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Die Überlebende

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11.09.2010
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Die Überlebende

Die Überlebende

Aus tiefhängenden Wolken bricht ein Unwetter hervor, welches die Welt um sie herum zu verschlingen scheint. Mit dem Regen geht eine unnatürliche Düsternis einher. Heftiges, stets lauter werdendes Donnergrollen kündet das Nahen eines Gewitters an. Blitze zucken aus den schwarzen Wolken. Starke Winde treiben das Unwetter weiter auf sie zu. Sie rennt. Ein verzweifelter Ausdruck hat sich in ihrem Gesicht eingebrannt. Ihre Augen sind panisch aufgerissen, ein leerer starrer Blick, der ins Unendliche gerichtet zu sein scheint, zieht sie voran, wie unsichtbare Hände, die sich am Faden des Lebens voranziehen.

Ein starker Gegenwind peitsch schweren Regen gegen ihren Körper. Das schwarze, enggeschnittene Shirt, die dunklen Bluejeans heften, wie eine zweite Haut an ihrem Körper. Die schwarze Kapuze des Shirts klebt über ihrem braunen, langen Haar. Der harte Kontrast des rabenschwarzen Shirts hebt die blutleere Bleiche ihres maskenhaften Gesichts noch stärker hervor. Ihre Kleidung ist durch und durch nass.

Ihre Schritte hallen nur gedämpft durch die finstere Gasse. Ihre auf den Pflastersteinen aufgerissenen, wundgelaufenen nackten Füße hinterlassen blutige Rinnsale, die vom starken Regen sofort weggewischt werden. Den körperlichen Schmerz spürt sie nicht. Sie friert nicht. Sie sieht das Gewitter nicht. Alles was sie sieht, ist das grausige Bild des Mordschauplatzes, den sie hinter sich lässt.

Sie ist allein in der Gasse. Sie weiß es. Sie ist entkommen. Ein greller Blitz schlägt mit lautem Donnerschlag ganz in ihrer Nähe ein. Der ohrenbetäubende Knall reist das Mädchen aus dem tiefen Trancezustand in den sie der Anblick des Todes gestürzt hat. Ihre Beine kommen zum Stehen. Ihr fahriger Blick schwenkt die Häuserzeile der Gasse entlang. Wo sie sich befindet weiß sie nicht. Er hat sie betäubt, in einem weißen Lieferwagen hierher gebracht. Hinter ihr liegt das verlassene Fabrikgebäude, in dem sie vor Stunden geknebelt und gefesselt in einem finsteren Kellerraum ihr Bewusstsein zurückerlangt hatte.

Vor dem Mädchen liegen weitere verlassene Gebäude. Die Fassaden sind grau, Putz ist abgeblättert, Scherben der eingeschlagenen Fenster haben ihre Fußsohlen zerschnitten und liegen vereinzelt auf dem verwachsenen Kopfsteinpflaster. Verlassene Fenster blicken abweisend auf sie hinab.

Sie spürt, wie sich die Panik wieder in ihrer Brust festsetzt und sich mit einer Schauderwelle über ihren Körper ausbreitet. Die Flutwelle der Angst raubt ihr die Kraft und mit einem verzweifelten aufstöhnen sinkt sie auf die Knie. Ihr Kopf sackt auf den Boden, ihre heiße Stirn vermag nicht die Kühle der Steine aufzunehmen. Das Blut rauscht in ihren Ohren, ihre Halsschlager pocht in rasendem Stakkato. Regen fällt auf ihren Rücken, bildet Rinnsale, die über Rücken, Nacken und den Hinterkopf in den Rinnstein hinabfließen. Salzige Tränen vermischen sich mit dem erdigen Regenwasser, welches den ganzen Weg überflutet hat. Scheinbar unendlich lange bleibt das Mädchen so zusammengekrümmt auf der nassen Erde liegen. Als sie ihren Kopf wieder anhebt, sind ihre Lippen blau, die Augen hält sie geschlossen.

Der Regen versiegt. Eine merkwürdige Stille scheint die ganze Welt erfasst zu haben. Vorsichtig öffnet sie ihre Augen und senkt den Blick auf ihre zitternden Hände. Die angeschwollenen Handgelenke sind rotblau verfärbt, von den schweren Fesseln die er ihr letzte Nacht angelegt hatte. Die Finger ihrer rechten Hand krampfen sich um den breiten Griff eines Messers. Ihre Knöchel treten weiß hervor. Während sie die Mordwaffe betrachtet presst sich ihr Atem stoßweise aus ihren Lungen. Der starke Regen hat die scharfe Klinge saubergewaschen. Doch ihr Ärmel war zu tief in ihr eigenes und in sein Blut getränkt, als dass es der Regen vollständig hätte herauslösen können. Ein schmaler Strom des Blutwassergemisches beginnt sich aus ihrem Ärmel zu lösen, gleitet lautlos, wie eine sich windende Schlange hinab über den weißen Handrücken, über das silberne Messer, bis es sich von der Klinge löst und beinahe lautlos über die Schneide auf den Boden tropft.

Sie wirft ihren Kopf in den Nacken und ein plötzlicher Lachanfall lässt ihren Körper erneut erbeben. Ihr schrilles Lachen prallt gegen die verlassenen Fassaden, dringt in die leeren Gebäude ein und wird als ohrenbetäubendes Kreischen zu ihr zurückgeworfen. Aus dem kreischenden Lachen eines Schockzustands wird ein befreiendes Lachen der Überlebenden.

 

Hallo treal

Und Willkommen hier im Forum.

Man merkt es deutlich, in deinem Debüt legst du viel Wert auf die Beschreibung eines Moments, einer Situation, ohne die Geschichte drumherum zu erzählen.

Ich finde, du fängst die Situation gut ein, man kann sich als Leser in die Figur hineinversetzen, oder besser gesagt, in ihren Schmerz, ihre Angst und letzten Endes auch in ihre Erleichterung. Mir würde es besser gefallen, wenn du jetzt noch die Vorgeschichte erzählen würdest. Das würde die Geschichte spannender machen, denn richtige Spannung wollte so bei mir nicht aufkommen.

Du trägst ein wenig dick auf, was die Beschreibung des Wetters angeht und wiederholst dich da einige Male. Das zieht den Text unnötig in die Länge. Schau mal zum Beispiel diesen Abschnitt hier:

Ein starker Gegenwind peitsch schweren Regen gegen ihren Körper. Das schwarze, enggeschnittene Shirt, die dunklen Bluejeans heften, wie eine zweite Haut an ihrem Körper. Die schwarze Kapuze des Shirts klebt über ihrem braunen, langen Haar. Der harte Kontrast des rabenschwarzen Shirts hebt die blutleere Bleiche ihres maskenhaften Gesichts noch stärker hervor. Ihre Kleidung ist durch und durch nass.

Da wird dreimal erwähnt, dass sie ein schwarzes Oberteil trägt, und auch dreimal, dass es nass ist. Das ließe sich extrem kürzen.

Ferner versuchst du, die Situation verzweifelter aussehen zu lassen, indem du das oft verwendete schlechte Wetter / Gewitter verwendest. Du steckst sehr viel Energie in die Beschreibung des Regens, des Blitzes, des Donners ... ich will aber wissen, was dem Mädchen denn nun widerfahren ist. Damit will ich nicht sagen, dass ein Autor nicht mal eine Frage offen lassen kann, aber hier fehlt für mich einfach das Essentielle. Das Ganze wirkt auf mich eher wie ein Fragment einer Geschichte. So allein für sich ist es zu beliebig, zu austauschbar. Es fehlt das Besondere, was schade ist, weil ich deinen Stil nicht schlecht finde. Du schreibst interessant, abwechslungsreich ... wenn die Geschichte selbst jetzt noch kompletter wird, könnte es wirklich sehr gut werden.

Ein paar Kleinigkeiten noch:

Ihre Augen sind panisch aufgerissen, ein leerer starrer Blick, der ins Unendliche gerichtet zu sein scheint, zieht sie voran, wie unsichtbare Hände, die sich am Faden des Lebens voranziehen.

Den Bezug verstehe ich nicht. Ihr eigener Blick zieht sie voran?

Ein starker Gegenwind peitsch schweren Regen gegen ihren Körper.

peitscht

Das Blut rauscht in ihren Ohren, ihre Halsschlager pocht in rasendem Stakkato.

Halsschlagader

Die angeschwollenen Handgelenke sind rotblau verfärbt, von den schweren Fesseln die er ihr letzte Nacht angelegt hatte.

Eher anlegte / angelegt hat.

Viele Grüße.

 

Hallo treal,

dein Debut erzählt von einem Mädchen/einer Frau, die irgendwem entkommen ist, der sie aus irgendwelchen Gründen versucht hat, festzuhalten, ihr es aber geglückt ist, ihn zu überwinden, anscheinend mit einem Messer zu töten.
Mehr Sätze als diese Zusammenfassung investierst du auch nicht für die eigentliche Handlung. Der Rest ist der Rahmen, das Gewitter, das wohl Analog zu dem Schrecken steht, welches die Prota durchstanden hat.
Das ist ein Ungleichgewicht, das der Geshcichte nicht dienlich ist. Es ist alles beliebig, alles irgendwie. Keine klaren Bilder, keine Protagonisten, die plastisch werden und damit Raum zum identifizieren bieten.
Das wahrlich Spannende lässt du aus: WIe kam es zur ENtführung, was hatte der Kerl vor, wie hat sie es geschafft, sich aus der Situation zu befreien?

Stilistisch ballst du den Text mit Adjektiven, die so gedrängt beieinander sich zu überschreien versuchen und sich dadurch gegenseitig die Kraft rauben. EIn Absatz als Beispiel:

Ein starker Gegenwind peitsch schweren Regen gegen ihren Körper. Das schwarze, enggeschnittene Shirt, die dunklen Bluejeans heften, wie eine zweite Haut an ihrem Körper. Die schwarze Kapuze des Shirts klebt über ihrem braunen, langen Haar. Der harte Kontrast des rabenschwarzen Shirts hebt die blutleere Bleiche ihres maskenhaften Gesichts noch stärker hervor. Ihre Kleidung ist durch und durch nass

Soweit von meiner Seite. Und: Herzlich willkommen auf kg.de :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo treal,

erst mal herzlich willkommen bei kg.de!

In Bezug der Geschichte muss ich mich leider meinen Vorgängern anschließen.
Mich persönlich hätte nämlich auch interessiert, in welchem Bezug sie zu diesem Typ stand der sie gefesselt und in dem verlassenen Fabrikgebäude gefangen genommen hatte. War es vielleicht ihr Ex-Freund, der nicht verkraftet hat, dass sie mit ihm Schluss gemacht hat oder ein unbekannter Triebtäter/Psychophat?
Ansonsten war die Geschichte flüssig zu lesen.
Unter zu vielen Adjektiven leiden meine Geschichten ab und zu auch :).

Gruß
Leia4e

 

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