Was ist neu

Die beste Freundin

Mitglied
Beitritt
14.10.2009
Beiträge
5
Zuletzt bearbeitet:

Die beste Freundin

Der Hafen war hell erleuchtet. Es war schon nach Mitternacht, doch waren viele Leute in dieser kleinen, griechischen Hafenstadt unterwegs. Bunte Lichter tänzelten auf den weißen Wänden der Häuser. Ich lehnte mich an eine Mauer und entschied mich, dort zu warten. Fünf Meter vor mir, hatte sich eine Menschentraube gebildet. Jeder hielt ein Schild mit der Beschriftung „Rooms“ in der Hand.
Ich beobachtete die Fähre. Ohne Gnade zerschnitt sie das Wasser. Langsam drehte sich der Gigant und noch langsamer öffnete er sein Maul. Nur noch wenige Meter trennte die Fähre von dem Hafen. Ich überlegte noch, wie schön es werden würde, meine alte, beste Freundin nach so langer Zeit wieder zu sehen. Es war das erste Mal, dass ich jemanden in mein Haus nach Griechenland einlud.
Ich war noch in Gedanken versunken, als sie schon auf mich zugestürmt kam. Wir umarmten uns, wir hatten einander vermisst.
Ich sah im Augenwinkel, wie Autos, Lkws und Mofas aus dem Bauch der Fähre strömten. Wir setzen uns in die nächstgelegene Bar.
Ich hatte ihr viel zu erzählen. Es war viel passiert in meinem Leben. Ich war umgezogen. Ich wollte von meinen neuen Freunden und meiner neuen Wohnung berichten.
Ich fragte sie, wie die Überfahrt gewesen sei. Furchtbar, antwortete sie. Es wäre so unglaublich voll gewesen. Das wären die Fähren im Hochsommer immer, warf ich ein. So überfüllt mit Sicherheit nicht, erwiderte sie. Ich überlegte, wie oft ich schon mit diesen Fähren im meinem Leben gefahren bin.- mindestens 22 Mal und sie kam zum ersten Mal. Ich hörte noch so etwas, wie Menschen wurden zu Tieren… Ich wollte etwas sagen, doch sie berichtete gerade von einem alten, griechischen Ehepaar. Sie erklärte mir die Besonderheiten der Griechen. Ich wollte sie unterbrechen, doch sie redete ungestört weiter. Sie sprach über ihr Studium. Sie erzählte, wie sie alle ihre Kommilitonen überholt hatte und wie sie zum Liebling der Professoren geworden sei. Ich wollte was sagen, doch sie meinte nur, ich würde das doch noch nicht verstehen. Ich sei noch zu jung. Ich war ein Jahr jünger als sie. Ich horchte nach einer Weile wieder auf, weil ich glaubte ein „Du“ gehört zu haben. Doch hatte ich mich geirrt. Sie erzählte von ihrem witzigen Mitbewohner, der sich „Tuta“ nannte.
Verärgert sah ich mich nach dem Ober um, ich wollte endlich etwas trinken. Mit einer, für einen Menschen fast unglaubwürdigen Langsamkeit, kam er zu unserem Tisch.
Sie bestellte zwei Gläser Weißwein. Ich wunderte mich noch, was sie mit zwei Gläsern wollte, bis ich begriff, dass eins für mich bestimmt war.
Ich nickte.
Ich hasste Weißwein.
Sie erzählte von den ausgezeichneten Weingütern, die ihr Vater besessen hatte, aber vor mehr als 15 Jahren verkauft hatte. Ich wollte noch anmerken, dass sie wohl kaum mit 5 Jahren schon Wein getrunken hatte.
Doch der Ober kam mit unserer Bestellung.
Ich kippte den Wein herunter.
Sie hingegen nippte an ihrem Glas, verzog das Gesicht und fragte mich, wie in Gottes Namen ich so etwas hatte bestellen können. Ich wollte ihr erklären, dass sie es war, die bestellt hatte, doch mein Mund formte ein einfaches „Entschuldigung“.
Sie redete wieder, ich hörte nicht, was sie sagte, ich sah nur, dass sich ihre Lippen bewegten.
Ich griff nach meinen Zigaretten und fragte sie, ob es sie störe, wenn ich rauche. Sie gab mir keine Antwort, sondern erklärte mir, dass alle arroganten Studenten in ihrer Uni genau meine Zigarettenmarke rauchten.
Daraufhin sah sie mich lange an.
Ich drückte meine, gerade angezündete Zigarette aus.
Sie lächelte und sagte, du willst doch nicht arrogant wirken.
Ich nickte, stand auf und entschuldigte mich, ich müsse dringend auf die Toilette. Ich ging zur Bar, zog mich auf den Stuhl.
Der Barkeeper fragte mich, was ich wolle.
Gin Tonic, sagte ich.
Während ich bestellte, sah ich durchs Fenster meine Freundin draußen sitzen, sie telefonierte.
Ich entschied mich seufzend für einen Gin Tonic ohne Tonic. Ich steckte mir eine Zigarette an, inhalierte den Rauch tief ein und leerte das Glas mit einem Zug. Der Alkohol brannte auf meiner Zunge.
Ich ging zurück zu meinem Platz. Sie redete immer noch oder wieder, das spielte keine Rolle mehr.
Ich sah, wie die Fähre wieder beladen wurde.
-Lkw für Lkw, Auto für Auto, Mofa für Mofa-
Ich verfluchte die Tatsache, dass meine Freundin nicht genauso schnell, wie die Fähre am Horizont verschwinden würde. Zehn Tage und zehn Abende wie diese würden wir miteinander verbringen.
Mir wurde leicht übel.
Der Ober kam und wollte bei uns kassieren.
Zusammen oder getrennt, fragte er.
Zusammen, antwortete meine Freundin.
Erstaunt sah ich sie an.
Sie rührte sich aber nicht. Der Ober verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er schien genervt. Meine Freundin bewegte sich noch immer nicht.
Ich bezahlte.
Sie fragte mich beiläufig, ob es etwas Neues in meinem Leben gebe. Ich dachte an meine neue Wohnung, an meine Freunde, an meine Zeugnisse, ich schüttelte meinen Kopf.
Sie lächelte zutiefst bestätigt und meinte: “Dein Leben muss ja vor Langeweile nicht auszuhalten sein.“
Ich sah ihr zum ersten Mal in die Augen.
Sie waren trübe.
Ich hasste sie.
Die Person, die ich jahrelang bewundert hatte, saß vor mir blass, unattraktiv und uninteressant. Ich stand auf, ich müsse noch mal auf die Toilette. Doch an Stelle der Toilettentür öffnete ich die Hintertür. Ich ging zu meinem Wagen, startete den Motor, fuhr in die Hafenanlage und in die Fähre. Ich löste ein Ticket nach Athen und ging auf das hintere Deck. Ich gesellte mich zu den Leuten, die mit weißen Tüchern ihren Verwandten am Hafen winkten.
Die schweren Taue wurden hochgezogen, die Maschinen starteten, die Klappe wurde hochgefahren und während die Hafenstadt immer kleiner wurde, wurde mein Lächeln immer größer.

