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Copywrite Die Backsteinmauer

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21.12.2015
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Die Backsteinmauer

Es ist Sonntagnachmittag. Luise deckt den Tisch mit dem friesischen Teeservice. Sie sortiert sorgfältig die angeschlagenen Teile aus und stellt sie in das unterste Fach der Vitrine aus Kirschbaum, ihrem liebsten Hochzeitsgeschenk.
Ihr geht viel durch den Kopf. Zu ihrem fünfundachtzigsten Geburtstag will sie alles schön haben. Fünf Gedecke sind makellos, das reicht, auch wenn noch ein Überraschungsgast käme. Vielleicht sind sie aber auch nur zu dritt. Meryem hat sowas angedeutet. Sie ist ganz schön streng mit ihren beiden Jungen, Respekt vor den Eltern, das ist ganz wichtig in türkischen Familien. Na ja, Murat ist kein Kind mehr, sondern ein kräftiger junger Mann, der ihr den Rollator die Treppen rauf- und runterträgt, seit sie im letzten Winter auf dem Weg zum Laden schräg gegenüber gestürzt ist. Yalcin ist ein pfiffiges Kerlchen, Luise freut sich immer, wenn er die Treppe raufstürmt. Sie hat nicht oft Besuch. Ihre beiden eigenen Söhne wohnen hunderte Kilometer weit weg, der eine lebt mit seinem Freund irgendwo am Mittelmeer, hat eine Strandkneipe. Der andere ist in München verheiratet. Luise hat das Paar vor drei Jahren besucht, aus einem spontanen Entschluss heraus, über den sie sich heute noch wundert. Als sie zurückkam, wusste sie, dass sie nie und nimmer auf den Vorschlag ihres Sohnes hin in ein Heim für betreutes Wohnen einziehen wird.
Es stimmt schon, der Junge hat sich ein paar Gedanken gemacht, wie es mit seiner alten Mutter weitergehen soll. Aber die Schwiegertochter, bereits die zweite, schwieg zu allem, was ihr Mann vorbrachte, und schaute sie mit kalten Augen an. Nein danke, München ist nichts für sie. Sie will ihr Viertel in Kiel nicht verlassen, schon gar nicht ihre Wohnung, in der sie seit über sechzig Jahren zu Hause ist. Natürlich wäre eine neue Dusche schön. Aber sie will dem Sohn nicht auf der Tasche liegen. Betreutes Wohnen ist für sie selber unbezahlbar. Punkt!

Luise macht eine Pause und rückt den verschlissenen Ohrensessel ans Fenster. Wenn sie alle ihre Sofakissen draufstapelt, kann sie bequem beobachten, was sich in der Straße so tut. Im Sommer, wenn das Fenster weit geöffnet ist, legt sie zum Abstützen noch ein Kissen auf die Fensterbank. Besser als Fernsehen, findet sie, obwohl sie nicht undankbar ist für den Flachbildschirm, den ihr Sohn von München aus organisiert hat. Als er vor drei Wochen spät abends anrief, hat sie sogar durchs Telefon sein schlechtes Gewissen gespürt.
„Ich würde ja gerne kommen, aber Gertie geht es momentan gar nicht gut. Lange Autofahrten verträgt sie nicht. Irgendwas stimmt nicht mit ihr.“
„Das glaub ich dir sofort, den Eindruck hatte ich vor drei Jahren schon.“
„Mama …, wie meinst du das?“
„Genau so, wie ich es gesagt habe.“
„Mama, bist du verärgert? Ich kann dir einen Handwerker besorgen, der dir den Fernseher einrichtet.“
„Nee, Junge, das brauchst du nicht. Ich finde schon jemanden, der mir hilft. Ich habe nette Nachbarn im Haus.“
Luise sagt nicht, dass es sich bei ihren netten Nachbarn um eine türkische Familie handelt. Gertie hat für Ausländer nicht viel übrig, dabei hat sie selber ungarische Wurzeln.
Murat, der hilfsbereite Türke, hat den Fernseher in Windeseile aufgebaut und angeschlossen, Satellitenschüssel und alles. Er spricht nicht viel, ist aber ausnehmend höflich. Die Sache mit der Spraydose kam nie zur Sprache zwischen ihnen. War auch gar nicht nötig.
NO FUTURE hat er auf die Backsteinmauer neben dem Lebensmittelladen gesprüht, vor drei Jahren, als er ziemlich verzweifelt nach einer Lehrstelle suchte. Inzwischen arbeitet er im Gemüseladen von Herrn Gündogan, der den Laden übernommen hat. Luise, die selbst jahrelang dort gearbeitet hat und Stammkundin ist, hat ihn dazu überredet. Von Murats Sprayaktion hat sie natürlich nichts erzählt, auch nichts von ihrer eigenen. Mit derselben Spraydose wie Murat.
Luise war damals das Tagesgespräch in der Straße. Eine alte Frau, die am helllichten Tag auf ihren Gehwagen steigt und ein Graffito unter das von Murat sprüht. YOLO – you only live once. Und dann stellt sie den Wagen in den Laden, greift nach ihrem Köfferchen und entschwindet in Richtung Bahnhof. Nicht zu fassen!
Frau Özdemir kennt die ganze Geschichte. Bei vielen Tassen Tee mit und ohne Rum haben sie Vertrauen zueinander gefasst. Frauenleben. Die Sorgen, die Freuden. Wo Heimat ist und wie es ist, wenn man sie verloren hat. Und dass man sich gegenseitig helfen muss.

Es klingelt. Frau Özdemir und Yalcin stehen vor der Tür.
„Murat kann nicht kommen, Fußball, weißt du, Murat ist so stolz, dass er bei Verein spielen darf. Viel Grüße, sagt er, und wenn du Hilfe brauchst, nur sagen.“
„Ja, Fußball ist wichtig fürs Zusammenleben.“
Seit ein paar Wochen gibt es ein neues Graffito an der Backsteinmauer: TÜRKEN RAUS!
Luise sieht Augenringe bei Frau Özdemir und findet, die Nachbarin hat stark abgenommen.
„Nur ein kleines Geschenk. Ich weiß, du willst nichts haben.“ Frau Özdemir stellt ihr unvergleichliches Baklava auf den Tisch, während Luise den Tee aufbrüht.
Yalcin studiert den neuen Fernseher.
„Cooles Teil, Omi“, sagt er, „Murat hat mir schon davon erzählt.“ Yalcin darf Omi zu Luise sagen. Sie hat ja keine eigenen Enkel.
„Du kannst gerne heraufkommen, wenn Fußball übertragen wird. Ich schau auch gern. Und dann kannst du mir erzählen, wie es im Gymnasium läuft. Magst du Eis?“
Luise weiß, dass Frau Özdemir mächtig stolz ist auf ihren Jüngsten. Er soll es weiterbringen als sein Vater. Er wird in Deutschland ein gutes Leben haben, studieren, wenn möglich. Vielleicht wird sie mit ihrem Mann in die Türkei zurückkehren.
„Wann lässt unser Nachbar endlich die Mauer reinigen? Das muss euch doch wahnsinnig nerven! Soll ich mal was zu ihm sagen, Meryem?“
„Bitte nicht, Luise, mein Mann ist zornig, hat schon gesprochen. Aber Herr Gündogan hat Angst, er verliert deutsche Kunden.“
„Verdammt, ich weiß, … wenn ich besser auf den Beinen wäre, wüsste ich schon, was ich täte ...“
Yalcin hat einen großen Becher Eis ausgelöffelt und dabei aufmerksam zugehört.
„Darf ich gehen, Omi? Ich muss noch was erledigen, hab ich leider vergessen.“ Seine Stimme kippt zuweilen nach unten. Aber er ist immer noch mehr Kind als Mann, auch wenn er jetzt einen Kopf größer ist als Luise.
„Geh nur, Junge, und lass dich wieder blicken, wir könnten dann etwas englisch miteinander reden.“ Englisch reden ist ein Codewort für die beiden. Yalcin spricht über Schulsachen lieber mit Omi. Zum Beispiel darüber, dass er freitags mit seinen Freunden zum Demonstrieren geht. Da ist so vieles, was seine Mutter nicht versteht. Er würde gern einmal ein paar Klassenkameraden mit nach Hause bringen, aber ...
Luise lächelt und zwinkert, Yalcin zwinkert zurück. Er sieht irgendwie entschlossen aus. Die beiden Frauen trinken drei Kannen Tee zusammen. Sie bleiben im Halbdunkel sitzen, das Licht von der Straßenlaterne her genügt ihnen. Themen gibt es genug. Spät am Abend gönnt sich Luise noch einen Schluck Rum.

Als Luise am nächsten Morgen den Rollladen hochzieht, reißt sie die Augen auf.
Die rot-verklinkerte Hauswand gegenüber hat eine zweite Inschrift. In englischer Sprache.
FRIDAYS FOR FUTURE.

 

Liebe @wieselmaus,
du hast ja deinem Namen alle Ehre gemacht und in Wieselmausflinkheit deine Copywrite-Geschichte gepostet. Und sehr schlau, dass noch vor der großen Hitze zu tun. (Ich bin jetzt gerade gar nicht sooo traurig, nicht dabei zu sein … :cool: )
Du knüpfst ein paar Jahre später an die Geschichte von @Kanji an, erzählst, wie es im Leben von Luise weitergegagen ist, das finde ich sehr schön gemacht. (Nebenbei hast du in der Geschichte ja eine Vorlage gefunden, die wie für dich gemacht ist: das Leben der älteren Generation und Bezug zur Tagespolitik.)
Ansonsten geht es mir mit dem ersten Absatz wie vielen der vorherigen Kommentatoren. Ich finde das auch zu viel Info, um mich gleich reinzuziehen. Zumal finde ich, dass ein großer Teil davon nicht nötig ist für das Verständnis der Geschichte, bzw. einige Sachen davon ja später sowieso noch einmal im Text auftauchen, z.B., dass der eine Sohn in München wohnt. Ein paar Sachen aus dem ersten Teil, z.B. den Geburtstag und die Vorbereitungen, könntest du spielend in dem „lebendigeren“ Teil unterbringen. Vielleicht glaubst du ja, damit den Bezug zu Kanjis Geschichte deutlich machen zu müssen, aber ich finde, der kommt auf jeden Fall nicht zu kurz.

Das hier fände ich als Einstieg perfekt:

Luise macht eine Pause und rückt den uralten Ohrensessel ans Fenster. Wenn sie alle ihre Sofakissen draufstapelt, kann sie bequem beobachten, was sich in der Straße so tut. Im Sommer, wenn das Fenster weit geöffnet ist, legt sie zum Abstützen noch ein Kissen auf die Fensterbank. Besser als Fernsehen, findet sie, obwohl sie nicht undankbar ist für den Flachbildschirm …
Luise macht eine Pause und rückt den uralten Ohrensessel ans Fenster.
Das liegt vom Klang her so dicht beieinander, dass ich alten ausreichend finden würde.
Er soll es weiterbringen als sein Vater. Er wird in Deutschland ein gutes Leben haben, studieren, wenn möglich. Vielleicht wird sie mit ihrem Mann in die Türkei zurückkehren.
Hier ist es etwas unübersichtlich mit den Bezügen (Yalcin, Vater, Yalcin, sie, ihr Mann). Ich habe es zwar kapiert, aber vielleicht bekommst du es noch etwas unkomplizierter hin.
„Geh nur, Junge, und lass dich wieder blicken, wir könnten dann etwas englisch miteinander reden.“ Englisch reden ist ein Codewort für die beiden. Yalcin spricht über Schulsachen lieber mit Omi.
Da hat Yalcin großes Glück mit seiner Omi. Schön! :herz:
Er sieht irgendwie entschlossen aus, als ob er was vorhabe.
Das Fette könnte mMn weg, weil es erstens redundant ist und Yalcin ja weiter oben schon sagt, dass er noch was erledigen muss.
Die rot-verklinkerte Hauswand gegenüber hat eine zweite Inschrift. In englischer Sprache.FRIDAYS FOR FUTURE.
Der Bindestrich nach rot kann mMn weg, wäre das Gleiche wie weiß-gestrichene Wand, oder?
Schöner hätte ich noch gefunden, wenn Yalcin nicht einfach eine zweite Inschrift gesprüht hätte (zumal ich den Bezug zwischen „Türken raus!“ und „Fridays …“ auch nicht wirklich verstehe), sondern wenn er die ursprüngliche Schrift z.B. schwarz übersprüht hätte, und darauf dann seine Fridays-Botschaft … Aber das ist sicher Geschmackssache. Auf jeden Fall habe ich deine Geschichte sehr gerne gelesen, liebe wieselmaus.
Keep on sweating! :bier:

Viele Grüße von Raindog

 

Liebe @Raindog ,

ich hoffe, du hattest einen schönen Urlaub. Ich bin froh, dass ich mit meinem Copywrite schon durch bin (hatte aber einen privaten Grund für die Eile- kleine OP), jetzt kann ich mich nach Herzenslust auf die anderen stürzen, sofern welche erscheinen :D .

Auf jeden Fall habe ich deine Geschichte sehr gerne gelesen

schon mal das Wichtigste geklärt, danke!:kuss:

Ansonsten geht es mir mit dem ersten Absatz wie vielen der vorherigen Kommentatoren.
Ein paar Sachen aus dem ersten Teil, z.B. den Geburtstag und die Vorbereitungen, könntest du spielend in dem „lebendigeren“ Teil unterbringen.

Ich werde jetzt abwarten, was noch an Kommentaren folgt, und dann den ersten Teil überarbeiten. Sind schon viele wie du der Meinung, da könnte man noch nachbessern.


Das liegt vom Klang her so dicht beieinander, dass ich alten ausreichend finden würde.

geändert

Das Fette könnte mMn weg, weil es erstens redundant ist und Yalcin ja weiter oben schon sagt, dass er noch was erledigen muss.

Da hast du völlig Recht. Der Nachsatz kam tatsächlich später hinzu, weil ich den Verdacht hatte, es wird nicht klar, ob Yalcin der neue Sprayer ist.

Der Bindestrich nach rot kann mMn weg, wäre das Gleiche wie weiß-gestrichene Wand, oder?

Ist ein Zitat aus @Kanji s Text, letzter Absatz. Da hatte ich Bedenken, ob ich da die Schreibweise ändern darf.

Schöner hätte ich noch gefunden, wenn Yalcin nicht einfach eine zweite Inschrift gesprüht hätte (zumal ich den Bezug zwischen „Türken raus!“ und „Fridays …“ auch nicht wirklich verstehe),

Hier möchte ich nichts ändern. Yalcin stört sich nicht so an der Inschrift "Türken raus". Er orientiert sich an seinen Freunden vom Gymnasium, will einer von ihnen sein. Man darf gerne verstehen, dass die ganz Jungen andere Sorgen haben als die Vätergeneration. Die leben schon Multi-Kulti. (nicht alle natürlich)
Dein Vorschlag zeigt mir aber, dass ich die Profile der Protagonisten noch verstärken könnte (müsste). Übrigens hatte ich die Geschichte zuerst als Flash Fiction geplant ...

Danke dir für deinen schönen Kommentar. Ich hätte dir auch gerne einen geschrieben.
Nächstes Mal aber!

Liebe Grüße wieselmaus

 

Moin, moin @wieselmaus ,

nun ist es doch später geworden. Endlich wieder WLAN für meinen Computer, Kommentare am Handy überfordern mich technisch eindeutig. Und dabei wollte ich doch den Kurzurlaub nutzen, um endlich hinterher zu kommen.
Du gehörst ja auch zu den ganz flinken, ich bin schon stolz, wenigstens eine Auswahl getroffen, ein Rohkonzept geschrieben und die meisten Fragen zumindest gedanklich geklärt zu haben. Egal, ich nehme mir ein Beispiel an den bereits fertigen Copy-Geschichten.

Und Dein Beispiel gefällt mir wirklich gut. so als eine Fortsetzung des Lebens der Protagonisten, Da ich mich ja gerade selbst damit quäle, ist mir die Schwierigkeit der Auswahl bei den vielen, liebevollen Details absolut bewusst. Insgesamt ist Dir das für meine Geschmack gut gelungen. Ich hab beim wiederholten Lesen jetzt noch mal ein paar Stellen herauskopiert, bei denen ich mir etwas mehr Gedanken gemacht habe.

Sie sortiert sorgfältig die angeschlagenen Teile aus
hier hake ich immer wieder, das "sorgfältig" will mir einfach nicht gefallen. Ich stelle sie mir einfach eher unwirsch über die Schlagstellen, ärgerlich und traurig vor, Du lässt Sie aber eher liebevoll und ruhig hantieren. Reine Empfindung, wie gesagt

Yalcin ist ein pfiffiges Kerlchen, Luise freut sich immer, wenn er die Treppe raufstürmt. Sie hat nicht oft Besuch. Ihre beiden eigenen Söhne wohnen hunderte Kilometer weit weg, der eine lebt mit seinem Freund irgendwo am Mittelmeer, hat eine Strandkneipe. Der andere ist in München verheiratet.
Ihre Gedanken sind Dir für meinen Lesegeschmack gut gelungen, es springt gut nachvollziehbar, halt so typisch in Gedanken

Und sie will dem Sohn nicht auf der Tasche liegen. Betreutes Wohnen ist für sie unbezahlbar.
Aus meiner Sicht ist der zweite Satz angehängt, trau mir als Leserin doch zu, den Zusammenhang zu sehen. Vielleicht in einem der vorausgegangenen Sätze zur alten Wohnung was von preiswert, klein, unsarniert - dann ist es nicht so "Weist Du?"

Wenn sie alle ihre Sofakissen draufstapelt, kann sie bequem beobachten, was sich in der Straße so tut.
:herz: was für ein schönes Bild

„Das glaub ich dir sofort, den Eindruck hatte ich vor drei Jahren schon.“
Ich mag die alte Dame, die hat Schneid

jahrelang hier gearbeitet
Als grammatikalisches Rindvieh sollte ich wohl schweigen, aber ich möchte immer ein "dort" lesen. Wahrscheinlich, weil sie ja auf den Laden schaut und nicht darin steht. Vielleicht kan mich aber auch ein weiserer Mensch erleuchten (@Friedrichard )?

„Ja, Fußball ist wichtig fürs Zusammenleben.“
Den Satz glaub ich ihr irgendwie nicht, "Fürs Zusammenleben" ist gefühlt zu sperrig, zu wenig Gesprächswort.

Die rot-verklinkerte Hauswand gegenüber hat eine zweite Inschrift. In englischer Sprache.
FRIDAYS FOR FUTURE.
Das Ende als erneutes Botschaft sprayen, gefällt mir als Bezug zum Original gut, nur beim Inhalt stehe ich auch eher auf Seiten der Kritiker, der passt nicht so recht. Aber natürlich könntest Du vorher Yalcin eine Bezug herstellen lassen, da bräuchte es ja gar nicht viel.

Also liebe Wieselmaus, wirklich gerne gelesen diese Variante von Kanjis "Zeiten sind das". Für mich ein schönes Lehrstück hinsichtlich Copywrite, nur dass ich garantiert die gesamte Laufzeit benötige (und vielleicht noch die zwei Jahre von anderen dazu)
Einen schönen Wochenstart und beste Wünsche
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

jahrelang hier gearbeitet
Als grammatikalisches Rindvieh sollte ich wohl schweigen, aber ich möchte immer ein "dort" lesen. Wahrscheinlich, weil sie ja auf den Laden schaut und nicht darin steht. Vielleicht kan mich aber auch ein weiserer Mensch erleuchten (@Friedrichard )?

Weiß nicht, ob es erleuchtend wirkt, @greenwitch, aber "hier" und "dort" geht's ungefähr wie dem "hin" und "her", "hier" ist immer Nähe (da - hier wo ich gerad bin) und "dort" wo er/sie/es gerade ist/du gerade bist"
Jetzt kuck ich nochmal ins Original und meld mich nochmal.

Tschüss

Friedel

Zwo MInuten später:

Geht beides: Luise hat dort gearbeitet, identifiziert sich mit der Arbeitsstelle und schon wird's ein "hier". Quasi die Umkehrung von Rimbauds "je est un autre" - "ich ist ein anderer" statt korrekt "je suis un autre" ich bin ein anderer - jetzt aber schnell wieder hier hinaus, sonst landen wir bei Hegel & Folgen)

 

Lieber Friedel,

Weiß nicht, ob es erleuchtend wirkt
Dank Dir trotzdem sehr @Friedrichard.

aber "hier" und "dort" geht's ungefähr wie dem "hin" und "her",
Ich hatte wohl wirklich die Dauererklärung zu Hin- und Her im Kopf, die Parallele ziehst Du ja auch. Dann lass ich das mal so in meinem Kopf und Wieselmaus kann den "Kritikpunkt" streichen.
Gute Woche
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @greenwitch ,
Danke, dass du schon Zeit gefunden hast, mein Copywrite zu kommentieren, und dazu so positiv.

Und Dein Beispiel gefällt mir wirklich gut. so als eine Fortsetzung des Lebens der Protagonisten, Da ich mich ja gerade selbst damit quäle, ist mir die Schwierigkeit der Auswahl bei den vielen, liebevollen Details absolut bewusst. Insgesamt ist Dir das für meine Geschmack gut gelungen.

Ja, das ist schwierig, besonders wenn man ein Beispiel für besonders feine Ziselierungen wie @Kanji vor der Nase hat. Danke für diese Einschätzung.
[/QUOTE]

hier hake ich immer wieder, das "sorgfältig" will mir einfach nicht gefallen.

Es fällt Luise schwer, die angeschlagenen Stücke auszusortieren. An jedem hängt eine Erinnerung - auch an ihre Eltern und Großeltern. Ihr Mann ist ja im Krieg gefallen. Einige Bruchstücke verdankt sie wahrscheinlich auch ihren Kindern ;). Andererseits hat deine Version auch etwas. Du billigst ihr vielleicht mehr Temperament zu als ich.

[/QUOTE]

Ihre Gedanken sind Dir für meinen Lesegeschmack gut gelungen, es springt gut nachvollziehbar, halt so typisch in Gedanken

:kuss:Das freut mich besonders. Hier habe ich schon einiges nachgebessert, um den Gedankenstrom deutlicher zu machen. Bei dir hat es offensichtlich was genützt.

Vielleicht in einem der vorausgegangenen Sätze zur alten Wohnung was von preiswert, klein, unsarniert - dann ist es nicht so "Weist Du?"

Hab jetzt zur Verdeutlichung ihren heimlichen Wunsch auf ein neues Badezimmer eingefügt. Danke für den Hinweis. Den Hinweis auf "betreutes Wohnen" möchte ich beibehalten. Du weißt schon: Ohne Seitenhiebe auf gesellschaftliche Querlagen geht es bei mir nicht.

Aber natürlich könntest Du vorher Yalcin eine Bezug herstellen lassen, da bräuchte es ja gar nicht viel.

Ja, das habe ich schon in Angriff genommen. Yalcin möchte so gerne von seinen Klassenkameraden akzeptiert werden. Also schließt er sich da mit seinem Graffito einfach an, was derzeit "in" ist

Für mich ein schönes Lehrstück hinsichtlich Copywrite,

Zumindest glaube ich, dass ich das Thema nicht verfehlt habe:lol:. Danke für das schöne Kompliment.

Was "hier" oder "dort" betrifft, hatte ich auch mehrmals hin und her gewechselt. Vom Perspektivischen gebe ich dir Recht, vom Psychologischen bin ich meinem Bauchgefühl gefolgt. "Hier" umfasst im Text die Gefühlswelt "Heimat", "zuhause", "mein Viertel". Lieber @Friedrichard , danke, dass du die Zusammenhänge so schön formuliert hast.

Liebe greenwitch, ich wünsche dir ein frohes Schaffen und warte gespannt auf deinen Text.

LG wieselmaus

 

Liebe @wieselmaus,

NO FUTURE hat er auf die Backsteinmauer neben dem Lebensmittelladen gesprüht, vor drei Jahren, als er ziemlich verzweifelt nach einer Lehrstelle suchte. Inzwischen arbeitet er im Gemüseladen von Herrn Gündogan, der den Laden übernommen hat. Luise, die selbst jahrelang dort gearbeitet hat und Stammkundin ist, hat ihn dazu überredet.
Die freundliche Art, wie du einem nochmal die Details aus der Ursprungsgeschichte ins Gedächtnis rufst, kurz andeutest, was zwischendurch passiert ist und dann wieder in die Gegenwart der Geschichte einsteigst, finde ich irgendwie herzerwärmend. Das erinnert mich an Fortsetzungsromane, wo man anfangs behutsam auf den neuesten Stand gebracht wird, bzw. die Erinnerung an das vorige Buch aufgefrischt wird.

„Ich würde ja gerne kommen, aber Gertie geht es momentan gar nicht gut. Lange Autofahrten verträgt sie nicht. Irgendwas stimmt nicht mit ihr.“
„Das glaub ich dir sofort, den Eindruck hatte ich vor drei Jahren schon.“
„Mama …, wie meinst du das?“
Ja, auch ich feiere diese Stelle. Steht ihr gut, die kleine Bösartigkeit.


„Nee, Junge, das brauchst du nicht. Ich finde schon jemanden, der mir hilft. Ich habe nette Nachbarn im Haus.“
Sehr realistisch. Tasächlich kenne ich eine türkische Frau, die eine ähnliche Rolle in ihrer Nachbarschaft hat. Immer wohnen die Kinder weit weg und sind froh, dass es sie gibt.

Frau Özdemir kennt die ganze Geschichte. Bei vielen Tassen Tee mit und ohne Rum haben sie Vertrauen zueinander gefasst. Frauenleben. Die Sorgen, die Freuden. Wo Heimat ist und wie es ist, wenn man sie verloren hat. Und dass man sich gegenseitig helfen muss.
Es ist zwar "Tell", aber ich mag die Sprache, mit der du den Dialog bei Kanji, wo es zwischen den beiden ja noch etwas sperrig war, weiterführst. Irgendwie schön. Bei Kanji erlebte man sozusagen den Urknall der Freundschaft und bei dir ist da jetzt schon etwas entstanden. "Mit und ohne Rum", auch schön aufgegriffen.


Luise sieht Augenringe bei Frau Özdemir. Sie bekommt wohl zu wenig Schlaf vor Sorgen.
Der zweite Satz wäre ein Streichkandidat für mich. "Luise sieht", das sagt das schon alles für mich aus.

„Geh nur, Junge, und lass dich wieder blicken, wir könnten dann etwas englisch miteinander reden.“
Schöne Details. Ich kann mir die Dame genau vorstellen, die Spaß an solchen Formulierungen hat.

FRIDAYS FOR FUTURE.
"Türken raus" und "Fridays for future" sind schon ein Gegensatzpaar für mich. Man wird die Vertreter der einen Fraktion wohl nicht bei der Demonstration der anderen antreffen. Es wirkt so, als habe Yalcin sich erinnert, was Luise ein paar Jahre zuvor getan hat. Wobei "Türken raus" eine krasse Aggression ist und auch beängstigend für die Familie, besonders, da es offenbar nicht zügig entfernt wird. Insofern ist das Ende in seiner Parallelität fast ein bisschen zu harmlos, schalkhaft.

Ich habe das sehr gerne gelesen, @wieselmaus.

Liebe Grüße von Chutney

 

liebe @Chutney ,

nun geht es rund und ich bin richtig froh, dass ich so früh dran war. Zuerst aber einmal Dank für deinen Kommentar, der so positiv ausgefallen ist.

Die freundliche Art, wie du einem nochmal die Details aus der Ursprungsgeschichte ins Gedächtnis rufst, kurz andeutest, was zwischendurch passiert ist und dann wieder in die Gegenwart der Geschichte einsteigst, finde ich irgendwie herzerwärmend. Das erinnert mich an Fortsetzungsromane, wo man anfangs behutsam auf den neuesten Stand gebracht wird, bzw. die Erinnerung an das vorige Buch aufgefrischt wird.

Ja, ich glaube, man freut sich als Leser, wenn man eingestimmt wird auf den Text. Natürlich soll das Copywrite auch für sich bestehen können. Für mich ist der Rückblick auch eine Hommage an @Kanji für ihre schöne Vorlage.

Ja, auch ich feiere diese Stelle. Steht ihr gut, die kleine Bösartigkeit.

Luise rettet sich in Sarkasmus. Die Enttäuschung schluckt sie runter. Wahrscheinlich ist es ihr recht, dass Gertie nicht auftaucht.

Sehr realistisch. Tasächlich kenne ich eine türkische Frau, die eine ähnliche Rolle in ihrer Nachbarschaft hat. Immer wohnen die Kinder weit weg und sind froh, dass es sie gibt.

Wie im richtigen Leben eben ... Leider gibt es diese gute Nachbarschaft nicht überall, wie das Graffito "Türken raus" beweist.

s ist zwar "Tell", aber ich mag die Sprache, mit der du den Dialog bei Kanji, wo es zwischen den beiden ja noch etwas sperrig war, weiterführst. Irgendwie schön

Danke. Hier hab ich mir besonders Mühe gegeben. Ich weiß ja, wie kritisch Dialoge im Forum beäugt werden.

Der zweite Satz wäre ein Streichkandidat für mich. "Luise sieht", das sagt das schon alles für mich aus.

geändert und Frau Özdemirs Sorgen gezeigt. Ich lerne dazu.

Insofern ist das Ende in seiner Parallelität fast ein bisschen zu harmlos, schalkhaft.

Da ist was dran. Wenn ich die Story weiterschreiben würde, käme es vielleicht zum Konflikt in der türkischen Familie. Zurück in die Türkei oder bleiben?

Danke für das "sehr gerne gelesen". Demnächst nehme ich mir deine Geschichte vor. Heute reicht es leider nicht mehr.

Ganz liebe Grüße von wieselmaus

 

Hej, liebe @wieselmaus ,

das Los hat es gut mit mir gemeint, denn Luise ist bestens in deinen Händen, vielmehr in deiner Feder, aufgehoben, denn unter deinen Fittichen ist die ohnehin schon entschlossene und eigensinnige Frau, entschieden politischer.
Die gesamte Geschichte wirkt straff und zielstrebig, du hast offenbar Vieles, was dich am Original interessierte, aufgegriffen und verstärkt und das in einem Tempo, dass ich mitunter, vor allem als ich sie zu Ende gelesen hatte, bedauerte.
Ich erinnere mich so gerne an „Schweizer Schokolade“ und wie du darin so herrlich ins Erzählen gekommen bist, wie ich Brigitte und ihrer Familie folgte als würde ich sie kennen. Mir ist bewusst, und natürlich auch weil ich ja gerade eben in Figuren schlüpfen musste, die nicht meinem Hirn entsprungen sind, dass es ein großes bis mittelgroßes Hindernis bedeutet, bremst und man den Abstand schwer überwinden kann, den man zu den Protagonisten hat. Und obwohl ich merke, dass es dir bei Luise selbst nicht schwerfällt, du hast sie wunderbar gezeichnet und verstärkt, geht die Handlung und Darstellung der Nebencharaktere nicht ganz so weich und eindringlich vonstatten.
Das tut deiner copy keinen Abbruch, im Gegenteil, bekommt sie dadurch einen Drall, also Schwung, aber sie ist eben eher „abgehandelt" als erzählt.
Wenn ich von mir ausgehe, wozu ich unter Umständen mal neige, dann könnte das am Mangel an Zeit liegen, was ja per se nicht sein kann, weil sie ja da ist - aber an diesem Thema reibe ich mich wohl noch mal komplett auf und weg, fürchte ich.

Alles in allem, ist es dir gelungen, eine Geschichte aufzugreifen, zugrunde zu legen und frischer zu erzählen.
Wenn ich einen Wunsch frei gehabt hätte, wäre es mir sehr rechtgewesen, Luise mit wieselmaus’schenem Humor zu füllen. :herz:

Lieber Gruß, Kanji

 

Liebe @Kanji ,

das Los hat es gut mit mir gemeint, denn Luise ist bestens in deinen Händen, vielmehr in deiner Feder, aufgehoben, denn unter deinen Fittichen ist die ohnehin schon entschlossene und eigensinnige Frau, entschieden politischer.

Deine Luise ist jetzt halt auch meine Luise ... verzeih, wenn ich sie allzu sehr auf wieselmaus gebürstet habe.:sad:

Die gesamte Geschichte wirkt straff und zielstrebig, du hast offenbar Vieles, was dich am Original interessierte, aufgegriffen und verstärkt und das in einem Tempo, dass ich mitunter, vor allem als ich sie zu Ende gelesen hatte, bedauerte.

Das Tempo, ja, da habe ich experimentiert, in Gedanken an eine Flash Fiction und in der Angst, dass mir wieder viele Streichungen blühen. Aber soll ich dir was sagen? Diesmal wurde nur ein Satz zum Streichen vorgeschlagen und den hatte ich sowieso erst später eingefügt. Es war mir ein Leichtes, ihn zu eliminieren.

... wie du darin so herrlich ins Erzählen gekommen bist,

Ach Kanji, wenn ich so meine ersten Texte anschaue, da bin ich nach wie vor hin- und hergerissen, was das richtige Maß ist. Eigentlich würde ich lieber mehr erzählen ...

Wenn ich einen Wunsch frei gehabt hätte, wäre es mir sehr rechtgewesen, Luise mit wieselmaus’schenem Humor zu füllen. :herz:

Der ist mir derzeit etwas abhanden gekommen, vielmehr ist er ins Sarkastische mutiert. Das liegt wohl an den Zeitläuften. Meinst du, das könnte sich nochmals ändern:confused:. Ich werde mir Mühe geben.

Danke für deinen liebenswürdigen Kommentar. Ich weiß ihn wohl zu schätzen.

:herz:wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe wieselmaus,

als ich deine Kopie gelesen habe und nicht wusste, wen du kopiert hast (das Lesen des Originals lag schon zu lange zurück als dass ich just darauf gekommen wäre), dachte ich: wieselmaus hat eine Story in ein ihr nahes Setting gelegt, wo sie durch ihr Alter genügend zu erzählen weiß. Umso überraschter war ich dann, als ich das Original gelesen habe und du dieses auf charmante Weise weitergesponnen hast.

Sie sortiert sorgfältig die angeschlagenen Teile aus
Hehe, das kenne ich.

Die Infos über ihre Kinder sind etwas lang geraten. Luise kennt ihre Pappenheimer, die Situation ist doch seit Jahren die gleiche. Ich fände es cool, wenn das in zwei, drei markanten Sätzen abgehakt werden könnte, dass ihre Kinder nicht kommen und sie da über allem steht.
So in etwa:
Ihr älterer Sohn Thomas wird den labilen Zustand ihre Schwiergertochter Gerdie als Ausrede vorschieben, wieso er nicht kommen kann und der Jüngere hat mit seinem Freund eine Strandkneipe in St. Tropez und sowieso nie Zeit.
Das ganze Thema mit dem betreuten Wohnen würde ich zusammenkürzen auf eine Bemerkung, beispielhaft: Die Idee der Brüder, sie in ein betreutes Wohnen zu stecken, rührte nur aus schlechten Gewissen heraus und wäre sowieso nicht finanzierbar, das können sie sich abschminken.


Die rot-verklinkerte Hauswand gegenüber hat eine zweite Inschrift. In englischer Sprache.
FRIDAYS FOR FUTURE.

Damit reißt Yalcin ein anderes Thema an, löst aber nicht die Ängste der Eltern auf.
Der Geschichte im Verlauf sinniger hätte ich gefunden, wenn davor so ein Satz aufgetaucht wäre, wie: Stell dir vor, einer sagt:
dann kommt das TÜRKEN RAUS
und darunter noch:
Wer macht dann die ganze Arbeit?

Schön fand ich, wie Luise durch die türkische Familie Hilfe findet, die sie durch ihre eigenen Söhne nicht hat.
Ich hätte noch so als offenes Ende dahinter gesetzt, dass sich Luise überlegt, ob sie ihr Testament während sie ihren Rum trinkt, für ihr weniges Gut noch ändern soll (ohne zu sagen, wie, das können sich die Leser ja selbst denken).

Ich habe die Geschichte gerne gelesen und fand die Idee, die Situation weiterzuspinnen, eine gute Idee zum Original hin.

Liebe Grüße
bernadette

 

Liebe @bernadette ,
danke für dein fleißiges nächtliches Abarbeiten der Copywrite-Geschichten. Und das, wenn ich richtig verstanden habe, auch noch im Urlaub.

wieselmaus hat eine Story in ein ihr nahes Setting gelegt, wo sie durch ihr Alter genügend zu erzählen weiß. Umso überraschter war ich dann, als ich das Original gelesen habe und du dieses auf charmante Weise weitergesponnen hast.

Ha, weißt du denn nicht, dass @Kanji diese Geschichte extra für mich geschrieben hat;)? Im Ernst, es ist eine meiner Lieblingsgeschichten. Die "verrückte" alte Lady brauchte unbedingt noch einmal einen Auftritt. Kanji hat sich auch überhaupt nicht gewundert über meine Wahl.

Die Infos über ihre Kinder sind etwas lang geraten. Luise kennt ihre Pappenheimer, die Situation ist doch seit Jahren die gleiche. Ich fände es cool, wenn das in zwei, drei markanten Sätzen abgehakt werden könnte, dass ihre Kinder nicht kommen und sie da über allem steht.

Das ganze Thema mit dem betreuten Wohnen würde ich zusammenkürzen auf eine Bemerkung,

Es sind nicht in erster Linie Infos, sondern ein Nachspüren von Luises Gedankenfluss. Ich brauchte das, um die Veränderung der Prota bzw. Weiterentwicklung zu verdeutlichen. Im Original z. B. erfahren wir nichts darüber, wohin Luise nach ihrem Spray-Akt mit dem Köfferchen entschwindet. Diese Lücke wollte ich füllen.

Damit reißt Yalcin ein anderes Thema an, löst aber nicht die Ängste der Eltern auf.

Damit hast du recht. Yalcin gehört einer neuen Generation an. Sie will sich als 'integriert' verstanden wissen und ist vielleicht weniger an den alten Ängsten orientiert, sondern auf die (hoffentlich noch nicht verlorene )Zukunft ausgerichtet. Die Veränderung zeigt sich in drei Schritten, die durch den jeweiligen gesprayten Satz symbolisiert wird. Witzigerweise benutzen alle drei (Luise, Murat, Yalcin) das gleiche Medium für ihre Botschaft. Wenn das nicht verbindet:D.

Ich hätte noch so als offenes Ende dahinter gesetzt, dass sich Luise überlegt, ob sie ihr Testament während sie ihren Rum trinkt, für ihr weniges Gut noch ändern soll (ohne zu sagen, wie, das können sich die Leser ja selbst denken).

Ja, das wäre auch ein interessanter Schluss. Allerdings etwas rachsüchtig. Danach hätte sich die sanfte Luise aber mächtig gemausert. Ich denke aber schon, dass von ihr weiteres Engagement zu erwarten ist. @Fliege hat dazu schöne Vorschläge gemacht. Wer weiß, vielleicht gibt es noch eine Fortsetzung von der Fortsetzung.

Ich habe die Geschichte gerne gelesen und fand die Idee, die Situation weiterzuspinnen, eine gute Idee zum Original hin.

Das ist ein sehr schönes Urteil, mit dem ich gut leben kann. Danke, liebe bernadette.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

danke für dein fleißiges nächtliches Abarbeiten der Copywrite-Geschichten. Und das, wenn ich richtig verstanden habe, auch noch im Urlaub.
Nein, im Gegenteil. Ich habe an einer Sommerakademie einen Kurs geleitet und war abends alleine mit Laptop, fand das aber schön, mich ohne Ablenkung vom eigenen Büro, Familie und sonstigem Kram darauf konzentrieren zu können.

 

Liebe Wieselmaus,

ich kann mich noch gut an Kanjis Geschichte erinnern, die hier Vorlage ist.

Es ist Sonntag Nachmittag.
Sonntagnachmittag

Aber sie will dem Sohn nicht auf der Tasche liegen. Betreutes Wohnen ist für sie selber unbezahlbar. Punkt!
Top aktuelles Thema seit gestern. Die Idee ist ja, eine Einkommensgrenze einzuführen, ab der Kinder die Kosten für ihre Eltern übernehmen sollen.

den Flachbildschirm, den ihr Sohn von München aus finanziert hat.
"Etwas von einem Ort aus finanzieren" klingt falsch.
Meinst du: "den ihr Sohn aus München finanziert hat"?

