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Die Ausserirdische

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15.12.2009
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Die Ausserirdische

Die Ausserirdische

Die Tür fliegt auf. Eine Frau kommt raus, sie trägt zwei Töpfe in ihren Händen und unter ihren Arm hat sie einen Schirm geklemmt. Die Alte stakst mit ihren hohen Schuhen zum Bach und wirft die Töpfe mit voller Wucht hinein. Dann geht sie zurück und knallt die alte Holztür hinter sich zu.
Ein altes, mit Moos bewachsenes Haus steht einsam da. Die Trauerweide, die es fast vollständig verdeckt, hat sich goldig gefärbt. Die Dämmerung bricht ein und die Blätter verlieren in der Dunkelheit ihre Farbe.
Drinnen schaut die Frau fern, es läuft gerade ein Horrorfilm. Sie blickt mit starrer Miene auf die Mattscheibe, zuckt nicht einmal mit der Wimper, als ein Mann auf grausamste Weise umgebracht wird. Die Alte schaltet den Fernseher aus und geht die Holztreppe, die sich bei jedem Tritt durch ihr Knarren schmerzlich zu beschweren scheint, zum Schlafzimmer hoch. Die Frau legt sich aber nicht in ihr Bett, sondern setzt sich auf den Schaukelstuhl nebenan und schaukelt. Zuerst langsam, dann immer schneller und wilder hin und her. Danach geht sie zu Bett.
Am nächsten Morgen steht die Alte um sechs Uhr auf und geht mit dem Schirm zum Briefkasten. Dort findet sie Rechnungen vor. Die Frau stakst zum Bach und wirft sie hinein. Ein Auto fährt langsam die Strasse hinauf. Die Alte schlägt wie verrückt mit dem Schirm darauf ein und brüllt:“ Das ist meine Strasse!“ Dann geht sie ins Haus zurück und dreht das Radio an. Fröhliche Musik dudelt aus den Lautsprechern. Die Frau sitzt da, starrt ins Leere. In ihrem Gesicht kann man weder Freude noch Trauer erkennen. Die Alte schaltet das Radio aus. Sie geht an ihren Flügel und beginnt zu spielen, einfach so, ohne Noten. Ihre Hände scheinen alles alleine zu machen, die Frau ist weggetreten. Die berühmtesten Stücke von Beethoven und Mozart erklingen. Die Hände spielen und spielen, bis zur Dämmerung, mal fröhliche, mal traurige Lieder. Plötzlich steht sie auf, geht die Treppe hinauf, legt sich ins Bett und schläft sofort ein.
Am nächsten Tag geht die Alte als erstes wieder zum Briefkasten. Dieser ist leer, sie starrt hinein. Plötzlich hört sie fröhliches Kinderlachen und dreht sich um. Es ist ein etwa dreijähriger Junge, der vergnügt auf seinem Dreirad herumfährt. Als sie ihn mit ihren kalten Augen anblickt, lacht er ihr fröhlich ins Gesicht. Die Frau nimmt den Schirm zur Hand und läuft mit ihren hohen Schuhen auf das Kind zu. Dieses lässt das Dreirad zurück und rennt zu seiner Mutter, die gerade das letzte Laub im Garten zusammen rächt, darunter auch das, der Trauerweide. Tränen laufen dem Jungen übers Gesicht und er erzählt seiner Mutter von der Frau mit dem Schirm. Diese ist empört und geht zum Haus der Alten. Sie klopft energisch an die alte Holztür und wartet. Plötzlich reisst die Frau die Türe auf. Das Kind versteckt sich hinter seiner Mutter, welche die Alte zur Rede stellt, jedoch keine Antwort bekommt. Die Frau starrt sie nur an. Dann sagt sie: „Das ist meine Strasse!“ Und knallt die Tür zu. Im Fernsehen läuft jetzt Yeti. Und die Alte tut etwas, was sie bisher noch nie getan hat. Sie schaut den Film zu Ende. Während sie gebannt auf die Mattscheibe starrt, sieht sie vor ihrem inneren Auge sich selbst mitten in einer Menschenmenge stehen. Sie steht da, sagt nichts, hört die anderen nur sprechen, versteht jedoch kein Wort, sieht, wie sich Menschen umarmen, wie sie streiten, und kann es nicht nachvollziehen.
Als der Film fertig ist, wird der Frau bewusst, dass sie ihre eigenen Regeln nicht befolgt hat. Sie geht die Treppe hinauf und das Ritual mit dem Schaukelstuhl wiederholt sich.

Am nächsten Morgen steht die Alte wie immer um sechs Uhr auf und stakst mit dem Schirm zum Briefkasten. Dort findet sie einen Brief vor. Darin steht, dass man sie in eine geschlossene Anstalt einweisen werde, wenn sie sich weiter so unmöglich benehme. Auch dieser Brief wird vom Bach weggespült. Ein junger Mann geht vorbei, die Frau schlägt mit dem Schirm auf ihn ein. Dieser schreit, er werde sich so etwas nicht gefallen lassen und Anzeige erstatten.
Die Frau knallt die alte Holztür hinter sich zu, schaltete den Fernseher ein, um ihn sogleich wieder auszuschalten. Ihre Hände spielen Klavier bis zur Dämmerung. Dann gehrt sie die Treppe hinauf, schaukelt wie wild und geht dann zu Bett.
Die Woche geht zu Ende. Die Tage nehmen ihren gewohnten Lauf. Töpfe fliegen in den Bach, weil es keine Post gibt die sie hineinwerfen kann.

Am Montag bekommt sie einen Brief. Darin steht, man würde sie am 24. Oktober abholen, da sie unzurechnungsfähig sei und eine Gefahr für Andere darstelle. Der 24. Oktober ist der folgende Tag. Die alte Holztür knallt hinter der Frau zu. Sie starrt aus dem Fenster. Plötzlich sieht sie den Jungen mit dem Dreirad. Sie packt den Schirm und rennt nach Draussen. Der Junge steht ihr den Rücken zugewandt am Bach. Er versucht einen Brief hinaus zu fischen. Dunkle Wolken ziehen auf und die Trauerweide verliert ihre letzten Blätter. Die Alte nähert sich langsam dem Jungen. Sie schlägt ihn nieder. Das Kind fällt bewusstlos in den Bach. Die Frau geht hinein und beginnt Klavier zu spielen. Sie spielt ein fröhliches Lied. Es regnet, es scheint, als ob der Himmel weine.

 

Salve NathalieS,

erst einmal herzlich willkommen im Forum.

Leider verstehe ich nicht, weshalb dein Text in der Rubrik "Seltsam" steht. Das Menschen wegen Eigen- und Fremdgefährdung in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen werden, ist ein alltälicher Vorgang.

Außerdem habe ich das Gefühl, dass Du Dir nicht wirklich das Leben eines psychotischen Menschen vorstellen kannst, seine Gefühlslage, ich bezweifle nach Deinem Text sogar, dass Du je mit einem zu tun hattest (abgesehen davon, ihn vielleicht wie ein Kuriosum am anderen Ende der Straße gesehen zu haben).
Die kranke Frau wird damit nur zur Effekthascherei eingestezt, und das ärgert mich.

Da sind z.B. die sachlichen Fehler, dass ein Mensch ohne vorherige Begutachtung und Befragung, ohne ärztliche Diagnose einfach so weggesperrt wird,

wenn sie sich weiter so unmöglich benehme
.
Auch dass eine Zwangsweinweisung dem Betroffenen vorher mit Termin angekündigt wird, kann ich mir nicht vorstellen - solche Nachrichten können Eskalationen in alle Richtungen provozieren, und das will man in der Regel vermeiden.

Dass die Mutter ihr Kind in der Nähe der Alten spielen lässt, erscheint mir ebenfalls unglaubwürdig, wer würde sein Kind schon in der Nähe einer aggressiven, unzurechnungsfähigen Frau wissen wollen.

Die abgehackte Sprache ist mehr störend, als dass sie irgendetwas zum Ausdruck bringt, z.B. das Innenleben der Frau. Starre Rituale werden ja immer dann eingeführt, wenn die Außenwelt oder das eigene Innenleben zu überwältigend, chaotisch, als zu viel zu laut zu bunt empfunden werden.

Man muss nicht ausschließlich über das schreiben, was man in- und auswendig kennt, aber man sollte sich schon in die Lage seiner Protagonisten versetzen können, und vor allem eine gewisse Sympathie für sie aufbringen. Und wo Informationen fehlen, muss man recherchieren. Davon ist bei Dir leider nichts zu spüren.
Vielleicht ergibt sich ja doch ein besserer Text, wenn Du über eine Materie schreibst, die Dir vertraut ist, und vor allem, wenn Du Dir erlaubst, mit der Sprache zu spielen.

LG, Pardus

 

Hallo Pardus

Schön das Du meine Geschichte gelesen hast.
Du hast Recht die Geschichte würde doch besser in die Rubrik Alltag passen.
Ich kann mir das Leben eines psychotischen Menschen sehr gut vorstellen, aber darauf will ich jetzt nicht weiter eingehen. In meiner Geschichte geht es um eine Autistin. Es ist sicher nicht einfach, das herauszulesen, aber ich habe ein paar Hinweise in die Geschichte eingebaut. Das beginnt schon beim Titel. Dann Folgen typische Dinge für diese Menschen wie Rituale und hohe Begabung (Klavier). Die Frau hat fast keine Gefühle. Um das noch deutlicher zu machen habe ich der Treppe und dem Himmel menschliche Eigenschaften gegeben. die Trauerweide soll symbolisieren das etwas schlimmes/trauriges passieren wird.
Mir ist klar das die meisten Autisten nicht gar keine Gefühle haben. Aber ich habe es absichtlich extrem dargestellt.
Ich habe nicht geschrieben, dass die Frau gleich weggesperrt sondern dass sie abgeholt wird.
Natürlich würde die Mutter ihr Kind dort nicht spielen lassen. Aber für Kinder ist es doch immer am interessantesten Verbotenes zu tun.
Bevor Ich die Geschichte geschrieben habe, habe ich auch über das Thema rechechiert.
Kritik finde ich gut. Leider ist Deine nur negativ und das demotiviert mich schon ein bisschen.

LG NathalieS

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo NathaliaS,

du hast über das Thema recherchiert?
Aus meiner Sicht bestehen da aber immer noch Unklarheiten. Okay, die "Alte" ist autistisch. So ist sie nicht erst im Alter geworden, wie z. Bsp. dement oder an Alzheimer erkrankt, sondern war sie schon seit Kindheit. Ich kenn mich zwar nicht so sehr mit dem Thema aus, aber so weit ich weiß ist Autismus eine Krankheit/seelische Behinderung, die nichts mit Irrsinn zu tun hat. Autisten kommen auch nicht in geschlossene Anstalten, sondern in beschützende Einrichtungen.
Warum lebt sie allein in einem Haus? Wie kam sie überhaupt in das Haus? Wer finanziert das ? Sie hat doch kein eigenes Einkommen, soweit man das beurteilen kann.
Ich finde auch nicht gut, dass du sie so aggressiv geschildert hast. Wie gesagt, ich kenn mich in der Materie nicht so aus, aber was ich von Autismus weiss ist, dass diese Menschen in ihrer eigenen Welt gefangen sind und sich bei Störungen lieber zurückziehen als aggressiv werden.

Gruß
Leia4e

 

Hallo NathalieS,

wenn Du über die Maerie recherchiert hast, und auch schon mit psychotischen Menschen zu tun hattest, nehme ich meine Unterstellung, dem sei nicht so, natürlich zurück.
Dennoch ärgert mich der Text, und ich habe noch einmal darüber nachgedacht, warum das so ist.

Zum einen ist es Fakt, dass der Text sachliche Fehler enthält, auf die Du aber auch in Deinem Antwortkomm nicht weiter eingehst. Z.B. schreibst Du tatsächlich:

Darin steht, dass man sie in eine geschlossene Anstalt einweisen werde, wenn sie sich weiter so unmöglich benehme.
Geschlossene Anstalt ist weggesperrt, da beißt die Maus kein' Faden ab. Zu dem Procedere, das dem vorausgeht, habe ich Dir schon geschrieben.

Autisten haben auch ein sehr differenzíertes Gefühlsleben (zumindest die, die ich kennen gelernt habe), nur bezieht es sich meist nicht in konventioneller Weise auf andere Menschen.

Auch wird das absonderliche Verhalten der Frau dem Leser an keiner Stelle plausibel gemacht, indem er an ihrer Innenwelt, in der eben dieses Verhalten sinnvoll ist, teilhaben darf.
Du hältst den Leser auf Distanz, und er kann diese kranke bzw. behinderte Frau in ihrem Verhalten nur wie ein Kuriosum bestaunen. Und das ärgert mich wohl am Meisten.

LG, Pardus

 

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