Was ist neu

Die Begonienelegie

Beitritt
06.07.2010
Beiträge
5

Die Begonienelegie

An jenem Tag, es war in Hinblick auf die Wetterlage der bisher schönste Freitag der Woche, fiel von der Weltbevölkerung weitgehend unbemerkt eine beachtliche Menge an Meistern vom Himmel. Einer landete irgendwo im australischen Hinterland, ein anderer auf einer einsamen Insel weit draußen im Meer und wieder ein anderer exakt im Zentrum von Herrn Meiers liebevoll umhegtem Drei-mal-sechs-Meter-Blumenbeet, das ein weit weniger liebevoll umhegter Garten umgab. Allein diese Präzisionslandung wies den Meister bereits unzweifelhaft als einen solchen aus, schließlich gelingt den allerwenigsten aus der Nichtexistenz ganz plötzlich in den freien Fall übergehenden Individuen ein solch punktgenauer Beginn ihres erdgebundenen Daseins.
Trotz der beeindruckenden Leistung, deren Zeuge er soeben geworden war, zeigte sich Herr Meier jedoch in keiner Weise begeistert.
„Sie sitzen auf meinen Begonien“, bemerkte er trocken.
„Das tut mir sehr leid“, entgegnete der Meister, machte aber keine Anstalten, sich zu erheben.
„Welche sinistren Absichten verfolgen Sie damit?“
„Überhaupt keine. Es ist nur ein Zufall.“
Herr Meier schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht an Zufälle. Wer sind Sie überhaupt?“
„Ich bin ein Meister“, sagte der Meister.
„Ach! Und worin?“
„Im Dichten“
„So ein Quatsch!“, schimpfte Herr Meier. „Meister im Dichten fallen nicht einfach so mir nichts, dir nichts vom Himmel und landen im Blumenbeet anständiger Leute. Sie stehen jetzt auf, richten ein angemessenes Wort der Entschuldigung an meine Begonien, und dann verlassen Sie umgehend das Grundstück.“
„Soll ich es Ihnen beweisen?“, fragte der Meister unbeirrt, indes er aber zumindest dem ersten Drittel der Aufforderung nachkam und sich erhob, um mit ästhetisch-würdevoller Handbewegung unschöne Erdrückstände von seinem Hosenboden zu entfernen.
„Was beweisen?“, fragte Herr Meier.
„Dass ich ein Meisterdichter bin. Ein Genie.“
„Sie beweisen hier gar nichts!“
„Ich könnte den Beweis in eleganter Weise mit meiner noch ausstehenden Entschuldigung verknüpfen und ein Vergebungsgesuch in Versform zu Gehör bringen “, schlug der Meister vor, bückte sich zu den zerdrückten Begonien herab und begutachtete sie einen Augenblick. „Allein, hier schickte sich wohl eher eine Elegie“, stellte er trübselig fest. „Sie hätten nicht zufällig eine melancholisch gestimmte Leier zur Hand?“
„Im Schuppen vielleicht“, sagte Herr Meier. „Was da alles an unnützem Zeug rumliegt, überrascht mich selbst immer wieder. Aber wo Sie doch ein Genie sind, wieso brauchen Sie solchen Kram? Ich dachte immer, das Genie schafft aus sich selbst heraus.“
„In der Tat, so ist es“, stimmte ihm der Meister zu. „Ich schaffe als Dichter die Seele des Kunstwerks. Seinen Körper hingegen zu formen gebricht mir.“
„Natürlich“, sagte Herr Meier. „Das wäre ja Arbeit.“
„Hätt ich die Worte, die Leier, das lauschende Ohr nicht, so gewönne mein Lied nie Gestalt in der Welt. Es lebte in mir und es stürbe mit mir.“
