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Die ewige Waffe
Es herrscht wieder Krieg.
Der Kampfeslärm stört meinen Schlaf und dringt in meine Träume. Er färbt sie rot mit dem Blut der Sterbenden und legt sich wie ein Schleier über Bilder aus glücklicheren Tagen, die schon so lange vorbei sind, dass sie mir unwirklich vorkommen, als hätte es sie niemals gegeben.
Ich träume von Thulor, er erinnert mich daran, weshalb er mich hier zurückgelassen hat. Ich habe es nicht vergessen.
Es wird Zeit, aufzuwachen.
Etwas unschlüssig standen die beiden Lichtalben vor dem Höhleneingang und spähten in die vor ihnen liegende Dunkelheit. „Hier müsste es sein, wir sind fast am Gipfel“, Llyads Blick wanderte aufwärts; die Spitze des Berges ragte nur noch einige Klafter über ihnen in den grauen Himmel. „Ich glaube nicht, dass es weiter oben noch Höhlen gibt.“
Er atmete tief ein, die eisige Bergluft brannte in seinen Lungen. Das letzte Stück des Weges hatte ihm doch mehr zugesetzt, als er gedacht hatte. Sein Puls raste und seine Muskeln fühlten sich schwer an, während er Zehen und Finger kaum noch spürte. Seine Wunde jedoch schmerzte bei jedem Schritt immer mehr, durch den notdürftig angelegten Verband sickerte schon wieder Blut.
Es musste hier sein, sonst würde er sich einfach hier hinsetzen und auf die Drud warten. Oder auf den Tod durch Erfrieren.
„Ich hoffe es!“, Nyurnril verschränkte die Arme vor der Brust. Er wirkte weniger erschöpft, die Ausbildung bei der Statdgarde war wohl doch härter, als Nyurnril ihm gegenüber immer behauptet hatte. Lylad musste lächeln. Wahrscheinlich hatte Nyurnril nur untertrieben, um ihm nicht das Gefühl zu geben, ein Schwächling zu sein.
„Unsere Abmachung gilt doch noch, oder? Wenn sie nicht in dieser Höhle ist …“,
„Dann gehen wir zurück, ich weiß“. Llyad versuchte, mit den Schultern zu zucken, doch der stechende Schmerz in seinem linken Arm ließ es nicht zu.
„Die Drud scheinen es zumindest aufgegeben zu haben“. Der Kampf lag nun schon mehrere Tage zurück und seitdem war keiner von ihnen wieder aufgetaucht. Sie mussten den Drud wohl ein solch erbärmliches Bild geboten haben, dass diese keinen Grund mehr gesehen hatten, sie zu verfolgen.
Zwei einsame Lichtalben ohne nennenswerte Ausrüstung inmitten der Berge, das kam ihm auch nicht bedrohlich vor. Ihre Feinde hatten sie anscheinend für Flüchtlinge oder Deserteure gehalten, Feiglinge, die ihre vom Untergang bedrohte Stadt verlassen hatten.
Llyad spürte einen Kloß in seinem Hals. In gewisser Weise war er ja wirklich geflohen, vielleicht kämpften seine Leute bereits um ihr Überleben ...
Er hoffte, dass sein Entschluss, den alten Schriften Glauben zu schenken und sich auf die Suche nach der ewigen Waffe zu machen, der richtige gewesen war.
Selbst Nyurnril, der als Einziger bereit gewesen war, ihm zu folgen, schien an ihm zu zweifeln und er konnte es ihm nicht einmal verdenken. Die alten Götter waren schon so lange fort, niemand glaubte mehr an ihr Vermächtnis.
„Wenn wir sie finden“, der Lichtalb versuchte, seinem Begleiter ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, „ist der Krieg morgen vorbei!“
Nyurnril schnaubte verächtlich durch die Nase. „Wenn ihn die Drud nicht schon vor uns beendet haben …“
Der Gardist holte eine Fackel aus seinem Gepäck und reichte sie Llyad. "Würdest du?"
Llyad nickte. Er hielt seine Hand über das erkaltete Pech und versuchte, sich zu konzentrieren.
Obwohl er sich geschwächt fühlte und Kälte normalerweise hinderlich für Magie war, konnte er die Energie des Lichts fühlen, das die Sonne auf ihn herabschickte. Langsam sickerte der pulsierende Strom durch seine Haut und vermischte sich mit seinem Blut. Lyyad spürte, wie die Kälte widerwillig aus seinem Körper kroch und einer prickelnden Wärme Platz machte.
Jetzt brauchte er diese Wärme nur noch zu bündeln; er schickte sie in seine Handfläche, wo er sie immer schneller zirkulieren ließ, bis die Hitze unerträglich zu werden drohte.
Als er den ersten Funken aufblitzen sah, berührte er vorsichtig das Pech. Es glühte kurz auf, dann brannte die Fackel.
Nyurnril wies mit dem Arm auf den Höhelneingang. "Nach dir ..."
In der Höhle war es noch kälter aus draußen. Ein leichter, aber stetiger eisiger Luftzug verdrängte die angenehme Restwärme der Magie aus seinen Knochen. Die Wände der engen, aber hohen Gänge waren glatt, sie wirkten wie poliert.
Lllyads Hoffnung wuchs. Diese Höhle war bestimmt nicht auf natürliche Weise entstanden. Auch die Tatsache, dass Nyurnril und er trotz ihres hohen Wuches aufrecht gehen konnten, sprach dafür, dass er sich nicht geirrt hatte. Ihre Vorfahren hatten diese Höhle gebaut, um die ewige Waffe dort so lange aufzubewahren, bis sie gebraucht würde.
Als er um die nächste Biegung kam, sah er sie. Er blieb abrupt stehen und spürte kurz darauf einen dumpfen Schlag in seinem Rücken. „Bleib doch nicht einfach stehen“, zischte Nyurnril hinter ihm. „Was …?“ Er verstummte mitten im Satz.
„Da ist sie!“ Obwohl Llyad flüsterte, kam ihm seine Stimme unnatürlich laut vor. Der Gang hatte sich in zu einer kleinen Grotte erweitert, in deren Mitte ein steinernes Podest aus dem Boden ragte.
Darauf saß eine Frau mit überkreuzten Beinen und geschlossenen Augen. Oder war es nur eine Skulptur? Im Näherkommen bemerkte er, dass etwas auf ihren Knien lag. Ein Schwert mit einer langen Klinge.
Llyad atmete tief ein. Die Frau, sie musste die Hüterin der ewigen Waffe sein. Die alten Schriften hatten von ihr berichtet. Seit Anbeginn der Zeit wachte sie über das Vermächtnis der Götter und wartete auf den Tag, an dem sich die Lichtalben in ihrer Not an sie wenden würden.
Im trüben Licht der Fackel, die Llyad vor sich hielt, schimmerten Haut und Haare der Hüterin bronzefarben wie seine eigenen.
Die Schriften hatten recht behalten, sein Volk war noch nicht verloren!
Unsicher machte er einen weiteren Schritt in die Grotte, ohne zu wissen, ob Nyurnril ihm folgte. Die Hüterin hatte seine Gegenwart bemerkt, ihre goldenen, mandelförmigen Augen blickten ihn direkt an. Sie schien zu warten.
So sehr Llyad eben noch gefroren hatte, jetzt schwitzte er und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Langsam trat er noch näher, er konnte jetzt erkennen, dass die Klinge des Schwertes vollkommen durchsichtig war, sie wirkte wie aus Eis gehauen. All die Worte, die er sich zurechtgelegt hatte, um seine Bitte vorzutragen, waren aus seinem Gedächtnis verschwunden. Was, wenn die Hüterin ihn oder Nyurnril nicht als würdig empfand, die Waffe zu führen? Wenn sie sich weigerte, seinem Volk zu helfen?
„Willkommen!“ Die Stimme der Frau zerbrach die staubige Stille der Grotte. Sie streckte sich langsam, als hätte sie lange geschlafen.
„Wenn ihr nach der ewigen Waffe sucht, seid ihr am Ziel.“
Llyad stutzte. Sie sah nicht nur aus wie eine Lichtalbin, sie sprach auch noch deren Sprache, seine Sprache!
"Sag doch was!“, zischte ihm Nyurnril von hinten ins Ohr. Er war ihm also doch gefolgt.
Der Lichtalb räusperte sich verlegen und deutete eine Verbeugung an. „Ihr wisst, dass wir nach der Waffe suchen?“
„Ja. Und ich weiß auch von den Nöten eures Volkes.“ Sie blickte ihm direkt in die Augen. „Die Armeen der Drud überrennen eure Ländereien und eure letzte Hoffnung ist dieses Schwert, das die Götter einst schmiedeten, um das Böse zu vertreiben...“
„Wir haben einfach nicht genügend Leute“, warf Llyad ein. „Wenn wir nur eine größere Armee hätten…“, er schüttelte den Kopf. „Nein, Ihr habt Recht, unsere letzte Hoffnung, uns gegen die Drud zu wehren, ist die ewige Waffe.“
„Was ist mit deinem Arm?“ Llyad zuckte erschrocken zusammen, denn die Hüterin stand plötzlich vor ihm. Sie war gut einen Kopf größer als er und er musste sich strecken, um ihr ins Gesicht sehen zu können.
„Wir wurden auf dem Weg hierher von den Drud angegriffen, konnten sie aber abschütteln“, meldete sich Nyurnril zu Wort. „Wir irren schon seit einer Ewigkeit durch dieses Gebirge, ihre Armeen stehen bestimmt schon vor unseren Toren!“
Nyurnril hatte Recht; sie mussten sich beeilen, wenn sie das Schlimmste noch verhindern wollten.
„Keine Angst, Lichtalb“, die Stimme der Hüterin klang entschlossen. „Ich werde diesen Krieg beenden!“
"Heißt das, Ihr werdet uns das Schwert überlassen?", Nyurnril war neben ihn getreten.
"Nein", die Hüterin wog das Schwert langsam in der Hand, so als müsse sie nachdenken.
Llyad wechselte einen überraschten Blick mit seinem Gefährten. Weder Nyurnril noch er selbst waren herausragende Krieger, doch er hatte geglaubt, dass es nicht auf die Fähigkeiten desjenigen ankam, der das Schwert führte, sondern auf die Waffe selbst. Hätte ihm doch nur jemand geglaubt, bestimmt hätte der König seine besten Krieger auf die Suche nach dem Schwert geschickt und nicht ihn, einen einfachen Kriegspriester.
Die Hüterin schüttelte den Kopf. "Kein sterbliches Wesen kann diese Klinge führen", ihre Stimme klang nachsichtig. "In euren Händen wäre sie nur eine ganz normale Waffe." Sie hielt Llyad das Schwert hin. "Nur zu, versuche es". Zögerlich streckte er seine Hand nach der Waffe aus und berührte den schmucklosen Griff. Sofort färbte sich die Klinge dunkel, sie wurde metallisch und glänzte nur noch schwach im Schein der Fackel. "Siehst du?", die Hüterin lächelte, worauf er seine Hand zurückzog und die Klinge wieder ihre durchsichtige Form annahm.
"Ich werde sie für euch führen", ihr Lächeln erstarb. "Und der Krieg wird enden!".
"Ich hoffe nur, wir sind rechtzeitig wieder zurück", gab Nyurnril vorsichtig zu Bedenken.
"Macht euch darüber keine Sorgen", die Hüterin schloss ihre Augen und murmelte etwas in einer fremden Sprache. Llyad spürte, wie ein Ruck durch seinen Körper ging, die Umgebung verschwamm vor seinen Augen.
Zu seiner Bestürzung fand sich Llyad im nächsten Augenblick inmitten einer tobenden Schlacht wieder, flankiert von einem ebenso entsetzten Nyurnril und der Hüterin des Schwertes. Seine Augen tränten und ihm war schwindelig von der seltsamen Reise, die er hinter sich hatte.
„Wenn sie solche Magie besitzt“, fuhr es ihm durch den Kopf, „gibt es tatsächlich noch Hoffnung!“
Und Hoffnung konnten seine Leute dringend gebrauchen, die Drud waren eindeutig in der Überzahl und auch wenn die Lichtalben sie anscheinend durch einen Ausfall gezwungen hatten, bei Tage und auf offenem Feld zu kämpfen, sah es nicht so aus, als würden sie noch lange gegen diese Übermacht bestehen könnten.
Für weitere Überlegungen blieb ihm keine Zeit. Etwas prallte hart gegen seinen Körper und riss ihn zu Boden; im Fallen erkannte er, dass es sich um einen Drud-Soldaten handelte. Ehe Llyad reagieren konnte, hatte sich der feindliche Krieger über ihm aufgerichtet, sein bleiches Gesicht zierte ein blutiger Schnitt. Er sah den Dolch seines Gegners aufblitzen, doch bevor der Drud ausholen konnte, fiel dieser mit vor Schreck geweiteten Augen zur Seite. Die Hüterin hatte ihn niedergestreckt. "Ich werde sie alle vernichten", sie zog die Klinge aus dem Rücken des toten Soldaten und machte sich nicht die Mühe, das Blut abzuwischen. "Es wird nicht lange dauern!", mit diesen Worten verschwand sie in der Menge.
Angewidert zog sich Llyad unter dem toten Drud hervor, bemüht, nicht mit dessen Blut in Berührung zu kommen. Er hatte eine helle, durchscheinende Flüssigkeit erwartet, doch es war dunkel.
Ächzend richtete er sich auf, wurde gleich wieder angerempelt und strauchelte erneut. Das Klirren von aufeinadertreffenden Schwertern und die teils wütenden, teils verzweifelnden Schreie der Kämpfenden dröhnten in seinen Ohren, die feindlichen Heere verschwammen vor seinen Augen zu einer riesigen Woge aus Leibern, die es unmöglich machte, zwischen Freund oder Feind zu unterscheiden.
Llyad rang nach Luft. Das war nicht das, was er auf der Akademie gelernt hatte, hier gab es keine Ordnung, kein taktisches Vorgehen, nur Chaos und Tod. Aber er hatte die Hüterin und die ewige Waffe mitgebracht. Sie würde die Ordnung wieder herstellen.
„Wir haben sie gefunden!“, rief er einem vorübereilenden Lichtalbenkrieger atemlos zu, der nur kurz innehielt und ihn daraufhin verständnislos ansah. „Die ewige Waffe ist hier!“. "Nyurnril!", rief er in desen Richtung, ohne sich zu vergewissern, dass dieser ihn überhaupt hörte. "Wir müssen es Allen sagen! Wir werden gewinnen!"
Trotz seines verletzten Arms schaffte es Llyad, sich aufrecht zu halten, der Mittelpunkt der Schlacht schien sich verlagert zu haben und niemand griff ihn an. Immer öfter sah er stattdessen tote Drud-Krieger am Boden liegen, deren Körper ihm seltsam durchscheinend vorkamen. Er hatte sowohl Nyurnril als auch die Hüterin aus den Augen verloren, doch er hoffte, dass diese gefallenen Drud ihr Werk waren.
Es war nur seltsam, dass es überhaupt keine Verletzen zu geben schien. Llyad entdeckte einen am Boden liegenden Lichtalben. Auch er schien tot zu sein. Er vergewisserte sich, dass keine Feinde in der Nähe waren und beugte sich über den leblosen Körper. Er kniff angestrengt seine Augen zusammen; irgendetwas stimmte nicht. Auch dieser Körper wirkte durchscheinend, nur ganz leicht, aber doch, es war so.
Ob dieser Lichtalb die Hüterin für einen Feind gehalten und deshalb einen Kampf mit ihr begonnen hatte? Aber weshalb hatte sie ihn getötet?
Llyad erhob sich und ging weiter, da waren noch weitere Lichtalben, die auf dieselbe Weise wie die Drud gestorben sein mussten. Er verspürte ein seltsames Gefühl in seinem Magen, es war Angst, doch wovor?
Plötzlich spürte er einen harten Schlag auf den Kopf, taumelnd drehte er sich um und sah einen gewaltigen Streithammer auf sich zurasen. Dann wurde es dunkel um ihn.
Als Llyad erwachte, war es bis auf ein Rauschen in seinen Ohren still. Langsam öffnete er die Augen. Was war passiert? Sein ganzer Körper schmerzte und er schaffte es nur mit Mühe, sich aufzurichten.
Er fasste sich an die Stirn; als er etwas weiches berührte, durchzuckte ihn ein stechender Schmerz und er zog seine Hand schnell zurück. Blut, dachte er erschrocken und wischte die Finger hastig an seinem Hemd ab. Erst jetzt bemerkte er auch den unangenehmen metallischen Geschmack in seinem Mund.
Er befand sich immer noch auf dem Schlachtfeld, nur war er diesmal allein. Weder von den Lichtalben noch von den Drud war etwas zu sehen, sogar die Toten waren verschwunden.
„Der Krieg ist vorbei!“ Die Stimme der Hüterin ließ ihn herumfahren. Sie stand genau hinter ihm, das Schwert in der einen, ein blutiges Stoffbündel in der anderen. Da war es wieder, dieses seltsame Gefühl in seinem Magen.
„Sieh her!“, sie warf ihm das Bündel entgegen und er fing es ungeschickt auf. „Das Banner des Drud- Anführers!“, ungläubig starrte Llyad auf das Stück Stoff. Er faltete das Bündel weiter auseinander. „Und“, seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Eine goldene Sonne auf weißem Grund. „Das unseres Königs…“ Ein schrecklicher Gedanke begann langsam in sein Bewusstsein zu sickern. Die durchsichtigen Lichtalben neben ihren toten Feinden...Sie hatte ihn betrogen, sie hatte sein Volk betrogen! Und er selbst hatte es möglich gemacht.
„Was hast du getan?“ Er versuchte aufzustehen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. „Wo sind sie? Wo sind meine…“, auch seine Stimme versagte ihm den Dienst. Warum hatte er nicht an die Stärke seines Volkes geglaubt? Er hatte eine allmächtige Waffe gefunden, doch um welchen Preis? Die Hüterin hatte sie umgebracht; sie hatte alle umgebracht!
„Die Welt hat sie vergessen“, die Stimme drang wie aus weiter Ferne zu ihm. „Wie sie auch dich vergessen wird“.
Llyad spürte die Spitze der ewigen Waffe an seiner Brust. Sie hatte sich durch das Blut der vielen Getöteten dunkel verfärbt. Er wollte aufschreien, als sich die Klinge in sein Fleisch bohrte, aber er brachte nur ein heiseres Krächzen zustande. Erstaunlicherweise tat es überhaupt nicht weh. Alle Gedanken schienen aus seinem Bewusstsein zu fließen, die Erinnerungen an seine Familie, seine Freunde, aber auch an seine Feinde, alles verblasste und machte einer vollkommenen Leere Platz, die er nicht einmal als unangenehm empfand. Zugleich verschwanden auch Angst und Trauer, und so fühlte er gar nichts, als er sich zurück auf den Boden sinken ließ und die Augen schloss.
Ich frage mich oft, ob Thulor mir bei meinen Taten zusieht. Ob er weiß, dass ich seine Welt noch immer vor kriegerischen Völkern schütze? Dass sein Plan funktioniert? Oder hat er mich vergessen? Manchmal wünsche ich mir, ich könnte auch meine Erinnerungen auslöschen, so wie ich jene Völker aus der Erinnerung der Welt tilge.
Doch ich kann es nicht. Ich bin Thulors ewige Waffe. Ich bin das Vergessen.
Ich bin müde.