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- 03.07.2004
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Die falsche Braut
Prinzessin Angelina und Prinz Boris hatten sich bei dem Bankett zu Ehren des borodogischen Königs kennen- und schätzen gelernt. Vielleicht war es sogar Liebe, was sie füreinander empfanden, aber über Peinlichkeiten hervorrufende Themen wurde an den Königshöfen nicht einmal gedacht. Maragon und Borodogien waren zwar benachbarte Königreiche, hatten bisher aber kaum Beziehungen gepflegt. König Boris XXVI. Bodrum von Borodogien war seit gut zehn Jahren verwitwet. Es wurde gemunkelt, seine Gattin sei an einer geheimnisvollen Kümmernis verstorben. Es gab zwar auch Gerüchte über einen verschollenen oder verborgenen Sohn, aber der König hatte offiziell nur einen Sohn, eben Prinz Boris, der wie alle borodogischen Herrscher sehr groß war; er maß einen Meter und siebenundneunzig Zentimeter ohne Krone, seine goldblonden naturgelockten Haare durfte er der damaligen Mode entsprechend lang und offen tragen, so dass sie sein kantiges Gesicht wie eine Löwenmähne umgaben. Der Rest des Prinzen befand sich in einer maßgeschneiderten Feldmarschallsuniform. Bei den gemeinsamen Tänzen fand Prinzessin Angelina durch vorsichtigen und unauffälligen Einsatz ihrer Finger bald heraus, dass die Uniform nicht etwa gut gefüttert, sondern tatsächlich mit ansehnlichen Muskeln ausgefüllt war. Sie war nach ihrem Vater geraten und recht klein und zierlich, wenn auch mit ansprechenden unter der feierlichen Abendrobe gut zu erahnenden Rundungen und langen goldblonden Haaren ausgestattet. Sie war offiziell nicht die einzige Tochter ihrer Eltern, aber über ihre ältere Schwester war nichts bekannt, vielleicht war auch sie verstorben.
Ob Angelina wegen ihrer Zierlichkeit eigenartige Empfindungen überfluteten, wenn sie aus einem unbenutzten Abstellraum heimlich den langen Kerls der Palastwache bei ihrem Frühsport zusah, darüber traute sie sich keine Gedanken weiter zu machen. Aber sie genoss diese kribbelnden Reize und musste deshalb sehr an sich halten, als Prinz Boris bei ihr diese Empfindungen in noch nie gefühlter Stärke auslöste.
Infolge dieser sensationellen Erfahrungen begab sich Angelina in der ersten Tanzpause gemessenen Schrittes zu ihren königlichen Eltern und teilte ihnen streng vertraulich mit, dass sie sich eine Stärkung und Vertiefung der losen Beziehungen ihres kleinen Maragon mit dem großen Nachbarreich Borodogien vorstellen könne und für wünschenswert hielte. Ihre Eltern stimmten ihr grundsätzlich zu und ließen Prinz Boris an den Thron bitten. Nach den üblichen Einleitungsworten fragte der König:
„Ihr habt unsere Tochter Angelina schon kennengelernt?“
„Ich hatte die große Ehre, sie zum Tanz zu führen.“ Prinz Boris offenes Gesicht überzog eine ganz leichte Röte, als er fortfuhr: „Es mag an meiner eigenen Größe liegen, dass ich mich zu diesem zarten elfenhaften Geschöpf hingezogen fühle.“
Königin Gabriela richtete sich ein wenig auf und ihr Gesichtsausdruck vermittelte dem Prinzen, dass seine Antwort höchst unangebracht war. Verzweifelt versuchte der Prinz, die Ursache zu erkennen und dann erst bemerkte er, dass Königin Gabriela nicht nur recht klein war wie ihr Gemahl und ihre Tochter, sondern auch alles andere als zierlich. Ihre Leibesfülle wurde aber durch die königlichen Gewänder und den königlichen Schmuck so hervorragend verborgen, dass sie ihm nicht ins Auge gefallen waren. Und Prinz Boris, der als sehr schlagfertig galt, fand in der zu Ende gehenden Zeit seiner Audienz keine angemessenen Bemerkungen. So wollte er sich schon geknickt verabschieden, als Königin Gabriela mit einem geradezu verschlagenen Lächeln meinte:
„Würdet ihr um die Hand unserer Tochter anhalten wollen?“
„Von Herzen gern.“
„Nun, alles weitere werden unsere Minister regeln. Lasst uns die Verlobung bekannt geben.“, sprach der König und schon wurden Fanfaren geblasen und der Oberhofmarschall rief mit laut hallender Stimme die Verlobung zwischen Prinz Boris von Borodogien und Prinzessin Angelika von Maragon aus. Die Hochzeit, verkündete er weiter, werde in einem Monat gefeiert.
Dieser kommende Monat war, wie kann es anders sein, mit fieberhaften Beratungen, Vertragsunterzeichnungen, Modenschauen, Geschenkbegutachtungen, Bällen und anderen Festlichkeiten so angefüllt, dass Prinz Boris erst bei der feierlichen Vermählung hinhörte und erfuhr, dass seine ihm angetraute Braut Angelika Rafaela von Maragon hieß. Aber er meinte, Angelina, wie sich seine Tanzpartnerin genannt hatte, sei dann wohl ein Kosename.
Sofort in der Nacht nach der fulminanten Hochzeitsfeier brach das prinzliche Paar auf, um auf das kleine Schloss Fraicheur in Borodogien zu reisen und dort die Flitterwochen zu verbringen. Nur ein kleines Gefolge bestehend aus zwei zierlichen Hofdamen der Prinzessin und zwei ellenlangen Kammerherren des Prinzen begleitete sie auf der Reise, da das Schlösschen mit voller Dienerschaft ausgestattet war. Selbstverständlich reisten der Prinz und die Prinzessin in getrennten Kutschen, jeweils begleitet von einer Hofdame beziehungsweise einem Kammerherrn. Die beiden verbleibenden Mitglieder ihres Hofstaates reisten gemeinsam in einer dritten Kutsche.
Die beiden führten ein angeregtes Gespräch miteinander, ein aufmerksamer Beobachter hätte aber bemerkt, dass sich beide mit ungelösten Fragen beschäftigten. Der Hofdame fiel nämlich auf, dass der Kammerherr nicht nur außergewöhnlich belesen war, er wirkte mit seiner Brille und einem kleinen Bärtchen auch sehr gelehrt. Dennoch erinnerte er die Hofdame an eine andere Person, sie fand nur während der Fahrt nicht heraus, an wen. Dem Kammerherren ging es übrigens nicht anders. Unter der großzügig aufgetragenen Schminke seiner Reisegefährtin erahnte er ein Gesicht, das ihm außerordentlich bekannt vorkam, aber der dazugehörige Name stellte sich ihm nicht ein.
Nach drei Stunden ansonsten angenehmer Fahrt bogen die drei Kutschen in den Schlosshof ein, die Reisenden betraten das Schloss und suchten umgehend ihre Zimmer auf. Zwischen den Gemächern der Prinzessin, die während der Verlobungszeit nach Anweisungen aus Maragon hergerichtet worden waren und den Gemächern, die Prinz Boris schon seit Jahren jeden Sommer bewohnte, befand sich der prinzliche Schlafsaal. Anders konnte dieser riesige Raum mit seinem überbordenden Himmelbett und seinen weichen Teppichen auf dem kalten Marmorboden kaum angemessen benannt werden.
Hier nun trafen Boris und Angelika zum ersten Mal ohne Dienerschaft und Hofstaat und vor allem ohne all den Prunk und Pomp an ihren Leibern zusammen. Sie traten gleichzeitig aus den gegenüberliegenden Türen in den Schlafsaal, der von einer Flut von Kerzen festlich erleuchtet war. Beide waren mit reinweißen damastenen Nachtgewändern bekleidet und beide sahen nach einem ersten Blick auf einander sehr unglücklich aus und sanken jeweils auf eines der an den Wänden bereitstehenden Sofas.
„Ihr seid nicht Angelina. Das wird Konsequenzen haben!“ Boris fühlte Ärger, aber auch Verzweiflung in sich aufsteigen und brauchte unbedingt einen Schuldigen, an dem er seine Wut abladen konnte.
„Hört erst meine Geschichte, dann dürft ihr handeln, wie es euch beliebt.“ Angelika sprach sehr leise, ihre Stimme klang sehr traurig und sie schien sich in ihrem Damasthemd gar nicht wohl zu fühlen.
Boris überlegte. War sie zu diesem Betrug gezwungen worden? Was war dies für eine Intrige? Gegen wen war sie gerichtet? Gut, er wollte erst Tatsachen haben und dann seine weiteren Schritte in Ruhe festlegen. „Nun gut, ich höre euch zu.“
„Ich bin Angelika Rafaela, das habt ihr ja gehört, und zwei Jahre älter als meine Schwester Angelina Gabriela, die ihr auf dem Bankett kennengelernt habt. Schon als ich ein Kind war, übertraf ich meine Mutter in der Leibesfülle und meinen Vater in den geistigen Fähigkeiten. Sobald ich Lesen und Schreiben gelernt hatte, zog ich mich in die königlichen Bibliotheken zurück, so oft ich nur konnte. Die Hoflehrer konnten meine Eltern überzeugen, mich studieren zulassen und heute lehre ich Philosophie und Literatur an der königlichen Universität von Maragon und ich bin bisher mit meinem Schicksal glücklich gewesen.“
Prinz Boris, der an der kleinen Universität von Borodogien viel lieber Literatur als Militärgeschichte studiert hatte, betrachtete Angelika mit neuem Interesse.
„Aber warum dann diese Täuschung?“
„Als ich volljährig wurde und jeden Versuch meiner Mutter, mich zu verheiraten, erfolgreich abgewehrt hatte, erklärte meine Mutter dem königlichen Rat, dass Angelina als jüngere Tochter auch erst als zweite heiraten dürfe. Und wer um ihre Hand anhalte, werde mit mir verheiratet. Und niemand traute sich, meiner Mutter zu widersprechen.“
Boris nickte stumm. Es war Brauch, dass die Braut in einem weiten jede Form verbergenden Hochzeitskleid und tief verschleiert in die Ehe gegeben wurde. Auch während der Hochzeitsfeier blieb die Braut ihrem angetrauten Ehemann fern und erst in der Hochzeitsnacht sahen die beiden einander ohne die verhüllenden Umkleidungen. Bei der Feier hatte Boris über diesen Brauch gelächelt. Schließlich hatte er seine Braut ja auf dem Bankett gesehen. Nein, durchfuhr es ihn siedendheiß, er hatte sie eben nicht gesehen. Zorn stieg erneut in ihm auf, den er mühsam unterdrückt, um hervorzupressen: „Und nun sind wir verheiratet und unsere Gesetze ebenso wie unsere sittlichen Grundsätze lassen eine Lösung, wie sie Jakob vor vielen Generationen fand, gewiss nicht zu.“
Angelika durchfuhr bei der Erinnerung an diese Geschichte eine tiefe Wehmut. Aber sie nahm sich zusammen und lächelte leise. „Soweit ich weiß, war auch Lea sehr schön und ich werde mich gewiss nicht mit ihr vergleichen. Nein, als Angelina und ich erfuhren, was unsere Mutter beschlossen hatte, entwickelten wir einen Plan. Als erstes beschlossen wir beide, nicht zu heiraten. Das war wahrscheinlich ein dummer und kurzsichtiger Einfall, aber er war auch nur der erste Punkt unseres Planes.“
„Und der zweite?“ Boris lag inzwischen entspannt in den weichen Kissen seines Sofas, dachte kaum noch an Kampf und kriegerische Auseinandersetzungen, sondern hörte gespannt zu.
„Sollte ein Prinz um Angelinas Hand anhalten, würde er den Betrug erst in der Hochzeitsnacht mit eigenen Augen erfahren. Also habe ich mein kleines Gefolge sorgfältig ausgewählt.“
„Ich weiß, zwei zierliche Hofdamen, die zu Angelina sehr gut passen.“ Nach einer kleinen Pause fuhr Boris verlegen fort: „Zu euch natürlich auch.“
Angelika schien über diese Worte gar nicht verstimmt. Sie lachte fröhlich und ihre blauen Augen blitzten geradezu im Schein der vielen Kerzen, die den Schlafsaal erhellten. Und Boris dachte ‚Wenn sie doch nur etwas schlanker wäre’ und überlegte, ob er die königlichen Medizinalräte und Diätassistenten – sein Vater neigte zu leichter Leibesfülle – nach Fraicheur beordern sollte.
Angelika merkte sofort, dass Boris von seinen Gedanken abgelenkt wurde und wartete mit ihrer Erzählung, bis er sich ihr wieder zuwandte.
„In Wirklichkeit gibt es nur eine Hofdame, ich habe sie an der Universität kennengelernt und wir sind Freundinnen.“
„Ich verstehe euch nicht, ich habe doch zwei Hofdamen gesehen.“
„Jetzt ja, aber in all den Jahren vorher hat Katharina, so heißt meine Hofdame, eine Doppelrolle gespielt. Sie war eine hervorragende Diebin, bevor sie ihre Liebe zur Wissenschaft entdeckte, und kann sich so schnell bewegen und umkleiden und ihre ganze Erscheinung verändern, dass wirklich alle meinten, ich hätte zwei Hofdamen, wie sie mir ja standesgemäß zustehen.“
„Aber was wolltet ihr mit dieser Täuschung bezwecken? Und wer ist die zweite Hofdame?“ Boris war verwirrt und versuchte verzweifelt, einen Sinn hinter dieser wirren Geschichte zu erkennen.
„Ihr habt wirklich keine Idee? Kein Geistesblitz?“ Angelika schaute ihn geradezu enttäuscht an, was Boris regelrecht peinlich war. Ihm war zunehmend daran gelegen, bei Angelika in einem guten Licht zu stehen und er fragte sich verblüfft, wohin diese Nacht wohl noch führen werde.
„Nein, tut mir leid. Vielleicht ist es schon zu spät, oder da es, wie ich gerade sehe, schon hell wird, zu früh für Geistesblitze.“
„Nun, ich konnte auf keinen Fall eine überflüssige Hofdame zurücklassen. Sie hätte vermutlich den Zorn meiner Mutter erleiden müssen. Aber ich wollte auch auf gar keinen Fall ohne meine Schwester verreisen.“
Boris schaute Angelika entgeistert an und benötigte mehrere Minuten, bis er seinen Mund wieder zuklappen konnte und hervorbrachte: „Dann ist eure zweite Hofdame in Wahrheit Angelina?“
„So ist es:“ Aus einer dunklen Ecke des Schlafsaales kam nun eine ebenfalls weiß gewandete Gestalt herbeigeschwebt, die Boris nach einem kurzen Erschrecken eindeutig als seine Tanzpartnerin Angelina erkannte. Mit einem Juchzen sprang er auf und umhalste sie, löste sich aber wieder von ihr und lies sich auf das Sofa fallen: „Und was machen wir nun?“
Die beiden Prinzessinnen sahen ihn stumm fragend an.
„Schließlich bin ich jetzt mit Angelika verheiratet und eine königliche Ehe ist unauflöslich.“ Boris Augen flogen zwischen den beiden Prinzessinnen die nebeneinander auf zwei Sofas saßen, hin und her „Ihr wart doch unter dem Hochzeitskleid verborgen oder wart ihr es?“
Beide Prinzessinnen schwiegen und Boris verbarg aufschluchzend sein Gesicht in seinen Händen. Nach einiger Zeit begann er zu lachen, ja, sein Körper wurde geradezu geschüttelt von einem lang anhaltenden Lachanfall. Verwundert und allmählich verstört betrachteten die beiden Prinzessinnen diese Verwandlung. Schließlich beruhigte sich Boris:
„Ich bitte euch um Entschuldigung, aber diese Geschichte ist so unglaublich, dass ich euch eine noch unglaublichere Geschichte offenbaren möchte.“
Dann stand er auf, ging zur Tür, die zu seinen Gemächern führte, öffnete sie und rief „Bodo, komm bitte herein.“ Und schon stand einer der beiden Kammerherren in voller Dienstkleidung aufrecht neben Prinz Boris im Zimmer und verneigte sich ehrerbietig vor den beiden Prinzessinnen. Die Morgensonne schien inzwischen durch die hohen Fenster des Schlafsaales, Angelina erkannte den Kammerherrn, mit dem sie in der Kutsche gefahren war. Er trug allerdings keine Brille und jetzt erkannten beide Prinzessinnen, dass sich Prinz Boris und sein Kammerherr sehr ähnlich sahen.
„Seid ihr etwa ...“, begann Prinzessin Angelina.
„... Brüder oder gar Zwillinge, wie Jakob und Esau?“ vollendete Prinzessin Angelika.
Prinz Boris und Bodo setzten sich auf zwei leere Sofas und nach einer längeren Pause erzählte Boris: „Es war geradezu eine Katastrophe, als unsere Mutter Zwillinge gebar und der jüngere von uns beiden wurde umgehend einer Lehrerfrau übergeben, deren Sohn gerade tot geboren worden war. Dort wuchs Bodo mit vielen Geschwistern auf, während ich ein Einzelkind war und blieb. Wir lernten uns erst an der Universität kennen. Als wir überlegten, wie wir unsere Ähnlichkeit für Streiche ausnutzen könnten, entdeckten wir, dass wir zur gleichen Stunde geboren worden waren. Ich forschte ein wenig nach und wir stellten eindeutig fest, dass wir Zwillinge sind. Wir haben unsere Entdeckung aber niemandem mitgeteilt und Bodo ist seitdem einer meiner Kammerherren und auch Dozent an unserer Universität. Und weil am Hof die Kleidung mehr gilt als der Inhalt, hat jedenfalls offiziell noch niemand unsere Ähnlichkeit bemerkt.“
Bodo nickte leicht zu den Worten seines Bruders, brachte aber kein Wort hervor und schien geradezu in das Sofa hineinkriechen zu wollen.
Angelika seufzte leise. „Also bekomme ich Bodo und ihr nehmt Angelina und alles ist in bester Ordnung.“
Angelina und Bodo, der heftig errötet war, vielleicht weil er sich in seiner formellen Kleidung unter all den Nachthemden ein wenig unpassend fühlte, schauten gespannt auf Boris.
„Nein, nichts ist in Ordnung.“, flüsterte Boris schließlich. „Ich habe die falsche Entscheidung getroffen. Dieses Gespräch heute Nacht hat mir deutlich gemacht, dass das Aussehen ... also ... äh ...“ Boris gab sich einen Ruck: „Prinzessin Angelika Rafaela, ich hoffe, wir sind wahrlich verheiratet.“
„Das sind wir.“, jauchzte Angelika und fiel ihrem Boris um den Hals. Endlich kam es zu dem ersten Kusswechsel der frisch Getrauten, die sich in einem Maße gehen ließen, dass selbst eine gestandene Oberhofdame Krämpfe in einer unaussprechlichen Gegend bekommen hätte. Als sie sich recht zerzaust und derangiert endlich wieder voneinander lösten, konnten sie sehen, dass Bodo und Angelina nun auf einem Sofa saßen und nicht nur ihre Hände sich unaufhaltsam aufeinander zu bewegten.
„Als Thronfolger und Herzog von Fraicheur bist du doch berechtigt, deine Dienstboten zu vermählen?“ neckte Angelika ihren Ehegatten.
„Aber was wird eure Mutter sagen? Ich möchte keinen Krieg mit Maragon verursachen.“
Angelina lachte ihr glockenhelles Lachen. „Sie wird so glücklich sein, dass Angelika unter der Haube ist und einen stattlichen Prinzen gefangen hat, dass sie den verheimlichten Zwilling gerne schlucken wird.“
Und so geschah es auch und die beiden Paare lebten glücklich miteinander und unternahmen erfolgreiche Forschungen im Bereich der Kindererzeugung und –erziehung. Schließlich erbte Boris als der legale Nachfolger beide Königreiche, vereinte sie aber nur, um sie gleich wieder unter den beiden Paaren aufzuteilen. Und wenn sie nicht gestorben sind, herrschen sie heute noch in Frieden und Eintracht über ihre Länder und Familien.