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Die alte Dame und das Mädchen

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07.03.2013
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Die alte Dame und das Mädchen

Hell und rund hing der Mond zwischen den Sternen und warf sein weißes Licht, durch laublose Baumkronen, auf die nächtliche Erde. Auch zwei hagere Gestalten ließen sich in seinem Schein baden, doch es schien, als würden sie nicht aus diesem Grund an Ort und Stelle verweilen.
Eine alte Dame stand neben einem kleinen braunhaarigen Mädchen und redete vorsichtig mit gesenkter Stimme:
"Siehst du den roten Fleck dort, mein Kind? Dort geschah es." Das Mädchen nickte schwach und versuchte eine herannahende Träne zu verbergen.
"Sei nicht traurig, mein Kind. Wir alle müssen eines Tages gehen, die einen spät und die anderen eben früher. So haben es die Lichter bestimmt".
"Warum er? Er hat doch nie etwas Böses getan.", fragte das Mädchen als es näher an den Fleck trat.
"Geh bitte nicht so dicht heran, mein Kind.", warnte die Dame. "Es ist gefährlich. Wir wollen doch nicht, dass sie dich auch noch holen." Die Dame blickte streng auf den Fleck.
"Mein Sohn hatte den Zorn der Lichter auf sich gezogen und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn bestrafen. So ergeht es jedem, der ihre Schranken nicht akzeptiert, ihre Zeichen nicht deutet und nicht an ihre Kraft glaubt“
"Werden Sie mich auch bestrafen?", fragte das Mädchen und blickte die Dame mit ängstlichen Augen an.
"Glaube an sie, mein Kind und dir wird nichts widerfahren." Die Dame lächelte nun sanft und stupste das Mädchen an. "Nun komm, ich habe noch ein paar saftige Beeren daheim, die werden die Tränen im Nu verschwinden lassen."
Das Mädchen rang sich zu einem müdem Lächeln durch und nickte zustimmend. Daraufhin verschwanden die beiden hüpfend im Dickicht des dunklen Waldes.
Der sternenklare Himmel begann sich mit dichten Wolken zuzuziehen und nur wenig später fielen die ersten Tropfen zur Erde. Der Regen wusch alles rein- Tannennadeln, kleine Steine, und selbst der rote Fleck wurde, mit samt der Erinnerung und den Fellresten, in den Graben neben der Straße gespült.​

 

Servus Karl Daunen,

Hä? Habe ich mich gar in die Abteilung Seltsam verirrt?

Beim Lesen der ersten Sätze deines Textes vermeinte ich noch gesellschaftlich Relevantes zu entdecken, eine Oma(?) versucht mit ihrer einigermaßen kruden Vorstellung von Pädagogik der Enkelin(?) irgendwas zu vermitteln, sie vor irgendwelchen Gefahren zu warnen, oder so, geht’s darum?

"Sei nicht traurig, mein Kind. Wir alle müssen eines Tages gehen, die einen spät und die anderen eben früher. So haben es die Lichter bestimmt".
"Warum er? Er hat doch nie etwas Böses getan."
Ich hab‘s, das Hündchen des Mädchens wurde von einem Auto überfahren, mit den Lichtern meint die Oma wohl die Scheinwerfer.

"Geh bitte nicht so dicht heran, mein Kind.", warnte die Dame. "Es ist gefährlich …

Obacht geben im Straßenverkehr, sehr gut, eine Lektion, die ein Kind nicht früh genug lernen kann.

"Mein Sohn hatte den Zorn der Lichter auf sich gezogen und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn bestrafen. So ergeht es jedem, der ihre Schranken nicht akzeptiert, ihre Zeichen nicht deutet und nicht an ihre Kraft glaubt“

Was? Das Hündchen ist der Sohn der Alten? Gar der Vater des Mädchens? Heilige Scheiße, und die Lichter sind gar nicht Autoscheinwerfer, sondern äh, Sterne? Oder Aliens? Und die haben den Papa vaporisiert, verblitzdingbumst, oder was?

Sei mir nicht böse, Karl Daunen, irgendwie fühle ich mich durch den Text verarscht, ich kann ihn nicht ernst nehmen und lasse es deshalb auch bleiben, die unzähligen stilistischen Mängel (eine herannahende Träne, usw.) anzuführen.
Das ist ein Witz, oder?

offshore

 

Hallo ernst,

Schade, dass du dich nicht näher mit meinem text auseinandersetzen möchtest, wo ich als anfänger es doch sehr begrüßen würde. Schade.
Mit dem hund bist zwar nicht auf dem richtigen weg aber allzu falsch ist die richtung auch nicht. Du solltest einige worte, wie: braunhaarig, beeren, hüpfen etc. auf die goldwaage legen, dann dürfte die lösung in unmittelbare nähe rücken und glaub mir, aliens oder ähnliches werden keinerlei rolle spielen. Man könnte es auch eher in die rubrik fabel einordnen, aber die hauptaussage ist eher gesellschaftskritisch.
Ich hoffe, du überlegst es dir noch einmal und befasst dich mit den mängeln meines textes, denn ich würde gerne aus meinen fehlern lernen.

Liebe grüße,
Karl

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Karl,
herzlich Willkommen von mir.
Auch mich lässt du ziemlich ratlos zurück.
Schreibst du von den Folgen einer Jagd? Im Winter? Oder was soll das mit den Fellresten, die der getötete Bruder (oder was auch immer ) hinterlässt? Was meinst du mit den Lichtern? Werden damit die Tiere getrieben?

Also so kryptisch zu schreiben, das ist keine gute Idee. Der Leser will nachdenken über einen Text, klar, aber er will ja kein Rätselbuch aufschlagen und sich an einem Text, der eher wie ein Märchen oder wie ein seltsames Geschehen wirkt, den gesellschaftlichen Hintergrund erschließen.
Solange ich gar nicht kapiere, also nicht wenigstens einen Schimmer davon erhasche, kann ich dir auch leider nicht wirklich was sagen.
Wer und was auch immer die ältere Frau und das Mädchen sein mögen, jedenfalls kommt man als Leser ihnen leider gar nicht nahe, man erkennt, dass sie vielleicht irgendein grausames Geschehen, das sie immer wieder tötet, verrätseln, aber wie gesagt, entsteht kein Mitleid mit ihnen, kein Mitgefühl. Dazu ist das ganze zu verworren. Die Entschlüsselung spielt sich noch zu sehr in deinem Kopf ab, sie erreicht den Leser (also jedenfalls mich und ernst) nicht.
Du schaust außerdem auf das Geschehen so, als würde dein Erzähler über dem Ganzen schweben. Versetz dich mal spaßeshalber in die Sichtweise des Tier?Hasenkindes, sind die im Wald?/ Rehkindes, aber die hüpfen doch nicht? :schiel:? Was immer das sein mag, denn nur allein schon eine andere Perspektive, also das personalisierte Schreiben bringt das Geschehen näher und es macht beim schreiben übrigens ziemlichen Spaß.

Zu deinem Stil mal so viel:
Formales vorweg, achte mal auf die Zeichensetzung. Sowohl Kommas als auch die wörtliche Rede. Ein paar Beispiele folgen.

Hell und rund hing der Mond zwischen den Sternen und warf sein weißes Licht (kein Komma) durch laublose Baumkronen (kein Komma) auf die nächtliche Erde.
Du kannst das nicht wissen, aber wahnsinnig viele Gesch. fangen mit einem Mond an, der irgendwas macht, oft hängt er sogar am Himmelrum, und mit einer Naturbeschreibung, oft dem Wald. Wenn du wirklich was über die Jagd schreibst, hat das natürlich seine Berechtigung. Aber behalt mal im Hinterkopf, dass der erste Satz gerade in einer Kurzgeschichte wahnsinnig wichtig ist. Er muss den Leser reinziehen in deinen Text.
Behalt auch mal im Hinterkopf, dass Adjektiv- und Adverbfülle einem Text nicht immer gut tut. Und dein erster Satz ist voll davon. Redundante Adjektive gehören raus, also solltest du mal prüfen, ob du wirklich weiß und nächtlich behalten willst.
Das "hängen" mag ich trotzdem, weil damit eine Atmosphäre angedeutet wird, die ein bisschen unheilschwanger ist. Das find ich sehr wichtig, gut aussagekräftige Verben einzusetzen.
Je nachdem, was du willst, wäre es vielleicht sogar schöner, wenn du ein bisschen von der Szenerie zeigst. Die Atmosphäre aufleben lässt.

Auch zwei hagere Gestalten ließen sich in seinem Schein baden, doch es schien, als würden sie nicht aus diesem Grund an Ort und Stelle verweilen.
Beschreib doch lieber, wie sie sich bewegen, wie sie gucken, bring sie mal dem Leser näher. Ich nehme an, du hast das Problem, dass du nicht verwegverraten willst, dass das zwei Hasen oder irgendwelchen anderen Tiere sind, warum sollten sich dieWesen hüpfend davonmachen, dann versetz dich wenigstens als Schreibübung mal in die Rolle des kleinen Mädchens, schildere den Fleck aus ihrer Sicht, den Wald, die Mutter des Getöteten, beschreibe ihre Angst vor den Lichtern, ihr Grauen vor dem Rot. Es bleibt einem auch völlig unklar, in welcher Beziehung der Getötete zu ihr steht. Sie sagt später ,dass er nichts Böses getan hätte, lass sie an ihn denken, wie es war, damit ihre Gefühle sichtbar werden.
Zum Stil hier: Vermeide mal solche Wörter wie versuchte zu schien als. Das sind Formelsätze, die wir uns alle angewöhnt haben, weil wir gewohnt sind, uns vorsichtig und relativierend auszudrücken. Aber es schiebt eine Wand zwischen dich und den Leser und verhindert eine kräftigere, sinnliche Wahrnehmung. Allein schon solche Wendungen machen einen Text, wenn sie häufig gebraucht werden, blass und langatmig. Schreib einfach, was sie machen.

Noch ein Beispiel für die Zeichensetzung bei wörtlicher Rede:

"Warum er? Er hat doch nie etwas Böses getan KEIN PUNKT", fragte das Mädchen als es näher an den Fleck trat.
"Geh bitte nicht so dicht heran, mein Kind KEIN PUNKT", warnte die Dame.
Man setzt zwar Frage und Ausrufezeichen, aber die Punkte entfallen.

Soviel erst mal. Lös doch mal dein Rätsel auf, dann kann ich wenigstens sehen, ob ich hier nicht den aboluten Vollquatsch geschrieben habe. Ich habe jetzt nämlich mal einfach meine Interpretation unterstellt, damit ich dir was Vernünftiges schreiben konnte.
Machs gut, viel Spaß hier.
Gruß von Novak

 
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Ah ja, danke Appo, das sind Autolichter.
Endlich. An meinem Kommentar ändert sich dadurch aber nix.
Das musst du anders lösen, lieber Autor, jetzt hats drei Leute gebraucht, und dich als wissenden Autor dazu, bis es rauskam.

Und gesellschaftskritisch? Hmmmm, also sehr sehr entfernt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich habe auch so meine Probleme mit dem Text. Man könnte ihn als Parabel lesen, dann wäre sein Inhalt gleichnishaft, stünde symbolisch für etwas anderes. Was die Lichter und ihren Zorn, der sich ein Opfer holte, betrifft, könnten damit wirklich Scheinwerfer von Autos, die auf einer Landstraße fahren, gemeint sein - ernst offshores Deutung erscheint mir plausibel.

Das Mädchen und die Oma könnten Waldtiere sein, Hasen oder Rehe, weil sie hüpfen - da schließe ich mich Novak an. Tiere, die in einem Wald wohnen, also zum Wald gehören, sind in Mythen und Märchen oft seine Repräsentanten, verkörpern ihn.

Bäume und Wälder sind in der archetypischen Vorstellungswelt immer weiblich-mütterlich, weil sie beschützen und ernähren: auch in deiner Geschichte hält der Wald nährend und tröstend Beeren für das Kind bereit.

Die Oma und das Mädchen könnten also Waldtiere sein, Hasen oder Rehe, die am Waldrand stehen und den Tod des Vaters/Sohnes bewältigen müssen, der totgefahren wurde - dann aber passt nicht dazu, dass die Oma eine "Dame" ist - "Dame" ist doch ein Begriff der Zivilisation, der nicht in ein Tiermärchen gehört - eine Dame ist modisch gekleidet, parfümiert sich, hat die Umgangsformen der menschlichen Zivilisation verinnerlicht, drückt sich gewählt aus - das sagt man nicht von Hasen oder Rehen.

Und die symbolische Bedeutung der Straße? Sie könnte aus der frühen Kindheit stammen. Oft lassen Eltern ihre noch kleinen Kinder zwar draußen spielen, verbieten ihnen aber, sich zu weit vom Haus, also aus dem Blickfeld der Eltern zu entfernen, sagen oft: du darfst eine bestimmte Straße nicht überqueren. Und begründen das Verbot mit der Gefährlichkeit der rücksichtslosen Autofahrer. Das Mädchen in deinem Text wollte sich vielleicht seinen Vater zum Vorbild nehmen und männlich-wagelustig die Welt erkunden, statt an Mamas Schoß hängen zu bleiben. Nun werden die Autos zu göttlichen Wesen erhoben, die zürnen, bestrafen und den sterblichen Menschen Schranken auferlegen - also ich finde, die Oma manipuliert das Mädchen, um es an sich zu binden, damit es im mütterlichen Wald, also im Bann des Mütterlichen bleibt und sich nicht in die Welt hinauswagt - das atmet nicht den Geist eines Märchens, das dein Text sein will - da sind für mich Ungereimtheiten und innere Brüche drin - Autos als Götter? - die Brüder Grimm würden sich im Grab umdrehen! - so etwas passt einfach nicht und erschwert auch dem gutwilligen Leser das Verständnis.

Grüße
gerthans

 
Zuletzt bearbeitet:

edit: möglicherweiser Überschneidungen mit appo, Novak, gerthans

Servus Karl,
jetzt bin ich noch einmal da, allerdings nicht, um weitere konstruktive Kritik abzugeben, Novak hat dir ohnehin schon sehr viele, gute Tipps gegeben. Auch will ich mich nicht entschuldigen für den einigermaßen sarkastischen Ton meines Erstkommentars, der ist dem Eindruck, den die Geschichte nach mehrmaligem Lesen bei mir gestern hinterließ, allemal angemessen, finde ich.
Weil ich in dieser Rubrik weder ein Rätsel noch ein Märchen erwartete, sondern einen ernsthaften Text, ging ich davon aus, von echten Menschen zu lesen, und war von dem esoterisch anmutenden Geschwafel der Alten entsprechend genervt.

Karl Daunen schrieb:
Man könnte es auch eher in die rubrik fabel einordnen, …
Ich schwör‘s dir, erst heute Morgen hab ich geschnallt, dass deine Protagonisten Tiere sind, Hasen, Kängurus, was auch immer.

Aber einiges verstehe ich nach wie vor nicht:
Warum überhaupt diese Geheimniskrämerei? Warum deklarierst du die Geschichte nicht einfach als das, was sie ist, nämlich als Fabel und stellst sie in die Märchenrubrik? Die Schlusspointe, dass du von Tieren erzählst, falls sie dem Leser überhaupt aufgeht, ist ja nun wirklich nicht so umwerfend, dass sie für die Leserverärgerung davor entschädigt.

Karl Daunen schrieb:
... aber die hauptaussage ist eher gesellschaftskritisch.

offshore schrieb:
Obacht geben im Straßenverkehr, sehr gut, eine Lektion, die ein Kind nicht früh genug lernen kann.

Da lag ich mit meiner gestrigen, spöttischen Interpretation ja gar nicht mal so falsch …

Karl Daunen schrieb:
"Glaube an sie, mein Kind und dir wird nichts widerfahren."

Woran soll das Hasen/Kängurukind glauben, an die Autoscheinwerfer? Und die stehen metaphorisch für irgendeine höhere Macht, deren Zorn man nicht auf sich ziehen darf? Also doch esoterischer Zinnober?

Also, Karl, die gesellschaftskritische Hauptaussage deiner Geschichte musst du mir noch erklären.

offshore

 

Hi, also ich fand es am Schluß schon klar das es sich wohl um Tiere handelt - Gesellschaftlich? Ja klar, aber das ist auch ein dehnbarer Begriff ;)

grüße!

 

Hallo zusammen und vielen dank für eure mühe, mir zu helfen.
was soll ich sagen? das ist eine menge material, das ich nun noch umsetzten muss. ich schätze, ich werd die geschichte nochmal komplett neu schreiben und eure hinweise beherzigen.
aber nur so lernt man wohl. zu den offen gebliebenen fragen:
die geschichte handelt von einem rehkitz und ihrer sehr frommen und dogmatischen großmutter, die ihr auf krude art und weise, die notwendigkeit des glaubens einbläut.
die beiden besuchen dazu die stelle, an der der vater des kitzes von einem auto getötet wurde.
die großmutter hat sich mit der tatsache, dass sie und ihre artgenossen durch die menschen/autos in ihre schranken verwiesen wurden, abgefunden und will diese glaubensbasierende apathie ihrer enkelin aufzwingen.
das wars im großen und ganzen...nur die umsetzung war leider ein schuss in den ofen!
ich werde mich die tage/wochen nochmal ransetzten und die fabel neuformulieren; ich hoffe, ich stoße auch dann wieder auf eure kritik :)

Gruß,
Karl

 

N'Abend Karl,

hab das Ganze so ein bisschen mitverfolgt hier. So schlimm fand ich die Geschichte persönlich nicht, aber unberechtigt ist die Kritik nicht. Wenn du noch die Nerven für ne Bearbeitung hast... ich wär echt gespannt, die neue Version zu lesen. Die Idee ist gut, aber niemals wäre ich ohne die Kommentare dahintergekommen. Also, wie gesagt: wenn du die Nerven hast, mach was draus, ich würd mich freuen.

Lieben Gruß,
Schnittmenge

 

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