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Deutsche Reichsshow
Wäre die Nazizeit nicht so schrecklich gewesen und nicht alles so bös verboten, gäbe es bei RTL wohl nach der 70er, 80er, 90er und der DDR-Show sicher bald die Deutsche-Reichs-Show. Moderieren würde sie Roberto Blanco, zur Begrüßung „Heil“ ins Publikum werfen und sich dann locker an den deutschlandfahnengetränkten Tisch unter den Reichsadler setzen. Wie immer würde er dabei lachen wie ein Honigkuchenesel und während der Sendung 50 mal „Ein bisschen Sieg muss sein“ singen.
Doch wen könnte man zu so einer Show als Studiogast einladen? Auf Anhieb fällt mir da nur Leni Riefenstahl ein, aber die hat sicher schon geahnt, dass so eine Show bevorsteht und ist vorsorglich gestorben.
Weiter fällt mir nur meine eigene Oma ein, aber wer will die schon sehen und außerdem würde die nie kommen, weil das Fernsehen sowieso ne Macke hat, wie sie sagt.
Aber würde es die Show wirklich geben, würden sowieso Dieter Bohlen, Blümchen und die Prinzen kommen und sich dann zu Dingen äußern, die sie nie kannten und nie kennen werden.
Es würden Einspielfilmchen gezeigt werden und dazu erscheinen dann im Vordergrund die „Stars“ und „Sternchen“ und brabbeln irgendwas. Zum Beispiel wird dann ein Ausschnitt des „Blauen Engels“ gezeigt und Scooter spricht dazu „Geiler Film. Hab ich mal von gehört. Fiiirrreeee“. Nach ihm Justin Timberlake „Häh?“.
Die Studiogäste bringen Fotos ihrer Eltern oder Großeltern in Uniform mit und alle, Blanco lacht am lautesten, schreien vor quirliger Lustigkeit. „Schau mal, wie er die Haare hat. So was trägt doch heute keiner mehr“ würde Verona Feldbusch meinen und dann würde man versuchen ihr zu verklickern, dass die Leute auf den Fotos Helme tragen.
Dann singt Roberto Blanco noch einmal „Ein bisschen Sieg muss sein“ und dann ein Panzer rollt herein. Am Steuer Michael Schuhmacher. Ralf sitzt mit Frentzen auf dem Kanonenrohr. Alle klatschen. Da die drei nur wenig Geld für ihren Auftritt bekommen haben, fahren sie nur einmal durchs Bild und sind dann weg.
Jetzt ist es Zeit für einen Musicakt. Am liebsten würde sich Blanco auf die Bühne stellen, aber er darf nicht. Aber man hat Ersatz gefunden. Der Vorhang geht auf und wer steht da?
Genau, Right Said Fred. Die hat man eingekauft, weil sie so schöne Glatzen haben
Die singen nicht in Deutsch, aber das ist im Grunde auch egal. Hauptsache die Bude rockt. Und wie es rockt. Der Moderator spielt beleidigte Leberwurst und hat aus Versehen eingeschissen und die Hälfte von den Zuschauern, die eigentlich zu Arabella wollten, bemerkt, dass sie falsch ist und geht. Die andere Hälfte bekommt eine lebenslange Ration Kommissbrot fürs Klatschen und ist mit irgendeiner Droge lustig gestellt. Deswegen klatschen die auch wie wild.
Die Band ist fertig. Kamera schwenkt auf Blanco, der verzieht sein Lächeln zu einer stolzen Mine und kündigt an, dass jetzt etwas komme, was es noch nie im deutschen Fernsehen gegeben hat. Leise fügt er hinzu „Glaube ich“. Daraufhin rollt ein großer Kasten auf die Bühne. Trommelwirbel, der Kasten hebt sich und eine riesige Torte kommt zum Vorschein. Auf ihr, mit Lebensmittelfarbe gemalt, sieht man die Deutschlandkarte von 1938. Davor steht in braun: „Deutsches Reich“.
Und um den Braten noch fetter zu machen, ertönt ein Paukenschlag und aus der Torte springen Heidi Kabel, Inge Meysel und Marika Röck in BDM-Tracht. Hinterher fliegt ein echter Adler, der an den Krallen eine kleine Box gebunden hat. Ferngesteuert öffnet Blanko von unten die Box und tausende, kleine Hakenkreuze schweben auf die Zuschauer. Die völlig berauscht, vergessen ihre Augen zu schließen und werden für immer blind.
Zum Abschluss kommen noch mal alle auf die Bühne, es ertönt „Ein bisschen Sieg muss sein“ und nur die drei Rennfahrer fehlen im Bild, aber die haben ja auch so wenig Geld bekommen.