd oder Toscanello. Oder teure Zigarillos von Partagas oder Upmann, irgendwas kubanisches, was offensichtlich ist oder dann wiederum eher Geheimtips, die es nur auf dem Importmarkt zu kaufen gibt. Ist auch insgesamt recht voll hier mit den maskulinen Anspielungen. Cafe Carver, Faulkner, fehlt nur noch Papa Hem oder Ortega y Gasset; dann Espresso, Zigarren, Whisky, Pata Negra-Schinken. Aber die Selektion wirkt arg konstruiert, es ist wie die Darstellung einer Welt, die gerade auseinanderfällt, obwohl sie das nicht tut, und die irgendwie einen Symbolgehalt haben, eigentlich für etwas anderes stehen, für Virilität oder Vitalität oder weiß was ich nicht. Es werden ja immer noch Bücher von alten weißen Männern verlegt und wiederaufgelegt und auch wenn ein paar Verwirrte da jetzt rumkrakeelen, wird sich das nicht ändern. Die Haltlosigkeit wird nicht durch diese paar Zitate im Text symbolisiert, sie könnten da auch einfach nicht stehen, es würde den Text vielleicht näher machen.

Mir wird nie klar, warum er sich so gehen lässt? Was genau ist da der Auslöser, welche Strecke bringt ihn dahin? Es ist im Text auch nie so, dass es den anderen auffällt in der Interaktion, sondern der Erzähler kommentiert permanent diesen Verfall, dadurch wird aber der Effekt stark entwertet, das ist wie bei Heinz Strunk, der dir jeden Kackehaufen und auch jede Zahnlücke beschreibt und auch noch jedes Gefühl, was einer der Protagonisten dabei empfindet. Dann hast du zwar die Beschreibung von Ekel, aber noch keine Empfindung. Mir wird das alles vorgeführt, auch der Charakter in seiner ganzen Erbärmlichkeit, aber das macht ihn nicht erbärmlich, sondern es ist wie eine leere Stelle in einer Versuchsanordnung. Ich muss keine Sympathie mit diesem Mann empfinden, aber ich muss irgendwie wissen oder erahnen, dass er eine Strecke hinter sich hat, ein: Warum ist er so geworden, wie er jetzt ist? Sonst bleibt die Fallhöhe ja stets gleich. Klar, man kann sagen, er ist stur, er lässt sich von keinem was sagen, er scheißt auf alles ... aber das tut er ja nicht. Er weiß ja um seinen eigenen Verfall, inspiziert diesen fortwährend, und dann lehnt er aber jede Hilfe ab. Er will auch mit seinen Freunden mithalten, als habe er nichts in seinem Leben - er hat aber eine Frau, zwei Söhne, intellektuelles Kapital und ist Literaturagent, wenn ich das richtig lese. Was empfindet er da als seinen Makel? Und warum geht er damit so um, wie er es tut? Mir fehlt hier einfach die intrinisische Motivation sozusagen, mir wird das Verhalten nicht klar.

Zuerst habe ich den Text als Groteske gelesen, wo alles größer gemacht wird, wo der Verfall regelrecht zelebriert wird, aber ich denke, eine Groteske muss dann auch einen Subtext haben, diese Überzeichnung sollte zielführend sein, und dann dachte ich, nein, es ist schon ernst, ein ernster Text, der aber was genau erzählt? Über einen Mann, der weitermacht, egal was da kommt, aber warum tut er das genau? Weil er sich nicht abfinden kann mit seinem Alter, seinem Status in der Gesellschaft? Ich meine, er kauft Whisky für 400 Euro, er könnte das auch alles viel milder betrachten, viel mehr in sich selbst ruhen. Warum braucht er auch diese offenkundigen Freundschaftsbeweise? Muss er sich so anbiedern, und wenn ja, warum? Was gibt ihm dieses Zusammensein mit den anderen Männern? Welcher gesellschaftlicher Zusammenhang besteht da genau?

Es ist auch so eine gewisse Struktur im Text; der Weitermacher besucht Leute. Wigand, seine Söhne, dann die kurze Szene mit seiner Frau, das ist so das Personal, was den Eindruck, den der Leser von der Figur bekommen soll, verstärkt oder ausdifferenziert, aber mir kommt das wie so eine Versuchsanordnung vor: noch ein Prot, der dies und das sagt, und dann nochmal der Taxi-Fahrer, und noch ein Sohn, und ich denke, was soll da jetzt noch kommen, was soll sich da zusammenfügen, das gleicht sich in der Aussage alles an. Wie realistisch ist das alles, auch das dies an einem Tag passiert? Auch, das seine Freunde ihn so direkt ansprechen auf seinen Verfall, würde man das so machen? Würde man ihn nicht eher zur Seite nehmen und sagen, hör mal, lass mal nach hinten gehen, kurz unter vier Augen, oder das verbal vorbereiten, du, mir ist da was aufgefallen, ich weiß nicht, dir vielleicht auch? Die sind in dem Text alle so frontal, das variiert nie, und auch seine Reaktion darauf nicht, das ist eine fortgeführte Linie der Gleichgültigkeit, die nie unterbrochen wird. Ich schreie nicht nach einem Happy End, aber nach einer internen Logik, einer Sinuskurve, wenn du es willst.
Ja, sind so meine Gedanken zum Text.

