Hi Dziki!
Es sind noch ein paar Fehler in dem Text:
Der gutgekleidete Mann ging die Altstadt entlang.
Sollte es nicht
durch die Altstadt heißen?
Es war schon sehr spät, und er fühlte sich unwohl, denn er wusste, dass dies nicht die richtige Zeit für ihn war.
Wie es der Zufall wohl wollte, kam jemand auf ihn zu, und er wusste, dass es ein unheilvolles Treffen war.
Das
wohl ist ein Füllwort. Streichen.
Der andere hatte einen alten zerschlissenen Mantel an, und sein Vollbart und sein zerfurchtes Gesicht ließen auf ein Leben auf der Straße hindeuten.
Komma rein, unnötige Wortwiederholung, und dass etwas auf etwas hindeuten
lässt, ist mir neu. Es heißt
deutete ... hin.
Der gutgekleidete Mann verneinte und war daran(?) weiterzugehen.
Kann man das so sagen? Ich bin daran, etwas zu tun ...
Ich würde aber
schickte sich an bevorzugen.
Und er entfernte die Sicherung.
Ist das eine Handgranate? Entfernen heißt wegnehmen, ablösen. Du kannst doch schreiben
er entsicherte die Waffe.
Wohlwissend dass der andere die Tat nicht begehen würde.
Das ist inhaltlich schlicht falsch. Er
glaubt, dass der andere die Tat nicht begehen wird. Man kann nicht wissen, wo man im Irrtum ist.
Wohl meinend, im (sicheren) Glauben ... Such dir eine Wendung aus. Und statt würde klingt werde
schöner. Wenn man den Konjunktiv schon einsetzen kann, sollte man's auch tun.
Und der andere drückte ab.
Du schreibst aus der Sicht des Gutgekleideten, und für den ist das eine Überraschung. Das
Und suggeriert Folgerichtigkeit. Lass es besser einfach weg.
Mein Gesamteindruck: "Nicht viel Zeit darauf verwendet" ist eine Untertreibung. So viele Fehler und so holpriger Stil sind nur in einem Text möglich, der mal eben in einer Viertelstunde hingekliert wurde - oder noch weniger Zeit.
Wenn du willst, dass deine Fragestellung/Botschaft ernst genommen wird, bitte etwas mehr Mühe verwenden.
Der Abstraktionsgrad hat den Vorteil, dass der Leser eine klare Konstellation vor Augen hat, wenn er über die Botschaft nachdenkt. Der Nachteil, den ich für entscheidender halte, besteht darin, dass ich den Text nach dem Lesen schnell wieder vergessen kann, weil mich die Geschichte nicht berührt. Vielleicht eher eine Geschmacksfrage, denn diese Parabel ist sicher nicht die erste, die in dieser minimalistischen Form geschrieben ist.
Wenn ich mich auf die Frage einlassen sollte ... Nun, damit die funktioniert, muss ich erst mal davon ausgehen, dass die Szene nicht in einem Land spielt, wo die Gesellschaft ein Umverteilungssystem eingerichtet hat - unseres kann schon mal wegfallen, denn der Gutgekleidete könnte auf die Frage des Penners antworten: "Hähä, ich geb dir doch schon dauernd Geld - durch meine Steuern, du Schmarotzer!" Und der Selbstmord würde ganz sicher nicht aus Hunger geschehen, es sei denn, er verjubelt die Sozialhilfe beim Glücksspielautomaten.
Wenn also diese Frage für unsere Gesellschaft relevant sein sollte, dann müsste eine Situation konstruiert werden, in der der Bittende von diesem System nicht profitiert, ohne selbst dran schuld zu sein. Wie sollte das gehen?
Im Gegensatz zu Lukas bin ich der Meinung, dass der Text nicht die richtigen Fragen stellt. Es geht hier nicht um eine Infragestellung der Macht- und Besitzverhältnisse, sondern darum, ob der Reiche dem Armen etwas abgeben sollte, also um eine reine Frage der Nächstenliebe und Mildtätigkeit, nicht der Gerechtigkeit. Diese Frage haben alle Gesellschaften unabhängig vom Wohlstandsniveau inzwischen beantwortet. Selbst die radikalkapitalistischen Länder lassen ihre Armen nicht einfach verhungern.
Ciao, Megabjörnie