Der Whisky (ein Satz)
Um 1900 gab es einmal einen betrunkenen Mann, der den restlichen Whisky nicht aus der Flasche, sondern standesgemäß, wie die Gourmets, aus einem Whiskyglas trinken wollte, aber da er schon zu viel Promille im Blick und eine zu zittrige Hand hatte, verschüttete er den größten Teil der hochprozentigen Flüssigkeit auf dem Weg vom Tisch zu seinem Schlund, was ihn sehr verärgerte und auf die Idee brachte, dem ganzen Abhilfe zu verschaffen, indem er erst versuchen wollte ein Loch in den Boden des Glases zu bohren, das er dann beliebig, darüber hatte er sich zu diesem Zeitpunkt noch keine Gedanken gemacht, verschließen oder öffnen können würde, und den Inhalt dann durch den Grund des Glases, je nach Bedarf, in sein darunter weit geöffnetes, nach Alkohol stinkendes Maul fließen lassen können würde, doch für dieses Vorhaben brauchte er zunächst einen Bohrer, von denen er einen der ersten hatte, weshalb er in den Keller ging, wo er auch fündig wurde, jedoch der besagte Bohrer nach gefühlten zwei Umdrehungen den Geist aufgab, und der Mann aufgrund seines Zustands nicht in der Lage war die Ursache dafür zu erkennen, weswegen seine Augen, sofern sie es noch konnten, den Kellerraum entlangschweifend, nach einer Lösung für das Problem suchten und schließlich an einem alten Gartenschlauch, der in der Ecke lag, hängen blieben, weshalb der Mann, wie von einer höheren Macht geleitet, den Schlauch mit nach oben in die Arbeiterstube nahm, und nach kurzem Zögern das eine Ende in das immer noch auf dem Tisch stehende Whiskyglas einführte, während er mit aufgeplusterten Backen anfing, am anderen Ende zu saugen, bis er, zwar fast blau im Gesicht, den ersten Tropfen der Köstlichkeit auf seiner Zunge spüren konnte, jedoch ohne während der ganzen Prozedur auch nur einen Tropfen verschüttet zu haben, weshalb er sein Ziel für diesen Abend erreicht hatte, aber auch am anderen Morgen, als er wieder nüchtern war, ließ ihn sein Einfall vom Abend zuvor nicht mehr los und er tüftelte weiter daran, bis er auf die Idee kam, das ganze kleiner und handlicher zu gestalten, und somit den heute allerseits bekannten Strohhalm dachte erfunden zu haben, weshalb er sofort zum Patentamt eilte, wo man ihm jedoch sagte, dass genau den gleichen Einfall schon 15 Jahre zuvor jemand hatte, und seiner deshalb ziemlich nutzlos sei, weshalb er völlig niedergeschlagen, seines harten, armen Arbeiterlebens überdrüssig, sich von der nächsten größeren Brücke stürzte und während des Fluges sich nur noch die eine letzte Frage stellt, warum er an diesem verdammten Abend nicht einfach ein Bier statt diesen scheiß verdammten Whisky gesoffen hatte.