Gruss, Jimmy

 

Hallo @Klamm ,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Das ist schon irgendwie eine Leistung finde ich, dass ich als reiner Connoisseur des ja!-Sortiments immer wusste, worum es gerade so geht.

:lol:

Ich bin auch trotz der Länge des Texts problemlos durchgekommen. Ich wollte wissen, was mit Emil noch so passiert. Ich denke nicht, dass es an dem Spannungsbogen der Geschichte selbst liegt, sondern eher an den Dialogen
Man sieht Emil dabei zu wie er gesellschaftlich und physisch langsam zerfällt und trotzdem weitermacht, so wie auch der Text irgendwie immer weitermacht seine Geschichte zu erzählen. Wie gesagt, ich bin trotzdem gut durchgekommen, was dann wohl hauptsächlich an der Sprache liegen sollte.

Diese zwei Anmerkungen freuen mich sehr und spiegeln so das, was ich mir von dem Text erhoffe: dass er es schafft, das über die Sprache zu erzählen. Allerdings bin ich mir nach Jimmys Kommentar und auch einem Gespräch mit ein paar anderen Wortkriegern nicht mehr so sicher, ob ich es nicht auch verschenkt finde, dem Text nicht beispielsweise mehr Fallhöhe gegeben zu haben – und das ließe sich eigentlich gut nachholen.

Ich hatte ein bisschen das Problem, dass der Text für mich am Anfang irgendwie politisch erschien. Also dieses alter, weißer Mann kackt sich in die Hose Ding ist mir eher negativ aufgefallen. Im Laufe des Texts brichst du aber mit diesem Narrativ etwas, finde ich. Wenn er seinen Sohn vor Peter verteidigt und ihn auch besucht.

Ja, verstehe ich. Irgendwie beschleicht mich nach dieser Anmerkung von dir und den Anmerkungen von Bas (aber auch aus Kommentaren davor) der Eindruck, dass ich da ein kleines bisschen zu fies bin. Das mit der Kacke ist halt ziemlich demütigend. Und da fallen alle zusätzlichen Beschreibungen nochmal härter ins Gewicht. Getragen wird das ganze ja überhaupt davon, dass Emil einfach unsympathisch ist. Aber zu viel ist natürlich zu viel.

Am Ende hatte ich tatsächlich etwas Mitleid für Emil, weil so viele Leute ihn fallen lassen und es auch niemanden interessiert, dass er langsam vor sich hinstirbt. Insofern gelingt dir für mich das schwierige Thema gut.

Das ist natürlich gut. Und cool, dass du da so empathisch bist, obwohl er ja auch sehr unsympathisch ist.

Was genau macht der denn mit dem Laptop? Er liest das Essay-Bändchen, aber du sagst nichts dazu, was genau er mit dem Laptop macht. Ist kein großes Ding, aber das ging mir beim Lesen durch den Kopf.

Ist ein guter Punkt. Habe ich rausgestrichen

Ein Leerzeichen zu viel. Finde aber gut, dass du ihn hier seinen Sohn verteidigen lässt. So wird er insgesamt eine komplexere Figur.

perfekt. Danke

Sehr schön, dass du vorbeigeschaut hast! Bis hoffentlich bald mal! :)
Beste Grüße
Carlo


-----


jetzt bedauere ich noch weniger, dass ich deine Flash Fiction nicht gefunden habe, in dem Ton hier hätte ich nämlich locker hundert Seiten vorm Mittagessen durchgeackert, ohne Durchschnaufen zu müssen.

Lieber @Bas ,

danke für den tollen Kommentar. Geht mir natürlich immer das Herz auf, wenn ich lese, dass dir der Rhythmus gefällt oder du durchgelesen hast :D

eigentlich wollte ich es mir einfach machen und deine Flash Fiction kommentieren, aber wenn ich nicht komplett blind bin, dann gibbet die nicht mehr ... Na, vielleicht besser so.

Ja, vielleicht. Habe die Texte abgesehen davon auch schnell in die Schreibtischschublade gelegt :Pfeif:

Vor ein paar Tagen habe ich beim Kommentare-überfliegen gesehen, dass jemand den ersten Satz rausgezogen hat, und, meine ich, nicht so richtig etwas damit anzufangen wusste ... Deshalb ziehe ich ihn jetzt noch mal raus, um zu sagen, dass ich ihn super finde.
Allerdings habe ich so meine Probleme mit dem zweiten Satz ... Hm ... Vielleicht auch gerade in Kombination mit dem ersten Satz. Bis hier hin habe ich nämlich das Gefühl, das Emil vom Autor ernst genommen wird, dass er den nicht vorführen möchte. Jetzt zubbelt er aber an seinen Eiern rum (deute ich mal so) und furzt direkt danach noch, hehe, so einer ist das also, denke ich mir da. Ich weiß auch, dass das Menschen halt so tun, wenn sie sich unbeobachtet fühlen, an den Eiern rumzubbeln und furzen, aaaber in Kombination hat es hier halt so ein bisschen einen Beigeschmack, einen Vorführcharakter, als sollte mir das sagen: Emil ist ein Loser.
Könnte aber auch verstehen, wenn du es drin lassen magst, cause it's true.
Er verspürte den Drang zu kacken, wusste aber, dass es bei Wigand kein Klo gab.
Auch hier bin ich wieder zwiegespalten ... vielleicht auch nur prüde, prüdisiert von der deutschen Literaturlandschaft, in der Fürze und Kacke und Eierschweiß nicht zu existieren scheinen
:schiel:
... Aber da denke ich halt auch wieder: Hehe, er muss kacken
Die Kackesache geht ja noch weiter und ist dann fast schon ein wichtiger Bestandteil des Textes, drauf verzichten würde ich also nicht direkt, aber ...

(der "Eierschweiß"-Satz – geiles Wort, muss ich mir von dir borgen:D)
Ich mag den Satz eigentlich auch sehr gerne. Ich merke nur Folgendes, was ich @Klamm weiter oben geschrieben habe:
"Irgendwie beschleicht mich nach dieser Anmerkung von dir und den Anmerkungen von Bas (aber auch aus Kommentaren davor) der Eindruck, dass ich da ein kleines bisschen zu fies bin. Das mit der Kacke ist halt ziemlich demütigend. Und da fallen alle zusätzlichen Beschreibungen nochmal härter ins Gewicht. Getragen wird das ganze ja überhaupt davon, dass Emil einfach unsympathisch ist. Aber zu viel ist natürlich zu viel."

Jetzt überlege ich, ob ich den Eierschweiß-Satz einfach streiche. Einen schönen Satz vermisst man nicht (unbedingt), wenn man nicht weiß, dass er da mal stand. Vielleicht würde das den Text aber verbessern ihn zu streichen – um dafür den Furz stehen lassen zu dürfen.

Aber ich frage mich wieder und wieder: Was ist der Emil denn jetzt? Ein bemitleidenswerter Kerl oder eine Witzfigur?

Für mich schon irgendwie beides, so unentschlossen das klingt. Er hat es (finde ich) verdient, dass man ihn lächerlich findet, aber er verdient auch Mitleid und Hilfe. Er handelt irgendwie falsch. Aber auch weil er verletzlich ist. Gefühlt macht es das besser.

Ja, und das, obwohl ich so meine Problemchen mit dem Inhalt hatte. Was heißt Problemchen ... Mir war's zu männerlastig, irgendwie, und damit meine ich nicht mal, dass ich ein Problem damit habe, wenn alle Protagonisten Männer sind, aber wenn diese Männer dann auch nur Männerdinge tun und reden und denken, also das, was man für Männerdinge hält, dann langweilt mich das ein bisschen
Statt Mann könnte man auch einfach von Fassade sprechen, ich will nämlich gar keine Männlichkeitsdiskussion anzetteln

Das gehört für mich einfach zu dieser Lächerlichkeit dazu. Ich finde Wiegand und seine Kollegen nicht wirklich lächerlich. So zu sein, wie sie sind, ist ihr Ding. Es ist authentisch. Ja, vielleicht wäre mir das für mich, ein bisschen zu viel der Männlichkeit. Aber ich kann das respektieren, es ist auch respektabel. Aber Emil will ausgerechnet dort dazugehören. Wahrscheinlich hast du schon recht und das ganze ist darin ein wenig dröge. Ich finde das nur spannend, diese Kombination aus Delikatessen, teuren Hobbys und Literatur. Für die einen ist es genau ihre feste und mit Arbeit verbundene Identität und für die anderen eine Identität, die sie sich gerne überstreifen würden, die sie begehren und für beweglich halten, obwohl sie das gar nicht ist. Also eine Illusion von Männlichkeit.

Da ist er kurz davor, den Mann abzustreifen. Aber klar, stattdessen drehte er sich zur Seite. Ist nämlich gar nicht einfach, über den Männerschatten zu springen, könnte nämlich Konsequenzen haben

Insofern hast du natürlich recht. Emil kann sie sich 'abstreifen', weil es für ihn eben nur ein Gewand ist

Verweichlichte Gutmenschenjugend! Und gibt's eigentlich noch echte Heten oder sind die mitterweile alle schwul? Egal, weitermachen, auch, wenn der Körper streikt, auch wenn die Steinzeitdenke 2022 nicht mehr funktioniert

:lol: das ist gut beschrieben. Ja, so stelle ich ihn mir auch vor. Immer auf der Gewinnerseite stehen wollen.

Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen, Carlo. Vielleicht habe ich zu viel reininterpretiert, vielleicht Offensichtliches überlesen, aber gerade das mochte ich daran, dass es mir diesen Raum bietet, obwohl sie gleichzeitig (auch im Vergleich zu deinen bisherigen Geschichten, finde ich) sehr stringent, sehr gradlinig erzählt ist. Sehr rund.

oh das freut mich sehr. Das ist ein sehr schönes Kompliment für mich. Danke dir! Ich weiß das zu schätzen :-)

obwohl es so ja offensichtlich nicht funktioniert, empfand ich das beim längeren Drübernachdenken nicht als überzeichnet. Dafür habe ich im echten Leben schon zu viele Emils erleben können.

Oje, ich glaube, ich auch. Naja, vielleicht nicht ganz so sehr. Aber ich habe zumindest Emils in einigen Leuten gesehen.

Auch das anfangs befürchtete Vorführen Emils ist dann zum Glück nicht eingetroffen.

das freut mich natürlich auch. Trotzdem habe ich jetzt das Bedürfnis, ein bisschen weniger gemein zu sein im ersten Teil der Geschichte.

Lieber Bas, vielen Dank noch mal für den schönen, ausführlichen und wertschätzenden Kommentar. Hat mir sehr gut getan :gelb:
Ich grüße dich und sag mal: bis bald!
Carlo

 

Hallo @jimmysalaryman ,

hab mich sehr gefreut zu lesen, dass du kommentiert hast. Danke für deine Gedanken zum Text und die guten Anmerkungen.


der ganze Text ist eine Abwärtsspirale mit relativ geringer Fallhöhe. Ich kriege den Mann nicht als das zu fassen, was er einmal gewesen sein muss.
Das müsste man eventuell so beiläufig in den Dialogen unterbringen, dass er mal ein anderes Ansehen, also echtes Ansehen, oder eben nie ganz ernst genommen wurde.

Das wäre für mich die erste große Baustelle mit dem Text. Das ist griffig, da kann ich gut ansetzen. Danke dafür. Einfach ein bisschen mehr zeigen, wo kommt Emil her, wie tief ist er gefallen und warum macht er an diesem Punkt weiter und nicht neu. Das schließt auch hieran an:

Er will auch mit seinen Freunden mithalten, als habe er nichts in seinem Leben - er hat aber eine Frau, zwei Söhne, intellektuelles Kapital und ist Literaturagent, wenn ich das richtig lese. Was empfindet er da als seinen Makel? Und warum geht er damit so um, wie er es tut?
Muss er sich so anbiedern, und wenn ja, warum? Was gibt ihm dieses Zusammensein mit den anderen Männern? Welcher gesellschaftlicher Zusammenhang besteht da genau?
Mir wird nie klar, warum er sich so gehen lässt? Was genau ist da der Auslöser, welche Strecke bringt ihn dahin?

Vielleicht kann ich noch mehr zeigen, dass er unter normalen Umständen nicht mehr gesellschaftsfähig ist. Er hat sich zu so einem granteligen Bock entwickelt, der noch so seine Nische hat, in der er angenommen wird, obwohl (ihm) nicht mal klar, ob nicht Geld dabei eine Rolle spielt. Und selbst da laviert er sich langsam raus – weil es sein Naturell ist, weil er bis auf diese letzten Kontakte weder zu Respekt noch irgendwelchen Formen von Höflichkeit bereit ist. Vielleicht kann ich das ja genau so erzählen. Wie er als jemand allseits Interessiertes beim Verlag angefangen hat, mit immer dickeren Fischen zu tun bekam, auch so eine Überheblichkeit und Weltmännischkeit entwickelte, wo die Überheblichkeit dann real und zu so einer Arroganz im Privaten geworden ist. Dass es dort immer nur nach oben gegangen ist und mit der Höflichkeit und dem Klinkenputzen immer mehr nach unten. Dennoch hat er diese Mechanismen der Anbiederung nicht verlernt. Er bezeigt sie eben aus dieser Überheblichkeit nur noch sehr wenigen Leuten. Danke jedenfalls für deine Anmerkungen dazu, die Teil so eines ersten Pakets zur Arbeit an der Fallhöhe sind.

Solche Typen jagen wahrscheinlich nicht auf normale Böcke. Die reisen nach Ungarn und erlegen dort scheunentorgroßes Rotwild. Oder direkt nach Namibia. Die würden auch eher über neues Gerät sprechen, ihre Swarovski-Optik oder ihre Wärmebild von Keiler oder ihren nagelneuen Blaser Geradezugrepetierer.

hahah Es war irgendwie ein bisschen klar, dass du das auseinandernehmen kannst. Das ist natürlich top. Muss ich noch überlegen, was davon ich nehme. Ich glaube, das Gerät :D
Danke für deine Expertise!

Belgische Jagd oder Toscanello
Oder teure Zigarillos von Partagas oder Upmann, irgendwas kubanisches, was offensichtlich ist oder dann wiederum eher Geheimtips, die es nur auf dem Importmarkt zu kaufen gibt

:lol: wie geil das mit dem Namen passt. Da bediene ich mich auch gerne an den Vorschlägen, wenn das okay ist. Danke!

Ist auch insgesamt recht voll hier mit den maskulinen Anspielungen. Cafe Carver, Faulkner, fehlt nur noch Papa Hem oder Ortega y Gasset; dann Espresso, Zigarren, Whisky, Pata Negra-Schinken. Aber die Selektion wirkt arg konstruiert, es ist wie die Darstellung einer Welt, die gerade auseinanderfällt, obwohl sie das nicht tut, und die irgendwie einen Symbolgehalt haben, eigentlich für etwas anderes stehen, für Virilität oder Vitalität oder weiß was ich nicht. Es werden ja immer noch Bücher von alten weißen Männern verlegt und wiederaufgelegt und auch wenn ein paar Verwirrte da jetzt rumkrakeelen, wird sich das nicht ändern.
Die Haltlosigkeit wird nicht durch diese paar Zitate im Text symbolisiert, sie könnten da auch einfach nicht stehen, es würde den Text vielleicht näher machen

Findest du das so (vom Autoren) konstruiert? Ich finde eigentlich, dass das eher aufs Emils Mist wächst, weil er diese Dinge so wie Reliquien ansieht. Aber vielleicht hast du auch recht. Wahrscheinlich. So ein bisschen Streichen täte da sicher gut.

Es ist im Text auch nie so, dass es den anderen auffällt in der Interaktion, sondern der Erzähler kommentiert permanent diesen Verfall, dadurch wird aber der Effekt stark entwertet, das ist wie bei Heinz Strunk, der dir jeden Kackehaufen und auch jede Zahnlücke beschreibt und auch noch jedes Gefühl, was einer der Protagonisten dabei empfindet. Dann hast du zwar die Beschreibung von Ekel, aber noch keine Empfindung.

Ja, verstehe ich. Da ist das Argument vielleicht wirklich: ein bisschen zu viel Tell.
Das wäre für mich auch so die zweite große Baustelle am Text. Da ein bisschen szenischer zu werden.

wie so eine Versuchsanordnung: noch ein Prot, der dies und das sagt, und dann nochmal der Taxi-Fahrer, und noch ein Sohn
das gleicht sich in der Aussage alles an

Ich denke, das ist anders, wenn die Fallhöhe sich verändert. Das ist ja wirklich das dramaturgisch flache Mitmachen und Durchhalten zusammen mit Emil. Das würde ich erst mal so stehen lassen.

Wie realistisch ist das alles
Auch, das seine Freunde ihn so direkt ansprechen auf seinen Verfall
Würde man ihn nicht eher zur Seite nehmen und sagen, hör mal, lass mal nach hinten gehen, kurz unter vier Augen
das ist eine fortgeführte Linie der Gleichgültigkeit, die nie unterbrochen wird

Einerseits denke ich schon, dass er sich diese Leute ausgesucht hat oder dass es diese Leute sind, die aus irgendeinem Pflichtgefühl übriggeblieben sind. Allerdings wäre das etwas, wo ich ein bisschen nachsteuern könnte, wenn ich das Szenische ausarbeite. Danke für die Hinweise.

Hat mich sehr gefreut. Konnte ich was mit anfangen.
Bis bald und Grüße!
Carlo

 

Hi @Carlo Zwei,

ich habe noch nichts von dir gelesen, was mir nicht gefällt, aber wie immer gibt es jetzt gleich vor allem Kritik, Details und Allgemeineres gemischt.
Wir der Emil so daherstrolcht, das gefällt mir eigentlich ganz gut, auch der Kontrast zwischen schlimmem Erscheinungsbild und anspuchsvollerem Hintergrund, der aber auch seine Schwächen hat - schon länger keine Erfolge mehr und so. Dadurch ist der Kontrast nicht überhart, find ich besser so, als wenn Emil der Literaturprofessor wäre.
Zu hart - nicht als Kontrast, sondern als Phänomen - find ich die Kacke in der Hose. Für mich mehrfach unrealistisch: Hat Wigand nur deswegen kein Klo, damit sich Emil in die Hose machen kann? Fällt das nicht unten raus? Macht das im Taxi keine Flecken? Wenn es das erste Mal passiert (so schien es mir), ist Emil dann wirklich so gelassen? Warum passiert es überhaupt? Und letzlich unmotiviert: Es reicht doch das taube Bein.
Manchmal muss man eklige Dinge zeigen, aber wenn man es tut, ohne zu müssen, erscheint es gewollt.

Emil, wie gesagt, gefällt mir in der Gestaltung ganzn gut, auch der Einstieg, nicht so aber dieser Nebensatz:

doch er entglitt ihm wieder und wieder.
Würd ich streichen. Wenn er einen Gedanken zu fassen versucht, ist damit schon gesagt, dass es nicht gelingt.

Hier fehlt mir der unmittelbare Zusammenhang:

Kurz dachte er an den anstehenden Besuch bei Wigands Bekanntem. Ein beklemmendes Gefühl legte sich auf die Brust oder war es der Rauch? Er atmete aus. Dass er nicht gesund lebte, wusste er, doch was Ärzte bisweilen rieten und forderten, das wollte er gar nicht so genau wissen.
Beklemmende Gefühl beziehe ich erst mal auf Wigands Bekannten, im Weiterlesen aber vielleicht doch auf das ungesunde Leben. Mehr Klarheit fänd ich gut, auch weil ich an der Stelle eine neue Person einzuordnen bekomme, eigentlich zwei in einer. Es kommen eh recht viele Gestalten vor, lieber also eventuell einen Happen mehr zu der Figur hier, bevor der Körper zur Sprache kommt?

Schönes kleines Einsprengsel:

In der Straße sah man um diese Zeit alte Frauen mit kleinen Hunden.

Immer mal kommen so aberzählende Formulierungen. Ich hab ein paar rausgegriffen, die auffälligste zuerst:
Eine halbe Stunde später hatte Emil Hose, Socken und Hemd angezogen und zwei Gläser auf den Tisch gestellt.

Als er es schließlich zum Carver geschafft hatte, war es halb zwölf.

Es war gegen eins, als er fertig gefrühstückt
Solche genauen Angaben sind manchmal wichtig, ich finde sie aber auch nur dann gut, wenn sie wichtig sind. Hier bin ich mir nicht immer sicher. Die Dauer spielt eine Rolle, aber geht das nicht anders? Nur im ersten Fall finde ich die genaue Angabe wirklich störend, in den anderen Fällen finde ich es im Einzelnen immer gerechtfertigt, aber in der Summe etwas viel.

Die Dialoge find ich zwar ok, aber immer mal auch etwas hölzern, ganz besodners hier:

„Sag mal, was riecht hier eigentlich so übel?“, fragte Wigand.
„Bin vorhin in was reingetreten.“
„Emil, mein Emil. Du lässt dich ganz schön geh’n in letzter Zeit.“ Wigand lächelte. „Macht aber nichts. Geht jedem mal so.“
Es gibt so Texte, die davon leben, das Absurde selbstverständlich daherkommen zu lassen und dein Text hat etwas davon. Hier passt das für mich aber nicht. Emil tut so, als sei alles nichts weiter, aber die anderen ja nicht. Nicht die Welt, in der das spielt, hat diese Eigenschaft, sondern Emil (oder?). Wigand müsste also anders reagieren. Entweder deutlicher, härter (mindestens: "Jetzt gehst du und wäschst dich usw."); oder indem er die Lüge aufgreift ("hoffentlich hast du dir wenigstens die Schuhe abgesputzt"), weil er nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll; oder er fragt gar nicht erst. Aber fragen, dann aber zeigen, dass ihm eigentlich schon klar ist, was da so riecht, und trotzdem nicht weiter berührt zu sein - das ist für mich in unpassender Weise schräg.

Und schließlich: Die Geschichte ist zu lang. Hier könnte sie möglicherweise zu Ende sein:

Ein Stapel Bücher auf der Fensterbank erinnerte ihn an Kubricks schwarzen Monolithen. Emil merkte, wie alle Kraft mit einem Mal aus seinem Körper wich und jeder Schmerz verblasste. Er tat einen langen Atemzug.
Nur nicht ganz, weil du noch klar machen müsstest, dass es nicht Emils letzter Atemzug ist. Das wäre kitschig, und das zu Vermeiden ist eine berechtigte Motivation dafür, es weitergehen zu lassen. Aber im Kernließe sich das ohne großen Aufwand in ein paar Sätze umarbeiten. Alles, was danach noch kommt, kenn ich irgendwie schon. Sicher, es kommt der Bruch mit Wigand, aber der erscheint mir zahnlos: es gibt ihn, aber er bewegt mich nicht. Vielleicht, weil ohnehin alles kaputt ist, vielleicht auch, weil es nicht als ein wirklicher Verlust erscheint (oder vielleicht auch, weil ich was übersehen hab).

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Lieber @erdbeerschorsch ,

das war sehr nett, dass du da plötzlich aufgetaucht bist und meinen Text kommentiert hast. Und mies, dass ich sooooo lange gebraucht habe, um zu antworten. Obwohl es mir schon deutlich länger als nur zwei Monate vorkommt. Ich hatte auch einen Reminder und ein Lesezeichnen "Erdbeerschorsch" in meinem Browser. Aber irgendwie hab ich den richtigen Moment nicht gefunden. Ich war dann raus und dann brauche ich manchmal länger, um mich wieder auf einen Text einzulassen – zumal, wenn ich dem Kommentator nicht nur schnell irgendwas schreiben will.

Du hast gemeint, dass du dich am "Kacke in der Hose"-Phänomen störst, und bist da nicht allein, das schrieben andere auch. Ja vielleicht kann ich das einfach rausnehmen. Ich denke eigentlich auch, das braucht es nicht unbedingt. Schreibst du ja auch: das taube Bein gibt es ja später noch.

doch er entglitt ihm wieder und wieder.
Würd ich streichen. Wenn er einen Gedanken zu fassen versucht, ist damit schon gesagt, dass es nicht gelingt.

Bin nicht ganz sicher, ob es ausreicht. Wenn da nur steht, ...

Emil versuchte einen Gedanken zu fassen. Er seufzte, starrte noch ein wenig ins Leere, während seine Hände bereits nach der Schachtel und den Streichhözern tasteten.

... dann könnte man auch denken, dass die Sache mit dem Rauchen nur eine Art Ritual ist, das ihm für gewöhnlich dabei hilft, einen Gedanken zu fassen. Ich würde halt nicht wollen, dass Leser dann für die nächsten Sätze noch denken, er wäre mit dem Fassen des Gedanken beschäftigt, und dann gehen sie leer aus, wenn das dann doch gar nicht mehr aufgegriffen wird.

Hier fehlt mir der unmittelbare Zusammenhang:
Kurz dachte er an den anstehenden Besuch bei Wigands Bekanntem. Ein beklemmendes Gefühl legte sich auf die Brust oder war es der Rauch? Er atmete aus. Dass er nicht gesund lebte, wusste er, doch was Ärzte bisweilen rieten und forderten, das wollte er gar nicht so genau wissen.

Verstehe nicht ganz. Er ist dort doch einfach am Rauchen und mit irgendwelchen losen Gedankenfäden beschäftigt. Etwas kommt, etwas geht – eigentlich ist nicht viel los. Da würde ich schon denken, dass ihm das einfällt. So spontan eben wie einem unangenehme Verpflichtungen plötzlich wieder anspringen und an die Schlechtheit des Tages erinnern.

Kurz dachte er an den anstehenden Besuch bei Wigands Bekanntem. Ein beklemmendes Gefühl legte sich auf die Brust oder war es der Rauch? Er atmete aus. Dass er nicht gesund lebte, wusste er, doch was Ärzte bisweilen rieten und forderten, das wollte er gar nicht so genau wissen.
Beklemmende Gefühl beziehe ich erst mal auf Wigands Bekannten, im Weiterlesen aber vielleicht doch auf das ungesunde Leben. Mehr Klarheit fänd ich gut, auch weil ich an der Stelle eine neue Person einzuordnen bekomme, eigentlich zwei in einer. Es kommen eh recht viele Gestalten vor, lieber also eventuell einen Happen mehr zu der Figur hier, bevor der Körper zur Sprache kommt?

Verstehe den Punkt. Und wenn du hier mehr Klarheit forderst, sollte es wahrscheinlich auch mehr Klarheit geben. Ist auf der Liste.

