Was ist neu

Die Brücke

Mitglied
Beitritt
27.01.2004
Beiträge
356

Die Brücke

Die Erinnerung ist…
…grell…
… strahlen die Dächer im Licht der Morgensonne. Unter meinen Füßen verschwindet das blendende Wasser, um auf der anderen Seite der Brücke matt und klar, vom Glanz befreit wieder hervorzukommen. Der lockere Winterdunst ist durch und durch mit Licht durchflutet. All diese Sinneseindrücke füttern meine Gedanken, regen mich an, endlich diese Stadt zu bauen, die nur von diesem brennenden Fluss gefüttert wird, der unaufhörlich in mich hineinrast. Ich wünsche mir so sehr, all die Gedanken und Gefühle aufzuschreiben, nachzubauen, auf einem weißen Blatt Papier. Aber ich kann die Baupläne nicht lesen, weil sie meinen Gesetzen nicht gehorchen.

Ich bin diese Brücke unzählige Male in die eine und in die andere Richtung gegangen. Und sie hat mir jedesmal eine andere Kulisse gezeigt. Immer in einer anderen Form. Aber es geht nicht darum, nur eine Gedankenstadt zu beschreiben, sondern ein geistiges Reich zu errichten, das ewig bestand hat. Doch ich fürchte, es noch vor der Vollendung durch den Hammer der Banalität und des Kleingeistes zu zerschmettern. Das Gedankenbild verliert sich irgendwo in einem abgelegenen Teil meines Bewusstseins. Die Erinnerung an ein bedrückendes Gefühl steigt in mir auf.

Drei Stunden zuvor ging ich über dieselbe Brücke. Und es war nicht die zeitliche Distanz, die die Szene glanzlos und nebelig machte, sondern die frühe Morgenstunde. Der düstere Horizont hob sich nicht von den Wolken ab. Scheinbar ewiges grau. Der Fluss war still und verschwand dunkel unter meinen Füßen. Ich erinnere mich, dass die Sorge wie ein kalter Nebel aus dem Boden gekommen war. Die Befürchtung, dass mein Geist eines Tages mit Bildern gefüllt sein würde, Bilder, die mir die Brücke bot und Bilder von der Stadt, von allem Erlebten und allen Gefühlen. Es würde zu viel sein. Mein eigenes Reich würde an Überbevölkerung zugrunde gehen. Keine bunten Konstruktionen würden mehr entstehen, sondern lediglich eine graue, formlose Masse.
Ich fürchtete das Alter und den Schmerz der verlorenen Phantasie.

Doch als die Sonne durch die Wolken brach, waren die düsteren Bilder wie weggeleuchtet und der letzte Rest konnte einfach zur Seite geschoben und an geräumigeren Plätzen verstaut werden. Dieser frühe Morgen war auch nur eine Erinnerung, die sich mit anderen Erinnerungen verschmolz. Es entstand nichts Graues und Düsteres, aber auch nichts Großes. Vielleicht war es gut so.
Und ich werde mich einfach gern daran erinnern, wie die Sonne an diesem Morgen hervorkam und die Vögel aus dem Dunkel der Brücke hervorschossen.

 

Hi one!

Schön, mal wieder was von dir zu lesen.

Die Erinnerung ist…
…grell…
… strahlen die Dächer im Licht der Morgensonne.
Saugeil! Solche Sätze gefallen mir.

Doch leider war es das auch schon. Der Text besticht insgesamt durch einen äußerst gehobenen Stil; du hast dich echt gemacht, mein Freund.
Aber verstanden habe ich ihn trotzdem nicht :confused:
Vielleicht, weil ich mich hier außerhalb "meiner" Rubrik bewege :D. Also, schreib mal wieder in Horror, ja?!

Fazit: Sorry für diese unkonstruktive Kritik. Der Text lebt von deinem Stil. Mehr kann ich leider nicht sagen. How! Ich habe gesprochen ...

Gruß! Salem

 

Hallo Salem!

Hier auch "offiziell", danke fürs Lesen und für die Kritik. Ich finde gar nicht, dass sie unkonstruktiv ist. Ich weiß, dass ich vielleicht die Sachen nicht herausgehoben habe, die ich aufzeigen wollte. Es geht im Wesentlichen darum, dass für mich das Schreiben derzeit so schwer ist, weil ich einfach nicht fähig bin, einfache Sachen zu schreiben. Ich denke zehntausendmal über einen Satz nach und komm einfach nicht weiter. Oft fehlt mir dann auch die Phantasie die Sache anzupacken. Und ich habe die Angst, dass es mit dem Alter für mich nicht einfacher wird. Irgendwie geht sie verloren, die gute Phantasie und vor allem das lockere Schreiben von früher. Und diese zu hohe "Perfektionsgehabe" zerstört einfach jede Geschichte, bevor sie entstanden ist und dann kann ich sie nur mehr beerdigen und nicht mehr wiederbeleben. Und wenn ich dann einmal wieder etwas geschrieben habe, dann ist das meist nichts abgrundtief Mieses, aber auch nichts wirklich Gutes und Langes. Und irgendwie bin ich dann froh, dass wenigstens etwas entstanden ist. Das sollte diese "Szene" hier ausdrücken. Hab ich jetzt endgültig für Verwirrung gesorgt oder versteht das außer mir auch noch wer? ;)

Grüße,
One

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom