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Des Geschirrtuchs letzte Reise

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17.01.2005
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Des Geschirrtuchs letzte Reise

27.10.04 – Neue Berichte über eine Verschlechterung des Gesundheitszustands des Geschirrtuchs führen zur Beunruhigung des am Spülstein stehenden Abwaschs. Aus des Geschirrtuchs Umfeld verlautet, es sei hausfräuliche Hilfe aus dem Wohnzimmer angefordert worden. Noch am Nachmittag hat die Hausfrau versichert, das Geschirrtuch leide nur an einer Grippe.


28.10.04 – Verlässliche Neuigkeiten über den Zustand des Geschirrtuchs gibt es wenige. Eine Spülbürste sagt, das Geschirrtuch leide an Leinenweberkrebs, in spüliphilen Medien ist von einer großen Laufmasche die Rede. Nicht wenige vermuten gar, das Geschirrtuch sei schon verstorben. Am Abend dann gibt die Hausfrau erstmals offiziell Auskunft: Das Geschirrtuch weise zu niedrige Baumwollfaserwerte auf. Morgen früh soll das Geschirrtuch aufs Dach gebracht und von dort per Hubschrauber zum Waschsalon geflogen werden.


29.10.04 – In einem Waschsalon in der Pariser Straße ringen Fachhausfrauen für Baumwollfaserkrankheiten um das Leben des Geschirrtuchs. Vor dem Abflug vom Dach des Wohnhauses in der Rama-Allee hat sich das Geschirrtuch noch einmal den Tellern, Tassen, Töpfen und dem Besteck gezeigt, es hat gelächelt und gewunken. Nach der gut vierminütigen Flugreise ist für aufmunternde Gesten keine Zeit und keine Kraft mehr. Die vor dem Waschsalon mit Blumensträußen und Fahnen ausharrenden Fans bekommen nur den grauen Helikopter zu sehen, der hinter einem Seitenflügel des Gebäudes landet.


30.10.04 – Die Erkrankung des Geschirrtuchs ist nach Angaben einer beratenden Waschfrau nicht lebensbedrohlich. Dies hätten die jüngsten Schonwaschgänge ergeben. Das Geschirrtuch leide auch nicht an Leinenweberkrebs, wie zeitweise spekuliert worden war.


04.11.04 – 00.17 Uhr: Der Sohn der das Geschirrtuch besitzenden Hausfrau bestätigt, dass das Geschirrtuch auf die Intensivstation verlegt wurde.

00.48 Uhr: Nebenstehende Waschmaschinen berichten, das Geschirrtuch habe in den vergangenen 24 Stunden dreimal das Bewusstsein verloren.

11.21 Uhr: Ein namentlich nicht genannter tiefer Teller erklärt, das Geschirrtuch sei ins Koma gefallen. Des Geschirrtuchs beste Löffelfreundin dementiert: »Alles Gerüchte.«

15.49 Uhr: Das Waschsalonaufsichtsamt teilt mit, die Oberwaschfrau habe das Geschirrtuch am Krankenwäschekorb besucht.

16.29 Uhr: Des Geschirrtuchs beste Löffelfreundin räumt erstmals ein, dass das Geschirrtuch in Lebensgefahr schwebt.

17.30 Uhr: Das spüliphile Fernsehen vermeldet unter Berufung auf Waschfrauenkreise in der Pariser Straße, das Geschirrtuch sei klinisch tot.

17.53 Uhr: Die ranghöchste Hausfrau des Kiezes dementiert den Tod. Des Geschirrtuchs klinischer Zustand sei aber noch komplexer geworden.

18.38 Uhr: Waschsalonmitarbeiterinnen teilen mit, sie hätten den Hirntod festgestellt.

18.53 Uhr: Das Geschirrtuch befindet sich nach Angaben des Waschfrauenverbandes in einem sehr tiefen Koma des Stadiums IV. In der weißwaschenden Terminologie kann diesem Stadium noch ein fünftes, terminales Koma mit immer geringeren Faserströmen folgen.

19.19 Uhr: Eine der Waschsalonmitarbeiterinnen erklärt, das Geschirrtuch könne nach seinem Hirntod noch wochenlang im künstlichen Baumwollschlaf gehalten werden.


05.11.04 – Des Geschirrtuchs Zustand ist unverändert. Eine behandelnde Waschfrau berichtet, das Geschirrtuch sei hirntot und werde nur noch von Waschmaschinen am Leben gehalten. Die ständige Gesandte des Hausfrauenbundes in der Pariser Straße, Persila Omo, spricht dagegen von einem Koma, aus dem das Geschirrtuch erwachen könne.


07.11.04 – Der Chef des Baumwollverarbeitungsgewerbes bestätigt, dass das Geschirrtuch lebt. Sein Gesundheitszustand sei sehr komplex, sehr ernst und stabil.


08.11.04 – Das Geschirrtuch ist noch nicht für tot erklärt, doch schon tobt eine Schlammschlacht um sein Erbe. Seine Frau, das große Badelaken, greift das am Spülstein stehende Geschirr an: »Sie wollen das Geschirrtuch lebendig begraben, die Macht übernehmen.« Die Angegriffenen empfinden die Vorwürfe als ungeheuerlich: »Das große Badelaken hat alle beleidigt«, sagt die Scheuerbürste.


09.11.04 – Nach Angaben des Waschsalons ist das Geschirrtuch in ein tieferes Koma gefallen. »Sein Zustand hat sich in der Nacht verschlechtert«, sagt Meisterin Proper. »Dies bedeutet einen wichtigen Schritt hin zu einer Entwicklung, in der eine Prognose ungewiss wird.«


10.11.04 – Der oberste Baumwollsatzleser eilt in die Pariser Straße, um nach dem Sterbenden zu sehen. Eine Stunde lang bleibt er allein mit dem Geschirrtuch und betet für das Geschirrtuch.


11.11.04 – 03.30 Uhr: »Ein großes Herz hat aufgehört zu schlagen«, sagt die Sprecherin der Geschirrtücher. Das Geschirrtuch litt zuletzt an Spülmittelblutung und Tensideversagen. Begraben werden soll das Geschirrtuch auf dem Gelände des Wohnhauses in der Rama-Allee.

 

Mahlzeit!

Zunächst mal: Herzlich willkommen auf KG.de! :)

Und nun zum Text:

Wassen das? :susp:

Mein spontaner und ich fürchte auch dauerhafter Eindruck von dieser "Geschichte":

Eine thematisch und erzählerisch völlig in der Luft hängende Abraumhalde für billigste Wortspiele aus der "Persila Omo"-Kategorie... mir fehlen ehrlich gesagt schon fast die Worte, um auszudrücken, wie unsagbar sinnlos, zwanghaft unwitzig und grottendoof ich dieses Geschwurbel finde... :dozey:

Sorry, das klingt jetzt hart, aber viel anderes bleibt mir über den Text derzeit leider nicht zu sagen. Von konstruktiven Ansätzen, die über "Schreib bitte nie wieder sowas!" hinausgehen, ganz zu schweigen.

Tschuldigung,
Horni

 

Hallo kresz,

auch ich möchte dich hier erstmal willkommen heißen!

Horni hat bereits schon deutlich gemacht, woran dein Text ganz erheblich krankt, dem schließ ich mich an und erweitere noch um die Frage, was eigentlich für ein satirischer Gedanke hinter dem stehen soll?
Als Autor hast du ja, bevor du diese Geschichte geschrieben hast, dir überlegt, was du kritisieren möchtest, denn die Kritik an einem aus der Sicht des Autors missbilligenswerten Zustandes ist ja die Ursache für eine Satire.
Mir ist da der Blick ein wenig verstellt, weil ich vor lauter Geschirrhandtuchplot nicht zu erkennen vermag, was für ein Gedanke für dich dahinter steckte.
Bitte klär mich auf.


Lieben Gruß
lakita

 

Also,

ich muss jetzt mal unseren Moderatoren vorsichtig widersprechen. Ich kann durchaus etwas finden, was hier satirisch dargestellt werden soll. Zumindest bilde ich mir das ein. Kann auch sein, dass ich zweimal zu oft um die Ecke gedacht und heute meinen fantasievollen Tag hab. ;)

Für mich ist der Text (ob man ihn, was die Form angeht, Geschichte nennen darf, sei dahingestellt) eine satirische Darstellung unserer heutigen überzogenen Medienwelt (war ja auch mein letztes Thema, wahrscheinlich komm ich deshalb drauf). Speziell hat mich das Ganze an das Ableben des Palästinenserpräsidenen Arafat im vergangenen November erinnert, wo man ständig von neuen Meldungen ob er nun tot, hirntot, im Koma, doch nicht tot, auf dem Weg der Genesung und dann doch endgültig hinüber war. Hierzu passt für mich auch die Assoziation mit dem Geschirrtuch, weil ja Arafat immer so ein komisches Dings auf dem Kopf trug. Wenn dem so ist, schätze ich, dass es noch weitere versteckte Dinge zum enträtseln gäbe, die mir aber jetzt spontan noch nicht aufgefallen sind.

Vor diesem Hintergrund gelesen, sieht der Text doch gleich ganz anders aus. Demzufolge kann ich mich "unsagbar sinnlos" und "grottendoof" jedenfalls nicht anschließen. Ich find die Idee gar nicht übel und bin gespannt, ob ich richtig lieg.

Gruß,

Kira.

 

Stimmt Kira :thumbsup:

gute Idee, so gesehen, könnte darin durchaus ein satirischer Aspekt stecken...na ich warte mal auf die Antwort des Autors.

 
Zuletzt bearbeitet:

Zur Ergänzung: Es ist nicht so, als hätte ich die Idee nicht bemerkt bzw. den Arafat-Bezug nicht erkannt. Ich bin ja schließlich auch nicht völlig blöd. Aber die Umsetzung finde ich nach wie vor absolut schauderhaft. Das ist mE die übelste Ansammlung dümmlicher Wortspiele und pseudowitziger Verballhornungskonglomerate, die mir seit langer Zeit untergekommen ist. Mir haben sich beim Lesen förmlich die Zehennägel hochgerollt bzw. hat mich dieses Dingsbums beim Lesen schon beinahe in einen dezenten Zustand des Fremdschämens versetzt. Ich meine: "Persila Omo"!?!?!? Paaaleeeze! :rolleyes: Und das ist nur die Spitze des Eisberges...

Und: Nö, ich sehe nicht ein, unbedingt jeden noch so mE doofen Text irgendwo trotzdem noch toll finden zu müssen. Betrachtet es als kleinen Ein-Mann-Aufstand gegen die ständige und schamlose Unterschreitung meiner ganz persönlichen Ekelschwelle. (Und bevor jemand fragt: Ja, ich bin in der Tat mittlerweile etwas ungehalten ob der Qualität vieler Texte, die hier so tagtäglich über meinen Bildschirm rollen... das kann doch langsam echt nich mehr wahr sein... :schiel: )

EDIT: Das alles ist wie üblich nur meine subjektive Meinung. Vorsichtshalber dazu gesagt.

 

danke, kira, das mit arafat stimmt natürlich. bingo, volle punktzahl!

und horni, ich freue mich natürlich, dass du so viel energie an den tag legst, um zum ausdruck zu bringen, wie sehr dich mein text abstößt.

 

Hehe, ich hoffe nur, Du nimmst das nicht persönlich. Hab auch noch andere Texte von Dir erspäht, die mir um einiges besser gefallen haben, aber über diesen hier hab ich mich wirklich geärgert, sorry. ;)

 

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