Immer mal kommen so aberzählende Formulierungen. Ich hab ein paar rausgegriffen, die auffälligste zuerst:
Solche genauen Angaben sind manchmal wichtig, ich finde sie aber auch nur dann gut, wenn sie wichtig sind. Hier bin ich mir nicht immer sicher. Die Dauer spielt eine Rolle, aber geht das nicht anders?

Ich weiß, was du meinst. Ich hatte das so angelegt, um das Getaktete, das Emils Alt- und Kranksein mit sich bringt, zu verdeutlichen. Kann aber auch verstehen, wenn das nervt. So wie wenn ein Maler sagt: Ich habe die Leinwand hier nicht bemalt, um auf die Leere hinzuweisen. Aber ich hoffe, du verstehst meinen Punkt. Vielleicht gibt es ja eine elegantere Lösung, aber gerade fällt mir da einfach gar nix ein. Er kann natürlich auch immer konkret durch Handlung bzw. Dialog (ein Angesprochenwerden, ein Telefonklingeln, der Geruch von verbranntem, vergessenem Toast) an das Vergehen der Zeit erinnert werden. Hmm. Hmm. Ist auf jeden Fall auch auf der Liste: zu bearbeiten!

„Sag mal, was riecht hier eigentlich so übel?“, fragte Wigand.
„Bin vorhin in was reingetreten.“
„Emil, mein Emil. Du lässt dich ganz schön geh’n in letzter Zeit.“ Wigand lächelte. „Macht aber nichts. Geht jedem mal so.“
Es gibt so Texte, die davon leben, das Absurde selbstverständlich daherkommen zu lassen und dein Text hat etwas davon. Hier passt das für mich aber nicht. Emil tut so, als sei alles nichts weiter, aber die anderen ja nicht. Nicht die Welt, in der das spielt, hat diese Eigenschaft, sondern Emil (oder?). Wigand müsste also anders reagieren. Entweder deutlicher, härter (mindestens: "Jetzt gehst du und wäschst dich usw."); oder indem er die Lüge aufgreift ("hoffentlich hast du dir wenigstens die Schuhe abgesputzt"), weil er nicht weiß, wie er mit der Situation umgehen soll; oder er fragt gar nicht erst.

Es ist halt auch so ein bisschen Habitus. Er beschreibt das ja auch, dass sein Freund rumläuft wie ein Hobo, aber trotzdem in dieser Gesellschaft von Leuten geachtet wird. Ich wollte das so darstellen, das Wiegand ihn – ohne das Emil das richtig wahrnimmt – eigentlich wirklich mag. Es wird allerdings nie direkt etwas ausgesprochen, was die Ehre des anderen kränken könnte – weil alle so ein 'Männer'-agreement am Laufen haben. Niemand pinkelt dem anderen ans Bein. Aber vielleicht ist das hier dann einfach wirklich zu überzogen und geht nicht auf. Finde deine Vorschläge allesamt gut. Aber sie zeitigen natürlich auch härtere Konsequenzen, nehmen durchaus Einfluss auf den Verlauf bzw. die Dramaturgie der Geschichte. Emil wird ja quasi erst später im Blauen Kormoran von den anderen (vermeintlich) desavouiert.

Und schließlich: Die Geschichte ist zu lang. Hier könnte sie möglicherweise zu Ende sein:
Ein Stapel Bücher auf der Fensterbank erinnerte ihn an Kubricks schwarzen Monolithen. Emil merkte, wie alle Kraft mit einem Mal aus seinem Körper wich und jeder Schmerz verblasste. Er tat einen langen Atemzug.
Nur nicht ganz, weil du noch klar machen müsstest, dass es nicht Emils letzter Atemzug ist. Das wäre kitschig, und das zu Vermeiden ist eine berechtigte Motivation dafür, es weitergehen zu lassen. Aber im Kernließe sich das ohne großen Aufwand in ein paar Sätze umarbeiten. Alles, was danach noch kommt, kenn ich irgendwie schon.

Check ich. Es geht mir ein bisschen so wie im Beispiel weiter oben mit der Zeit. Ich hab das Gefühl, dass breit erzählen zu müssen, damit das Wesentliche daran sichtbar wird. Vielleicht ist das dann einfach ein Erzählvorhaben, dass sich nur sehr begrenzt (so) umsetzen lässt. Aber ich werde es in der Kurzfassung auf jeden Fall auch mal ausprobieren! Danke für den Anstoß und das Heraussuchen der geeigneten Stelle.

Das war ein guter Kommentar. Hat mir Freude bereitet mich daran (wenn auch nach geraumer Zeit erst) abarbeiten zu dürfen. Lass es dir gut gehen, Erdbeerschorsch, und bis ganz bald!

Carlo

 

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