Die blutende Blume
Seine Augen sind ganz klein als er erwacht. Das Erste was ihm auffällt ist der pechschwarze Himmel. Erst nachdem er aufgestanden ist bemerkt er seine nackten Füße und das kalte, feuchte Gras darunter. Doch es ist so sanft, dass es ihm nichts ausmacht zu frieren. Mit einem Hauch von Gleichgültigkeit läuft er durch die Gegend, suchend nach Gesellschaft. Plötzlich bemerkt er, dass er in einem riesigen Feld von wunderschönen Blumen steht. Er betrachtet sie sorgfältig währenddessen er die grausame Ruhe genießt.
Erst nach einiger Zeit bemerkt er, dass die Blüten übergossen sind mit dunkelrot-schwarzem Blut. Doch er entschließt sich dies zu ignorieren und seinen Weg fort zu führen.
Nach einer Weile erreicht er eine schmale geteerte Straße. „Endlich festen Boden unter den Füßen.“ denkt er sich.
Er folgt ihr und bemerkt, wie sie linear breiter zu werden scheint bis er zu einem prachtvollen Haus gelangt. Erwartungsvoll betritt er das Foyer. „Hm...von außen sah es größer aus.“flüstert er leise zu sich selbst. Seine Augen wandern über den glatten Steinboden, der in grau beinahe den ganzen Innenraum mit Kälte füllt, weiter über die große Wendeltreppe bis zu einem großen Spiegel, dem er sich langsam nähert. In den Rahmen des Spiegels scheinen einige Gesichter eingeschnitzt zu sein, die ihm fragend entgegenblicken. Obwohl er weiß wie sich sein Spiegelbild im nächsten Augenblick bewegt, graut es ihm vor dem Anblick.
Doch Geräusche, die von oben zu kommen scheinen lenken seine Aufmerksamkeit auf die mit Teppich beklebte Wendeltreppe.
Seine Neugier treibt ihn hinauf. Die Treppe ist breit und fühlt sich warm an, ist jedoch auch unüberschaubar.
Oben angekommen bemerkt er einige seiner Bekannten. Doch die Vorfreude wandelt sich schnell in Langeweile, als er begreift, dass er allein in einem Raum voller Menschen steht.
Doch dann: Nach einer flüchtigen Unaufmerksamkeit steht sie vor ihm. Er verliert sich in ihre unschuldigen Augen, bevor er ihr sanft über ihr Haar streichelt und ihre Stirn küsst. Sie lächelt ihn an, streicht ihm über seine Wange.
Wie aus dem Nichts reißt sie plötzlich mit ihren zarten Händen ein Loch in sein Sonnengeflecht und zieht ihn zu sich ran. Er hält sie fest; sie drückt ihn weg. Merkwürdigerweise spürt er nichts, bis auf seine nassen Augen. Er verharrt einfach eine ganze Weile ohne einen Gedanken, ohne eine Bewegung, ohne ein Wort.
Plötzlich erfasst ihn die Müdigkeit. Sein Hals schwillt zu, bis schließlich sein Atmen Geräusche hervorbringt. Sein bester Freund bittet ihn darauf das Haus zu verlassen, auf Grund der nicht eingehaltenen Rücksichtnahme. Er steigt die Treppe wieder hinunter. Alles um ihn herum verschwimmt zu einem Gemisch aus allen Farben seiner Vergangenheit. Er versucht das Haus zu verlassen. Mit einer Hand tastet er sich vorwärts, mit der anderen hält er das Loch unter seiner Brust zu, um zu verhindern, dass sich Schmarotzer einnisten. Draußen angelangt fällt er vor Erschöpfung auf die harte, breite Straße. Das letzte, an das er sich erinnern kann ist die Sonne, die leicht hinter dem schwarz hervorlugt und seine Hände und Augen wärmt.
Als er erwacht spürt er wieder das Gras unter seinen Füßen. Diesmal ist es warm. Doch schließlich entdeckt er eine weitere schwarze Wolkenwand, die sich nähert. Zum Schutz vor ihr fängt er an sich eine Höhle in die Erde zu graben. Dort nach unten verkriecht er sich und verharrt nun, währenddessen über ihm eine weitere blutende Blume wächst.