Was ist neu

Die depressive Waschmaschine

Mitglied
Beitritt
10.08.2001
Beiträge
9

Die depressive Waschmaschine

Wie ist das mit Ihren Haushaltsgegenständen? Sind das ganz einfach Geräte, die man kauft, damit sie ihren Dienst verrichten, und die dieses dann auch klaglos tun? Oder geht es Ihnen wie mir? Meine Utensilien jedenfalls haben eine Seele. Ich vermutete das schon länger. Aber die richtige Gewissheit habe ich erst, seit ich meinen Computer angeschrien und aufs Übelste beschimpft habe, als das Programm abgestürzt war. Zuerst war er beleidigt, reagierte mit be-drohlichen Meldungen, doch dann besann er sich eines Besseren und funktionierte wieder. Und das lag ganz bestimmt nicht an meinen technischen Fähigkeiten, glauben Sie mir!

gibt Apparate im Haushalt, die sind mir lieb und teuer, andere wiederum mag ich nicht. Zu den Letzteren gehört unter anderem meine Waschmaschine. Ich mag sie nicht, weil Wäschewaschen nicht gerade zu meinen Hobbys zählt. Sie scheint das irgendwie zu spüren. Sie ist erst ein halbes Jahr alt und schon streikt sie. Ich weiß selber, dass ich nicht sehr nett zu ihr war, aber ich kann einfach keine Beziehung zu einer Waschmaschine aufbauen. Ich finde sie so doof. Sie sieht schlecht aus, nimmt mir die Wohnlichkeit im Bad und ist laut und erinnert mich an Arbeit, die ich liegen gelassen habe. Und wenn ich dann gewaschen habe, hat sie zum Dank meine Socken gefressen. Doofe Kuh, die! Naja, nun will sie die Programme gar nicht mehr anlaufen lassen. Ich glaube, sie hat eine Depression, aber ich kann mich darum nicht auch noch kümmern. Hört sie mir denn zu wenn es mir schlecht geht? Nö, keine Spur! Ich kann regelrecht ihren genervten Gesichtsausdruck sehen, wenn ich auf dem Klo sitze und mich über die Ungerechtigkeit in der Welt auslasse. Naja, daran denke ich jetzt gar nicht! Sie bekommt einen neuen Chip und dann soll sie den Mund halten und arbeiten. Mein Mann hat schon gesagt, wenn sie dann wieder Zicken macht, dann geben wir sie ins Waschmaschinen-heim und holen uns eine fleißigere Wäscherin. Jawoll!

Auch mein Staubsauger muckt rum. Keine Ahnung, warum. Denn ich habe ihm wirklich nichts getan. Er kennt genau die Stellen, wohin die fitzelkleinen Legosteinchen hinrollen und schnappt sie sich und frisst sie. Aber er weigert sich strikt und konsequent, die Hunde- und Katzenhaare vom Sofa zu saugen. Dieser Mistkerl.

Es gibt allerdings auch Gegenstände in meinem Haushalt, die ich mag. Die Kaffeemaschine zum Beispiel. Ich mag sie sehr und sie zeigt es mir, indem sie schon seit vielen Jahren brav ohne zu meckern ihren Dienst tut. Jeden Morgen verwöhnt sie mich allein schon mit ihrem herrlichen Duft. Ja, meine Kaffeemaschine liebt mich. Und ich sie.

Ein Gegenstand, mit dem ich erst neuerdings auf Kriegsfuß stehe, ist mein Haartrockner. Lange Zeit machte er das, was ein guter Fön zu machen hat, nämlich meine Haare trocknen. Kürzlich jedoch treibt er Schabernack mit mir. Entweder er säuselt so leise und kraftlos, dass ich genau so gut meine Frisur vor der Elektroheizung trocknen könnte, oder aber er pfeift der-art in meinen Putz, dass ich hinterher aussehe, als hätte ich in eine Steckdose gefasst. Wissen Sie was? Ein gemeines, hinterhältiges Aas ist mein Fön. Er gönnt es mir nicht, dass die Haare so schön lang geworden sind und nun ist er neidisch. Wahrscheinlich ist mein Fön eine Frau.

Ach ja, und was der Videorecorder für Späße mit uns treibt, das grenzt schon an Sabotage. Er ist der Meinung, die Daily Soaps sind Schund und weigert sich strikt, sie aufzuzeichnen. Ich habe ihn programmiert, freue mich auf die Sendung, stattdessen sehe ich eine Fußballübertragung. „Frauen und Technik“, frohlockte mein Ehegemahl. Ich bat ihn, es doch selbst zu versuchen. Am anderen Tag enthielt das Videoband eine Dokumentation über das Liebesleben der Maikäfer. Es hatte also nichts mit meinem Unvermögen zu tun.
So viel zu Computer, Wasch- und Kaffeemaschine, Staubsauger, Fön und Videorecorder. Irgendwie könnte ich mich ja noch mit ihnen allen arrangieren. Aber was die Biester neulich verzapft haben, das glaubt mir keiner. Während ich im Büro brav und fleißig meiner Arbeit nachging, haben sie sich alle verabredet und einen teuflischen Plan ausgeheckt: Sie gingen allesamt hintereinander im Abstand von je einem Tag kaputt!

Das muss man sich mal vorstellen! Auch die Kaffeemaschine, diese Verräterin!

Ich sage Ihnen: WEG! Alles weg! Man kann nicht immer auf andere Rücksicht nehmen und nur das Gute in ihnen suchen. Manche haben nämlich nichts Gutes in sich! Man vernachlässigt sich selber, einem geht es schlecht, den anderen zu Liebe! Damit ist bei mir Schluss! Wer nicht in meiner Gesellschaft funktionieren kann, der wird ausgetauscht. In meinem Leben ist kein Platz und keine Toleranz für Schwächen! Ich habe auch keine!

 

Die ist echt nicht schlecht, die Satire!!!!!! :D :cool:


Griasle
stephy

 

Ich glaube, mein Lieblingsausdrück diese wocher wird sein "Depressiv, wie eine Waschmaschine"... Schöne Story 8-)

 

Hallöchen!
Ich habe ´kurzgeschichten.de´ leider erst heute entdeckt und finde, daß ich auch zu deinem Text mal meinen Senf ablassen kann.
Ich finde die Idee sehr gut. Vor allen Dingen gefällt mir der sehr treffende Seitenhieb auf die moderne Gesellschaft, die keinen Platz für Schwächen hat, gelungen.
Aber vielleicht irre ich mich ja und es war nicht deine Absicht so etwas damit auszudrücken. Vielleicht bist du tatsächlich der Ansicht, daß du perfekt bist und Schwächen nicht tolerierbar sind?!

 

Natürlich war das mit dem perfekt sein und den Schwächen satirisch gemeint!

 

Jetzt bin ich enttäuscht - heißt das, es gibt hier niemanden, der so perfekt ist wie ich es bin?!? :D

 

Hat mir gut gefallen.

Vielleicht solltest Du doch noch den ersten Satz des zweiten Absatzes editieren:
"gibt Apparate im Haushalt, die sind mir lieb und teuer, andere wiederum mag ich nicht."
Da fehlt wohl mindestens ein Wort am Anfang?

gruss,
philipp.

[Beitrag editiert von: philipp am 25.01.2002 um 23:06]

 

Ein bißchen spritziger hätt ich mir diese Geschichte gewünscht, so in der Art, dass sie noch etwas rasanter daherkommt. Aber ansonsten gut lesbare kleine Alltagssatire.

 

Für mich eine der unlustigsten, peinlichsten Storys hier. Keine Ahnung, warum die so gut ankommt!
Alles streng nach Schema F, germanisch korrekt, im Stechschritt schmunzeln ... Oh Mann ... :rolleyes:

 

Liebste Anna,

der Vergleich dieser Story mit Kishons "Eine Waschmaschine ist auch nur ein Mensch" (kam gleich nach "Ein Schnuller namens Zezi" :lol: ) ist nicht nur deplaziert, sondern grenzt an Antisemitismus.

Nette kleine Hausfrauenglosse, die den Anspruch, eine Satire zu sein, in meinen Augen nicht erreicht (abgedroschene Beobachtungen). Aber nett.

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom