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Die drei Söhne
Ein Bauer hatte drei Söhne.
Sie waren ihm eine segensreiche Hilfe, denn der Hof war groß und es gab viel zu tun. Eines Abends im Herbst kam der älteste Sohn zum Bauern und sagte: „Vater, du hast mir alles beigebracht was ich vermag. Ich kann Zäune errichten, Pflüge und Gespanne reparieren. Ich kann Tische und Bänke zimmern und sogar Ställe bauen. Aber nun möchte ich in die Welt hinausgehen und noch mehr entdecken und kennenlernen“. Der Bauer dachte eine Weile nach und stimmte schließlich zu. „Nimm mein stärkstes Pferd. Du wirst es gut gebrauchen können. Es wird dich sicher zu allen Orte deiner Reise bringen.“
Und schon am nächsten Tag machte sich sein Sohn auf den Weg.
Viele Wochen und Monate vergingen, da kam an einem warmen Frühlingsabend auch der zweite Sohn zum Bauern und sagte: „Vater, du hast mir alles beigebracht was ich vermag. Ich kann Felder bestellen, Gemüse anbauen und Gewächshäuser errichten. Ich kann Mais einholen und das Fischen beherrsche ich auch. Aber nun möchte ich in die Welt hinausgehen und noch mehr entdecken und kennenlernen.“ Der Bauer dachte lange nach und ließ auch seinen zweiten Sohn gewähren. „Nimm meine beste Kuh. Sie wird dir gut dienen und dich mit reichlich Milch versorgen.“
Und schon am nächsten Tag machte sich sein Sohn auf den Weg.
Langsam verabschiedete sich der Sommer und erhellte die Felder mit seinen letzten warmen Sonnenstrahlen, ehe er den kalten Winden des Herbstes endgültig wich. In dieser Zeit ging auch der jüngste Sohn zum Bauern und sagte: „Vater, du hast mir alles beigebracht was ich vermag. Ich kann Kühe melken, Schweine züchten und Pferde zureiten. Aber nun möchte ich in die Welt hinausgehen und noch mehr entdecken und kennenlernen.“ Der Bauer musste einige Tage nachdenken. Eine Entscheidung fiel ihm schwer, doch dann sagte er zu seinem Sohn: „Was ich deinen Brüder gestatte, kann ich dir nicht verwehren. Nimm mein schönstes Schaf. Es wird dir von großem Nutzen sein und dir gute Wolle darreichen.“
Und schon am nächsten Tag machte sich sein Sohn auf den Weg.
Die Jahre gingen ins Land und der Bauer wurde der vielen Arbeit nicht mehr Herr. Er überlegte, ob er einige Tiere oder sogar einige Teile vom Hof verkaufen sollte. Aber er brachte es nicht über´s Herz. Wie schön war die Zeit, als seine Söhne noch bei ihm lebten und sie gemeinsam den Hof führten. Daran musste er immer zu denken.
An einem Frühlingstag, die Felder leuchteten gelb, erblickte der Bauer am fernen Horizont zwei Gestalten. Die Sonne schien hell über ihren Köpfen und der Bauer musste seine Augen zusammenkneifen, damit er erblicken konnte, dass es ein Mann und eine Frau waren, die auf seinen Hof zukamen. Aber erst als sie näher kamen, erkannte er, dass es sein ältester Sohn mit einer schönen jungen Frau war. Die Frau trug ein kleines Kind auf dem Arm. Voller Freude nahm er sie bei sich auf.
Sie arbeiteten nun gemeinsam, aber der Sommer war heiß und machte die Feldarbeit unerträglich. Der Boden war trocken und hart. Doch dann endlich regnete es. Sieben Tage und sieben Nächte lang. Am siebten Abend, klopfte es an der Tür des Bauernhauses. Der Bauer öffnete die Tür und sah direkt in das lächelnde Gesicht eines Kindes. Es saß auf dem Arm seines zweiten Sohnes. Auch er kehrte mit einer lieben Frau zurück. Unfassbares Glück erfüllte den Bauern und sie feierten ihre Zusammenkunft die ganze Nacht bis in die frühen Morgenstunden hinein. In dieser Nacht beschlossen sie gemeinsam ein neues, ein großes Haus zu bauen. Es sollte das Größte weit und breit werden. Denn sie wussten, ihre Familie sollte noch größer werden.