Herr Meier lachte. „Und so was schimpft sich heutzutage Meister? Aber ich will mal nicht so sein, ich geh Ihnen Ihre Leier suchen. Es ist ja für meine Begonien.“
Mit diesen versöhnlichen Worten kramte er einen Schlüsselbund hervor und begab sich zum nahen Gartenschuppen, den Meister dicht auf den Fersen. Als sie dort angekommen waren, kämpfte Herr Meier zunächst eine Weile mit dem verrosteten Schloss, bevor es ihm schließlich gelang, die Tür zu einem schläfrig wirkenden Raum aufzustoßen, der aussah wie ein nach geheimen Ordnungsprinzipien verwaltetes Archiv der unnützen Kleinodien, ein repräsentativer Querschnitt durch alle Flohmärkte, Dachböden und Antiquitätengeschäfte der Welt. Entlang der Wände stapelten sich Pappkartons mit bedeutungsvollen Aufschriften wie „Noch nicht geschriebene Bücher“, „Wunschtraum-Memorabilia“ oder „Was zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus ging“ bis unter die Decke. Daneben und dazwischen und auch sonst überall sah man verstreute Archivgegenstände herumliegen, die sich offenbar keinem solchen Überbegriff zuordnen ließen. Es befanden sich unter diesen Unikaten beispielsweise ein Tischbein, in das jemand ein Liebesgedicht geschnitzt hatte, ein verbeultes Aluminiumschild mit der Aufschrift „Warnung vor dem Munde“, eine alte Offiziersjacke mit einem Tintenfleck auf Höhe des Herzens, ein Spiegel, in dem man sich richtig herum sah – und, von einem hereinfallenden Strahl Nachmittagslicht poetisch illuminiert, eine Leier.
„Ach, da ist sie ja“, sagte Herr Meier, nahm das Instrument in die Hand und reichte es ihm. „Ihr Glück, Herr Meister. Ich hätte jetzt sicher nicht erst die ganzen Kartons danach durchwühlt.“
„Es soll nicht zu Ihrem Nachteil sein“, versprach der Dichter seinem Wohltäter und strich voll Ehrfurcht über die Saiten. Sie gingen zurück zum Blumenbeet und blieben in respektvoller Distanz zu den abgerufenen Begonien davor stehen. Der Meister räusperte sich.
„Nun wohl“, hub er an. Aber es ging nicht weiter.
„Na?“, sagte Herr Meier. „Ist Ihre Muse erkältet?“
„Manchmal dauert es eben ein wenig“, verteidigte sich der Meister. „Der Nachteil dabei, ein Genie zu sein, ist leider, dass man sich nicht aussuchen kann, um wie viel Uhr man eins ist.“
„Tja.“ Herr Meier klopfte ihm mit wohlwollender Herablassung auf die Schulter. „ Hätten Sie mal lieber anständig was gelernt, anstatt einfach so vom Himmel zu fallen.“
„Das Dichten kann man nicht lernen.“
„Wenn man lernen kann, Begonien heranzuziehen, dann kann man alles lernen. Was reimt sich auf ‚Begonien‘?“
„Gar nichts.“
„Und auf ‚Begonienbeet‘?“
„‚Spät‘. Wenn man’s geschickt anstellt.“
„Was braucht ein gutes Gedicht?“
„Wahrheit und Worte.“
„Und welcher Rhythmus passt am besten dazu?“
„Der Schlag Ihres Herzens.“
„Sehen Sie? Schon habe ich gelernt, wie man ein Gedicht macht.“
„Ach ja?“ Der Meister sah ihn beleidigt an. „Dann machen Sie mal eins.“
Herr Meier überlegte eine Weile. Dann kramte er in seinen Taschen, förderte ein zerknittertes Stück Papier und einen stumpfen Bleistift zutage und begann, hastig zu schreiben. Als er fertig war, reichte er den Zettel dem Meister. Der begutachtete ihn stirnrunzelnd und las:

„‚Für Abschiedsworte ist’s zu spät,
mein liebliches Begonienbeet!
So fahr denn hin ganz unbesungen:
Es hätte eh nicht gut geklungen.‘“

Er schüttelte den Kopf. „Das ist keine Elegie.“
„Mag sein. Aber es ist immerhin näher dran als das, was Sie gedichtet haben.“
„Was ich gedichtet habe?“ Des Meisters Antlitz ließ sich zu einem Ausdruck überheblicher Verwirrung herab. „Ich hatte doch noch gar nicht die Ehre?“
„Eben“, sagte Herr Meier triumphierend und nahm ihm die Leier wieder aus der Hand. „Eben.“
Der Meister ließ es geschehen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo zusammen,

ich trau mich jetzt einfach mal und schicke eine schüchterne kleine Geschichte in die Welt hinaus. Sie mag nicht perfekt sein, aber dafür ist es meine und ich will ihr helfen, ihr ganzes Potential zu entfalten, so sie denn welches hat. Bitte seid nett zu ihr.

Schöne Grüße,
Arkadian Blaublum

 

Wie heißt es doch so schön: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ :D

Hallo Arkadian Blaublum und Willkommen auf KG.de


Am Besten fange ich gleich mit dem berühmten ersten Satz an:

An jenem Tag, es war in Hinblick auf die Wetterlage der bisher schönste Freitag der Woche, fiel von der Weltbevölkerung weitgehend unbemerkt eine beachtliche Menge an Meistern vom Himmel.

Das erste, was mir auffällt, ist das hier: es war … der bisher schönste Freitag der Woche. Das ist Quatsch. Es gibt nur einen Freitag pro Woche. Oder sollte das satirisch sein? Wenn ja, dann kam das bei mir nicht an.
Ohne den „seltsamen“ Nebensatz, würde mir der erste Satz weitaus besser gefallen. Vielleicht noch aus „jenem“ ein „diesem“ machen, aber dann ist gut.
Damit hätten wir:
"An diesem Tag fiel, von der Weltbevölkerung weitgehend unbemerkt, eine beachtliche Menge an Meistern vom Himmel."

Das nächste Mal bin ich bei diesem Abschnitt stutzig geworden:

Entlang der Wände stapelten sich Pappkartons mit bedeutungsvollen Aufschriften wie „Noch nicht geschriebene Bücher“, „Wunschtraum-Memorabilia“ oder „Was zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus ging“ bis unter die Decke. Daneben und dazwischen und auch sonst überall sah man verstreute Archivgegenstände herumliegen, die sich offenbar keinem solchen Überbegriff zuordnen ließen. Es befanden sich unter diesen Unikaten beispielsweise ein Tischbein, in das jemand ein Liebesgedicht geschnitzt hatte, ein verbeultes Aluminiumschild mit der Aufschrift „Warnung vor dem Munde“, eine alte Offiziersjacke mit einem Tintenfleck auf Höhe des Herzens, ein Spiegel, in dem man sich richtig herum sah – und, von einem hereinfallenden Strahl Nachmittagslicht poetisch illuminiert, eine Leier.

Das alles liest sich zwar sehr schön, aber das Bild eines geheimnisvollen Rumpelschuppens, wo fast alles zu finden ist, will nicht zu dem Bild eines konservativen, kleinkarierten Typen vom Schlage eines Herrn Meier passen.
Der Typ sorgt sich schließlich mehr um seine Blumen, als um das wundersame Ereignis eines vom Himmel gefallenen Meisters. Oder habe ich da etwas verpasst?
Letztlich, wenn ich die Geschichte richtig verstanden habe, geht es um das Scheitern des Wunderbaren, des Unkonventionellen an der Sturheit und Dickköpfigkeit der konservativen, breiten Masse.
Wenn dem so ist, dann finde ich das Bild von dem wunderhaften Schuppen schief. Ich glaube, dass es Deine Absicht war ein Bild von einem biederen Typen zu zeichnen, der all seine wunderbaren Erlebnisse, Träume und rätselhaften Fundstücke katalogisiert und wegsperrt, damit sie sein geordnetes Leben nicht stören können. Falls das stimmt, dann kommt dieses „Stören“ nicht gut genug heraus.

Ansonsten gefiel mir die Story recht gut. Der Text war schön und flüssig zu lesen. Und die Hilflosigkeit des Meisters kam bei mir auch an. Lediglich den Herrn Meier wusste ich nicht recht einzuordnen. Alles in allem ist es aber eine nette kleine Geschichte.

Viele Grüße

Mothman

PS: Ich hoffe meine Kritik hat Dich jetzt nicht eingeschüchtert. Dazu besteht nämlich überhaupt kein Grund. Die Story hat Charme und Charakter. Von daher: Nur Mut!

 

Hallo Mothman,

danke erst mal für deine ausführliche Rückmeldung und fürs Bewillkommnen und so :-) Wenn sie einem so freundlich serviert werden, schluckt man auch bereitwillig ein paar Kritikpunkte. Ich hoffe, ich kann sie gut verdauen und was Besseres draus machen.

Natürlich ist der schönste Freitag der Woche Quatsch, allerdings beabsichtigter Quatsch - die Formulierung fiel mir ein, ich fand sie schön absurd und weil sie für mich irgendwie in den Tonfall passte, in dem ich die Geschichte schreiben wollte, hab ich sie gnädig aufgenommen. Aber wenn sich das wirklich als so ein großer Stolperstein erweist, muss ich mir wohl überlegen, ob ich den Nebensatz nicht doch lieber wieder rauswerfe. Gerade am Anfang einer Geschichte sollte der Leser schließlich nicht stutzen müssen, auch wenn der Rest dann eine allgemeine Tendenz zum Verschrobenen hat. Manchmal verliebt man sich einfach so sehr in eine Formulierung, dass es einem selbst gar nicht mehr auffällt, wenn damit etwas nicht stimmt.

Mit dem Schuppen triffst du einen wunden Punkt, ich hatte nämlich schon befürchtet, dass der auf den ersten Blick bei einem kleinbürgerlichen Blumengärtner nicht so recht ins Bild passen könnte.
Der schlechteste meiner beiden Rechtfertigungsversuche zuerst: Irgendwo musste ja die Leier herkommen :-) Der Schuppen sollte zuerst ein ganz gewöhnlicher Gartenschuppen voll mit ganz gewöhnlichem Gerümpel sein – aber welcher normale Mensch bewahrt neben Harke und Schaufel eine Leier auf? Ich dachte, wenn ich die Leier in ein Sammelsurium von unwirklichen Gegenständen verpflanze (die auch alle einen mehr oder weniger offensichtlichen Bezug zum Dichterisch-Poetischen haben sollen), relativiert sich das sozusagen.
Zweitens hast du völlig richtig erkannt, dass ich Herrn Meier als einen Menschen darstellen wollte, dem alles, was jenseits des Alltäglichen und Rationalen liegt, nicht so ganz geheuer ist. Deshalb sperrt er es weg, brandmarkt es als unnützes Zeug und verdrängt es – das Schloss ist verrostet, weil es so wenig in Gebrauch ist. Ich fand es allerdings ziemlich schwer, dieses Verdrängungsprinzip darzustellen, ohne ganz plump daherzukommen. Vor lauter Vorsicht bin ich dann anscheinend ins andere Extrem gerutscht und es ist zu vage geworden. Wie ließe sich denn noch stärker unterstreichen, dass der Schuppen seinem nüchternen Wesen nicht unbedingt widerspricht, sondern eher den poetischen Anteil an seiner Persönlichkeit repräsentiert, den er unter Verschluss hält (und den er, sobald er doch einmal drangeht, sofort durch Regeln zu rationalisieren versucht)? Ein Genie müsste wahrscheinlich nur hier und da einen kleinen Halbsatz einstreuen und die Wirkung wäre enorm – aber ich schlage im Schriftstellerischen leider eher nach Herrn Meier und stehe deshalb ein bisschen auf dem Schlauch.

Sehr erleichtert bin ich dagegen, dass du den Text flüssig lesen konntest und (von dem leidigen Freitagssatz mal abgesehen) keine schwerwiegenden Stilfehler zu beklagen hast. Ich hatte mir nämlich schon Gedanken wegen der manchmal doch sehr gestelzten Ausdrucksweise des Meisters gemacht und überlegt, ob das womöglich zu viel des Guten sein könnte.

Ich danke dir also insgesamt für eine Kritik, die mich keineswegs eingeschüchtert, sondern im Gegenteil sogar ermutigt hat – gelegentlich werden hier ja, wie ich das als stiller Mitleser beunruhigt mitbekommen habe, Geschichten auch mal ziemlich, ähm, drastisch beurteilt :-) Deinen Ton nehme ich mir jedenfalls zum Vorbild, wenn ich mich in nächster Zeit daran mache, meinen Senf zu den Texten anderer Autoren auf dieser Seite beizusteuern.

Grüßlichst,
Arkadian Blaublum

 

Begonien

Hallo

Hehe, das ist doch mal ein frisches Geschichtchen.*
Ganz am Rande hat sie mich an meine zuletzt hier veröffentlichte Kg erinnert, behandelt sie doch ebenfalls den Zugang zur Dichtung, wenn auch von einem gänzlich anderen Punkt aus betrachtet.*
Ebenfalls habe ich einmal einen Herrn Meier in den Fokus einer Geschichte gerückt, im selben Ansinnen, den Prototyp des Durchschnittsmenshen zu zeichnen, nur um ihn mit einer außergewöhnlichen Begebenheit zu konfrontieren.*
Letztlich entpuppt sich dein Herr Meier als wesentlich vielschichtiger, als es zu Beginn den Anschein hatte. In meiner Lesart ist das aber kein Widerspruch.
Für mich hatte es eher den Eindruck, als würde hier mit dem cliché des einfachen Mannes aufgeräumt. Der achsogeniale Meister kann mit dem pragmatisch ausgerichteten Mann nicht mithalten. Während der Meister auf seine Muse warten muss, schwadroniert und Hilfsmittel bedarf (die er nicht einmal selbst besitzt), packt der einfache Mann einfach an, erfragt, was er wissen muss und schreibt los.*
Den Schuppen habe ich gar nicht mit wegsperren assoziiert, sondern eher mit dem Potential, das in Herrn Meier schlummert. Da er nicht danach trachtet anzugeben, sich mit seiner Begonienzucht begnügt, sozusagen recht genügsam ist, braucht er den Schuppen eben nur zu besonderen Anlässen zu öffnen.*
Deine Erklärung auf Mothmans Kommentar fand ich beinahe schon etwas enttäushend, zeigte sie doch, dass du gar nicht diesen Gedanken hattest. Aber das ist ja das*Schöne an "Dichtung", Unabhängig von der Intention des Autors bietet sie * *
Raum für individuelle Lesarten.*

Zum Einstiegssatz würde ich mich auch eher auf die Streichen-Bank platzieren. Bin generell kein Freund von "an diesem Tag" Anfängen. Das reißt nicht mit. Was auch keine Funktion erfüllt, ist die Feststellung zu Beginn, dass eine "beachtliche" Menge an Meistern vom Himmel fällt. Denn "beachten" tust du diesen Fakt nicht weiter.

Die Absurdität des Meisters kommt schön zur Geltung durch den von ihm betitelten "Zufall" und seinem Anliegen, etwas beweisen zu müssen.*

Insgesamt gern gelesen.*

*grüßlichst
Weltenläufer** **

 

Hallo Arkadian Blaublum,

schöner Name, schöne Geschichte. :)
Mir hat deine kleine Geschichte wirklich gut gefallen. Gleichzeitig locker-flockig-amüsant, gleichzeitig zum Nachdenken anregend. So mag ich das.
Im Gegensatz zu meinen Vorrednern hatte ich mit dem "schönsten Freitag der Woche" keine Probleme. Ich finde, es passt ganz gut zum Ton der Geschichte. Und dein Einstieg, dass eine beachtliche Menge von Meistern vom Himmel fällt, hat mir wirklich sehr gefallen. Es hat mich gleich zum Weiterlesen animiert. Und es hat sich gelohnt.
Was Herrn Meier und seinen Schuppen betrifft, so habe ich es genauso verstanden, wie du es in deinem späteren Beitrag beschreibst:

Zweitens hast du völlig richtig erkannt, dass ich Herrn Meier als einen Menschen darstellen wollte, dem alles, was jenseits des Alltäglichen und Rationalen liegt, nicht so ganz geheuer ist. Deshalb sperrt er es weg, brandmarkt es als unnützes Zeug und verdrängt es – das Schloss ist verrostet
Und in diesem Sinne betrachte ich auch das Ende der Geschichte. Herr Meier lässt dem Meister gar nicht die Chance, etwas Vernünftiges zu erschaffen, sondern dichtet auf die Schnelle etwas zusammen; denn ich denke, er wüsste des Meisters Kunst sowieso nicht zu würdigen.
Nun ja, das war jedenfalls mein Eindruck beim Lesen.
Was Weltenläufer beschrieben hat, fand ich aber auch ganz nett. Herr Meier, der kleine Mann, in dem viel Potential schlummert. Eine ebenfalls schöne Interpretation.
Und es ist nicht klasse, dass deine Geschichte einfach beide Möglichkeiten offen lässt?!
Ich hoffe auf mehr solch schöner Geschichten. :)

Gruß, Lona

 

Hallo Arkadian Blaublum (was'n Nick, hihi :D),

willkommen auf KG.de und das gleich mit so einer netten Geschichte, die mir richtig gut gefallen hat.

Zuerst - muss ich zugeben - störte mich die etwas abgehobene Sprache ein wenig, aber im Laufe der Geschichte fand ich sie dann ganz passend. Dem Anlass entsprechend sozusagen und wohl ganz im Sinne Deines Meisters. Also muss das wohl so sein und damit bin ich's zufrieden.

Die Idee gefällt mir sehr gut, auch hast Du alles gut ins Bild gesetzt. Der Inhalt des Schuppens hat mir besonders gut gefallen, auch das Sich-bei-den-Blumen-angemessen-zu-entschuldigen. Das sollte ich in meinem Garten mal in Erwägung ziehen, vielleicht wächst das Eine oder Andere dann etwas besser. Allerdings hat das Unkraut-Beschimpfen bisher auch nicht gefruchtet.

Wie dem auch sei, mir hat Deine Begonienelegie Spaß gemacht und mal wieder bewiesen, dass die Meister, die vom Himmel fallen auch nicht das Gelbe vom Ei sind.

Ich grüße Dich
Giraffe :gelb:

 

Hallo zusammen,

erst mal tut es mir leid, dass ich jetzt erst die Zeit finde, auf all die wohlwollenden Kritiken zu reagieren, die sich hier mittlerweile angehäuft haben. Mitten in der Prüfungsphase zu debütieren, ist definitiv keine gute Idee. Aber ich gelobe Besserung.


Hallo Weltenläufer,

danke für die Kritik, ich schätze mich glücklich, ein frisches Geschichtchen geschrieben zu haben :-)
Deine Interpretation des Schuppens finde ich interessant, auf diese Lesart wäre ich selber nie gekommen – aber wenn die Episode für dich so ins Bild passt, dann umso besser. Von meiner Erklärung diesbezüglich darfst du dich gern unbeeindruckt zeigen: Irgendein weiser Mensch ( ich glaube, es war Umberto Eco) hat ja mal gefordert, dass der Autor am besten unmittelbar nach Niederschrift seines Werkes das Zeitliche segnen solle, damit er die Eigenbewegung des Textes nicht stört. Mit anderen Worten, erklärende Schriftsteller sind eigentlich was Furchtbares und manchmal versteht der Leser einen Text viel besser als der Autor. Aber so ganz kann man dem Drang wohl nicht widerstehen, sich hin und wieder für seine Schöpfung ein bisschen zu rechtfertigen.

Auch du kritisierst den ersten Satz – das hat mir zuerst schon zu denken gegeben, aber nach bestärkenden Rückmeldungen wie

Im Gegensatz zu meinen Vorrednern hatte ich mit dem "schönsten Freitag der Woche" keine Probleme. Ich finde, es passt ganz gut zum Ton der Geschichte. Und dein Einstieg, dass eine beachtliche Menge von Meistern vom Himmel fällt, hat mir wirklich sehr gefallen.

und

Mir hat vor allem dieser "Quatsch" mit dem Freitag gleich im ersten Satz sehr gefallen.

habe ich beschlossen, sowohl meiner Faulheit als auch meiner Eitelkeit nachgeben und ihn unverändert zu lassen :-) Es wäre auch höchst undankbar gewesen, ihn zu streichen, ohne ihn hätte es die ganze Geschichte nämlich gar nicht gegeben. Er fiel mir vor zwei, drei Wochen einfach zu und ich fand ihn so sympathisch, dass ich beschlossen habe, eine kleine Spinnerei hintendran zu hängen. Voilà le résultat!


