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Des Diebes Diebe

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16.12.2004
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Des Diebes Diebe

Des Diebes Diebe

„Ich hab’ den perfekten Plan!“, sagte Carl als er sich in die roten Sitze des billigen Fast Food Ladens fallen ließ.
„Oh nein, nein. Nicht schon wieder so ne Scheiße!“, konnte Ted darauf nur antworten als er sich gegenüber seines Kumpels fläzte.
„Wieso denn? Du hast ihn doch noch gar nicht gehört.“ Carl winkte eine Kellnerin heran.
„Ey Mann, ich kenne deine Pläne. Es endet jedes Mal in einem Chaos!“
„Quatsch!“ Er zeigte der kaugummikauenden Kellnerin was er essen wollte, indem er ihr die abgewetzte Karte hinhielt und mit dem Finger draufdeutete.
Sie kritzelte schnell etwas auf ihrem Notizblock und sah dann Ted fragend an.
„Bloß ´n Bier für mich!“ Die Kellnerin verschwand nicht ohne wenigstens einmal mit dem Arsch zu wackeln.
„Also“, Carl machte es sich gemütlich, „Das is ne todsichere Sache!“
„Erwähn´ das Wort Tod bitte nicht noch mal sonst bin ich sofort weg.“
„Mann Teddy! Hab dich mal nicht so.“ Ted schnappte Carl am Kragen und zog ihn über den Tisch: „Hab ich dir nicht gesagt du sollst mich nicht so nennen?“
Carl hob beschwichtigend die Hände: „Cool bleiben. Komm wieder runter! Is alles cool!“
Ted ließ ihn los als der Burger und das Bier den Tisch erreichten. „Hier Jungs! Werdet glücklich damit.“
Carl richtete seine Klamotten und biss herzhaft in den Fettberg. Schmatzend und sabbernd redete er weiter. Ted hört an seinem Schlürfen vorbei ihm zu.
„OK, wir haben einen neuen Job“, er schluckte, „Wir sollen morgen um vierzehn Uhr vor dem Kasino auf jemandem warten.“
„Wie jetzt? Auf wen sollen wir weshalb warten?“
Carl gab ihm einen Klaps: „Seit wann fragen wir nach den Gründen, he?“
„Au, Mann! Ist ja schon gut! Bin ein bisschen durch´n Wind.“
„Merkt man“, Carl kaute mit offenem Mund, „Wer es ist weiß ich auch nicht aber jedenfalls wird er ne Menge Kohle bei sich haben, verstehste?“
Ted blubberte in sein Bier und wich ruckartig einem feuchten Krümel von Carl aus.
„Woher hat er den die Moneten?“
„Mein Gott, du stehst heut aber auch wieder echt auf´m Schlauch! Er wird das Geld natürlich im Kasino geklaut haben.“
„Ach so.“
Carl schüttelte mit dem Kopf und sah sich nach der Kellnerin mit dem kurzen Rock um.
„Und wie viel kriegen wir dafür?“, fragte Ted.
Sein Kumpel hörte nicht. Er hielt weiter Ausschau. Seine Finger trommelten unruhig auf den Tisch und er beleckte sich ununterbrochen die Lippen.
Ted räusperte sich verhalten: „Carl? Carl, he hallo?“
“Mh? Was?”
“Jetzt sieh mich an!”
„Ja, ja, red´ weiter.“
So ließ sich Ted nicht verscheißern. Er schlug Carl den Burger aus der Hand. Der flog begeistert durch die Bude und landete in einem viel zu starkem Kaffee. Der Typ, dem das koffeinhaltige Heißgetränk gehörte, bestaunte die neu entstandene Kaffeesorte. In Gedanken gab er ihr den Namen: Burger Macchiato.
„Verdammtnochmalwassolldas?“
„Wenn du mir nicht zu hörst!“
„Ich hab´ dir doch zugehört!“
„Oh ja klar. Ich hatte ja ganz vergessen, dass ich dort drüben bei dieser Schlampe von Kellnerin stehe!“
„Hey, nenn sie nicht Hure! Das hat sie nicht verdient.“
„Ich habe sie Schlampe genannt.“
„Natürlich hast du das!“
Das Gespräch erfror. Minutenlang war es still. Die anderen Gäste hatten gelauscht. Das war auch nicht schwer, denn die beiden hatten sich ja angebrüllt.
Es war Ted, der einen neuen Versuch startete: „Ich habe dich vorhin gefragt, wie viel Geld wir für diesen Job bekommen.“ Er redete langsam und entspannt.
Carl schnaufte: „Nun ja, viel ist es nicht. Aber jetzt kommt ja erst das geniale an meinem Plan.“ Ted ahnte fürchterliches.
„Der Kerl trägt massig Cash mit sich rum und ist allein.“ Er ließ seine Worte wirken: „Dämmert’s? Wir sind zwei und er nur einer. Zusammen werden wir ihm die Mäuse abluchsen!“
Ted atmete laut aus: „Wie hast du dir denn das vorgestellt?“
Carl sah sich unruhig um: „Wir überrumpeln ihn ganz einfach. Damit rechnet der nicht. Und bevor die Type auch nur den Hauch einer Ahnung hat, sind wir mit seinem Geld schon über alle Berge...“ Er beschrieb einen Bogen mit den Händen.
„Was sagst du dazu?“
Ted ließ es sich mehrmals durch den Kopf. Er bedachte alle Risiken und Nebenwirkungen. Ein paar Fragen hatte er noch: „Wir werden ihn doch nicht umbringen, oder?“
„Völliger Blödsinn“, antwortete Carl hastig, „Nein, wir ziehen ihm eins über´n Schädel und er ist weg. Dann hauen wir ab.“
„Wohin? Ich meine, wie hast du dir das danach vorgestellt?“
„Ich sage nur: Europa.“ Er griff in seine Hosentasche: „Wunderschöne Städte, romantisches Flair, heiße Bräute, gutes Bier und das Essen ist vom feinsten.“ Ein zerknittertes Foto erschien in seiner Hand und er zeigte es Ted: „Außerdem gibt es solche zauberhaften Villen dort. Und genau diese will ich. Dort werden wir leben. Bis zum Ende!“
„Das ist ja alles schön und gut, aber du hast doch sicherlich noch gar nichts wirklich geplant. Die Flüge gebucht, uns dort vorläufig Hotelzimmer gemietet und so weiter. Verstehst du was ich damit sagen will?“
Carl betrachtete verträumt das Foto.
„Verstehst du mich?“
„Erinnerst du dich noch an damals?“ Ted sah seinen Kumpel verwundert an. „Du wolltest als wir noch Kinder waren einmal Zigaretten klauen. Doch alleine hat das nicht geklappt. Deswegen fragtest du mich, ob ich dir helfen würde.“
Ted wusste von was er sprach.
„Ich sollte den Verkäufer ablenken während du die Kippen einsackst.“
Beide lächelten.
„Jedenfalls hast du mich damals gefragt, ob ich dabei wäre. Ich antwortete mit ja. Man hat uns nicht erwischt. Du hast mir sogar eine gegeben. Meine Erste.“
„Du hast sofort angefangen zu kotzen. Ich dachte schon du verreckst mir!“
Beide lachten.
„Es war grauenvoll. Aber auf was ich eigentlich hinaus wollte war: na ja, diesmal wollte ich dich fragen: Bist du dabei?“
Teds Gedanken wanderten durch die Vergangenheit zur Gegenwart und kreisten über der Frage. Damals hatte sein Kumpel zugestimmt. Würde Ted nun ebenfalls zustimmen? Es klang leicht. Ein friedliches Leben in Europa klang für ihn ebenfalls sehr ansprechend. Alles schien perfekt. Für den Moment zumindest. Er überlegte, ob er überhaupt nein sagen konnte. War das möglich?

Der alte Chevy parkte eine halbe Stunde zu früh vor dem Kasino. Ein schlanker Kerl mit blondem Haarschopf kurbelt das Fenster auf der Fahrerseite herunter. Frustriert warf er eine glimmende Kippe auf den Bordstein. Heller Rauch schoss aus seinem Mund. Die schwarze Sonnenbrille reflektiert eine feurige Scheibe. Er ließ den Motor laufen und beobachtete.
Ungefähr zwanzig Minuten später kam ein hochgewachsener Mann im schwarzen Anzug mit Fliege aus dem Kasino herausgeeilt. Er hielt einen Aktenkoffer in der Hand. Mit zügigen Schritten kam er auf den Chevy zu. Der Motor brummte zweimal auf und die Beifahrertür öffnete sich. Der Mann stieg in einer flüssigen Bewegung ein.
„Hat alles geklappt?“, fragte der Blonde.
Die Tür wurde geschlossen. „Fahren Sie!“ Die Stimme des Unbekannten hatte etwas raues, ungezähmtes. Carl fuhr los.
Sie fuhren zehn Minuten planlos durch die Stadt. Keiner von ihnen wusste das Ziel. Das Handy des Unbekannten klingelte. Er nahm ab, meldete sich nicht, nickte ein paar mal für den Anrufer unsichtbar und steckte es wieder Weg.
„Und? Wohin geht die Reise?“
Der Anzugmann zeigte nach vorne: „Die Übernächste rechts!“
„Okay.“
Sie fuhren diesmal mit einem Ziel. Carl kam es aber nicht so vor. Seiner Meinung nach fuhren sie immer noch im Kreis und nachdem sie zum fünften Mal ein und dieselbe Ampel überfuhren wurde es ihm zu bunt und er gab das Zeichen.
Mit einer Hand zog er eine Zigarette hinter seinem Ohr hervor.
„Hätten Sie mal Feuer?“
Der Mann sah Carl verächtlich an. Im nächsten Moment fiel er mit einem dumpfen Schlag nach vorne.
„Yeah, huhuuuh!“, freute sich Carl.
Ted sah von seinem Todschläger auf sein Werk: „Mann O Mann. Das war leicht!“
„Aber natürlich doch. Hab ich dir ja gesagt. Leicht verdientes Geld, verdammt ja!“
„Ja Mann. Meinst du er bleibt lange genug weg?“
„Allerdings. Heute steht der nicht mehr auf. Du hast einen Schlag drauf Teddy. Alter, da wo du hinschlägst wächst kein Gras mehr!“
„Ich probier´s gleich noch Mal an dir aus wenn du mich auch nur noch einmal so nennst!“ Er machte eine drohende Geste mit dem Todschläger.
„Halt, halt, halt, so war´s doch nicht gemeint. Nur Spaß!“
„Nur Spaß?“
„Nur Spaß!“
„Ich geb dir gleich mal Spaß hier.“
Er schlug gegen die Rückenlehne von Carls Sitz. Der wurde kurzzeitig gegen das Lenkrad geworfen. Der alte Chevy schlingerte und geriet aus der Bahn. Ein Wohnmobil wich panisch aus und landete in der Leitplanke. Carl bekam den Wagen wieder unter Kontrolle.
„Mein Gott, Junge. Pass doch auf! Das kannste doch nich machen.“
„Nenn mich einfach nicht mehr so, klar?“
„Jaah!“
„Gut. Wo geht´s jetzt hin?“
Carl lächelte hinterhältig: „Wir fahren zu den Docks. Ich hab da noch was zu erledigen.“
Ted sah seinen Kumpel fragend an, sagte aber nichts.

Die Docks erstreckten sich durch die ganze Stadt hindurch. In der Mitte waren sie gepflegt, ordentlich und sauber. Hier lagen Fähren für Passagiere vor Anker. Danach wurde es „fischig!“. Der Fischmarkt war riesig und voller „Arrrrr....“-ender, bärbeißiger Fischer in Friesenmänteln. Darauf folgte der Untergrund. Sozusagen die „wahren“ Docks. Es war hier immer dunkel, selbst am Tag. Der Dreck bekam schon Rost und die Ratten mieden sich gegenseitig. Der betäubende Gestank kam weniger vom Wasser, noch aus der Kanalisation sonder aus den Lagerhäusern in denen alte Bananen vor sich hin faulen und ihrem eigenen Verwesungsprozess mit Freuden entgegen sehen.
Die Räder des Chevys durchrollten ein matschige Pfütze aus Öl, Sekreten, Ratten und gerötetem Morgenausguss.
Beide stiegen aus. Ted hatte seinen Todschläger unter dem Sitz liegen lassen. Carl hielt den Koffer des Unbekannten in der einen Hand und mit der anderen warf er seine Zigarette in die Pfütze. Diese fing sofort Feuer und die beiden Freunde betrachteten das Schauspiel. Ein Ratte musste dabei ihr erbärmliches Leben lassen. Sie quiekte laut. Fasziniert standen sie da. Carl richtete seine Sonnenbrille. Die bunten Flammen spiegelten sich in den Gläsern. Er schnippte und wies Ted damit an ihm zu folgen.
Sie liefen durch Stapelweise Container, Wellblechhäusern und alten Kuttern. Carl schlenderte entspannt voran. Ted, obwohl recht stämmig, folgte ihm vorsichtig und wachsam. Er kam sich beobachtet vor. Kurze Zeit später wusste er auch warum.
Zwei bewaffnete Penner kamen auf sie zu.
„Halt, keinen Schritt weiter ihre Schweine!“, sagte einer von ihnen, „Dreht euch um wenn euch was an eurem elendem Leben liegt!“
Carl lächelte belustigt: „ Ich möchte mit Al Tackyfinger sprechen!“
„Den gibt’s hier nicht.“
„Oh ich denke schon das es den hier gibt. Carl Dearhold möchte ihn sprechen!“
„Ist mir scheißegal! Wirf den Koffer da her und dann haut ab!“
„Ihr werdet mich jetzt sofort bei ihm anmelden sonst...“
Vor seinen Füßen prallte ein Schuss ab. Es hallte laut zwischen den Containern.
„Verdammt was soll das?“
Ted flüsterte seinem Kumpel ins Ohr: „Carl lass uns verschwinden. Die gehören bestimmt nicht zu Al... sonstewas.“
„Ich überlass denen doch nicht unser Geld!“, flüsterte Carl genervt zurück.
„Aber...“
„Gebt endlich den Koffer her und verzieht euch!“, brüllte einer der Penner.
„Vergesst es!“, rief Carl und Ted sah sich schon nach einer geeigneten Deckung um. Es knallte zweimal und die Penner brachen zusammen. Ted duckte sich und rannte, Carl mit sich ziehend, hinter einen der Container. Er hatte den Schützen erkannt. Sein Kumpel hatte den Koffer fallengelassen und zitterte nun neben ihm. Ted musste die Sache in die Hand nehmen.
„Hey“, rief der Anzugträger, „Hey ihr zwei Traumtänzer. Bringt mir mein Geld!“
„Okay, okay! Kein Problem Mann.“
„Oh doch. Ihr habt sogar ein großes Problem. Überlegt euch das nächste Mal etwas besser wen ihr überfallen wollt!“
Ted war es ja schon von Anfang an klar gewesen, dass es wieder schief geht. Er würde sich in Zukunft von Carls Plänen fernhalten. Vorausgesetzt er kam hier lebend wieder raus.
„Kommt hinter dem Scheiß Container vor und bringt mir meine Kohle verdammt!“ Der Typ schien die Nerven zu verlieren. Das konnte Ted nur recht sein.
„Ich komme jetzt und gehe zum Koffer!“, rief er.
„Na dann mach endlich du dreckiges Stück Scheiße!“
Gott, ist der einfallsreich!, dachte Ted. Er hob die Hände und ging langsam auf den schwarzen Aktenkoffer zu. Der Unbekannte beobachtete ihn dabei mit irrem Blick.
Teds Beine waren wie Pudding. Vorsichtig beugte er sich herunter und nahm den Koffer in die Hand. Dann hielt er ihn hoch.
„Her damit du Ratteeeee!“, schrie der Kerl mittlerweile völlig verrückt.
„Ist ja gut, ist ja gut!“ Ted lief etwas geduckt zu ihm.
„Gib schon her!“ Mit diesen Worten riss der Anzugträger Ted den Koffer aus der Hand.
„Alles Okay nun?“
Der Unbekannte sah Ted an. Dann an ihm vorbei und weitete seine vom Wahnsinn aus den Höhlen tretenden Augen.
„Wer ist das?“, schrie er schrill und hob seine Waffe. Teds Verstand reagierte zu langsam und der Anzugträger schoss dreimal. Schmerzensschreie hallten durch die Docks. Ted drehte sich um und sah wie Carl zu Boden ging. Wie gelähmt stand er da. Doch die Starre hielt nicht lange an. Seine erste Reaktion war ein Schlag mit dem Ellenbogen gegen das Gesicht des Unbekannten. Den haute es von den Socken. Ted rannte zu seinem sterbenden Freund und kniete sich neben ihm: „Carl, verdammt du kannst jetzt nicht sterben. Das geht einfach nicht!“ Den Tränen nahe hoffte Ted auf ein paar letzte Wort von Carl. Leider kam nur unidentifizierbares Gegurgel und Blut aus Carls Mund.
„Sag doch was. Scheiße Mann sag was!“ Ein rotes Rinnsal überquerte Carls linke Wange. Seine Brust hob und senkte sich unkontrolliert. Er schien Kraft zusammeln. Seine Hand grub sich in Teds Hemd: „ Ted...“
„Was? Sag mir was. Irgendwas!“ Er hielt die Hand seines Freundes.
„Ted... R.... Ra....“
“Ja?”
“Ra… Rache!” Damit war es vorbei. Carl regte sich nicht mehr. Seine Hand hing schlaff in Teds. Er war tot.
Der Anzugträger wollte den Überlenden erschießen. Sein Magazin war jedoch leer und deswegen warf er die Waffe weg und rannte davon.
Ted blieb noch lange. Er verweilte Stunden bei Carls Leiche. Alle Erinnerungen an ihre gemeinsamen Aktivitäten kamen in ihm hoch. Die Guten und die Schlechten. Jede ließ eine weitere Träne erscheinen. Sie überschwemmten seinen Verstand und sein Gesicht. Es war der wohl emotionalste Moment seines Lebens. Sein bester Freund war gegangen. Für immer. Unwiderruflich. Seine Pläne und Ideen waren zwar immer zum Scheitern verurteilt und sie hatten die beiden immer wieder in brenzlige Situationen gebracht. Aber zusammen sind sie da auch wieder herausgekommen. Und sie hatten viel Spaß dabei. Danach haben sie immer drüber gelacht. Es war ja nicht so, als ob diese Aktionen nie etwas gebracht hätten. Denn Geld hatten die beiden. Nicht viel aber auch nicht zu wenig. Es reichte zum Leben. Für die Beschaffung der Kohle hatte Carl immer eine Idee. Sie hatten zu Essen und ein Dach über den Kopf sowie ein Auto. Alles dank Carl. Er hatte ihm soviel zu verdanken. Sie hatten ihr Leben miteinander geteilt. Auch mehrere Frauen machten die Reihe rum. Es gab keine Geheimnisse. Sie kannten sich in und auswendig. Klar, sie hatten ihre Differenzen und den ein oder anderen Streit. Aber das ist doch völlig normal. Es war nie etwas wirklich schlimmes. Nur Kleinigkeiten, über die sie später nur noch schallend lachen konnten. Es war ein schönes leben.
Rache!
Innerlich schwor Ted seinen Kumpel zu rächen. Ja, das würde er tun. Für seinen Freund.
Ted verließ den Kadaver. Er hatte noch etwas vor.

Es war 12:28 Uhr, also kurz vor der Mittagspause, als Susan den wohl unangenehmsten Kerl sah den sie je getroffen hatte. Er drängelte sich in seinem dunklen Anzug durch die Menschenmenge der Flughafenhalle auf ihren Schalter zu. Er hatte einen schwarzen Aktenkoffer dabei.
„Guten Tag Sir! Was kann ich für sie tun?“, fragte sie mit all ihrer Nettigkeit.
„Ich möchte einen Flug nach Kolumbien buchen.“ Seine Stimme kratzte und war dermaßen scheußlich, dass sie sich angeekelt zu ihrem Monitor wegdrehte. Noch abscheulicher als die Stimme war der gelbliche Verband um seine Nase. Sie war wohl gebrochen.
„Um wie viel Uhr wenn ich fragen darf?“
„Sie dürfen! Den Nächstmöglichen.“
„Sehr wohl!“ Sie wollte ihn so schnell wie möglich loswerden. Ihr Lächeln verblasste sowieso schon.

Wenige Meter weiter lehnte sich ein Mann mit Sonnenbrille und Zigarette an eine Telefonzelle. Die Deckenbeleuchtung spiegelte sich in den Gläsern. Er hat den Schalter fest im Blick. Er hatte ein wenig Mitleid mit der Frau hinterm Schalter, den Mann jedoch verachtete er zu tiefst. Als der Kerl im Anzug mit den Tickets in den Händen weiterging fixierte er ihn. Er schnippte seine Zigarette mitten auf eine Sitzbank und folgte dem Anzugmann. In der Jackentasche umschloss er den Griff seiner Pistole.

Der Plan war relativ einfach. Mit viel Geld nach Kolumbien und danach nach Panama. Seine Spur dürfte er damit verwischt haben. Spätestens dann sollte er jeden Verfolger abgeschüttelt haben. Innerlich freute er sich schon. Money, Partys and sex on the beach! Nur töten ist schöner. Fliegen hingegen fand er zum kotzen. Aber es war ein notwendiges Übel. Was das Töten anbetraf hatte er im Augenblick allerdings nur noch ein Ziel: den Kerl, der ihm diese kostenlose Nasenoperation verpasst hatte. Wenn er den in die Finger kriegen würde er würde ihn...
Es fielen ihm viele Möglichkeiten ein und er war gerade bei der Besten als ihm eine Hand von hinten auf die Schulter gelegt wurde. Er drehte sich um.

So ein Wachmann hat es nicht leicht. Immer mal wieder verschwand ein Kind, welches sich nur auf den Gepäckbändern rumtrieb, ein alter Mann hatte Herzbeschwerden, die sich mit einer kleinen rosa Pille wieder beheben ließ oder eine junge Frau musste viel zuviel tragen. Und ohne Freund und Ring aufkreuzen. So auch diesmal. Sie war umwerfend. Schlank. 90-60-90 mit langen blonden Haaren und verdammt engen Klamotten. Sie war perfekt. Matt schwellte seine Brust und trat vor.
„Verzeihung Ma’m, darf ich ihnen mit dem Gepäck helfen?“
Sie blickte verwundert auf. In ihren Augen war er kleiner Möchtegernwachmann. Pickelig und mit einem blöden Gesichtsausdruck. Er könnte aber doch hilfreich sein. Die Tasche war schon ganz schön schwer. Für ein Lächeln würde der sie sogar bis nach Europa tragen. Sie wusste wie man Leute wie ihn leicht ausnutzen konnte.
„Oh vielen Dank!“, ein Lächeln zum Sterben, „Es ist wirklich schwer. Wenn sie mir die bitte abnehmen würden?“
„Aber natürlich!“ Er übernahm die Tasche. Sie war schwer!
Jetzt noch ein Kompliment: „Ahh, ein starker Mann!“
Matt stellte sich gerade hin und trug die Tasche. In Gedanken zog er sie aus und erlebte ein Abenteuer nach dem anderen. Sie beobachtete mit einem befriedigten Lächeln die sich bildende Beule in seiner Hose. Männer sind so einfach gestrickt! Willenloses Spielzeug. Sie kannte das.
Sie gingen ein paar Schritte, Matt hinkte ein wenig, als er den Mann im Anzug sah, der von einem Kerl mit Sonnenbrille unsanft angehalten wurde. Matt lief langsamer. „Was ist? Zu schwer, großer starker Mann?“
Matt grinste verlegen: „Nein, Nein aber...“
Der Kerl mit der Sonnenbrille holte etwas aus seiner Jackentasche und hielt es dem Anzugmann an den Bauch. Was war das? Als der Mann im Anzug zuckte und zusammenbrach, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Es war eine Schusswaffe!
Er ließ die Tasche fallen und rannte auf den Toten zu. „Hey“, kreischte die Frau ihm hinter her, „Meine Tasche, Idiot!“
Es interessierte ihn nicht. Die Pflicht ruft. Matt sah sich nach dem Typ mit der Sonnenbrille um. Verdammt wo ist der? Er konnte ihn nicht sehen. Der Kerl war wie vom Erdboden verschluckt.

Ted schlenderte ganz lässig auf den Ausgang zu. Er zog sich eine weitere Zigarette aus seiner Hosentasche. Mit seinem frauenförmigen Feuerzeug zündete er sie sich an. Sie glimmte. Die Schwingtüren gingen auf und er trat hinaus in die warme Julisonne. Die feurige Scheibe spiegelte sich diesmal in seiner Sonnenbrille wieder. Sie gehörte ihm erst seit kurzem. Sie hatte einem guten Freund gehört. Dieser war jetzt gerächt. Er hatte es geschworen.

 

Ist es ein Dialog... oder ein Drama im klassischen Stil?

Ich les es mir nachher nochmal in aller Ruhe durch, irgendwo hab ich die Geduld verloren...

 

Hallo Scharker,

ehrlich gesagt habe ich es nicht geschafft die Geschichte zu Ende zu lesen und hätte ich nicht schon einige Textanmerkungen herausgepickt, hätte ich wohl gar nicht geantwortet.

Die Geschichte hat mir überhaupt nicht gefallen. Mir schein fast, du wüsstest selbst nicht genau, was deine Geschichte sein soll: An einigen Stellen ist sie witzig, aber das passt mir nicht so genau dazu. Bei den Beiden "Räubern" hatte ich manchmal das Gefühl sie wären irgendwelchen vertrottelten Bankräuber, wie sie manchmal in Filmen vorkommen. Sie sind doch absolut unprofessionell.

Kapiert habe ich auch nicht, warum sie überhaupt an die Docks fahren. Warum gehen sie nicht gleich an den Flughafen? Das war mir total unlogisch.

Das Auftreten des Penners fand ich ebenfalls sehr seltsam. Der Penner würde doch, wenn er unbewaffnet und alleine ist, so ne dicke Lippe riskieren. Der würde doch schauen, so schnell wie möglich wegzukommen.

Das Carl ermordert wird hat für mich ebenfalls nicht zur Geschichte gepasst. Wie gesagt: Da ich das Bild der vertrottelten Räuber hatte, fand ich diese dramatische Szene einfach nicht passend. Zumal ich sie beim Lesen alles andere als dramatisch empfand. Eigentlich sollte ja so etwas wie Trauer oder Bedauern entstehen - oder wenigstens Verständnis. Bei mir war nichts von all dem der Fall.

„Oh nein, nein. Nicht schon wieder so ne Scheiße!“, konnte Ted darauf nur antworten als er sich gegenüber seines Kumpels fläzte.

Kommst du aus dem deutschen Osten? Bis vor kurzem kannte ich das Wort "fläzte" nämlich noch gar nicht.

„Wer es ist weiß ich auch nicht aber jedenfalls wird er ne Menge Kohle bei sich haben, verstehste?“

Komma vor "aber"

Er schlug Carl den Burger aus der Hand.

Ich weiß jetzt ehrlich gesagt nicht, warum er das macht. Bis gerade eben schien das Gespräch noch relativ normal zu verlaufen.

Der flog begeistert durch die Bude und landete in einem viel zu starkem Kaffee.

Begeistert würde ich persönlich hier streichen. Er kann nicht begeistert fliegend - auch nicht lachend, weinend, schreiend oder sonst wie.

Der Typ, dem das koffeinhaltige Heißgetränk gehörte, bestaunte die neu entstandene Kaffeesorte.

Das wirkt etwas gezwungen witzig.


Die schwarze Sonnenbrille reflektiert eine feurige Scheibe.

Ich weiß nicht, ob du dieses Klischee so wolltest. Die meisten zwielichten Typen tauchen mit einer Sonnenbrille auf. Im Ernst: Wenn ich nachts ein einen Typ mit Sonnenbrille sehe, dann würde mir der nicht geheuer vorkommen - und gerade wenn ich ein Verbrechen ausüben möchte - dann sollte mir doch besonders daran gelegen sein total unauffällig auszusehen.

Der betäubende Gestank kam weniger vom Wasser, noch aus der Kanalisation sonder aus den Lagerhäusern in denen alte Bananen vor sich hin faulen und ihrem eigenen Verwesungsprozess mit Freuden entgegen sehen.

Mir gefällt diese Personifizierung der Bananen nicht. Ich denke es soll witzig sein, aber für mich ist es das zumindest in dieser Geschichte nicht, weil es nicht so richtig passt.

„Ist mir scheißegal! Wirf den Koffer da her und dann haut ab!“

Der unbewaffnete Penner riskiert aber ne ganz schön dicke Lippe.

LG
Bella

 

Hi Bella!

Ich glaube du hast meine Geschichte wirklich nicht verstanden. Aber so was von überhaupt nicht. Erstens: Die penner waren zu zweit und bewaffnet! Zweitens:Mit Sonnenbrille an einem Tag an dem die Sonne wie eine feurige Scheibe wirkt aurkreuzen, ist ja wohl angebracht. Drittens:Ja, ich bin aus dem deutschen Osten. Find ich übrigends eine sehr demokratische Formulierung!
So, die Kritik an den Rechtschreibfehlern ist natürlich berechtigt.

Bis irgendwann!

 

Hallo Scharker,

kann sein, dass ich sie tatsächlich nicht verstanden habe. Ich werde sie bei Gelegenheit nochmal lesen...
Sorry für die Stellen, an denen ich dir unrecht getan habe.

Ich bin aus Bayern und alle anderen aus meinem Zimmer (auf Arbeit) sind aus dem Osten. Da gewöhnt man sich eine demokratische Formulierung an. *g* Und lernt nebenbei noch ein paar neue Wörter.

 

Tja, man lernt nie aus! Schöner Kompromiss. Sachsen und Bayer dienen immer wieder zur allgemeinen Belustigung und von daher kann ich dir gar nicht böse sein oder sonst was.

Schönen Tag noch!

 

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