- Beitritt
- 24.04.2003
- Beiträge
- 1.444
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 11
Die braunen Augen
Stranennberger Allee
Ich werfe mir den Rucksack über die Schulter und steige aus dem Bus.
In diesem Teil von Düsseldorf kenne ich mich kaum aus, da er ziemlich abseits liegt. Die beiden Fahrbahnen der Hauptstraße werden in der Mitte von gewaltigen Bäumen getrennt. An den Seiten stehen alte Häuser, die allesamt mit düsteren Steinfresken verziert sind.
Ich lese die Hausnummer des Gebäudes neben mir. Nummer 235.
Verärgert darüber, keinen Regenschirm mitgenommen zu haben, haste ich los. Es soll ein großer Bau mit zwei Säulen vor dem Eingang sein, hat mir die Frau am Telefon erklärt. Es dauert fünf Minuten, bis ich endlich vor einem Haus stehe, auf das die Beschreibung passt. Zur Sicherheit will ich die Hausnummer mit der auf dem Zettel vergleichen, aber auch aus der Nähe lassen sich die Zahlen auf dem Schild nicht entziffern, also sehe ich mir die Klingeln an.
"Praxis Doktor Rehfelder, 2. OG".
Erleichtert atme ich aus und drücke auf die Schelle.
Es meldet sich eine dunkle, krächzende Frauenstimme über die Gegensprechanlage. Nicht die, mit der ich telefoniert habe.
"Ja bitte?"
"Hallo. Geringen mein Name. Ich habe einen Termin um vier Uhr."
Im Hintergrund höre ich das Rascheln von Papier.
"Einen Augenblick bitte."
Der Türsummer ertönt. Die robuste Holzdoppeltür lässt sich nur mühsam öffnen. Schließlich finde ich mich in einer protzigen Eingangshalle wider, die vollständig marmoriert ist. Zwei Büsten stehen neben der Tür. Eine der abgebildeten Personen kommt mir bekannt vor, aber ich kann sie nicht einordnen.
Der dicke Teppich verschluckt die Laute meiner Schritte, als ich die geschwungene Treppe hinter mich bringe. Einen Fahrstuhl gibt es nicht.
Oben höre ich klassische Musik, die von der dritten Etage aus ihren Weg durch das Treppenhaus findet. Ein deprimierendes Stück, nur auf dem Klavier gespielt. Für einen Moment lausche ich den Klängen, verliere mich fast in ihnen. Dann gehe ich auf die Praxistür zu, die nur angelehnt ist.
Hinter der Rezeption sitzt eine ältere Dame, die mich freundlich anlächelt, als ich eintrete.
"Hallo Herr Geringen. Allmächtiger, Sie sind ja vielleicht durchnässt, ist aber auch ein scheussliches Wetter, nicht wahr?"
Ich nicke.
"Vor allem, wenn man mit dem Bus kommt, und blöderweise den Schirm zuhause vergessen hat", scherze ich.
"Da haben Sie Recht. Soll ich Ihnen ein Handtuch holen?"
"Nein danke, es geht schon."
"In Ordnung, Herr Geringen. Die Frau Doktor ist gerade noch im Gespräch, es wird aber nicht mehr lange dauern. Hängen Sie doch Ihren Mantel in die Gaderobe und nehmen Sie noch kurz da vorne Platz."
Sie steht auf und deutet auf drei Ledersessel, die an der Wand stehen.
"Danke."
Zwischen zwei von ihnen steht ein kleiner Beistelltisch, auf dem einige Zeitschriften liegen. Ich überfliege die Titelseiten.
Der Spiegel, FOCUS, Die Finanzwoche, CHIP, Seelenfeuer - Der menschliche...
"...Irrglaube vom System", flüstere ich.
Auf dem Cover ist ein in Flammen stehendes Meer zu sehen. Ein Blick auf das Erscheinungsdatum zeigt mir, dass diese Ausgabe bereits mehrere Jahre alt ist.
"Möchten Sie vielleicht etwas trinken, während Sie warten? Kaffee, Cola, Wasser...?"
Vorsichtig lege ich die Zeitschriften zurück auf den Tisch.
"Ein Kaffee wäre schön, wenn es keine Umstände macht."
"Aber nicht doch, hier ist heute sowieso nicht viel Andrang."
Genauso lautlos, wie sie vor mir erschienen ist, verschwindet die Sprechstundenhilfe jetzt hinter einer Tür am Ende des Gangs.
Mein Blick wandert durch die Praxis, deren Einrichtung ich bislang nur am Rande erfasst habe.
An der mir gegenüberliegenden Wand hängen sechs Bilder. Ansonsten sind die Wände kahl, und in einem schlichten Dunkelblau gehalten. Durch das große Fenster hinter der Rezeption sieht man direkt auf einen kleinen Park. Merkwürdig, von der Straße aus sah die Umgebung eng bebaut aus. Ich hätte nicht gedacht, dass es hier größere Grünflächen gibt.
Ich wende mich nocheinmal den Bildern zu. Etwas an ihnen irritiert mich. Im Grunde zeigen sie bloß dunkle Pastelltöne, die chaotisch angeordnet sind und kein erkennbares Motiv widergeben. Nur, wenn man alle sechs gleichzeitig zu erfassen versucht, die seitlichen aus den Augenwinkeln heraus betrachtet, tritt die Irritation ein. Als wenn da doch ein Motiv wäre, das sich nicht sehen, sondern bloß erahnen lässt. Ich frage mich, ob es sich um eine vom Maler gewollte, optische Täuschung handelt.
Die Tür geht knarrend auf und ich zucke zusammen. Die Sprechstundenhilfe kommt auf mich zugeschlichen, ein Tablett auf beiden Händen balancierend.
"Entschuldigen Sie bitte, ich habe die Tassen wieder zu voll gemacht. Das ich es aber auch immer so gut meinen muss", lächelt sie mich an.
"Hier bitte, Ihr Kaffee."
Während ich die bis zum Rand gefüllte Tasse herunternehme, streift mein Blick kurz die anderen Getränke auf dem Tablett. Zwei weitere Tassen Kaffee und fünf Gläser Saft.
"Vielen Dank."
Wieder lächelt sie mich an.
"Aber ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass es mir keine Umstände macht. Möchten Sie Milch und Zucker?"
"Nein, danke. Ich trinke ihn immer schwarz."
"Na sowas, das tue ich auch, aber die Meisten mögen das nicht. Ich sage immer, nur schwarzer Kaffee ist überhaupt ein Kaffee. Die Frau Doktor hat sicher gleich Zeit für Sie."
Das Aroma des schwarzen Goldes schlägt mir sprichwörtlich entgegen. Die Brühe muss verdammt stark sein.
Ich setze die Tasse an und der erste Schluck lässt mich fast würgen.
Widerwärtig langsam kämpft sich die heiße Bitterkeit durch meinen Rachen.
Ein verlegenes Kichern dringt von der Rezeption aus zu mir.
"Wie ich es Ihnen gesagt habe, ich meine es stets zu gut. Bitte entschuldigen Sie."
"Ach was, er schmeckt prima", lüge ich.
Ich stelle die Tasse neben die Zeitschriften auf den Tisch und schaue auf meine Uhr.
Fünf Minuten nach vier.
Vorne klingelt das Telefon. Keiner dieser sterilen Töne, die kaum auffallen, sondern ein ganz altmodisches, lautes Schellen.
"Praxis Doktor Rehfelder, mein Name ist Ludgers."
Von der Etage über mir kommt lautes Getrampel. Dann ist es plötzlich still. Erst jetzt wird mir klar, dass das Klavierstück von vorhin die ganze Zeit über im Hintergrund gewesen ist. Es war bloß so leise, dass ich es nicht bewusst wahrgenommen habe.
"Nein, das können wir auf gar keinen Fall machen, ich habe es Ihnen aber letzte Woche bereits gesagt...das müssen Sie dann aber selbst klären...interessiert mich nicht, auf Wiederhören."
Lautstark landet der Hörer auf der Gabel. Ich gebe vor, nicht zugehört zu haben, und greife nach der Tasse.
Die Frau murmelt etwas, was ich nicht verstehen kann. Freundlich klingt es nicht.
Ich nehme noch einen Schluck. Dann öffnet sich eine Tür zu meiner Rechten. Eine hochgewachsene Frau, die einen schreiend bunten Rock trägt, kommt auf den Gang heraus, gefolgt von einer zierlichen Person mit langen schwarzen Haaren.
"Und wenn irgendetwas ist, rufen Sie mich einfach an", sagt die Zierliche zu der anderen und reicht ihr die Hand. Der enorme Größenunterschied zwischen den Beiden ist beinahe grotesk.
"Das werde ich. Vielen Dank Frau Doktor, und ein schönes Wochenende."
"Das wünsche ich Ihnen auch."
Die Frau mit dem bunten Rock rauscht an mir vorbei, greift im Vorübergehen nach einem Mantel, und verlässt die Praxis.
"Und Sie müssen Herr Geringen sein."
Ich stehe auf und strecke die Hand aus.
"Ja richtig. Hallo Frau Doktor."
"Ich hoffe, Sie mussten nicht allzulange warten." - Sie lächelt, während sie meine Hand ergreift, und auch wenn es kitschig klingt, aber ihr Lächeln ist das Schönste, das ich seit langer Zeit gesehen habe. Ich schätze sie auf Mitte dreißig, also knapp zehn Jahre älter als ich.
"Nein, ich bin eben erst gekommen."
"Dann ist es ja gut. Kommen Sie doch bitte rein. Den Kaffee können Sie stehen lassen, ich habe drinnen auch welchen."
Der Raum ist ziemlich klein. Der Schreibtisch ist in einem unauffälligen Braunton gehalten. An den Wänden hängen einige Diplome.
"Setzen Sie sich bitte."
Sie nimmt mir gegenüber Platz.
"Ich weiß, das Gesöff von Frau Ludgers schmeckt furchtbar, sie kann es einfach nicht. Möchten Sie vielleicht?"
Sie hält mir eine Kanne hin.
"Nein danke, im Augenblick nicht."
"Okay. Also, um Ihnen das Ganze etwas zu erleichtern. Ich bin keine Psychotherapeutin, wie Sie vermutlich wissen. Ich werde Ihnen im Anschluss an unser Gespräch auch nicht sagen, wer Sie sind, oder wer Sie nicht sind. Ich werde Ihnen sagen, wer Sie sein können."
Sie öffnet eine für mich unsichtbare Schublade und holt eine Mappe heraus.
"Es sind Ihre Augen, nicht wahr?", fragt sie dann.
Diese Direktheit in ihrer Stimme macht mich nervös. Mir ist, als wüsste sie längst, was Sache ist. Nicht, weil sie es im Vorfeld gelesen hat, sondern weil sie begriffen hat, welche Angst ich wirklich habe.
"Wissen Sie, es ist nicht leicht, jemandem begreiflich zu machen, worin mein eigentliches Problem liegt. Aber ja, es hat mit meinen Augen zu tun."
Sie lächelt wieder.
"Wie fühlen Sie sich jetzt?"
Sie blickt mich direkt an.
"Um ehrlich zu sein, es ist ungewohnt."
"Weshalb?"
"Weil mir niemand direkt in die Augen schaut. Noch nie, seit ich ein Kind war. Als hätten die Menschen Angst vor mir."
"Aber ich schaue Ihnen doch jetzt direkt hinein."
Ich räuspere mich unwillkürlich, und wende selbst den Blick ab.
"Naja, Sie wissen ja auch, weshalb ich hier bin. Wäre ja eher schlecht, wenn Sie es dann nicht tun würden."
"Stehen Sie bitte auf, und kommen Sie herüber."
Sie bückt sich und holt ein kleines Gerät unter dem Tisch hervor, dessen Sinn ich nicht annähernd interpretieren kann.
"Wissen Sie, was das ist?"
"Nein."
"Es ist ein Lesegerät. Ein Lesegerät für die Angst, wir nennen ihn Chutschenisches Aggregat. Ich weiß, das klingt blöde, aber besser kann ich es Ihnen gerade leider nicht verständlich machen. Was meinen Sie, vertrauen Sie mir soweit, dass Sie Ihren Kopf in diese Öffnung hier stecken? Stellen Sie sich einfach vor, beim Optiker zu sein."
Neben dem Schreibtisch bleibe ich stehen, und begutachte das Ding näher. Zahlreiche krumme Metallärmchen, die ineinander verwoben sind, münden in einem ledernden Trichter. Ein bisschen wirkt das Ganze wie eine bizarre Maske.
"Ich war schon bei einer Heilpraktikerin, die hat mir auch aus den Augen gelesen, aber..."
Die Doktorin lacht.
"Keine Sorge, das Lesen bezieht sich in diesem Fall auf Sie selbst. Nicht dieser Apparat hier liest aus Ihnen, sondern umgekehrt. Die Ergebnisse werden dann anschließend von diesem Kerl hier ausgewertet, der modernen Technik sei Dank."
Sie klopft mit einer Hand auf die Oberseite ihres Monitors und steckt ein USB-Kabel in die Rückseite der seltsamen Konstruktion.
"Es ist ein bisschen wie Träumen, nur dass Sie dabei vollkommen wach sein werden. Setzen Sie sich einfach auf meinen Stuhl."
Abrupt steht sie auf, und streicht sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
"Und ich bekomme von dem Ding wirklich keinen Stromschlag?", versuche ich zu scherzen.
"Nein. Um es etwas zu verdeutlichen, Sie werden mit Bildern und Tönen konfrontiert. Sie brauchen mir dabei nichts zu sagen, sondern bloß zu beobachten, und zuzuhören. In drei Minuten sind wir damit fertig."
"In Ordnung."
Hinter der Öffnung fühlt es sich kalt an, und es ist vollkommen finster.
"Ich werde das Programm jetzt starten. Erschrecken Sie sich nicht."
Ihre Stimme klingt weit entfernt, dann brummt es.
Ein Ozean im Gewitter. Blitze zucken über den dunklen Himmel. Der Ton ist meistens tief, nur gelegentlich wird er heller.
Die zwei Augen, sie beobachten mich, nein, sie sehen mich direkt an.
Geht der Mann auf der Straße nicht merkwürdig? Oh, er hat eine Beinprothese, deswegen humpelt er wohl.
Vögel, unendlich viele Vögel, die ins Morgenrot fliegen, dazu ein Pfeifen. Nette Melodie.
Jetzt bewegen sich die Berge, das Gebirge wandert. Klassische Musik, die hinter dem Horizont verschwindet.
Zwei Frauen stehen an den Laternen. Sind es Prostituierte? Sie scheinen unglücklich zu sein. Ein dumpfer Bass, hinfortgetragen vom Tode der Hingabe.
Was war das für ein Wesen in den Augenwinkeln? Ich versuche es zu erfassen, aber es ist hinter der Ecke verschwunden. Bin ich in Venedig? So viele enge Gassen, und schwarz-weiße Geräusche.
Der Apfel ist neben den Stamm gefallen, aber er rollt weg. Er ist so laut.
Herzklopfen. Bump bump, bump bump.
Nun wieder die Augen. Böse sehen sie aus, schauen direkt in meine Richtung. Im Hintergrund ein Zirkuslied.
Stille. Schwärze.
Pervers, dieses Tic-Tac-Toe. Die Kreuze fallen immer wieder vom Spielfeld. Man hat gar keine Chance zu gewinnen.
Ein Unwetter zieht auf, und die Berge fallen ins Wasser. Wellen auf dem Ozean, aus denen Tentakel nach mir greifen.
Sie umklammern die beiden Prostituierten. Deswegen sind sie wohl unglücklich. Äpfel rollen aus ihren Mündern.
Die Augen.
Der Sturm.
Vögel stürzen ab. Sehr erschreckend.
Was um alles in der Welt ist das?
Dunkelheit. Für einen Moment habe ich vergessen, wo ich bin, und ich zittere am ganzen Körper.
"Wir sind fertig", klingt es von sehr weit her.
Dann wird mir der Trichter vom Gesicht entfernt.
Frau Doktor Rehfelder lächelt mich an.
"Wie ist es gewesen?", will sie wissen.
"Verstörend."
"Ja, ich weiß, aber das muss es sein. Hoffentlich können Sie heute Nacht gut schlafen."
Ich versuche mich zu orientieren. Das grelle Licht in diesem Zimmer bringt mich durcheinander. Wankend kehre ich zu meinem Stuhl zurück und setze mich.
"Kann ich vielleicht doch etwas zu trinken bekommen? Aber keinen Kaffee bitte."
"Natürlich, ist Wasser für Sie in Ordnung?"
"Ja, gerne."
"Ich hole etwas. Einen Moment."
Sie verlässt den Raum. Mir ist übel. Langsam stehe ich auf, und gehe zum Fenster. Draußen regnet es immer noch.
Als sie mit dem Wasser zurückkommt, habe ich mich wieder halbwegs gefangen.
"Die Auswertung ist sofort fertig. Trinken Sie, und entspannen Sie sich ein wenig."
"Und Sie sind sicher, dass Sie mir helfen können?"
Wieder dieses wunderschöne Lächeln.
"Wie bereits gesagt, ich kann Ihnen sagen, wer Sie sein können. Mehr liegt nicht in meiner Macht."
"Okay."
Der Computer fängt zu piepsen an. Doktor Rehfelder wendet sich dem Bildschirm zu.
Nach einer Weile schaut sie mich an.
"Das ist interessant", sagt sie leise.
"Was ist denn?"
"Sie haben sämtliche Szenen richtig interpretiert. Nur bei den Tönen hapert es ein wenig, aber das kriegen wir in den Griff. Herr Geringen, wir haben einen Haufen Arbeit vor uns. Haben Sie mit Ihrer Krankenkasse bereits über die Kosten gesprochen?"
"Ich...ja, sie bezahlen mir die Sitzungen nicht, aber ich kann einen Teil des Geldes..."
"Vergessen Sie das. Ich werde mich persönlich darum kümmern. Sie brauchen nichts zu bezahlen. Wichtig ist aber, dass sie von nun an einmal in der Woche zu mir kommen. Für heute sind Sie verstört, weil Sie nicht wissen, was mit Ihnen im Gange ist, aber ich verspreche Ihnen, dass wir nächsten Mittwoch ganz ausführlich über alles reden werden."
"Ich verstehe nicht."
"Das können Sie auch nicht. Ich..."
Das Telefon klingelt.
"Ja? Er möchte noch einen Augenblick platz nehmen, ich komme gleich."
Aufgelegt.
"Mein nächster Termin wartet schon. Das erste Treffen setze ich immer bloß kurz an, weil es lediglich ein Kennenlernen ist. Sie brauchen nicht beunruhigt zu sein. Ich denke, wir werden dem Geheimnis Ihrer Augen auf die Schliche kommen. Bitte lassen Sie sich von Frau Ludgers einen Termin für den kommenden Mittwoch geben. Dann werde ich einige Stunden Zeit für Sie haben."
Auf dem Gang schüttelt sie mir die Hand.
"Bis in sechs Tagen, Herr Geringen, und machen Sie sich keine Sorgen."
"In Ordnung, bis dann, Frau Doktor."
Ich drehe mich um, schaue in Richtung Anmeldung. Die ältere Dame sitzt dort mit starrem Blick, auf der Rezeption das Tablett. Zwei Tassen und fünf Gläser, alle sind sie leer.
Auf einem der Sessel sitzt ein fetter, schluchzender Mann. Als ich an ihm vorbeigehe, höre ich die Rehfelder von hinten.
"Hallo Herr..."
Der Termin ist schnell vereinbart. Ich nenne eine Zeit, und sie wird mir bestätigt. Dann verlasse ich die Praxis.
Das klamme Gefühl in meinem Magen verstärkt sich, als ich flüchtig einen Blick auf das Ende der Treppe werfe, die hinauf in die dritte Etage führt.
Dort oben ist eine zugenagelte Tür.
Unten vermeide ich es, die Büste anzusehen, die mich an jemanden erinnert. Ich würde bloß ins Grübeln kommen.
Draußen herrscht reger Verkehr. Ich haste los und erreiche gerade noch meinen Bus.
Zuhause ist es still. Nachts kann ich nicht schlafen.
Nur einmal bin ich völlig weg.
Ich stehe in meiner Wohnung, es wirkt sehr realistisch. An der Wand ist eine grauenvolle Fratze. Erst bei genauerem Hinsehen erkenne ich, dass es sich bloß um sechs Bilder handelt.
Im Hintergrund ein trampelndes Geräusch.
Durchgeschwitzt fahre ich im Bett hoch.
Im Badezimmer wasche ich mir das Gesicht. Mir scheint das Wasser an der Haut zu kleben.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich ein brennendes Meer, und einen Mann mit Beinprothese, der durch eine düstere Seitengasse humpelt und von Tentakeln umgeben ist, die faulige Äpfel vom Boden aufheben.
Ist es das, was mit mir nicht stimmt? Das Seelenfeuer, das mir die Gabe gibt, mit meinen Pupillen Dinge erkennen zu können, die anderen verborgen bleiben?
Mein Herzschlag beschleunigt sich. Ich zittere.
Stundenlang sitze ich auf dem Wohnzimmersessel und warte auf das Morgengrauen.
Das Wochenende zieht sich unerträglich in die Länge. Einige Male klingelt das Telefon. Nie nehme ich ab.
Als ich Sonntags im Park spazieren gehe, bekomme ich plötzlich Panik, und kehre um. Die Menschen, die mir unterwegs begegnen, sehen mich nicht an. Wird es denn jemals enden?
Im Büro ist zur Zeit die Hölle los. Gustavson hat Überstunden angeordnet, bis der Frankreichauftrag an Land gezogen ist. Seine Laune verschlechtert sich von Woche zu Woche.
Gegen Mittag bestellt er mich zu sich. Ich bin der Gruppenleiter im Vertrieb, daher erfahre ich es als Erster.
"Ich hatte vorhin ein Gespräch mit der Geschäftsleitung. Wenn wir den Auftrag nicht bekommen, sieht es schlecht aus. Es wird bereits geprüft, ob wir einen Insolvenzvergleich anstellen sollten."
Das Treffen mit den Franzosen ist am Donnerstag. Sie haben sich ein Angebot von der Konkurrenz eingeholt, das preislich weit unter unserem liegt. Weitere Rabatte sind unmöglich drin. Es wird verdammt eng.
Als ich nach Hause komme, steckt ein Umschlag in meinem Briefkasten. Ich nehme ihn mit nach drinnen und suche nach dem Brieföffner. Als ich ihn nirgendswo finde, reiße ich den Umschlag mit der Hand auf. Ein Schreiben von der AOK. Sie teilen mir mit, dass sie die Kosten für meine Sitzungen in voller Höhe übernehmen werden, da in meinem Fall irgendeine bestimmte Sonderklausel in Kraft tritt, auf die nicht näher eingegangen wird. Ich hefte das Schreiben in meinem Aktenordner ab und lege mich auf die Couch. Es überrascht mich nicht, dass Doktor Rehfelder Recht behalten hat.
Der Fernseher ist kaputt. Jedesmal, wenn ich ihn einschalte, fängt er zu brummen an. Es dauert fast eine Minute, bis er endlich anspringt.
Am Dienstag gehe ich einkaufen. Die Kassiererin starrt ununterbrochen auf die Waren, die sie mit der müden Gleichmäßigkeit eines Roboters über den Scanner zieht. Auch beim bezahlen schaut sie an mir vorbei.
Als wäre ich ganz einfach nicht da.
Auf dem Parkplatz rast ein Wagen an mir vorbei. Er erwischt einen älteren Herrn am Arm. Die Polizei wird gerufen. Zusammen mit einigen anderen Zeugen des Vorfalls warte ich auf ihr Eintreffen. Keiner hat sich das Nummernschild gemerkt, auch an das Aussehen des Wagens erinnert sich niemand. Der angefahrene Mann wird zunächst ambulant behandelt, bis er von einer Sekunde auf die andere umfällt und reglos liegenbleibt.
Jeder hier weiß, dass er längst tot ist, als die Sanitäter ihn auf eine Bahre legen und in den Krankenwagen schieben.
Die folgende Nacht verbringe ich wieder im Delirium. Einmal glaube ich, ein Klopfen an der Haustür zu hören. Aber ich bin zu müde, um aufzustehen.
Der Mittwoch bringt eimerweise Regen mit sich, doch diesesmal denke ich an den Schirm. Das Auto lasse ich wieder stehen. Der Düsseldorfer Berufsverkehr ist tödlich.
Im Bus steigt Panik in mir auf, die aber nachlässt, je näher ich meiner Haltestelle komme. Zurück auf der breiten Hauptstraße mit den Bäumen in der Mitte, geht es mir viel besser. Ich spanne den Schirm auf und gehe los. Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, dass ich noch genügend Zeit habe.
Als ich das Gebäude erreicht habe und auf die Klingel drücke, meldet sich zunächst niemand. Erst nach dem zweiten Versuch höre ich die Stimme von Doktor Rehfelder.
"Hallo Herr Geringen, kommen Sie doch bitte hoch."
Der Summer ertönt und ich trete ein. Den Blick geradeaus gerichtet, gehe ich an den Büsten vorbei und bringe die Treppe hinter mich.
Die Tür in der dritten Etage ist zugemauert, die zur Praxis hingegen steht offen. Frau Doktor Rehfelder lehnt an der Rezeption und lächelt mich an. Unsere Blicke treffen sich.
"Wie geht es Ihnen heute?"
"Beschissen", antworte ich wahrheitsgetreu.
"Ich habe seit letzter Woche nicht schlafen können. Und wenn doch, dann bekomme ich Albträume."
Sie seufzt.
"Ich habe befürchtet, dass es Sie sehr mitnehmen wird. Aber damit ist bald Schluss, das verspreche ich. Kommen Sie doch bitte herein. Frau Ludgers hat sich heute krank gemeldet, und ich erwarte sonst niemanden. Wir haben also eine Menge Zeit."
Sie dreht sich um und führt mich in ihr Sprechzimmer. Mein Blick saugt ihren Körper indess vollständig auf. Die Frau Doktor hat nicht bloß ein wunderschönes Lächeln, sondern zudem auch eine unglaublich anziehende Figur. Zwar trägt sie lediglich eine weite Stoffhose, aber ich erkenne dennoch jede Einzelheit. Ich spüre, dass ich mit ihr flirten will, und bringe mich schnell auf andere Gedanken.
"Nehmen Sie platz", weist sie mir den Stuhl zu.
"Vielen Dank übrigens, dass Sie sich so schnell um die Sache mit der AOK gekümmert haben", sage ich, nachdem ich mich hingesetzt habe.
"Aber das ist doch eine Selbstverständlichkeit. Sie müssen lernen, sich nicht immer für alles zu bedanken. Schließlich sind Sie ein äußerst interessanter Patient, und die Konkurrenz schläft nicht."
"Wenn Sie wüssten, wie Recht Sie haben."
"Wie meinen Sie das?"
"Ach...nur etwas wegen meinem Job. Gehört nicht hierher."
Die Rehfelder verschränkt die Arme hinter dem Kopf.
"Nun gut, dann können wir ja loslegen. Ich habe mir mit Ihrer endgültigen Auswertung, ganz ehrlich gesagt, Nächte um die Ohren geschlagen."
"Ist das gut oder schlecht?", will ich wissen.
"Es ist Ansichtssache. Ich möchte Ihnen gerne etwas zeigen. Kennen Sie diese Reihe?"
Unter ihrem Schreibtisch holt sie eine Zeitschrift hervor und gibt sie mir. Es ist die, die ich letzte Woche kurz in der Hand hatte. Das Seelenfeuer; der Irrglaube
Nach der Erfahrung mit dem Gerät, wirkt das brennende Meer noch beunruhigender auf mich.
"Nein, aber ich denke, das ist auch gar nicht möglich, oder?"
"Hmm, was meinen Sie?"
"Naja, das Datum. Ich hatte diese Ausgabe bei meinem ersten Besuch schon in der Hand. Sie ist von 1999. Vermutlich ist der Verlag pleite gegangen, oder nicht?"
Sie schüttelt den Kopf.
"Nein, den Verlag gibt es noch, aber dieses Magazin ist keines von denen, die monatlich erscheinen. Es kommt nur sehr selten heraus."
"Aha."
Ich blättere die erste Seite auf. Ein Vorwort fehlt, statt dessen werde ich gleich mit dem Inhaltsverzeichnis konfrontiert. Lauter seltsame Zeichen, die mir rein gar nichts sagen.
"Was ist das für eine Sprache?"
"Jede, die sie wollen. Man bezeichnet es als Verständnisschrift. Die Buchstaben sind dabei abgewandelt, und erscheinen fremd. Es hängt von dem Willen des Lesers ab, ob er das Geschriebene versteht, oder nicht."
"Interessant. Trotzdem...ich erkenne da rein gar nichts."
Die Doktorin lacht.
"Es braucht auch seine Zeit. Sie stehen ja noch ganz am Anfang. Ich möchte, dass Sie diese Ausgabe mit nach Hause nehmen, und zwischen unseren Treffen immer mal wieder einen Blick hineinwerfen."
"In Ordnung, danke."
"Was habe ich Ihnen über das Bedanken gesagt, Herr Geringen?"
Jetzt muss ich selber lachen.
"In Ordnung, ich nehme sie mit."
Ich stecke die Zeitschrift in meinen Rucksack. Beim Bücken verstärkt sich der Druck auf meine Blase, den ich schon während der Busfahrt als unangenehmen Begleiter dabei hatte.
"Kann ich noch kurz auf die Toilette, bevor wir mit dem Gespräch anfangen?"
"Natürlich, wissen Sie, wo es ist?"
"Ich werds schon finden."
"Warten Sie, ich zeige es Ihnen."
Als wir auf den Gang treten, schaue ich direkt auf die sechs Bilder. Schnell drehe ich den Kopf zur Seite. Hinter dem Rezeptionsfenster steht ein altes Gebäude.
"Es ist dort drüben."
Sie deutet auf eine Tür.
"Ist hinter diesem Fenster nicht ein Park?", frage ich.
"Was? Nein, hier gibt es keinen Park. Die Häuser stehen dich beieinander. Ich warte im Sprechzimmer auf Sie."
Als ich die Toilette betrete, muss ich mich beinahe übergeben. Es stinkt abscheulich nach Reinigungsmittel, das den Geruch von Fäkalien trotz seiner Intensität kaum zu überdecken vermag. Die Schüsseln sind mit Scheiße vollgeschmiert, der Boden vor den Pinkelbecken ist klebrig. An meiner Brust vibriert etwas. Für einen schrecklichen Moment fürchte ich, dass es mein Herz ist.
Seit Tagen wollte ich für niemanden erreichbar sein. Erst heute Vormittag habe ich das Handy wieder eingeschaltet.
"Hallo?"
"...da? Frank?"
"Marcus? Ich kann dich kaum verstehen."
"...arte. Geht es jetzt?"
"Ja."
"Wo bist du Kumpel? Ich versuche seit dem Wochenende, dich zu erreichen."
"Mir ging es nicht besonders. Ich habe auch gerade keine Zeit, ich stehe hier auf dem ekligsten Klo meines Lebens. Hätte ich bei dieser Praxis nie erwartet. Aber ansonsten scheint die Rehfelder toll zu sein. Ich glaube, dass sie die Erste ist, die meine Angst verstehen kann. Danke für die Empfehlung."
"Frank? Ich verstehe dich schlecht. Die Empfehlung? Sorry, deswegen rufe ich an. Meine Mutter ist am Wochenende gestorben. Ich konnte mit dem Arzt noch nicht reden."
"Was meinst du? Ich bin gerade hier."
"...bist du? Nein, ich meine den Arzt, den ich dir empfehlen wollte. Ich schicke dir die Sachen morgen zu. Was ist los, wo bist..."
Die Verbindung bricht zusammen.
Mir wird aufeinmal ganz kalt, ohne, dass ich dabei friere.
Ich drehe mich um, und erwarte der Rehfelder ins Gesicht zu sehen, aber da ist niemand. Mein Handy fällt zu Boden. Ich muss gegen den Schwindel ankämpfen. Das Ganze kann nur ein Missverständnis sein. Nein, ist es nicht. Eine innere Stimme warnt mich davor, länger hier zu bleiben. Der Brief ist nicht von Marcus gewesen. Seine Mutter ist gestorben. Von wem ist der verdammte Brief verschickt worden? Habe ich mir den Absender überhaupt durchgelesen?
Mit zitternden Händen öffne ich die Tür. Auf dem Gang ist es ruhig. Sie hat die Tür zu ihrem Zimmer geschlossen. Kurz denke ich darüber nach, einfach zu ihr zurückzugehen. Dann laufe ich los, umgreife die Klinke, hinter der das Treppenhaus liegt. Ich habe Angst, dass die Tür abgeschlossen ist, doch sie lässt sich öffnen. Von oben höre ich lautes Getrampel.
Unten stehen beide Büsten direkt vor dem Ausgang. Ich muss mich zwischen ihnen hindurchdrücken.
Draußen regnet es noch.
Ohne mich umzudrehen, haste ich der Haltestelle entgegen.
Heute habe ich weniger Glück. Der Bus ist gerade weg. Während ich warte, schaue ich immer wieder die Straße entlang. Keiner, der mich verfolgt.
Als der Bus endlich kommt und ich einsteige, fällt die Zeitschrift aus meinem Rucksack. Ich habe den Reißverschluss nicht zugezogen.
Ich hebe sie vom Boden auf und setze mich auf eine Zweierbank. Die Zeitschrift werfe ich neben mich. Ich will sie loswerden.
Als ich dann aussteige, nehme ich sie doch wieder mit.
Zu Hause angekommen, gehe ich direkt in die Garage und starte das Auto. Bis zu Marcus´ Wohnung sind es knapp dreißig Kilometer. Hört es denn gar nicht mehr auf zu regnen?
Die Autobahn ist verstopft. Ohne lange darüber nachzudenken, fahre ich mit Vollgas über den Standstreifen, bis ich die Ausfahrt erreicht habe.
Marcus ist nicht da. Natürlich nicht. Seine Eltern kommen aus Bayern. Er wird die nächsten Tage bei seinem Vater bleiben. Warum fällt mir das jetzt erst ein? Ich überlege, ihn anzurufen, aber mein Handy liegt noch auf dieser abstoßenden Toilette, kommt es mir siedendheiß zu Bewusstsein.
In der Nähe gibt es ein McDonalds. Der Laden ist nicht gut besucht. Ich kaufe mir vorne ein Menü und setze mich an einen abseits stehenden Tisch.
Dann lege ich das Magazin vor mich hin.
Seelenfeuer - Der menschliche Irrglaube vom System
Bloß den Titel kann ich lesen, der Rest ist nicht...oder bloß teilweise zu entziffern. Ja, stellenweise scheinen die Symbole wahrhaftig einen Sinn zu ergeben.
Großer Durchbruch. Chutschenisches Aggregat schon bald verfügbar.
Tag null rückt näher.
Die Äpfel faulen, allmählich wird das Obst geerntet.
Wenn der Ozean sich erhebt, wird es kein Gebirge mehr geben.
Ist das überhaupt ein Inhaltsverzeichnis? Ich blättere weiter. Es gibt keine Bilder, nur Text.
Wer sehen kann, wird es bald. Gebt es weiter, der humpelnde Mann ist auf dem Weg.
Die Zeichen verschwimmen vor meinen Augen, nur ein paar bleiben klar.
Benutze deine Augen. Du hast lange genug gewartet!
Ich lehne mich im Stuhl zurück. Es ist kein Schmerz, der wehtut. Ein wohltuender Schmerz. Etwas passiert gerade mit meinen Augen. Ich werde lichtempfindlicher, nehme Farben wahr, die ich bislang nicht gekannt habe.
"Möchten Sie noch eine Cola?"
Eine pummelige Blondine steht vor mir. Etwas ist anders als sonst.
Sie schaut mir direkt in die Augen und lächelt. Ich weiß, dass ich sie mit meinem Blick beherrschen kann.
Ohne ein Wort zu sagen stehe ich auf und verlasse das Restaurant.
Der Donnerstag wird kommen, das Gespräch mit den Franzosen.
Es wird sich vieles ändern in naher Zukunft.
Die Macht, die ich mein ganzes Leben lang in mir gehabt habe, kann ich nun verwenden, denn die Leute auf der Straße sehen mich an. Einigen Frauen blutet Verlangen aus den Pupillen, aber die meisten Menschen fürchten sich vor mir.
Ich steige ins Auto und starte den Motor. Ein dunkler Wagen rast an mir vorbei. Ich stehe unter persönlicher Beobachtung.
Wieder in Düsseldorf, parke ich direkt vor einer Ampel. Niemand hinter mir wagt es zu hupen.
Die neuen Farben erweisen sich schnell als nützlich, bilden sie doch eine wundervolle Aura, die das gesamte Praxisgebäude umhüllt.
Ich stoße die Tür auf und strecke der rechten Büste meine Hand zum Gruß entgegen. Warum, das weiß ich jetzt noch nicht, doch es erscheint mir richtig.
Oben steht die Rehfelder. Sie lächelt.
"So schnell ging es bislang bei keinem, und wir haben mit vielen gesprochen, rund um den Globus."
Ich gehe auf sie zu, halte ununterbrochenen Augenkontakt.
Sie ergreift meine Hand.
"Komm mit mir, komm mit mir nach oben."
"Ins dritte Stockwerk?"
"Ja."
"Was ist dort oben?"
"Ein neuer Anfang. Der Tag null."
Die Tür steht offen.
Lautes Getrampel, das die Musik des Pianos übertönt.
Hinter den Fenstern liegt ein gigantischer Park.
"Wie lautet dein Vorname?", frage ich sie.
"Kira."
Ich lege meinen Arm um Kira, und wir beide schauen auf den Park.
"Er ist schön."
Sie schmiegt sich an mich.
"Ja...wunderschön."