Hallo Lona,

ich fühl mich gebauchpinselt, herzlichsten Dank :-)
Besonders mit der Ehrenrettung des ersten Satzes bist du mir – siehe oben – sehr entgegengekommen, ich hatte ihn schon so halb aufgegeben. Ist wohl Geschmackssache. Und damit sollte der Autor eigentlich nur dann ein Problem haben, wenn er mit seinem Geschmack ganz alleine dasteht, ansonsten kann er sich bequem zurücklehnen und es genießen, dass er polarisiert :D
Ich finde es auch toll, dass es für die Geschichte auf Leserseite anscheinend keine Einbahninterpretation gibt – was daran liegen mag, dass ich selbst beim Schreiben nicht ganz sicher war, ob ich mich nun auf die Seite des phantasielosen, aber produktiven Pragmatikers oder auf die des entrückten Traumtänzers, der nicht in die Gänge kommt, schlagen sollte. Perfekt sind sie jedenfalls beide nicht, auch nicht der Meister, der ja seiner Profession nach vielleicht noch am ehesten Anspruch darauf hätte. Wie man die Geschichte letztendlich auslegt, hängt wahrscheinlich stark davon ab, welche Sorte Dichter man selber bevorzugt :-)

Ich hoffe auf mehr solch schöner Geschichten.

Ich auch. Mal sehen, ob ich dem Erwartungsdruck standhalten und welche schreiben kann :D


Hallo Giraffe,

danke fürs Lesen, fürs Spaß haben, und fürs Kommentieren natürlich!
Beim Unkraut-Beschimpfen hat bereits meine Mutter versagt. Ich schiebe das auf so eine Art pflanzliche Trotzreaktion, frei nach dem Motto „Jetzt erst recht!“ Unkraut kennt schließlich auch verletzten Stolz, genau wie ein Schriftsteller. Ich mag Unkraut.

Zuerst - muss ich zugeben - störte mich die etwas abgehobene Sprache ein wenig

Ha! Ich hab’s gewusst! Dabei hab ich mich sogar zurückgehalten, ich kann noch viel schlimmer :-) Auch, wenn du sagst, dass es dich im weiteren Verlauf nicht mehr gestört hat, muss ich doch noch ein bisschen nerven und nachfragen: Meinst du mit der abgehobenen Sprache speziell die Dialoge oder ganz allgemein den Stil der Geschichte?
Dass sie dir davon abgesehen inhaltlich gefallen hat, freut mich. Und zu der Feststellung,

dass die Meister, die vom Himmel fallen auch nicht das Gelbe vom Ei sind,

lässt sich eigentlich nur sagen: So isses.


Hallo Jynx,

vielen Dank fürs Lesen und Gutfinden.

Eine leise, elegante Entwicklung und Drehung, die deine Figuren da um das nicht stattfindende Leierspiel vollziehen.
Ich mag diese Form von liebevoller Skurrilität und tanzender Leichtigkeit in Geschichten sehr gerne.

Wow, das ist mal ein Kompliment – in der Beschreibung hab ich meine Geschichte eigentlich gar nicht mehr wiedererkannt :-) Aber ich freu mich natürlich, dass du so lobende Worte für meine kleine Spinnerei findest. Und dass auch vor deinen Augen der Einstiegssatz Gnade findet:

Da ist dann schon nach dem ersten Satz erstmal alles klar - Tonfall, Figuren, Setting, Melodie.

Genau so wollte ich das nämlich haben.

Dass dir der Schuppen nicht schief vorkommt, ist auch beruhigend, ich hatte schon befürchtet, ich müsste ihn entweder abreißen oder zumindest renovieren. Wobei ich letzteres immer noch nicht ganz ausschließe, sofern mir mit ein bisschen Abstand zum doch noch recht frischen Text eine gute Idee kommen sollte, wie sich das Konzept des Kuriositätenlagers als Phantasie-Exil noch stärker und trotzdem ohne Holzhammer rausarbeiten lässt. Mal schaun.


Noch mal vielen Dank für die Rückmeldungen und beste Grüße an alle,

Arkadian Blaublum

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom