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Die Ewigkeit im Moment
Nervosität ist eines der Dinge, die ich nicht leiden kann. Wenn ich nervös bin, renne ich immer wie ein aufgescheuchtes Huhn durch meine Wohnung und es ist ein Wunder, dass ich dabei nicht über meine eigenen Füße stolpere. Den Höhepunkt meiner Nervosität erreiche ich meistens in der halben Stunde, bevor du kommst. Ich vermute, dass du darüber nur lachen würdest, mit den Worten: „Du machst dir immer viel zu viele Gedanken, Bea.“ Und dabei würdest du mich dann mit deinen dunklen Augen schelmisch anfunkeln und hinzufügen: „Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehen.“
Momentan strapaziere ich mal wieder meinen Teppichboden mit ständigem auf und ab Gehen. Wir sind um acht verabredet, es ist viertel vor und ich renne alle zwanzig Sekunden ins Bad, um meine Frisur zu checken. „Typisch Frau“, würdest du sagen. Ich denke ständig darüber nach, was du sagen würdest. Du bist aus meinen Gedanken einfach nicht wegzudenken.
Da, es klingelt! Oh Gott, ich habe zwei verschiedene Socken an! Egal, ich werde sie einfach gleich ausziehen, bevor du’s bemerkst.
„Hey, Schatz“, lächelst du, als ich die Tür öffne, zauberst einen Strauß dunkelroter Rosen hervor und drückst mir einen zärtlichen Kuss auf. Welche Frau träumt nicht von so einer Begrüßung? „Wie war dein Tag?“
Ich nehme dir die Blumen ab und bringe sie ins Wohnzimmer, während du deine Schuhe ausziehst. „Ging so. Ich hatte wieder Stress mit Mark auf der Arbeit.“
Du steckst deinen Kopf durch die Tür und runzelst die Stirn. „Der Typ soll sich mal zusammen nehmen, sonst kriegt er Ärger mit mir.“
Und ich schmelze mal wieder dahin. Zwar bin ich keine unselbstständige Frau, aber ein bisschen Ritterlichkeit gefällt mir dann doch. Irgendwie. „Und bei dir?“
„Hm.“ Du zuckst die Schultern und reichst mir dann eine Vase an. „Wie immer. Zu viel zu tun, zu viele Leute, die alle was von einem wollen.“
„Ooch“, bedauere ich grinsend. „Schau mal, hier sind nur du und ich. Ist doch ganz überschaubar, oder nicht?“
„Ich bin durchaus zufrieden.“
Unter deinem Blick wird mir heiß und mein Herz redet mir ein, dass ich grade Joggen war und es deshalb an Tempo zulegen muss. Wie kann das noch sein, nach so langer Zeit? Kaum habe ich die Blumen auf den Tisch gestellt, liegen schon deine Arme von hinten um mir und dein Atem streift meinen Nacken. „Da wir ja beide einen schlechten Tag hatten“, flüsterst du, „könnten wir ihn jetzt ja etwas verbessern.“
„Was stellst du dir darunter vor?“, entgegne ich, drehe mich um und küsse deinen Hals. „In etwa das hier?“
„Nicht schlecht für den Anfang“, lachst du leise und ziehst mich enger an dich.
„Ich hätte da auch einige Ideen, wie es weitergehen könnte.“
„So?“ Neckend trittst du einen Schritt zurück, ich folge dir, du trittst zurück, ich folge dir. Ein Spielchen, das wir nicht selten betreiben, ein Ritual geradezu. Ich nehme deine Lippen zwischen meine, dein Atem streift meine Wange. Ich schmecke, dass du geraucht hast. Du rauchst nie, wenn wir zusammen sind, weil du weißt, dass ich es nicht ausstehen kann. Doch ich mag, wie du riechst, dieser leichte Kneipengeruch nach Rauch und Alkohol, der dich immer umgibt. Kein Wunder bei deinem Job. Du stößt mit dem Rücken gegen die Wand und musst deshalb stehen bleiben, ich küsse deinen Hals entlang zu deinem Ohr. Deine Haare riechen frisch gewaschen, das heißt, dass du geduscht hast. Und danach die gleichen Klamotten angezogen, du Eimer.
„Was grinst du?“, fragst du leise, während deine Hand unter den Stoff an meinem Rücken gleitet. Deine Finger sind warm, wie immer, du hast nie kalte Hände.
„Egal.“
„Hörst du eigentlich nie auf, zu denken?“
„Hm“, mache ich und küsse dich, damit du die Klappe hältst. Deine Hand wandert ein wenig nach unten und verweilt auf meinem Po. Den du wohl generell sehr gern hast. Kurz darauf ist deine Hand an gleicher Stelle, nur unter der Hose. Du machst mich verrückt.
„Bis zum Schlafzimmer sind es noch exakt acht Meter“, sage ich.
„Dann sollten wir uns langsam auf den Weg machen.“ Ohne deine Hand aus meiner Hose zu nehmen, schiebst du mich rückwärts in die gewünschte Richtung. In meinem Kopf dreht sich alles, ich will nichts mehr, als dich völlig zu spüren und ich bin mir sicher, dass du mir diesen Wunsch nicht verwehren wirst. Wie auch? An deiner Atemfrequenz merke ich, dass du mindestens schon genauso scharf bist, wie ich. Kein unangenehmes Gefühl.
Ich stoße mit dem Rücken gegen ein Regal im Flur, woraufhin ein Bild meiner Eltern umkippt. „Hups.“
„Macht nichts“, grinst du, „die wollen bestimmt eh nicht zusehen.“ Und schiebst mich entschlossen durch die Schlafzimmertür auf mein Bett zu. Bevor wir dort ankommen, ziehe ich dir dein T-Shirt über den Kopf, meines segelt gleich hinterher auf den Boden, deine nackte Haut liegt an meiner, ich will dich, ich will dich, ich will dich! Deine Zähne knabbern sanft an meinem Hals, während du mich aufs Bett runter drückst, deine Hände gleiten über meinen Bauch, öffnen geschickt meinen BH, deine Finger umkreisen meine Brust, darauf bedacht, sie ja nicht zu berühren.
„Du Sadist“, stöhne ich, will dich packen und in meine Reichweite ziehen, aber du bist natürlich stärker als ich und drückst mich wieder nach unten. Deine schelmisch funkelnden Augen machen mich ebenfalls an. Es gibt momentan nichts an dir, das mich nicht anmacht. Für einen kurzen Moment bist du unachtsam, ich drehe dich auf den Rücken und drückte deine Arme aufs Bett. „Har, har“, lache ich. „Jetzt bist du völlig wehrlos und mir ausgeliefert.“
„So?“ Du hebst den Kopf und küsst mich, deine Zunge umspielt meine Lippen, unsere Zungenspitzen treffen sich, ich lasse dich los und mich auf dich sinken, deine Hände umfassen mich, eine am Rücken, die anderen an meinem von dir so heiß geliebten Po. Allerdings scheint die Hose darüber dich zu stören, was ich dir nicht verübeln kann.
Nun liege wiederum ich auf dem Rücken und ohne deinen Mund aus meiner Reichweite zu nehmen nestelst du an meiner Hose herum, bis du sie abstreifen kannst. Dein heißer Atem streift meinen Oberkörper, als du ein wenig nach unten rutscht und nun doch anfängst, meine Brüste zu verwöhnen. Ich stöhne wohlig auf und greife nach deinen Haaren, fahre zärtlich hindurch, während deine Lippen mich alles andere vergessen lassen.
Als du wieder ein wenig weiter nach oben kommst entledige ich dich deiner Hose und schiebe sie unachtsam vom Bett runter. Heut Nacht wirst du sie nicht brauchen. Unsere Unterwäsche findet kurz darauf auch ihren Platz auf meinem Schlafzimmerteppich. Ich kann es fast nicht mehr aushalten, aber du scheinst mich nicht erlösen zu wollen, ich lasse meine Hände über deinen Rücken gleiten, deine Lippen auf meinen, deine Hände überall und nirgends. Dann erbarmst du dich endlich.
Wir liegen aneinandergekuschelt im Bett unter der Decke, die Finger ineinander verhakt, den Blick ineinander versunken. Ich könnte ewig so hier liegen bleiben. Aber ewig geht leider selten, dein Handy klingelt. Genervt wirfst du einen Blick auf die Uhr, das Klingeln hört auf, du liest die SMS.
„Nadine? Was ist?“, frage ich.
„Soll meinen Bruder abholen. Er war bei diesem Konzert und hat vergessen, sich eine Fahrgelegenheit zu besorgen.“ Du richtest dich auf und beginnst, deine Klamotten zusammenzusuchen. „Dafür ist seine Schwester dann gut genug.“
Ich verziehe das Gesicht. „Kommst du wieder?“
„Hm, das muss ich mir doch schwer überlegen.“ Dein Grinsen straft dich lügen, ich gebe dir meinen Wohnungsschlüssel. Ein kurzer Abschiedskuss, dann bist du weg und ich warte. Ich würde für immer und ewig warten, wenn es sein müsste.