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Die Fliege

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31.05.2004
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Die Fliege

Er sitzt auf einem Hocker in seinem Zimmer. Kaum größer als eine Zelle. Wenig eingerichtet. Nur ein Tisch, darauf ein Stift und ein Block. Nichts Überflüssiges. Die Sonne scheint durch ein kleines vergittertes Fenster. Sie lässt in der staubigen Luft Lichtstrahlen entstehen. Vor dem Fenster fliegen zwei Hornissen aufeinander zu und vereinigen sich zu einem surrenden Knäuel. Für das Auge zu schnell, zu wirr. Sie fallen ein Stück, steigen dann auf. Immer wieder von neuem. Nach einer Weile fliegen sie auseinander. Es ist ruhig. Nur ein paar leuchtende Staubkörnchen schweben durch die Luft. Sonst nichts. Der Mann schaut immer noch aus dem Fenster. Die Lichtstrahlen wandern langsam weiter. Regungslos sitzt er da, starr wie eine Statue. Plötzlich ein Ruck, ein paar schnelle Bewegungen und schon jagt der Stift, über den Block. Ein silberner Kugelschreiber mit matten, goldenen Streifen verziert. Seine Augen streng auf das Blatt gerichtet, das Gesicht verzerrt. Die Hand macht ruckartige Bewegungen. Nach ein paar Zeilen hört er auf. Jetzt sitzt er wieder versunken da.
„Das Leben, ein Kampf. Das Ringen nach dem Sinn, ein Streit der Gegensätze. Die Welt, eine Anhäufung des Chaos. Untrennbar für das Auge des Verstandes. Unentwirrbar - nur von sich selbst. Doch mit dem Verstand zerlegt, geht auch der letzte kleine Sinn verloren.“ Steht in krummen, roten Buchstaben auf dem Papier.
Langsam wandern die Lichtstrahlen weiter. Mit einem sanften Summen kommt eine Fliege in das Zimmer geflogen. Klein und schwarz schwebt sie über dem Schreibtisch. Fliegt Kreise und Achten, als wollte sie ihm etwas sagen. Die Augen des Mannes sind auf die Fliege gerichtet. Die Versuche darin Buchstaben zu lesen vergebens. Die Bahn, sinnlos und unbegreiflich. Von seinen Blicken verfolgt, fliegt sie wieder hinaus. Ihre Flügel beginnen im Licht zu schillern. Wie tausend winzige Edelsteine. Ein Vogel huscht vorbei, die Fliege ist verschwunden. Vom Licht getroffen beginnen die Verzierungen des Stiftes zu funkeln. Mit einem Lächeln beugt sich der Mann über den Tisch und greift nach dem Stift.
„Scheinbar sinnlos, da gefangen im Kerker. Eisern vergittert mit den Regeln des Verstandes. So ist es nur sinnloses Treiben. Kein Leben. Ein Raubzug. Da bin ich wie der Vogel. Ein Räuber, ein Dieb. Ein Nichts, geschmückt mit lauter fremden Federn. Meine Beute, die Botschaft der Fliege: „Brich aus! Reiß dich los! – Lebe!““

 

Hallo einMensch,
Willkommen bei KG.de

Zum Inhalt:
eine bizarre Geschichte, die du da schreibst. Wenn ich die Botschaft richtig verstanden habe, fragt sich der Protagonist nach dem Sinn seines Daseins.

Nun, wenn man nach dem Sinn fragt, ist man meist nicht mehr darin (Im Dasein). ;)

Die Antwort, darauf ist einfach, wie es scheint

:„Brich aus! Reiß dich los! – Lebe!““

Textliches nur beispielhaft:

Sie lässt in der staubigen Luft leuchtende Säulen entstehen
.
Ich sehe (mehrere) senkrechte Lichtsäulen nebeneinander stehen. weiß aber was du meinst.
Gleich einer Uhr wandern die Lichtsäulen weiter
Mein Eindruck von (mehreren) :confused: senkrechten Lichtsäulen, wird hier verstärkt. Nur dass sie im kleinen Zimmer hin und her laufen. ;)
Ich weiß aber was du meinst.
Nur wenn du Vergleiche und Methaphern gebrauchst, sollten sie schon im Kontext stehen, um entsprechende Bilder und Stimmungen zu liefern. Wenn du vergangene Zeit beschreiben willst, solltest du mit deinen Vergleichen ein wenig genauer sein. ;)

Vor dem Fenster fliegen zwei Vögel aneinander vorbei, kehren um und vereinigen sich zu einem kreischenden Federknäuel
Auch jenes Bild, kann ich mir vorstellen, habe ich den Kampf zweier Vögel z.B. zur Brutzeit oft genug selbst beobachtet. Auch hier sehe ich die Methapher für eine Jahreszeit, aber nur unvollständig und ungenau. Die Beschreibung finde ich wenig gelungen. Menschen laufen anneinander vorbei, aber Vögel?
Sie wollen den Kampf und attackieren sich im Flug. Dass wolltest du doch aussagen?
Für das Auge zu schnell, zu wirr. Die Kugel sinkt zu Boden. Die Vögel fliegen wieder auf und beginnen von vorne. Federn schweben durch die Luft.
Etwas ungelenk beschrieben, deine Beobachtung. Eine Kugel aus Vögeln, die sinkt. Was sinkt den in der Luft? :Pfeif:

Der Kugelschreiber kratzt auf dem Papier
Ja, früher kratzten Federn über das Papier. Kugelschreiber haben den angenehmen Vorteil über das Papier zu gleiten. Es sei denn, die Mine ist fast leer. Dann kratzt man schon.
Dieser Stil wird durchgängig in der Geschichte fortgesetzt.
Fazit:
Die Geschichte lebt von Bildern, die meiner Meinung nach zu sehr verkrampfte Stilblüten, als wirklich gelungene Vergleiche und Methaphern sind. Sie umrahmen eine Erkenntnis, die nach dem Sinn im Leben fragt. Die Antwort ist einfach, aber sinnig, regt zum Nachdenken an.
Wenn die Geschichte stilistisch überarbeitet ist, könnte sie noch gewinnen.

Trotzdem gerne gelesen

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo EinMensch,
jetzt ist die goldene Dame mir mit ihrer Kritik zuvor gekommen! Nun, ihre und meine ergänzen sich ganz gut, glaube ich. An einigen Stelle ist deine Geschichte noch recht holprig.

Mit knappen Sätzen skizzierst du eine düstere Stimmung, einige Bilder haben mir sehr gut gefallen, z. B.: Sie lässt in der staubigen Luft leuchtende Säulen entstehen. (Auch wenn ich sie mir, wie die goldene Dame, nicht so genau vorstellen kann.) - Wie tausend kleine Edelsteine.
Ich bin mir nur nicht ganz sicher, was du mit der Geschichte ausdrücken willst. Ich vermute, dein Prot sitzt im Gefängnis, er wirkt auf mich sehr kopflastig, sitzt fast unbeweglich da, schreibt seine Gedanken auf. "Doch mit dem Verstand zerlegt, geht auch der letzte kleine Sinn verloren.", schreibt er und sucht dennoch einen Sinn im Flug der Fliege. Er scheint seinen eigenen Widerspruch nicht zu sehen. Oder er will ausbrechen daraus. Das äußere Gefängnis als Symbol für sein inneres: "Eisern vergittert mit den Regeln des Verstandes." Der arme Mensch! Er fordert die Fliege auf, auszubrechen und meint doch sich selbst. Gut!
Ich weiß nur nicht wen er mit folgendem Satz meint: "Für ihn ist es nur sinnloses Treiben." Die Fliege wohl kaum, sie ist doch nicht eingesperrt.

Noch ein paar Verbessungsvorschläge:
Es ist klein. Wenig eingerichtet. Ein Tisch, darauf ein Stift und ein Block.
Schreibe lieber konkret, wie klein? Der zweiter Satz ist genauso unkonkret und überflüssig, im dritten wirst du konkret!

Rechtschreibfehler:
Stilleben von Stil, glaube ich, also nur zwei l.
Unentwirrbar - nur von sicht selbst.: Sollte es nicht sich heißen?
liebe Grüße
tamara

 

Hallo Goldene Dame und Tamara

Erstmal vielen Dank für die ausführliche Kritik.
Ich werde mich demnächst einmal hinsetzen und die kritisierten Punkte ändern.

@ tamara
Mit "ihn" war eigentlich der Verstand gemeint. Wollte einer Wortwiederholung entgehen und mir ist kein passendes Synonym eingefallen.
Stillleben sicher mit 3 L.
Danke
Einmensch

 

So jetzt habe ich die Geschichte mal Überarbeitet. Hoffentlich nicht zu sehr zum Schlimmen verändert. Die Vögel habe ich ganz rausgenommen, eignen sich doch nicht so gut. Sollten eigentlich auch auf keine Jahreszeit deuten.

Einmensch

 

Hallo EinMensch,
der Text wirkt jetzt flüssiger, aus den Vögeln sind Hornissen geworden, na gut. Das mit den "leuchtende Staubkörnchen schweben durch die Luft." gefällt mir gut. Der abgehackte Stil ist nicht meiner, aber er passt zu der Aussage des Textes. Der arme Mann. Ich hoffe, du bist nicht so ein hoffnungsloser Fall! ;)

Nur noch ein Tippfehler:
"Unentwirrbar - nur von sicht selbst." sollte wohl 'sich' heißen.
Mit dem Stillleben hattest du übrigens doch Recht, kommt wohl von still sitzen! ;)
Gruß
tamara

 

Hallo

Danke, dass du mich nochmal auf den Tippfehler hingewiesen hast. Ich dachte, ich hätte ihn schon behoben.

Gruß
EinMensch

 

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