Y0LO – you only live once.
In der Abkürzung ist eine Null reingerutscht.

Luise sieht Augenringe bei Frau Özdemir und sie hat stark abgenommen.
Das "und" klingt unpassend. Besser Gedankenstrich davor.

Seine Stimme kickst zuweilen.
Ist das regional? Eine kickende(?)/kickenste(?) Stimme?

Hat mir gefallen. Hätte auch gerne noch länger, ausführlicher sein können.

Liebe Grüße, GoMusic

 

Hallo @GoMusic ,

danke, dass du auch bei mir hereingeschaut hast.

Die Flusen habe ich alle verbessert. Besten Dank. Man kann sich nur wundern, wie viele nach so viel Rückmeldungen noch auftauchen. Im einen oder anderen Fall habe ich neu formuliert.

"Etwas von einem Ort aus finanzieren" klingt falsch.
Meinst du: "den ihr Sohn aus München finanziert hat"?

Es war schon so gemeint. Um den Sohn noch ein wenig "fieser" erscheinen zu lassen, heißt es jetzt "organisieren"statt "finanzieren." Da kann der Leser auch denken, er hat ein gebrauchtes Gerät aus München geschickt.:D.

Hat mir gefallen. Hätte auch gerne noch länger, ausführlicher sein können.

Gut, dass dir der Text gefallen hat, eventuell sogar ein längerer. Ich bin zur Zeit auf dem FF- Trip, bearbeite alte Texte von mir (u.a. meinen vergriffenen Roman). Da merke ich, wie viel man kürzen kann, ohne dass die Story verliert. Was meinst du, kann man seinen Stil total verändern?

Liebe Grüße
wieselmaus

 

Liebe Wieselmaus
Ich bin froh, Kanjis Original vorab gelesen zu haben, so fügt sich deine Geschichte nahtlos an und ich behaupte kühn, ohne Original funktioniert sie nur halb so gut.

Aus eher nüchternem Blickwinkel erzählst du Luises Beziehung zur Nachbarsfamilie, die ja deutlich intimer geworden ist. Das Infodumping und die guten Lösungsansätze sind dir ja nun bekannt, darüber verliere ich keine Worte mehr. ;)
Auch der leicht gehetzte Stil, den Plot voranzutreiben und dabei alle Ideen - von den sich überbietenden Graffitis bis hin zu den vielschichtigen Generationskonflikten - unterzubringen könnte meiner Meinung nach etwas mehr Raum vertragen. Aber da du sogar mit FF geliebäugelt hast, ist das wohl gegen deine Intention.

Fazit: Mir hat deine copywrite (Fortsetzungs-)Geschichte gut gefallen und ich würde mich auf eine Überarbeitung des mehrfach erwähnten Eingangsteils freuen.

Gruss dot

 

Hallo @dotslash ,

wie schön, bei deiner Spätlese zum Copywrite dabei zu sein.

Ich bin froh, Kanjis Original vorab gelesen zu haben, so fügt sich deine Geschichte nahtlos an und ich behaupte kühn, ohne Original funktioniert sie nur halb so gut.

Ich glaube, das liegt auch daran, wie ich die Copywrite-Idee verstehe. Für mich gehören beide Texte unabdingbar zusammen. Gerade @Kanji 's Geschichte mit der Sprayer-Oma ist so originell, dass ich fast ein schlechtes Gewissen habe, sie einfach zu usurpieren. Aber natürlich ist auch zu berücksichtigen, dass das Copywrite auf eigenen Füßen stehen kann.
Ich habe versucht, dies durch eine längere Phase als Luises Erinnerungsstrom im Anfangsteil zu erreichen. Bei manchen Lesern hat es durchaus funktioniert, vor allem, nachdem ich hier nachgebessert habe. Stünde die Geschichte um Luise als meine eigene ganz selbständig im Raum, würde ich sicher anders vorgehen.

Ich bin - als "Erzählerin" - immer wieder überrascht, wie schnell von "Infodumping" die Rede ist. In meinem Text, meinte ich, hätte ich den Erinnerungsstrom durchaus szenisch und nicht auktorial eingebettet.
Ein Vorschlag war ja, die Details der Vorgeschichte in die Dialoge Luises mit Meryem einzubauen. Kommt mir künstlich vor, weil ich die Thematik an Luises Geburtstag für deplaziert halte, aber auch, weil ich Luise als nicht jammernde Alte konzipiert habe.

Auch der leicht gehetzte Stil, den Plot voranzutreiben und dabei alle Ideen - von den sich überbietenden Graffitis bis hin zu den vielschichtigen Generationskonflikten - unterzubringen könnte meiner Meinung nach etwas mehr Raum vertragen. Aber da du sogar mit FF geliebäugelt hast, ist das wohl gegen deine Intention.

Da bist du auf ein echtes Problem gestoßen. Ich habe jetzt gemerkt, dass FF-Geschichten gehetzt wirken können, wenn der Plot überladen ist. Irgendwie sind die FF-Essentials nicht wirklich ausgereift in der Abgrenzung zur "normalen" KG. Eigentlich hoffte ich, hier im Forum darüber eine lebhafte Diskussion zu finden, nachdem @hell diese angestoßen hatte. Klappt irgendwie nicht so recht.

Fazit: Mir hat deine copywrite (Fortsetzungs-)Geschichte gut gefallen und ich würde mich auf eine Überarbeitung des mehrfach erwähnten Eingangsteils freuen.

Mit deinem Fazit kann ich ganz gut leben. Im Augenblick lasse ich den Text in der jetzt vorliegenden Fassung mal stehen. Vielleicht habe ich nach größerem Abstand noch zündende Ideen. Womöglich wird sie dadurch deutlich länger ...;)

Danke für deinen hilfreichen Kommentar.
wieselmaus

 

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