 

Hallo lilaluftballon,

bitte füge Absätze in deinen Text ein; in der momentanen Form ist es eine Qual, ihn zu lesen.

Viele Grüße
bernadette

 

Mich überzeugt der Text nicht. Ein Wiedersehen nach langer Zeit mit einer ehemaligen (?) Freundin, kann schon einmal etwas schwierig und anstrengend werden, gerade, wenn man sich unterschiedlich entwickelt hat.
Doch hier handelt es sich um eine alte Freundschaft, ja sogar die "beste Freundin" wird erwartet.
Das darauf folgende Gespräch, die gesamte Situation, scheint mir unglaubwürdig. Die Freundin wird sich kaum so verändert haben, dass sie erst heute dieses egozentrische und demütigende Verhalten an den Tag legt, und da dieses derart überdeutlih gezeichnet wird, wage ich zu bezweifeln, dass es der auf Griechenland lebenden Freundin bis dato entgangen sein kann.
Das erstaunliche Ende finde ich zu überspitzt, warum fährt sie gleich weg? Das klingt eher nach Niederlage in der Flucht als der Triumpf der erkenntnis. Statt sich wegzuschleichen, fände ich es besser, wenn sie "ihre Frau stehen" würde und zb einfach nicht die gesamte Rechnung bezahlen sondern die frau auflaufen lassen o ä.

 

Mich überzeugt der Text nicht. Ein Wiedersehen nach langer Zeit mit einer ehemaligen (?) Freundin, kann schon einmal etwas schwierig und anstrengend werden, gerade, wenn man sich unterschiedlich entwickelt hat.
Doch hier handelt es sich um eine alte Freundschaft, ja sogar die "beste Freundin" wird erwartet.
Das darauf folgende Gespräch, die gesamte Situation, scheint mir unglaubwürdig. Die Freundin wird sich kaum so verändert haben, dass sie erst heute dieses egozentrische und demütigende Verhalten an den Tag legt, und da dieses derart überdeutlih gezeichnet wird, wage ich zu bezweifeln, dass es der auf Griechenland lebenden Freundin bis dato entgangen sein kann.
Das erstaunliche Ende finde ich zu überspitzt, warum fährt sie gleich weg? Das klingt eher nach Niederlage in der Flucht als der Triumpf der erkenntnis. Statt sich wegzuschleichen, fände ich es besser, wenn sie "ihre Frau stehen" würde und zb einfach nicht die gesamte Rechnung bezahlen sondern die frau auflaufen lassen o ä.
Es tut mir leid, dass Ihnen der Text nicht gefallen hat.

Ich habe nur schriftlich festgehalten, was mir in Griechenland letzten Sommer passiert ist.
Es erscheint Ihnen unglaubwürdig. Das sagt mir, dass Sie nie in einer solchen Situation gewesen sind.
Ich habe meine alte, beste Freundin bewundert. Sie war älter, hatte coole Freunde, hatte einen Führerschein etc. Alles Dinge, die für ein Mädchen mit 16Jahren eine Rolle spielen.

Die Geschichte ist bis auf das Ende wahr. Anstatt körperlich zu flüchten, konnte ich nur im Kopf flüchten!

Sie haben geschrieben: "Das klingt eher nach Niederlage in der Flucht als der Triumpf der erkenntnis."

Es handelt sich hier auch um eine Niederlage! Aber eine Niederlage, die mit einem glücklichen Lächeln Arm in Arm geht!

Vielen Dank für Ihren Kommentar,

lilaluftballon

 

Hi Lilaluftballon!
Auch mir ist deine Geschichte unglaubwürdig erschienen. Allerdings überrascht es mich nicht im geringsten dass es eine erlebte Geschichte ist. Aber nicht jede erlebte Geschichte ist glaubwürdig. Und deine ist es nicht. Das mag zum einen daran liegen, dass du Dinge ausgelassen hast. Was du ja jetzt erst in dem Kommentar geschrieben hast ist dass du nur mit dem Mädchen aus Bewunderung befreundet warst, was meiner Meinung nach etwas ganz anderes ist. Auch ein reales Ereignis, kann unglaubwürdig geschildert werden. Ich würde mir also an deiner Stelle Nikitas Kommentar zu Herzen nehmen.

Es erscheint Ihnen unglaubwürdig. Das sagt mir, dass Sie nie in einer solchen Situation gewesen sind.
Man muss nicht in der Bratpfanne gelegen haben um über ein Schnitzel zu schreiben.
Sonnige Grüße
Cathy

 

Hallo Lilaluftballon

Ich wollte dir gerade ein Kompliment schreiben, weil mir deine Geschichte sehr gefallen hat. Also zum lesen natürlich, nicht inhaltlich. Dann sehe ich die bisherigen Kommentare und das hat mich nachdenklich gemacht.

Ich versuch mal da anzuknüpfen:

unglaubwürdig... Ich vermute die Leser die das Geschrieben haben, haben noch nie eine beste Freundin "verlassen". Natürlich wird sie diesen Charakterzug nicht erst seit diesem Tag haben. Aber es ist durchaus möglich, dass das in der früheren Situation viel weniger störend rüberkam, weil z.B. das Mädchen da noch weniger entwickelt war, gerne jemandem nachfolgte oder so. Und heute ist sie anders, sie hat sich verändert, sie steht jetzt auf eigenen Füssen ist stolz darauf was sie selbst alleine erreicht hat. Und das ist der Freundin scheissegal, sie ist noch genauso egozentrisch wie früher und merkt die Entwicklung der Freundin nicht. Will es auch gar nicht, weil dann würde sie selbst ihren Platz verlieren.

Ich finde es eine geile Reaktion, dass die Frau sich einfach aus dem Staub macht und die andere sitzen lässt. Die hat sich gedacht sie bekommt gratis Ferien alles vorbereitet, und nun muss sie sich um alles selbst kümmern und bezahlen.

Nun ja,... Da offenbar viele Leser es für unglaubwürdig halten, würd ich mir halt trotzdem überlegen die beste Freundin in z.B. eine Internetbekanntschaft oder so umzuschreiben. Da passiert es ja schnell, dass man meint, man verstehe sich mit jemandem total gut, und wenn man die Person dann trifft ist es alles andere als was man sich vorgestellt hat.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom