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Dick Hett & Woyzeck – Freies Studium
„Ein freies Studium wollen Sie?“
„Ja. Das garantiert uns das Sächsische Hochschulgesetz.“
„Ha! Sie meinen das Sächsische Hochschulgesetz gegen das Sie und ihr linkes Volk vom Studentenrat zwei Jahre demonstriert haben? Und jetzt wo es Ihnen mal passt, berufen Sie sich darauf?“
„Wir sind kein … egal, StudentInnenRat bitte, Herr Hett. So viel Zeit muss sein.“
„Professor Doktor Doktor Master in Harvard Richard Hett bitte, Herr Woyzeck. So viel Zeit muss sein.“
„Tut mir leid, ich bin gegen Stände.“
„Ach Sie und Ihr linkes StuRa-Geschwätz. Ich habe damals lange dafür kämpfen müssen, dass mir meine Eltern die Zeit in Harvard bezahlen. Stellen Sie sich vor, ich sollte nach Yale gehen.“
„Was?“
„Ja, wirklich unfassbar, aber erzählen Sie mir lieber wo bei Ihrem Gesetz meine Freiheit der Lehre bleibt. Ich kann ja gar nicht mehr individuellen Einfluss auf meine Lehre nehmen. Da kommen Sie doch gleich wieder und wedeln mir mit der Prüfungsordnung vor der Nase. Sie sagen doch einem Frisör auch nicht, dass er keine Schere benutzen darf.“
„Ich glaube, Sie verwechseln gerade die inhaltliche Freiheit der Lehre mit der willkürlichen Bestimmung von Art und Umfang der Prüfungsleistungen.“
„Ja, wieso kann ich denn meinen Stoff nicht so abprüfen wie ich es für richtig halte?“
„Weil beispielsweise sechs Stunden Klausur für ein Modul, das aus drei Vorlesungen und einer Übung besteht, einfach zu viel wären?“
„Aber wenn ich meinen Stoff nicht mehr ordentlich abprüfen kann, dann kommt keiner mehr in meine Veranstaltungen.“
„Ob Sie es glauben oder nicht, wir haben uns unserer Studium selbst ausgesucht und sind aus freiem Willen hier. Wenn wir also nicht in Ihre Vorlesungen kommen, dann weil sie so schlecht sind, das eine furchtbare Modulstruktur ist und die Literatur Ihrer Kolleginnen und Kollegen viel mehr hergibt.“
„Wenn niemand mehr in meine Vorlesungen kommt, kann auch niemand mehr an diesem Institut einen Abschluss bekommen.“
„Wie meinen?“
„Ja, wie kann denn jemand einen Abschluss in der Amerikanistik machen wollen, ohne jemals in meinen Vorlesungen gewesen zu sein? Wie stellen Sie sich das denn vor?“
„Haben Sie schon mal mit einem Alumnus gesprochen, die oder der nicht in Lehre und Forschung geblieben ist? Braucht auch nur eine oder einer von denen Ihre Vorlesungen, um Geld zu verdienen?“
„Zugegeben, um bei McDonald's French Fries zu kochen vielleicht nicht. Aber ich habe doch einen Lehrauftrag und ohne diese Vorlesungen kann ich den Studierenden keinen Abschluss geben.“
„Ich glaube, Sie verwechseln Lehre mit Diktatur. Vielleicht haben Sie das nicht mitbekommen, denn Sie sind ja erst später nach Leipzig geholt worden, aber vor zwanzig Jahren sind hier die Leute wegen Leuten wie Ihnen auf die Straße gegangen.“
„Jetzt kommen Sie mir doch nicht schon wieder mit Ihrem linken StuRa-Mitbestimmungs-Quatsch. Wenn Ihre Studierendenschaft, die Sie ja vertreten wollen, wirklich Mitbestimmung wollte, warum streikt denn keiner?“
„Weil sie von Leuten wie Ihnen so sehr beschäftigt werden, dass sie nicht einmal mehr auf die Idee kommen ihre Mündigkeit erreichen zu wollen.“
„Nein, falsch! Diese Studierenden wollen das freie Studium, von dem Sie immer reden, doch gar nicht.“
„Soll heißen?“
„Das soll heißen, diese Studierenden haben das Privileg eines kostenlosen Studiums erkannt und sind dankbar dafür. Sie sind auch dankbar für unsere Betreuung. Dafür, dass sie sich kein Hausarbeitsthema selbst überlegen müssen und sich neben dem Studium nicht noch um eine Freizeitbeschäftigung kümmern müssen, weil sie sich jeden Tag mit Wissenschaft geschäftigen dürfen.“
„Was?“
„Ja, wir kümmern uns, im Gegensatz zu Ihnen und ihrem linken Studentenrats-Volk, um unsere Studierenden. Es wäre schön, wenn Sie und ihre Rabauken das auch endlich mal zu schätzen wüssten.“
„Jetzt verwechseln Sie Betreuung mit Bevormundung.“
„Ja, was verstehen Sie denn unter einem freien Studium? Dass jeder macht wonach er Lust hat? Wo kommen wir denn da hin?“
„Sie verstehen es sowieso nicht, Dick Hett.“